CRESCENDO 1/19 Januar-März 2019
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.
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FOTOS: ROLAND UNGER; BERNHARD SCHMIDT; CITY OF ABSTRACT; MARCO BORGGREVE; ACHIM REISSNER; VOYAGER QUARTET; SEBASTIAN STOLZ, FILMWILD.DE; FELIX BROEDE; YAN REVAZOV; THOMAS GROPPER; DEBORAH O‘GRADY; KAI BIENERT<br />
12. und 14. Februar<br />
BERLIN<br />
MUSIK AN DER HUMBOLDT-UNIVERSITÄT<br />
Mit Gustav Mahlers gewaltiger Achter Sinfonie<br />
feiern die Musikensembles der Humboldt-<br />
Universität Jubiläum. Vor 25 Jahren rief der<br />
Universitätsmusikdirektor Constantin Alex<br />
Humboldts Studentische Philharmonie und<br />
Humboldts Philharmonischen Chor ins Leben.<br />
Damit begründete er die Institution Musik an<br />
der Humboldt-Universität. Mittlerweile vereint sie sechs Ensembles<br />
unter ihrem Dach. Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen bietet<br />
sie die Möglichkeit, gemeinsam zu musizieren, über ihr Fachstudium<br />
hinaus Fähigkeiten zu entwickeln und Anschluss an Gleichgesinnte zu<br />
finden. Zu den Jubiläumskonzerten kommen die beiden studentischen<br />
Sinfonieorchester sowie die beiden großen Chöre zusammen. Als Gäste<br />
wirken Solisten sowie der Rundfunk-Kinderchor Berlin und der Kinderchor<br />
„Georg-Friedrich-Händel“ mit. Am Pult steht Constantin Alex.<br />
Berlin, Philharmonie, 12.2., Konzerthaus, 14.2.,<br />
www.musikundmedien.hu-berlin.de/de/umd<br />
9. <strong>März</strong><br />
BERLIN BABYLON<br />
Es war die Frage, ob Babylon nicht doch mehr<br />
gewesen sei als Hurerei und Sprachverwirrung,<br />
die Jörg Widmann (Foto) umtrieb und ihn 2012<br />
zu seiner Oper Babylon anregte. Der Philosoph<br />
Peter Sloterdijk verfasste ihm dazu ein gedankenschweres<br />
Libretto. Jetzt hat Widmann das<br />
Werk überarbeitet. Da die babylonische Sprachverwirrung<br />
im Libretto nicht vorkomme, passiere sie in der Musik,<br />
ebenso der Turmbau zu Babel. „Der Bau der Partitur entspricht der<br />
Form einer Zikkurat, also dem Babelturm“, erläutert Widmann. Bis zum<br />
siebten Bild hin verjünge sich das Werk immer mehr. So werde der Turm<br />
in der Musik gebaut. Die Uraufführung der Neufassung leitet Daniel<br />
Barenboim. Die Inszenierung übernimmt Andreas Kriegenburg. Als Jude<br />
Tammu ist Charles Workman zu erleben. Die Seele ist Mojca Erdmann.<br />
Die Partie der Inanna singt Susanne Elmark, und als Priesterkönig steht<br />
John Tomlinson auf der Bühne.<br />
Berlin, Staatsoper Unter den Linden, 9. (Premiere), 11., 20., 22. und 24.3.,<br />
www.staatsoper-berlin.de<br />
8. <strong>März</strong><br />
MEININGEN SCHLOSS DÜRANDE<br />
Othmar Schoeck war der erste Schweizer Komponist,<br />
der außerhalb seines Landes Beachtung<br />
errang. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieß seine<br />
spätromantische Ästhetik zwar auf wenig<br />
Resonanz. In den <strong>19</strong>80er-Jahren aber wurden<br />
einzelne seiner Werke wiederentdeckt. Schloss<br />
Dürande komponierte Schoeck nach einer<br />
Novelle von Joseph Eichendorff, die ihm 30 Jahre zuvor Hermann Hesse<br />
empfohlen hatte. Sie handelt von der Liebe des Grafen Armand Dürande<br />
zu Gabriele, der Schwester seines Waldhüters Renald. Da dieser jedoch<br />
der Reinheit seiner Liebe misstraut, schließt er sich den Revolutionären<br />
an, stürmt das Schloss und erschießt Armand und seine Schwester. Als er<br />
erkennt, wie unrecht er hatte, legt er Feuer an den Pulverturm und<br />
kommt in der gewaltigen Explosion, die das ganze Schloss zerstört, ums<br />
Leben. Mit dem Libretto wurde der deutsche, dem Nationalsozialismus<br />
anhängende Dichter und Dramatiker Hermann Burte beauftragt. Der<br />
sagte auch zu, wollte jedoch den Schluss ändern: „Ein happy end ist als<br />
Wirkung einem killing around vorzuziehen: Hochzeitsmarsch angenehmer<br />
als Trauermarsch.“ Schoeck aber blieb fest: „Der Stoff ist unbedingt<br />
tragisch.“ Die Uraufführung erfolgte am 1. April <strong>19</strong>43 mitten im<br />
Krieg in Berlin. Das Publikum war begeistert. Die Explosion des Schlosses<br />
am Ende gelang so realistisch, dass sie für einen Bombeneinschlag gehalten<br />
wurde. Der große Erfolg blieb dennoch aus, und nach dem Krieg<br />
geriet die Oper in Vergessenheit. In einem Projekt der Hochschule der<br />
Künste und der Universität Bern wurde nun das nationalsozialistisch geprägte<br />
Libretto restauriert und durch Originaltexte von Joseph Eichendorff<br />
ergänzt. Am Pult steht Philippe Bach. Die Inszenierung mit Ondrej<br />
Šaling (Foto) als Armand übernimmt Ansgar Haag.<br />
Meiningen, Staatstheater, 8. (Premiere), 10., 16. und 29.3., 28.4., 8. und 7.5., 27.<br />
und 30.6. sowie 6.7., www.meininger-staatstheater.de<br />
Ab 5. Februar<br />
ESSEN WILLIAM FORSYTHE<br />
„Ich bin ein Künstler, der im Medium der Choreografie<br />
arbeitet“, erklärt William Forsythe. Von<br />
<strong>19</strong>84 bis 2009 war er Ballettdirektor des Frankfurter<br />
Balletts. 2005 bis 2015 leitete er die von<br />
ihm gegründete Forsythe Company. 20<strong>19</strong> begeht<br />
er seinen 70. Geburtstag, und das Museum<br />
Folkwang feiert ihn das ganze Jahr über. Im Februar<br />
zeigt es im Foyer die interaktive Videoarbeit City of Abstracts (Foto).<br />
Im Frühsommer sind Human Writes Drawings zu sehen, großformatige<br />
Papierarbeiten, die Forsythes choreografische Auseinandersetzung mit<br />
den Menschenrechten ins Genre der Zeichnung übertragen. Im Sommer<br />
installiert Forsythe Aviariation. Das Werk, dessen Titel eine Kombination<br />
aus dem englischen Wort „aviary“ (Voliere) und Variation ist, verwandelt<br />
die Bäume in einem der Lichthöfe des Museums in ein choreografisches<br />
Naturtheater. Und im November gibt es im Rahmen von „100 Jahre Bauhaus<br />
im Westen“ das Projekt Acquisition mit zwei Tänzern zu sehen.<br />
Essen, Museum Folkwang, www.museum-folkwang.de<br />
14. Februar<br />
FRANKFURT AM MAIN<br />
RHAPSODY IN CONCERT<br />
Sich alle Freiheiten zu nehmen, um Geschichten<br />
zu erzählen – das ist die Idee der musikalischen<br />
Gattung Rhapsodie. Die Künstler-Initiative<br />
Rhapsody in School greift diese Idee auf. Über<br />
400 Musiker besuchen in ihrem Rahmen Schulen<br />
und erzählen von ihrer Musik und ihren Instrumenten.<br />
Die Konzertreihe „Rhapsody in Concert“<br />
stellt diese Musiker in Konzerten vor. In der Alten Oper Frankfurt<br />
unternehmen die Pianistin und Rhapsody-Botschafterin Annika Treutler,<br />
der Hornist Felix Klieser, Miljenko Turk, Bariton an der Kölner Oper und<br />
Mitbegründer von „Rhapsody goes Opera“, mit dem Quintett Spark und<br />
dem Signum Saxophone Quartet einen Streifzug durch Rhapsodien vom<br />
18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Moderiert wird der Abend von<br />
Schülern, die sich zuvor im Rahmen eines Projekts intensiv mit den Werken<br />
befassten.<br />
Frankfurt am Main, Alte Oper, www.rhapsody-in-school.de<br />
9. Februar<br />
MÜNCHEN NEBENSONNEN<br />
Als Franz Schubert im Herbst 1827 seinen<br />
Freunden die Vertonung des Liederzyklus<br />
Winterreise auf dem Klavier vorspielte, waren sie<br />
erschüttert. Helle Töne fehlten darin komplett.<br />
Andreas Höricht, Bratschist des Voyager<br />
Quartets, hat 12 der 24 Liedkompositionen<br />
Schuberts aus dem Zyklus für sein Streichquartett<br />
arrangiert. Nebensonnen nach dem Titel des 23. Liedes haben<br />
die Violinis ten Nico Christians und Maria Krebs, der Cellist Klaus Kämper<br />
und Andreas Höricht, die 2014 zum Quartett zusammenfanden, den<br />
Abend überschrieben. Beethovens Streichquartett Nr. 14 cis-Moll,<br />
op. 131 widmen sie den zweiten Teil. Es gehört zu den späten, dunklen<br />
Quartetten Beet hovens. Wagner sah darin das „Schwermütigste“, was je<br />
in Tönen ausgesagt wurde. Allein George Bernard Shaw rühmte gerade<br />
die späten Quartette als die schönen, „geradlinigen, unprätentiösen,<br />
vollkommen verständlichen“.<br />
München, Allerheiligen-Hofkirche, www.voyagerquartet.de<br />
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