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SB_18.158NLP

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2017<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Mechanisch technologische<br />

Eigenschaften unterwassergeschweißter<br />

hochund<br />

höherfester Stähle


Mechanisch technologische<br />

Eigenschaften<br />

unterwassergeschweißter<br />

hoch- und höherfester Stähle<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 18.158 N<br />

DVS-Nr.: V4.010<br />

RWTH Aachen University Institut für<br />

Schweißtechnik und Fügetechnik<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 18.158 N / DVS-Nr.: V4.010 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2017 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 337<br />

Bestell-Nr.: 170446<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-336-7<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Seite 2 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.158 N<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche Problemstellung ....................................... 4<br />

2. Ausgangssituation und Stand der Forschung ...................................................................... 5<br />

3. Forschungsziel .................................................................................................................... 7<br />

4. Lösungsweg und Projektablauf............................................................................................ 7<br />

5. Ergebnisse ........................................................................................................................ 10<br />

5.1 Grundwerkstoff und Zusatzwerkstoff .......................................................................... 10<br />

5.2 Vorbereitung der Prüfstücke ....................................................................................... 11<br />

5.3 Tauchversuche ........................................................................................................... 12<br />

5.4 Röntgenprüfung und mechanische Probenausarbeitung ............................................ 13<br />

5.5 Bestimmung mechanisch-technologischer Kennwerte ................................................ 15<br />

5.5.1 Zugversuch (Querzugproben und Referenz-Flachzugproben) ............................. 15<br />

5.5.2 Kerbschlagbiegeversuche ................................................................................... 18<br />

5.5.3 Auffällige Rissausbildungen an unter Praxisbedingungen geschweißten Proben 26<br />

5.5.4 Gefügeausbildung und Härteverlauf an Doppelnahtproben ................................. 28<br />

5.5.5 Härteverlauf der WEZ von Mehrlagenschweißungen .......................................... 32<br />

5.5.6 Einfluss der Schweißstromstärke auf den Härteverlauf ....................................... 34<br />

5.5.7 Einfluss der Schweißstromstärke auf Nahtgeometrie und WEZ ........................... 36<br />

5.6 Laborversuche ........................................................................................................... 37<br />

5.6.1 Einflussfaktoren auf die wasserstoffinduzierte Rissbildung .................................. 41<br />

5.6.2 Untersuchung des Zeitpunktes des Auftretens wasserstoffinduzierter Rissbildung<br />

42<br />

5.6.3 Einfluss der Schweißstromstärke auf die Wasserstoffeinbringung ....................... 44<br />

5.6.4 Induktive Wärmebehandlung ............................................................................... 49<br />

5.6.5 Vorversuche zum induktiven Bauteilvorwärmen unter Wasser ............................ 50<br />

5.6.6 Vorwärmen einer nass unterwassergeschweißten Naht ...................................... 51<br />

5.6.7 Temperaturmessung in einer induktiv nachgewärmten Auftragnaht .................... 52<br />

5.6.8 Strategien zur induktiven Wärmenachbehandlung .............................................. 53<br />

5.6.9 Einfluss der Wärmenachbehandlung auf die Gefügeausbildung .......................... 56<br />

5.6.10 Einfluss der Wärmenachbehandlung auf die Härteverläufe im Schweißgut und der<br />

Wärmeeinflusszone ........................................................................................................... 58<br />

5.6.11 Einfluss der Wärmenachbehandlung auf die Wasserstoffeffusion ....................... 60<br />

6. Zusammenfassung ............................................................................................................ 63<br />

7. Gegenüberstellung der durchgeführten Arbeiten und des Ergebnisses mit den Zielen ...... 65<br />

8. Verwendung der Zuwendung ............................................................................................ 67


Seite 3 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.158 N<br />

8.1 Wissenschaftlich-technisches Personal (Einzelansatz A.1 des Finanzierungsplans) .. 68<br />

8.2 Geräte (Einzelansatz B des Finanzierungsplans) ....................................................... 68<br />

8.3 Leistungen Dritter (Einzelansatz C des Finanzierungsplans) ...................................... 68<br />

9. Notwendigkeit und Angemessenheit der geleisteten Arbeit ............................................... 68<br />

10. Darstellung des wissenschaftlich-technischen und wirtschaftlichen Nutzens der erzielten<br />

Ergebnisse insbesondere für KMU sowie ihres innovativen Beitrages und ihrer industriellen<br />

Anwendungs-möglichkeiten ...................................................................................................... 69<br />

11. Ergebnistransfer in die Wirtschaft .................................................................................. 70<br />

11.1 Ergebnistransferplan .................................................................................................. 70<br />

11.2 Einschätzung der Realisierbarkeit .............................................................................. 71<br />

12. Danksagung .................................................................................................................. 72<br />

13. Durchführende Forschungsstelle ................................................................................... 72<br />

14. Literaturverzeichnis ........................................................................................................ 73


Seite 4 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.158 N<br />

1. Wissenschaftlich-technische und wirtschaftliche<br />

Problemstellung<br />

Um den deutschen Verpflichtungen zum Klimaschutz nachzukommen und den Anteil an den EU-<br />

Ausbauzielen für erneuerbare Energien realistisch zu erfüllen, hat die Bundesregierung<br />

entsprechende Ziele im Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) festgelegt. Diese Ziele haben eine<br />

zentrale Bedeutung im Hinblick auf den Klima- und Umweltschutz und den Aufbau einer<br />

nachhaltigen Energieversorgung. Ziel dieses EEG (Stand 17. Juli 2017) ist es, den Anteil des aus<br />

erneuerbaren Energien erzeugten Stroms am Bruttostromverbrauch zu steigern auf 40 bis 45<br />

Prozent bis zum Jahr 2025, auf 55 bis 60 Prozent bis zum Jahr 2035 und auf mindestens 80<br />

Prozent bis zum Jahr 2050. Die gesteckten Ziele sollen nach § 4 u. a. durch einen Ausbau der<br />

Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) erreicht werden. Geplant ist eine Steigerung der<br />

installierten Leistung von Windenergieanlagen auf See auf 6.500 Megawatt im Jahr 2020 und<br />

15.000 Megawatt im Jahr 2030. [1]<br />

Über den aktuellen Status des Ausbaus der Offshore-Windkraftanlagen berichtet die WindGuard<br />

GmbH in ihren halbjährlich erscheinenden Factsheets. Die zuletzt erschienene Auflage vom<br />

30.06.2017 für das 1. Halbjahr 2017 berichtet über 1.055 Anlagen mit Netzeinspeisung in<br />

Deutschland mit einer Gesamtleistung von 4.748,9 MW, 54 fertig installierten OWEA (295,8 MW)<br />

von denen noch keine Netzeinspeisung erfolgt und 126 errichteten Fundamenten, die für die<br />

Installation von OWEA vorbereitet wurden. Die Gründungsstrukturen der in der deutschen Nordund<br />

Ostsee gebauten OWEAs werden im Meeresboden verankert. Die bis Juni 2017 installierten<br />

OWEA stehen im Durchschnitt in ca. 29 m tiefem Wasser mit einer mittleren Küstenentfernung<br />

von 65 km, in weiteren Ausbaustufen wird sich die Küstenentfernung auf bis zu 120 km und die<br />

Wassertiefe auf bis zu 40 m erhöhen. Die Gründungsstrukturen können dabei in<br />

unterschiedlichen Bauformen ausgeführt werden. Von den insgesamt 1.235 installierten<br />

Fundamenten wurden 70% in Monopile-Bauform, 13% als Jackets, 10% als Tripods und 6% als<br />

Tripiles ausgeführt. In den letzten Jahren (seit 2015) wurden jedoch ausschließlich nur noch<br />

Monopiles und Jackets errichtet. [2]<br />

Neben den dynamischen Belastungen durch die Drehung des Windrades und der Einwirkung des<br />

Windes auf den Turm sind diese Gründungsstrukturen zusätzlich durch den Wellengang und die<br />

Tide belastet. Für die Herstellung werden entsprechend umfangreiche Schweißungen<br />

durchgeführt, z.B. werden bis zu 1.230 m Schweißnaht für die Errichtung eines Tripods benötigt.<br />

Als Werkstoffe werden S355 und auch S460 eingesetzt. Die Fertigung solcher Anlagen geschieht<br />

in der Regel an Land. Im Falle der Reparatur ist jedoch zu erwarten, dass an diesen Strukturen<br />

am Aufstellort auch unter Wasser geschweißt werden muss. Für die Stahlgruppe der hoch- und<br />

höherfester Stähle mit aktuellen Legierungskonzepten lagen bisher jedoch keine belastbaren<br />

wissenschaftlichen Untersuchungen zu den mechanisch-technolgischen Eigenschaften nass<br />

unterwassergeschweißter Verbindungen vor. Bisher ist für den Reparaturfall das erheblich<br />

aufwendigere und deutlich teurere hyperbare trockene Unterwasserschweißen vorgesehen.<br />

Ähnliche Problemstellungen zeigen sich auch bei Stahlwasserbauten und vor allem<br />

Spundwandkonstruktionen, die ebenfalls aus hochfesten Werkstoffen gefertigt werden.<br />

Mit dem Ausbau der Offshore-Windenergieanlagen wächst auf Grund der an Land vorgefertigten<br />

Komponenten auch der Ausbaubedarf deutscher Seehäfen. Aber nicht nur der Offshore-Bereich,<br />

sondern auch die Binnenwasserstraßen erfordern eine stetige Instandhaltung und Verbesserung<br />

durch Ausbaumaßnahmen, um den sich verändernden Anforderungen gerecht zu werden [3]. Die


Seite 5 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.158 N<br />

Gesamtlänge der deutschen Bundeswasserstraßen beträgt 7.476 km [4]. Diese Wasserstraßen<br />

enthalten eine Vielzahl an benötigten Wasserbauwerken und -anlagen (z.B. Schleusen,<br />

Wehranlagen, etc.) [5]. Diese befinden sich auf Grund ihres Alters zum Teil nicht mehr in<br />

ausreichendem Zustand, so dass in den nächsten Jahren ein enormer Sanierungsbedarf besteht.<br />

So sind z.B. über ein Drittel aller Schleusenanlagen betroffen [6]. Bei der Erhaltung und beim<br />

Ausbau von Wasserstraßen kommt den Spundwänden als Bauelement eine wichtige Funktion<br />

zu. Sie werden verwendet für Kaimauern, Schleusenwände, Ufereinfassungen, Kanäle, Molen<br />

und Hafenbecken oder auch für den Hochwasserschutz [7].<br />

Spundwände wurden in der Vergangenheit größtenteils aus Baustahl der Güten S235GP,<br />

S275GP, S355GP gefertigt. Für höhere Beanspruchungen bei gleichzeitiger Beibehaltung des<br />

Handlinggewichtes oder Verringerung des Selben stehen heute auch Spundwände aus<br />

hochfesten Feinkornbaustählen (S430GP, S460GP) zur Verfügung. Hieran müssen sowohl bei<br />

nachträglichen Montagearbeiten, als auch im Schadensfall (z.B. bei Schlosssprüngen oder<br />

Rammschäden durch Schiffe) im Unterwasserbereich Schweißarbeiten durchgeführt werden.<br />

Folglich besteht ein großer Bedarf an einem robusten und kostengünstigen, nassen<br />

Unterwasserschweißverfahren, das auch für den Einsatz an hochfesten Feinkornbaustählen<br />

geeignet ist.<br />

2. Ausgangssituation und Stand der Forschung<br />

Das Schweißen unter Wasser wird unterschieden in das Schweißen in trockener hyperbarer<br />

Umgebung und nassem Unterwasserschweißen. Beim hyperbaren Schweißen finden die<br />

Arbeiten in einer geeigneten Kammer statt, welche die Schweißstelle umgibt, und mit deren Hilfe<br />

an der Arbeitsstelle trockene Verhältnisse hergestellt werden können. Die Kammer und damit<br />

auch die Schweißstelle stehen unter dem durch die jeweilige Wassertiefe hervorgerufenen<br />

Umgebungsdruck. Die Druckverhältnisse und die in dieser Umgebung immer vorhandene<br />

Feuchtigkeit erschweren hier im Vergleich zu Schweißungen unter Normalbedingungen die<br />

Arbeiten. Mit Hilfe des trockenen hyperbaren Schweißens lassen sich qualitativ hochwertige<br />

Verbindungen erzeugen, die mit denen unter Normalbedingungen vergleichbar sind. Dem Einsatz<br />

des Verfahrens sind jedoch durch den hohen Kosten- und Zeitaufwand Grenzen gesetzt, welche<br />

durch den Aufbau und Betrieb der Kammer hervorgerufen werden. Diese Vorgehensweise stellt<br />

aber in größeren Wassertiefen die einzige Möglichkeit dar, qualitativ hochwertige Verbindungen<br />

zu erzeugen. Aufgrund der steigenden Zahl der reparaturbedürftigen Offshore- Konstruktionen<br />

bzw. Stahlwasserbauten und den einhergehenden Zwang die Kosten herabzusetzen, gewinnt<br />

das nasse Unterwasserschweißen infolge seiner Flexibilität und raschen Verfügbarkeit bei<br />

verhältnismäßig geringen Investitionskosten zunehmend an Bedeutung. Das nasse hyperbare<br />

Schweißen wird direkt an der vom Wasser umspülten Arbeitsstelle durchgeführt. [8]<br />

Dem hierbei gewonnenen Kostenvorteil durch Wegfall der Kammer stehen jedoch auch Nachteile<br />

gegenüber, welche insbesondere aus den gegebenen Randbedingungen der nassen Umgebung<br />

resultieren. Dies sind insbesondere die durch Wasser und Druck veränderten Verhältnisse bei<br />

der Lichtbogenausbildung, der Wasserstoffaufnahme und den Abkühlbedingungen, welchen<br />

durch eine angepasste Konstruktion und Prozessführung Rechnung getragen werden muss. Aber<br />

auch die Behinderungen des Schweißers durch die notwendige Tauchausrüstung und die häufig<br />

schlechte Sicht und Strömungsverhältnisse an der Arbeitsstelle sind einschränkende<br />

Randbedingungen, die das Schweißergebnis mittelbar beeinflussen können. [9]


Seite 6 des Schlussberichts zu IGF-Vorhaben 18.158 N<br />

Als Schweißverfahren wird üblicherweise das manuelle Schweißen mit speziell dafür<br />

entwickelten, umhüllten Stabelektroden eingesetzt [10]. Das Schweißen in nasser Umgebung<br />

erfolgt unter direktem Einfluss des Wassers auf den Lichtbogen, wobei das Wasser in Wasserstoff<br />

und Sauerstoff dissoziiert wird. Im Vergleich zum atmosphärischen Schweißen, bei dem der<br />

Wasserstoffanteil in der Umgebung bei ca. 2% liegt, liegt er beim hyperbaren Nassschweißen bei<br />

62-82% [11]. Dabei dringt der Wasserstoff in das Schweißgut und die WEZ (besonders stark in<br />

der PD-Position) ein und der dabei freiwerdende Sauerstoff sorgt für einen Abbrand an<br />

Legierungselementen. Dieses wirkt sich negativ auf die Schweißgutqualität aus. Da diese durch<br />

das Wasser hervorgerufene Beeinflussung unvermeidbar und für diesen Schweißprozess typisch<br />

ist, können nur gezielte Maßnahmen in der Werkstoffzusammensetzung und der Prozessführung<br />

eine Verbesserung der Schweißgutqualität bewirken. [12]<br />

Der aktuelle Stand der Technik und die Voraussetzungen für die fachgerechte Ausführung von<br />

nassen Unterwasserschweißarbeiten sind in [13] und [14] zusammengestellt. Eine<br />

Grundvoraussetzung für eine fachgerechte Unterwassernassschweißung ist die Auswahl und der<br />

Einsatz einer qualifizierten Taucherfirma mit entsprechend geschulten, gewerblichen Tauchern.<br />

Dazu kommt die Verwendung der entsprechend qualifizierten Werkstoffe und Zusatzwerkstoffe.<br />

Als Zusatzwerkstoffe für das nasse Unterwasserschweißen mit der Stabelektrode sollen<br />

Elektroden mit 3,2 mm Durchmesser zum Einsatz kommen (bessere Nahtqualität durch<br />

schmalere Raupen und weniger Wasserstoffeintrag als bei dickeren Elektroden), deren<br />

Umhüllung durch spezielle Lacke vor der Aufnahme von Feuchtigkeit geschützt wird. Begründet<br />

wird dieses auch mit der mit dieser Elektrode für typische a-Maße erforderlichen<br />

Mehrlagentechnik, bei der das nachfolgende Überschweißen eine Art Wärmenachbehandlung<br />

des Schweißgutes darstellt. So können ein hoher Wasserstoffanteil, eine hohe Härte und<br />

schlechte Schweißgutwerte (Duktilität, Kerbschlagzähigkeit oder Sprödbrüchigkeit) verringert,<br />

bzw. verbessert werden. Gegenüber der Strichraupentechnik stehen bei dieser sogenannten<br />

Temper Bead Technik der verbesserten Nahtqualität jedoch bis zu 5fach höhere Kosten<br />

entgegen. Die Elektroden sollen so zusammengesetzt sein, dass sie dem verstärkten<br />

Legierungsabbrand infolge der steigenden Wassertiefe, dem hohen Wasserstoff- und<br />

Sauerstoffangebot um den Lichtbogen und das Schweißgut sowie den rapiden<br />

Abkühlbedingungen durch das umgebende Wasser Rechnung tragen [15].<br />

Die zulässige Werkstoffauswahl wird in der Regel über die chemische Zusammensetzung<br />

angegeben. So beschränkt [16] die Anwendung der „Nautica 20“, welche heute eine<br />

gebräuchliche Stabelektrode für Arbeiten bis 20m Wassertiefe ist, auf „normale Baustähle“ mit<br />

einem Kohlenstoffäquivalent CE ≤ 0,4% und einem Kohlenstoffgehalt C ≤ 0,15%. Höherfeste<br />

Baustähle sollen nicht mit dieser Elektrode verschweißt werden. Als Grund für die<br />

Einschränkungen wird wasserstoffinduzierte Rissbildung angegeben.<br />

[13] und [17] beschreiben die über die Mehrlagentechnik hinausgehende Methode der Temper-<br />

Bead-Technik, welche die Gefahr der Entstehung wasserstoffinduzierter Risse bei Stählen mit<br />

einem mit einem Kohlenstoffäquivalent von CEV > 0,4% verringert. Dabei wird die gerade mit<br />

normaler Schweißgeschwindigkeit gelegte Schweißraupe, für die die erste Hälfte der<br />

Stabelektrode verbraucht wird, nach Entfernung der Schlacke unmittelbar innerhalb von 60<br />

Sekunden danach mit der zweiten Hälfte dünn überschweißt. Es ist darauf zu achten, dass die<br />

zweite Raupe nicht mit dem Grundwerkstoff in Berührung kommt, um erneuten<br />

Wasserstoffeintrag in die neue WEZ zu vermeiden.

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