Die Lötkolbentherapie

Die Lötkolbentherapie
Der Franzose, der noch vor wenigen Minuten in der
Schlange hinter mir gestanden hatte, hatte sich vorgedrängt.
Er sagte bereits seinen Namen, und der Tennistrainer
trug ihn in die Teilnehmerliste ein. Meine
fünfzehnjährige Tochter Annette neben mir warf ihm
vernichtende Blicke zu, denn der Andrang zu dem
Turnier im Clubdorf Donoratico des Club Med war
groß, und die Gefahr bestand, dass wir in dieser Runde
nicht mehr zum Zug kämen. Das hinderte den gut
aussehenden Franzosen mit seinem kleinem schwarzem
Bärtchen über der Oberlippe hingegen nicht, meine
Tochter charmant anzulächeln. Der böse Blick meiner
Tochter verschwand, und ihr Gesichtsausdruck verwandelte
sich zum Besseren mit einem breiten Lächeln.
Sein Charme mochte auf Mädchen wirken, nicht aber
auf mich. Ganz im Gegenteil. Ich hoffte, dass er mir
bei dem Turnier vor die Kelle kam, damit ich ihm mit
meinen Aufschlägen und Volleys zeigen konnte, wo’s
langging, vorausgesetzt natürlich, dass wir überhaupt
mitmachen konnten und er uns die Tour nicht vermasselt
hatte. Und schon blies der Trainer mit einer Trompete
das Signal zum Anfang, und wir waren dabei.
Wie bei solchen Turnieren allgemein üblich, hatte man
ein Zeitlimit gesetzt: dreißig Minuten. Nach Ablauf der
Zeit war der jeweilige Spielstand maßgebend, auch
wenn nur ein Punkt Unterschied vorhanden sein sollte.
Bei gleichwertigen Partnern war so der Gewinn ein
bisschen Glücksache.
5