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Logistik als Koordinationsaufgabe in unterneh- mensübergreifenden ...

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<strong>Logistik</strong> <strong>als</strong> <strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

Versorgungsketten<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

1 Problemstellung.................................................................................................................4<br />

2 Entwicklung der <strong>Logistik</strong>...................................................................................................6<br />

2.1 <strong>Logistik</strong> <strong>in</strong> der traditionellen Betriebswirtschaftslehre.............................................6<br />

2.2 <strong>Logistik</strong> <strong>als</strong> Querschnittsfunktion.............................................................................7<br />

2.3 Von der Querschnittsfunktion zur <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>ternen<br />

Prozeßkoord<strong>in</strong>ation.................................................................................................10<br />

2.4 Industrie- und Handelstypische Prozeßketten entstehen ........................................12<br />

2.5 Unternehmensübergreifende Prozeßketten.............................................................14<br />

3 Ausblick ...........................................................................................................................15<br />

Literatur..................................................................................................................................17<br />

Prof. Dr. Helmut Merkel<br />

Mitglied des Vorstandes<br />

KarstadtQuelle AG<br />

Honorarprofessor Universität Mannheim<br />

Liz. rer. pol. Jens Heymans<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

Institute, Management + Consult<strong>in</strong>g AG


4<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

1 Problemstellung<br />

Die Entwicklung der <strong>Logistik</strong> der letzten dreißig Jahre muß <strong>in</strong> engem Zusammenhang<br />

mit der Entwicklung der Wirtschaftsräume e<strong>in</strong>erseits und <strong>in</strong> engem<br />

Zusammenhang mit der Entwicklung der Informationstechnologie (IT) andererseits<br />

gesehen werden.<br />

Mit Beg<strong>in</strong>n der Entwicklung der <strong>Logistik</strong> <strong>in</strong> Deutschland hat Ihde die <strong>in</strong> der<br />

Funktionen- und Institutionenlehre der Betriebswirtschaftslehre unabhängig<br />

vone<strong>in</strong>ander behandelten Teilgebiete der <strong>Logistik</strong> (Kapitel 2.1) der bis dah<strong>in</strong><br />

typischen Funktionsgliederung (Absatz, Produktion, Beschaffung) zugeordnet<br />

und durch den Begriff "<strong>Logistik</strong>" e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>denden Zusammenhang hergestellt:<br />

Distributionslogistik, Produktionslogistik, Beschaffungslogistik. Außerdem wurden<br />

e<strong>in</strong>e querschnittliche Betrachtungsweise und e<strong>in</strong> eigener (Queschnitts-)<br />

Kompetenzbereich gefordert (Kapitel 2.2). Durch diese Forderung konnten die<br />

bis dah<strong>in</strong> vorhandenen Redundanzen <strong>in</strong> den Funktionen (e<strong>in</strong>es Industrie<strong>unterneh</strong>mens)<br />

deutlich gemacht werden. <strong>Logistik</strong> begann sich <strong>als</strong> <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>terne<br />

Querschnittsfunktion zu etablieren.<br />

Der Wandel vom Verkäufer- zum Käufermarkt führte zu e<strong>in</strong>er stärkeren Serviceorientierung,<br />

zu mehr Kostenbewußtse<strong>in</strong>, zu e<strong>in</strong>er veränderten Bedeutung des<br />

Zeitaspekts (Durchlaufzeiten), zur Bereitschaft für mehr Flexibilität und zu e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>tensiveren Produktqualitätsbewußtse<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Industrie. E<strong>in</strong>e Lösung der<br />

bevorstehenden Aufgaben konnte nur gel<strong>in</strong>gen, wenn Zielkonflikte zwischen den<br />

Funktionsbereichen durch e<strong>in</strong>e ganzheitliche Prozeßsicht mit neuen Planungslogiken<br />

ohne Funktionsbarrieren aufgelöst werden können (Kapitel 2.3).<br />

Ihde nutzte zur Modellierung der Prozeßzusammenhänge <strong>in</strong> der <strong>in</strong>nerbetrieblichen<br />

<strong>Logistik</strong> die Sprache der Systemtheorie. Die Systemtheorie gibt e<strong>in</strong>e Erklärung<br />

dafür ab, warum sich Prozeßketten durch das Auftreten von "Verzögerungen"<br />

betriebswirtschaftlich <strong>in</strong>effizient verhalten können. Die Ursachen s<strong>in</strong>d<br />

mangelnde Abstimmung von Ressourcen, mangelnde Abstimmung von Zielen<br />

und Systemzuständen, Doppel- und Mehrfachfunktionen, Datenqualität und die<br />

Organisation der Koord<strong>in</strong>ations- und Abstimm-Mechanismen.<br />

In den sich parallel entwickelnden IT-Softwareprodukten für MRP (Materi<strong>als</strong><br />

Requirement Plann<strong>in</strong>g), später für MRP II (Manufactur<strong>in</strong>g Resource Plann<strong>in</strong>g)<br />

und schließlich für ERP-Softwarelösungen wurden für <strong>in</strong>nerbetriebliche Prozeßketten<br />

schrittweise Planungskomponenten und Legacy-Systeme entwickelt, die <strong>in</strong><br />

der Lage waren, "Verzögerungen" im systemtheoretischen S<strong>in</strong>ne <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>tern<br />

weitgehend auszuschalten. Die Abkehr vom "Dom<strong>in</strong>opr<strong>in</strong>zip" h<strong>in</strong> zu "Shared<br />

Information" war durch die <strong>unterneh</strong>mensweite Nutzung leistungsfähiger<br />

Datenbanksysteme bereits e<strong>in</strong>geleitet worden. Die <strong>Logistik</strong> profitierte von dieser


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 5<br />

Entwicklung, weil mit Hilfe dieser Systeme die Ideen von ganzheitlichen Prozeßketten<br />

<strong>in</strong>nerbetrieblich schnell umgesetzt werden konnten. Die <strong>Logistik</strong> beg<strong>in</strong>nt<br />

wichtige Aufgaben bei der <strong>in</strong>ternen Prozeßorganisation zu übernehmen und<br />

trägt dazu bei, daß funktionale Hemmnisse verschw<strong>in</strong>den.<br />

Gleichzeitig nahm der Grad der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung und damit<br />

der Kommunikations-, Transport- und Koord<strong>in</strong>ationsaufwand drastisch zu.<br />

Stückkostenverbesserungen durch Prozeßoptimierung drohten durch zusätzliche<br />

Kommunikations-, Transport - und Koord<strong>in</strong>ationsaufwendungen absorbiert zu<br />

werden (Kapitel 2.4). Ihde machte diesen Zusammenhang immer wieder deutlich.<br />

Viele Unternehmen leiteten deshalb auf dem Wege von Unternehmenszusammenschlüssen<br />

oder Kooperationen e<strong>in</strong>e neue Dimension von Unternehmenskonzentration<br />

e<strong>in</strong>, um zusätzliche Bündelungseffekte zu erzielen. Die Internationalisierung<br />

der Märkte schritt schnell voran. Die <strong>Logistik</strong> wurde <strong>in</strong>ternational. Das<br />

Outsourc<strong>in</strong>g und damit das Wachstum der <strong>Logistik</strong>dienstleister beschleunigte<br />

sich.<br />

Durch die Schwäche der Volkswirtschaften Anfang der 90er Jahre entstand neuer<br />

Druck auf die Unternehmen. Die e<strong>in</strong>geleitete Welle der Re-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>gprojekte<br />

forderte radikale Kunden- und Prozeßorientierung. Die nachfolgende Konzentration<br />

auf die Kernkompetenzen verstärkte die Spezialisierung und <strong>in</strong>tensivierte die<br />

weltweite Kommunikation, den Transport und den weltweiten Koord<strong>in</strong>ationsbedarf.<br />

Es entwickelten sich mehr und mehr branchenspezifische Prozeßketten, die<br />

untere<strong>in</strong>ander <strong>als</strong> Ganzes <strong>in</strong> den Wettbewerb treten. Die <strong>Logistik</strong> spielt e<strong>in</strong>e<br />

entscheidende Rolle bei der Entwicklung branchenspezifischer Prozeßketten.<br />

Ihde hat <strong>in</strong> diesem Zusammenhang <strong>in</strong>sbesondere auch die Ersatzteillogistik <strong>in</strong><br />

ihrer Entwicklung mit begleitet und Trends früh erkannt.<br />

Die Rolle der (<strong>in</strong>nerbetrieblichen) <strong>Logistik</strong> wandelte sich weiter und wurde zunehmend<br />

mit der Verbreitung des Internets mit <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong>n (Kapitel 2.5) befaßt. Die Ausschaltung e<strong>in</strong>zelner Funktionsstufen<br />

beim Aufbau <strong>unterneh</strong>mensübergreifender Netzwerke und die E<strong>in</strong>führung<br />

von Infomation-Hubs (Shared Information) durch e<strong>in</strong>zelne <strong>Logistik</strong>provider<br />

führt <strong>in</strong> globalen Versorgungsketten zu Channel-Leader-Initiativen bei starken<br />

Handels<strong>unterneh</strong>men und bei starken Marken<strong>unterneh</strong>men, die der <strong>Logistik</strong> e<strong>in</strong>e<br />

herausragende <strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> zuweisen.<br />

Durch die Gestaltung <strong>unterneh</strong>mensübergreifender Netzwerke werden (redundante)<br />

<strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>terne Prozeßbauste<strong>in</strong>e zukünftig extern gebündelt werden<br />

(Kapitel 3). Das Zusammenspiel zwischen den Mitgliedern e<strong>in</strong>er Versorgungskette<br />

und die Rolle der <strong>Logistik</strong>dienstleister werden sich dadurch weiter verändern.<br />

Es ist zu erwarten, daß nur solche <strong>Logistik</strong>dienstleister gut positioniert s<strong>in</strong>d,<br />

die auch bisher starke Anstrengungen beim Aufbau ihrer IT-Fähigkeiten unternommen<br />

haben.


6<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

2 Entwicklung der <strong>Logistik</strong><br />

2.1 <strong>Logistik</strong> <strong>in</strong> der traditionellen Betriebswirtschaftslehre<br />

Die wirtschaftliche Wiederaufbauphase ist nach Kriegsende <strong>in</strong> ganz Europa<br />

zunächst durch starkes Wachstum gekennzeichnet. Viele Unternehmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

der Position, daß die Nachfrage die Produktionsmengen übersteigt (Verkäufermarkt).<br />

Dies führt <strong>in</strong> der Industrie zum Aufbau großer Produktionskapazitäten.<br />

Schon frühzeitig wurde <strong>in</strong> der Betriebswirtschaftslehre die Entstehung von Grö-<br />

ßenersparnissen 1 beschrieben, was den weiteren Kapazitätsaufbau durch die<br />

Attraktion s<strong>in</strong>kender Stückkosten wissenschaftlich begründete. In dieser Phase<br />

beschäftigte sich die Betriebswirtschaftslehre <strong>in</strong> Deutschland sehr stark mit der<br />

Produktionsoptimierung, 2 der plangestützten Unternehmensführung 3 und mit der<br />

Entwicklung von Verfahren zur pretialen Lenkung, 4 zu denen die Investitions-<br />

und Kostenrechnungsverfahren zählen. Mit diesem Fokus leistete die Betriebswirtschaftslehre<br />

e<strong>in</strong>en Beitrag zur Überw<strong>in</strong>dung e<strong>in</strong>es aktuell bestehenden Engpasses<br />

<strong>in</strong> der Wirtschaft.<br />

Die durch Gutenberg hervorgehobene Gliederung e<strong>in</strong>es (<strong>in</strong>dustriellen) Unternehmens<br />

nach den Hauptfunktionen Absatz (Distribution), Produktion und Be-<br />

schaffung prägte die Organisationsmodelle 5 und das Verständnis von Unternehmensführung.<br />

Dabei standen wieder Industrie<strong>unterneh</strong>men im Vordergrund. Der<br />

Handel tauchte lediglich <strong>als</strong> Funktionsstufe <strong>in</strong>nerhalb der (<strong>in</strong>dustriellen) Vertriebswegediskussion<br />

auf, Dienstleistungs<strong>unterneh</strong>men (Banken, Versicherungen,<br />

Energieversorger usw.) standen kaum im Fokus. Der Bedeutung dieser Wirtschaftszweige<br />

trug die Betriebswirtschaftslehre durch den Ausbau der Institutionenlehre<br />

Rechnung. 6<br />

Die bei Ihde 7 nachgezeichnete Entwicklung der <strong>Logistik</strong> vor allem auch <strong>in</strong> den<br />

USA fand zu diesem Zeitpunkt <strong>in</strong> Deutschland kaum Beachtung. Vielmehr wurden<br />

die Elemente der <strong>Logistik</strong>, wie Lagerhaltung, Transport, Umschlag, Kommissionierung<br />

und Verpackung, 8 redundant <strong>in</strong>nerhalb der Funktionsbeschreibungen<br />

(Absatz, Produktion und Beschaffung) e<strong>in</strong>zeln behandelt.<br />

1<br />

Vgl. Gutenberg, E. (1961), S. 314 ff.; Lücke, W. (1967), S. 81 ff.<br />

2<br />

Vgl. Ihde, G. B. (1972b), S. 129; Ihde, G. B. (1987b), S. L8.<br />

3<br />

Vgl. Gutenberg, E. (1952).<br />

4<br />

Vgl. Schmalenbach, E. (1948), S. 10ff.<br />

5<br />

Vgl. Kosiol, E. (1962); Grochla, E. (1969).<br />

6<br />

Vgl. Coase, R. H. (1937); Williamson, O. E. (1975).<br />

7<br />

Vgl. Ihde, G. B. (1972a), S. 17. Vgl. auch e<strong>in</strong>e sprachhistorische und begriffs<strong>in</strong>haltliche<br />

Abhandlung der <strong>Logistik</strong> bei Bjelicic, B. (1987).<br />

8<br />

Vgl. Weber, J. (1999), S. 4 ff.


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 7<br />

Kosten- und leistungsmäßige Interdependenzen zwischen den Funktionen werden<br />

kaum berücksichtigt. 9<br />

In der Datenverarbeitung schlägt sich diese Entwicklung parallel <strong>in</strong> der Anwendungsentwicklung<br />

nieder. Produktionsoptimierung, Buchhaltungssysteme, Kostenrechnungssysteme<br />

und Lohn- bzw. Gehaltsabrechnungsverfahren s<strong>in</strong>d die<br />

primären Anwendungsgebiete. Trotz technischer Beschränkungen der Rechner<br />

und nur rudimentär vorhandener Systemsoftwarebauste<strong>in</strong>e (Betriebssysteme,<br />

Netzwerk- und Kommunikationssoftware, Datenbanken usw.) gelangen bereits<br />

große Automatisierungsprojekte <strong>in</strong> der Industrie (Stahl<strong>in</strong>dustrie, Chemie, Automobilbau,<br />

Elektrogeräte usw.), was wiederum die Aufmerksamkeit für diesen<br />

Wirtschaftszweig erhöhte.<br />

2.2 <strong>Logistik</strong> <strong>als</strong> Querschnittsfunktion<br />

Mit dem beg<strong>in</strong>nenden Wandel von Verkäufer- zu Käufermärkten verstärkte sich<br />

der Wettbewerb zwischen den Unternehmen. Diese Entwicklung löste Zwänge<br />

aus:<br />

- Serviceorientierung (höhere Lieferbereitschaftsgrade statt Produktionsoptimierung);<br />

- Kostenabbau durch Verzicht auf redundante (dezentrale) Funktionen (Zentralisierung)<br />

und Effizienzsteigerung;<br />

- Flexibilität bei der Erfüllung von Kundenwünschen;<br />

- Verkürzung von Durchlaufzeiten (Time to Market);<br />

- Zunehmendes Qualitätsbewußtse<strong>in</strong>.<br />

1971 10 führt Ihde die <strong>Logistik</strong> zunächst <strong>als</strong> Begriff und dann <strong>als</strong> betriebswirt-<br />

schaftliche Diszipl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>. 11 Als Schüler Lückes verb<strong>in</strong>det Ihde die<br />

Produktionstheorie mit dem system- und entscheidungsorientierten 12 Ansatz und<br />

begleitet so die durch die Marktentwicklung e<strong>in</strong>geleitete neue Orientierung, die<br />

e<strong>in</strong>e "optimale" Versorgung des Marktes statt e<strong>in</strong>er Optimierung der Produktion<br />

<strong>in</strong> den Mittelpunkt stellte.<br />

Se<strong>in</strong> Modell der Unternehmenslogistik war zu diesem Zeitpunkt noch <strong>in</strong>dustrieorientiert<br />

und lehnte sich an die Gutenbergsche Funktionsgliederung an: Distribution<br />

(Distributionslogistik), Produktion (Produktionslogistik) und Beschaffung<br />

9 Vgl. Ihde, G. B. (2001), S. 20.<br />

10 Am 26. Mai 1971 hat der Senat der Universität Mannheim auf Antrag von Ihde die<br />

Umbenennung des Instituts für Betriebswirtschaftslehre des Verkehrs <strong>in</strong> „Institut für <strong>Logistik</strong>,<br />

<strong>in</strong>sbesondere Verkehrsbetriebslehre“ beschlossen.<br />

11 Vgl. Bloech, J.; Ihde, G. B. (1972); Ihde, G. B. (1972a); Ihde, G. B. (1972b).<br />

12 Vgl. beispielsweise auch Kirsch, W. (1971).


8<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

(Beschaffungslogistik). 13 Neu war die Forderung nach "querschnittlicher" Betrachtung,<br />

die modellhaft <strong>in</strong> der Sprache der Systemtheorie beschrieben war.<br />

Außerdem wurde e<strong>in</strong> eigenständiger organisatorischer (querschnittlicher) Kompetenzbereich<br />

gefordert.<br />

Zur Verbesserung des Lieferbereitschaftsgrades oder bei der Verkürzung von<br />

Durchlaufzeiten war die Optimierung von Funktionen, bei der Zielkonflikte nicht<br />

aufgelöst werden können, nicht mehr ausreichend. Vielmehr müssen funktionsübergreifende,<br />

prozessuale Zusammenhänge betrachtet, Redundanzen aufgelöst<br />

und geme<strong>in</strong>same Ziele def<strong>in</strong>iert werden. Die Notwendigkeit neuer Planungsansätze<br />

war erkannt.<br />

In der Systemtheorie, vor allem durch die Entwicklung der Kybernetik, war e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Sprache entstanden, mit deren Hilfe es gelang, komplexe Organisationen<br />

besser zu beschreiben und das funktionale Denken zu überw<strong>in</strong>den. 14<br />

Dem Gedanken der Systemtheorie folgend, ist e<strong>in</strong> Unternehmen e<strong>in</strong> offenes<br />

System. Es besteht aus Elementen (Organisationse<strong>in</strong>heiten), die untere<strong>in</strong>ander <strong>in</strong><br />

Beziehung stehen (Informations-, Material-, Energie-, Geldaustausch usw.).<br />

Systeme lassen sich charakterisieren durch ihr zielorientiertes Verhalten und<br />

durch ihre Struktur (Ordnung der gekoppelten Elemente). Zielorientiertes Verhalten<br />

wird erreicht durch die Anordnung von Elementen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Regelkreis- oder<br />

Steuerungsstruktur. Dieses Modell beschreibt die Entscheidungsstrukturen <strong>in</strong><br />

Unternehmen. Komplexe Systeme bestehen aus vielen vernetzten Regelkreis-<br />

und Steuerungselementen, beschreiben <strong>als</strong>o komplexen Entscheidungsstrukturen.<br />

Getriggert werden komplexe Systeme durch Wachstumsimpulse, wie sie typi-<br />

scherweise durch Märkte ausgelöst werden. 15 Komplexe Systeme werden demnach<br />

<strong>als</strong> Fraktale betrachtet, deren Aufbau sich bei näherer Betrachtung <strong>als</strong><br />

selbstähnlich herausstellt, d. h., die e<strong>in</strong>zelnen Regelkreise ergeben gesamthaft<br />

betrachtet wiederum e<strong>in</strong>en Regelkreis. 16<br />

Dadurch wurde es möglich, den strukturellen und prozessualen Aufbau komple-<br />

xer Systeme sowie die Entstehung von Verzögerungen aufzudecken. 17 Verzögerungen<br />

bedeuten Ineffizienz, die durch organisatorische Maßnahmen und durch<br />

leistungsfähige IT-Systeme reduziert werden kann.<br />

13 Vgl. Ihde, G. B. (1972a), S. 19 ff.<br />

14 Vgl. Ihde, G. B. (1972b), S. 131 und 139.<br />

15 Zu den Grundlagen des systemtheoretisch-kybernetischen betriebswirtschaftlichen Ansatzes<br />

vgl. bspw. Beer, S. (1959); Ulrich, H. (1970); Bleicher, K. (1970).<br />

16 Vgl. Peitgen, H.-O.; Jürgens, H.; Saupe, O. (1992), S. 63. Vgl. zu e<strong>in</strong>er betriebswirtschaftlich<br />

praxisnahen Nutzung des Begriffs Fraktal Warnecke, H.-J. (1995), S. 2 ff.<br />

17 Vgl. Ihde, G. B. (1972b), S. 129 ff.


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 9<br />

Ursachen für Verzögerungen <strong>in</strong> komplexen Systemen s<strong>in</strong>d:<br />

- mangelnder Ressourcenabgleich zwischen den <strong>in</strong>volvierten Subsystemen;<br />

- mangelnder Abgleich von Zielen und Systemzuständen zwischen den <strong>in</strong>volvierten<br />

Subsystemen;<br />

- Doppel- und Mehrfachfunktionen;<br />

- Daten-/Informationsqualität<br />

- Organisation der Kommunikations- und Abstimm-Mechanismen.<br />

Gleichwohl ist festzuhalten, daß die Realität zu diesem Zeitpunkt, aufgrund der<br />

historisch gewachsenen Unternehmensstrukturen, die funktionalen Grenzen nur<br />

schrittweise zu überw<strong>in</strong>den vermag.<br />

Die Konzentration auf den Fertigungsbereich hat <strong>in</strong> diesem Stadium <strong>in</strong>sbesondere<br />

zu der Entwicklung von <strong>in</strong>dustriellen (abteilungsorientierten) Planungskonzepten<br />

geführt. Erste kommerziell nutzbare Datenverarbeitungssysteme entstanden für<br />

die Produktionsplanung und –steuerung (Materi<strong>als</strong> Requirement Plann<strong>in</strong>g,<br />

MRP). 18 Im Vordergrund stand zunächst die Verknüpfung der mengenorientierten<br />

Materialwirtschaft mit den Aufgaben der Bedarfsermittlung und der Beschaffungsabwicklung.<br />

Stücklistenprozessoren waren <strong>in</strong> der Lage, Primärbedarfe<br />

automatisch aufzulösen und Beschaffungsaufträge bzw. Fertigungsaufträge (Sekundärbedarfe)<br />

zu generieren. Im Handel wurden parallel die ersten Warenwirtschaftssysteme<br />

entwickelt.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs konnten diese Systeme noch nicht auf Störungen, z. B. Masch<strong>in</strong>enausfälle,<br />

Personalengpässe, Lieferverzögerungen, reagieren. E<strong>in</strong>e Abstimmung von<br />

Ressourcen und Zielen sowie die Berücksichtigung von Interdependenzen zwischen<br />

den Unternehmensfunktionen erfolgt nicht und führte weiterh<strong>in</strong> zu Verzögerungen<br />

und zur Bildung von Schlupf. 19<br />

Der Vorteil dieser Systeme lag alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Automatisierung der Berechnungen<br />

und <strong>in</strong> der groben Zielabstimmung zwischen Verkauf, Produktion und Beschaffung.<br />

In dieser Zeit hatten Operations-Research Modelle die größte Aufmerksamkeit<br />

erreicht.<br />

Systemtheoretisch betrachtet, entspricht MRP dem Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er funktionsübergreifenden<br />

Steuerung, die e<strong>in</strong>en Ausschnitt aus der Wertschöpfungskette umfaßt.<br />

Aus den Primärbedarfen wird die Bereitstellung (Menge, Zeit) der Materialien<br />

und Bauelemente an den verschiedenen Verbrauchsorten der Leistungserstellung<br />

18 Vgl. Merkel, H. (1986), S. 35 f.<br />

19 Vgl. Ihde, G. B. (1987a), S. 706.


10<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

abgeleitet. 20 E<strong>in</strong> Ressourcenabgleich fand nicht statt. E<strong>in</strong> Zielabgleich war durch<br />

die Verknüpfung von Primärbedarfs- und Sekundärbedarfsplanung zwar möglich,<br />

es fehlte jedoch die Rückkoppelungskomponente. Die Mechanismen zur Abstimmung<br />

und Koord<strong>in</strong>ation der Subsysteme untere<strong>in</strong>ander waren angelehnt an<br />

das "Dom<strong>in</strong>opr<strong>in</strong>zip" organisiert, d. h., die Aufträge (Montage, Fertigung, Beschaffung<br />

usw.) wurden <strong>in</strong> der Sequenz ihrer Fälligkeit angestoßen und abgearbeitet.<br />

Manuelle E<strong>in</strong>griffe waren <strong>in</strong> hohem Umfange immer noch erforderlich.<br />

Zeitgleich haben die Unternehmen begonnen, Transport- und Lagerhaltungsfunktionen<br />

zu bündeln und e<strong>in</strong>er (zentralen) Verantwortung zu unterstellen.<br />

2.3 Von der Querschnittsfunktion zur <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>ternen<br />

Prozeßkoord<strong>in</strong>ation<br />

Der Wettbewerbsdruck schärfte das Bewußtse<strong>in</strong> für Lieferbereitschafts- und<br />

Servicegrade, für Kostenbewußtse<strong>in</strong>, für Durchlaufzeiten und für Flexibilität<br />

sowie für die Qualität der Produkte.<br />

Der Begriff "Logistischer Prozeß" 21 wurde durch Ihde <strong>in</strong> die (deutsche) betriebswirtschaftliche<br />

Literatur e<strong>in</strong>geführt. Zu Economies of Scale kamen zusätzlich<br />

Economies of Scope. 22<br />

Es zeichnete sich e<strong>in</strong> Trend zu breiteren Leistungsprogrammen und abnehmender<br />

Fertigungstiefe (Make or Buy) ab. Da mit e<strong>in</strong>er Verbreiterung der Leistungsprogramme<br />

und mit zunehmender Spezialisierung zwangsläufig e<strong>in</strong>e Vervielfachung<br />

der absatz- und beschaffungsseitigen Leistungsbeziehungen e<strong>in</strong>hergeht, stieg<br />

auch der Kommunikations- und Koord<strong>in</strong>ationsaufwand. 23<br />

Volkswirtschaftlich gesehen führt die zunehmende Spezialisierung zu e<strong>in</strong>em<br />

höheren Grad an Arbeitsteiligkeit, der zu zusätzlichem Kommunikations-, Transport<br />

- und Koord<strong>in</strong>ationsaufwand führt. Die zusätzlichen Kosten für die zusätzlichen<br />

Transaktionen könnten die Stückkostenvorteile kompensieren. Deshalb<br />

mußten e<strong>in</strong>erseits die Kommunikations- und Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur ausgebaut<br />

werden, und andererseits mußten die Unternehmen die <strong>in</strong>- und externe Koord<strong>in</strong>ation<br />

verbessern.<br />

20 Vgl. Grochla, E. (1973), S. 15.<br />

21 Vgl. zur Bedeutung von Zeitstrukturen <strong>in</strong> logistischen Prozessen Ihde, G. B.; Eybl, D.;<br />

Merkel, H. (1980), S. 136 ff.<br />

22 Vgl. Teece, D. J. (1980), S. 226.<br />

23 In welchem Ausmaß die gewonnene Flexibilität <strong>in</strong> der Produktion genutzt werden kann,<br />

hängt von der Effizienz der Koord<strong>in</strong>ations-, <strong>als</strong>o der Transaktionskosten ab. Diese werden<br />

nämlich von der Spezifität der Transaktionen, der Unsicherheit der Umwelt, der Häufigkeit<br />

der Transaktionen und den rechtlichen und technischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen,<br />

unter denen sie stattf<strong>in</strong>den, bee<strong>in</strong>flußt. Vgl. Picot, A. (1982), S. 271.


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 11<br />

In der durch Ihde geprägten Makrologistik wurde die Bedeutung der Kommunikations-<br />

und Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur genau erkannt. 24<br />

Um die <strong>in</strong>terne und externe Koord<strong>in</strong>ationsfähigkeit zu verbessern, mußten die<br />

EDV Systeme weiter ausgebaut werden. Oliver Wight 25 hatte erkannt, daß e<strong>in</strong>e<br />

auf die Bedarfsplanung (MRP) fokussierte Abteilungssteuerung nicht ausreichte.<br />

Er forderte e<strong>in</strong>en Abgleich der Planung mit den <strong>unterneh</strong>mensweiten Schlüsselressourcen<br />

und e<strong>in</strong>e Berücksichtigung von Feed-Back-Informationen bei der<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen Anpassung der Planung. Er setzte die Entwicklung der MRP II<br />

(Manufactur<strong>in</strong>g Resource Plann<strong>in</strong>g)-Logik mit <strong>in</strong> Gang und begann Softwareprodukte<br />

zu zertifizieren, die die MRP II-Anforderungen abbildeten.<br />

Gleichzeitig entstanden ganzheitliche Konzepte, z. B. für die Ersatzteil-, Verpackungs-,<br />

Entsorgungs- oder Großprojektlogistik, die sich von e<strong>in</strong>er funktionalen<br />

Betrachtung vollständig lösten und den Prozeßgedanken <strong>in</strong> den Mittelpunkt<br />

stellten. 26<br />

Bei der ganzheitlichen Prozeßbetrachtung wurde immer deutlicher, daß Entscheidungen<br />

nicht isoliert funktional beurteilt werden konnten, sondern daß kosten-<br />

und wertmäßige Wechselwirkungen (Trade-offs) <strong>in</strong> den diversen Unternehmens-<br />

bereichen im Zusammenhang gesehen werden müssen. 27 Die Erhöhung des<br />

Lieferbereitschaftsgrades z. B. führt e<strong>in</strong>erseits zu e<strong>in</strong>er besseren Versorgung des<br />

Marktes und damit zu e<strong>in</strong>er Verm<strong>in</strong>derung der Fehlmengenkosten, andererseits<br />

erhöhen sich aber die Lagerhaltungskosten. 28<br />

In der MRP II-Planungslogik wird die bisherige e<strong>in</strong>fache Steuerstrecke (MRP)<br />

durch e<strong>in</strong> Regelkreissystem ersetzt. 29 Systemtheoretisch gesprochen, wird die<br />

Planungslogik durch <strong>in</strong>e<strong>in</strong>andergreifende kybernetische Regelkreise abgebildet.<br />

Dabei steht nicht mehr nur alle<strong>in</strong> der "Produktionsbereich" im Vordergrund,<br />

sondern auch die Absatz- und Beschaffungsseite werden <strong>in</strong>tegriert. In zeitgemäßen<br />

MRP II-Systemen wurden auch die F<strong>in</strong>anzen <strong>als</strong> "Ressource" bereits abgebildet.<br />

MRP II war somit konzeptionell erstm<strong>als</strong> <strong>in</strong> der Lage, die wesentlichen Ursachen<br />

für "Verzögerungen" auszuschalten. So fand <strong>in</strong> MRP II-Systemen bereits e<strong>in</strong><br />

24 Vgl. Ihde, G. B. (2001), S. 55 ff.<br />

25 Vgl. Wight, O. (1983).<br />

26 Hierunter fällt die Ausweitung des <strong>Logistik</strong>begriffs auf zusätzliche Prozeßtypen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

auf die Nachkaufphase, wie z. B. Ersatzteillogistik, vgl. Ihde, G. B.; Merkel, H.;<br />

Henn<strong>in</strong>g, R. (1999), und Entsorgungslogistik, vgl. Ihde, G. B. (2001), S. 324 ff.<br />

27 Vgl. zum Pr<strong>in</strong>zip des Gesamtkosten- oder Totalkostendenkens Bartels, H. G. (1980), S.<br />

56; Vgl. Pfohl. H. Ch. (1985), S. 21 ff.; Ihde, G. B. (2001), S. 30.<br />

28 Vgl. Schmid, O. (1977).<br />

29 Vgl. Ihde, G. B. (1987a), S. 707.


12<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

Ressourcen- und Zielabgleich zwischen Absatz-, Produktions-, Beschaffungs-<br />

und <strong>Logistik</strong>planung statt. Rückkoppelungsmechanismen meldeten Störungen.<br />

Planungstools erlaubten durch Simulation, die Auswirkungen der Störungen zu<br />

erkennen und <strong>in</strong> die Auftragsnetzwerke zurückzuspielen (net change 30 ). Als<br />

Ergebnis der Planungsläufe wurden Aufträge für die Montage, Fertigung, Beschaffung,<br />

<strong>Logistik</strong> usw. generiert. Zum<strong>in</strong>dest <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>tern wurde damit<br />

das Dom<strong>in</strong>opr<strong>in</strong>zip erstm<strong>als</strong> durchbrochen, weil alle an dem System angeschlossenen<br />

Disponenten die Gesamtauftragskette e<strong>in</strong>sehen und proaktiv tätig werden<br />

konnten. Dieser Paradigmawechsel <strong>in</strong> der Organisation der Abstimmungs- und<br />

Koord<strong>in</strong>ationsmechanismen war möglich, weil <strong>in</strong>zwischen leistungsfähige Datenbanksysteme<br />

verfügbar waren, die allen Anwendern alle relevanten Daten zu<br />

jedem Zeitpunkt ihrer Aktualisierung bereits zeigten. Dieses Pr<strong>in</strong>zip heißt "Sha-<br />

red Information" 31 und löst das Dom<strong>in</strong>opr<strong>in</strong>zip ab, nach dem traditionelle Auftragsketten<br />

<strong>in</strong> Industrie und Handel funktionierten. 32<br />

Ergänzt wurde die neue Lösung für die Abstimmungs- und Koord<strong>in</strong>ationsmecha-<br />

nismen durch "Triggerkonzepte", 33 die e<strong>in</strong> Exception-, Alert- oder Eventmanagement<br />

erlaubten.<br />

Diese Entwicklung führte konsequenterweise auch zur Anb<strong>in</strong>dung erster großer<br />

Lieferanten. Die Fortschritte, die mit EDI (Electronic Data Interchange) erzielt<br />

wurden, schafften die technischen Voraussetzungen für die reibungslose standardisierte<br />

Kommunikation zwischen den Geschäftspartnern. Durch die Abbildung<br />

von Beständen und Zeiten <strong>in</strong> den Auftragsnetzen konnte damit bereits e<strong>in</strong>satzsynchron<br />

Belieferung (just-<strong>in</strong>-time) bei komplexer Variantenproduktion erreicht<br />

werden. 34<br />

2.4 Industrie- und Handelstypische Prozeßketten entstehen<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der 90er Jahre hatten Champy und Hammer 35 aus Kosten- und Effektivitätsgründen<br />

e<strong>in</strong>e radikale Abkehr von hierarchisch/zentralistischen Führungsmodellen<br />

gefordert. E<strong>in</strong>e prozeßorientierte Verschlankung (Re-Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g)<br />

der Geschäftssysteme, bei der der Kunde (wieder) im Mittelpunkt stehen<br />

30<br />

Vgl. Ihde, G. B. (1986), S. 13.<br />

31<br />

Vgl. Merkel, H. (1995), S. 123 f.; Merkel, H. (1997), S. 625 f.; Lee, H. L.; Whang, S.<br />

(1998), S. 2.<br />

32<br />

Vgl. Merkel, H.; Heymans, J. (2000), S. 13.<br />

33<br />

Vgl. Hofmann, J. (1988), S. 7 ff.<br />

34<br />

Vgl. Wildemann, H. (1986).<br />

35<br />

Beim Bus<strong>in</strong>ess Reeng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Ansatz handelt es sich um e<strong>in</strong>e radikale Umorganisation<br />

e<strong>in</strong>er Unternehmung. Maßnahmen beziehen sich auf die Überw<strong>in</strong>dung funktionaler<br />

Denkschemata, den Abbau von Hierarchien sowie die Beschleunigung von Prozessen. Im<br />

Mittelpunkt aller Maßnahmen steht der Kunde. Vgl. Hammer, M; Champy, J. (1993).


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 13<br />

sollte, wurde propagiert. Die Forderung nach "ganzheitlicher" Betrachtung wurde<br />

mit großer öffentlicher Aufmerksamkeit vorgetragen und fand <strong>in</strong> vielen Projekten<br />

<strong>in</strong> Industrie und Handel ihren Niederschlag.<br />

Die Wirtschaft befand sich weltweit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen Situation. Allzu gerne<br />

wurde die Forderung nach konsequenter Konzentration auf die Kernkompetenzen<br />

deshalb erfüllt. Sie führte zu e<strong>in</strong>er weiterh<strong>in</strong> abnehmenden <strong>in</strong>dustriellen Fertigungstiefe<br />

und zu e<strong>in</strong>er steigenden Vergabe logistischer Leistungen an<br />

Dienstleister. Dies geschah auch vor dem H<strong>in</strong>tergrund steigender durchschnittlicher<br />

<strong>Logistik</strong>osten. 36<br />

Gleichzeitig <strong>in</strong>tensivieren sich <strong>in</strong>ternationale Geschäftsbeziehungen (Globalisierung)<br />

mit dem Ziel, Preis- und Kostenvorteile auf dem Weltmarkt besser ausnutzen<br />

zu können. Diese (vertikale) Expansion wurde zunehmend auch durch horizontale<br />

Unternehmenszusammenschlüsse oder Kooperationen begleitet. 37<br />

Internationale Expansion und fortlaufende Unternehmenszusammenschlüsse<br />

steigerten die <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>dividuellen Anstrengungen, Prozesse zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Gleichzeitig wuchsen die Anforderungen der Unternehmen an ihre EDV<br />

dramatisch. Die Integration von Vertrieb, Produktion und Beschaffung reichte<br />

nach diesem Szenario nicht mehr aus. Gefordert war jetzt die nächste Stufe: ERP<br />

(Enterprise Resource Plann<strong>in</strong>g). International tätige Unternehmen müssen <strong>in</strong> der<br />

Lage se<strong>in</strong>, nach Geschäftssegmenten, Mandanten und Regionen zu planen und zu<br />

konsolidieren. Die Expansion <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Land oder der Zusammenschluß mit<br />

e<strong>in</strong>em anderen Unternehmen gel<strong>in</strong>gt reibungslos nur dann, wenn der IT die Integration<br />

der Systeme gel<strong>in</strong>gt. Synergien s<strong>in</strong>d ohne Transparenz nicht zu schöpfen.<br />

Diese Entwicklung führte zu e<strong>in</strong>em gigantischen Wachstum <strong>in</strong>ternationaler Softwareanbieter<br />

und zu e<strong>in</strong>er beschleunigten Standardisierung. Die kommerzielle<br />

Verfügbarkeit des Internets ab Anfang der 90er Jahre begünstigte die Verbreitung<br />

von Standards und beschleunigte die Integration.<br />

Auf diese Weise s<strong>in</strong>d <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>dividuelle Prozeßketten <strong>in</strong> Industrie und<br />

Handel entstanden, die <strong>als</strong> Gesamtsysteme mite<strong>in</strong>ander im Wettbewerb stehen.<br />

E<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dustrieorientierte Betrachtung von <strong>Logistik</strong>funktionen ist <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>er prozeßorientierten <strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> der Kernprozesse <strong>in</strong> den Branchen<br />

der Industrie, des Handels und bei den Dienstleistern gewichen.<br />

36 Vgl. Baumgarten, H.; Wolf, S. (1993), S. 8.<br />

37 Voraussetzung ist e<strong>in</strong> gleichbleibendes Marktvolumen.


14<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

2.5 Unternehmensübergreifende Prozeßketten<br />

Unternehmens<strong>in</strong>dividuelle Prozeßketten können vor dem H<strong>in</strong>tergrund der zunehmenden<br />

Arbeitsteilung, Globalisierung und Konzentration nur durch leistungsfähige<br />

IT-Systeme noch beherrscht werden. Die Architektur der Informationssysteme,<br />

die Leistung der Hardware- und Netzwerksysteme haben sich <strong>in</strong> den<br />

vergangenen 20 Jahren so gravierend geändert, daß heute von jedem Punkt der<br />

Erde e<strong>in</strong> "low-cost"-Zugang zu allen Unternehmensnetzen möglich ist. Damit<br />

haben auch kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen Chancen, die früher nur großen,<br />

f<strong>in</strong>anzstarken Unternehmen vorbehalten waren. Die IT-Kosten der Unternehmen<br />

liegen im e<strong>in</strong>stelligen Prozentbereich (vom Umsatz). Im Handel liegen die Budgets<br />

zwischen 1,0 und 1,8 %, je nach Geschäftsmodell. Bei Banken liegen sie<br />

eher bei 3 %. So gesehen ersche<strong>in</strong>en die IT-Kosten nicht sehr bedeutsam. Sie<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs der Hebel zur Kontrolle der überwiegenden Gesamtprozeßkosten<br />

und s<strong>in</strong>d damit zentrale E<strong>in</strong>flußgröße für die Entwicklung der Stückkosten, die<br />

im Preiswettbewerb e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle spielen.<br />

In Industrie, Handel und Dienstleistung wurden <strong>in</strong> den vergangenen Jahren immer<br />

neue Geschäftsmodelle entwickelt, die die Möglichkeiten der IT zu mehr<br />

Transparenz nutzen und ganze Funktionsstufen aus den Prozeßketten elim<strong>in</strong>ieren.<br />

Viele Funktionsstufen lebten <strong>in</strong> der Vergangenheit von Intransparenz oder waren<br />

redundant.<br />

Das frühe Beispiel der Automobil<strong>in</strong>dustrie, die die Lieferanten mit den Produktionsplanungs-<br />

und -steuerungssystemen (PPS) der Hersteller verknüpfte, und die<br />

Beispiele vertikaler Handels<strong>unterneh</strong>men, 38 die nach dem "Shared Information"-<br />

Pr<strong>in</strong>zip die Geschäftspartner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Versorgungskette zu kooperativen Netzwerken<br />

verschmelzen, machen deutlich, welches Potential <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

Re-Organisation (Supply Cha<strong>in</strong> Management) der Versorgungskette<br />

stecken.<br />

Supply -Cha<strong>in</strong> (Resource)-Management ist so gesehen die konsequente Fortentwicklung<br />

der MRP II- bzw. ERP-Logik. Systemtheoretisch wird das Konzept zur<br />

Vermeidung von Verzögerungen konsequent auf die gesamte Versorgungskette<br />

ausgeweitet.<br />

Mit Hilfe von Planungswerkzeugen, wie sie heute von SAP, i 2 , Manugistics und<br />

vielen anderen Softwarehäusern angeboten werden, wird die Geschäftsplanung<br />

e<strong>in</strong>es Unternehmens mit den Ressourcen entlang der gesamten Versorgungskette<br />

simuliert. Dieser Planungsschritt läßt frühzeitig die Engpässe erkennen, zeigt<br />

Flexibilitätsreserven auf und senkt Kosten durch e<strong>in</strong>e geplante Allokation von<br />

Aufträgen, statt zufälliger Kapazitätsauslastung.<br />

38 Vgl. Merkel, H.; Heymans, J. (2003) <strong>in</strong> dieser Festschrift.


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 15<br />

Die operative Abstimmung von Zielen und Systemzuständen zwischen den Beteiligten<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternational organisierten Versorgungskette stellt e<strong>in</strong>e große Herausforderung<br />

dar. Große Seefrachtcarrier haben bereits Anfang der 90er Jahre begonnen,<br />

Information-Hubs nach dem Shared-Information-Pr<strong>in</strong>zip für Ihre Kunden<br />

aufzubauen. Pioniere dieser Entwicklung waren ACS (American Consolidation<br />

Systems), e<strong>in</strong>e Tochter von APL (American President L<strong>in</strong>e), und Buyers,<br />

e<strong>in</strong>e Tochter von Sea-Land. Inzwischen haben alle großen Carriere diese Entwicklung<br />

aufgegriffen (Maersk, OOCL, P&O usw.) und bieten weltumspannende<br />

Services an, <strong>in</strong> die auch andere Serviceprovider (Qualitätssicherung, Luftfrachtcarrier,<br />

andere Seefrachtcarrier usw.) <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d.<br />

Redundante Funktionen werden <strong>in</strong> den Versorgungsketten zurückgedrängt.<br />

3 Aus blick<br />

Bei der Gestaltung <strong>unterneh</strong>mensübergreifender logistischer Netzwerke gibt es<br />

immer noch e<strong>in</strong>e Vielzahl von Restriktionen. Die weltweite Standardisierung der<br />

Datenformate erhielt durch den Internet-Hype noch e<strong>in</strong>mal zusätzliche Kraft.<br />

GCI (Global Commerce Initiative) hat unter Mitwirkung der weltweiten Standardisierungs<strong>in</strong>stitutionen,<br />

auch der deutschen CCG (Centrale für Coorganisation), 39<br />

<strong>in</strong>zwischen Beachtliches geleistet. Bi-direktionale EDI Partnerschaften zwischen<br />

Industrie und Handel können <strong>in</strong>zwischen durch das Internet auch von mittelständischen<br />

Partnern wirtschaftlich s<strong>in</strong>nvoll genutzt werden. Die Entwicklung wird<br />

dazu führen, daß die operative Kommunikation (Austausch von Auftragsdaten,<br />

Statusmeldungen aus der <strong>Logistik</strong>, Rechnungsaustausch usw.) immer mehr automatisiert<br />

und damit beschleunigt sowie kostengünstiger wird.<br />

Die Shared-Information-Hubs werden weiter vordr<strong>in</strong>gen. Logisch gesehen, handelt<br />

es sich um die (externe) Bündelung von Aufgaben, die sonst redundant durch<br />

die Geschäftspartner <strong>in</strong> Industrie und Handel im Innenverhältnis selbst aufgebaut<br />

werden müßten.<br />

Es ist vorstellbar, daß diese Hubs auch die Stammdatenpflege (Produktkataloge,<br />

Artikelbeschreibungen, Lieferantenstammdaten, Providerstammdaten usw.)<br />

übernehmen und mit elektronischen Marktplätzen Daten austauschen.<br />

Bei <strong>in</strong>ternationalen Versorgungsketten gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von rechtlichen<br />

Notwendigkeiten (Quotenregelungen, Zollbed<strong>in</strong>gungen usw.) die nach wie vor<br />

durch Genehmigungsverfahren und damit verbunden durch herkömmlichen<br />

Dokumentenfluß bestimmt s<strong>in</strong>d. Es ist nicht zu erwarten, daß <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

39 Vgl. für e<strong>in</strong>e detailliertere Aufgabenbeschreibung Centrale für Coorga<strong>in</strong>sation, onl<strong>in</strong>e.


16<br />

Helmut Merkel/Jens Heymans<br />

kurzfristig <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong> externe Bündelung von Servicefunktionen möglich<br />

ist.<br />

Die Zahlungsregulierung wird <strong>unterneh</strong>mensübergreifend ebenfalls e<strong>in</strong>e Renaissance<br />

erfahren. Auch hier handelt es sich typischerweise um e<strong>in</strong>e extern gebündelte<br />

Funktion, die sonst <strong>unterneh</strong>mens<strong>in</strong>tern von e<strong>in</strong>zelnen Unternehmen selbst<br />

wahrgenommen werden müßte. Formen der Warenvorf<strong>in</strong>anzierung s<strong>in</strong>d denkbar.<br />

Auch die Banken haben bereits Initiativen ergriffen, Zahlungsregulierung für Ihre<br />

Kunden durch Internetservices abzuwickeln.<br />

Die spannende Frage wird se<strong>in</strong>, wer diese "Hub"-Funktionen <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

Versorgungsketten übernehmen kann oder wird. Naturgemäß s<strong>in</strong>d<br />

die <strong>Logistik</strong>dienstleister prädest<strong>in</strong>iert dazu, diese Plattformaufgaben zu übernehmen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d viele <strong>Logistik</strong>dienstleister heute noch nicht <strong>in</strong> der Lage,<br />

Informationsnetzwerke und Anwendungsservices weltweit zu „hosten“. Kooperationen<br />

mit leistungsstarken IT Partnern, s<strong>in</strong>d daher zw<strong>in</strong>gend.<br />

Den Softwarehäusern, die technisch <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, Netzwerke und Anwendungen<br />

zu hosten, fehlt es <strong>in</strong> der Regel an der weltweiten Office-Infrastruktur.<br />

Die Hubs leben von der Qualität der Daten. Deshalb können nur solche Dienstleister<br />

die Aufgabe übernehmen, die die Qualität am Ort der Entstehung von Daten<br />

sicherstellen können.<br />

Diese Entwicklung wird die Rolle der <strong>Logistik</strong>dienstleister <strong>in</strong> Zukunft auch<br />

untere<strong>in</strong>ander stark bee<strong>in</strong>flussen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Frage ist, wem die <strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen komplexen<br />

Versorgungskette zufällt.<br />

Die logistische Kontrolle wird <strong>in</strong> der Regel durch das Subsystem ausgeübt werden,<br />

das durch Auftragsvergabemacht die übrigen Teilnehmer e<strong>in</strong>er Versorgungskette<br />

dom<strong>in</strong>iert. Das s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits große Handels<strong>unterneh</strong>men, die mit<br />

ihrem Zugang zum Po<strong>in</strong>t of Sales und Ihrer Marken-/Eigenmarkenpolitik die<br />

Lieferanten auswählen. Viele <strong>Logistik</strong>aufgaben lassen sich heute extern bündeln,<br />

deshalb ist lediglich der Zugang zu den Shared Information Dienstleistern erfolgskritisch.<br />

Andererseits s<strong>in</strong>d es große Marken<strong>unterneh</strong>men, die über Ihre Markenmacht,<br />

auch ohne direkten Zugang zum Po<strong>in</strong>t of Sales, Kontrolle ausüben. Auch Sie<br />

nutzen zunehmend externe Dienstleister, um von den Skaleneffekten der <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

externen Bündelung zu profitieren.<br />

In den Unternehmen selbst ist die Aufgabe der Koord<strong>in</strong>ation der <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong><br />

Versorgungsketten kaum mehr klar abgrenzbar. Viele Aufgaben<br />

werden direkt durch das Produktmanagement oder durch den E<strong>in</strong>kauf <strong>in</strong> Handels<strong>unterneh</strong>men<br />

festgelegt. Es kommt entscheidend darauf an, daß diese Koor-


<strong>Koord<strong>in</strong>ationsaufgabe</strong> <strong>in</strong> <strong>unterneh</strong><strong>mensübergreifenden</strong> Versorgungsketten 17<br />

d<strong>in</strong>ationsaufgabe sowohl <strong>unterneh</strong>mensextern <strong>als</strong> auch -<strong>in</strong>tern verantwortlich<br />

wahrgenommen wird. Die Aufgabe umfaßt dann neben der Planung der Versorgungskette<br />

die Kontrolle über den Shared-Information-Service-Anbieter e<strong>in</strong>erseits<br />

und über die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung aller <strong>Logistik</strong>dienstleister entlang der Versorgungskette<br />

andererseits. Idealerweise haben alle Geschäftspartner Zugriff auf die<br />

gleichen auftragsrelevanten Informationen. Die Aufgabe umfaßt außerdem die<br />

Koord<strong>in</strong>ation der IT-Schnittstellen zwischen den Informationssystemen, die<br />

notwendig s<strong>in</strong>d, um die Versorgungskette zu kontrollieren.<br />

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