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CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019

CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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L E B E N S A R T<br />

Der Stoff, aus dem<br />

die Töne sind<br />

Die Wiener Saitenmanufaktur Thomastik-Infeld feiert 100. Geburtstag.<br />

Das Familienunternehmen eroberte einst die Musikwelt und stellt mit modernsten<br />

Technologien bis heute die meist gespielten Saiten für Streichinstrumente her.<br />

VON KATHERINA KNEES<br />

Aufwendig, mit höchster Präzision und Hightech-Materialien werden die Thomastik-Infeld-Saiten<br />

teilweise noch in Handarbeit hergestellt<br />

Perfekte klangliche Brillanz ist die Voraussetzung, damit<br />

die spielerische Virtuosität eines Musikers exzellent in<br />

Szene gesetzt werden kann. Die Saiten, die die Wiener<br />

Firma Thomastik-Infeld seit 100 Jahren herstellt, statten<br />

Streicher in aller Welt mit einem warmen und ausgewogenen<br />

Klang aus. In den Saiten steckt neben der kontinuierlichen Leidenschaft<br />

eines mehrere Generationen alten Familienunternehmens<br />

eine große Portion technologisches Know-how, handwerkliches<br />

Können und der Mut, sich immer wieder neu zu erfinden.<br />

Die Unternehmensgeschichte liest sich wie ein spannender<br />

Roman: Firmengründer Dr. Franz Thomastik, promovierter Philosoph,<br />

Freigeist und passionierter Geigenbauer, wusste: Die Saite<br />

macht die Musik! Bereits vor Beginn des Ersten Weltkrieges beschäftigte<br />

er sich unermüdlich mit der Erforschung von Materialien, die<br />

für die Entwicklung von Saiten infrage kamen, und entwickelte ab<br />

<strong>19</strong><strong>19</strong> mit dem Ingenieur Otto Infeld die Vision, synthetisches Kernmaterial<br />

mit einer Bandumspinnung zu versehen – eine Idee, mit der<br />

das Unternehmen die Musikwelt revolutionierte: Er schuf eine Stahlsaite,<br />

die es durch ihre hohe Qualität in Sachen Klang, Präzision und<br />

Lebensdauer spielend mit der bis dahin obligatorischen, aber viel<br />

sensibleren Darmsaite aufnehmen konnte. Bereits <strong>19</strong>26 hatten Dr.<br />

Franz Thomastik und Otto Infeld mit ungebremstem Erfindergeist<br />

für alle Streichinstrumente Saiten entwickelt, die durch ihre „Nerven<br />

aus Stahl“ von Wien aus die ganze Musikwelt eroberten.<br />

Die ausgeprägte Innovationskraft der beiden Männer ließ die<br />

kleine Geigenbauwerkstatt „Dr. Franz Thomastik und Mitarbeiter“<br />

schnell weiter wachsen. Nebenbei meldete das kreative Tüftlergespann<br />

auch Patente für Konstruktionen wie eine drehbare Sonnenliege<br />

und Erfindungen im Bereich der Kinoakustik an. Als Dr. Franz<br />

Thomastik Ende <strong>19</strong>51 starb, erwarb Otto Infeld das gesamte Unternehmen,<br />

das nach seinem Tod <strong>19</strong>65 in die Hände seiner Frau Margaretha<br />

Infeld überging, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Sohn<br />

Peter Infeld weiterführte. Unter ihrer Leitung fand das Unternehmen<br />

nicht nur den heutigen Sitz hinter der roten Tür in der Diehlgasse 27<br />

in Wien, sondern wurde endgültig zum Weltmarktführer von Streicher-Saiten.<br />

Die sogenannte „Dominant“-Saite ist die weltweit meist<br />

gespielte Saite, das Herzstück der Wiener Innovationsschmiede.<br />

Nachdem Peter Infeld die Familientradition ab <strong>19</strong>94 im Sinne<br />

seiner Mutter weiterführte, steckt seit zehn Jahren wieder viel Frauenpower<br />

im Unternehmen. Zdenka Infeld lebt seit seinem plötzlichen<br />

Tod im Jahr 2009 den Traum ihres verstorbenen Mannes Peter Infeld<br />

weiter und hält den innovativen Geist der Familie lebendig. Neben der<br />

handwerklichen Arbeit wird die Musikszene auch durch grenzübergreifende<br />

Aktivitäten bereichert wie die „Infeld Fundation zur Förderung<br />

junger bildender Künstler und Musiker in der Podravina“ und<br />

zur Errichtung eines Kulturzentrums auf der Insel Krk.<br />

66 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Oktober</strong> – <strong>November</strong> 20<strong>19</strong>

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