Die Lötkolbentherapie

Wie alle Familienmitglieder hatte auch meine älteste
Tochter Tina, eine Künstlerin mit angeborener Fröhlichkeit,
von meiner Lötkolbentherapie gehört und nur
den Kopf geschüttelt. Ich neige nämlich dazu dies sei
für diejenigen erwähnt, die mich nicht so gut oder
überhaupt nicht kennen, viel und ausführlich über Dinge
zu sprechen, die mich berühren, wobei es zugegeben
— schon vorkommen kann, dass sich gewisse
Übertreibungen einschleichen. Dem Leser sei aber versichert,
dass ich mich bei dieser Geschichte redlich bemüht
habe, ganz bei der Wahrheit zu bleiben.
Tina fragte mich, ob der Lötkolben auch bei Warzen
wirke. Die Frage deutete darauf hin, dass sie irgendwo
eine unschöne Warze hatte. »Natürlich«, entfuhr es mir,
»für Warzen ist das die einzig sicherwirkende Methode.«
Dass ich daran nicht schon früher gedacht hatte!
Ich hatte ja selbst eine kleine Warze schon über viele
Jahre auf dem Knöchel meines linken Mittelfingers. Mir
war natürlich auch bekannt, mit welchen Mitteln Warzen
im Allgemeinen behandelt werden. Man kann aufs
Frühjahr warten, Schöllkraut suchen und mit dem aus
dem abgerissenen Stängel herausquellenden gelben
Saft die Warze betupfen. Jeden Morgen, dreißig Tage
lang. Mit großer Wahrscheinlichkeit verschwindet sie
dann. Manche verlieren ihre Warzen bei okkulten Sitzungen.
Bei Mitternacht, mit Krötenschleim und Hexensprüchen.
Manchmal hat’s geholfen. Die meisten
aber kaufen sich eine ätzende Tinktur in der Apotheke,
mit der man die Warze bestreicht. Die Tinktur
wirkt wie Säure. Manchmal entstehen tiefe Wunden,
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