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CRESCENDO 6/19 Oktober-November 2019

CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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Interviews unter anderem mit Lucas Debargue, Gabriela Montero, Baiba Skride und Martina Gedeck.

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H Ö R E N & S E H E N<br />

SOLO<br />

Annelien Van Wauwe<br />

Musik aus goldenen Zeiten<br />

Pure Schönheit zum Anhören – was könnte sich da besser<br />

eignen als Musik aus der sogenannten Belle Époque? Ihr<br />

hat die belgische Klarinettistin und ARD-Preisträgerin<br />

Annelien Van Wauwe mit dem Orchestre National de<br />

Lille unter der Leitung von Alexandre Bloch eine CD<br />

gewidmet. Darauf versammelt sind Stücke für Klarinette<br />

und Orchester aus dieser Zeit: von Debussy, Brahms,<br />

Gabriel Pierné und Charles-Marie Widor. Es sind Werke<br />

aus dem klarinettistischen Kernrepertoire mit kammermusikalischem<br />

Ursprung. Deren Klavierpart wurde (viel)<br />

später sinfonisch arrangiert und schlägt so zusammen mit<br />

einer zeitgenössischen Komposition von Manfred Trojahn<br />

eine Brücke zu heute. In dieser Besetzung scheint der<br />

Glanz vergangener Zeiten umso deutlicher hervorzutreten.<br />

Der ursprünglich intime Charakter muss keinem<br />

„Sologehabe“ weichen, und es gelingt ein einfühlsames<br />

Porträt der Klarinette als Instrument<br />

voll Raffinesse und Farbigkeit. UH<br />

„Belle époque“, Annelien Van Wauwe, Orchestre<br />

National de Lille, Alexandre Bloch (Pentatone)<br />

Track 8 auf der <strong>CRESCENDO</strong> Abo-CD:<br />

Canzonetta von Gabriel Pierné<br />

FOTO: MARCO BORGGREVE<br />

Brigitte Fassbaender<br />

Kein Blatt vor<br />

den Mund<br />

Zur Masse der Sänger-Memoiren verhält sich<br />

die Autobiografie von Brigitte Fassbaender<br />

wie der Grand Cru zum Landwein, sie spielt in<br />

einer ganz anderen Liga. Dass wir es mit einer<br />

der intelligentesten und reflektiertesten Sängerinnen<br />

der jüngeren Operngeschichte zu<br />

tun haben, übersetzt sich auf jeder Seite. Sie<br />

hat eine Menge zu sagen und nimmt kein Blatt<br />

vor den Mund, ohne sich als Letztinstanz zu<br />

gerieren. Anschaulich, lebendig, präzise und<br />

mit bemerkenswerter Offenheit, die auch die<br />

Krisen und Zweifel nicht ausspart, erzählt sie<br />

und lässt den Leser ihre große Karriere miterleben:<br />

von Kindheit und Jugend als Tochter<br />

des berühmten Sänger-Vaters über die<br />

Anfänge bis hin zu den Triumphen auf den<br />

bedeutendsten Bühnen der Welt. Die zweite<br />

Hälfte ist der zweiten Karriere als Regisseurin<br />

und Intendantin gewidmet, in einem Probentagebuch<br />

ihrer Inszenierung von Brittens<br />

Sommernachtstraum in Amsterdam gewährt sie<br />

einen faszinierenden<br />

Blick in die Werkstatt.<br />

Ein rundum großartiges<br />

Buch. FS<br />

Brigitte Fassbaender:<br />

„,Komm’ aus dem Staunen<br />

nicht heraus‘. Memoiren“<br />

(C. H. Beck)<br />

BUCH<br />

Leopold Mozart<br />

Künstlerbiografie<br />

und Lokalgeschichte<br />

<strong>19</strong>98 erschien die bislang einzige Biografie über<br />

Leopold Mozart von Erich Valentin. Ihr gegenüber<br />

hat das Buch von Silke Leopold die bessere<br />

Lesbarkeit und Übersichtlichkeit voraus. Denn<br />

die Autorin (Monteverdi, Händels Opern) gliedert<br />

prägnant (Der Sohn des Buchbinders, Der Musiker,<br />

Der Komponist, Der Schriftsteller, Der Ratgeber, Der<br />

Großvater), bündelt Biografisches und würdigt<br />

den Künstler in eigenen Kapiteln. Man erfährt<br />

unter anderem, was eine Litanei für 40-stündige<br />

Osterfeierlichkeiten ausmacht, welche Besonderheiten<br />

Leopold Mozarts Missa solemnis prägen,<br />

wie er in anderen Gattungen komponierte<br />

und was seine „Violinschule“ berühmt werden<br />

ließ. Ein Viertel des Buchs widmet Silke Leopold<br />

unter Der Wegbereiter allzu ausgiebig den Reisen<br />

des Vaters mit seinem kleinen Wolfgang und<br />

dem „Nannerl“. Viele Kapitel aber binden Leopold<br />

Mozarts Denken, Wirken und Leben eng in<br />

die Lokalgeschichte und die Beschreibung des<br />

kulturellen Lebens in Augsburg und Salzburg ein,<br />

was diese Monografie zu<br />

einer Einführung in<br />

mehrfacher Hinsicht<br />

macht. KLK<br />

Silke Leopold: „,Ein Mann von<br />

vielen Wirtz und Klugheit‘.<br />

Leopold Mozart. Eine<br />

Biographie“ (Bärenreiter)<br />

BUCH<br />

Martin Klessinger<br />

Liebe zur Musik<br />

Für einen Autodidakten hat uns der emeritierte<br />

Chemieprofessor Martin Klessinger<br />

(geboren <strong>19</strong>34) in seinem geschichtlichen<br />

Überblick Die Musik der Oper (einer<br />

Kompaktversion seines Hauptwerks<br />

O wie ängstlich, o wie feurig ... von 2009 im<br />

selben Verlag) eine Menge Interessantes<br />

mitzuteilen. Gängige Beurteilungen wechseln<br />

mit persönlichen Beobachtungen.<br />

Die schmale Auswahl der Werke ist<br />

bewusst subjektiv (keine Zauberflöte, kein<br />

Ring, kein Falstaff, keine Tosca, keine<br />

Salome), aber ich wundere mich doch<br />

über die Germanozentrik und das völlige<br />

Fehlen von Mussorgski und Janáček. Stattdessen<br />

final die Stahlbetonästhetik Aribert<br />

Reimanns, wo sich die Grenzen der<br />

analytischen Betrachtung offenbaren. Eine<br />

wertvolle Ergänzung zu gängigen Konzertführern<br />

mit ihrer Handlungsfixierung<br />

ist das Buch allemal mit seinem Fokus auf<br />

die Musik, zu welcher der Autor ein spürbares<br />

Liebesverhältnis hat. Zu bedauern<br />

ist das liederliche<br />

Lektorat. CS<br />

Martin Klessinger:<br />

„Die Musik der Oper<br />

und ihre Entwicklung<br />

von den Anfängen bis<br />

zur Gegenwart“<br />

(agenda)<br />

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