Die Lötkolbentherapie

»Diese Wunde brenne ich nicht«, sagte ich, sie deutete
aber auf eine andere Stelle, wo sich eine noch unbehandelte
Warze erhob. Leichter Rauch dampfte von der
Spitze des Lötkolbens. »Gib die Hand her«, zischte ich.
»Jetzt die Zähne zusammenbeißen. Sieh weg und denk
an deinen ersten Freund. Denk an ein wogendes Weizenfeld.
Halt still und zuck nicht schon vorher zusammen!«
Ich drückte die heiße Spitze des Kolbens satt
auf die Warze. Drei Sekunden lang. Sie wurde weiß
und Tina auch. Die Prozedur war überstanden.
Nach zwei Monaten rief sie mich an. »Daddy, sie ist
weg, völlig weg, wie weggeblasen! Die mit der Tinktur
behandelte Warze ist aber noch eine tiefe Wunde.
Was soll ich nur machen?« Da hatte ich keinen Rat.
Über den neuen Erfolg freute ich mich natürlich sehr.
Es bedarf keiner weiteren Erläuterung, dass ich mir
danach meine eigene Warze auf dem Mittelfinger auch
wegbrannte.
Rolf, ein Freund von mir, hörte von dem Vorfall. Ich
erzählte die Geschichte am gemeinsamen Mittagstisch.
Etwas verschämt holte er seine Hand hervor und nahm
das Pflaster ab. Darunter hatte er eine wunderschöne
Warze verborgen gehalten. Langsam bekam ich einen
besonderen Blick für hässliche und für schöne Warzen,
solche, die sich einfach durch Brennen vernichten
lassen. »Brenn sie mir weg«, bat er mich und schaute
mich mutig mit großen, blauen Augen an. »Kein Problem«,
sagte ich, »komm morgen in den Betrieb. Ich
richte alles her.« Am nächsten Tag war er pünktlich
da. Er starrte auf den heißen Lötkolben wie der Frosch
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