Ospedale Vittorio Emanuele - bvmd
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur/PJ/... in Stadt, Land<br />
Unterm Vulkan- Famulatur in Catania, Sizilien, im August 2008<br />
Motivation<br />
Im vorletzten Semester meines Studiums – noch dazu im Freisemester- wollte ich gerne ein weiteres Mal im<br />
Ausland famulieren. Im Frühjahr diesen Jahres hatte ich schon in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate, in der<br />
Geburtshilfe famuliert und viel Fachliches, Landestypisches, Fremdes, Interessantes, Spannendes und<br />
Lehrreiches kennengelernt und erlebt.<br />
Im Sommer hatte ich die Möglichkeit mich für einen Restplatz in Italien zu bewerben. Zu meiner Freude bekam<br />
ich ihn- und wählte als mögliche Wunschregionen alles, außer Sizilien. Insgesamt hätte Catania aber kein besserer<br />
Ort sein können, um einen Monat dort zu leben, zu lernen und Spaß zu haben…<br />
Vorbereitung<br />
Da ich einen Restplatz wahrgenommen habe, war meine Bewerbung kurzfristig, spontan und natürlich im<br />
Vergleich zu den regulären Fristen viel später, etwa Ende Mai. Eine gute Freundin engagiert sich in unserer<br />
Lokalvertretung und erzählte mir von dem Restplatz. Die Abwicklung der Formalitäten geschah sehr schnell, was<br />
sowohl damit zusammenhing, dass man sich bei Restplätzen als Bewerber nicht zu viel Zeit lassen sollte, als auch,<br />
dass der NEO, das Büro in Bonn und die IFMSA schnell waren: nach ca. 3 Wochen nach Bewerbung hatte ich<br />
meine Card of Acceptance für Catania.<br />
Visum<br />
Sizilien gehört zu EU, also brauchte ich kein Visum.<br />
Gesundheit<br />
Die italienischen Bedingungen erforderten den Nachweis von einer Hepatitisimpfung, bzw. den Titern. Ich ließ<br />
vor Beginn der Reise meinen Impfstatus kontrollieren und auffrischen, die Bestätigungen wurden allerdings nie<br />
verlangt. Natürlich ist es empfehlenswert, seine Titer überprüfen zu lassen, damit nichts passieren kann.<br />
Sicherheit<br />
Ich hatte in Reiseführern gelesen, dass Sizilien nicht das sicherste Pflaster ist, vor allem Catania. Es wurde<br />
geraten, wenig Schmuck mitzubringen und zu tragen und auf seine Wertsachen stetig zu achten. Im Nachhinein<br />
stellte sich das als sehr vorsichtig heraus. Ich hatte nie irgendwelche Probleme. Trotzdem waren wir nicht<br />
leichtsinnig, haben am Strand immer einen zum Bewachen der Sachen beauftragt und unsere Taschen in der<br />
Stadt verschlossen gehalten.<br />
Geld<br />
Die Währung war Euro. Ich hatte Bargeld dabei, meine Kreditkarte und meine EC-Karte, mit der ich gegen<br />
Mitte des Aufenthaltes einmalig am Automaten Geld abgehoben habe, da die Gebühren etwa 6 Euro betrugen.<br />
Am Strand und bei Ausflügen war Bargeld wichtig, ansonsten konnte man immer mit der Kreditkarte<br />
gebührenfrei zahlen.<br />
Der südlichste Teil Italiens gehört zu den Ärmsten. Sizilien ist nicht sehr teuer. Es gibt gerade im Sommer viel<br />
preiswertes, frisches Obst und Gemüse-in Supermärkten, aber genauso gut auch an Straßenständen. In Italien<br />
immer zu empfehlen, sind die Besuche in Bars; Cappuchino, Espresso, Brioche oder Cornetto sind Dinge, die<br />
meist zwischen 50 Cent bis 1,80 Euro gekostet haben (natürlich an der Bar, sitzen kostet in Italien immer mehr!).<br />
Wir haben zweimal täglich in der Mensa umsonst Essen bekommen, sodass die Ausgaben für Essen und Trinken<br />
sehr niedrig waren. Gelato als Nachtisch oder mal ein Cappuchino waren also sehr bezahlbar. Ausflüge waren<br />
insgesamt preiswerter durch Gruppenrabatte, für alle Ausflüge habe ich etwa 50 Euro bezahlt.<br />
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Sprache<br />
Ich hatte im Norden Italiens einen dreiwöchigen Intensivsprachkurs absolviert. Meine Sprachkenntnisse waren<br />
gut genug, um das meiste zu verstehen und sich einigermaßen verständigen zu können – im Norden! Die<br />
Italiener in Sizilien sprechen einen Dialekt, der etwa mit dem Bayerischen vergleichbar ist, was ja selbst deutsche<br />
Muttersprachler vor einige Probleme stellen kann. So war es für mich vor allem in der Klinik teilweise sehr<br />
schwierig Personal und Patienten zu verstehen. Gerade die älteren Patienten waren vollkommen unverständlich.<br />
Im Alltag bin ich mit meinen Sprachkenntnissen gut ausgekommen.<br />
Ich hatte mir erhofft, mein Italienisch zu verbessern und auszubauen. Dadurch, dass wir in der Gruppe einen<br />
Mix aus Englisch, Italienisch und Deutsch gesprochen haben und die Kommunikation in der Klink teilweise sehr<br />
mühsam war, habe ich mich leider nicht verbessert- zeitweise hatte ich eher das Gefühl, dass ich schlechter<br />
wurde. Gründe waren z. B. Verwechselungen von Grammatik und Satzbau durch Englisch und Deutsch.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Die Anreise nach Catania ist in den Sommermonaten problemlos möglich. Flüge fliegen z.B. direkt von<br />
München. Zugfahren würde ich nicht empfehlen, denn die Reise würde etwa 13 Stunden dauern. Der Flug ist<br />
leider nicht billig, ich habe mit Lufthansa ca. 330 Euro gezahlt, was der billigste Tarif war. Vor Ort hatten wir ein<br />
Monatsbusticket, das 20 Euro gekostet hat- unschlagbar! Züge kosten etwa 2-7 Euro, im Gruppentarif sind sie<br />
meist noch billiger.<br />
Das Bussystem in Catania ist nicht wie in Deutschland. Ich hatte schon in Dubai gelernt, dass das Verkehrsnetz<br />
in Deutschland zu den Besten der Welt gehört und dass die deutschen Standards und Qualitätsansprüche nicht<br />
gelten. Es gilt also locker und gelassen bleiben, denn die Busse kommen, wann sie kommen und nicht, wann es<br />
der Fahrplan sagt (wenn es einen gibt). Die Busfahrer waren alle unglaublich hilfsbereit: sie haben immer<br />
geholfen, wenn man die Buslinie oder den Ausstieg nicht wusste. Einmal hat ein Busfahrer einen anderen Bus<br />
vor uns ausgebremst, damit wir die Linie wechseln konnten… Abends waren wir meistens auf Autos<br />
angewiesen. Die Studenten vor Ort hatten aber immer genug Fahrer und Autos organisiert, sodass wir überall<br />
hin und weggekommen sind- in welcher Fahrweise auch immer…<br />
Kommunikation<br />
Ich hatte mein Handy, Kleingeld und Internet, das frei in unserem Wohnheim zur Verfügung stand.<br />
Unterkunft<br />
Wir 40 internationale Studenten waren alle gemeinsam in einem Wohnheim untergebracht, das am Ende der Via<br />
Ethna, der wichtigsten Hauptstraße Catanias, lag. Die Einteilung der Zimmer war so vorgenommen worden, dass<br />
verschiedene Nationalitäten zusammen wohnten, was ich gut fand, denn so mussten alle Englisch sprechen. In<br />
dem Wohnheim wohnten auch italienische Studenten sowie andere Austauschgruppen.<br />
Die Zimmer waren mit Bett, Tisch, Stuhl, Schrank und Bad ausgestattet, Bettwäsche und Handtücher konnte<br />
man ausleihen. Es wurde zweimal die Woche saubergemacht, die Mülleimer jeden Tag. Ich fand die Unterkunft<br />
absolut annehmbar, obwohl die Meinungen sehr unterschiedlich waren. Ich denke, dass man für sein Land<br />
Standards kennen und keine Luxuserwartungen haben sollte. Zumal die Unterkunft umsonst war, was wirklich<br />
nett ist.<br />
Die Lage in der Stadt war sehr gut, wir mussten nur die Via Ethan hinunterlaufen und waren im Zentrum. Zur<br />
Mensa lief man ca. 15 Minuten, die Wege zu den Kliniken waren unterschiedlich lang, aber immer mit dem Bus<br />
zu erreichen. Meine Klinik lag leider etwas weiter entfernt als andere, sodass wir morgens ca. 30 Minuten Fahrund<br />
Gehzeit einrechnen mussten.<br />
Literatur<br />
Ich hatte einen Marco Polo Reiseführer, hätte aber lieber den Lonely Planet kaufen sollen.<br />
Mitzunehmen<br />
Ich hatte vor allem Sommerbekleidung und Standsachen dabei (wichtig auch das Badehandtuch!). Für die Klinik<br />
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reichte mein Kittel, andere, die im OP waren, hätten aber eigentlich OP-Kleidung und –Schuhe haben sollen.<br />
Wenn man weiß, dass man z.B. Herzchirurgie macht, sollte man Klamotten und Schuhe von daheim mitbringen,<br />
sodass man sie nicht teurer kaufen muss. Für unseren Ethnaaufstieg brauchten wir festes Schuhwerk, eine warme<br />
Jacke und eine Taschenlampe. Ich wusste das zwar im Vorhinein, hatte es aber mit dem festen Schuhwerk und<br />
der Jacke nicht so genau genommen und die Lampe schlichtweg vergessen. Mit Chucks auf einen Vulkan steigen,<br />
im Dunkeln ohne Lampe ab und am Gipfel bei gefühlten Minusgraden zu verweilen, ist nicht zu empfehlen.<br />
Vermisst habe ich oft einen Rucksack- gerade bei Bergtouren und langen Ausflügen.<br />
Reise und Ankunft<br />
Die Anreise verlief problemlos und ich wurde wie angekündigt am Flughafen abgeholt. Gut zu wissen ist<br />
vielleicht, dass der Zeitpunkt der Ankunft nicht zu eng gesehen wird. Das heißt, dass man auch etwas später<br />
anreisen kann, die Famulaturbestätigung aber einen einmonatigen Zeitraum abdecken wird. Gerade für LMU-<br />
Studenten gut zu wissen, da wir immer 2 Wochen länger Semester haben (bis in den August hinein) und man sich<br />
teilweise viel Stress macht wegen der Termine.<br />
Am ersten Tag der Famulatur ist eine Betreuerin von den italienischen Organisatoren mitgegangen und hat uns<br />
kurz einführt.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
Diese Famulatur war mein letzte und ich habe leider nicht mehr viel gelernt. Im August ist in Catania die<br />
Allgemeinchirurgie (wo ich eigentlich eingeteilt war) geschlossen- Urlaub. Deswegen war ich mit 4 anderen aus<br />
meiner Gruppe in der chirurgischen Notaufnahme. Nach einigen Tagen und wegen Überfüllung waren wir auch<br />
manchmal in der internistischen Notaufnahme. Die Ärzte und Pfleger waren meistens nett, aber uninteressiert.<br />
Vor allem Verständnisschwierigkeiten waren der Grund, dass man sich oft fehl am Platze und überflüssig gefühlt<br />
hat. Die meisten Italiener sprechen gar nicht oder schlecht Englisch. Ich war insgesamt zweimal im OP, habe<br />
dort aber zwei interessante Operationen gesehen und bin gut betreut worden, da sowohl Operateur als auch<br />
Anästhesist sehr nett waren und viel erklärt haben (Mix aus Englisch und Italienisch).<br />
Die Notaufnahme hatte am meisten Patienten aus Autounfällen, mit Fleischwunden oder kleineren Blessuren,<br />
die sich ohne Termin oder Reihenfolge vorgestellt haben. Oft sind die Patienten einfach ins Behandlungszimmer<br />
reingekommen, wenn ein anderer Patient noch behandelt wurde. Es war laut, chaotisch und unorganisiert. Aber<br />
lustig! Viel selber machen konnte ich nicht, da das Pflegepersonal die Blutentnahmen durchführt, Zugänge legt<br />
usw. Ich habe ein paar Mal (unsteril und ohne LA) genäht und ein paar Braunülen gelegt. Die größte Aufgabe<br />
eines jeden Tages war die Patienten und Ärzte zu verstehen, das Krankheitsbild vielleicht mit den Mitstudenten<br />
zu besprechen und etwas nachzuschlagen. Insgesamt war die Zeit in der Klinik sehr locker, entspannt und ohne<br />
Druck. Wir konnten kommen und gehen, wann wir wollten.<br />
Das Gesundheitssystem in Sizilien ist mit unserem schwer vergleichbar. Die Patienten sind meist nicht versichert<br />
und in der Notaufnahme gibt es alles umsonst. Die Patienten, die nach einem Auffahrunfall kommen, müssen<br />
das tun, da die Versicherung sonst nichts zahlt. Das hat dazu geführt, dass sich pro Tag ca. 15 Patienten mit<br />
Verdacht auf HWS-Trauma vorgestellt und gejammert haben, aber nie etwas war. Die italienischen Männer sind<br />
da besonders „überzeugungsstark“. Die hygienischen Standards sind nicht wie in Deutschland. Man wäscht sich<br />
nur mit Seife die Hände, es gibt kein Sterilium und die meisten Arbeiten werden sehr unsteril getätigt (s.o.). Ein<br />
weiter Indikator ist auch, dass die Angestellten ihre Kleidung selber stellen und deswegen auch eigenständig<br />
waschen (oder nicht…).<br />
Land und Leute<br />
Die gemeinsame Zeit mit den anderen Medizinstudenten sowohl aus der Gruppe als auch vom Orgateam vor<br />
Ort war sehr schön. Wir hatte eine wunderbare Zeit miteinander und vor allem viel Spaß. Ich mochte, dass wir<br />
alle gemeinsam im Wohnheim untergebracht waren und auch täglich immer zusammen gegessen haben. Ich habe<br />
die Stadt kennengelernt und die vielen Strände. In Catania gibt es sowohl Sand-als auch Lawastrände, sodass man<br />
sich den Strand ganz nach Geschmack aussuchen kann. Es stimmt das Gerücht, dass die Italiener, vor allem die<br />
Sizilianer, sehr kontaktfreudig sind. Wir Mädels aus ganz Europa (Finnland, Portugal, Frankreich, Griechenland<br />
und Deutschland) sind wirklich oft angequatscht worden- was so manches Mal sehr nervig war. Aber man sollte<br />
die „Kontaktaufnahme“ mit Humor sehen, denn so manchem Mal hat uns die Offenheit der Italiener auch<br />
weitergeholfen.<br />
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vmd-Austausch-Bericht: Famulatur/PJ/... in Stadt, Land<br />
Wir haben einige tolle Ausflüge und Aktivitäten gemacht: Toarmina, Siracusa, Ethna, Ferraugosto am Strand mit<br />
Übernachtung, Schlucht mit Wasserfällen, Partys in tollen Clubs usw. Das einzige, das gefehlt hat, war Palermo.<br />
Während der Zeit in Catania habe ich die Stadt und das Krankenhaus gut kennengelernt. Wir haben gelernt, mit<br />
den offensiven Attacken der italienischen Männer umzugehen, die Patienten zu verstehen und die Ärzte zu<br />
zeigen, dass wir interessiert sind. Wir sind Kilometer um Kilometer durch die Stadt gelaufen, shopping,<br />
Eisessend oder einfach nur schauend, denn die Stadt hat durch die Lawa ihren ganz eigenen Charme. Wir sind<br />
im salzigen Meer geschwommen, von Klippen gesprungen und haben nachts am Strand getanzt. Wir sind auf<br />
den Ethna gestiegen und haben die Lawa beobachtet, wir haben stundenlang auf Busse gewartet oder uns<br />
verlaufen.-aber wir hatten stets eine tolle Zeit.<br />
Fazit<br />
Meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich hatte von der Famulatur zwar ein bisschen mehr erwartet, war aber nicht<br />
enttäuscht. Denn die gemeinsame Zeit mit den anderen Studenten, der viele Spaß und die Freude, die wir hatten,<br />
haben mich wirklich begeistert. Ich mag Sizilien und möchte unbedingt zurück- nicht zum Arbeiten, aber zum<br />
urlauben, sehen und genießen.<br />
Ich habe in Catania Freunde gefunden, mit denen ich bis heute Kontakt halte und die ich nicht missen möchte.<br />
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