25.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 1/19 Januar-März 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Diana Damrau, Max Richter und Wilfried Hiller. Mit Special zum Bauhaus-Jubiläum.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

H Ö R E N & S E H E N<br />

FOTO: NANCY HOROWITZ<br />

Mozarteumorchester<br />

Fragment im Fiebertraum<br />

ORCHES-<br />

TER<br />

Dieser (Uraufführungs-)Mitschnitt aus dem Salzburger<br />

Mozarte um von 2005 ist doppelt spannend. Erstens, weil<br />

Mozarts Requiem ohne jede Ergänzung erklingt und somit<br />

radikal ein Torso bleibt. Das fokussiert das Hörerlebnis<br />

auf das Wesentliche, also das, was Mozart ursprünglich<br />

nie dergeschrieben hat: den vierstimmigen<br />

Vokalsatz. Zweitens, weil Georg Friedrich Haas<br />

in die Leerstellen sie ben Klangräume setzt und<br />

mit seinem Auftragswerk expressiv auf Mozart<br />

reagiert – in der Anmutung, wir würden in die<br />

Fieberträu me des Sterbenden hineinlauschen.<br />

Nach dem Lacrimosa bedeutet das geräuschhafte<br />

Kargheit, ansonsten bildet ein Brieftext von 1791<br />

die Grundlage: jenes in star rem Bürokratendeutsch abgefass<br />

te Schreiben, in dem Mozart eine unbezahlte Stelle<br />

am Stephansdom zugesprochen bekommt. Im Gan zen<br />

klingt das nicht nur historisch und zeitgenössisch informiert,<br />

son dern auch beklem mend, tröst lich<br />

und erha ben zugleich. WW<br />

Mozart: „Requi em KV 626“, Georg Haas: „Sie ben<br />

Klang räu me“, Salz bur ger Bach chor, Mozarteumorchester<br />

Salzburg, Ivor Bol on (Belvedere)<br />

Sabine Devieilhe und Lea Desandre<br />

Liebe in allen<br />

Facetten<br />

GESANG<br />

Als Georg Fried rich Hän del 1707 nach Rom kam, waren Opern auffüh run gen ver boten.<br />

Nach einem Erd be ben hat te der Papst sie für über flüs si gen Luxus erklärt. Doch<br />

welt li che Kan ta ten, kur ze dra ma ti sche Sze nen in klei ner Beset zung waren davon<br />

nicht betroffen. Also kom po nier te Hän del kur zer hand in die ser Form. Sei ne Kan taten<br />

han deln von den ganz gro ßen Gefüh len: Lie be in allen tra gi schen, dra ma ti schen<br />

und glück li chen Facet ten. Drei wun der ba re Künst le rin nen haben sich in die se Wer ke<br />

ver tieft: die Sän ge rin nen Sabi ne Devi eil he und Lea Desand re und die Cem ba lis tin und<br />

Diri gen tin Emma nu el le Haïm mit ihrem Barock ensem ble Le Con cert d’Astrée.<br />

Gemein sam ist ihnen eine Ein spie lung gelun gen, die den Hörer sofort in den Bann<br />

der über 300 Jah re alten Musik zieht. Desand re zeigt beson ders in der tra gi schen<br />

Rol le der Lucre zia eine fas zi nie ren de Kraft und Fle xi bi li tät ihrer Stim me. Devi eil he,<br />

als die von ihrem Gelieb ten Rinal do ver las se ne Zau be rin Armi da, ist aus drucks stark<br />

suchend, seh nend. SK<br />

Hän del: „Ita li an Can ta tas“, Sabi ne Devi eil he, Lea Desand re, Le Con cert d’Astrée,<br />

Emma nu el le Haïm (War ner)<br />

32 w w w . c r e s c e n d o . d e — Februar – <strong>März</strong> 20<strong>19</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!