CRESCENDO 4/18 Juni-Juli-August 2018

CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit John Neumeier, Sophie Pacini, Hans Sigl und David Aaron Carpenter. CRESCENDO - das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
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musica viva viva Wochenende ochenende bea Zimmermann erre-Laurent Aimard tabea Zimmermann Pierre-Laurent Aimard hamber Orchestra f Chamber Europe Orchestra vid robertson of Europe david robertson JUNI 9JUNI München Prinzregententheater eLLiott eLLiott carter Benjamin PoPPe Ligeti Prinzregententheater München räsonanz – Stifterkonzert der Ernst von Siemens musikstiftung räsonanz – Stifterkonzert der Ernst von Siemens musikstiftung Werke von Werke von george george enno enno györgy györgy er-Design: lmn-berlin.com Cover-Design: lmn-berlin.com

SCHWERPUNKT MUSIK & RAUM Architektur inspiriert Musik inspiriert Architektur – eine Zeitreise (Seite 77) Musik in den Bergen: Für diese Festivals muss das Publikum seine Wanderschuhe schnüren (Seite 86) Klangräume VON STEFAN SELL Rekordverdächtig Ein Besucher und ein Pianist am Konzertflügel haben Platz im „kleinsten Konzertsaal der Welt“, der sogenannten „Spielbox“. Acht Quadratmeter ist sie groß und rundherum aus Glas. Kreiert hat sie der Klarinettist Reto Bieri für das Davos Festival. Von außen lässt sich alles sehen, aber nichts hören. 2009 schuf Simone Young aus 50 Räumen den „größten Konzertsaal der Welt“. Als die Dirigentin ihr Pult im 108 Meter hohen Turm des Hamburger Michels bestieg, um Brahms’ Zweite Sinfonie mit ihren 100 Philharmonikern aufzuführen, waren diese über ganz Hamburg verteilt. Idee und Konzept hatte eine Werbeagentur. Umsonst und draußen: Am 31.12.1994 sang Rod Stewart an der Copacabana in Rio de Janeiro vor 3,5 Millionen Zuschauern. Die Rolling Stones gaben dort ihr Freiluftkonzert am 18. Februar 2006. Es kamen 1,5 Millionen Menschen – die auf Balkonen, Booten und Schiffen nicht mitgerechnet. Ver-rückt Am Rhein- und im Ruhrgebiet geht man gern zum Kiosk oder in die Trinkhalle. Dort bekommt man die im Alltag unentbehrlichen Kleinigkeiten. Seit 2010 auch Free Jazz. Das Bassklarinettisten-Ensemble Die Verwechslung verwechselt Konzertsaal mit Trinkhalle und ist seither auf „Trinkhallen- Tour Ruhr“. Am 30. Juni 1969 gaben die Beatles ihr letztes Livekonzert und machten das Dach ihres Unternehmens „Apple“ in der Saville Row im Londoner Stadtteil City of Westminster zur Konzertstätte. Die Rolling Stones bespielten mit Brown Sugar am 1. Mai 1975 die Straßen New Yorks auf einem fahrenden Lkw. Wie ein Konzert Mitte des 17. Jahrhunderts im Raum geklungen hat, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Wie damals aber ein Konzertraum ausgesehen hat, könnte Vermeers berühmtes Gemälde Das Konzert zeigen, wenn es nicht 1990 gestohlen worden und seither unauffindbar geblieben wäre. Ehrwürdig Der erste Konzertsaal „der Welt“ erlebte seine Weihe 1675 im Londoner York Building in der Villiers Street. Die Society of Gentlemen, Lovers of Musick präsentierte hier ihre Konzerte. Der in Oxford befindliche Holywell Room ist seit 1748 bis heute Konzertsaal. Hier spielten auch Händel und Haydn. Das heutige Gewandhaus am Augustusplatz ist bereits die dritte Version des legendären Konzertraums. Das erste Gewandhaus in der Kupfergasse war eigentlich das Zeughaus der Stadt Leipzig. Im ersten Stock beherbergte es die Halle der Tuchwarenhändler und bekam so seinen ehrwürdigen Namen. Wenn vom „goldenen Klang“ im Goldenen Saal die Rede ist, ist der Wiener Musikverein gemeint. Die Übertragungen des Neujahrskonzerts machten ihn weltweit zu einem der bekanntesten Konzertsäle. Brahms hatte hier sein Wiener Debüt: „Ich habe so frei gespielt, als säße ich zu Haus mit Freunden.“ FOTOS: RENÉ JUNGNICKEL; MONIKA RITTERSHAUS; GEMEINFREI (3) 73

SCHWERPUNKT<br />

MUSIK & RAUM<br />

Architektur inspiriert Musik inspiriert Architektur – eine Zeitreise (Seite 77)<br />

Musik in den Bergen: Für diese Festivals muss das Publikum seine Wanderschuhe schnüren (Seite 86)<br />

Klangräume<br />

VON STEFAN SELL<br />

Rekordverdächtig<br />

Ein Besucher und ein Pianist<br />

am Konzertflügel haben Platz<br />

im „kleinsten Konzertsaal der<br />

Welt“, der sogenannten „Spielbox“.<br />

Acht Quadratmeter ist sie<br />

groß und rundherum aus Glas.<br />

Kreiert hat sie der Klarinettist<br />

Reto Bieri für das Davos Festival.<br />

Von außen lässt sich alles<br />

sehen, aber nichts hören.<br />

2009 schuf<br />

Simone Young<br />

aus 50 Räumen<br />

den „größten<br />

Konzertsaal der Welt“. Als die<br />

Dirigentin ihr Pult im 108 Meter<br />

hohen Turm des Hamburger<br />

Michels bestieg, um Brahms’<br />

Zweite Sinfonie mit ihren 100<br />

Philharmonikern aufzuführen,<br />

waren diese über ganz Hamburg<br />

verteilt. Idee und Konzept hatte<br />

eine Werbeagentur.<br />

Umsonst und draußen: Am<br />

31.12.1994 sang Rod Stewart<br />

an der Copacabana in Rio<br />

de Janeiro vor 3,5 Millionen<br />

Zuschauern. Die Rolling Stones<br />

gaben dort ihr Freiluftkonzert<br />

am <strong>18</strong>. Februar 2006. Es kamen<br />

1,5 Millionen Menschen – die<br />

auf Balkonen, Booten und<br />

Schiffen nicht mitgerechnet.<br />

Ver-rückt<br />

Am Rhein- und im Ruhrgebiet<br />

geht man gern zum Kiosk<br />

oder in die Trinkhalle. Dort<br />

bekommt man die im Alltag<br />

unentbehrlichen Kleinigkeiten.<br />

Seit 2010 auch Free Jazz. Das<br />

Bassklarinettisten-Ensemble<br />

Die Verwechslung verwechselt<br />

Konzertsaal mit Trinkhalle und<br />

ist seither auf „Trinkhallen-<br />

Tour Ruhr“.<br />

Am 30. <strong>Juni</strong> 1969 gaben die<br />

Beatles ihr letztes Livekonzert<br />

und machten das Dach ihres<br />

Unternehmens „Apple“ in<br />

der Saville Row im Londoner<br />

Stadtteil City of Westminster<br />

zur Konzertstätte. Die Rolling<br />

Stones bespielten mit Brown<br />

Sugar am 1. Mai 1975 die<br />

Straßen New<br />

Yorks auf<br />

einem fahrenden<br />

Lkw.<br />

Wie ein Konzert Mitte<br />

des 17. Jahrhunderts im<br />

Raum geklungen hat,<br />

lässt sich nur schwer<br />

rekonstruieren. Wie<br />

damals aber ein Konzertraum<br />

ausgesehen hat, könnte Vermeers<br />

berühmtes Gemälde Das<br />

Konzert zeigen, wenn es nicht<br />

1990 gestohlen worden und<br />

seither unauffindbar geblieben<br />

wäre.<br />

Ehrwürdig<br />

Der erste Konzertsaal „der<br />

Welt“ erlebte seine Weihe<br />

1675 im Londoner York<br />

Building in der Villiers Street.<br />

Die Society of Gentlemen,<br />

Lovers of Musick präsentierte<br />

hier ihre Konzerte. Der in<br />

Oxford befindliche<br />

Holywell Room ist<br />

seit 1748 bis heute<br />

Konzertsaal. Hier<br />

spielten auch Händel<br />

und Haydn.<br />

Das heutige Gewandhaus am<br />

<strong>August</strong>usplatz ist bereits die<br />

dritte Version des legendären<br />

Konzertraums. Das erste Gewandhaus<br />

in der Kupfergasse<br />

war eigentlich das Zeughaus<br />

der Stadt Leipzig. Im ersten<br />

Stock beherbergte es die Halle<br />

der Tuchwarenhändler und<br />

bekam so<br />

seinen ehrwürdigen<br />

Namen.<br />

Wenn vom „goldenen<br />

Klang“ im Goldenen Saal<br />

die Rede ist, ist der Wiener<br />

Musikverein gemeint.<br />

Die Übertragungen des<br />

Neujahrskonzerts machten<br />

ihn weltweit zu einem der<br />

bekanntesten Konzertsäle.<br />

Brahms hatte hier sein Wiener<br />

Debüt: „Ich habe so<br />

frei gespielt, als säße ich<br />

zu Haus mit Freunden.“<br />

FOTOS: RENÉ JUNGNICKEL; MONIKA RITTERSHAUS; GEMEINFREI (3)<br />

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