CRESCENDO 1/19 Januar-März 2019
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
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Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
L E B E N S A R T Die Paula-Bosch-Kolumne DIE HELDEN DER NATION Zugegeben, es ist ein kleines Weinland, die schweizerische Eidgenossenschaft. Aber wie es aussieht, gilt der von ihr selbst gewählte Begriff der Willensnation für mehr als nur die staatliche Einordnung. Denn einzigartige Rebsorten und Winzer beweisen, dass Einsatz und Leidenschaft alles möglich machen. Die Besonderheit des gebirgsreichsten Weinlandes in Europa, der Schweiz, liegt nicht in der Größe seiner Rebflächen oder der produzierten Mengen, sondern in der Schönheit der alpinen Weinregionen. Allen voran das Wallis im Herzen der Alpen mit seinen halsbrecherischen Steillagen in bis zu 1.100 Höhenmetern, dann das Waadland mit den unzähligen Kleinstterrassen am Ufer des Genfer Sees. Im Süden beeindruckt das mediterran angehauchte Tessin, und in der Deutschschweiz ist Graubünden ein Beispiel für die relevanten Schönheiten der Schweizer Weinwelt. Weit mehr als drei Viertel aller Weine des Landes werden hier produziert. Für den guten Ruf der Schweizer Weine zeichnen etwa zwei Dutzend Winzer verantwortlich, die weltweit anerkannte und mit höchsten Preisen ausgezeichnete Weine produzieren. Sie liefern regelmäßig überragende Qualitäten aus internationalen wie autochthonen Rebsorten; daneben auch Raritäten, die nur noch in der Schweiz angebaut werden. Ermöglicht wird ihnen der partiell extreme Weinbau durch das günstige sonnenreiche und trockene Klima, die warmen Föhnwinde, die steinreichen Höhenlagen sowie die von Parzelle zu Parzelle wechselnde Bodenbeschaffenheit. Die Kleinstmengen der produzierten Besonderheiten, die internationale Vergleiche nicht scheuen, sind mit ein Grund für die ambitionierte Preispolitik, die in der Schweiz als angemessen betrachtet und akzeptiert wird. Die besten Weingüter haben alle lange Wartelisten für eventuelle Neukunden, die irgendwann ein paar der wenigen Flaschen erwerben möchten. So gelten heute schon bestimmte Weine als nationale Weinhelden, ähnlich wie Heidi, Wilhelm Tell, die Uhrenbranche, Schweizer Käse oder Schokolade. WINZER MIT BESONDEREN WEINEN Ganz nach dem Motto „Ladies first“ kommt die Königin des Weinbaus im Wallis, MARIE-THÉRÈSE CHAPPAZ, an erster Stelle. Wer das Glück hat, mit ihr durch ihre steilen, gepflegten, seit 2003 biodynamisch bewirtschafteten Kleinparzellen zu gehen, lernt, was es bedeutet, Freude und Verantwortung gleichermaßen an einem Weinberg und dessen Früchten zu haben. Alle Weine, aber ganz besonders ihre Preziosen, die weiße Petite Arvine, Ermitage Blanc oder Humagne Rouge, versprühen großzügig den Duft, die ganze Aromatik des Weingartens, in dem sie gewachsen sind. Fazit: Die kraftvollen, harmonischen Urgesteine der Grande Dame sind beeindruckend, und die Süßweine schmecken umwerfend gut. Bezug: www.gute-weine.de Die Kellerei CHANTON im Walliser Visp hat sich ganz und gar dem Schutz alter, autochthoner Rebsorten, dem ampelografischen Schatz des Schweizer Weinbaus verschrieben. Es lohnt ungemein, die seltenen Sorten wie Gwäss, Himbertscha, Lafnetscha oder Rèze mit ganz eigenem Charakter neben den Klassikern Chasselas, Savagnin, Gamay und Pinot Noir zu verkosten – hier öffnet sich eine völlig neue Weindimension. Bezug: www.schweizerweineonline.de 74 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – März 2019
Château d’Aigle, im Herzen der Weinberge von Chablais, südlich des Genfer Sees FOTO: JÖRG LEHMANN; SWISSWINE.CH JEAN-RENÉ GERMANIER Gilles Besse, Mitinhaber und Önologe bei Germanier in Vétroz, war früher ein Jazz-Saxofonist und ist es, so ganz nebenbei, heute immer noch. Der Neffe von Jean-René Germanier, dem ehemaligen Nationalrat, treibt das Weingut nicht nur in der Schweiz voran. Ob New York, Singapur, Hongkong, Oslo, Paris, London oder Berlin – Gilles kann in seiner Mission als Botschafter für die beeindruckenden Weine von Germanier auf der ganzen Welt angetroffen werden. Cayas, sein Paradewein aus Syrah, genießt auch im 20. Jahrgang 2015 – und das mit vollem Recht – Kultstatus. Bezug: www.linke-weine.de MARTHA & DANIEL GANTENBEIN sind meine Helden der Präzision und des Bündner Rheintals. Mit ihrem Chardonnay und Pinot Noir haben sie Maßstäbe für Weine aus der Schweiz in der internationalen Weinszene gesetzt. Sie kennen die Heimat dieser Traubensorten, das Burgund, wie ihre Westentasche, sind in der ganzen Welt stets auf der Suche nach dem Allerbesten und streben danach, es in ihrem mustergültigen, auf jedes Detail des Produktionsprozesses eingerichteten Weinkeller zu integrieren. Bezug: www.moevenpick-wein.de LOUIS-PHILIPPE BOVARD aus Cully am Genfer See ist nicht nur der Grandseigneur des Dézaley, für mich ist er der Monsieur du Chasselas. Trotz seines hohen Alters ist sein Einsatz für die Qualität der Rebsorte, die auch massenweise angebaut wird, unermüdlich. Immer noch reist er um die Welt, um für die besten Chasselas von Dézaley, Aigle, Epesses, St. Saphorin bis Yvorne eine Lanze zu brechen. Sein Dézaley Médinette Réserve wird zu Recht als Grand Cru gefeiert. Bezug: www.linke-weine.de Die Familie DONATSCH betreibt in Malans, Graubünden, ein Weingut mit Winzerstube wie aus dem Bilderbuch. Chardonnay und Pinot Noir sind die Hauptakteure im Programm, sie räumen Jahr für Jahr höchste Noten in den Weingazetten ab, was ich doppelt unterstreichen kann. Dabei benötigen beide viel Zeit zur Reife, nicht anders als die größten Vorbilder des Burgund. Die uralte weiße Malanserrebe Completer spielt dabei eine Nebenrolle – aber was für eine. Unbedingt probieren! Bezug: www.gute-weine.de 75
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Die Paula-Bosch-Kolumne<br />
DIE HELDEN<br />
DER NATION<br />
Zugegeben, es ist ein kleines Weinland, die schweizerische<br />
Eidgenossenschaft. Aber wie es aussieht, gilt der von ihr selbst<br />
gewählte Begriff der Willensnation für mehr als nur die staatliche<br />
Einordnung. Denn einzigartige Rebsorten und Winzer<br />
beweisen, dass Einsatz und Leidenschaft alles möglich machen.<br />
Die Besonderheit des gebirgsreichsten Weinlandes in<br />
Europa, der Schweiz, liegt nicht in der Größe seiner<br />
Rebflächen oder der produzierten Mengen, sondern<br />
in der Schönheit der alpinen Weinregionen. Allen<br />
voran das Wallis im Herzen der Alpen mit seinen<br />
halsbrecherischen Steillagen in bis zu 1.100 Höhenmetern, dann das<br />
Waadland mit den unzähligen Kleinstterrassen am Ufer des Genfer<br />
Sees. Im Süden beeindruckt das mediterran angehauchte Tessin,<br />
und in der Deutschschweiz ist Graubünden ein Beispiel für die relevanten<br />
Schönheiten der Schweizer Weinwelt. Weit mehr als drei<br />
Viertel aller Weine des Landes werden hier produziert.<br />
Für den guten Ruf der Schweizer Weine zeichnen etwa zwei<br />
Dutzend Winzer verantwortlich, die weltweit anerkannte und mit<br />
höchsten Preisen ausgezeichnete Weine produzieren. Sie liefern<br />
regelmäßig überragende Qualitäten aus internationalen wie autochthonen<br />
Rebsorten; daneben auch Raritäten, die nur noch in der<br />
Schweiz angebaut werden.<br />
Ermöglicht wird ihnen der partiell<br />
extreme Weinbau durch das günstige sonnenreiche<br />
und trockene Klima, die warmen<br />
Föhnwinde, die steinreichen Höhenlagen<br />
sowie die von Parzelle zu Parzelle<br />
wechselnde Bodenbeschaffenheit.<br />
Die Kleinstmengen der produzierten<br />
Besonderheiten, die internationale Vergleiche<br />
nicht scheuen, sind mit ein Grund<br />
für die ambitionierte Preispolitik, die in<br />
der Schweiz als angemessen betrachtet und<br />
akzeptiert wird. Die besten Weingüter haben alle lange Wartelisten<br />
für eventuelle Neukunden, die irgendwann ein paar der wenigen<br />
Flaschen erwerben möchten. So gelten heute schon bestimmte<br />
Weine als nationale Weinhelden, ähnlich wie Heidi, Wilhelm Tell,<br />
die Uhrenbranche, Schweizer Käse oder Schokolade.<br />
WINZER MIT BESONDEREN WEINEN<br />
Ganz nach dem Motto „Ladies first“ kommt die Königin des Weinbaus<br />
im Wallis, MARIE-THÉRÈSE CHAPPAZ, an erster Stelle. Wer das<br />
Glück hat, mit ihr durch ihre steilen, gepflegten, seit 2003 biodynamisch<br />
bewirtschafteten Kleinparzellen zu gehen, lernt, was es bedeutet, Freude<br />
und Verantwortung gleichermaßen an einem Weinberg und dessen<br />
Früchten zu haben. Alle Weine, aber ganz besonders ihre Preziosen, die<br />
weiße Petite Arvine, Ermitage Blanc oder Humagne Rouge, versprühen<br />
großzügig den Duft, die ganze Aromatik des Weingartens, in dem sie gewachsen<br />
sind. Fazit: Die kraftvollen, harmonischen Urgesteine der Grande<br />
Dame sind beeindruckend, und die Süßweine schmecken umwerfend gut.<br />
Bezug: www.gute-weine.de<br />
Die Kellerei CHANTON im Walliser Visp hat sich ganz und gar dem<br />
Schutz alter, autochthoner Rebsorten, dem ampelografischen Schatz<br />
des Schweizer Weinbaus verschrieben. Es lohnt ungemein, die seltenen<br />
Sorten wie Gwäss, Himbertscha, Lafnetscha oder Rèze mit ganz eigenem<br />
Charakter neben den Klassikern Chasselas, Savagnin, Gamay und Pinot<br />
Noir zu verkosten – hier öffnet sich eine völlig neue Weindimension.<br />
Bezug: www.schweizerweineonline.de<br />
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