CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019
CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.
CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.
E R L E B E N ROMANTISCHER MELODIENREICHTUM Mit großartigen Künstlern und wunderbarer Musik warten die Essener Philharmoniker und ihr Generalmusikdirektor Tomáš Netopil in der Spielzeit 2019 / 2020 auf. VON RUTH RENÉE REIF Die Vermittlung von Musik ist ihm ein Anliegen: Generalmusikdirektor Tomáš Netopil FOTO: HAMZA SAAD Die große romantische Sinfonik mit ihren weit ausschwingenden Melodien und ihrem Reichtum an emotionalen Schattierungen bestimmt das Konzertprogramm der Essener Philharmoniker in der neuen Saison. Generalmusikdirektor Tomáš Netopil eröffnete sie mit seiner Lieblingssinfonie, Antonín Dvořáks Siebter. Ivor Bolton, Artist in Residence der Philharmonie Essen und aufregender Deuter von Bruckner-Sinfonien, reist an für die aus dem Geist der Naturromantik geschaffene Vierte Sinfonie, der Bruckner die Bezeichnung Romantische gab. Der junge Pianist Alexander Krichel ist Solist in jenem Klavierkonzert Nr. 23, mit dem Mozart einst sein Leben als freier Künstler begann. Netopil steht wieder am Pult, wenn Gustav Mahlers Dritte Sinfonie zur Aufführung kommt. „Das Unbekümmertste“, was er je geschrieben habe, sei diese Sinfonie, bekundete Mahler über das Werk, das mit bunten Farben das Aufleben der Natur schildert. Tschaikowsky dirigierte noch die Uraufführung seiner Sechsten Sinfonie. Danach verstarb er. So wurde die Sechste zu seinem Requiem und ein ergreifender Abschied vom Leben mit all seinen Geheimnissen. Netopil leitet ihre Aufführung mit Frank Peter Zimmermann als Solisten in Beethovens Vio linkonzert. Die riesigen Orchester der Romantik und ihre monumentale Klangentfaltung kulminieren in einem außergewöhnlichen Werk: Arnold Schönbergs Gurreliedern. Netopil dirigiert ihre Aufführung, die im Rahmen des Festivals für Neue Musik NOW! stattfindet. Der Liederzyklus auf Texte des dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen ist für eine gigantische Besetzung komponiert. Schönberg schreibt acht Flöten, sieben Klarinetten und mindestens 40 Geigen vor. Drei Chöre wirken mit, der WDR Rundfunkchor, der Aalto Opernchor ESSENER PHILHARMONIKER Saison 2019 /2020 Informationen und Kartenservice: www.essener-philharmoniker.de und der Philharmonische Chor Essen. Für die ergreifende, rätselhafte 15. Sinfonie Dmitri Schostakowitschs tritt Rory Macdonald ans Pult. Die 15. ist die letzte Sinfonie des genialen Komponisten. Mit dem Auftauchen des Schicksalsmotivs aus Wagners Walküre zu Beginn des Finales gemahnt sie an den Tod, ehe sie mit Klängen, die nicht mehr von dieser Welt zu sein scheinen, endet. Musik an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stellt der Dirigent Tomáš Hanus vor. Das Cellokonzert von Edward Elgar umrahmt er mit Suiten Igor Strawinskys und der Sinfonischen Suite Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow. Netopil ist die Vermittlung der Musik ein Anliegen. So gibt es für die Hälfte der insgesamt zwölf Sinfoniekonzerte eine Einführung mit dem Dirigenten und dem Orchester. Die „Kunst des Hörens“ nennt Netopil diese Initiative, die ergänzt wird von den Sonntagsmatineen „Mit Götz Alsmann ins Konzert“. Mit der Neunten Sinfonie im traditionellen Neujahrskonzert unter Netopils Leitung heben die Feiern zum 250. Jubiläum des Komponisten an. Beethovens Tripelkonzert widmet sich das Van Baerle Trio. Eine Rarität hat der Dirigent David Danzmayr auf dem Programm. Der von dem Beethoven-Biografen Barry Cooper aus Fragmenten und Skizzen ausgearbeitete erste Satz einer von Beethoven nie vollendeten Zehnten Sinfonie erklingt mit Franz Schuberts Großer C-Dur-Sinfonie und Carl Maria von Webers Erstem Klarinettenkonzert mit Andreas Ottensamer als Solisten. Rudolf Buchbinder, der große Beethoven-Interpret, kommt mit dem Fünften Klavierkonzert. Und zu einer Zeitreise lädt Reinhard Goebel, der mit „Beethovens Welt“ ein jahrelanges Forschungs- und Musikprojekt betreibt. Er leitet das Programm des Uraufführungskonzerts von Beethovens Dritter Sinfonie Eroica, das am Palmsonntag, den 7. April 1805 in einer von dem Konzertmeister Franz Clement veranstalteten Akademie im Theater an der Wien stattfand. Solistin in Clements Erstem Klavierkonzert ist Miriam Contzen. An die Tradition der Akademien knüpften die Essener Philharmoniker in ihrem 100. Jubiläumsjahr an, um jungen Musikern praktische Erfahrungen in einem Orchester zu ermöglichen. In diesem Jahr feiert die Akademie ihr 20-jähriges Bestehen. ■ 48 w w w . c r e s c e n d o . d e — Oktober – November 2019
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ROMANTISCHER<br />
MELODIENREICHTUM<br />
Mit großartigen Künstlern und wunderbarer Musik warten die Essener Philharmoniker<br />
und ihr Generalmusikdirektor Tomáš Netopil in der Spielzeit 20<strong>19</strong> / 2020 auf.<br />
VON RUTH RENÉE REIF<br />
Die Vermittlung von Musik ist ihm ein Anliegen: Generalmusikdirektor Tomáš Netopil<br />
FOTO: HAMZA SAAD<br />
Die große romantische Sinfonik mit ihren weit ausschwingenden<br />
Melodien und ihrem Reichtum an emotionalen Schattierungen<br />
bestimmt das Konzertprogramm der Essener Philharmoniker in<br />
der neuen Saison. Generalmusikdirektor Tomáš Netopil eröffnete<br />
sie mit seiner Lieblingssinfonie, Antonín Dvořáks Siebter. Ivor<br />
Bolton, Artist in Residence der Philharmonie Essen und aufregender<br />
Deuter von Bruckner-Sinfonien, reist an für die aus dem Geist<br />
der Naturromantik geschaffene Vierte Sinfonie, der Bruckner die<br />
Bezeichnung Romantische gab. Der junge Pianist Alexander Krichel<br />
ist Solist in jenem Klavierkonzert Nr. 23, mit dem Mozart einst sein<br />
Leben als freier Künstler begann. Netopil steht wieder am Pult,<br />
wenn Gustav Mahlers Dritte Sinfonie zur Aufführung kommt. „Das<br />
Unbekümmertste“, was er je geschrieben habe, sei diese Sinfonie,<br />
bekundete Mahler über das Werk, das mit bunten Farben das Aufleben<br />
der Natur schildert. Tschaikowsky dirigierte noch die Uraufführung<br />
seiner Sechsten Sinfonie. Danach verstarb er. So wurde die<br />
Sechste zu seinem Requiem und ein ergreifender Abschied vom<br />
Leben mit all seinen Geheimnissen. Netopil leitet ihre Aufführung<br />
mit Frank Peter Zimmermann als Solisten in Beethovens<br />
Vio linkonzert.<br />
Die riesigen Orchester der Romantik und ihre monumentale<br />
Klangentfaltung kulminieren in einem außergewöhnlichen Werk:<br />
Arnold Schönbergs Gurreliedern. Netopil dirigiert ihre Aufführung,<br />
die im Rahmen des Festivals für Neue Musik NOW! stattfindet. Der<br />
Liederzyklus auf Texte des dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen<br />
ist für eine gigantische Besetzung komponiert. Schönberg schreibt<br />
acht Flöten, sieben Klarinetten und mindestens 40 Geigen vor. Drei<br />
Chöre wirken mit, der WDR Rundfunkchor, der Aalto Opernchor<br />
ESSENER PHILHARMONIKER<br />
Saison 20<strong>19</strong> /2020<br />
Informationen und Kartenservice:<br />
www.essener-philharmoniker.de<br />
und der Philharmonische Chor Essen. Für die<br />
ergreifende, rätselhafte 15. Sinfonie Dmitri<br />
Schostakowitschs tritt Rory Macdonald ans<br />
Pult. Die 15. ist die letzte Sinfonie des genialen<br />
Komponisten. Mit dem Auftauchen des Schicksalsmotivs<br />
aus Wagners Walküre zu Beginn des Finales gemahnt<br />
sie an den Tod, ehe sie mit Klängen, die nicht mehr von dieser Welt<br />
zu sein scheinen, endet. Musik an der Wende vom <strong>19</strong>. zum 20. Jahrhundert<br />
stellt der Dirigent Tomáš Hanus vor. Das Cellokonzert von<br />
Edward Elgar umrahmt er mit Suiten Igor Strawinskys und der<br />
Sinfonischen Suite Scheherazade von Nikolai Rimski-Korsakow.<br />
Netopil ist die Vermittlung der Musik ein Anliegen. So gibt es für<br />
die Hälfte der insgesamt zwölf Sinfoniekonzerte eine Einführung<br />
mit dem Dirigenten und dem Orchester. Die „Kunst des Hörens“<br />
nennt Netopil diese Initiative, die ergänzt wird von den Sonntagsmatineen<br />
„Mit Götz Alsmann ins Konzert“.<br />
Mit der Neunten Sinfonie im traditionellen Neujahrskonzert<br />
unter Netopils Leitung heben die Feiern zum 250. Jubiläum des<br />
Komponisten an. Beethovens Tripelkonzert widmet sich das Van<br />
Baerle Trio. Eine Rarität hat der Dirigent David Danzmayr auf dem<br />
Programm. Der von dem Beethoven-Biografen Barry Cooper aus<br />
Fragmenten und Skizzen ausgearbeitete erste Satz einer von Beethoven<br />
nie vollendeten Zehnten Sinfonie erklingt mit Franz Schuberts<br />
Großer C-Dur-Sinfonie und Carl Maria von Webers Erstem Klarinettenkonzert<br />
mit Andreas Ottensamer als Solisten. Rudolf Buchbinder,<br />
der große Beethoven-Interpret, kommt mit dem Fünften<br />
Klavierkonzert. Und zu einer Zeitreise lädt Reinhard Goebel, der mit<br />
„Beethovens Welt“ ein jahrelanges Forschungs- und Musikprojekt<br />
betreibt. Er leitet das Programm des Uraufführungskonzerts von Beethovens<br />
Dritter Sinfonie Eroica, das am Palmsonntag, den 7. April 1805<br />
in einer von dem Konzertmeister Franz Clement veranstalteten Akademie<br />
im Theater an der Wien stattfand. Solistin in Clements Erstem<br />
Klavierkonzert ist Miriam Contzen. An die Tradition der Akademien<br />
knüpften die Essener Philharmoniker in ihrem<br />
100. Jubiläumsjahr an, um jungen Musikern<br />
praktische Erfahrungen in einem Orchester zu<br />
ermöglichen. In diesem Jahr feiert die Akademie<br />
ihr 20-jähriges Bestehen. <br />
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48 w w w . c r e s c e n d o . d e — <strong>Oktober</strong> – <strong>November</strong> 20<strong>19</strong>