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CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019

CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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O P U S K L A S S I K<br />

1. SOLISTISCHE EINSPIELUNG | ORGEL 2. KAMMERMUSIKEINSPIELUNG TRIO 3. SINFONISCHE EINSPIELUNG | MUSIK BIS INKL. 18. JH.<br />

4. WELTERSTEINSPIELUNG DES JAHRES 5. INNOVATIVE AUDIO-PRODUKTION DES JAHRES<br />

Purismus siegt!<br />

Das Independent-Label MDG<br />

und seine Künstler werden in fünf Kategorien<br />

mit dem OPUS KLASSIK ausgezeichnet.<br />

FOTOS: MONIKA RITTERHAUS, MDG-ARCHIV<br />

„Lifehaftigkeit“ – das ist der Leitund<br />

Anspruch des Detmolder Independent-Labels<br />

Musikproduktion<br />

Dabringhaus & Grimm (MDG), das<br />

<strong>19</strong>78 gegründet wurde und bis heute 1<br />

für einen Klangrealismus steht, der<br />

seinesgleichen sucht. Die natürliche<br />

Akustik der Aufnahmen, die Platzierung<br />

der Mikrofone im Raum ist den<br />

Gründern Werner Dabringhaus und<br />

Reimund Grimm heilig, künstlicher<br />

Hall, Filter, Equalizer und andere<br />

technische Eingriffe sind in ihren 3<br />

Ohren nichts als „Verschlimmbesserer“.<br />

Mit dieser puristischen Philosophie<br />

hat MDG es weit gebracht und<br />

schon etliche Preise eingeheimst,<br />

darunter 2006 den ECHO für die<br />

„Beste Surround-Aufnahme des Jahres“.<br />

Und nun haben gleich fünf ihrer<br />

Künstlerinnen und Künstler einen<br />

OPUS KLASSIK gewonnen.<br />

Der niederländische Aus nahme-Organist<br />

Ben van Oosten (1)<br />

hat sich auf der Suche nach dem perfekten<br />

Sound einmal mehr in die<br />

Kathedrale St-Ouen in Rouen begeben,<br />

wo die legendäre L’Orgue à<br />

Michel-Ange bis heute im Originalklang<br />

erhalten ist. Auf diesem Wun-<br />

6<br />

derinstrument füllt van Oosten eine<br />

erstaunliche Leerstelle in seiner Diskografie<br />

französischer Orgelmusik:<br />

das Gesamtwerk von César Franck,<br />

dem Komponisten, der den schönen Satz hinterlassen hat: „Meine<br />

Orgel, sie ist ein Orchester!“. Was van Oosten auf gleich vier CDs<br />

beglaubigt. Die fulminante Gleichberechtigung der Stimmen in<br />

Francks Schaffen wird in dessen frühen kompositorischen Versuchen<br />

ebenso fein herausgearbeitet wie in den drei großen Meisterzyklen.<br />

Ein wahres Orgelfest.<br />

Die Werke des chinesisch-kanadischen Komponisten An-Lun<br />

Huang – als Zeitgenosse noch immer im Range einer Entdeckung<br />

– haben wiederum eine Reise in die Abtei des ostwestfälischen<br />

Marienmünsters angeregt. Drei Globetrotter aus Los Angeles, Xiamen<br />

und Schanghai sind hier zusammengekommen, um die beiden<br />

Klaviertrios Huangs einzuspielen. Violinistin Bin Huang (2), der<br />

Cellist Alexander Suleiman (3) und Yubo Zhou (4) am Klavier<br />

beweisen, wie nuancenreich An-Lun Huang in seiner Musik<br />

Ost und West verschmelzen lässt. Mit dessen Chinesischer Rhapsodie<br />

Nr. 2 hatte ja Wunderkind Lang Lang<br />

einst bei der Jugendausgabe des<br />

Tschaikowsky-Wettbewerbs groß aufgeschlagen.<br />

2 Apropos jung. Das Dogma<br />

Chamber Orchestra (5) ist 2004<br />

von Mikhail Gurewitsch gegründet<br />

worden, um junge Musikerinnen und<br />

Musiker zusammenzubringen, die<br />

schon internationale Erfahrungen<br />

aufweisen können. Wie frisch und<br />

pointiert dieses Erfolgsensemble aufspielt,<br />

zeigt die Aufnahme ihrer Inter-<br />

4<br />

pretation von Mozarts A-Dur Sinfonie<br />

KV 201 und Schuberts B-Dur Sinfonie<br />

Nr. 5 – zwei Frühwerke, die passenderweise<br />

von ju gendlicher Unbekümmertheit<br />

bei gleichzeitiger kompositorischer<br />

Meis terschaft durchdrungen<br />

sind – Mozart und Schubert<br />

5 waren beide noch keine 20 Jahre alt,<br />

als sie diese Reifezeugnisse vorlegten.<br />

Das Album ist als Liveaufnahme im<br />

Dortmunder Konzerthaus entstanden<br />

und setzt den Hörer auf die besten<br />

Plätze – live-haftig in diesem Fall.<br />

Einen recht schroffen Stimmungskontrast<br />

dazu bildet die Gustav-Mahler-Einspielung<br />

des Klavier-<br />

7<br />

duos Trenkner-Speidel, das sich die<br />

5. Sinfonie vorgenommen hat. Be -<br />

kanntlich beginnt die in der Orchesterfassung<br />

mit einem Trauermarsch<br />

für eine einzelne Trompete. Aber auch<br />

Otto Singers (von Mahler autorisierte) Bearbeitung für Klavier<br />

schafft mit wenigen Anschlägen eine Welt aus Wehmut. Die Version<br />

verlangt feinste Technik. Und die haben Evelinde Trenkner und<br />

Sontraud Speidel (6) zu bieten – auf einem Steinway aus der<br />

Entstehungszeit der Sinfonie.<br />

Komplettiert wird der fünffache OPUS-Sieg schließlich mit<br />

einem Album des Berolina Ensembles aus Berlin, das 2009 ins<br />

Leben gerufen wurde, um weitgehend unbekannte Kompositionen<br />

zu entdecken. Wie die Werke des ge bürtigen Siebenbürgeners Walter<br />

von Bausznern. Nach dessen Elegie und Serenade widmet sich<br />

das junge Berliner Kammerensemble nun, unterstützt von der<br />

So pranistin Maria Bengtsson (7), Bauszners Quintett, Streichtrio<br />

und Kammergesängen. Die entfalten eine so geistreiche Melodik,<br />

dass man sich wirklich wundert, weshalb sie nicht längst zum festen<br />

Konzertrepertoire zählen.<br />

58 w w w . c r e s c e n d o . d e — Verlags-Sonderveröffentlichung zum OPUS KLASSIK 20<strong>19</strong>

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