15.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 5/19 September-Oktober 2019

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Anne-Sophie Mutter, Christoph Eschenbach und Marlis Petersen.

CRESCENDO – das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Anne-Sophie Mutter, Christoph Eschenbach und Marlis Petersen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

L E B E N S A R T<br />

Die Paula-Bosch-Kolumne<br />

FELIX AUSTRIA 2.0<br />

Glückliches Österreich, diesen Ruf hatte sich das Land im Hinblick auf seine Weine<br />

einst gründlich verspielt. Doch hat es seine Krise hinter sich gelassen.<br />

Dank einer Generation, die nach dem Glykol-Skandal mit globaler Offenheit die<br />

regionalen Weine in die Spitzengastronomie führt.<br />

Nein, die österreichischen Weine sind in den letzten<br />

drei Jahrzehnten nicht Jahr für Jahr besser geworden,<br />

weil der Weinskandal des Jahres <strong>19</strong>85, jene<br />

Verfälschung der Weine mit Diethylenglykol, die<br />

Winzer zum Handeln gezwungen hätte. Die Weinqualitäten<br />

sind in erster Linie besser und besser geworden, weil –<br />

wie in vielen anderen europäischen Weinregionen in dieser Zeit –<br />

eine neue, bestens ausgebildete, teils durch die ganze Welt gejettete,<br />

junge Winzergeneration herangewachsen<br />

ist, die einfach Mut zum Risiko, die<br />

nötige Energie, den Willen und auch das<br />

Zeug zu einem Neustart in sich trug.<br />

In dieser Zeit, <strong>19</strong>86, wurde auch<br />

die ÖWM (Österreich Wein Marketing<br />

GmbH) zur Image- und Absatzförderung<br />

gegründet. Sie hat an der positiven Entwicklung<br />

des Weinmarktes einen großen Anteil, nicht zuletzt wegen<br />

der weltweiten Engagements und Einladungen mit österreichischen<br />

Premiumwinzern und deren Weinen.<br />

In diesem Jahr war ich nun in Österreich zum Weingipfel-Treffen<br />

eingeladen, das unter dem Motto „Weingeschichte mit Terroir-<br />

Schnittstellen im Herzen Europas“ stand. Die Reise führte in die<br />

Weinanbaugebiete zu den angrenzenden Ländern Tschechien, Slowakei,<br />

Ungarn, Slowenien und Südsteiermark.<br />

Klimatisch betrachtet befinden sich Österreichs bedeutendste<br />

Weinregionen vorwiegend im Osten. Flächenmäßig ist Niederösterreich<br />

mit 50 Prozent das größte und auch bedeutendste Anbaugebiet.<br />

Es grenzt an die Tschechien und Slowakei, während das Burgenland<br />

in ganzer Länge an Ungarn, die Steiermark und ganz im<br />

Süden an Slowenien stößt.<br />

Neben viel Geschichte und Weinhistorie, die uns dort präsentiert<br />

wurden, konnten wir wunderbare Weine probieren, viele von<br />

Weingütern, die mir schon vor Jahren aufgefallen sind und deren<br />

Weine immer noch besser werden.<br />

DER WEIN MUSS SCHMECKEN UND<br />

KLAR WIE EIN GEBIRGSBACH<br />

DURCH DIE KEHLE RINNEN<br />

2018 WIENER GEMISCHTER SATZ, Wieninger, Wien.<br />

Was wäre Wien ohne seine Sehenswürdigkeiten wie das Riesenrad,<br />

Schloss Schönbrunn oder die Hofburg? Nicht auszudenken! Das gilt<br />

auch für den „Wiener Gemischten Satz“.<br />

Das ist ein Wein aus verschiedenen weißen Rebsorten, die früher<br />

in einem Weinberg zusammengepflanzt wurden, um so größere<br />

Ernteausfälle auszugleichen. Heute ist es die Spezialität der Stadt,<br />

wie das Wiener Schnitzel selbst. Ein facettenreiches Aroma von Birnen-,<br />

Mango,- Honigmelonen- und<br />

Mirabellennoten. Ganz zarte Säurestruktur,<br />

wohlproportionierter Körper,<br />

sehr frisch, leicht, fetzig im Gaumen.<br />

Feiner Trinkfluss, reizvoller Abgang.<br />

Macht Lust auf ein zweites Glas. Ein idealer<br />

Alleskönner zu Vorspeisen mit Salaten<br />

oder Gemüse, Fisch oder Frischkäse<br />

oder auch zum Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat.<br />

2018 GRÜNER VELTLINER 30 JAHRE „FASS 4“, Bernhard<br />

Ott, Wagram, Niederösterreich. Mit den Weinen des neuen<br />

Jahrgangs 2018 feiert das Weingut Bernhard Ott den 30. Jahrgang<br />

seines legendären Grünen Veltliner FASS 4, der sich längst als „die<br />

Marke“ unter den Veltlinern etabliert hat. Quasi von Anfang an mit<br />

dabei, habe ich die Entwicklung des Ott’schen Universums unter der<br />

Führung von Junior Bernhard mitverfolgt. Seine letzte und wichtigste<br />

Veränderung war die totale Umstellung auf Biodynamie, die<br />

er aus Respekt vor der Natur mit dem letzten Jahrgang abschließen<br />

konnte. Die Einzellagenweine, Spiegel, Stein und Rosenberg, sind<br />

letztlich die Krönung der Kollektion. Doch das FASS 4 – es ist kein<br />

Grand Cru, kein Premier Cru, keine Reserve und keine Einzellage<br />

– aber im Ott’schen Sinn, von Anfang an, ein Prototyp unter den<br />

Grünen Veltlinern und für mich die Nummer eins. Ott steht auf<br />

Klarheit, Brillanz, Feinheit, Frische, Finesse, eindeutige Aromatik<br />

und feinen Charakter. Der Wein muss schmecken und klar wie ein<br />

Gebirgsbach durch die Kehle rinnen.<br />

FOTOS: OESTERREICH-WERBUNG / MARTIN STEINTHALER TINE FOTO; PRIVAT<br />

76 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>September</strong> – <strong>Oktober</strong> 20<strong>19</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!