CRESCENDO 1/19 Januar-März 2019
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
L E B E N S A R T EINFACH SCHÖN! Metall, Holz, Glas, Ton – nie vorher und nie nachher verwob eine Stilrichtung Design, Handwerk und Material so eng miteinander wie das Bauhaus. Schlicht in der Form und funktional in der Verwendung sind die Objekte längst zeitlose Klassiker von purer Eleganz. Reingerutscht Einer der spektakulärsten Bauhaus- Entwürfe: „Wassily“ (eine Hommage an Kandinsky) des Österreichers Marcel Breuer. Stahlrohrkonstruktionen waren das Markenzeichen des von Walter Gropius berufenen Jungmeisters und Leiters der Dessauer Möbelwerkstatt, der hier zum ersten Mal einen Sessel auf seine Grundform reduziert. Breuer entwarf den Clubsessel B3 1926 als Vorzeigeobjekt des Neuen Wohnens, entprechend gehörte er zum Mobiliar des 1926 eröffneten Dessauer Bauhaus-Gebäudes. www.vitra.com Angeknipst In Wilhelm Wagenfelds respektablem, über 600 Nummern umfassendem Werkverzeichnis ist die Leuchte die Nummer 1. Und wirklich hat nichts Wagenfelds Ruf so stark geprägt wie diese frühe Studentenarbeit von 1924, der in ihrem geometrischen Aufbau die Auffassung seines Lehrers László Moholy-Nagy noch deutlich anzusehen ist. Längst ist die Ikone des Bauhauses, die erst seit 1980 wieder auf dem Markt ist, einer der Designklassiker des 20. Jahrhunderts. www.prediger.de Weichgekocht Noch ein Wagenfeld, noch ein Kultobjekt: der Eierkoch, der als Prototyp moderner Glasgestaltung Design-Geschichte schrieb. Entstanden ist der Eierkoch 1933 im Rahmen der Entwürfe für das berühmte Teeservice Edition Wagenfeld für die Jenaer Glaswerke. Und hier das Grundrezept: 1 Ei in den Eierkoch schlagen, mit Salz und Kräutern würzen. Deckel und Spange aufsetzen, im heißen Wasserbad 4–6 Minuten kochen. www.jenaerglas-shop.de 72 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – März 2019
Abgerundet Die kluge und ausgewogene Kombination verschiedener geometrischer Grundformen macht die Arbeiten von Marianne Brandt so unverwechselbar: Das elegante Tee-Extraktkännchen MT 49 entstand in ihrem ersten Studienjahr 1924. Das reduzierte Design des Aschenbechers legt eine serielle Fertigung nahe, ist aber ein in aufwendiger Handarbeit hergestelltes Einzelstück. Verschaukelt Erst 20-jährig, entwarf der Bauhaus-Lehrling Peter Keler 1922 diese Bauhaus-Wiege, die ganz deutlich seinen Lehrmeister Wassily Kandinsky verrät. Zum Klassiker wurde sie wegen ihrer Grundfarben Gelb, Rot und Blau und der ihnen von Kandinsky zugeordneten Formen Dreieck, Quadrat und Kreis. Die Wiege wurde zur Ausstellung 1923 im „Haus am Horn“ präsentiert. Pendelleuchte von Alfred Schäfer, Werkstattmeister im Bauhaus Dessau Rumgespielt Eberhard Schrammen leitete die bauhauseigene Drechslerei und entwarf um 1923 die bunt bemalten Handpuppen aus Holz – Stabfiguren für ein Puppenspiel. Ursprünglich gibt es drei Figurenpärchen, je zwei in Weiß, Gelb und Grau, die sich vor allem in ihrer Haltung unterscheiden. Allerdings fehlt der weißen Figur heute ihr Gegenstück. Aufbewahrt Die Vorratsgefäße für die Küchengarnitur des Weimarer Modellhauses „Haus am Horn“ von Georg Muche stammen von Theodor Bogler und waren das erste Referenzobjekt der keramischen Werkstatt des Bauhauses. Walter Gropius beauftragte die Steingutbetriebe von Hermann Harkort in Velten-Vordamm bei Berlin, um Prototypen für die serielle Produktion zu entwickeln. 73
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EINFACH SCHÖN!<br />
Metall, Holz, Glas, Ton – nie vorher und nie nachher verwob eine Stilrichtung Design,<br />
Handwerk und Material so eng miteinander wie das Bauhaus. Schlicht in der Form und funktional<br />
in der Verwendung sind die Objekte längst zeitlose Klassiker von purer Eleganz.<br />
Reingerutscht<br />
Einer der spektakulärsten Bauhaus-<br />
Entwürfe: „Wassily“ (eine Hommage<br />
an Kandinsky) des Österreichers Marcel<br />
Breuer. Stahlrohrkonstruktionen<br />
waren das Markenzeichen des von<br />
Walter Gropius berufenen Jungmeisters<br />
und Leiters der Dessauer Möbelwerkstatt,<br />
der hier zum ersten Mal<br />
einen Sessel auf seine Grundform<br />
reduziert. Breuer entwarf den Clubsessel<br />
B3 <strong>19</strong>26 als Vorzeigeobjekt des<br />
Neuen Wohnens, entprechend gehörte<br />
er zum Mobiliar des <strong>19</strong>26 eröffneten<br />
Dessauer Bauhaus-Gebäudes.<br />
www.vitra.com<br />
Angeknipst<br />
In Wilhelm Wagenfelds respektablem, über 600 Nummern<br />
umfassendem Werkverzeichnis ist die Leuchte die<br />
Nummer 1. Und wirklich hat nichts Wagenfelds Ruf so stark<br />
geprägt wie diese frühe Studentenarbeit von <strong>19</strong>24, der in<br />
ihrem geometrischen Aufbau die Auffassung seines Lehrers<br />
László Moholy-Nagy noch deutlich anzusehen ist. Längst ist<br />
die Ikone des Bauhauses, die erst seit <strong>19</strong>80 wieder auf dem<br />
Markt ist, einer der Designklassiker des 20. Jahrhunderts.<br />
www.prediger.de<br />
Weichgekocht<br />
Noch ein Wagenfeld, noch ein Kultobjekt: der Eierkoch, der<br />
als Prototyp moderner Glasgestaltung Design-Geschichte<br />
schrieb. Entstanden ist der Eierkoch <strong>19</strong>33 im Rahmen der Entwürfe<br />
für das berühmte Teeservice Edition Wagenfeld für die<br />
Jenaer Glaswerke. Und hier das Grundrezept: 1 Ei in den Eierkoch<br />
schlagen, mit Salz und Kräutern würzen. Deckel und<br />
Spange aufsetzen, im heißen Wasserbad 4–6 Minuten kochen.<br />
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