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Esenser gründete Satire-Zeitschrift - Erinnerungen an Hans Biermann, erschienen in "Friesische Freiheit" vom 7. April 2018 Esenser gründete Satire-Zeitschrift - Erinnerungen an Hans Biermann, erschienen in "Friesische Freiheit" vom 7. April 2018
7. Beilage ANZEIGER FÜR HARLINGERLAND 7. April 2018Esenser gründete SatirezeitschriftPORTRÄT Erinnerungen an einen norddeutschen Eulenspiegel: Hans BiermannVerleger und Journalistgründete 1902 in Oldenburg„Residenz-Boten“.Affäre und Justizskandalum Minister sorgte füröffentliches Aufsehen.VON WERNER JÜRGENSESENS/OLDENBURG – Er war eineArt norddeutscher Eulenspiegelund hat über mehr als dreiJahrzehnte die nordwestdeutschePresselandschaft maßgeblichgeprägt. Und doch istder Name Hans Biermann heuteweitgehend in Vergessenheitgeraten. Dabei sorgte der Journalistund Verleger, der vor 150Jahren am 8. Februar 1868 imostfriesischen Esens geborenwurde, zeitweilig sogardeutschlandweit für Schlagzeilen,weil er sich mit den Mächtigenanzulegen wagte und dafürins Gefängnis wanderte.Obwohl über seine Lehrzeitnichts bekannt ist, dürfte HansBiermann bereits in jungenJahren in die Fußstapfen seinesVaters getreten sein. JohannesBiermann (1831–1888) warBuchdrucker und gab unteranderem zwischen 1869 und1881 das „Harlinger Blatt – Anzeigerfür Stadt und LandEsens“ heraus. Dieser heiratete1875 Marie Lamberti (1842–1929). Sohn Hans betrieb zunächsteine Buchdruckerei inNorden und veröffentlichte ab1896 eine dreimal wöchentlicherscheinende „OstfriesischeDorfzeitung“, die laut ihremSelbstverständnis als „unparteiischeZeitung für Stadt undLand“ über „ostfriesisches Leben,ostfriesische Sprache undArt“ informieren wollte.Die Auflage im ersten Quartallag bei rund 1300 Exemplaren.Kurz darauf zog Hans Biermannum und richtete sicheine neue Druckerei in Dornumein. Nachdem er diese zusammenmit seiner Zeitungverkauft hatte, taucht sein NameAnfang 1900 im Meldere-Eine Karikatur zierte die Titelseite des Oldenburger Residenzboten(hier vom 31. Mai 1919).REPRO: WERNER JÜRGENSIm Wohn- und Verlagshaus von Johannes Biermann an derEcke Steinstraße/Herrenwall in Esens wuchs der JournalistHans Biermann auf.BILD: ARCHIV DETLEF KIESÉgister von Oldenburg wiederauf. Dort gründete Biermann1902 mit dem „NordwestdeutschenLiteraturbureau“ eineneigenen Verlag und wurde Herausgeberder Zeitschrift „Residenz-Bote“.Die verstand sich gemäßihres Untertitels als „kritischsatyrischesund unterhaltendesWochenblatt“. Politischordnete man sich eher linksliberalein, wenngleich jedwedeParteizugehörigkeit strikt abgelehntwurde. Nicht von ungefährzierte eine dem Eulenspiegelnachempfundene Karikaturvon Hans Biermann jedeVorderseite. Inhaltlich nahmendie Autoren, zu den nicht seltenauch der Herausgeber zählte,das gesellschaftspolitischeTagesgeschehen teils kritisch,teils ironisch ins Visier. Ein beliebtesMotiv war, dass der „Residenz-Bote“sich als Anwaltder kleinen, einfachen Leutepräsentierte und gleichzeitigdie Arroganz der Mächtigenund Reichen anprangerte.Neben journalistischen Artikelnund Berichten gab esaußerdem Gedichte, dazu heimatlicheSagen und Schwänkesowie markante und bisweilenwohl auch pikante Illustrationen.In seiner Dissertationüber die Oldenburger ZeitschriftenlandschaftbezeichnetHermann Ries den „Residenz-Boten“ jedenfalls als „typischesSchifferkneipenorgan“, dessenstarke Verbreitung seiner Einschätzungnach hauptsächlichauf die „Pflege des Erotischen“zurückzuführen war.Nichtsdestotrotz bescheinigtder Wissenschaftler demBlatt, es habe lange einen großenTeil der Landespolitik „inBewegung gehalten und zu deninteressantesten, wenn auchnicht erhabensten Erscheinungendes Oldenburgischen Pressewesenswie der nordwestdeutschenVolkspsyche gehört“,wie Ries in seiner Dissertationweiter ausführt.FORTSETZUNG SEITE 2
- Seite 2 und 3: FORTSETZUNG VON SEITE 1Für ordentl
- Seite 4: Berichte, Anzeigenund Vermischtes a
7. Beilage ANZEIGER FÜR HARLINGERLAND 7. April 2018
Esenser gründete Satirezeitschrift
PORTRÄT Erinnerungen an einen norddeutschen Eulenspiegel: Hans Biermann
Verleger und Journalist
gründete 1902 in Oldenburg
„Residenz-Boten“.
Affäre und Justizskandal
um Minister sorgte für
öffentliches Aufsehen.
VON WERNER JÜRGENS
ESENS/OLDENBURG – Er war eine
Art norddeutscher Eulenspiegel
und hat über mehr als drei
Jahrzehnte die nordwestdeutsche
Presselandschaft maßgeblich
geprägt. Und doch ist
der Name Hans Biermann heute
weitgehend in Vergessenheit
geraten. Dabei sorgte der Journalist
und Verleger, der vor 150
Jahren am 8. Februar 1868 im
ostfriesischen Esens geboren
wurde, zeitweilig sogar
deutschlandweit für Schlagzeilen,
weil er sich mit den Mächtigen
anzulegen wagte und dafür
ins Gefängnis wanderte.
Obwohl über seine Lehrzeit
nichts bekannt ist, dürfte Hans
Biermann bereits in jungen
Jahren in die Fußstapfen seines
Vaters getreten sein. Johannes
Biermann (1831–1888) war
Buchdrucker und gab unter
anderem zwischen 1869 und
1881 das „Harlinger Blatt – Anzeiger
für Stadt und Land
Esens“ heraus. Dieser heiratete
1875 Marie Lamberti (1842–
1929). Sohn Hans betrieb zunächst
eine Buchdruckerei in
Norden und veröffentlichte ab
1896 eine dreimal wöchentlich
erscheinende „Ostfriesische
Dorfzeitung“, die laut ihrem
Selbstverständnis als „unparteiische
Zeitung für Stadt und
Land“ über „ostfriesisches Leben,
ostfriesische Sprache und
Art“ informieren wollte.
Die Auflage im ersten Quartal
lag bei rund 1300 Exemplaren.
Kurz darauf zog Hans Biermann
um und richtete sich
eine neue Druckerei in Dornum
ein. Nachdem er diese zusammen
mit seiner Zeitung
verkauft hatte, taucht sein Name
Anfang 1900 im Meldere-
Eine Karikatur zierte die Titelseite des Oldenburger Residenzboten
(hier vom 31. Mai 1919).
REPRO: WERNER JÜRGENS
Im Wohn- und Verlagshaus von Johannes Biermann an der
Ecke Steinstraße/Herrenwall in Esens wuchs der Journalist
Hans Biermann auf.
BILD: ARCHIV DETLEF KIESÉ
gister von Oldenburg wieder
auf. Dort gründete Biermann
1902 mit dem „Nordwestdeutschen
Literaturbureau“ einen
eigenen Verlag und wurde Herausgeber
der Zeitschrift „Residenz-Bote“.
Die verstand sich gemäß
ihres Untertitels als „kritischsatyrisches
und unterhaltendes
Wochenblatt“. Politisch
ordnete man sich eher linksliberal
ein, wenngleich jedwede
Parteizugehörigkeit strikt abgelehnt
wurde. Nicht von ungefähr
zierte eine dem Eulenspiegel
nachempfundene Karikatur
von Hans Biermann jede
Vorderseite. Inhaltlich nahmen
die Autoren, zu den nicht selten
auch der Herausgeber zählte,
das gesellschaftspolitische
Tagesgeschehen teils kritisch,
teils ironisch ins Visier. Ein beliebtes
Motiv war, dass der „Residenz-Bote“
sich als Anwalt
der kleinen, einfachen Leute
präsentierte und gleichzeitig
die Arroganz der Mächtigen
und Reichen anprangerte.
Neben journalistischen Artikeln
und Berichten gab es
außerdem Gedichte, dazu heimatliche
Sagen und Schwänke
sowie markante und bisweilen
wohl auch pikante Illustrationen.
In seiner Dissertation
über die Oldenburger Zeitschriftenlandschaft
bezeichnet
Hermann Ries den „Residenz-
Boten“ jedenfalls als „typisches
Schifferkneipenorgan“, dessen
starke Verbreitung seiner Einschätzung
nach hauptsächlich
auf die „Pflege des Erotischen“
zurückzuführen war.
Nichtsdestotrotz bescheinigt
der Wissenschaftler dem
Blatt, es habe lange einen großen
Teil der Landespolitik „in
Bewegung gehalten und zu den
interessantesten, wenn auch
nicht erhabensten Erscheinungen
des Oldenburgischen Pressewesens
wie der nordwestdeutschen
Volkspsyche gehört“,
wie Ries in seiner Dissertation
weiter ausführt.
FORTSETZUNG SEITE 2
FORTSETZUNG VON SEITE 1
Für ordentlich Wirbel sorgte
der „Residenz-Bote“ mit
einer publizistischen Attacke
auf Franz Ruhstrat. Der Spross
einer angesehenen Oldenburger
Juristenfamilie war 1902
just zum Minister berufen
worden, da wurden Vorwürfe
laut, er hätte in der Vergangenheit
regelmäßig an Glücksspielen
teilgenommen und dabei
einen seiner Mitstreiter in den
Selbstmord getrieben.
Hans Biermann forderte
daraufhin in seiner Zeitschrift
den Rücktritt des Ministers,
was für den Journalisten zur
Folge hatte, dass der wilhelminische
Obrigkeitsstaat nun erbarmungslos
gegen ihn und
seine Leute zurückschlug. Der
„Residenz-Bote“ musste diverse
Hausdurchsuchungen, Beschlagnahmungen
und Geldstrafen
hinnehmen. Biermann
wurde steckbrieflich gesucht
und mehrmals unter verschärften
Bedingungen in Oldenburg
und Vechta inhaftiert.
Insgesamt sollte er für sein aus
Sicht der Obrigkeit beleidigendes
und ungebührliches Verhalten
gegenüber einer hochrangigen
Amtsperson über
drei Jahre Gefängnis aufgebrummt
bekommen. Zwei seiner
Redakteure saßen ebenfalls
rund zwei Jahre ein.
Mit Blick auf den ehrwürdigen
Minister, der anfänglich
wahlweise entweder alles dementierte
oder vorgab, sich
nicht genau erinnern zu können,
kristallisierte sich im Verlaufe
der Prozesse heraus, dass
die Vorwürfe gegen ihn keineswegs
aus der Luft gegriffen waren.
Sukzessive kamen neue
Details an den Tag, weshalb
die breite Öffentlichkeit überall
in Deutschland bald von
einem Justizskandal sprach.
1905 endete ein Verfahren
gegen einen Kellner, der Ruhstrats
Glücksspielaktivitäten
bezeugt hatte und wegen
Meineids angeklagt worden
war, mit einem Freispruch.
Das kam damals einer echten
Sensation gleich. Galt ein
hochrangiger Repräsentant
des wilhelminischen Staates
doch im Prinzip als buchstäblich
über jeden Verdacht erhaben.
Franz Ruhstrat durfte seinen
Ministerposten nur deswegen
behalten, weil der
Großherzog von Oldenburg
höchstpersönlich sich für ihn
einsetzte.
Hans Biermann und seine
Leute durften sich dennoch als
moralische Sieger der Affäre
fühlen. Und nicht bloß das.
Die gesteigerte Aufmerksamkeit,
die sie für ihr couragiertes
Verhalten ernteten, bescherte
ihrer Zeitschrift einen ungeahnten
Boom. Die Auflage des
„Residenz-Boten“ wuchs von
anfänglich 2400 auf rund 3600
Exemplare im Jahre 1903 bis
hin zu 16 000 Exemplaren im
Jahr 1907. Während des Ersten
Weltkrieges erfreute sich das
Blatt auf Schiffen und an der
Front besonderer Beliebtheit,
so dass die Stückzahl nochmals
auf bis zu 40 000 Exemplare
kletterte. Gegen Kriegsende
landete Hans Biermann erneut
in Vechta im Gefängnis,
wo er von revolutionären Soldaten
befreit wurde. In der
Weimarer Zeit konnte der Verleger
nahtlos an die Erfolge der
Vorjahre anknüpfen. Seine
Zeitschrift erreichte eine Auflage
von zeitweise bis zu 60 000
Exemplaren und lag damit ungefähr
doppelt so hoch wie die
seinerzeit meist gelesene Oldenburger
Tageszeitung.
Spätestens nach der Machtergreifung
des Nationalsozialisten
war der satirische Biss
offensichtlich weitgehend erlahmt.
Einzelne Artikel versuchten
sich sogar bei den Nazis
anzubiedern. Allein, es
nützte herzlich wenig. 1934
wurde der „Residenz-Bote“
auf Befehl des damaligen Oldenburger
Ministerpräsidenten
Georg Joel eingestellt.
Hans Biermann, der zweimal
verheiratet war und keine
eigenen Kinder hatte, verkaufte
1939 sein Haus in Oldenburg
und zog nach Bremen,
wo er 1944 starb. Der „Residenz-Bote“
wurde zu Beginn
der 1950er Jahre kurz wiederbelebt,
jedoch nach wenigen
Ausgaben relativ schnell wieder
eingestellt.
Gerne nahmen Hans Biermann und seine Redaktion die Obrigkeiten
aufs Korn („Residenz-Bote“ 1919).
„Der Amboß der Weltschmiede“, abgedruckt im „Residenz-
Boten“ von 1926.
REPROS: WERNER JÜRGENS
Karikaturen, wie „Der erwischte Taschendieb“, sorgten bei
den Lesern für Heiterkeit („Residenz-Bote“ 1919).
Ehemaliger Bankleiter als Autor
NEUERSCHEINUNG Hinrich Lübbers hält die ostfriesische Familiengeschichte lebendig
„400 Jahre Familie
Lübbers: Victorbur-
Rechtsupweg-Marcardsmoor“
von zwölf
Generationen in Buchform
zusammengefasst.
VON HEIKO HABBEN
FRIEDEBURG – Es war ein langer
Weg bis zur Umsetzung des
Planes von Hinrich Lübbers.
Im Januar 2002, kurz nach seiner
Pensionierung, begann er
den schon lange gehegten Plan
in die Tat umzusetzen – die Erforschung
der Geschichte seiner
Familie. „Ich weiß“, so der
gebürtige Marcardsmoorer,
„dass dies eigentlich viel zu
spät geschah. Zu spät deshalb,
weil die meisten älteren Verwandten,
die Kenntnisse über
meine Vorfahren, deren Lebensgeschichten
und deren
Lebensumstände gehabt hätten,
zu diesem Zeitpunkt bereits
verstorben waren.“
Nach Lübbers Wahrnehmung
sprach man in der Familie
wenig über die Vergangenheit.
Überliefert war nur wenig.
Dokumentiert wurde seinerzeit
offensichtlich so gut
wie nichts. Wegen dieser Lücke
in der Familiengeschichte fiel
es dem Autor schwer, einen
Anfang zu finden bei der Erforschung
seiner Herkunft und
des Lebens der Vorfahren.
Glücklicherweise hatte seine
Mutter Frauke Lübbers geb.
Camp im Jahr 1992 einiges
über ihre eigene Lebensge-
Autor Hinrich Lübbers
in heimischer Umgebung
mit seinem
Werk. BILD: HEIKO HABBEN
schichte aufgeschrieben.
Die aktiven Nachforschungen
wurden dann mit einem
Besuch bei Frieda Behrends in
Moorhusen am 8. Januar 2002
gestartet. Sie war auf dem elterlichen
Hof in Rechtsupweg
aufgewachsen. Hinrich Lübbers:
„Beim ersten Gespräch
sind mir einige Schlüssel zur
Vergangenheit meiner Familie
zugänglich geworden. Ich erfuhr
zum Beispiel, wer der Vater
und Großvater meines
Großvaters waren, und dass
das Grab meines Urgroßvaters,
von dem ich bisher noch nicht
einmal den Vornamen kannte,
noch in Marienhafe existiert.“
Die noch recht hilflose Suche
von Hinrich Lübbers nach
Erkenntnissen und nach Spuren
der Vorfahren wandelte
sich 2004 durch einen Kontakt
zu Theodor Voß, der damals in
Riepe wohnte und an dem
Lohndrescherei von Hinrich Lübbers sen. aus der Zeit um 1938. Die Personen: (v. r.) Hinrich
Lübbers sen., Frau Lübben, darüber: Werkführer Johann Weber, drei Mitarbeiter, Hans Lübbers
und Hanne Lübbers.
REPRO: HEIKO HABBEN
Ortssippenbuch für die Kirchengemeinde
Victobur arbeitete.
Beim Studium der Aufzeichnungen
konnte bald als
gesichert festgestellt werden,
dass der ältere Vorfahre der Familie
Lübbers, über den etwas
schriftlich dokumentiert wurde,
mit seiner Familie in der
Kirchengemeinde Victobur gelebt
hat.
Wichtige Erkenntnisse
konnte Hinrich Lübbers später
in Dokumenten des Staatsarchivs
in Aurich und durch intensive
Nachforschungen gewinnen,
die ihn über das
Amtsgericht Norden wieder
über das Staatsarchiv, das Geheime
Staatsarchiv in Potsdam
und wieder zurück zum Amtsgericht
Norden führten. Dadurch
konnten am Ende auch
die Hintergründe von Erbstreitigkeiten
eindeutig geklärt
werden, die die Familie entzweite.
Die Beziehungen wurden
seinerzeit weitestgehend
abgebrochen.
„Ein Protokoll über meine
Forschung nach der Historie
der Lübbers-Familie hatte ich
2005 nahezu vollständig hergestellt“,
so der Friedeburger und
weiter: „Meine Absicht, daraus
ein lesbares Dokument, unter
Umständen sogar mit alten
Fotos bebildert, herzustellen,
blieb leider unvollendet, weil
ich mich seit dieser Zeit massiv
mit der Entdeckung der Welt
beschäftigt habe. Meine intensive
Bereisung aller Herren
Länder dieser Welt und der damit
verbundene Zeitbedarf
hält bis heute noch an.“
Eine entscheidende Wende
nahm die weitere Bearbeitung
der Unterlagen in 2008. Es
meldete sich Carsten Brandes
aus Berlin, der über seine Verwandschaft
von der Familienforschung
von Hinrich Lübbers
gehört hatte. Als Spross
der Lübbers-Familie war er an
diesem Thema sehr interessiert.
Nach umfangreichen, intensiven
Vorbereitungen wurden
bestehende Texte und
Daten in eine lesbare Form gebracht,
und es entstand letztlich
das Buch „400 Jahre Familie
Lübbers aus Victorbur,
Rechtsupweg, Marcardsmoor“,
erschienen im Verlag Anikkänbrö
& Knetmelk, Berlin. Dabei
wird die Geschichte der ostfriesischen
Familien Lübbers
aus Marcardsmoor dargestellt
und das Leben von insgesamt
zwölf Generationen beschrieben.
FORTSETZUNG AUF SEITE 4
Berichte, Anzeigen
und Vermischtes aus
dem Archiv des
Anzeiger für Harlingerland
ausgesucht von
Detlef Kiesé
April 1893
Negenbargen, 8. April: „Die
zum Umbau bzw. Erweiterungsbau
der Schule und
Lehrerwohnung zu Negenbargen
erforderlichen, auf
Anordnung der Königlichen
Regierung vorzunehmenden
Maurer-, Zimmer-, Glaser-
Maler- und Schmiedearbeiten
sowie die Anlieferung der
Baumaterialien sollen am
Freitag, den 21. April 1893,
nachmittags 3 Uhr im Veithschen
Wirthshause zu Negenbargen
öffentlich ausverdungen
werden. – Der Schulvorstand
i. A. B. Veit.“
Carolinensiel, 11. März:
„In der diesjährigen Badesaison
wird wiederum der
Dampfer „Nordfriesland“,
Kapt. Müller, den Verkehr
zwischen hier und den Inseln
Wangeroog und Spiekeroog
vermitteln. Vergangene Woche
hat der Dampfer bereits
eine Probefahrt von Oldenburg,
wo er in Winterlage
gelegen und renoviert ist,
nach Nordenham gemacht.“
Esens/Dornum, 11. März:
„Ein 12-pfündiges Roggenbrod
kostet jetzt in: Wittmund
80, Dornum 80, Esens
80, Leer 87, Emden 90, Aurich
78, Norden 88, Norderney 96
Pfennig.“
Wittmund/Jever, 13. April:
„Wie uns mitgetheilt wird,
hat der Oberkellner Herr O. B.
Janßen hieselbst, das „Konzerthaus
in Jever für 90 000
Markt angekauft.“
Moorweg/Esens, 15. April:
„Auf den Antrag der verehelichten
Müller Goldhammer,
Adelheid, geb. Theissen, zu
Moorweg und des Bäckers
Anthon Günther Theissen
zu Esens wird deren Brüder,
der Kaufmann Johann Hinrich
Theissen aus Esens, welcher
im Jahre 1880 nach
Amerika ausgewandert und
seit dem Jahres 1881 verschollen
ist, aufgefordert,
sich spätestens in dem auf
den 22. Dezember 1893, vormittags
10 Uhr, an hiesiger
Gerichtsstelle anberaumten
Termine zu melden, widrigenfalls
derselbe für todt erklärt
wird. – Königliches
Amtsgericht Esens.“
Horsten/Friedeburg, 15.
April: „Zu Wahlmännern für
die demnächst stattfindende
Wahl eines Landtagsabgeordneten
sind am vergangenen
Freitag in der im Gasthofe des
Herrn O. B. Gerdes hieselbst
H. Strömer und F. Rogge zu
Etzel gewählt worden. In
Friedeburg wurde Herr Gastwirth
G. Oltmanns gewählt.“
Seriem, 18. April: „Für den
zu Seriem belegenen Platz
Buschhaus ist in dem am
Freitag abgehaltenen Verkaufstermin
93 500 Mark geboten
worden. Zuschlag
nicht ertheilt.“
Westerholt, 20. April: „Die
Schulstelle zu Eversmeer ist
zum 1. Juni dem Lehrer
Schoon in Hüllenerfehn
übertragen worden.“
Wittmund, 29. April: „Gefunden
wurde auf der Wittmund-Friedeburger
Landstraße
ein Ferkel. Der Eigentümer
kann es gegen Erstattung
der Kosten beim Omnibuskutscher
H. Rickels zu
Friedeburg in Empfang nehmen.“
Bensersiel, 29. April: „Das
Stahl’sche Stückland an der
Bensersieler Landstraße,
,Flinthamm’ genannt und 5
Diemate groß, ist im heutigen
Zwangsversteigerungstermine
an den Schlachter Samuel
Oppenheimer für 5100 Mark
verkauft worden.“
Das Cover der Neuerscheinung zur 400-jährigen Geschichte
der ostfriesischen Familie Lübbers.
BILD: HEIKO HABBEN
FORTSETZUNG VON SEITE 3
Es startete mit dem ersten
bekannten Stammvater Ippe
Lübben, der seit etwa 1595 in
Victorbur im Südbrookmerland
lebte. Weiter begleitet
Autor Hinrich Lübbers den
Weg der Familie im Laufe der
Jahrhunderte durch die Orte
Victorbur, Rechtsupweg und
Marcardsmoor.
Beeindruckend sind dabei
die Schilderungen über die
Beschäftigungen, um die sich
das harte Leben der Moorkolonisten
dreht (Torfgewinnung,
Entwässerung der Moore,
Kanalbau). Generationen
kämpfte die Familie Lübbers,
um dem Moor selbst die
kleinste Existenzgrundlage
abzugewinnen. In den Moorkolonien
sagte man: „Dem
Ersten der Tod, dem Zweiten
die Not, und erst dem Dritten
das Brot“.
Ein Erbstreit um den Hof
der Familie in Rechtsupweg
steht im Mittelpunkt des Familiengeschehens.
Der Streit
wurde letztendlich 1937 vor
dem Reichserbhofgericht in
Berlin entschieden, nachdem
er Anfang des 20. Jahrhunderts
vor mehreren Instanzen
verhandelt worden war. Wie
meist bei Erbstreitigkeiten,
spaltete der Prozess die Familie
in den folgenden Jahrzehnten.
Hinrich Lübbers zeigt sich
im Gespräch erfreut, dass sich
die lange Jahre andauernden
Arbeiten nunmehr in Buchform
niedergeschlagen haben.
„Möge es für alle Familienmitglieder,
die mit uns leben
und die nach uns kommen,
eine Grundlage sein, um
ihre eigene Lebensgeschichte
in den Kontext zur 400-jährigen
Geschichte der Lübbers-
Familien zu stellen“, so der
abschließende Wunsch des
Autors.
Das Buch ist zu beziehen
über das Internet oder auch
direkt bei Hinrich Lübbers,
Endelweg 19, 26446 Friedeburg
(T 04465 / 942210).
Verantwortlich für diese Beilage:
Redakteur Detlef Kiesé
Telefon 04462 / 989-183
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26409 Wittmund
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