Aus dem Fachgebiet Allgemeine Radiologie und Medizinische ...
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Diskussion 78 In der Verlaufskontrolle der drei Messzeitpunkte fand eine mittlere Volumenabnahme der Extremitäten um 5,5 % (126,0 ml) zwischen der ersten, vor der Bewegung erhobenen Messung und der zweiten, direkt nach der Bewegung erhobenen Messung statt. Deutlich wurde, dass es an jedem der vier Beine zu einer Abnahme des Volumens kam. Eine Erklärung für die Abnahme könnte ein Zusammenspiel aus folgenden Faktoren sein: • Das Pferd befindet sich in der Box stehend in einem orthostatischen Zustand. Hierbei versackt das Blut in den unteren Extremitäten (BARBEY, 1963). Die Gefäße der distalen Gliedmaßen sind dilatiert. Dies könnte nach PANNIER et al. (2004) den bei seinen orthostatischen Versuchen als intravasale Komponente bezeichneten Anteil des Volumens ausmachen. Es ist durch die perometrische Volumenmessung nicht möglich, differenzierte Aussagen über die Menge des orthostatisch versackten Blutes zu machen. • Die Aktivierung des Kreislaufs bei der Bewegung führt zu einer Umverteilung des Blutes aus den Gliedmaßen in den großen Blutkreislauf in Richtung des Herzens (ENGELHARDT und BREVES, 2000). • Die extravasale Komponente spielt bei den Pferden zum Zeitpunkt vor der Bewegung eine Rolle, da die Pferde einer vorherigen 12-stündigen Boxenruhe unterstanden. Die Boxenruhe stellt einen mit Orthostase vergleichbaren Zustand dar. Es kam wahrscheinlich zu Flüssigkeitsansammlungen im interstitiellen Raum. Bei dieser Gewebsflüssigkeit könnte es sich um ein eiweißarmes oder eiweißreiches Transsudat gehandelt haben. Handelte es sich um ein eiweißreiches Ultrafiltrat, so kann es auschließlich lymphvaskulär bewegt werden. Hierbei werden die ultrafiltrierten Plasmaproteine zu den initialen Lymphgefäßen verlagert (FEDELE und BERENS V. RAUTENFELD, 2005). Die Bewältigung der lymphvaskulären Flüssigkeitslast ist von der geringen Anzahl glatter Muskelzellen der Kollektoren und der damit schwach ausgeprägten Muskelwandpumpe abhängig (BERENS V. RAUTENFELD und FEDELE, 2005).
79 Diskussion • Weiterhin können die während des Stehens eingeschränkte Huf- und Fesselgelenkpumpe sowie der elastische Retraktionsapparat der Lymphgefäße zu einer Erhöhung der lymphatischen Flüssigkeitslast geführt haben (BERENS v. RAUTENFELD und FEDELE, 2005). Laut FEDELE und BERENS V. RAUTENFELD (2005) fördern die Gelenkpumpen und der elastische Retraktionsapparat den Lymphtransport nur bei Bewegung. Die Lymphdynamik sistiert beim stehenden Pferd, da eine deutlich Steigerung des Lymphzeitvolumens nur beim bewegten Pferd gegeben ist. • Durch niedrige Atemfrequenz, Pulsfrequenz und Arterienpulsation während der Boxenruhe befanden sich die in- und extrinsischen Faktoren zur Aktivierung der Lymphangionmotorik (BERENS VON RAUTENFELD, 2004) auf einem niedrigen Niveau. Bei Einsetzen der Bewegung wurde durch Steigerung der Atmung, Pulsfrequenz und Arterienpulsation die Lymphangionmotorik gesteigert. Die Atmungspumpe saugt vermehrt Blut aus den extrathorakalen in die intrathorakalen Venen. Das Fehlen der Skelettmuskelpumpe im Bereich der Zehe, die anatomischen Verhältnisse am Pferdebein und die Ergebnisse u. a. von SCHWYZER (1981), DYSON et al. (2001), und V. KLEIST (2002) lassen die Vermutung zu, dass die in dieser Studie gemessenen Volumenänderungen hauptsächlich im Bereich des Lymph- und Blutgefäßsystems stattfanden. Die Flüssigkeitsreduzierung zwischen den ersten beiden Messzeitpunkten fand wahrscheinlich vornehmlich im interstitiellen Bindegewebsraum, im intralymphvaskulären Flüssigkeitsraum und im intrablutvaskulären Flüssigkeitsraum statt. Dabei bleibt die Frage unbeantwortet, zu welchen Anteilen diese Reduzierung in welchem Bereich stattgefunden hat. Da in der Literatur keine Angaben über das Volumen der distalen Gliedmaße des Pferdes existieren, lassen sich keine Rückschlüsse auf die Verteilung der Flüssigkeit und die jeweilige Menge ziehen. Das Bestehen eines geringgradigen, nicht sichtbaren „orthostatischen Ödems“ (BERENS VON RAUTENFELD und FEDELE, 2005) könnte nach den Untersuchungen von MEYER
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Diskussion 78<br />
In der Verlaufskontrolle der drei Messzeitpunkte fand eine mittlere Volumenabnahme der<br />
Extremitäten um 5,5 % (126,0 ml) zwischen der ersten, vor der Bewegung erhobenen<br />
Messung <strong>und</strong> der zweiten, direkt nach der Bewegung erhobenen Messung statt. Deutlich<br />
wurde, dass es an je<strong>dem</strong> der vier Beine zu einer Abnahme des Volumens kam. Eine<br />
Erklärung für die Abnahme könnte ein Zusammenspiel aus folgenden Faktoren sein:<br />
• Das Pferd befindet sich in der Box stehend in einem orthostatischen Zustand.<br />
Hierbei versackt das Blut in den unteren Extremitäten (BARBEY, 1963). Die Gefäße<br />
der distalen Gliedmaßen sind dilatiert. Dies könnte nach PANNIER et al. (2004) den<br />
bei seinen orthostatischen Versuchen als intravasale Komponente bezeichneten<br />
Anteil des Volumens ausmachen. Es ist durch die perometrische Volumenmessung<br />
nicht möglich, differenzierte <strong>Aus</strong>sagen über die Menge des orthostatisch versackten<br />
Blutes zu machen.<br />
• Die Aktivierung des Kreislaufs bei der Bewegung führt zu einer Umverteilung des<br />
Blutes aus den Gliedmaßen in den großen Blutkreislauf in Richtung des Herzens<br />
(ENGELHARDT <strong>und</strong> BREVES, 2000).<br />
• Die extravasale Komponente spielt bei den Pferden zum Zeitpunkt vor der<br />
Bewegung eine Rolle, da die Pferde einer vorherigen 12-stündigen Boxenruhe<br />
unterstanden. Die Boxenruhe stellt einen mit Orthostase vergleichbaren Zustand<br />
dar. Es kam wahrscheinlich zu Flüssigkeitsansammlungen im interstitiellen Raum.<br />
Bei dieser Gewebsflüssigkeit könnte es sich um ein eiweißarmes oder<br />
eiweißreiches Transsudat gehandelt haben. Handelte es sich um ein eiweißreiches<br />
Ultrafiltrat, so kann es auschließlich lymphvaskulär bewegt werden. Hierbei werden<br />
die ultrafiltrierten Plasmaproteine zu den initialen Lymphgefäßen verlagert<br />
(FEDELE <strong>und</strong> BERENS V. RAUTENFELD, 2005). Die Bewältigung der<br />
lymphvaskulären Flüssigkeitslast ist von der geringen Anzahl glatter Muskelzellen<br />
der Kollektoren <strong>und</strong> der damit schwach ausgeprägten Muskelwandpumpe abhängig<br />
(BERENS V. RAUTENFELD <strong>und</strong> FEDELE, 2005).