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CRESCENDO 3/18 Festspiel-Guide 2018/2019

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EUROPA<br />

©Monika Rittershaus<br />

Bilder linke Seite:<br />

1) Österreichische Postsparkasse 2) Spanische Hofreitschule: Winterreitschule<br />

3) Hotel Imperial 4) Blick vom Stephansdom 5) Albertina 6) Café Sperl, Melange<br />

7) Kaisergruft (Detail) 8) Musikverein 9) Wienzeile Jugendstil-Fassade 10) Wiener Staatsoper<br />

FOTOS: WIENTOURISMUS / CHRISTIAN STEMPER; WIENTOURISMUS / PETER RIGAUD; WIENTOURISMUS / LOIS LAMMERHUBER; WIENTOURISMUS / WILLFRIED GREDLER-OXENBAUER<br />

Foyer des Wiener Hotel Imperial, an einem gewöhnlichen Freitag Nachmittag.<br />

Man stellt Michael Moser, dem illustren Concierge, ein paar Fragen nach den<br />

wichtigen Menschen, die heute anzutreffen sind, als ein dunkelhaariger Mann<br />

seinen Schlüssel verlangt: Josef Ackermann. Moser, der schon den japanischen Kaiser,<br />

Bill Clinton und Lady Gaga im Foyer begrüßte, beeindrucken solche Geldmenschen<br />

wenig. Sein Herz schlägt für die klassische Musik, deshalb lautet seine Antwort<br />

darauf, wer gerade im Haus sei, nicht Ackermann, sondern Barenboim. Und klar,<br />

Moser kennt Barenboim, oder besser: Daniel Barenboim kennt Michael Moser, denn<br />

meistens wollen die prominenten Dirigenten eher etwas von ihm als andersherum,<br />

und wenn es nur ein kleiner Plausch nach einem späten Konzert ist.<br />

Man könnte auch sagen: Moser, der Seelsorger der hektisch umherreisenden<br />

Künstler. Warum so gut wie alle großen Dirigenten im einstigen Wohnhaus des Erzherzogs<br />

Philipp von Württemberg absteigen, mag zum einen am wunderschönen Ambiente<br />

des barocken Gebäudes liegen. Der entscheidendere Faktor aber, das würde auch<br />

der Direktor zugeben, ist die Lage. Wenn man auf der Rückseite das Hotel verlässt, stolpert<br />

man quasi in den Bühneneingang des Wiener Musikvereins, der Kathedrale der<br />

klassischen Musik. Moser verarztet noch kurz einen weiteren Gast, der nicht nur aussieht<br />

wie der Dirigent Christoph Eschenbach, sondern es auch ist, und bittet in den<br />

„Meetingraum“ im edlen Café, der bei Musikinsidern<br />

als Mannschaftsheim der klassischen Musik gilt. Wer<br />

einmal neben Barenboim, Rattle oder Muti seine<br />

Melange genießen will, der bucht sich an einem Sonntag<br />

Morgen einen Tisch rechts neben dem Eingang.<br />

Um 10.25 Uhr, 35 Minuten vor Beginn der weltberühmten<br />

Matinee des Musikvereins, versammelt sich<br />

links allwöchentlich die Hautevolee der „Wiener<br />

Klassik“ zum gemeinsamen Frühstück. Intendanten,<br />

Dirigenten, Sponsoren, Politiker, Adelige und erste<br />

Geiger. Wir sitzen jetzt an diesem ehrenwerten Tisch,<br />

an den Wänden hängen Bilder des Künstlers Moritz<br />

von Schwind. Die Matinee sei noch immer die<br />

„KARAJAN HATTE<br />

EINEN EIGENEN<br />

SCHLÜSSEL, DAMIT<br />

ER JEDERZEIT DURCH<br />

DEN HINTEREINGANG<br />

INS HAUS KOMMEN<br />

KONNTE“<br />

„Schlossallee“ unter den Wiener Konzerten, auf ein Abo warte man über zehn Jahre<br />

und die Bestechungsversuche zahlreicher Bewohner seien alle zwecklos geblieben. Der<br />

Musikverein scheint in Österreich eine der wenigen Vereinigungen zu sein, die nicht<br />

im grauen Dunst der Mauschelei unterzugehen drohen. „Ja, schön, nicht“, grinst Moser,<br />

der ursprünglich aus Kärnten stammt und sich an einem Freitag Abend gerne auf<br />

einem günstigen Stehplatz eine Aufführung an der Staatsoper gönnt. Moment: Der<br />

Herr aller VIP-Tickets und Freund aller klassischen Musikstars leistet sich nur einen<br />

Stehplatz? „Ich kann doch nicht vor meinen Gästen sitzen, geh, wie sieht das denn aus?<br />

Ich bin ja nur der Concierge hier.“ Dabei könnte er, wenn er wollte, wahrscheinlich<br />

einen Platz im Orchestergraben bekommen.<br />

Riccardo Muti kam nach dem traditionellen Neujahrskonzert 2004 ins Hotel<br />

zurück und suchte seinen Lieblingsconcierge, um ihm zur Feier des Tages seinen<br />

Dirigentenstab zu schenken. „So was freut einen natürlich schon“, sagt Moser. Aus<br />

seiner Jackentasche kramt er noch eine Ansichtskarte hervor, die ihm Carlos Kleiber<br />

einst sandte. Was auffällt, ist nicht die Tatsache, dass der Inhalt eher spartanisch ist,<br />

sondern Kleibers kindliche Schrift.<br />

Und wohin gehen sie in Wien zum Dinner, die hohen Herren, will man wissen,<br />

aber Moser winkt ab. „Die Dirigenten, die sieht man auf einen Drink in der Hotelbar<br />

oder sie müssen zu einem organisierten Empfang danach. Meist bestellen sie den<br />

Room Service, wenn sie einmal einen Abend freihaben.“ Und die anderen Gäste?<br />

„Ach“, sagt Moser, „da ist es ja dann auch schon spät. Wissens, das ist irgendwie<br />

ziemlich gleich geblieben in den vergangenen Jahren: Die Leute wollen etwas, das um<br />

die Ecke liegt.“ Oder sie bleiben einfach dem Pianospieler der Imperial Bar treu und<br />

warten, bis die Meute sich gegen elf um die wenigen Sessel streitet, das Glas Champagner<br />

für 19 Euro zwar, manchmal aber neben einem echten Muti.<br />

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