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CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019

CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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FOTOS: MARIO MÜLLER<br />

Good Vibrations von der Band The Beach Boys. Mit dem Rocksong<br />

Bohemian Rhapsody aus dem Album „A Night at the Opera“ gedenken<br />

die 12 Tenöre Freddie Mercurys, des Mitbegründers der Band<br />

Queen, der <strong>19</strong>91 im Alter von 45 Jahren seiner Aids-Erkrankung<br />

erlag. Natürlich darf Imagine, John Lennons Vision einer von Religion,<br />

Nationalismus und Besitz freien Gesellschaft aus dem Jahr<br />

<strong>19</strong>71, nicht fehlen. „The greatest composers since Mozart“ nannte<br />

Philip Glass The Beatles, von denen die 12 Tenöre Come Together,<br />

das Eröffnungslied des Albums „Abbey Road“ aus dem Jahr <strong>19</strong>69,<br />

interpretieren. Michael Jackson setzte die Tradition der Songs und<br />

Balladen der Beatles fort und führte sie zu neuer Vollendung. In<br />

einem Medley mit Man in the Mirror sowie Songs aus dem Album<br />

„Thriller“ erinnern die 12 Tenöre an den genialen Künstler und seinen<br />

tragischen Tod vor zehn Jahren im Alter von 51 Jahren.<br />

Lieder, die Erinnerungen wecken, Gefühle auslösen und die<br />

Seele berühren, bestimmen das Programm, dem Opernarien wie<br />

Nessun dorma des unbekannten Prinzen Kalaf aus Giacomo Puccinis<br />

letzter Oper Turandot und Operettenmelodien wie Dein ist<br />

mein ganzes Herz aus Franz Lehárs Das Land des Lächelns angehören.<br />

Die Zuhörer mit ihrer Musik zu berühren, das ist der Wunsch<br />

der 12 Tenöre. Sie wollen das Publikum mitreißen mit ihrer Energie,<br />

ihrer Leidenschaft für Musik und emotionale Erlebnisse schaffen.<br />

Tenor Julian Dionne, der nach einem Gesangsstudium am Conservatorio<br />

Giuseppe Verdi in Mailand als Jesus in Webbers Musical<br />

Jesus Christ Superstar auftrat, spricht von dem großen Glücksgefühl,<br />

das er empfinde, wenn er Menschen mit seiner Stimme erfreuen<br />

und berühren könne.<br />

Die Mythen aller Erdteile wissen von der Magie des Gesangs<br />

zu erzählen. Vom Gilgamesch-Epos, dem ältesten überlieferten<br />

Mythos der Geschichte, über die Bhagavad Gita, der wichtigsten<br />

Schrift des Hinduismus, deren Titel übersetzt „Gesang des Erhabenen<br />

lautet“, und das Poopol Wuuj, das heilige Buch der Maya, bis<br />

zum antiken Orpheus-Mythos wird dem Gesang<br />

eine sinnstiftende Kraft zugeschrieben. Orpheus<br />

bezaubert mit seinem Gesang die wilden Tiere,<br />

entlockt den Felsen Tränen und vermag sogar die<br />

Zeit zurückzudrehen und Zugang zu Eurydike ins<br />

Totenreich zu erlangen. Den Tenor umgibt seit<br />

THE 12 TENORS<br />

Live on tour ab Dezember<br />

Informationen und Kartenservice:<br />

www.12-tenors.com<br />

www.highlight-concerts.com<br />

Beginn des <strong>19</strong>. Jahrhunderts eine besondere Aura. Klangschönheit,<br />

Koloraturgewandtheit und stimmliche Dominanz verbinden sich<br />

bei ihm zu einem sinnlichen Erlebnis. Mit der Tenorpartie in Gioachino<br />

Rossinis Otello wurde 1816 der Tenorheld geboren. Auf die<br />

Frage, was ein Sänger brauche, nannte Rossini „nur drei Dinge:<br />

Stimme, Stimme und nochmals Stimme!“. Der Tenor ist ein Stimmfach<br />

von höchstem technischen Anspruch. Was ihn auszeichnet, ist<br />

die Ausführung des hohen Cs in der Bruststimme, die zu einem<br />

mythenstiftenden Phänomen wurde. Gilbert Duprez war der erste<br />

Tenor, der dies 1837 vermochte und damit einen Prüfstein für jeden<br />

Tenor schuf. Davor bedienten sich Sänger einer Mischung aus Kopfund<br />

Bruststimme. Die Faszination der hohen Männerstimmen blieb<br />

bis heute ungebrochen. Kraft, Brillanz und seelischer Ausdruck<br />

rufen Bewunderung und Begeisterung hervor und schlagen das<br />

Publikum in Bann. Manche sprechen gar von einem erotischen<br />

Klang, der die Sinne berauscht.<br />

Die 12 Tenöre greifen diesen Mythos vom Heldentenor auf und<br />

spielen mit ihm. Ironisch und humorvoll persiflieren und konterkarieren<br />

sie ihn. Damit knüpfen sie an jene Tradition an, als im <strong>19</strong>.<br />

Jahrhundert William Schwenck Gilbert und Arthur Sullivan die<br />

britische Operette schufen, indem sie Operntechniken mit Unterhaltungsformen<br />

verbanden und Belcanto-Werke von Donizetti und<br />

Bellini persiflierten. Nicht nur Licht, Choreografie und Tanz bilden<br />

ein integrales Element der Show „The 12 Tenors“, auch der Darstellungskunst<br />

mit Mimik, Gestik und Körpersprache kommt Bedeutung<br />

zu. Eine Reihe der Mitwirkenden durchlief eine Schauspielausbildung.<br />

Tenor Matt Hayden, Tenor Michael Lynch, Tenor Aran<br />

Macrae und Tenor Julian Quijano besuchten die Guildford School<br />

of Acting, ehe sie ihre Laufbahn als Musicaldarsteller begannen.<br />

Seit rund zehn Jahren besteht die Show „The 12 Tenors“ bereits,<br />

tourt um die Welt und erneuert sich immer wieder. Tenor Shane<br />

Barragan ist der jüngste Neuzugang. 2018 hat er sein Studium an<br />

der London School of Musical Theatre abgeschlossen<br />

und gibt nun sein Debüt in der Show. Einer<br />

schönen Tradition bleiben die 12 Tenöre allerdings<br />

treu: Sie nehmen stets einheimische Lieder des<br />

Gastgeberlandes in ihr Programm, und sie laden<br />

das Publikum zum Mitsingen ein. <br />

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