21.12.2012 Aufrufe

Satteliten Anlagen Kommunikationstechnik - ELA ... - Hiller Anzeiger

Satteliten Anlagen Kommunikationstechnik - ELA ... - Hiller Anzeiger

Satteliten Anlagen Kommunikationstechnik - ELA ... - Hiller Anzeiger

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hille/Südhemmern: Sie hat eine bewegte,<br />

Jahrhunderte lange Geschichte<br />

hinter sich, die heute noch funktionsfähige,<br />

urige Turmuhr der Kapelle Maria<br />

Magdalena in Südhemmern, die jetzt<br />

unter Denkmalschutz steht und auf dem<br />

Anwesen des Ortsheimatpflegers<br />

Hermann Peithmann auf eine gründliche<br />

Überholung wartet. Danach soll sie als<br />

Unikat handwerklichen Könnens vergangener<br />

Generationen der Öffentlichkeit<br />

an geeigneter Stelle präsentiert werden.<br />

Ihre einstigen Aufgaben sind längst von<br />

modernerer Technik übernommen<br />

worden; dennoch bleibt anzumerken: der<br />

Faszination dieses einzigartigen und in<br />

Ausführung und Funktion in Westfalen-<br />

Lippe wahrscheinlich auch einzigen<br />

Exemplars wird sich auch in Zukunft kein<br />

Betrachter entziehen und die Handwerkskunst<br />

und genialen Einfälle seines<br />

Baumeisters von vor mehr als 328 Jahren<br />

nur staunend bewundern können.<br />

1680 erstmals in Südhemmern zu<br />

hören<br />

Nach dem furchtbaren, zehntägigen<br />

Brand vom 5. bis 15. April 1676 - dem<br />

insgesamt 96 Gebäude, darunter 42<br />

Wohngebäude, die Schule und die altehrwürdige<br />

Kapelle aus dem 14. Jahrhundert<br />

mit der Glocke und der ersten hier 1651<br />

eingebauten Turmuhr zum Opfer fielen -<br />

wurde eine neue Kirchturmuhr in Auftrag<br />

gegeben. Vier Jahre später war sie fertig.<br />

Ab 168o war in Südhemmern zur vollen<br />

Stunde wieder das vertraute Schlagen<br />

einer neuen Uhr im Dorf zu hören.<br />

Untergebracht wurde sie zunächst auf<br />

dem Anwesen des Majors Volkmann,<br />

dessen Haus - damals offenbar schon aus<br />

Stein gemauert - vom Dorfbrand verschont<br />

geblieben war und den Südhemmeranern<br />

zunächst als Schule und – bis<br />

zum Wiederaufbau der zerstörten Kapelle<br />

und ihres Turms - offenbar auch als<br />

Gebetshaus diente.<br />

Dorfschullehrer als Glockenwärter<br />

Erst 1689, zwölf Jahre nach dem<br />

furchtbaren Feuersturm, dem Einfall<br />

plündernder französischer Soldaten 1679<br />

und dem großen Hagelschlag vom 14.<br />

Juni 168o - der die ganze Ernte vernichtete<br />

- war die Kapelle wieder herge-<br />

Turmuhr mit bewegter Vergangenheit nach<br />

329 Jahren immer noch voll funktionsfähig<br />

Ortsheimatpfleger Hermann Peithmann freut sich über die bevorstehende Restaurierung der<br />

ehemaligen Turmuhr der Kapelle Maria-Magdalena, die danach – mit einer kleinen Glocke<br />

versehen – wieder zur vollen Stunde schlagen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.<br />

Die der Uhr ehemals zugeordnete Glocke hängt heute im Turm der Kapelle.<br />

stellt. Die neue Turmuhr konnte endlich<br />

an dem ihr gebührenden Platz in der<br />

Kirche installiert werden. Kein leichtes<br />

Unterfangen. Immerhin war nicht nur das<br />

schmiedeeiserne, relativ große und<br />

schwere Räderwerk, sondern auch das<br />

erhebliche Gewicht der beiden überdimensionalen<br />

Kieselsteine der Uhr nach<br />

oben zu schaffen, die – an starken Seilen<br />

aufgehängt – die mechanische Uhr und<br />

zur vollen Stunde auch die dazu gehörende<br />

Glocke mittels Klöppel in Gang setzten.<br />

Täglich mussten die schweren Kieselsteine,<br />

die genau nach 24 Stunden ihren<br />

tiefsten Punkt erreicht hatten, wieder mit<br />

den ebenfalls zur Uhr gehörenden beiden<br />

Flaschenzügen nach oben gezogen und so<br />

die Turmuhr in Betrieb gehalten werden.<br />

Beauftragt wurde damit der Dorfschulmeister,<br />

der für diese Tätigkeit und das<br />

notwendige Einölen des Räderwerks - wie<br />

den akribischen Aufzeichnungen des seit<br />

1650 geführten und in den 5oer Jahren<br />

des letzten Jahrhunderts vom hier tätig<br />

gewesenen Pastor Kochs ausgewerteten<br />

Kapellenrechnungsbuches zu entnehmen<br />

ist – zunächst „24 Mariengroschen“ und<br />

ab 178o jährlich „ einen (!) Reichstaler“<br />

erhielt.<br />

Kirchturmuhr regelte auch<br />

Arbeitsabläufe<br />

Das Schlagen der Turmuhr war für die<br />

Dorfbevölkerung - damals hauptsächlich<br />

in der Landwirtschaft tätig - eine<br />

wichtige, zeitliche Orientierungshilfe.<br />

Uhren in den Häusern gab es noch nicht.<br />

Weithin sichtbare Zifferblätter an<br />

Kirchenuhren waren nicht vorhanden.<br />

Arbeitsabläufe richteten sich danach „watt<br />

de Tiet van’ne Kerkeniüer schloan hätt“<br />

(was die Zeit von der Kirchenuhr geschlagen<br />

hat). Egal, wo man gerade tätig<br />

war, ob im Hause oder draußen auf dem<br />

Felde, hörte man die Kirchturmuhr schlagen,<br />

wusste man überall ob Frühstücks-,<br />

Mittags-, Kaffee- oder Abendbrotzeit<br />

war. Selbst der Zeitpunkt des so genannten<br />

„Hoahnenvespers“ - in der Erntezeit<br />

im Sommer oft abends spät beim Aufhocken<br />

oder anderen Erntearbeiten auf<br />

dem Felde zur Stärkung der Arbeiter gereicht<br />

- richtete sich nicht selten nach

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!