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Die «Umesinger»-Lieder von Bremgarten - alv

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<strong>alv</strong> Aargau<br />

Auch dank Geldern der Schneider-Wülser-Stiftung wurde die neue <strong>«Umesinger»</strong>-Kantate ermöglicht. Foto: zVg.<br />

Schneider-Wülser-Stiftung. <strong>Bremgarten</strong><br />

verfügt über ein vielfältiges historisches<br />

Kulturgut, welches bis heute<br />

den Alltag des Städtchens an der Reuss<br />

prägt. Dazu gehören die zwölf <strong>«Umesinger»</strong>-<strong>Lieder</strong>»,<br />

die seit Jahrhunderten<br />

in den Weihnachtstagen gesungen<br />

wurden.<br />

Schüler der Lateinschule verdienten sich<br />

so in vergangenen Zeiten einen willkommenen<br />

Batzen, wenn sie <strong>von</strong> Haus zu<br />

Haus zogen und mit ihrem Gesang die<br />

Bewohner erfreuten. Wissenschaftlich<br />

erwähnt wurden die <strong>«Umesinger»</strong>-<strong>Lieder</strong>»<br />

1921 <strong>von</strong> Adele Stöcklin, die im Auftrag<br />

der Schweizerischen Gesellschaft für<br />

Volkskunde eine Sammlung <strong>von</strong> Weihnachts-<br />

und Neujahrsliedern herausgab.<br />

Aus den Quellenangaben geht die Geschichte<br />

jedes einzelnen Liedes hervor:<br />

zum Teil sind es <strong>Lieder</strong>, die nur in <strong>Bremgarten</strong><br />

gesungen wurden, teilweise sind<br />

es bekannte Melodien, die im ganzen<br />

deutschsprachigem Raum beheimatet<br />

waren.<br />

Neubelebung des Brauchs<br />

Joseph Iten, Musikdirektor und Bezirkslehrer<br />

in <strong>Bremgarten</strong>, stellte aufgrund<br />

<strong>Die</strong> <strong>«Umesinger»</strong>-<strong>Lieder</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Bremgarten</strong><br />

der überlieferten Lieddokumente ein<br />

<strong>Lieder</strong>büchlein für seine choralbuben<br />

zusammen. Dank der Initiative <strong>von</strong> engagierten<br />

Lehrpersonen der Schule <strong>Bremgarten</strong><br />

und dem Verkehrsverein <strong>Bremgarten</strong><br />

wurde dieser wertvolle Brauch<br />

mit Unterbrüchen seit 1975 immer wieder<br />

belebt. <strong>Die</strong> <strong>«Umesinger»</strong> sangen die alten<br />

Weisen und sammelten dabei für einen<br />

guten Zweck.<br />

Zum Fünf-Jahr-Jubiläum der Bremgarter<br />

Kantorei, die die Förderung klassischen<br />

chorgesanges für Kinder und Jugendliche<br />

zum Ziel hat, erklang Musik <strong>von</strong> Bremgarter<br />

Komponisten im Adventskonzert<br />

vom 27. November 2011.<br />

Neue <strong>«Umesinger»</strong>-Kantate<br />

«<strong>Die</strong> wahre Tradition ist nicht Zeuge einer<br />

abgeschlossenen Vergangenheit, sondern<br />

ist die lebendige Kraft, die die Gegenwart<br />

anregt und belehrt.» <strong>Die</strong> Worte des berühmten<br />

russischen Komponisten Igor<br />

Strawinsky drücken treffend aus, was<br />

die Leitung der Kantorei dazu bewog,<br />

die <strong>«Umesinger»</strong>-<strong>Lieder</strong> ins Konzertprogramm<br />

aufzunehmen. Der in <strong>Bremgarten</strong><br />

geborene und bekannte Flötist und Komponist<br />

Stefan Keller (www.fl utetrends.ch)<br />

erklärte sich spontan bereit, eine Lied-<br />

kantate zu schreiben. Inspiriert <strong>von</strong> den<br />

einzelnen <strong>Lieder</strong>n verstand es der Komponist,<br />

mit seiner zeitgenössischen Tonsprache<br />

den Grundgedanken jedes Liedes<br />

in unserer Zeit erklingen zu lassen. So<br />

fügen sich nun sieben <strong>«Umesinger»</strong>-<strong>Lieder</strong><br />

– gesungen in der archaischen zweistimmigen<br />

Fassung – im Wechsel mit den<br />

virtuosen Orchesterstücken zur neuen<br />

<strong>«Umesinger»</strong>-Kantate zusammen. Ein<br />

grosser Dank geht an dieser Stelle an die<br />

Schneider-Wülser-Stiftung, die mit ihrem<br />

grosszügigen Beitrag die Finanzierung<br />

dieser neuen Komposition ermöglichte.<br />

Weihnachtslieder<br />

<strong>Die</strong> Weihnachtslieder (Ehr sei dem höchsten<br />

Gott, Mein Mund der singt, S<strong>alv</strong>e trinum<br />

optimum, Puer natus est, Kommt<br />

all herein ihr Engelein, Beata immaculata,<br />

Reges de Saba veniunt) erfuhren<br />

im Dezember 2011 ein richtiggehendes<br />

Revival, denn ein glücklicher Zufall<br />

wollte es, dass der Verkehrsverein<br />

Heinrika Rimann, die Leiterin der Kantorei,<br />

mit der Wiederaufnahme des<br />

<strong>«Umesinger»</strong>-Brauches beauftragte. Zum<br />

Mädchen- und Knabenchor der Bremgarter<br />

Kantorei gesellten sich noch weitere<br />

25 Schulkinder, die <strong>von</strong> Oktober bis<br />

Schulblatt AG/SO · 2/2012<br />

13


Schulblatt AG/SO · 2/2012<br />

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Dezember die nicht ganz einfachen<br />

Melodien und Texte in einer wöchentlichen<br />

Probe lernten. Musikalische<br />

Brücken zwischen historisch gewachsenen<br />

Musikwelten zu schaffen, ist<br />

der chorleiterin ein grosses Anliegen.<br />

So gehörten auch ein paar moderne,<br />

vom Gospel inspirierte Melodien und<br />

vor allem das neue <strong>«Umesinger»</strong>-Lied<br />

«Wiehnachte, o Wiehnachte bisch<br />

weder öise Gascht» zum diesjährigen<br />

Repertoire.<br />

Erfreuliche Auftritte<br />

Mit diesen <strong>Lieder</strong>n erfreuten die jungen<br />

Sänger und Sängerinnen bei diversen<br />

Anlässen:<br />

Sei es am Adventskonzert, am Konzert<br />

im Rahmen der Märtchile, beim Auftritt<br />

im Städtchen im Dezember oder<br />

am Familiengottesdienst vom 24. Dezember,<br />

an dem auch die Orchesterfassung<br />

wieder erklang. Sehr erfreulich<br />

war auch die Wiederaufnahme des<br />

<strong>«Umesinger»</strong>-Brauches: Am 27. und<br />

29. Dezember zogen am Abend sechs<br />

<strong>«Umesinger»</strong>-Gruppen durch die Gassen<br />

und Strassen der Stadt und konnten<br />

mit ihrem fröhlichen Weihnachtsgesang<br />

einen ansehnlichen Geldbe-<br />

trag sammeln, der dem Kinderheim<br />

St. Benedikt in Hermetschwil zugute<br />

kommen wird.<br />

Dank<br />

An dieser Stelle nochmals einen persönlichen<br />

Dank an die Schneider-<br />

Wülser-Stiftung. Sie ermöglicht mit<br />

ihren Beiträgen, dass Strawinskys<br />

geflügeltes Wort immer wieder Wirklichkeit<br />

werden darf: Engagierte Künstler<br />

können wirklich zu Kulturschaf-<br />

fenden werden und nicht nur Kulturreproduzierende<br />

bleiben. Ebenso ei-<br />

nen Dank an die Schulleitung Brem-<br />

garten, den Verkehrsverein <strong>Bremgarten</strong>,<br />

die Stadtbehören, die Kommis-<br />

sion der Märtchile, die Katholische<br />

Kirchenpflege <strong>Bremgarten</strong> und alle<br />

anderen Sponsoren, die die verschiedenen<br />

Anlässe unterstützt haben.<br />

Guido Wirth, Schulleitung <strong>Bremgarten</strong>,<br />

Heinrika Rimann Beltrán, Bremgarter<br />

Kantorei<br />

<strong>alv</strong> Aargau<br />

Mundart im Kindergarten<br />

Wer eine Sprache erfolgreich lernen will, muss sich beim Gebrauch wohlfühlen. <strong>Die</strong>s gilt für Kinder<br />

wie für Lehrpersonen. Foto: Fotolia.<br />

Kommentar. <strong>Die</strong> Diskussion um Hochdeutsch<br />

im Kindergarten wurde anlässlich<br />

der unbefriedigenden Resultate<br />

zum Lesen in der PISA-Studie 2000<br />

seitens der EDK lanciert. Sie erachtete<br />

einen vermehrten, früheren und an-<br />

spruchsvolleren Gebrauch <strong>von</strong> Hochdeutsch<br />

als geeignete Massnahme zur<br />

Förderung der Lesekompetenz. Hochdeutsch<br />

sollte daher schon im Kindergarten<br />

konsequent gefördert werden.<br />

<strong>Die</strong>se Massnahme wurde in den letzten<br />

Jahren in den Kantonen erfolgreich umgesetzt.<br />

<strong>Die</strong> gegenwärtige, zum Teil sehr<br />

emotional geführte Diskussion um den<br />

Verlust der Mundart verkennt, dass Kinder<br />

auf angemessene Kompetenzen in Hochdeutsch<br />

UND Mundart angewiesen sind.<br />

<strong>Die</strong> generelle Sprachförderung sowohl in<br />

Mundart als auch in Hochdeutsch hat im<br />

Kindergarten grundsätzlich eine hohe<br />

Bedeutung. <strong>Die</strong> frühe Begegnung mit an-<br />

deren Sprachen erweist sich als entwicklungsfördernd<br />

für alle Kinder. Es gibt al-<br />

so keinen Grund, die eine Sprache gegen<br />

die andere auszuspielen. Wichtig ist, dass<br />

beide Sprachen gleichwertig gesprochen<br />

werden und nicht Mundart dem Herzen<br />

und Hochdeutsch dem Kopf zugewiesen<br />

werden.<br />

<strong>alv</strong> unterstützt LCH-Forderung<br />

Der <strong>alv</strong> unterstützt grundsätzlich die Forderung<br />

<strong>von</strong> LcH zum Umgang mit dem<br />

richtigen Mass an Hochdeutsch und<br />

Mundart im Kindergarten:<br />

• <strong>Die</strong> Lehrperson muss den Anteil<br />

Hochdeutsch der Klasse anpassen<br />

können. Ziel muss sein, die Freude<br />

am Hochdeutschen zu wecken;<br />

• Weiterbildung für Lehrpersonen im<br />

sprachlichen Bereich ist zu unterstützen;<br />

• Hochdeutsch soll auch Beziehungs-<br />

sprache werden;<br />

• Wer eine Sprache erfolgreich lernen<br />

will, muss sich beim Gebrauch wohl-<br />

fühlen. <strong>Die</strong>s gilt für die Kinder wie<br />

für die Lehrpersonen;<br />

• Mundart und Hochdeutsch soll nicht vermischt<br />

werden. Der sprachliche Wechsel<br />

muss gezielt geplant werden. Ein Mischmasch<br />

muss vermieden werden;<br />

• Schweizerisches Hochdeutsch ist die<br />

Regel. Es wird kein Bühnendeutsch gefordert,<br />

sondern ein Hochdeutsch mit<br />

individueller Lautung der regionalen<br />

Herkunft;<br />

• <strong>Lieder</strong> und Verse sollen sowohl in<br />

Mundart als auch in Hochdeutsch praktiziert<br />

werden;<br />

• Lehrmittel sollen sowohl mundart-<br />

wie auch hochdeutschtauglich sein.<br />

Das ganze Positionspapier der LcH-Stufenkommission<br />

4 bis 8 «Das richtige Mass<br />

Hochdeutsch – Mundart im Kindergarten»<br />

<strong>von</strong> 2010 ist auf http://lch.ch/cms/<br />

upload/pdf/Positionspapiere/Mundart_<br />

StuKo4bis8.pdf nachzulesen.<br />

Kathrin Scholl, stv. Geschäftsführerin <strong>alv</strong>

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