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CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019

CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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O P U S K L A S S I K<br />

KONZERTEINSPIELUNG | VIOLINE<br />

VENEDIG GLÄNZT<br />

UND FUNKELT<br />

Das Ensemble Concerto Köln und die Geigerin<br />

MIDORI SEILER auf Spurensuche.<br />

Sie war Virtuosin, Muse und Publikumsmagnet und enge<br />

Vertraute von Antonio Vivaldi: Anna Maria dal Violin, geboren<br />

1696, gestorben 1782 in Venedig. Auf ihrem Album „La<br />

Venezia di Anna Maria“, das beim OPUS KLASSIK als<br />

„Konzerteinspielung des Jahres für Violine“ ausgezeichnet<br />

wird, tauchen die Geigerin Midori Seiler und das Ensemble<br />

Concerto Köln tief ein in das bemerkenswerte Leben und<br />

Wirken dieser barocken Starkünstlerin und erweisen ihr<br />

musikalisch farbenreich und herausragend interpretiert die<br />

Ehre. Aufgewachsen im Waisenhaus, lebte Anna Maria<br />

schließlich ihr ganzes Leben lang im Ospedale della Pietà.<br />

Dort lernte sie Antonio Vivaldi kennen, der ihr Mentor und<br />

Lehrer wurde und ihr fast 30 Konzerte widmete. Vier davon<br />

finden sich auf dem Album, ergänzt durch jeweils ein Konzert<br />

der Vivaldi-Zeitgenossen Galuppi und Albinoni. Gefeiert<br />

wird dabei nicht nur Anna Maria, sondern auch die Stadt<br />

Venedig: So zeigt sich die florierende Kunstmetropole Venedig<br />

im Zenit ihres Musikbetriebs, und ihr Glanz spiegelt sich<br />

in den virtuosen und tänzerischen Kompositionen ihrer<br />

Tonschöpfer mitreißend wider.<br />

FOTO: JOANNA WIZMUR<br />

KONZERTEINSPIELUNG | KLARINETTE<br />

WAS IST HEIMAT?<br />

Der Klarinettist KINAN AZMEH<br />

als Grenzgänger zwischen den Welten.<br />

Als Junge war er der Klarinettist aus Damaskus. Später, als er anfing<br />

zu komponieren, wurde er der Musiker aus Damaskus. Mit Beginn<br />

seiner internationalen Karriere sprachen schließlich alle von dem<br />

„syrischen Musiker“. Was Kinan Azmeh selbst anstrebt, ist, einfach<br />

Musiker zu sein. „Das bedeutet nicht, dass ich meine Identität hinter<br />

mir lasse, im Gegenteil“, hat der gefeierte Klarinettist seinen Grenzgang<br />

zwischen den Welten mal in einem Interview beschrieben.<br />

Azmeh, den die New York Times einen „ungemein gefühlvollen Virtuosen“<br />

nennt und der vom Magazin New Yorker als „bezaubernd und<br />

brillant“ geehrt wird, lebt schon lange in Manhattan, wo er an der<br />

Juilliard School studiert hat. Als Solist tritt er in Konzertsälen auf der<br />

ganzen Welt auf, in der Royal Albert Hall ebenso wie in der Elbphilharmonie,<br />

er spielt mit dem West-Eastern Divan Orchestra oder<br />

dem Syrischen Symphonie-Orchester, er teilt die Bühne mit Größen<br />

wie Yo-Yo Ma, Aynur Doğan, Jivan Gasparyan und vielen anderen.<br />

Aber natürlich hat der Krieg, der 2011 in seinem Land ausbrach,<br />

für Azmeh noch einmal ganz neu und dringlich die Frage aufgeworfen,<br />

was Heimat ist. Was Wurzeln bedeuten. Eben diese Suche durchzieht<br />

auch sein großartiges Album „Uneven Sky“. Sie formuliert sich<br />

etwa in dem Stück The Fence, the Rooftop and the Distant Sea, einer<br />

Komposition für Klarinette und Cello, das Azmeh für sich und Yo-Yo<br />

Ma geschrieben hat. Zaun, Hausdach, das entfernte Meer – das alles<br />

erblickte der Klarinettist aus dem Fenster in Beirut, wo er 2016<br />

komponierte. In der Nähe und zugleich unendlich fern von Damaskus.<br />

Wie lebendig das syrische Kunstschaffen trotz allem bleibt, das<br />

beweisen – auf der zweiten CD – die Werke für Klarinette und<br />

Orchester, die Azmehs Landsleute Kareem Roustom, Zaid Jabri und<br />

Dia Succari für ihn geschrieben haben.<br />

FOTO: ANNEMONE TAAKE<br />

56 w w w . c r e s c e n d o . d e — Verlags-Sonderveröffentlichung zum OPUS KLASSIK 20<strong>19</strong>

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