CRESCENDO 5/19 September-Oktober 2019

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KINDER FÜR DAS KLAVIERSPIELEN BEGEISTERN Gregor Willmes, seit 2017 Vorstandsmitglied der Carl Bechstein Stiftung, wirkte bereits als Projektmanager an ihrem Aufbau mit. Im Gespräch erläutert er die Förderprojekte und Ziele der Stiftung. VON RUTH RENÉE REIF FOTO: CARL BECHSTEIN STIFTUNG CRESCENDO: Herr Willmes, 2012 wurde die Carl Bechstein Stiftung ins Leben gerufen, benannt nach dem Gründer der Berliner Pianoforte-Fabrik. Was war der Anlass der Gründung? Gregor Willmes: Wir trugen uns schon länger mit Überlegungen, wie wir das Klavierspielen fördern könnten. Dabei dachten wir vor allem an Kinder und Jugendliche. Wir fühlen uns der Tradition des Klavierspielens seit Franz Liszt verbunden, und unser Wunsch ist es, auch künftige Generationen dafür zu gewinnen. Auf diese Weise kam ein Prozess in Gang, der schließlich zur Gründung dieser Stiftung führte. Warum wendet sich die Stiftung an Schulen und nicht etwa an Freizeiteinrichtungen? Wir haben das Projekt „Klavier für Grundschulen“ initiiert, weil wir vor allem Kinder für das Klavierspielen begeistern wollen. Untersuchungen belegen die positiven Auswirkungen des Musizierens und insbesondere des Klavierspielens auf die Entwicklung junger Menschen. Es ist gut, wenn Kinder möglichst früh mit dem Spielen anfangen. Das ideale Einstiegsalter liegt bei fünf bis sechs Jahren. Kinder dieses Alters erreichen wir am besten über die Grundschulen. Es gibt immer mehr Ganztagsschulen, wodurch die Kinder keine Gelegenheit mehr haben, nachmittags eine Musikschule zu besuchen. Da hatten wir die Idee, den Klavierunterricht in die Schulen zu verlegen. Das Klavierspielen und die Marke C. Bechstein sind ja eng verbunden mit dem Image einer traditionellen bürgerlichen Erziehung. Ist das auch das Ideal, dem sich die Stiftung verpflichtet fühlt? Das klingt wie „von gestern“. Wir wollen die jungen Menschen heute erreichen. Klavierspielen macht Spaß. Und diesen Spaß wollen wir möglichst vielen Kindern und Jugendlichen ermöglichen. Wir möchten nicht nur Kinder aus Bildungsbürgertumfamilien ansprechen, sondern gerade auch Kindern einen Zugang zum Spielen eröffnen, die nicht mit diesen traditionellen Musikkulturen aufwachsen. Wie sieht die praktische Durchführung eines Förderprojekts aus? Gehen Sie zuvor in die Schulen und sprechen mit den Kindern, ob sie Lust auf Klavierspielen haben? Unser Projekt hat sich mittlerweile so weit herumgesprochen, dass die Schulen sich bei uns bewerben. Da sie von der öffentlichen Hand nicht mehr genügend Geld bekommen, um sich selbst ein Klavier zu kaufen, wenden sie sich an uns. Wir besuchen dann die Schulen, sprechen mit den Lehrern, schauen, ob sie engagierte Musikpädagogen haben, und erkunden die Möglichkeiten eines Klavierunterrichts. Die Instrumente, die wir zur Verfügung stellen, können im Regelunterricht zum Einsatz kommen, sollen aber auch zum Klavierunterricht genutzt werden. Daher sind gerade Ganztagsschulen an unserer Stiftung interessiert. Die Stiftung fördert auch besonders begabte Kinder, die eine pianistische Laufbahn anstreben. Welche Initiativen gibt es da? Zum einen veranstalten wir einmal im Jahr in Berlin den Carl Bechstein Wettbewerb, zu dessen Teilnahme wir Jugendliche bis zur Vollendung des 17. Lebensjahres einladen. Zum anderen kooperieren wir mit dem Bundesjugendwettbewerb „Jugend musiziert“. Wir vergeben alle drei Jahre vier Stipendien an höchstplatzierte Pianisten in der Altersgruppe von 13 bis 14 Jahren. Diese erhalten von uns drei Jahre lang eine Förderung in Form finanzieller Unterstützung, der Einladung zu Konzerten und – wenn nötig – sogar der Vermittlung von Lehrern. Darüber hinaus vergibt die Stiftung zahlreiche Sonderpreise bei Wettbewerben. So sind wir seit Jahren beim Internationalen Klavier wettbewerb Jugend in Essen tätig. In diesem Jahr haben wir uns erstmals beim neuen Internationalen Carl Maria von Weber Wettbewerb für junge Pianisten des Sächsischen Landes gymnasiums für Musik in Dresden engagiert. Und beim Deutschen Musikwettbewerb vergaben wir einen großen Sonderpreis. Und welche Planungen gibt es für die Zukunft? Unser Wunsch ist es, ein Haus in Berlin zu haben. In dem wir Workshops, Meisterkurse, Wettbewerbe und Konzerte mit jungen Pianisten veranstalten können. www.carl-bechstein-stiftung.de 71
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