CRESCENDO 1/19 Januar-März 2019
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
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L E B E N S A R T 1 2 3 4 5 6 7 8 9 FOTOS: WWW.DRESDEN.DE; PIXABAY; WWW.KREUZCHOR.DE 1) Innenraum der barocken Frauenkirche 2) Weltbekannt: der Dresdner Kreuzchor 3) Der Goldene Reiter mit dem Turm der Frauenkirche 4) Augustusbrücke und Stadtansicht 5) Elbwiesen mit Canaletto-Blick 6) Hof der Elemente (Wasser) in der Kunsthofpassage 7) Echter Fürstenzug und Fürstenzug-Fassade, weltgrößtes keramisches Wandbild 8) Luther-Denkmal mit Frauenkirche 9) Szeneviertel Äußere Neustadt 78 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – März 2019
DIE STADT AN DER ELBE PUNKTET MIT KULTUR UND EINER VIELZAHL VON KIRCHEN, DEREN AKUSTIK JEDEN MUSIKER BEGEISTERT. Dresden Mit Hans-Christoph Rademann, Heinrich-Schütz-Experte und Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart, auf Spuren der Alten Musik in Dresden. VON ROLAND H. DIPPEL FOTO: MARTIN FÖRSTER Dieser Mann atmet mit der Musik der Stadt, die ihn künstlerisch prägte: Hans-Christoph Rademann ist gebürtiger Dresdner, wuchs jedoch im erzgebirgischen Schwarzenberg auf wie der Countertenor und Regisseur Axel Köhler, der neue Rektor der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber. Mit ihm könnte der 1965 geborene Rademann eine zu wenig erschlossene Farbe im Profil der Musikstadt stärken: mehr Barock neben der Spätromantik. Treffpunkt: Bahnhof Dresden-Neustadt. Sofort empfiehlt Rademann, Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart, eine Strecke entlang seiner musikalischen Herzensangelegenheiten: durch die innere Neustadt zur Dreikönigskirche, kurz an das östliche Elbeufer zum „Canaletto-Blick“ auf die Brühlsche Terrasse, Schloss und Zwinger, über die Augustusbrücke zur Hochschule für Musik. Dort wird Rademann, Nachfolger Helmuth Rillings an der Internationalen Bachakademie Stuttgart, später seine erste Lehrstunde im Jahr 2019 halten. An diesem Januarmorgen herrscht Aprilwetter. Schon beim Karl-May-Ort Radebeul, wo Rademann mit seiner Frau, der Tänzerin Friederike Rademann, lebt, wechseln Sonne und eisiger Regen. In dieser milden Weinregion sehr selten, kommt es geradezu der Aufforderung zu einem Perspektivenwechsel gleich. Denn heute geht es um Abenteuerlicheres als die sächsische Strauss- und Wagner-Stadt mit ihren berühmten Kunstschätzen. Hans-Christoph Rademann „Dresden hat als Zentrum der Alten Musik leider noch nicht die gebührende Ausstrahlungskraft“, bedauert Rademann. Das ist nicht die Schwärmerei eines Enthusiasten, sondern basiert auf seinem in kritischer Auseinandersetzung gewachsenen Repertoire und dem heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstand: Die Notenarchive der Sächsischen Landesbibliothek Dresden sind eine unerschöpfliche Schatztruhe des 17. und 18. Jahrhunderts. Rademann legt ein beredtes Koordinatennetz von Fakten und Anreizen über die Stadt. Wir sitzen im Schwarzmarkt-Café an der Neustädter Markthalle. „Den Zwinger kennen alle. Aber das wahre Dresden erlebt man nur in der Äußeren Neustadt zwischen Albertplatz und Alaunpark.“ Die Stadt wirbt mit dem Lockwort „Szeneviertel“ für das pittoreske und siegreich der Gentrifizierung trotzende Quartier: eine multikulturelle Insel für Hipster, Studierende, Bohemiens und Kleinfamilien, die Rademann immer wieder neu entdeckt. Daran zeigt sich, wie in der Musik auch, seine Vorliebe für kleinere, unspezifische Formen. Rademanns Aufführungen von Orffs Carmina burana mit der Singakademie Dresden und dem Tanzforum Köln waren bei den sommerlichen Zwingerkonzerten ein Highlight. Der persönlichen Berufung aber folgte er mit dem von ihm 1985 gegründeten Dresdner Kammerchor, einem Vokalensemble von stilistisch unbestechlichen Qualitäten. Eine Pionierleistung dieses meisterhaften Chors, die CD-Edition des Gesamtwerks von Heinrich Schütz, steht kurz vor der Vollendung. 79
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1) Innenraum der barocken Frauenkirche 2) Weltbekannt: der Dresdner Kreuzchor 3) Der Goldene Reiter mit dem Turm der Frauenkirche<br />
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