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Björn Borg Rackets

Donnay Allwood und Bancroft

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Zwei von <strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong> gespielte Schläger<br />

kommentiert von Siegfried Kuebler<br />

1980


© Copyright 2020<br />

by<br />

Siegfried Kuebler<br />

Zur Grundel 18<br />

D 88662 Überlingen


Zwei von <strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong> gespielte Schläger<br />

kommentiert von Siegfried Kuebler<br />

<strong>Borg</strong> war in seiner aktiven Zeit von 1974 bis 1983, 18<br />

bis 27 Jahre alt, ein ehrgeiziger Spieler und auch der<br />

Erfolgreichste. Er gewann 64 Einzeltitel, darunter 11<br />

Grand-Slam-Titel. In den Jahren 1976 bis 1980 gewann<br />

er fünfmal in Folge in Wimbledon und zwischen 1974<br />

und 1981 sicherte er sich sechs Titel bei den French Open.<br />

Im Team holte er 1975 den Davis-Cup erstmals nach<br />

Schweden. Zudem gewann er zweimal das Saisonabschlussturnier,<br />

das Masters. 1979 und 1980 führte er die<br />

Weltrangliste an.<br />

Als Junge hatte er seine Schläger am Boden zertrümmert,<br />

wenn es nicht so gelaufen ist, wie er sich das<br />

wünschte. Älter geworden verwandelte er sich ins Gegenteil.<br />

Keine Wutausbrüche wie sein ungeliebter Gegner<br />

McEnroe, nicht einmal das Gesicht verzog er, wenn<br />

er einen leichten Ball ins Netz schoss. Der ‚Eiskalte‘<br />

wurde er auch genannt. Eben nordisch, ein Schwede. Er<br />

war es, der den Topspin zur Perfektion brachte und seine<br />

Gegner zur Verzweiflung, weil er mit dieser neuen<br />

Technik fast fehlerlos spielen konnte. Den Ball einmal<br />

mehr als der Gegner übers Netz zu bringen, ist das Geheimnis,<br />

um immer zu gewinnen. Der Vorwärtsdrall des<br />

Balls beim Topspin bewirkt eine höhere Flugbahn und<br />

einen hohen Ballabsprung vom Platz nach dem Auftreffen.<br />

Unangenehm für den Gegner. Das Resultat war weniger<br />

Ausbälle und weniger Bälle ins Netz. Allerdings<br />

musste man in Kauf nehmen, dass die Bälle langsamer<br />

wurden. Um das wenigstens etwas auszugleichen, musste<br />

der Ball mit voller Kraft geschlagen werden. Er arbei-<br />

3


tete deshalb dauernd an seiner Kondition. Seine Arme<br />

waren ein durchtrainiertes Muskelpaket. Er soll einen<br />

Ruhepuls von 35 gehabt haben. Gesunde, normale Menschen<br />

haben einen, der etwa doppelt so hoch ist.<br />

Diesen Topspin, also überrissen geschlagene Bälle,<br />

konnte man nur spielen, wenn die Griffhaltung stimmte.<br />

Vom bisherigen gelehrten Continental Griff zum<br />

Westerngriff. Vielen Spielern, damals wie heute, fällt<br />

diese Umstellung äußerst schwer und diejenigen, die das<br />

dann schließlich schafften, kamen nicht mehr an die<br />

Weltspitze. Dieser Westerngriff muss von Jugend auf<br />

gelernt und geübt werden. Nicht nur das, er schlug die<br />

Rückhand beidhändig, was auch jahrelanges Training<br />

erforderte.<br />

<strong>Borg</strong> hat mit seinem Topspin die Tenniswelt verändert.<br />

Heutzutage ist der Topspin, Vorhand und auch<br />

Rückhand, die Voraussetzung für jeglichen Erfolg im<br />

Profitennis.<br />

Dies sei nur zur Einleitung gesagt.<br />

Die Schläger, die er spielte, sind abgebildet. Der Bancroft<br />

(Bancroft <strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong> Personal) war wahrscheinlich<br />

der erste, gefolgt vom Donnay Allwood (<strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong><br />

Donnay Allwood).<br />

Ich war in den späten 1980/90 Jahren oft Gast im Aldiana<br />

Club auf Fuerteventura. Da hatte ich Gelegenheit,<br />

Tenniskurse bei der Tennisschule Evercourt zu absolvieren,<br />

die damals von Herrn Reinhold Comprix organisiert<br />

waren. Er verstand es, hierzu ehemalige Spitzenspieler<br />

als Lehrer zu gewinnen. Darunter auch Lennart<br />

Bergelin, in den Jahren 1971 bis 1976 Kapitän des schwedischen<br />

Davis-Cup-Teams und danach langjähriger Trainer<br />

von <strong>Borg</strong>. Damals war er etwa siebzig und immer<br />

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noch durchtrainiert und topfit. Das Training bei ihm<br />

begann mit zehnmaliger Umrundung des Tenniscourts<br />

im schnellen Laufschritt. Er vorne weg. Dabei zählte er<br />

auf Schwedisch, um uns anzutreiben. En, två, tre, fyra,<br />

fem, sex, sju, åtta, nio och (und) tio!, was die Zehn ist.<br />

Seine ganze Persönlichkeit kam dabei zur Geltung und<br />

seine Liebe zur schwedischen Sprache brach durch.<br />

Ich freundete mich mit ihm an, denn er hatte den neuentwickelten<br />

Bergelin-Long-String Schläger dabei, bei<br />

dem man durch Drehen einer Schraube am Griffende<br />

die Spannung des Schlägers verändern konnte. Es war<br />

eine Erfindung von einem Flugzeug-Ingenieur namens<br />

Herwig Fischer, der diese Idee 1986 patentiert hatte und<br />

zur Vermarktung Bergelin gewinnen konnte. Die Schläger<br />

waren technisch noch nicht ganz ausgereift (viele<br />

von ihnen brachen), sodass wir genügend Diskussionsstoff<br />

fanden. Ich erzählte ihm auch von meiner Tennisschläger<br />

Sammlung und von dem von mir erfundenen<br />

Widebody Racket. Als ich wieder zu Hause in Überlingen<br />

ankam, fand ich ein Paket vor mit zwei Schlägern,<br />

die mir Bergelin zugesandt hatte. Ein Bancroft Personal<br />

und einen Donnay Allwood. Beide von <strong>Borg</strong> auf dem<br />

Griff signiert.<br />

„To Siegfried, I hope to see you one day. Best wishes<br />

<strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong>“.<br />

Die Schläger habe ich jetzt näher untersucht und vermessen.<br />

Es war bekannt, dass <strong>Borg</strong> einen hohen Verschleiß an<br />

Schlägern hatte. Eine Quelle schätzte die Zahl auf jährlich<br />

600, wobei die verbrauchten Bespannungen einbezogen<br />

sind. Er bevorzugte eine hohe Saitenspannung<br />

von 37/38 kg, ganz außerhalb der Norm, die damals bei<br />

5


20 bis 25 kg lag. Das bedeutete, dass die Darmsaiten, nur<br />

1,35 mm im Durchmesser, an die Grenze ihrer Belastbarkeit<br />

kamen. Manche rissen schon beim Bespannen.<br />

Es kam auch vor, dass sie danach gerissen sind, ohne<br />

dass der Schläger jemals gespielt worden war. Die „Zeitonline“<br />

hat kürzlich eine Abhandlung über <strong>Borg</strong> ins Internet<br />

gestellt mit dem treffenden Titel „nachts macht es<br />

plink“, womit gemeint ist, dass wieder eine Bespannung<br />

gerissen war. Auch die Rahmen waren dabei bis zur ihrer<br />

Bruchgrenze belastet.<br />

Bei beiden Schlägern konnte ich die Darmsaitenstärke<br />

messen mit 1,35 mm im Durchmesser. Dünnere Saiten<br />

waren damals 1,28 und die dickeren 1,4 mm.<br />

Höchstwahrscheinlich eine VS Babolat, die damals<br />

meistgespielte aber auch sehr teure Darmsaite.<br />

Das Gewicht der beiden <strong>Rackets</strong> war identisch mit 414<br />

Gramm (einschließlich Bespannung). Die Länge des Bancroft<br />

<strong>Rackets</strong> ist 69 cm bei einer Balance von 33,5 cm<br />

d. h. er war kopflastig. Der Donnay ist 68,5 cm lang bei<br />

einer Balance von 33 cm (zur Erinnerung: Eine Balance<br />

von 32,5 cm galt als ausgewogen 31 bis 32 als grifflastig).<br />

Diese Zahlen bedeuten, dass er Schläger spielte, die<br />

schwer und kopflastig waren. Wenn man genügend Kraft<br />

besaß, konnte man damit den Ball unglaublich beschleunigen<br />

und das brauchte er auch für sein kräfteraubendes<br />

Spiel. Dann haben beide <strong>Rackets</strong> einen verlängerten<br />

mit Leder umwickelten Griff, der beidhändig geschlagenen<br />

Rückhand Rechnung tragend. Der Rahmenkopf hat<br />

Standardgröße wie der Dunlop Maxply – Midsize und<br />

Oversize waren damals noch nicht populär oder noch<br />

gar nicht auf dem Markt – laminiert mit sechs Schichten<br />

Holz (vorwiegend Esche) und eine dünne Vulcan Fiber-<br />

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einlage. In der Verarbeitung und im Aussehen ist kaum<br />

ein Unterschied festzustellen. Die Vermutung sei gestattet,<br />

dass der Bancroftrahmen auch von Donnay hergestellt<br />

worden war, obgleich auf dem Bancroftschläger<br />

auf der Griffkappe Made in USA steht. Die Abnutzung<br />

am linken Rahmenkopf zeigt an, dass <strong>Borg</strong> Rechtshänder<br />

ist. Die Abschürfungen sind minimal, was meistens<br />

darauf hindeutet, dass er den Schlägerschwung unter<br />

Kontrolle hatte und nur selten den Boden streifte. Da<br />

mindestens bei einem der <strong>Rackets</strong> die Abschürfungen<br />

auf beiden Seiten sichtbar sind, ist wohl anzunehmen,<br />

dass er den Schläger auch gelegentlich drehte und nicht<br />

nur mit einer Seite der Bespannung spielte.<br />

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Bancroft Schläger 1976<br />

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Donnay Allwood <strong>Björn</strong> <strong>Borg</strong> Schläger 1980<br />

Die Holzschichten sind schwach erkennbar.<br />

Der schwarze dünne Streifen ist die Vulkan Fibereinlage.<br />

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Beidhändige Rückhand.<br />

Das Logo „D“ von Donnay ist auf dem<br />

gespielten Racket erkennbar.<br />

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1976

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