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Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 05/2020

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Das Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau <strong>05</strong>/<strong>2020</strong><br />

Schwerpunkt:<br />

In Tritt kommen<br />

Unsere regionalen Branchen in Zeiten<br />

von Corona (S. 18)<br />

„Digitale Bildung aktiv gestalten“<br />

Im Gespräch mit IHK-Vizepräsidentin<br />

Kerstin Kühne (S. 34)<br />

<strong>Wirtschaft</strong> als Triebkraft<br />

der Gesellschaft<br />

175 Jahre IHK Halle-Dessau (S. 36)<br />

Schuhhändlerin Anke Weiland aus Naumburg (Saale)<br />

darf ihre Kunden endlich wieder vor Ort bedienen (S. 21).<br />

www.halle.ihk.de


EDITORIAL<br />

Ein Editorial ohne das „C-Wort“ –<br />

und trotzdem zum Thema<br />

Die gegenwärtige Krise betrifft mittlerweile nahezu alle Branchen unserer<br />

Region: manche wegen der verhängten faktischen Berufsverbote<br />

heftig, andere eher mittelbar – beispielsweise beim Personaleinsatz –<br />

und wieder andere mit Verzögerungen: etwa, wenn Absatzmärkte auszufallen<br />

drohen oder Lieferketten unterbrochen werden.<br />

Inzwischen kann vermutlich jeder von Ihnen seine ganz persönliche Geschichte<br />

erzählen, und auch der Blick nach vorn dürfte je nach Branche<br />

und Unternehmen unterschiedlich ausfallen.<br />

Weil die IHK die Interessen der gesamten regionalen <strong>Wirtschaft</strong> wahrzunehmen<br />

hat, muss sie die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen. Wie wir diesen<br />

Auftrag in den derzeit bewegten Zeiten auch unter Kontaktbeschränkungen angehen, davon<br />

berichten wir Ihnen in der vorliegenden <strong>Ausgabe</strong>.<br />

• Wer wegen der Eindämmungsvorschriften keine Einnahmen mehr hat, braucht schnelle und<br />

wirksame Unterstützung. Warum diese teilweise verzögert gekommen ist? Wir haben mehrfach<br />

bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt nachgehakt.<br />

• Außerdem braucht es eine verlässliche Perspektive, wann es wie für wen geschäftlich weitergehen<br />

kann. Die IHK hat diesen Entscheidungsprozess konstruktiv begleitet und Position<br />

bezogen – mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Entscheidungsträger, aber auch<br />

für die betroffenen Betriebe selbst.<br />

• Außerdem haben wir Experten gefragt, was verschiedene Branchen jetzt brauchen: Wie<br />

schützen wir unsere Chemieparks? Welchen Anschub benötigt die Dienstleistungswirtschaft?<br />

Wie lässt sich der Innenstadthandel nachhaltig beleben?<br />

Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau, und Prof. Dr. Thomas<br />

Brockmeier, Hauptgeschäftsführer<br />

Ohne Zweifel hat die sachsen-anhaltische <strong>Wirtschaft</strong> in nächster Zeit darum zu ringen, strukturelle<br />

Schäden zu vermeiden bzw. zumindest so gering wie irgend möglich zu halten. Dafür<br />

und daran werden wir alle weiterarbeiten müssen. Das wird schwer genug.<br />

Aber ein Gutes hat die Krise: In Extremsituationen erweist sich, wie belastbar Partnerschaften<br />

sind. Wenn es hart auf hart kommt, merken Sie, auf wen Sie sich wirklich verlassen können.<br />

Das „C-Wort“ haben wir hier vermieden, aber einen Satz sprechen wir klar aus – und wehren<br />

uns nicht dagegen, wenn Sie ihn als Versprechen werten: Auf die IHK können Sie zählen!<br />

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre<br />

Prof. Dr. Steffen Keitel<br />

Prof. Dr. Thomas Brockmeier<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 1


16<br />

Coronakrise: Regionale<br />

Konjunktur stürzt ab<br />

6<br />

Mut machende Beispiele<br />

aus der Region<br />

INHALT<br />

MAI <strong>2020</strong><br />

1 EDITORIAL<br />

4 BLICK INS LAND<br />

49 BÖRSEN<br />

50 WIR FÜR SIE<br />

52 IMPRESSUM<br />

IHK-Service schnell gefunden:<br />

IHK-Kontakt<br />

IHK-Download<br />

WIRTSCHAFT<br />

& REGION<br />

6 Was – Wann – Wo<br />

Gigafactory für Batteriespeicher<br />

und weitere Nachrichten<br />

11 Fachkräfte<br />

Neue Wege bei der assistierten Ausbildung<br />

Digitale Tools für die Berufsausbildung<br />

IHK-Prüfungen finden wieder statt<br />

Gemeinsam gegen den Lehrermangel<br />

16 Zahlen – Daten – Fakten<br />

Coronaschock lässt regionale Konjunktur<br />

abstürzen<br />

SCHWERPUNKT:<br />

IN TRITT KOMMEN<br />

18<br />

Perspektiven für die regionale <strong>Wirtschaft</strong><br />

Ideen für die Naumburger Innenstadt<br />

Unterstützungsmöglichkeiten<br />

für Kleinunternehmen<br />

Wie Chemieparks die Krise meistern<br />

Hilfen für Firmen in Not:<br />

Wie schnell ist „sofort“?<br />

Tipps für die Arbeit im Homeoffice<br />

Plattformen für Unternehmen<br />

Kurzarbeitergeld für Azubis<br />

Mehr Infos online<br />

Querverweis im Inhalt<br />

2<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


18<br />

Positioniert: Wie unsere <strong>Wirtschaft</strong><br />

durch die Krise kommt<br />

20<br />

Ideen für<br />

Naumburgs<br />

Innenstadt<br />

36<br />

175 Jahre IHK Halle-Dessau:<br />

Wer prägte die Kammer?<br />

44<br />

Aktuelles zum Brexit<br />

WIRTSCHAFT<br />

& ENGAGEMENT<br />

32 Interessenvertretung<br />

IHK-Gremienarbeit in der Krisenzeit<br />

34 Ausschüsse und<br />

Arbeitskreise<br />

„Digitale Bildung aktiv gestalten“:<br />

im Gespräch mit IHK-Vizepräsidentin<br />

Kerstin Kühne<br />

36 175 Jahre IHK Halle-Dessau<br />

„<strong>Wirtschaft</strong> als Triebkraft der Gesellschaft“:<br />

Welche Persönlichkeiten die Geschichte<br />

der IHK prägten<br />

WIRTSCHAFT<br />

& PRAXISWISSEN<br />

38 Finanzierung und Förderung<br />

Homeoffice fördern mit „go-digital“<br />

Unterstützung für Engagement<br />

in Schwellenländern<br />

40 Recht<br />

Elektroladesäulen für Unternehmensgebäude<br />

Rechtsprechungssplitter<br />

Neue Regelungen im Batteriegesetz<br />

42 Energie und Umwelt<br />

Ausgezeichneter Umweltschutz<br />

Fristen im Energiebereich<br />

44 International<br />

Aktuelles zum Brexit<br />

Studierende unterstützen beim Export<br />

Auslandsmessen 2021<br />

Die <strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong> im Web:<br />

https://miwi.halle.ihk.de/<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 3


BLICK INS LAND<br />

4 MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


Wo sind die Menschen auf diesem Bild?<br />

„Mad Max“ heißt dieser Braunkohlebagger in der Stadt aus Eisen Ferropolis bei Gräfenhainichen.<br />

Baujahr 1962, knapp 28 Meter hoch, gut 79 Meter lang und 1.250 Tonnen schwer. Eine beliebte Kulisse<br />

für Konzerte. Hier rockten schon Die Toten Hosen. Jetzt ist hier anders „tote Hose“: Konzerte sind<br />

wegen Covid-19 verboten. Aber Anfang Mai hat zumindest das Bergbaumuseum Ferropolis für<br />

Familien und kleine Freundeskreise wieder geöffnet – die ersten Einnahmen nach zwei Monaten Flaute.<br />

Und langsam kommt wieder Leben in die Stadt aus Eisen.


WIRTSCHAFT & REGION<br />

WAS – WANN – WO<br />

Nachbarschaftshilfe<br />

Während die einen Unternehmen Kurzarbeit<br />

anmelden müssen, stauen sich bei anderen<br />

die Aufträge. Wie beide Seiten zusammenfinden,<br />

zeigt ein Beispiel aus dem Landkreis<br />

Anhalt-Bitterfeld: Die Mitarbeiter der Bäder-<br />

und Servicegesellschaft Bitterfeld helfen<br />

während ihrer Kurzarbeit bei der Greppiner<br />

Firma Kesla Chemie mit, Desinfektionsmittel<br />

abzufüllen und auszuliefern. Die Nachfrage<br />

war hier aufgrund der Coronakrise in die<br />

Höhe geschnellt und es wurde dringend Unterstützung<br />

gesucht. Der Hilferuf an Bitterfeld-Wolfens<br />

Oberbürgermeister Armin<br />

Schenk habe sehr gut gewirkt, berichtet<br />

Kesla-Vorstandsmitglied Birgit Schreiner. Neben<br />

den Mitarbeitern der städtischen Bädergesellschaft<br />

haben auch Kollegen der Securitas-Werkfeuerwehr<br />

und der Firma Miltitz mit<br />

angepackt.<br />

Astrid Schubert von der Bädergesellschaft hilft<br />

an der Abfüllstrecke für Desinfektionsmittel bei<br />

der Firma Kesla.<br />

Gleich zwei Preise<br />

Positive Nachrichten in einer schwierigen<br />

und turbulenten Zeit: Die Unternehmensgruppe<br />

PS Union mit Betrieben in Halle<br />

(Saale), Naumburg und Nordhausen<br />

kann sich gleich über zwei Auszeichnungen<br />

freuen. So zählt das Unternehmen zu<br />

den begehrtesten Anbietern von Produkten<br />

und Dienstleistungen in Deutschland.<br />

Dies ermittelte das F.A.Z.-Institut für Management-,<br />

Markt- und Medieninformationen<br />

GmbH in Kooperation mit dem<br />

IMWF Institut für Management- und<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sforschung. Insgesamt wurden<br />

www.woliday.de<br />

www.kesla.de<br />

etwa 20.000 Unternehmen ausgezeichnet,<br />

darunter 18 Autohandelsgruppen.<br />

Darüber hinaus erhielt die PS Union den<br />

Ford Chairman's Award – als Gewinner in<br />

der Kategorie Verkauf 2019. Der Preis ist<br />

die wichtigste Auszeichnung, die Ford in<br />

Europa für Kundenzufriedenheit und Verkaufsleistung<br />

vergibt. Dabei wird die Leistung<br />

sowohl beim Neuwagenverkauf als<br />

auch im Service bewertet.<br />

www.ps-union.de<br />

6<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


Gigafactory für Batteriespeicher<br />

WIRTSCHAFT & REGION<br />

Am 1. April <strong>2020</strong> ging die halbautomatisierte<br />

Fertigung in<br />

Europas erster Gigafactory für<br />

gewerbliche Batteriespeicher in<br />

Betrieb: Das Unternehmen Tesvolt<br />

kann an seinem Standort<br />

Wittenberg nun dank Innovationen<br />

im Produktionsprozess<br />

seine Lithium-Ionen-Speicher<br />

für Gewerbe und Industrie sehr<br />

flexibel und effizient in Serie fertigen.<br />

Auf 12.000 Quadratmetern Fläche<br />

produziert Tesvolt Stromspeichersysteme<br />

in verschiedenen<br />

Größenklassen. Die Speicherkapazität<br />

reicht von 9,6 Kilowattstunden<br />

bis in den Megawattbereich.<br />

Mit der neuen Fertigungslinie<br />

werden pro Tag<br />

Stromspeicher mit einer Gesamtkapazität<br />

von bis zu einer Megawattstunde<br />

(MWh) produziert, im Jahr liegt<br />

die Produktionskapazität bei 255 MWh. Das<br />

Werk ist so ausgelegt, dass sie bis auf ein<br />

Gigawatt erweitert werden kann.<br />

Eine der wichtigsten Innovationen in der<br />

neuen Fertigung ist die teilautomatisierte<br />

Vollzyklisierung: Jedes Batteriemodul wird<br />

vollständig be- und entladen und auf Unregelmäßigkeiten<br />

bezüglich Temperatur, Spannung<br />

und Innenwiderständen geprüft. Für<br />

höchste Qualität sorgt im Anschluss die vollautomatisierte<br />

„End-of-Line-Prüfung“, hier<br />

wird jede Batteriezelle geprüft und weniger<br />

leistungsstarke Batteriemodule werden automatisch<br />

ausgeschleust.<br />

Die Produktion läuft bei Tesvolt unter strengen<br />

Sicherheitsvorkehrungen. Weitere Maßnahmen<br />

sollen Mitarbeiter und Kunden vor<br />

Covid-19 schützen. So arbeiten etwa die Kollegen<br />

in der Produktion isoliert voneinander.<br />

www.tesvolt.com<br />

Ausgezeichnete Solartechnik<br />

Als beliebtester Anbieter für Solartechnik<br />

in Deutschland wurde die Hanwha<br />

Q CELLS GmbH ausgezeichnet, dessen<br />

Hauptsitz für Forschung, Entwicklung und<br />

Technologie sich in Thalheim (Bitterfeld-<br />

Wolfen) befindet. Es erhielt den „n-tv Life<br />

& Living Award <strong>2020</strong>“. Das von n-tv und<br />

dem Deutschen Institut für Service-Qualität<br />

verliehene Siegel gehört zu den renommiertesten<br />

Auszeichnungen für Verbraucherqualität<br />

in Deutschland. Die<br />

Vergabe basiert auf den Wertungen und<br />

dem Feedback von mehr als 40.000 befragten<br />

Kunden. Insgesamt werden mehr<br />

„End-of-Line-Prüfung“: Batteriemodule werden<br />

bei Tesvolt vollständig be- und entladen<br />

auf Unregelmäßigkeiten geprüft.<br />

als 600 Unternehmen aus verschiedenen<br />

Branchen bewertet.<br />

Die Verleihung spiegele, so Hanwha Q<br />

CELLS, die Strategie des Unternehmens<br />

wider, Marktanteile im deutschen Markt<br />

für private Aufdach-Solaranlagen zu gewinnen<br />

und hochwertige Solarmodule,<br />

Batteriespeichersysteme und attraktive<br />

Stromverträge auf Basis sauberer Solarenergie<br />

zu liefern.<br />

www.q-cells.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 7


WIRTSCHAFT & REGION<br />

In den Standort investiert<br />

Die Auswirkungen der Coronakrise bekommt<br />

auch die Saalemühle Alsleben zu spüren.<br />

Doch der geschäftsführende Gesellschafter<br />

Michael Gutting blickt optimistisch in die Zukunft<br />

und will die sich bietenden Chancen<br />

nutzen. Das Unternehmen investiert derzeit<br />

etwa zehn Millionen Euro in die Kapazitätserweiterung<br />

und plant, zusätzliche Jobs zu<br />

schaffen. Eine zweite Verarbeitungsanlage<br />

für thermisch-modifizierte Produkte, etwa<br />

Soßenbinder, hat ihren Betrieb bereits aufgenommen.<br />

„Bis zum dritten Quartal dieses Jahres<br />

sollen auch die Arbeiten zur Erweiterung<br />

der Vermahlungskapazitäten abgeschlossen<br />

sein“, kündigt Gutting an.<br />

Das Werk in Alsleben gehört zur Bindewaldund<br />

Gutting-Gruppe und ist das größte ihrer<br />

sieben Werke.<br />

www.sd-muehle.de<br />

Juniorchef und Jung-Müller Jonathan Gutting<br />

steht vor abgepackten Mehlsäcken. Dank der<br />

hohen Lagerbestände könnte die Saalemühle<br />

Alsleben nach eigenen Angaben auch einen<br />

mehrmonatigen Getreide-Anlieferungsstopp<br />

verkraften.<br />

Weinverkostung im Internet<br />

Wie kreativ die regionale <strong>Wirtschaft</strong> mit der<br />

Coronakrise umgeht, zeigt das Beispiel der<br />

Winzervereinigung Freyburg. Am 25. April<br />

startete sie mit der ersten virtuellen Jungweinverkostung.<br />

Der Zuspruch der Videopremiere<br />

in den sozialen Medien sei groß gewesen,<br />

berichtet Geschäftsführer Hans Albrecht<br />

Zieger. Immerhin beteiligten sich etwa 300<br />

Weinfreunde an der<br />

einstündigen Präsentation.<br />

Im Vorfeld<br />

konnten sie sechs<br />

Verkostungsweine<br />

im Onlineshop ordern.<br />

Nach dem erfolgreichen<br />

Auftakt<br />

soll es am 16. Mai<br />

<strong>2020</strong> mit dem<br />

nächsten Online-<br />

Live-Projekt weitergehen:<br />

Für das traditionelle<br />

Kellerfest<br />

auf dem Gelände der Genossenschaft öffnen<br />

die vereinigten Winzer wieder ihre Netzkanäle<br />

und laden zum virtuellen Feiern inklusive<br />

Weinverkostung ein – direkt vom<br />

Dach des großen Tanklagers, mit Blickkontakt<br />

zur Neuenburg. Flankiert wird der Live-<br />

Stream von einem 3-Gang-Grill-Menü: Die<br />

Gäste sind eingeladen, auch diesen Teil aktiv<br />

zu begleiten und den heimischen Grill auf<br />

dem Balkon oder im Garten anzuwerfen.<br />

Gemütlich zusammensitzen und neue Weine<br />

kosten – das können Liebhaber der edlen<br />

Tropfen nun auch online, über die Seite der<br />

Winzervereinigung Freyburg-Unstrut.<br />

www.winzervereinigung-freyburg.de<br />

8<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


Produktion erweitert: Der Lederwarenproduzent ET blue chip aus Lutherstadt Eisleben fertigt<br />

neuerdings nicht nur Masken für Mund und Nase. Durch Vermittlung der IHK will das Unternehmen<br />

zudem mit der Aschersleber Firma LHB kooperieren, die medizinische Vliese produziert.<br />

Erteilen der Stab der Pandemie und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte<br />

(BfArM) die Genehmigung, könnte ET blue chip künftig auch medizinische Schutzausrüstung<br />

für das Land Sachsen-Anhalt herstellen - wie hier im Bild die beiden Mitarbeiterinnen Petra<br />

Zöllner (an der Nähmaschine) und Sabrina Dornemann.<br />

www.lederwaren-produktion.com


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Schlafplätze für Lkws<br />

Im Zuge der Corona-Pandemie kam auch ein<br />

Teil der Transportbranche zum Stillstand. Mitunter<br />

mussten ganze Lkw-Flotten in die<br />

Zwangspause geschickt werden. Dabei haben<br />

die Unternehmen nicht nur mit finanziellen,<br />

sondern auch mit Platzproblemen zu<br />

kämpfen. Denn viele Speditionen hätten auf<br />

ihrem eigenen Gelände keine Möglichkeit,<br />

eine große Anzahl an Lastern zu parken, erklärt<br />

die Dessauer Unternehmerin Denise<br />

Schuster – und hat eine Lösung parat. 2013<br />

gründete sie ihr Start-up „Park your Truck“.<br />

Über die Onlineplattform können Speditionen<br />

für ihre Lkw-Fahrer einen bewachten Nachtparkplatz<br />

in Autobahnnähe reservieren: eine<br />

sichere Alternative zu den oft überfüllten<br />

Parkplätzen an der Autobahn. Im Zuge der<br />

Coronakrise haben Schuster und ihr Team ihr<br />

Angebot ausgeweitet und 2.000 zusätzliche<br />

Stellflächen auf Großparkplätzen akquiriert.<br />

Nachgefragt werden diese vor allem von gro-<br />

ßen und mittelständischen Unternehmen mit<br />

bis zu 250 Trucks. Die Konditionen hat das<br />

Start-up in Absprache mit den Flächenbesitzern<br />

für eine bestimmte Zeit an die aktuelle<br />

Lage angepasst und verzichtet momentan<br />

auf 50 Prozent der Gebühren.<br />

Denise Schuster, Gründerin und Geschäftsführerin<br />

von Park Your Truck<br />

www.park-your-truck.de<br />

Probierpaket gegen Langeweile<br />

Nudeln sind – neben Toilettenpapier – der<br />

Dauerbrenner in der Coronakrise. Doch niemand<br />

kann sich dauerhaft nur von diesen<br />

Teigwaren ernähren. So dachte sich Jenny<br />

Müller, Gründerin der „Frischemanufaktur“<br />

aus Halle (Saale), die sich auf die Produktion<br />

von Wasser mit frischen Zutaten spezialisiert<br />

hat. Wie viele andere auch, hatte ihr Unternehmen<br />

plötzlich mit sinkenden Absätzen zu<br />

kämpfen – und Müller entwickelte eine Idee.<br />

Wie wäre es, wenn sie sich mit gleichgesinnten<br />

jungen Food-Start-Ups zusammentun<br />

und ein Paket basteln würde, das „die eingeschlafenen<br />

Geschmacksnerven wieder zurück<br />

ins Leben holt“? Gedacht – besprochen – umgesetzt.<br />

Gemeinsam mit sechs weiteren<br />

Start-ups aus der Region stellte sie ein Probierpaket<br />

zusammen, das die geschmackliche<br />

Vielfalt beleben und Freude beim Essen und<br />

Trinken bringen soll. Neben besagtem Wasser<br />

enthält das Paket unter anderem einen Insektenriegel,<br />

scharfe Kichererbsen oder Gin.<br />

https://diefrischemanufaktur.de<br />

10<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

FACHKRÄFTE<br />

Neue Wege bei<br />

der assistierten Ausbildung<br />

Um den Fachkräftenachwuchs in der Region zu sichern, sollten auch junge<br />

Menschen, die bisher schwer vermittelbar waren oder Unterstützung brauchen,<br />

eine qualifizierte Berufsausbildung in einem Unternehmen machen können.<br />

Dieses Potenzial zu heben, darauf zielt das Programm „Zukunftschance assistierte<br />

Ausbildung (ZaA)“ des Landes Sachsen-Anhalt ab. Im Zuge der Coronakrise hat<br />

sich einiges in der Umsetzung geändert.<br />

Kontaktbeschränkungen erfordern<br />

Lösungen<br />

Vor der Krise fand die Unterstützung von<br />

Auszubildenden und ihren Unternehmen in<br />

persönlichen Einzelkontakten oder kleinen<br />

Gruppen beim Bildungsträger oder in den<br />

Unternehmen statt. Dieser persönliche<br />

Kontakt sollte den Erfolg aller Unterstützungsmaßnahmen<br />

sichern. Im Zuge der Kontaktbeschränkungen<br />

und des verbotenen<br />

Kundenkontakts beim Bildungsträger mussten<br />

neue Wege sowohl in der schulischen<br />

Berufsausbildung als auch im sozialpädagogischen<br />

Bereich gefunden werden:<br />

Digitale Kommunikations- und<br />

Lernformen<br />

Bisher wurden digitale Kommunikations- und<br />

Lernformen nur in Ausnahmefällen flankierend<br />

genehmigt. Die Coronakrise hat sie mittlerweile<br />

zu Hauptinstrumenten der Unterstützung<br />

gemacht. Dabei setzen sich die<br />

Bildungsträger dafür ein, dass diese Unterstützung<br />

auf verschiedenen Wegen, sehr flexibel<br />

und individuell geschieht. So erfolgt die<br />

Kontaktaufnahme nun neben Telefon, E-Mail<br />

oder Briefversand auch per Skype, WhatsApp,<br />

virtuellem Klassenzimmer oder Onlinetools –<br />

unter Beachtung des Datenschutzes. Teilweise<br />

unterstützen auch die beteiligten Unternehmen<br />

ihre Auszubildenden, indem sie<br />

die notwendige Technik sowie Hard- und<br />

Software bereitstellen.<br />

Sozialpädagogischer Bedarf gestiegen<br />

Im sozialpädagogischen Bereich entstand<br />

durch die Coronakrise ein größerer Unterstützungsbedarf.<br />

So sorgen sich die Jugendlichen<br />

zum Beispiel aufgrund der verschobenen<br />

Prüfungen, haben Angst um ihre<br />

Ausbildungsverträge oder vor anstehender<br />

Kurzarbeit. Andere fühlen sich beruflich überlastet,<br />

etwa Azubis im Handel oder in der Logistik.<br />

Private Überlastungen ergeben sich<br />

insbesondere durch die Kita- und Schulschließungen.<br />

Die Sozialpädagoginnen und<br />

-pädagogen sind deshalb gefordert, die Jugendlichen<br />

besonders intensiv zu begleiten.<br />

Auch junge Leute mit Migrationshintergrund,<br />

die große sprachliche Defizite aufweisen, benötigen<br />

gegenwärtig deutlich mehr Unterstützung.<br />

Ihnen müssen die mit der Coronakrise<br />

verbundenen Einschränkungen erklärt<br />

oder entstandene Missverständnisse ausgeräumt<br />

werden.<br />

Weiterhin individuell und effektiv<br />

Die Anstrengungen der letzten Wochen zahlen<br />

sich aus. Jugendliche und Unternehmen<br />

stehen den neuen Wegen offen gegenüber.<br />

Aus Sicht der Bildungsträger und Sozialpädagoginnen<br />

und -pädagogen werden die jungen<br />

Leute weiterhin sehr intensiv betreut.<br />

Gemeinsam arbeiten sie so auch in Zeiten<br />

von Corona an dem Ziel, den Berufsabschluss<br />

erfolgreich zu meistern.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 3306396<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Simone Henschel<br />

Tel. 0345 2126-341<br />

shenschel@halle.ihk.de<br />

Die Kammerkoordinierung „Zukunftschance assistierte Ausbildung“ wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des<br />

Landes Sachsen-Anhalt gefördert und ist ein Projekt innerhalb des gemeinsamen Landesprogramms „Zukunftschance assistierte<br />

Ausbildung“ des Landes Sachsen-Anhalt und der Bundesagentur für Arbeit.<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 11


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Digitale Tools für die Berufsausbildung<br />

Mit der IHK-Lehrstellenbörse und dem Online-Ausbildungsvertrag stehen<br />

Unternehmen nützliche Tools zur Verfügung, um die Berufsausbildung im<br />

Betrieb zu organisieren – auch in der Coronakrise.<br />

Im Herbst startet das neue Ausbildungsjahr.<br />

Doch angesichts der Corona-Pandemie ist es<br />

für viele Unternehmen derzeit eine Herausforderung,<br />

offene Ausbildungsplätze zu besetzen.<br />

IHK-Lehrstellenbörse<br />

Hier hilft die IHK-Lehrstellenbörse. Darüber<br />

können Betriebe ihre freien Lehrstellen und<br />

dualen Studiengänge einfach und effizient<br />

bewerben. Ebenso ist es möglich, Praktikumsplätze<br />

zur Berufsorientierung für Schülerinnen<br />

und Schüler zu veröffentlichen. Die<br />

Praktikumsdauer ist dabei frei wählbar. Und<br />

wie beim Ausbildungsplatzangebot lassen<br />

sich Dateien hinzufügen. Unternehmen mit<br />

einem Filialnetz erhalten zudem die Möglichkeit,<br />

die Angebote ihrer Niederlassungen<br />

über einen zentralen Zugang zu steuern.<br />

Die Angebote werden kostenfrei unter<br />

www.ihk-lehrstellenboerse.de veröffentlicht.<br />

Dort können interessierte Jugendliche diese<br />

gezielt nach Regionen durchsuchen. Darüber<br />

hinaus lädt die Plattform mit Berufe-Steckbriefen,<br />

News oder Videos zum Stöbern ein.<br />

Auch auf den dazugehörigen Instagram- oder<br />

Facebook-Seiten erhalten die Nutzer wichtige<br />

Informationen und Tipps rund um das Thema<br />

Ausbildung.<br />

Online-Ausbildungsvertrag:<br />

Auch für die Ausstellung des Berufsausbildungsvertrages<br />

bietet die IHK den Unternehmen<br />

ein kostenfreies Online-Tool. Dieses<br />

ermöglicht es, die Ausbildungsverträge<br />

schneller zu bearbeiten und anschließend in<br />

das Verzeichnis bei der IHK Halle-Dessau einzutragen.<br />

Beim Erstellen des Vertrages werden einige<br />

Plausibilitätsabfragen durchgeführt, die verhindern,<br />

dass sich der eine oder andere Fehler<br />

einschleicht. Zudem kann der Nutzer Vorlagen<br />

für künftige Verträge erstellen. Dies<br />

geschieht ausbildungsberufsbezogen. So lassen<br />

sich bestimmte Pflichtfelder vorbelegen,<br />

wodurch sich der Prozess beschleunigt.<br />

Die Daten des im Portal angefertigten Ausbildungsvertrages<br />

werden elektronisch an die<br />

IHK übermittelt. Der Vertrag inklusive Antrag<br />

auf Eintragung ist abschließend zu drucken,<br />

von den Vertragsparteien zu unterschreiben<br />

und zur weiteren Bearbeitung an die IHK zu<br />

senden.<br />

Zugangsdaten zu beiden Tools erhalten Ausbildungsunternehmen<br />

bei den Aus- und Weiterbildungsberatern<br />

der IHK.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.ihk-lehrstellenboerse.de<br />

Details zum Online-Ausbildungsvertrag<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 3917018<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

Björn Bosse<br />

Tel. 0345 2126-332<br />

bbosse@halle.ihk.de<br />

Aus- und Weiterbildungsberater in der Region<br />

Julia Wünsch<br />

Bitterfeld-Wolfen, Lutherstadt Wittenberg<br />

Tel. 03493 3757-29, jwuensch@halle.ihk.de<br />

Cornelia Rasch<br />

Saalekreis<br />

Tel. 0345 2126-375, crasch@halle.ihk.de<br />

Dominique Dietze<br />

Weißenfels und Burgenlandkreis<br />

Tel. 03443 4325-24, ddietze@halle.ihk.de<br />

Matthias Schwarze<br />

Stadt Halle<br />

Tel. 0345 2126-342, mschwarze@halle.ihk.de<br />

Kathrin Lorisch<br />

Dessau-Roßlau, Bernburg, Köthen, Zerbst<br />

Tel. 0340 26011-15, klorisch@halle.ihk.de<br />

Berit Credo<br />

Sangerhausen, Eisleben<br />

Tel. 03464 260959-14, bcredo@halle.ihk.de<br />

12<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Online ausbilden<br />

Lernen und Bildung sollen auch in der Krise<br />

nicht aufhören: Mit neuen digitalen Lernprogrammen<br />

ermöglicht es die IHK-Organisation<br />

Unternehmen, die Ausbildung vom<br />

Homeoffice aus weiterzuführen und den<br />

Unterrichtsausfall abzufedern. Die Bildungs-<br />

GmbH des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) hat zusammen mit<br />

eCademy ein entsprechendes Angebot geschnürt.<br />

Bis zum 30. Juni <strong>2020</strong> haben Ausbilder<br />

Gelegenheit, sich und ihre Auszubildenden<br />

über die Landingpage der eCademy<br />

kostenfrei anzumelden und ausbildungsbegleitende<br />

Lernmaterialien sowie Prüfungs-<br />

vorbereitungsmodule für ausgewählte Berufe<br />

zu nutzen.<br />

Neben den technischen Ausbildungsberufen<br />

Elektroniker, Mechatroniker, Kfz-Mechatroniker,<br />

Industriemechaniker und Zerspanungsmechaniker<br />

werden auch der Chemikant,<br />

der Lagerlogistiker und der Industriekaufmann<br />

abgedeckt. Für die Kaufleute für<br />

Büromanagement gibt es die Prüfungsvorbereitung<br />

Teil 2.<br />

Lernen in der Krise: Mit neuen digitalen<br />

Programmen lässt sich die Ausbildung auch<br />

vom Homeoffice aus weiterführen.<br />

Weitere Informationen<br />

unter www.halle.ihk.de,<br />

Nr. 4768434<br />

IHK-Prüfungen finden<br />

wieder statt<br />

Die IHK Halle-Dessau nimmt seit dem<br />

4. Mai <strong>2020</strong> wieder Prüfungen in der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung nach<br />

dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) ab.<br />

Auch Prüfungen in der Fach- und Sachkunde,<br />

die zum Teil als Voraussetzungen<br />

für einen Berufszugang gelten, finden<br />

wieder statt. Jeder Prüfling erhält eine<br />

persönliche Einladung mit dem neuen<br />

Prüfungstermin per Post. Die ersten Prüfungen<br />

nach der Corona-bedingten Unterbrechung<br />

legten Immobilienfachwirte<br />

ab. Außerdem fanden eine Unterrichtung<br />

im Bewachungsgewerbe und eine Fachkundeprüfung<br />

für den Güterkraftverkehr<br />

statt. Bei allen Prüfungen wird die IHK<br />

sicherstellen, dass dabei die vorgeschriebenen<br />

Abstands- und Hygieneregeln<br />

eingehalten werden.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de/coronavirus<br />

(Nr. 4725192 ins Suchfeld eingeben)<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

Anzeige


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Gemeinsam gegen den Lehrermangel<br />

Eine gute Allgemeinbildung und ausreichend Lehrkräfte sind elementar, um die<br />

duale Berufsausbildung zu stärken – und damit für Fachkräftenachwuchs zu<br />

sorgen. Die IHK bringt sich in der Bildungspolitik ein und unterstützt eine<br />

Initiative gegen Lehrermangel. Unternehmen können sich beteiligen.<br />

Die Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt<br />

kritisieren regelmäßig die mangelnde<br />

Ausbildungsreife der Jugendlichen. 96 Prozent<br />

sahen in der letzten Aus- und Weiterbildungsumfrage<br />

der IHK aus dem Jahr 2019<br />

deutliche Mängel bei grundlegenden Rechenfertigkeiten<br />

sowie im mündlichen und<br />

schriftlichen Ausdrucksvermögen. Zugleich<br />

sehen die meisten Betriebe in einer verbesserten<br />

Allgemeinbildung eine „sehr wichtige“<br />

und „wichtige“ Maßnahme, um die duale<br />

Berufsausbildung zu stärken. Dies gaben<br />

94 Prozent bei der Umfrage von IHK und<br />

Handwerkskammer Halle (Saale) zur Reform<br />

der dualen Berufsausbildung im Jahr 2018 an.<br />

Grundlage dafür waren Gespräche und Diskussionsrunden<br />

unter den Mitgliedsunternehmen.<br />

Zehn Handlungsempfehlungen<br />

Die Umfrageergebnisse mündeten anschließend<br />

in zehn Handlungsempfehlungen der<br />

beiden gewerblichen Kammern. Sie forderten<br />

darin unter anderem, die bundesweit geltenden<br />

Bildungsstandards, also Fächerkompetenzen,<br />

die bis zum Ende einer bestimmten<br />

Jahrgangsstufe erlernt werden müssen, zu<br />

überprüfen. Außerdem sollten die technische<br />

Infrastruktur auf dem aktuellen Stand sein<br />

und ausreichend Lehrkräfte zur Verfügung<br />

stehen. Die Handlungsempfehlungen gingen<br />

der Landesregierung zu. Der Prozess ist offen.<br />

Volksbegehren gestartet<br />

Eine bildungspolitische Forderung ist es daher<br />

weiterhin, den Personalmangel an den<br />

Schulen des Landes zu bekämpfen. Doch wie<br />

lässt sich dieses Ziel in der laufenden Debatte<br />

erreichen? Eine aktuelle Initiative ist<br />

Ohne Lehrer keine Bildung und damit auch<br />

keine potenziellen Fachkräfte!<br />

das Volksbegehren gegen den Lehrermangel.<br />

Es geht auf das Bündnis „Den Mangel beenden<br />

– Unseren Kindern Zukunft geben!“ zurück.<br />

Diesem gehören Eltern, Lehrer und<br />

Schüler, Gewerkschaften sowie die Partei<br />

Die Linke an. Die Organisatoren haben bis<br />

zum 7. Juli <strong>2020</strong> Zeit, die benötigten knapp<br />

170.000 Unterschriften einzuholen. Sollte das<br />

Volksbegehren erfolgreich sein, geht der Gesetzentwurf<br />

in den Landtag.<br />

Konkret geht es um einen gesetzlich verankerten<br />

Personalschlüssel. Dieser soll den bestehenden<br />

Lehrermangel beheben und die<br />

Unterrichtssituation an den Schulen verbessern.<br />

Außerdem soll die Zahl der Lehrkräfte,<br />

Schulsozialarbeiter und pädagogischen Mitarbeiter<br />

an die Zahl der Schüler gekoppelt<br />

werden. Dies schließt auch Puffer für potenzielle<br />

Ausfälle und besondere Aufgaben<br />

mit ein.<br />

Die IHK informiert Mitgliedsunternehmen darüber,<br />

wie sie sich beteiligen können. Nähere Informationen<br />

zum Volksbegehren finden Interessenten unter<br />

www.denmangelbeenden.de.<br />

Die Handlungsempfehlungen der gewerblichen<br />

Kammern stehen unter www.halle.ihk.de,<br />

Nr. 4747184 zur Verfügung.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Dr. Sylvia Voigt<br />

Tel. 0345 2126-349<br />

svoigt@halle.ihk.de<br />

14<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

ZAHLEN – DATEN – FAKTEN<br />

Coronaschock lässt regionale Konjunktur<br />

abstürzen<br />

Die <strong>Wirtschaft</strong> im Süden Sachsen-Anhalts wird von der Coronakrise hart<br />

getroffen. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK Halle-Dessau<br />

zum ersten Quartal <strong>2020</strong>. Welche Parallelen und Unterschiede zur Finanzkrise<br />

2008 erkennbar sind, welche Chancen und Risiken sich ergeben:<br />

Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch im<br />

Süden Sachsen-Anhalts die Situation der Unternehmen<br />

drastisch verändert. Die konjunkturelle<br />

Entwicklung brach deutlich ein – stärker<br />

noch als zur Finanzkrise 2008/2009.<br />

Während Umsatzrückgänge von geschätzten<br />

40 Prozent zum – vermeintlichen – Höhepunkt<br />

des Shutdowns zunächst hauptsächlich<br />

einen konjunkturellen Einbruch bedeuten,<br />

drohen mittelfristig strukturelle Schäden und<br />

langfristig in einigen Geschäftsfeldern auch<br />

ein Strukturwandel. Die neuen Rahmenbedingungen,<br />

die im Umgang mit einer weltweiten<br />

Infektionskrankheit gesetzt werden,<br />

stellen bisherige Entwicklungen infrage, beschleunigen<br />

andere – oder lassen gänzlich<br />

neue entstehen.<br />

Konjunkturentwicklung<br />

im 1. Quartal <strong>2020</strong><br />

Der Geschäftsklimaindex im IHK-Bezirk Halle-<br />

Dessau, in dem positive und negative Einschätzungen<br />

saldiert werden, ging im ersten<br />

Quartal <strong>2020</strong> deutlich zurück. Mit -13,5<br />

Punkten fällt er im Vergleich zum Vorquartal<br />

um fast 30 Punkte. Das ist die stärkste Abnahme<br />

in einem Quartal, seitdem die IHK ihre<br />

Konjunkturumfragen erhebt (1991). Zum Vergleich:<br />

Der Einbruch zur Finanzkrise im<br />

4. Quartal 2008 war mit 16 Punkten nur rund<br />

halb so stark.<br />

Saisonbereinigter Geschäftsklimaindikator<br />

der IHK Halle-Dessau aus der quartalsweisen<br />

Konjunkturumfrage bis zum 1. Quartal <strong>2020</strong><br />

Parallelen zur Finanzkrise …<br />

Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen<br />

der Finanz- und der Coronakrise: Damals wie<br />

heute sorgt eine massive Verunsicherung der<br />

Unternehmen dafür, dass deren Geschäftserwartungen<br />

für die kommenden Wochen und<br />

Monate deutlich zurückgehen. Der Saldo aus<br />

optimistischen und pessimistischen Erwartungen<br />

trübt den Ausblick für die gesamte<br />

<strong>Wirtschaft</strong>: Ein viel größerer Teil der befragten<br />

Firmen geht von einer Verschlechterung<br />

aus.<br />

Und es lässt sich eine weitere Ähnlichkeit<br />

identifizieren: Wie bei der Finanzkrise kommt<br />

die <strong>Wirtschaft</strong> heute ebenfalls von einem fulminanten<br />

Konjunkturhoch und hat bereits<br />

einige Quartale eines normalen Abschwungs<br />

hinter sich. Die – bislang – hohe Zufriedenheit<br />

mit der Geschäftslage macht sich selbst<br />

jetzt bemerkbar: Mit 32,9 Prozentpunkten ist<br />

dieser Wert aktuell zwar zurückgegangen,<br />

bleibt aber doch noch recht hoch.<br />

… und Unterschiede<br />

Anders ist, dass die Ursache der Krise vollkommen<br />

außerhalb der <strong>Wirtschaft</strong> liegt. Und<br />

dieser externe Schock tauchte völlig unerwartet<br />

auf. Zudem wirkt er negativ auf die<br />

Angebots- und Nachfrageseite, betrifft nahezu<br />

alle Branchen und fast die ganze Welt.<br />

Es gibt demzufolge nur sehr wenige Bereiche,<br />

die gegenwärtig unbeschadet sind und die Situation<br />

stabilisieren könnten.<br />

16<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & REGION<br />

Abb.: Betroffenheit durch das Coronavirus<br />

und die Maßnahmen zur Eindämmung nach<br />

Branchen im IHK-Bezirk Halle-Dessau gemäß<br />

einer Online-Umfrage im März und April <strong>2020</strong><br />

Branchen unterschiedlich<br />

stark betroffen<br />

Gleichwohl gibt es aber <strong>Wirtschaft</strong>sbranchen,<br />

die stärker und unmittelbarer betroffen sind<br />

– und genauso diejenigen, die die Krise weniger<br />

berührt oder die sogar eine verstärkte<br />

Nachfrage erfahren.<br />

Zur ersten Gruppe zählen aufgrund der direkten<br />

Auswirkungen der Pandemie sowie der<br />

Eindämmungsmaßnahmen das Gastgewerbe,<br />

der Tourismus, die Veranstaltungsdienstleistungen,<br />

viele persönliche Dienstleistungen, der<br />

Personenverkehr sowie große Teile des Handels.<br />

Eher weniger betroffen sind Unternehmen des<br />

Baugewerbes, des Ernährungsgewerbes, der<br />

Pharmaindustrie sowie Teile des Einzelhandels<br />

(etwa für Lebensmittel) oder der Onlinehandel.<br />

Momentaufnahme vs. Trends<br />

Aus diesem momentanen Unterschied lassen<br />

sich keine langfristigen Trends ableiten.<br />

Denn bisher wenig betroffene Branchen<br />

schätzen die zukünftige Entwicklung ebenso<br />

eher skeptisch ein. Zum Beispiel sehen Bauunternehmen<br />

trotz derzeit guter Auftragslage<br />

die Schwierigkeiten in anderen <strong>Wirtschaft</strong>szweigen<br />

und erleben, dass geplante Investitionen<br />

zurückgestellt werden. Sie müssen<br />

also mit sinkenden Aufträgen aus wichtigen<br />

Branchen wie Industrie und Handel rechnen.<br />

Chancen: mehr digitale Angebote<br />

Es zeigt sich allerdings, dass die Krise vorher<br />

schon erkennbare Entwicklungen verstärkt<br />

und vorantreibt. So gewinnt der gesamte<br />

Komplex der Digitalisierung an Bedeutung –<br />

sichtbar an mehr Onlinehandel, wachsenden<br />

Online-Dienstleistungen oder zunehmendem<br />

Cloud-Computing.<br />

Darüber hinaus nutzen Unternehmen verstärkt<br />

digitale Lösungen, die zuvor eher ein<br />

Nischendasein fristeten: Videokonferenzen<br />

ersetzen derzeit viele Dienstreisen und klassische<br />

Veranstaltungen, E-Learning den<br />

Schulunterricht, Homeoffice den betrieblichen<br />

Arbeitsplatz. Diese Möglichkeiten<br />

werden nach der Pandemie fortbestehen,<br />

wobei sie sich bewähren müssen. Das Ergebnis<br />

könnten effizientere betriebliche Abläufe<br />

sein – für viele persönliche Dienstleistungen<br />

sowie Teile des Verkehrsgewerbes jedoch<br />

komplett veränderte Geschäftsmodelle.<br />

Risiken: Wertschöpfungsketten<br />

Andererseits erweisen sich laufende Trends<br />

in der Krise als Problem. Besonders die Globalisierung<br />

mit ihren engmaschig geknüpften<br />

Wertschöpfungsketten ist anfällig. Zurückgehen<br />

wird folglich die bis jetzt sehr effiziente<br />

Nutzung der weltweiten Produktionsfaktoren,<br />

um künftig wirtschaftliche Ansteckungseffekte<br />

zu vermeiden und Notfallreserven vorzuhalten.<br />

Die Auswirkungen auf Industrie,<br />

Güterverkehr und Exportwirtschaft sind nicht<br />

absehbar. Zumindest mittelfristig wird der internationale<br />

Reiseverkehr beeinträchtigt – die<br />

Probleme der Fluggesellschaften und Tourismusunternehmen<br />

zeigen dies deutlich.<br />

Neue Tendenzen<br />

Des Weiteren sind für große Teile der Welt<br />

neue Tendenzen zu beobachten, die sich für<br />

lange Zeit halten sowie entsprechende unternehmerische<br />

Aktivitäten auslösen könnten:<br />

Die Forschung rund um das Coronavirus<br />

und gefährliche ansteckende<br />

Krankheiten dürfte<br />

Innovationen und Investitionen in<br />

der Pharmabranche bewirken. Die<br />

Forschung wird hier sicherlich<br />

fortschrittliche Produkte hervorbringen,<br />

die über Impfstoffe und<br />

Medikamente für das Coronavirus<br />

hinausgehen. Überdies werden die<br />

Diagnostik sowie die Produktion<br />

und Installation von Schutzausrüstungen<br />

und -vorrichtungen zunehmen<br />

und neue Investitionen<br />

erfordern.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Standortpolitik<br />

Danny Bieräugel<br />

Tel. 0345 2126-236<br />

dbieraeuge@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 17


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Positioniert: Wie unsere <strong>Wirtschaft</strong><br />

durch die Krise kommt<br />

Die Corona-bedingten Einschränkungen werden gelockert. Doch nach wie vor ist<br />

unklar, wie sich die Krise in den nächsten Monaten entwickeln wird. Die Gremien<br />

der IHK Halle-Dessau arbeiten daran mit, die Unternehmen zu stabilisieren und<br />

die <strong>Wirtschaft</strong> wieder in Gang zu bringen.<br />

Unternehmen kurzfristig absichern<br />

Seit Beginn der Coronakrise setzt sich die IHK für<br />

schnelle, unbürokratische Hilfe besonders für kleine<br />

Betriebe ein. Denn drei Viertel der Firmen im Süden<br />

Sachsen-Anhalts haben fünf oder weniger Beschäftigte,<br />

32.000 sind Solounternehmer. Schon<br />

Mitte März legte die IHK der Landesregierung einen<br />

Katalog mit 20 konkreten Vorschlägen vor: Darunter<br />

waren Zuschüsse für Unternehmen, steuerliche<br />

Entlastungen und Sonderregeln im Vergaberecht.<br />

Nicht wenige dieser konkreten IHK-Vorschläge sind<br />

in die praktische Politik eingeflossen. So gewährt<br />

das Land unter anderem Zuschüsse für Unternehmen<br />

mit mehr als zehn Beschäftigten.<br />

„20-Punkte-Vorschlagskatalog“ der IHK Halle-Dessau,<br />

18. März <strong>2020</strong>: www.halle.ihk.de/coronavirus<br />

(Nr. 4736950 ins Suchfeld eingeben)<br />

„<br />

Das Rückgrat unserer <strong>Wirtschaft</strong><br />

ist existenziell bedroht. Ohne rasch<br />

wirksame staatliche Hilfen werden<br />

es viele – vor allem kleine und<br />

mittlere – Betriebe und Soloselbstständige<br />

in unserer Region<br />

nicht schaffen. Kurzarbeit hilft hier<br />

eben nur wenig oder mitunter gar nicht,<br />

Steuererleichterungen greifen oft nicht unmittelbar<br />

und Kredite bedeuten immer zusätzliche<br />

Verschuldung. Was wir brauchen,<br />

sind kreative Lösungen, um die <strong>Wirtschaft</strong><br />

zu stabilisieren.“<br />

Prof. Dr. Thomas Brockmeier,<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

„Soft Opening“ mit klarem Fahrplan<br />

Für einen schnellen und ausgewogenen Neustart für<br />

die <strong>Wirtschaft</strong> durch ein „Soft Opening“ sprach sich<br />

das IHK-Präsidium in einem Positionspapier Mitte<br />

April aus: Es sei ein abgestimmter Fahrplan mit<br />

definierten Phasen für weitere Lockerungen notwendig,<br />

so das Gremium von zwölf gewählten Unternehmensvertretern<br />

aller Branchen und Regionen<br />

im Süden Sachsen-Anhalts. Die Marktwirtschaft<br />

lasse sich nicht auf Knopfdruck aus- und einschalten.<br />

Die weitere Entwicklung gibt dem IHK-Präsidium<br />

recht.<br />

IHK-Positionspapier: „Neustart vorbereiten: Perspektiven<br />

für ein Wiederanfahren der <strong>Wirtschaft</strong>“, 17. April <strong>2020</strong>:<br />

www.halle.ihk.de/coronavirus (Nr. 4768830 ins Suchfeld<br />

eingeben)<br />

„<br />

Die Corona-Pandemie stellt unsere Gesellschaft vor<br />

ungekannte Herausforderungen. Einerseits soll das Gesundheitssystem<br />

vor akuter Überlastung geschützt sowie mittelund<br />

langfristig gesichert werden. Andererseits sind durch den<br />

„Shutdown“ viele Menschen und Unternehmen zum Nichtstun<br />

verdammt, was eine nachhaltige Sicherung der materiellen<br />

und finanziellen Basis des Gesundheitssystems zunehmend<br />

erschwert und letztlich gar gefährdet.<br />

Nötig ist ein rasches Wiederanfahren der <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

umsichtig und unter Wahrung definierter Hygieneregeln,<br />

geordnet im Rahmen eines Korridors, der den Menschen<br />

Eigenverantwortung zutraut und zumutet – als Unternehmer,<br />

als Konsument, als Bürger.“<br />

Präsidium der IHK Halle-Dessau<br />

18<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und Gesundheit sind eins<br />

Ein leistungsfähiges Gesundheitssystem braucht<br />

eine solide materielle Basis und eine funktionierende<br />

Infrastruktur. Denn keine Klinik funktioniert<br />

ohne Strom, Wasser und Versorgung mit Gütern.<br />

Dauerhafte Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, stillstehende<br />

Betriebe oder gar Insolvenzen ließen die<br />

Quellen zur Finanzierung des Gesundheitswesens<br />

versiegen. Darauf wiesen IHK-Präsident und -<br />

Hauptgeschäftsführer zu Ostern in einem Offenen<br />

Brief nachdrücklich hin.<br />

„<br />

Nur ein funktionierender <strong>Wirtschaft</strong>skreislauf<br />

kann Kliniken,<br />

Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen<br />

dauerhaft mit Personal,<br />

Gütern und Dienstleistungen versorgen.<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und Gesundheit<br />

sind eins.“<br />

Prof. Dr. Steffen Keitel,<br />

IHK-Präsident<br />

Offener Brief von IHK-Präsident und<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer, Ostern <strong>2020</strong><br />

www.halle.ihk.de/coronavirus (Nr. 4763988 ins Suchfeld<br />

eingeben)<br />

Keine Wettbewerbsverzerrungen<br />

Der IHK-Tourismusausschuss hat in seinem Branchen-Positionspapier<br />

unter anderem ein koordiniertes<br />

Vorgehen zwischen Bund und Ländern<br />

angemahnt, wenn die touristische Beherbergung<br />

und Tagesreisen wieder zugelassen werden. Misslich<br />

ist, wenn unterschiedliche Fahrpläne – insbesondere<br />

in den mitteldeutschen Ländern – den<br />

Wettbewerb verzerren.<br />

Positionspapier des IHK-Tourismusausschusses: „Corona-<br />

Krise: Leitbild zur Stabilisierung der Branchen Gastgewerbe,<br />

Reise- und Freizeitwirtschaft“, 29. April <strong>2020</strong><br />

www.halle.ihk.de/coronavirus (Nr. 4782388 ins Suchfeld<br />

eingeben)<br />

Unsere Innenstädte wiederbeleben<br />

Nach dem „Shutdown“ brauchen vor allem unsere<br />

Innenstädte einen Schub, damit die Besucher nach<br />

der langen Zeit der Kontaktsperre wieder kommen.<br />

Der IHK-Handelsausschuss forderte deshalb ein<br />

„Wiedereröffnungskonzept“ und eine gezielte<br />

Städtebauförderung, um die Attraktivität zu steigern.<br />

Positionspapier des IHK-Handelsausschusses: „Corona-<br />

Krise: Leitbild zur Stabilisierung des Einzelhandels“,<br />

6. Mai <strong>2020</strong><br />

www.halle.ihk.de/coronavirus (Nr. XXXXXX ins Suchfeld<br />

eingeben)<br />

„<br />

Das zum Teil unkoordinierte Vorgehen<br />

und die sich ändernden Verfügungen<br />

beim Schließen des<br />

Gast- und Reisegewerbes in<br />

weiten Teilen haben nicht nur zu<br />

Rechtsunsicherheit bei den touristischen<br />

Anbietern, den Gästen und<br />

der einheimischen Bevölkerung, sondern<br />

auch zu Wettbewerbsverzerrungen innerhalb<br />

eines Bundeslandes und zwischen den<br />

Bundesländern geführt.“<br />

Michael Pirl,<br />

IHK-Vizepräsident<br />

„<br />

und Vorsitzender des Tourismusausschusses<br />

Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen<br />

und vor allem eines<br />

mindestens auf Landesebene<br />

abgestimmten und einheitlichen<br />

Vorgehens. Dabei ist zu beachten,<br />

dass die Innenstadt als Ganzes gebraucht<br />

wird. Dazu gehören Gastronomen,<br />

Dienstleister und touristische<br />

beziehungsweise kulturelle Einrichtungen.“<br />

Daniel König,<br />

IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des Handelsausschusses<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Büro Präsident und<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Cordula Henke<br />

Tel. 0345 2126-245<br />

chenke@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 19


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Naumburg: Wieder erwacht<br />

Gastronomen, Einzelhändler und Gewerbetreibende trifft die Coronakrise schwer.<br />

Soll das Leben in den Innenstädten attraktiv bleiben, brauchen sie Unterstützung.<br />

Die Naumburger Citymanagerin Sylvia Kühl hat etliche Ideen.<br />

Wie alle anderen Städte in Deutschland ist auch Naumburg<br />

(Saale) Corona-bedingt in einen Dornröschenschlaf<br />

gefallen. Durch die Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen<br />

in Sachsen-Anhalt seit 20. April <strong>2020</strong> konnte zumindest<br />

der Einzelhandel etwas aufatmen. Die City mit ihren<br />

historischen Gassen und kleinen Läden belebte sich<br />

langsam wieder: „Fast alle Läden in der Naumburger Innenstadt<br />

konnten öffnen, da rund 95 Prozent kleiner als<br />

die zunächst erlaubten 800 Quadratmeter sind“, berichtet<br />

Sylvia Kühl, die seit fünf Jahren Citymanagerin von<br />

Naumburg ist, Ende April der „<strong>Mitteldeutsche</strong>n <strong>Wirtschaft</strong>“.<br />

Vieles ist bereits angelaufen bzw. angestoßen,<br />

einiges ist aber noch auf den Weg zu bringen.<br />

Durchgehalten:<br />

„Bisher haben alle Ladeninhaber in der City durchgehalten,<br />

unter anderen durch Kurzarbeit für die Mitarbeiter.<br />

Manche haben die Zeit sogar genutzt und einen Onlineshop<br />

aufgesetzt. Wie sich die Coronakrise allerdings langfristig<br />

auswirkt, bleibt abzuwarten“, so Kühl. „Eine große<br />

Rolle spielt, ob und wie die Gastronomie- und Tourismusbranche<br />

die Einbrüche bewältigt.“ Fehlende Touristen<br />

hätten sich im wiedereröffneten Handel direkt bemerkbar<br />

gemacht – vor allem bei den Geschäften auf dem Weg<br />

zum Dom sei die Frequenz deutlich niedriger gewesen als<br />

in den anderen Ladenstraßen.<br />

Vorgesorgt:<br />

Einen vorübergehenden „Knick“ der wiedererwachten<br />

Einkaufsfreude brachte die „Maskenpflicht“ in Sachsen-<br />

Anhalt ab 23. April. Die Läden mussten sich ebenfalls auf<br />

die neue Situation einstellen. „Wir hatten vorgesorgt. Ein<br />

Brautmodengeschäft aus dem Innenstadtverein begann<br />

sofort, preisgünstige Masken für die Händler zu nähen“,<br />

erklärt Kühl. „Zudem stellen wir Infomaterial zur Verfügung<br />

und bieten preiswerte Desinfektionsmittel an.“<br />

Knotenpunkt:<br />

Die Facebookseite des Citymanagements entwickelte sich<br />

während der Krise zur Informationszentrale: „Wir machen<br />

aktuelle Regelungen bekannt, weisen auf die Onlineangebote<br />

unserer Händler hin.“ Dies sei sehr gut angekommen<br />

– und habe gezeigt, wie bedeutsam ein funktionierendes<br />

Citymanagement und gegenseitige Vernetzung<br />

für eine Stadt seien.<br />

Starthilfe:<br />

Um für laufende und kommende Herausforderungen gerüstet<br />

zu sein, haben Sylvia Kühl und der Innenstadtverein<br />

auf Basis der aktuellen Erfahrungen ein Ideenpapier<br />

entworfen. Ziel: lokale <strong>Wirtschaft</strong> ankurbeln, Attraktivität<br />

der City sichern.<br />

Im Jahr 2007 übernahm<br />

Anke Weiland den Schuhsalon<br />

am Markt von ihrer<br />

Mutter. Während der<br />

Corona-bedingten Ladenschließung<br />

hat sie ihr<br />

Geschäft renoviert, ihr<br />

digitales Schaufenster<br />

aktualisiert und einen<br />

Lieferdienst angeboten. Die<br />

Resonanz der Kunden war<br />

sehr gut – auch nach<br />

Öffnung des Ladens Mitte<br />

April. Vor allem Kinderschuhe<br />

wurden gut nachgefragt.<br />

Sorgen macht der<br />

Inhaberin, dass Naumburg<br />

auch in naher Zukunft die<br />

Touristen fehlen könnten.<br />

Langsam kehrt das Leben<br />

zurück in die City: Nach<br />

den Lockerungen vom<br />

20. April <strong>2020</strong> konnten<br />

fast alle Läden in der<br />

Naumburger Innenstadt<br />

wieder öffnen.<br />

Gemeinschaftsgefühl:<br />

„Trotzdem haben sich alle Händler gefreut, endlich wieder<br />

für ihre Kunden da zu sein. Die Naumburger sind sofort<br />

gekommen, wollten ganz gezielt ihre lokalen Geschäfte<br />

unterstützen“, unterstreicht die Citymanagerin.<br />

„Vielen ist jetzt erst richtig deutlich geworden, wie wichtig<br />

eine funktionierende Innenstadt für das soziale Gefüge<br />

einer Kommune ist. Der Schwatz zwischendurch, das Unter-Menschen-Sein<br />

schafft Gemeinsamkeit und wirkt<br />

nicht zuletzt einer wachsenden Vereinsamung entgegen.“<br />

Außerdem bringen sich die städtischen Geschäftsleute<br />

als Sponsoren für Feste, Kulturveranstaltungen oder<br />

Sportvereine ein. Dies leiste kein Onlinehändler.<br />

20<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


Langfristige Perspektive:<br />

Kühl möchte die Krise nutzen, um Konzepte mit dauerhafter<br />

Wirkung umzusetzen. „Nicht nur Corona bereitet<br />

dem lokalen Handel Sorgen, sondern ebenso die Digitalisierung“,<br />

betont sie. „Hier hat die Krise bisherige Versäumnisse<br />

deutlich gemacht – und einigen Händlern den<br />

Schub gegeben, neue Onlinekanäle zu installieren, um<br />

sichtbar zu bleiben.“<br />

Maßnahmen des Naumburger Ideenpapiers<br />

für die politischen Gremien:<br />

• Kostenfreies Kurzzeitparken in der Innenstadt;<br />

• Wegfall der Gebühr für Außenbewirtschaftung<br />

bis Jahresende;<br />

• Unbürokratische Sonntagsöffnungen, auch<br />

wenn städtische Feste entfallen<br />

• Ladenmieten durch Kompromisse zeitweise<br />

senken/stunden<br />

• Digitales Schaufenster als gemeinsame Plattform;<br />

• Mehr Fahrradstellplätze<br />

„<br />

Vielen ist jetzt<br />

erst richtig<br />

deutlich geworden,<br />

wie<br />

wichtig eine<br />

funktionierende<br />

Innenstadt für<br />

das soziale<br />

Gefüge einer Kommune ist. Der Schwatz<br />

zwischendurch, das Unter-Menschen-<br />

Sein schafft Gemeinsamkeit und wirkt<br />

nicht zuletzt einer wachsenden<br />

Vereinsamung entgegen.“<br />

Sylvia Kühl,<br />

Citymanagerin von Naumburg<br />

City-Managerin Naumburger Innenstadt e. V.<br />

Sylvia Kühl<br />

Tel. 0157 73874626<br />

www.naumburg-innenstadt.de/citymanagement<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 21


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

„Es geht um den volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtnutzen!“<br />

Die Coronakrise hat vor allem die Kleinunternehmen im Land getroffen. Haben<br />

ihnen die Soforthilfen genutzt – und wie kann und muss es nun weitergehen?<br />

Die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ sprach mit Steuerberater Hilmar Speck.<br />

Herr Speck, Sie kennen die Lage zahlreicher Unternehmen<br />

im Land. Wie beurteilen Sie die Soforthilfemaßnahmen<br />

besonders für die kleinen Firmen hier in der Region?<br />

Hilmar Speck: Die über das Landeswirtschaftsministerium<br />

und die Investitionsbank gestarteten Hilfsmaßnahmen<br />

– unter anderem die Zukunfts-Darlehen und die<br />

Corona-Soforthilfe – sind ein sehr wichtiger Ansatz, um<br />

die Unternehmen zu unterstützen. Dabei war das Antragsverfahren<br />

für die Soforthilfe trotz steigender Bewilligungsquote<br />

hierzulande etwas aufwändiger als in<br />

anderen Bundesländern, was aber gleichzeitig Missbrauchsfälle<br />

minimierte. Es wäre insoweit zu wünschen,<br />

dass die dadurch eingesparten Gelder nun zeitnah wieder<br />

in die <strong>Wirtschaft</strong> investiert werden. Die bisher vom Finanzministerium<br />

gegebenen Fristverlängerungen, Stundungen,<br />

Steuerherabsetzungen und Erlasse von<br />

Zuschlägen flankierten diese Maßnahmen erfolgreich<br />

und wurden nach Auffassung unserer Mitgliedsunternehmen<br />

auch wohlwollend von den Ämtern bearbeitet. In<br />

Situationen höchster Not ging es bisher vor allem um<br />

Schnelligkeit und nicht darum, jeden Sonderfall perfekt<br />

abzubilden.<br />

Und diese „Sonderfälle“ rücken nun verstärkt in den<br />

Blick?<br />

Speck: Ja, in den nächsten Wochen (und leider wohl<br />

Monaten) müssen die „Einzelschicksale“ der Unternehmen<br />

genauer betrachtet werden. Haben die Mitarbeiter Kinder,<br />

die in die Kita müssten? Darf das Unternehmen bald wieder<br />

voll öffnen? Sind Abstands- und Hygienemaßnahmen<br />

in der Praxis einzuhalten? Liegt das Unternehmen städtisch<br />

oder auf dem Land? All das gilt es bei weiteren Hilfemaßnahmen<br />

strategisch zu planen und zu berücksichtigen.<br />

Hier haben die Kammern und Steuerberater<br />

einen guten Einblick und können sowohl als Fürsprecher<br />

der Unternehmen, aber auch als vertrauenswürdige Ansprechpartner<br />

für die Finanzverwaltung dienen.<br />

Welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten könnte<br />

es geben?<br />

Speck: Um den Firmen weiter zu helfen, sollte forciert<br />

werden, dass Anträge und insbesondere Anhänge im Zusammenhang<br />

mit Steuererleichterungen zu COVID-19<br />

elektronisch an die Finanzverwaltung gesendet werden<br />

können, ein Wahlrecht zur umsatzsteuerlichen Istversteuerung<br />

für alle mittelständischen Unternehmen eingeführt<br />

wird und dass die Abgabefristen für die Steuererklärungen<br />

2019 bis zum 31. Juli 2021 generell verlängert<br />

werden.<br />

Wie viele Unternehmen haben die Soforthilfe denn eigentlich<br />

beantragt, bei wie vielen ist die Lage tatsächlich<br />

existenzbedrohend?<br />

Speck: Die Mehrheit der Unternehmen im Land hat einen<br />

Antrag gestellt, davon derzeit über 42 Prozent Dienstleistungsunternehmen<br />

(Stand: Ende April <strong>2020</strong>).<br />

Dies bedeutet zwar nicht automatisch, dass hier schon<br />

eine Existenzbedrohung vorlag. Aber jeder Unternehmer<br />

muss bereits bei der Gefahr eines Liquiditätsengpasses<br />

und bei einer mehrmonatigen Zwangsschließung betriebswirtschaftlich<br />

gegensteuern, was in Corona-Zeiten<br />

bei fehlenden Einnahmen schwierig ist. Insoweit war –<br />

und ist – die schnelle Auszahlung der Soforthilfe extrem<br />

wichtig.<br />

Mehrere Branchen wie der Tourismus, das Gastgewerbe<br />

oder die Dienstleistungswirtschaft haben schon jetzt keinerlei<br />

Chancen mehr, die einmal verlorenen Einnahmen<br />

(etwa bei einer stornierten Übernachtung) wieder aufzuholen.<br />

Eine wöchentlich wiederholte Auswertung unserer<br />

Datev-Genossenschaft bei den Steuerberatern hat<br />

insoweit leider auch ergeben, dass rund 35 Prozent unserer<br />

Unternehmensmandate in ihrer Existenz gefährdet<br />

sind.<br />

„<br />

Volkswirtschaftlich<br />

und<br />

international<br />

betrachtet<br />

können Einzelbegünstigungen<br />

bzw. ‚Einsparwettrennen‘<br />

zukünftig ganze<br />

Volkswirtschaften<br />

lahmlegen!“<br />

Hilmar Speck,<br />

Steuerberater<br />

22<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Wenn die verlorenen Gewinne nicht über eine neue<br />

Nachfrage wettzumachen sind – sollte man dann nicht<br />

vor allem bei den Kosten ansetzen?<br />

Speck: Ja, aus Sicht des einzelnen Unternehmens sind das<br />

definitiv die richtigen Schritte. Wenn die Kosten sinken,<br />

bleibt mehr Liquidität fürs Unternehmen übrig. Sobald<br />

Unternehmer ihre Sozialversicherungsbeiträge nicht bezahlen<br />

können, besteht grundsätzlich die Möglichkeit,<br />

die Zahlung zu stunden oder in bestimmten Fällen zu erlassen.<br />

Wer als Selbstständiger gesetzlich krankenversichert<br />

ist und derzeit keine Einnahmen hat, sollte dringend<br />

seine monatlichen Beitragszahlungen an die tatsächlichen<br />

Verhältnisse anpassen. Steuerberater können entsprechende<br />

Erklärungen für die Krankenkassen ausstellen.<br />

Helfen würde es notleidenden Unternehmern zudem,<br />

wenn gänzlich auf nachträgliche Beitragsforderungen<br />

für das Jahr 2019 verzichtet werden würde.<br />

Mittelfristig könnten die teilweise bereits geplanten Umsatzsteuersenkungen<br />

helfen – und zwar dann, wenn die<br />

Unternehmen auch tatsächlich wieder Aufträge haben<br />

und Erlöse erzielen, wo Umsatzsteuer anfällt. Das wird<br />

aber nicht reichen. Gleichzeitig stellt sich nämlich am<br />

Beispiel der Gaststätten die Frage, wie diese nach monatelanger<br />

Schließung ohne Rücklage und insbesondere<br />

ohne Soforthilfe-Förderung des neu anzuschaffenden<br />

Warenbestandes ihre Unternehmen wiedereröffnen sollen.<br />

Hier muss – wie bereits auch gemeinsam mit dem<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sministerium gefordert – eine Gesamtstrategie<br />

für eine Erweiterung der Soforthilfe für Unternehmen<br />

beim Bund geprüft werden.<br />

Dabei müssten dann alle Branchen gleichermaßen in<br />

den Blick genommen werden …<br />

Speck: Auf jeden Fall. Subjektiv sind alle jetzigen Einzelforderungen<br />

nachvollziehbar. Volkswirtschaftlich und international<br />

betrachtet können jedoch Einzelbegünstigungen<br />

bzw. „Einsparwettrennen“ zukünftig ganze<br />

Volkswirtschaften lahmlegen. Deshalb muss nunmehr<br />

mit Augenmaß die Frage gestellt werden, ob die Forderung,<br />

die der einen Sparte nutzt, nicht der anderen noch<br />

mehr schadet: Wenn ich mir als Händler zum Beispiel nun<br />

doch keine manipulationssichere Kasse anschaffen muss,<br />

verkauft jemand anderes keine Kasse und verdient nichts.<br />

Fakt ist, dass jeder Staat und jede Landesregierung die<br />

Schulden irgendwann zumindest teilweise zurückführen<br />

müssen – und diese brauchen dafür Einnahmen. Der Angestellte,<br />

der jetzt kurzarbeitet, würde das Bargeld aus<br />

dem gecancelten Urlaub eher benötigen als einen Gutschein.<br />

Die nationale und internationale Tourismusbranche<br />

aber braucht Liquidität.<br />

Was könnte die Lösung sein?<br />

Hilmar Speck: Es bedarf zumindest einer europäischen<br />

Abstimmung und Gesamtstrategie, wobei ein Steuersenkungswettbewerb<br />

unbedingt zu vermeiden ist. Es sind<br />

Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, um den<br />

volkswirtschaftlichen Gesamtnutzen zu erhöhen bzw. in<br />

der momentanen Krise eher den Schaden zu minimieren.<br />

Nachhaltiger wären wirkliche Schritte in die Zukunft:<br />

Unternehmen sollten ihre eigenen Prozesse digitalisieren<br />

(spart Geld und macht Corona-unabhängig), branchenübergreifend<br />

wird eine einfache, digitale Verwaltung benötigt<br />

und wünschenswert wäre nunmehr ein in eine<br />

nachhaltige, krisenfeste, digitalisierte Zukunft investiertes<br />

Konjunkturpaket.<br />

Die Fragen stellte Isabel Reimann.<br />

Hilmar Speck ist Steuerberater<br />

und zweiter Vizepräsident<br />

der Steuerberaterkammer<br />

Sachsen-<br />

Anhalt.<br />

Steuerberater<br />

Hilmar Speck<br />

Frau-von-Selmnitz-<br />

Straße 06<br />

06110 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 6813527-0<br />

www.speck.info<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 23


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

„<br />

Wie Chemieparks die Krise meistern –<br />

Mit Beginn der Coronakrise kam es für uns zunächst darauf an, die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter zu gewährleisten – und dann natürlich Sorge zu tragen, dass die Produktion<br />

unbeeinträchtigt weiterläuft. Wir haben daher umfassende Sicherheitsvorkehrungen<br />

am Chemiestandort Leuna eingeführt, um das Risiko von Infektionen zu<br />

minimieren. So wurden Hygienemaßnahmen intensiviert, Veranstaltungen abgesagt<br />

und insbesondere der Zutritt von Besuchern zum Chemiestandort nur bei bestimmten<br />

Voraussetzungen zugelassen. Um Infektionen zu vermeiden, wurden auch arbeitsorganisatorische<br />

Maßnahmen zur Reduzierung der persönlichen Kontakte getroffen.<br />

Diese Maßnahmen haben sich bis jetzt bewährt und wir konnten das Virus vom Chemiestandort<br />

fernhalten. Zwar konnten wir die Produktion im Wesentlichen aufrechterhalten. Die<br />

Gefahr von Beeinträchtigungen der Chemieproduktion wächst jedoch mit jedem weiteren Tag<br />

des verordneten Stillstands.<br />

Worauf es deshalb jetzt ankommt, ist unsere industrielle Wertschöpfung in der Fläche wieder<br />

hochzufahren. Denn nur wenn diese funktioniert, haben wir auch die Mittel, unser Gesundheitssystem<br />

aufrechtzuerhalten. Wir müssen dringend weitere Beeinträchtigungen von der<br />

Industrie fernhalten und sehr behutsam und unter Berücksichtigung aller Vorsichtsmaßnahmen<br />

Schritt für Schritt in den Normalbetrieb zurückkehren.“<br />

Dr. Christof Günther,<br />

Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH und Vizepräsident der IHK Halle-Dessau<br />

InfraLeuna GmbH<br />

Am Haupttor, Bau 4310<br />

06237 Leuna<br />

www.infraleuna.de<br />

„<br />

Wir haben mit Eintritt des Lockdowns in einer Leitungsrunde festgelegt, wie wir<br />

den von uns verantworteten Betrieb kritischer Infrastruktur, beispielsweise die sehr<br />

komplexe Abwasserentsorgung, sicherstellen. Schlagworte dabei waren ‚einigeln‘<br />

und ‚vereinzeln‘: Wir haben etwa Postübergabestationen eingerichtet, ein striktes<br />

Desinfektionsregime etabliert und die Schichtübergaben aufs Wesentlichste reduziert.<br />

Büroarbeiter wurden auf Einzelbüros verteilt; unsere vier technischen Schichtgruppen<br />

jeweils in eine operative Einheit sowie eine Reserveeinheit aufgesplittet. In<br />

einer Runde mit den Geschäftsführern der bei uns angesiedelten Unternehmen zeigte<br />

sich, dass durch die Bank alle zügig ähnliche Maßnahmen veranlasst haben. Bis Anfang Mai<br />

sind meiner Kenntnis nach bei den Firmen in unserem Chemiepark keine nennenswerten Produktionseinbrüche<br />

zu verzeichnen gewesen; ein Unternehmen hat die Situation genutzt, eine<br />

ohnehin anstehende Revision vorzuziehen. Die schnelle Reaktion und Unterstützung seitens<br />

Bundes- und Landesregierung, Investitionsbank und Kammern war hilfreich – was jetzt allerdings<br />

nicht passieren darf ist, dass sich alle nur auf Corona fokussieren und an anderer Stelle<br />

Sand ins Getriebe kommt. Ein Beispiel: Die behördliche Überprüfung eines unserer Bauvorhaben<br />

liegt nun schon seit Monaten auf Eis und hindert uns bislang an der Beantwortung einer<br />

ganz konkreten Ansiedlungsanfrage.“<br />

Arvid Friebe,<br />

Geschäftsführer der Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH<br />

Chemie- und<br />

Industriepark Zeitz<br />

Hauptstraße 30<br />

06729 Elsteraue<br />

Tel. 03441 84 2402<br />

www.industriepark-zeitz.de<br />

24<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

vier Stimmen aus der Region<br />

„<br />

Passen Sie auf sich auf, halten Sie Abstand und bitte befolgen Sie die Hygienevorschriften!‘<br />

– Mit dieser Botschaft richtet sich die Geschäftsführung der Chemiepark<br />

Bitterfeld-Wolfen GmbH seit Beginn der Pandemie regelmäßig an ihre Mitarbeiter.<br />

Neben der Bereitstellung von Desinfektionsmitteln und Masken haben wir binnen<br />

kürzester Zeit die technischen Voraussetzungen geschaffen, um dem Großteil der<br />

Mitarbeiter die Arbeit aus dem Homeoffice zu ermöglichen. Digitalisierung und<br />

mobile Endgeräte machen es leicht, sich auch per Telefon- und Videokonferenz<br />

abzustimmen.<br />

Im technischen Bereich ist das unmöglich. Hier wurden Teams separiert, die nun zeitversetzt<br />

alle notwendigen Arbeiten durchführen und unseren Ansiedlern für Dienstleistungen in<br />

gewohnter Art und Weise bereitstehen. Statt der sonst üblichen Übergabe auf dem Betriebshof<br />

verständigen sich die Kollegen nun nach Dienstende jeweils telefonisch.<br />

Nur mit klaren Vorgaben ist eine Rückkehr in die Normalität denkbar. In diesem für alle Beteiligten<br />

vollkommen unbekannten Szenario hoffen wir auf politische Entscheidungen, die unter<br />

Berücksichtigung von Expertenmeinungen getroffen werden.<br />

Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen sind ca. 12.000 Menschen beschäftigt. Eine Wiederbelebung<br />

kann nur gelingen, wenn ihr Wohlergehen oberste Priorität besitzt.“<br />

Dr. Michael Polk,<br />

Geschäftsführer der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH<br />

Chemiepark<br />

Bitterfeld-Wolfen<br />

Zörbiger Straße 22<br />

06749 Bitterfeld-Wolfen<br />

Tel. 03493 72779<br />

www.chemiepark.de<br />

„<br />

Seit Beginn der Pandemie analysieren wir intensiv die Situation, um eine koordinierte<br />

Planung und Durchführung aller Maßnahmen zu gewährleisten. Im Mittelpunkt<br />

stand und steht dabei stets die Sicherheit und Gesundheit unserer<br />

MitarbeiterInnen, Servicepartner und Lieferanten.<br />

Wir haben früh die Hygienevorschriften ausgeweitet und zusätzliche Schutzmaßnahmen<br />

ergriffen. So arbeiten MitarbeiterInnen, die nicht zwingend für die Aufrechterhaltung<br />

der Produktionsanlagen vor Ort sein müssen, von zu Hause. Auch<br />

unsere Auszubildenden im ersten Lehrjahr lernen derzeit per Videokonferenz. Veranstaltungen<br />

wurden abgesagt, interne Meetings auf Video- und Telefonkonferenzen umgestellt.<br />

Für die KollegInnen in der Produktion einschließlich unserer Servicepartner und Lieferanten<br />

haben wir alle Maßnahmen ergriffen, um physische Distanz zu sichern. So konnten wir gewährleisten,<br />

dass unsere Produktion weiterlaufen kann.<br />

Die Coronakrise macht deutlich, welche wichtige Rolle die chemische Industrie spielt. Viele<br />

unserer Produkte sichern die Grundversorgung unserer <strong>Wirtschaft</strong> und sind essenziell für viele<br />

medizinische Leistungen sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Konsumgütern.“<br />

Christoph Maier,<br />

Geschäftsführer der Dow Olefinverbund GmbH (im ValuePark® Schkopau)<br />

Dow Olefinverbund GmbH<br />

Straße B 13<br />

06258 Schkopau<br />

Tel. 03461 49-2579<br />

www.dow.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 25


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Wie schnell ist „sofort“?<br />

Eine Glosse von Reinhard Schröter, stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer<br />

Wenn es um das Programm „Sachsen-Anhalt ZUKUNFT“<br />

geht, scheinen manchmal die ganz einfachen Fragen besonders<br />

schwer zu beantworten zu sein:<br />

• „Aus anderen Bundesländern hört man, dass die Zeitspanne<br />

von der Antragstellung bis zur Auszahlung viel<br />

kürzer ist. Warum dauert das in Sachsen-Anhalt so<br />

lange?“<br />

• „Wie lange dauert es konkret, einen einzelnen Antrag zu<br />

bearbeiten – beziehungsweise wie viele Anträge schafft<br />

die Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB) an einem Tag?“<br />

• „Was wird getan, um das Antragsverfahren zu beschleunigen?“<br />

Dies ist nur eine kleine Auswahl jener Fragen, die uns zur<br />

Soforthilfe in den vergangenen Wochen erreicht haben.<br />

Zur Erinnerung: Mit dem Programm „Sachsen-Anhalt<br />

ZUKUNFT“ sollen vor allem kleine und mittlere Unternehmen<br />

so unterstützt werden, dass sie trotz Covid-<br />

19-Krise eine wirtschaftliche Perspektive haben. Denn<br />

nicht wenigen davon hat die Pandemiebekämpfung unverschuldet<br />

ein staatlich verordnetes Berufsverbot mit<br />

100 Prozent Einnahmeausfall beschert.<br />

Es handelt sich bei diesem Programm um die Corona-Soforthilfe<br />

des Landes für Unternehmen in Not. Festzuhalten<br />

bleibt: Die Verordnungen des Landes regeln eine<br />

Menge Details.<br />

Nur nicht, wie lange „sofort“ dauert …<br />

Schon bald nachdem das Antragsverfahren am 30. März<br />

<strong>2020</strong> gestartet worden war, bekamen die Mitarbeiter an<br />

der IHK-Corona-Hotline 0345 2126-100 Beschwerden zu<br />

hören: Antrag schnell per Mail bei der IB gestellt, aber<br />

keine Eingangsbestätigung bekommen, nicht einmal eine<br />

standardisierte. Und dann: gewartet, gewartet, gewartet<br />

– sehr lange kein Bescheid und kein Geld.<br />

Diese Beschwerden dauerten nicht nur an, sie wurden<br />

bald auch drängender und schließlich aggressiver,<br />

manchmal sogar verzweifelt. Zunächst haben die IHK-<br />

Mitarbeiter versucht zu erklären, zu beschwichtigen und<br />

auch um Verständnis für die gewiss nicht ganz einfache<br />

Lage der IB zu werben. Dies haben wir in täglichen Meldungen<br />

an das sachsen-anhaltische <strong>Wirtschaft</strong>sministerium<br />

vorgebracht und auf Abhilfe gedrängt.<br />

Wie gesagt: Es geht für viele um die wirtschaftliche<br />

Existenz.<br />

Deshalb will die „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“ zu Klärung<br />

beitragen und hat eine Liste von sieben Fragen von Unternehmern<br />

anonymisiert an die IB geschickt. Drei davon<br />

waren oben zu lesen.<br />

Die IB hat allerdings entschieden, die konkreten Fragen<br />

der Unternehmerinnen und Unternehmer nicht im Detail<br />

zu beantworten. Die Fragen seien zu sehr auf einzelne<br />

Fälle bezogen und teilweise sogar fehlerhaft. Deshalb<br />

böten die Antworten nach Ansicht der Bank den meisten<br />

Antragstellern keine Unterstützung. Außerdem wies uns<br />

die IB darauf hin, dass die meisten Anliegen bis zum Erscheinen<br />

der "<strong>Mitteldeutsche</strong>n "<strong>Wirtschaft</strong>" bereits erledigt<br />

sein dürften.<br />

Wir sind natürlich außerordentlich dankbar, dass die IB so<br />

sehr um die Aktualität unseres Heftes besorgt ist.<br />

Aber die konkreten Antworten interessieren uns<br />

natürlich trotzdem.<br />

Zu Zahlen und Verfahren erklärt uns die IB sehr ausführlich:<br />

• „Zwischen 19.000 und 20.000 Corona-Soforthilfe-<br />

Anträge und damit ca. 50 Prozent aller bisherigen<br />

Anträge sind allein in den ersten beiden Tagen (30. und<br />

31. März <strong>2020</strong>) eingegangen.“<br />

• „Die IB hat seit Beginn der Antragstellung am 30. März<br />

<strong>2020</strong> die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,<br />

die für die Corona-Soforthilfe eingesetzt werden, kontinuierlich<br />

erweitert. Der Start am 30. März <strong>2020</strong> erfolgte<br />

mit rund 75 Mitarbeitern. Bereits im Laufe der<br />

ersten beiden Wochen wurde eine Verdoppelung des IB-<br />

Personals zur Umsetzung der Corona-Soforthilfe vorgenommen.“<br />

26<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

• „Hinzugezogen wurden in der Zwischenzeit auch externe<br />

Mitarbeiter der Landesverwaltung. Dazu mussten<br />

Vorarbeiten (u. a. Räumlichkeiten, Zugang zu den IT-Sys -<br />

temen, Einbindung in die jeweiligen Prozesse, Schulungsunterlagen<br />

und -personal) geleistet werden.“<br />

• „Über 200 Mitarbeiter aus der IB sowie – per 29. April<br />

<strong>2020</strong> – 24 Mitarbeiter vom Ministerium für <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Wissenschaft und Digitalisierung und 10 Mitarbeiter<br />

vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie<br />

arbeiten mittlerweile in den verschiedenen Tätigkeiten<br />

im Rahmen der Corona-Bearbeitung. Seit Montag,<br />

4. Mai <strong>2020</strong>, werden ebenfalls Mitarbeiter vom<br />

Landesrechnungshof (15) und aus der Landtagsverwaltung<br />

(7) zur Unterstützung eingesetzt.“<br />

• „Bis Montagabend, 4. Mai <strong>2020</strong>, sind bei der Investitionsbank<br />

Sachsen-Anhalt rund 42.600 Anträge eingegangen,<br />

bewilligt sind davon mehr als die Hälfte, konkret<br />

23.150 (Stand: 4. Mai <strong>2020</strong>) über ein Volumen von<br />

rund 192 Millionen Euro.“<br />

Die Kurzfassung lautet: Zu bearbeiten ist eine Menge<br />

Holz.<br />

Das Personal dafür in der IB wurde deshalb auf zuletzt<br />

insgesamt knapp 260 Köpfe aufgestockt. Diese bewilligen<br />

nach Aussage des <strong>Wirtschaft</strong>sministeriums Anfang Mai<br />

„in der Regel“ 1.400 Anträge pro Tag. Wenn es in diesem<br />

Tempo weitergeht (beziehungsweise weitergegangen sein<br />

wird), würde der letzte Antrag tatsächlich Ende Mai abgearbeitet<br />

sein.<br />

„Sofort“ hieße also in diesem Fall: acht Wochen nach Beginn<br />

des Verfahrens. Und das scheint dann für die IB in der<br />

Tat schnell zu sein. Denn bei anderen Förderprogrammen<br />

warten die Unternehmen auch schon einmal länger, wie<br />

eine kleine – zugegebenermaßen nicht repräsentative –<br />

Rückfrage bei einigen Unternehmen erbracht hat.<br />

Der Rekord liegt dabei aktuell wohl bei stolzen 35 Wochen,<br />

die ein Unternehmer im Rahmen des Programms<br />

„Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sstruktur" nach Absenden seiner Mittelanforderung<br />

für einen bewilligten Antrag auf die Auszahlung<br />

wartet. Das war Ende April, und das Geld war dann noch<br />

nicht eingegangen. Am schnellsten ging es in einem anderen<br />

Fall bei einer Förderung zum Wissens- und Technologietransfer.<br />

Diese Zahlung kam nach acht Wochen.<br />

Also praktisch sofort.<br />

Zu den Gründen für den Verzug beim Unterstützungsprogramm<br />

„Sachsen-Anhalt ZUKUNFT“ erklärt uns die<br />

IB: „Viele Anträge sind unvollständig oder fehlerhaft, sodass<br />

die Mitarbeiter im individuellen Austausch mit dem<br />

Kunden telefonisch oder per E-Mail versuchen, die fehlenden<br />

Angaben sowie unplausible Angaben zu klären.<br />

Ende April betraf dies laut Auskunft des <strong>Wirtschaft</strong>sministeriums<br />

noch immer ein Drittel der Anträge.<br />

Auch das Erkennen doppelt eingereichter Anträge, die<br />

Verarbeitung von Änderungsanträgen und das Zurücksenden<br />

substanziell unvollständiger Anträge (z. B. bei<br />

fehlender Unterschrift) erzeugen, aufgrund der hohen<br />

Stückzahlen, einen sehr hohen Aufwand und verlängern<br />

somit die Bearbeitungszeit.“<br />

Für die IHK ist diese Auskunft deshalb besonders ärgerlich,<br />

weil sie gemeinsam mit den anderen Kammern zuvor<br />

ausdrücklich angeboten hatte, als Vorprüfstelle für<br />

Anträge zu fungieren. Dieses Verfahren hatte sich in der<br />

Fluthilfe 2013 bewährt und wird gegenwärtig beispielsweise<br />

in Thüringen, Baden-Württemberg und anderen<br />

Bundesländern erfolgreich praktiziert. Aber leider wurde<br />

dieses Angebot dankend mit der Begründung abgelehnt,<br />

man plane ein „sehr schlankes“ Verfahren, so dass die von<br />

uns angebotene Vorprüfung auf Plausibilität und Vollständigkeit<br />

entbehrlich sei.<br />

Dieser Bescheid kam ohne Zögern … sofort.<br />

Anträge bis 31. Mai <strong>2020</strong> stellen<br />

Mit dem Programm „Sachsen-Anhalt ZUKUNFT“<br />

unterstützen der Bund und das Land Unternehmen<br />

bei der Überbrückung von akuten Liquiditätsengpässen.<br />

Die Finanzhilfe soll zur Existenzsicherung<br />

und zur Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit<br />

dienen. Anträge können bis zum 31. Mai <strong>2020</strong> an<br />

die Investitionsbank des Landes Sachsen-Anhalt<br />

(IB) gestellt werden – per E-Mail an soforthilfecorona@ib-lsa.de<br />

oder seit Ende April auch über<br />

ein Onlineverfahren: https://antrag.ib-sachsenanhalt.de/product-selection.<br />

Einen Überblick über alle Hilfen für Unternehmen und<br />

weitere aktuelle Themen rund um die Corona-Pandemie<br />

hat die IHK auf ihrem Info-Portal zusammengestellt:<br />

www.halle.ihk.de/coronavirus.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Stellvertretender<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Reinhard Schröter<br />

Tel. 0345 2126-266<br />

rschroeter@halle.ihk.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Hotline<br />

Tel. 0345 2126-100<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 27


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Erfolgreich arbeiten im<br />

Homeoffice<br />

Im Zuge der Coronakrise war beziehungsweise ist bei zahlreichen Firmen Homeoffice<br />

angesagt. Auch nach den Lockerungen bleibt diese Arbeitsform eine Option.<br />

Dabei müssen Arbeitgeber einiges beachten – die zehn wichtigsten Punkte:<br />

Quelle: IHK München,<br />

BMFSFJ, BfDI<br />

28<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Arbeitsmittel zur Verfügung stellen<br />

Der Arbeitgeber muss dem Arbeitnehmer alles zur Verfügung<br />

stellen, was dieser braucht, um von zu Hause aus<br />

arbeiten zu können. Das gilt auch, wenn es im Haushalt<br />

genügend Computer gibt. Das Unternehmen kann seine<br />

Mitarbeiter nicht dazu verpflichten, privates Eigentum<br />

für die Arbeit zu nutzen. Das sollte im beiderseitigen Interesse<br />

auch deshalb vermieden werden, weil sich Daten<br />

des Arbeitgebers kaum jemals wieder vom Privatrechner<br />

entfernen lassen.<br />

Schutz vor Hackerangriffen<br />

Ein wesentlicher Punkt ist der Schutz der Firmendaten vor<br />

unbefugten Zugriffen Dritter (Hacker). Gerade für kleinere<br />

und mittelständische Unternehmen, die meist nicht über<br />

eine professionelle IT-Sicherheitsabteilung verfügen, gilt:<br />

Unternehmensinterne Daten müssen bestmöglich geschützt<br />

werden, damit sie nicht in die Hände von Cyberkriminellen<br />

fallen. Das Homeoffice ist insofern eine neuralgische<br />

Arbeitsumgebung, da die private Internetverbindung<br />

der Mitarbeiter meistens schlechter gegen<br />

Hackerangriffe geschützt ist als die Leitung des Unternehmens.<br />

Daher ist es gerade bei Firmen oder Abteilungen<br />

mit sensiblen Daten sinnvoll, wenn der Arbeitgeber<br />

jedem einzelnen Mitarbeiter einen VPN-Zugang zur Verfügung<br />

stellt. Dadurch werden die Daten verschlüsselt,<br />

sodass ein erfolgreicher Hackerangriff unwahrscheinlicher<br />

wird.<br />

Welche Unterstützung bekommen<br />

Unternehmen?<br />

Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ermöglichen<br />

wollen, im Homeoffice zu arbeiten, können finanzielle<br />

Unterstützung erhalten.<br />

Mehr Informationen zum Förderprogramm „go-digital“<br />

gibt es hier im Heft auf Seite 38.<br />

Weitere, vor allem<br />

rechtliche Fragen und<br />

Antworten zum Thema<br />

finden interessierte<br />

Unternehmen auf dem<br />

Info-Portal der IHK<br />

Halle-Dessau unter<br />

www.halle.ihk.de/coronavirus<br />

(Nr. 4736194<br />

ins Suchfeld eingeben).<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Recht und Fair Play<br />

Dr. Ute Jähner<br />

Tel. 0345 2126-226<br />

ujaehner@halle.ihk.de<br />

Anzeige<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 29


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Partner und Lösungen finden<br />

Die Coronakrise aktivierte weltweit Initiativen zur Unterstützung von<br />

Bedürftigen. Gleichzeitig sind Unternehmen auf der Suche nach verlässlichen<br />

Partnern oder Zulieferern. Da alle vor den gleichen Herausforderungen stehen,<br />

gibt es immer mehr überregionale Kooperationsplattformen. Eine Auswahl.<br />

Care & Industrie gemeinsam gegen CORONA<br />

Die Kooperationsplattform "Care & Industry together<br />

against CORONA" zielt darauf ab, den Gesundheitssektor<br />

zu unterstützen. Sie will die verschiedenen Akteure in<br />

Europa zusammenbringen, um Angebote und Gesuche<br />

zusammenzuführen, Wissen und Anforderungen zu teilen<br />

und einen Überblick über die passende Unterstützung in<br />

der jeweiligen Region zu geben.<br />

Interessierte Unternehmen können selbst ein Profil anlegen<br />

und sowohl Lösungen anbieten als auch potenzielle<br />

Kooperationspartner suchen.<br />

Ansprechpartner<br />

in Sachsen-Anhalt:<br />

tti Technologietransfer<br />

und Innovationsförderung<br />

Magdeburg GmbH<br />

Corinna Kunert<br />

Tel. 0391 7443522<br />

ckunert@tti-md.de<br />

IHK Magdeburg<br />

Sven Erichson<br />

Tel. 0391 5693148<br />

erichson@magdeburg.<br />

ihk.de<br />

https://careindustry-togetheragainst-corona.<br />

b2match.io/home<br />

leverist<br />

leverist.de ist eine kostenlose Onlineplattform für Unternehmer<br />

auf der Suche nach Geschäftsmöglichkeiten<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern. Sie zeigt<br />

Geschäftspotenziale auf und schafft Kontakte zu Expert*innen<br />

vor Ort. Um schnelle und pragmatische<br />

Lösungen für Corona-spezifische Herausforderungen<br />

liefern zu können, wurde das Angebot nun unter<br />

www.leverist.de/Covid19 erweitert. Firmen können sich<br />

ein Profil erstellen und in direkten Kontakt mit den Ansprechpartnern<br />

der Gesuche treten. Wer neue Partner<br />

oder Lösungen sucht, kann den EZ-Scout der IHK kontaktieren,<br />

um selbst Gesuche einzustellen.<br />

www.leverist.de/Covid19<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Katy Schröder<br />

EZ-Scout<br />

Tel. 0345 2126-276<br />

ez-scout@halle.ihk.de<br />

Teamtausch<br />

Die IHK Aachen hat gemeinsam mit dem IT-Anbieter<br />

INFORM eine bundesweite, kostenfreie Onlineplattform<br />

für den Austausch von Arbeitnehmern gestartet. Dort<br />

können Unternehmen mit Corona-bedingt geringem Arbeitsaufkommen,<br />

die ihre Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit<br />

schicken wollen, branchenübergreifend mögliche alternative<br />

Einsatzmöglichkeiten finden: Sie geben in der<br />

Börse an, wie viele Arbeitskräfte sie temporär entleihen<br />

können. Umgekehrt tragen Betriebe, die kurzfristig personelle<br />

Unterstützung benötigen, dort ein, wie viele<br />

Mitarbeiter sie für welche Tätigkeiten in welcher Region<br />

suchen. Passen Angebot und Nachfrage zusammen, kontaktieren<br />

sich die Unternehmer und klären dann untereinander<br />

direkt die Details der Mitarbeiterentsendung.<br />

TeamTausch ist ein gänzlich nicht-kommerzielles Projekt<br />

für Unternehmer. Die Nutzung der Onlineplattform erfordert<br />

eine kostenfreie Registrierung.<br />

www.teamtausch.de<br />

30<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


SCHWERPUNKT IN TRITT KOMMEN<br />

Kurzarbeitergeld für Auszubildende<br />

Auszubildenden kann in der Regel keine Kurzarbeit angeordnet<br />

werden. Unter bestimmten Umständen kann<br />

jedoch auch für sie Kurzarbeitergeld infrage kommen.<br />

Um das Kurzarbeitergeld schnell und unbürokratisch bewilligen<br />

zu können, hat die Agentur für Arbeit das Antragsverfahren<br />

stark vereinfacht und verzichtet derzeit<br />

auf detaillierte Nachweise. Es ist somit für Auszubildende<br />

kein zusätzliches Verwaltungsverfahren notwendig. Der<br />

Arbeitgeber muss unter den aktuellen Rahmenbedingungen<br />

in seinem KuG-Antrag angeben, dass die Ausbildungsinhalte<br />

momentan nicht vermittelt werden können<br />

und seit wann dies der Fall ist.<br />

Mehr Informationen bietet die Website der Bundesagentur für Arbeit:<br />

www.arbeitsagentur.de/news/corona-virus-informationen-fuerunternehmen-zum-kurzarbeitergeld<br />

Weitere Informationen zu Corona bedingten Änderungen im Bereich Ausund<br />

Weiterbildung: www.halle.ihk.de/coronavirus (Nr. 4725192 ins Suchfeld<br />

eingeben)<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und<br />

Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 31


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

INTERESSENVERTRETUNG<br />

IHK-Gremienarbeit während der Krise<br />

Die Eindämmung der Covid-19-Pandemie hat die politische Interessenvertretung<br />

zum Wohle der <strong>Wirtschaft</strong> um eine Nuance erweitert: die Gremienarbeit per<br />

Videokonferenz. Ein Zwischenstand.<br />

Gemeinschaft, Austausch und Nähe – nicht<br />

zuletzt auf diesem Selbstverständnis beruht<br />

eine Industrie- und Handelskammer: Branchenübergreifend<br />

steht die Unternehmerschaft<br />

der Region zusammen und stellt sich<br />

den Herausforderungen der Zeit. Auch deshalb<br />

heißt das oberste IHK-Gremium „Vollversammlung“,<br />

obwohl es natürlich kein Treffen<br />

aller heimischen Firmen auf dem<br />

Marktplatz, sondern ein demokratisch gewähltes<br />

repräsentatives Gremium ist.<br />

Im Ludwig-Wucherer-Saal der IHK in Halle<br />

(Saale) tagt die Vollversammlung normalerweise<br />

vier Mal im Jahr – im Anschluss bietet<br />

sich immer Gelegenheit, miteinander ins<br />

Gespräch zu kommen – wie hier Dr. Jürgen<br />

Koppe, Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der MOL Katalysatortechnik GmbH (l.) mit<br />

Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der<br />

InfraLeuna GmbH und IHK-Vizepräsident.<br />

Und bei jeder Sitzung geht es neben der Tagesordnung<br />

ganz selbstverständlich auch um<br />

das persönliche Gespräch der Unternehmensvertreter<br />

im traditionsreichen Ludwig-<br />

Wucherer-Saal.<br />

Frage: Was machen Versammlungsverbote<br />

und Kontaktbeschränkungen der Coronakrise<br />

mit einer solchen Diskussions- und Entscheidungskultur<br />

der alten Schule? Antwort: Sie<br />

erweitern die Interessenvertretung um eine<br />

neue Ebene: die Video-Gremienarbeit.<br />

Ohnehin sieht die IHK-Satzung vor, dass das<br />

Präsidium bei eilbedürftigen Beschlüssen an<br />

Stelle der Vollversammlung entscheiden kann –<br />

zwölf gestandene Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

aus deren Mitte. Und wenn kein<br />

persönliches Treffen möglich ist, dann kann<br />

auch im Umlaufverfahren abgestimmt werden.<br />

Und so war das erste IHK-Positionspapier<br />

zum „Soft Opening“<br />

Ergebnis eines solchen Umlaufbeschlusses:<br />

telefonische Vorbesprechung<br />

am 31. März, Videokonferenz<br />

am 15. April, anschließende<br />

Abstimmung per E-Mail.<br />

Die Videokonferenz haben dann<br />

auch die IHK-Fachausschüsse für<br />

ihren Austausch gewählt. Im Finanzdienstleistungsausschuss<br />

tauschten sich Vertreter von Kredit-<br />

und Versicherungswirtschaft<br />

über die wirtschaftlichen Folgen<br />

aus. Tourismus- und Handelsausschuss<br />

diskutierten auf diesem<br />

Weg ergänzende branchenspezifische<br />

Forderungen und Empfehlungen –<br />

inklusive einer Abstimmung.<br />

Das Videoformat haben schließlich auch<br />

sechs Mitglieder des IHK-Präsidiums genutzt,<br />

um über die Internetseite der IHK eine persönliche<br />

Botschaft an die Mitgliedsunternehmen<br />

zu senden: In den Filmen geht es<br />

nicht nur darum zu verdeutlichen, dass und<br />

wie die verschiedenen Branchen in unserem<br />

Land betroffen sind, sondern auch um das<br />

Fazit der Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten:<br />

„Gemeinsam sind wir stark!“<br />

Das Signal ist klar: Gemeinschaft, Austausch<br />

und Nähe bleiben wichtig – digital und analog.<br />

Und die Mitglieder der Vollversammlung<br />

werden sich „nach Corona“ wieder persönlich<br />

treffen.<br />

Hier geht es zu den Filmen auf der Website<br />

der IHK, in denen Vizepräsidentinnen und<br />

-präsidenten von den Herausforderungen<br />

für ihre Unternehmen berichten.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Büro Präsident und<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Cordula Henke<br />

Tel. 0345 2126-245<br />

chenke@halle.ihk.de<br />

32<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

Gremienarbeit „vorher und nachher“: Weil Treffen<br />

im klassischen Sinn (unten: Rückblick auf eine IHK-<br />

Vollversammlung vor der Coronakrise) derzeit nicht<br />

möglich sind, finden die Sitzungen einstweilen als<br />

Videokonferenzen statt (oben: der IHK-Handelsausschuss<br />

vom 6. Mai <strong>2020</strong>).<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 33


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

AUSSCHÜSSE UND ARBEITSKREISE<br />

„Digitale Bildung aktiv gestalten“<br />

Wie soll die berufliche Bildung in Zukunft aussehen? Mit dieser Frage hat sich<br />

der IHK-Arbeitskreis Bildung in seiner letzten Sitzung befasst. Die „<strong>Mitteldeutsche</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong>“ sprach mit der Vorsitzenden Kerstin Kühne, gleichzeitig Vizepräsidentin<br />

der IHK, über die Vorhaben des regionalen Aktionsplans „Berufliche Bildung“.<br />

Welche Maßnahmen des regionalen Aktionsplans<br />

haben sich bewährt, um die duale<br />

Berufsausbildung zu stärken – und was soll<br />

davon fortgeführt werden?<br />

Kerstin Kühne: Sehr erfolgreich sind die Ausbilderworkshops,<br />

das Projekt ValiKom Transfer,<br />

das Projekt der IHK-Ausbildungsbotschafter<br />

oder die Fördermittelberatung für Weiterbildung.<br />

Diese wollen wir in jedem Fall fortführen.<br />

Darüber hinaus gilt es, neue Zielgruppen<br />

für die berufliche Bildung zu erschließen – das<br />

heißt, Projekte für Jugendliche mit Migrations-<br />

und Flüchtlingshintergrund oder zur Anwerbung<br />

von ausländischen Auszubildenden<br />

weiter zu unterstützen. Auch müssen wir die<br />

Beratung von Studienzweiflern verstärken<br />

und die assistierte Ausbildung (Informationen<br />

dazu siehe Seite 11) fortführen.<br />

In der Coronakrise gewinnt die digitale Bildung<br />

verstärkt an Aufmerksamkeit. Was<br />

muss hier geschehen und wie kann sich die<br />

IHK einbringen?<br />

Kühne: Die IHK Halle-Dessau wird sich weiterhin<br />

in bestehende und neue digitale Projekte<br />

einbringen. So soll zum einen das Angebot<br />

an Onlineprüfungen im Bereich der<br />

Sach- und Fachkunde erweitert werden. Darüber<br />

hinaus schlägt der Arbeitskreis vor, das<br />

IHK-Beratungs- und Serviceangebot stärker<br />

auszubauen – beispielsweise um eine Online-<br />

Prüfungsanmeldung, einen Online-Projektantrag<br />

oder eine e-Rechnung bei Gebühren.<br />

Allerdings sind angesichts der Coronakrise<br />

durchaus Verschiebungen in der Prioritätensetzung<br />

der einzelnen Vorhaben denkbar.<br />

Möglicherweise wird es auch neue zusätzliche<br />

Schwerpunkte geben, so dass wir den bisherigen<br />

Entwurf des regionalen Aktionsplans<br />

überarbeiten müssen.<br />

Was passiert mit den Vorschlägen des Arbeitskreises<br />

Bildung?<br />

Kühne: Die Mitglieder des Arbeitskreises werden<br />

die verschiedenen Vorhaben zusammentragen<br />

und dem Hauptgeschäftsführer der<br />

IHK einen zweiten regionalen Aktionsplan<br />

empfehlen. Die Vollversammlung könnte diesen<br />

in einer ihrer nächsten Sitzungen beschließen.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Dr. Simone Danek<br />

Tel. 0345 2126-346<br />

sdanek@halle.ihk.de<br />

Kerstin Kühne, Geschäftsführerin der b.i.g. dienstleistungsmanagement GmbH, engagiert sich ehrenamtlich als Vizepräsidentin<br />

der IHK Halle-Dessau sowie als Vorsitzende des IHK-Arbeitskreises Bildung.<br />

Regionaler Aktionsplan der IHK Halle-Dessau<br />

Im Jahr 2015 hatte die IHK-Organisation die Strategie<br />

„Berufliche Bildung 2025“ entwickelt, aus der ein<br />

erster bundesweiter Aktionsplan hervorging. Angelehnt<br />

daran beschloss die Vollversammlung der IHK<br />

Halle-Dessau 2016 einen eigenen regionalen Aktionsplan,<br />

der in weiten Teilen erfüllt wurde und noch<br />

erfüllt wird.<br />

Ausgehend von der Strategie der IHK ist im Februar<br />

dieses Jahres auf Bundesebene ein zweiter bundesweiter<br />

Aktionsplan für die Jahre <strong>2020</strong> bis 2025 beschlossen<br />

worden. Die IHK Halle-Dessau will darauf<br />

aufbauend erneut einen eigenen zweiten regionalen<br />

Aktionsplan auf den Weg bringen. Die Mitglieder des<br />

Arbeitskreises Bildung haben die geplanten Aktionen<br />

auf Bundesebene in den Blick genommen und<br />

darüber diskutiert, wie sich diese regional umsetzen<br />

lassen.<br />

34<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

IHK-JUBILÄUM<br />

<strong>Wirtschaft</strong> als Triebkraft der Gesellschaft<br />

In diesem Jahr begeht die Industrie- und<br />

Handelskammer Halle-Dessau ihr 175-jähriges<br />

Jubiläum. 175 Jahre IHK-Geschichte bedeuten<br />

zum einen 175 Jahre wirtschaftliche<br />

Selbstverwaltung und ein ebenso langes Ringen<br />

um bestmögliche Rahmenbedingungen<br />

für unternehmerisches Handeln; zum anderen<br />

bedeuten sie aber auch 175 Jahre Ringen<br />

um das Privileg der Selbstverwaltung an sich.<br />

In den folgenden <strong>Ausgabe</strong>n der „<strong>Mitteldeutsche</strong>n<br />

<strong>Wirtschaft</strong>“ wollen wir an dieser Stelle<br />

die Geschichte der Kammer in den Blick nehmen<br />

– und dabei vor allem jene Persönlichkeiten<br />

beleuchten, welche die letzten 175 Jahre<br />

geprägt haben. Über deren Rolle haben wir mit<br />

dem Historiker Dr. Bernd G. Ulbrich gesprochen,<br />

dem Autor des im <strong>Mitteldeutsche</strong>n Verlag<br />

erschienenen Buches „Geschichte der Industrie-<br />

und Handelskammer Halle-Dessau<br />

1844-2019“.<br />

Geschichten werden von Menschen gemacht<br />

… Welche Rolle spielten herausragende<br />

Unternehmerpersönlichkeiten bei<br />

der Entstehung der „Handelskammer für<br />

Halle und die Saalörter“?<br />

Dr. Bernd G. Ulbrich: Die Handelskammer<br />

wurde von weitsichtigen Männern aus <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Verwaltung gegründet. Sie erlebten<br />

eine zunehmend komplexe und dynamische<br />

<strong>Wirtschaft</strong> (Stichwort: Industrialisierung) und<br />

erkannten die Vorteile einer selbstverwalteten<br />

Institution an der Schnittstelle von <strong>Wirtschaft</strong><br />

und Staat – die Vorteile für beide Seiten. Hinzu<br />

kommt, dass sie die <strong>Wirtschaft</strong> als eine wesentliche<br />

Quelle für gesamtgesellschaftliche<br />

Entwicklung, sozialen Wohlstand und ein höheres<br />

Kulturniveau der in der <strong>Wirtschaft</strong> Tätigen<br />

verstanden. Ludwig Wucherer, der erste<br />

Vorsitzende der halleschen Kammer, ist ein<br />

Musterbeispiel für diese weiten Horizonte.<br />

Können Sie konkrete Beispiele für Wucherers<br />

soziales bzw. gesellschaftliches Engagement<br />

nennen?<br />

Ulbrich: Wucherer war eine wichtige Persönlichkeit<br />

der städtischen Verwaltung – er<br />

war Stadtrat, städtischer Kämmerer und<br />

lange Zeit Kassenführer der städtischen Armendirektion.<br />

Im öffentlichen Leben engagierte<br />

er sich unter anderem für die ersten<br />

Kinderbewahranstalten, den Hallischen<br />

Kunstverein, das Händel-Komitee und war<br />

Mitglied im Kirchenkollegium der Marktkirche<br />

Unser Lieben Frauen.<br />

Wir kennen ihn als Namenspatron für Straßen<br />

und Säle … Wer waren seine Mitstreiter?<br />

Ulbrich: Es war eine ganze Gruppe von<br />

„Gründervätern“, mit ähnlichen Erfahrungen<br />

und Erwartungen – Kaufleute, Händler, Industriepioniere,<br />

städtische Beamte. Besonders<br />

hervorzuheben ist Wucherers unmittelbarer<br />

Nachfolger an der Handelskammerspitze, der<br />

hallesche Industrielle Carl August Jacob.<br />

Wie Wucherer verstand auch er die Handelskammer<br />

als Teilbereich der gesamtgesellschaftlichen<br />

Arbeit am Gemeinwohl, dem er<br />

sich als Bürger und Unternehmer verpflichtet<br />

fühlte.<br />

Auch in späterer Zeit waren es immer wieder<br />

einzelne Persönlichkeiten, die die Arbeit der<br />

Kammer nicht nur in Halle, sondern auch im<br />

Herzogtum Anhalt geprägt haben. Wen würden<br />

Sie warum herausheben wollen?<br />

Ulbrich: Dr. Hermann Reichardt, der erste<br />

Vorsitzende der anhaltischen Handelskammer,<br />

war ein Experte in der chemischen Aufbereitung<br />

des Rohzuckers, Direktor der Dessauer<br />

Zuckerraffinerie und zugleich ein<br />

angesehener Stadtverordneter. Der Bankier<br />

Emil Steckner führte die hallesche Kammer<br />

souverän durch den 1. Weltkrieg und die<br />

Nachkriegskrise – eine Epoche, in der viele<br />

Stützpfeiler des gewohnten Lebens und <strong>Wirtschaft</strong>ens<br />

wegbrachen.<br />

In 175 Jahren hat die IHK Höhen und Tiefen<br />

erlebt: Wie bewerten Sie die handelnden Personen<br />

in der Zeit des Nationalsozialismus?<br />

Ulbrich: Die damaligen Kammerspitzen um<br />

Ernst Ehlert in Halle und Johannes Müller<br />

in Dessau waren keine Mitläufer, sondern<br />

überzeugte Nationalsozialisten. Sie setzten<br />

die zentralen wirtschafts- und rüstungspoli-<br />

Ludwig Wucherer, Vorsitzender<br />

der halleschen Handelskammer<br />

1844–1849<br />

Carl August Jacob, Vorsitzender<br />

der halleschen Handelskammer<br />

1849–1865<br />

Dr. Hermann Reichardt, Vorsitzender<br />

der anhaltischen<br />

Handelskammer 1890–1896<br />

Emil Steckner, Präsident der<br />

halleschen Handelskammer<br />

1902–1921<br />

Ernst Ehlert, Präsident der<br />

halleschen IHK und der GWK<br />

Halle-Merseburg 1934–1943<br />

Walter Chemnitz, Präsident<br />

der halleschen IHK<br />

1946–1952<br />

36<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

tischen Vorgaben um. Sie hatten dabei auch<br />

das Wohlergehen ihrer Kammerbezirke im<br />

Blick, aber unter den Prämissen des starken<br />

„Führerstaats“ und zunehmend auch der Rassenideologie.<br />

Wer prägte die IHK in der DDR-Zeit?<br />

Ulbrich: Direktoren der IHK bzw. ab 1983<br />

HGK (Handels- und Gewerbekammer) des Bezirkes<br />

Halle, zu der Dessau als Kreisgeschäftsstelle<br />

gehörte, waren – in dieser Reihenfolge<br />

– Walter Chemnitz, Dr. Rigomar<br />

Rieger, Erich Wenkel, Franz Hoheisel und<br />

Lothar Müller. Sie und ihre Mitarbeiter betreuten<br />

die Reste der Privatwirtschaft, die im<br />

Staatssozialismus geduldet waren: privater<br />

Einzelhandel, Gaststätten, Verkehrsunternehmen<br />

u. a.<br />

„<br />

Die Gründerväter der Handelskammer<br />

verstanden die <strong>Wirtschaft</strong><br />

als eine wesentliche Quelle<br />

für gesamtgesellschaftliche Entwicklung,<br />

sozialen Wohlstand und<br />

ein höheres Kulturniveau der in<br />

der <strong>Wirtschaft</strong> Tätigen.“<br />

Dr. Bernd G. Ulbrich<br />

Mit dem Neubeginn nach der Wende rückten<br />

auch neue Persönlichkeiten in den Mittelpunkt.<br />

War es eine Neugründung von „oben“<br />

oder aus der Unternehmerschaft selbst?<br />

Im Sitzungssaal des halleschen Handelskammergebäudes<br />

tagen auch heute noch<br />

die Mitglieder der Vollversammlung.<br />

Ulbrich: Der erste Impuls ging von privaten<br />

Gewerbetreibenden wie etwa dem halleschen<br />

Kohlenhändler Wolfgang Fell, teilweise aber<br />

auch von hauptamtlichen Mitarbeitern der<br />

(damaligen) Handels- und Gewerbekammer<br />

(HGK) aus. Fell wurde von der HGK-Delegiertenversammlung<br />

am 8. Februar 1990 zum Präsidenten<br />

der nunmehr wiedergegründeten<br />

halleschen Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) gewählt und von der neu konstituierten<br />

IHK-Vollversammlung am 12. November 1990<br />

in diesem Amt bestätigt. Hinzu kamen Entscheidungen<br />

auf politischer Ebene und umfangreiche<br />

Starthilfe durch den Deutschen Industrie-<br />

und Handelstag (DIHT) der alten<br />

Bundesrepublik (heute DIHK – Deutscher Industrie-<br />

und Handelskammertag). Im Resultat<br />

konnte in den neuen Bundesländern die klassische<br />

IHK-Tradition wiederbelebt werden.<br />

Die Fragen stellte Markus Rettich.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Büro Präsident und<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Cordula Henke<br />

Tel. 0345 2126-245<br />

chenke@halle.ihk.de<br />

Zur Gründung der IHK Halle-Dessau<br />

Zwar gibt es die IHK Halle-Dessau in ihrer heutigen<br />

Verfasstheit erst seit 1990, ihre Wurzeln reichen aber<br />

bis ins Jahr 1844 zurück: Seinerzeit wurde in Halle<br />

die „Handelskammer für Halle und die Saalörter“ gegründet.<br />

Im Jahr 1889 kam es in Dessau zur Gründung<br />

der „Handelskammer für das Herzogtum<br />

Anhalt“. Diese preußischen und anhaltischen Traditionslinien<br />

sind in der heutigen IHK Halle-Dessau<br />

unter einem Dach vereint.<br />

Dr. Rigomar Rieger, Direktor<br />

der IHK-Bezirksdirektion<br />

Halle 1952–1955<br />

Erich Wenkel, Direktor der<br />

IHK-Bezirksdirektion Halle<br />

1955–1976<br />

Wolfgang Fell, IHK-Präsident<br />

1990–2000<br />

Das Buch „Geschichte der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau 1844-2019“<br />

von Bernd G. Ulbrich können interessierte Unternehmerinnen und Unternehmer<br />

bei der IHK bestellen.<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 37


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

FINANZIERUNG UND FÖRDERUNG<br />

Homeoffice fördern mit „go-digital“<br />

Unternehmer, die IT-Systeme auf- oder ausbauen, erhalten vom Bundesministerium<br />

für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie (BMWi) unter bestimmten Voraussetzungen<br />

einen Zuschuss für Beratungsleistungen. Um die wirtschaftlichen<br />

Folgen der Coronakrise zu bewältigen, unterstützt das BMWI mit seinem<br />

Förderprogramm „go-digital“ auch dabei, Homeoffice-Arbeitsplätze einzurichten.<br />

Fördergegenstand<br />

Fachliche Beratung und Begleitung durch<br />

autorisierte Beratungsunternehmen in den<br />

folgenden drei Modulen:<br />

• IT-Sicherheit<br />

• Internet-Marketing<br />

• Digitalisierte Geschäftsprozesse<br />

Die Beratungsleistung besteht aus<br />

• einer grundsätzlich durchzuführenden Potenzialanalyse<br />

und Erstellung eines groben<br />

Realisierungskonzeptes,<br />

• einer möglichen aufbauenden Konkretisierung<br />

und Umsetzung des Realisierungskonzepts<br />

Kurzfristige Schaffung von Homeoffice-Arbeitsplätzen:<br />

• Zuschuss bis zu 50 Prozent der Kosten einer<br />

unterstützenden Beratung durch ein<br />

vom BMWi autorisiertes Beratungsunternehmen<br />

• unterschiedliche Leistungen förderbar: von<br />

der individuellen Beratung bis hin zur Umsetzung<br />

der Homeoffice-Lösungen, wie beispielsweise<br />

der Einrichtung spezifischer<br />

Software und der Konfiguration existierender<br />

Hardware<br />

Antragsberechtigung<br />

• Unternehmen der gewerblichen <strong>Wirtschaft</strong><br />

(KMU) einschließlich des Handwerks mit<br />

technologischem Potenzial mit weniger als<br />

100 Mitarbeitern (auf Vollzeitäquivalente<br />

bezogen),<br />

• mit Jahresumsatz oder einer Jahresbilanzsumme<br />

von höchstens 20 Millionen Euro<br />

• Förderfähigkeit nach der De-minimis-<br />

Verordnung<br />

• Betriebsstätte oder Niederlassung in<br />

Deutschland<br />

Förderquote/Förderhöchstsumme<br />

• nicht rückzahlbarer Zuschuss als Anteilfinanzierung<br />

in Höhe von bis zu 50 Prozent<br />

der <strong>Ausgabe</strong>n (Beratertag mit maximal<br />

1.100 Euro)<br />

• eines der drei Module als Schwerpunkt der<br />

Beratung: mindestens zu 51 Prozent, bis<br />

zu 20 Beratertage förderbar<br />

• im Schwerpunktbereich enthalten sind<br />

– bis zu vier Beratertage für die „Potenzialanalyse<br />

und Grobkonzeptionierung”,<br />

– bis zu sechs Beratertage für sachverständige<br />

Dritte in der Umsetzungsphase,<br />

– zwei Beratertage für IT-Sicherheit bei den<br />

Hauptmodulen „Digitale Markterschließung”<br />

oder „Digitalisierte Geschäftsprozesse”<br />

• zusätzliche Beratungsleistung in einem<br />

oder in beiden Nebenmodulen mit insgesamt<br />

bis zu zehn Beratertagen<br />

• maximale Dauer: sechs Monate<br />

• Nach Ablauf eines Jahres nach Beendigung<br />

der geförderten Beratungsleistung erneute<br />

Förderung möglich<br />

Zusatzinformation<br />

• Richtlinie bis 31. Dezember 2021 gültig<br />

• Für die Homeoffice-Förderung müssen zunächst<br />

über die Beraterlandkarte ein Beratungsunternehmen<br />

in der jeweiligen Region<br />

gesucht und mit ihm ein Beratervertrag<br />

abgeschlossen werden. Von diesem<br />

Punkt an übernimmt das Beratungsunternehmen<br />

alle weiteren Schritte<br />

• Für Homeoffice vorzeitiger Maßnahmebeginn<br />

möglich (nach Bestätigung), Vorgehen<br />

auf eigenes Risiko<br />

• Wie gewohnt den Förderantragantrag inkl.<br />

aller Anlagen über easy-Online einreichen<br />

und den unterschriebenen AZA über<br />

enconnect.euronorm.de hochladen. Dieser<br />

wird im Anschluss einer kursorischen Vorprüfung<br />

unterzogen, voraussichtlich binnen<br />

maximal zwei Arbeitstagen. Sollte die Vorprüfung<br />

positiv ausfallen, wird im Anschluss<br />

umgehend das Bestätigungsschreiben<br />

zum vorzeitigen Projektstart per E-Mail<br />

zugesandt.<br />

Die übrigen Anforderungen an den förderfähigen<br />

Kreis des Förderprogramms bleiben<br />

durch diese Maßnahme unverändert bestehen.<br />

Weiterführende Informationen unter<br />

www.innovation-beratung-foerderung.de I go-digital<br />

www.bmwi-go-digital.de<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und Umwelt<br />

Dr. Sophie Kühling<br />

Tel. 0345 2126-265<br />

skuehling@halle.ihk.de<br />

38<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

Förderung für Engagement in Schwellenländern<br />

Für Firmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

(ESL) aktiv sind, hat der Bund aufgrund<br />

der Coronakrise neue Förderprogramme<br />

aufgelegt. Zusätzlich zum Programm<br />

„develoPPP.de – Entwicklungspartnerschaften<br />

mit der <strong>Wirtschaft</strong>“ fördert das Bundesministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung derzeit gezielt unternehmerische<br />

Maßnahmen, die negative<br />

Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in<br />

ESL signifikant abmildern.<br />

Geeignete Projekte lassen sich mit bis zu<br />

200.000 Euro fördern, in Ausnahmefällen und<br />

in Übereinstimmung mit EU-Recht ist ein<br />

höherer Betrag möglich. Der öffentliche Anteil<br />

kann bis zu 100 Prozent der Gesamtkosten<br />

umfassen.<br />

Wer kann sich bewerben?<br />

Das Programm richtet sich an deutsche und<br />

europäische Unternehmen sowie Unternehmen<br />

in Entwicklungs- und Schwellenländern,<br />

die:<br />

• mindestens 400.000 Euro Jahresumsatz erzielen,<br />

• zwei operative Geschäftsjahre vorweisen<br />

können,<br />

• in der EU oder einem Land der OECD DAC-<br />

Liste registriert sind.<br />

Viele Länder in Afrika bieten geografisch und klimatisch<br />

betrachtet optimale Voraussetzungen für Photovoltaik.<br />

Weitere Informationen zu den Bewerbungskriterien<br />

unter www.developpp.de<br />

Der EZ-Scout in Sachsen-Anhalt und Thüringen,<br />

Katy Schröder, unterstützt bei der Antragstellung.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Katy Schröder<br />

EZ-Scout<br />

Tel. 0345 2126-276<br />

ez-scout@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 39


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

RECHT<br />

Elektroladesäulen für<br />

Unternehmensgebäude<br />

Um die Elektromobilität weiter voranzutreiben,<br />

müssen Eigentümer von Gebäuden künftig Ladepunkte<br />

und eine Leitungsinfrastruktur installieren.<br />

Dies schreibt die neue EU-Gebäuderichtlinie vor.<br />

Die Verpflichtung, Gebäude mit einer Infrastruktur<br />

für Elektromobilität auszustatten,<br />

will die Bundesregierung in einem Gebäude-<br />

Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG)<br />

umsetzen. Dieses liegt seit 4. März <strong>2020</strong> als<br />

Kabinettsbeschluss vor, befindet sich nun im<br />

parlamentarischen Verfahren und soll nach<br />

aktuellem Stand im Sommer verabschiedet<br />

werden. Kleine und mittlere Unternehmen,<br />

die eigene Gebäude überwiegend für ihre<br />

Unternehmenstätigkeit nutzen, sind vom Gesetz<br />

ausgenommen.<br />

Was auf Gebäudeeigentümer zukommt<br />

Nach dem Entwurf des GEIG müssen neue<br />

und grundlegend zu renovierende Nichtwohngebäude<br />

mit mehr als zehn Stellplätzen<br />

mindestens einen Ladepunkt und für jeden<br />

fünften Parkplatz eine entsprechende<br />

Leitungsinfrastruktur erhalten. Dabei ist ausreichend<br />

Platz für hinzukommende Messeinrichtungen<br />

und Schutzelemente einzuräumen.<br />

Diese Regelung soll ab dem voraussichtlichen<br />

Inkrafttreten ab dem Jahr 2021<br />

gelten. Für bis dahin ergangene Baugenehmigungen<br />

gibt es eine Übergangsfrist.<br />

Ab dem Jahr 2025 müsste dann jedes Nichtwohngebäude<br />

mit mehr als 20 Stellplätzen<br />

mit mindestens einem Ladepunkt ausgerüstet<br />

sein. Die Verpflichtung gilt jeweils auch<br />

für an das Gebäude angrenzende Parkplätze.<br />

Die Ladepunkte müssen zwar keine Mindestanschlussleistungen<br />

aufweisen, jedoch für<br />

Elektroautos bestimmt sein.<br />

Für wen das Gesetz gilt<br />

Da das Gesetz in der aktuellen Ausgestaltung<br />

auf Gebäude mit einer Mindestanzahl<br />

von Parkplätzen abstellt, sind insbesondere<br />

weite Teile der Wohnungswirtschaft und größere<br />

Unternehmen betroffen.<br />

Förderprogramme unterstützen<br />

Neben dem GEIG sollen Unternehmen auch<br />

mittels Förderprogrammen dazu angeregt<br />

werden, die Elektromobilität voranzutreiben.<br />

Zu nennen sind die Kaufprämie (Umweltbonus),<br />

das Förderprogramm „Erneuerbar Mobil“,<br />

die Förderrichtlinie „Ladeinfrastruktur<br />

für Elektrofahrzeuge“ von Bund und Land<br />

sowie die Förderrichtlinie „Elektromobilität“<br />

vom Bundesministerium für Verkehr und<br />

Infrastruktur.<br />

Bundesgerichtshof:<br />

Testsiegel dürfen nur mit<br />

Lizenz verwendet werden<br />

Viele Händler werben damit, wenn ihre<br />

Produkte von unabhängigen Instituten<br />

getestet wurden. Bei dieser Werbung<br />

mit Testsiegeln ist jedoch nicht<br />

nur das Wettbewerbsrecht, sondern<br />

auch das Markenrecht zu beachten.<br />

Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied<br />

nun gleich in drei ähnlich gelagerten<br />

Fällen, dass die Benutzung des<br />

Testsiegels ohne Lizenz als Markenrechtsverletzung<br />

anzusehen sei. (Urteile<br />

vom 12. Dezember 2019, Az.: I ZR<br />

173/16, I ZR 174/16 und I ZR 117/17).<br />

In allen drei Entscheidungen ging es<br />

um die Nutzung des ÖKO-TEST-<br />

Siegels. Dieses ist eine eingetragene<br />

Unionsmarke und besitzt markenrechtlichen<br />

Schutz für die Dienstleistungen<br />

„Verbraucherberatung und Verbraucherinformationen<br />

bei der<br />

Auswahl von Waren und Dienstleistungen“.<br />

Die Hersteller und Vertreiber<br />

der getesteten Produkte dürfen nur<br />

dann mit dem Testsiegel werben, wenn<br />

sie mit der Markeninhaberin einen entgeltlichen<br />

Lizenzvertrag abschließen.<br />

Ausführliche Aussagen bzw. der<br />

Wortlaut des Urteils<br />

unter www.halle.ihk.de, Nr. 4727878<br />

Im Zuge der neuen<br />

EU-Gebäuderichtlinie<br />

müssen Eigentümer von<br />

Gebäuden Ladepunkte und<br />

eine Leitungsinfrastruktur<br />

installieren.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und<br />

Umwelt<br />

Franziska Böckelmann<br />

Tel. 0345 2126-409<br />

fboeckelma@halle.ihk.de<br />

40<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


Neuregelungen im Batteriegesetz<br />

Das Batteriegesetz (BattG) regelt, wie in<br />

Deutschland vertriebene Batterien* zu erfassen,<br />

zurückzunehmen und umweltgerecht zu<br />

verwerten sind. Die Bundesregierung hat einen<br />

Entwurf zur Änderung des BattG vorgelegt.<br />

Die drei wesentlichen Neuerungen:<br />

WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

1. Registrierungspflicht bei der ear<br />

Hersteller von Batterien müssen diese nicht<br />

mehr beim Batterie-Melderegister des Umweltbundesamtes<br />

anzeigen, sondern sie bei<br />

der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (ear)<br />

registrieren. Da der ear bereits die Verpflichtungen<br />

nach dem Elektro- und Elektrogerätegesetz<br />

(ElektroG) obliegen, ist die Erweiterung<br />

um Batterien naheliegend. Die Integration<br />

in das bestehende System könnte<br />

den Aufwand für Batteriehersteller minimieren.<br />

Hier bleibt die konkrete Umsetzung abzuwarten.<br />

2. Geschärfte Hersteller-Definition<br />

Künftig soll es einen Bevollmächtigten geben,<br />

der für ausländische Hersteller die Anforderungen<br />

des BattG in Deutschland übernehmen<br />

kann. Diese Regelung ist für Importe<br />

relevant. Zudem wird die Definition des Herstellers<br />

geschärft. Demnach gilt ein Auftraggeber,<br />

der Batterien – mit der Absicht diese<br />

weiterzuvertreiben – unter seiner Marke oder<br />

nach speziellen Anforderungen fertigen lässt<br />

und gewerbsmäßig nach Deutschland einführt,<br />

als Hersteller.<br />

3. Herstellereigenes Rücknahmesystem<br />

Das bisherige Solidarsystem zur Erfassung<br />

von Altbatterien fällt weg: Das Gemeinsame<br />

Rücknahmesystem „Batterien GRS“, das seit<br />

über 20 Jahren dafür zuständig war, ist zu<br />

Beginn dieses Jahres in ein herstellereigenes<br />

Rücknahmesystem umgewandelt worden.<br />

Hintergrund waren erhebliche Marktverwerfungen,<br />

die eine gesicherte Finanzierung des<br />

Systems nicht länger ermöglichten. Künftig<br />

sind alle herstellereigenen Rücknahmesysteme<br />

verpflichtet, sämtlichen Sammelstellen<br />

Angebote zur Abholung der Gerätebatterien<br />

zu unterbreiten und nach 14 Tagen auch tatsächlich<br />

abzuholen.<br />

* Hierunter fallen alle Formen von Batterien aus handelsüblichen<br />

Elektrogeräten, aber auch Industriebatterien<br />

sowie Fahrzeugbatterien.<br />

Weitere Informationen mit einer Übersicht der<br />

zugelassenen Rücknahmesysteme sind unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4624308 zu finden.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und Umwelt<br />

Andreas Scholtyssek<br />

Tel. 0345 2126-203<br />

ascholtyss@halle.ihk.de<br />

Anzeige<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 41


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

ENERGIE UND UMWELT<br />

Ausgezeichneter<br />

Umweltschutz<br />

Die Firma Progroup baut in Sandersdorf-Brehna bereits ihre dritte Papierfabrik.<br />

Noch vor Inbetriebnahme des neuen Werks hat der europaweit agierende<br />

Wellpappenproduzent ein Umweltmanagementsystem eingeführt. Heide Geber<br />

berichtet, wie es gelingen kann, eine erfolgreiche Energie- und Klimastrategie<br />

im Unternehmen zu verankern.<br />

Noch bevor Ihr neues Werk „PM3“ in Sandersdorf<br />

im Sommer in Betrieb geht, haben<br />

Sie bereits das europäische Umweltmanagementsystem<br />

EMAS eingeführt und validieren<br />

lassen – ganz schön sportlich ...<br />

Heide Geber: Nachhaltigkeit ist Kernbestandteil<br />

unserer Philosophie, die wir seit der<br />

Unternehmensgründung vor mehr als 27 Jahren<br />

leben. Beim Bau der PM3 sind wir im Umweltbereich<br />

dem Beispiel unserer Papierfabrik<br />

PM2 in Eisenhüttenstadt gefolgt. Dort<br />

haben wir EMAS bereits seit über zehn Jahren<br />

erfolgreich im Einsatz. Die Zertifizierung war<br />

sicherlich auch deswegen so schnell möglich,<br />

weil wir durch unsere Erfahrungen auf vorhandene<br />

Strukturen aufbauen konnten.<br />

Warum haben Sie sich für EMAS entschieden?<br />

Geber: EMAS ist ein wertvolles Instrument,<br />

um den Umweltschutz durch messbare und<br />

umsetzbare Ziele kontinuierlich zu verbessern.<br />

Neben den Umweltaspekten werden<br />

hier auch Kriterien wie Arbeitssicherheit,<br />

Qualitätssicherung und Energienutzung bewertet.<br />

Dieser umfassende Ansatz entspricht<br />

der Green-Hightech-Strategie von Progroup.<br />

Wie sind Sie das Thema angegangen und wie<br />

lief der Zertifizierungsprozess ab?<br />

Geber: Im Projekt PM3 haben wir von Anfang<br />

an konsequent darauf geachtet, umwelt- und<br />

ressourcenschonend zu handeln. Die daraus<br />

ÜBER EMAS<br />

EMAS (Eco-Management<br />

and Audit<br />

Scheme) ist ein freiwilliges<br />

Umweltmanagementsystem<br />

der<br />

EU. Nach Einschätzung<br />

der IHK hat<br />

sich EMAS als effektives Instrument in<br />

vielen Unternehmen und Institutionen<br />

bewährt. EMAS-Organisationen verpflichten<br />

sich dazu, ihre Umweltleistung<br />

über gesetzliche Anforderungen<br />

hinaus kontinuierlich zu verbessern.<br />

Dazu gehören möglichst messbare<br />

Ziele sowie eine regelmäßige Selbstund<br />

Fremdprüfung. EMAS-Teilnehmer<br />

erstellen für die Öffentlichkeit regelmäßig<br />

eine Umwelterklärung und dürfen<br />

das EMAS-Logo verwenden. Die<br />

IHK Halle-Dessau ist die zentrale<br />

EMAS-Registrierungsstelle für Sachsen-Anhalt.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 1604<br />

bzw. www.emas.de<br />

Setzt bereits vor ihrer Inbetriebnahme<br />

zukunftsweisende Maßstäbe im Bereich<br />

Nachhaltigkeit: die Papierfabrik PM3 der<br />

Progroup AG in Sandersdorf-Brehna.<br />

42<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

resultierenden Ziele und Maßnahmen haben<br />

wir in einer Umwelterklärung verbindlich<br />

festgehalten. In einem Zertifizierungsaudit<br />

wurde überprüft, ob wir die selbstgesteckten<br />

Ziele einhalten.<br />

In einer öffentlichen Erklärung wird Progroup<br />

ab jetzt jährlich über relevante Umweltschutzmaßnahmen<br />

informieren und sich<br />

dazu von unabhängigen und staatlich zugelassenen<br />

Gutachtern überprüfen lassen. Alle<br />

drei Jahre findet ein Rezertifizierungsaudit<br />

durch einen Umweltgutachter statt.<br />

Welche konkreten Umweltziele haben Sie<br />

sich gesetzt?<br />

Geber: Wir möchten Ressourcen schonen und<br />

den CO 2 -Ausstoß reduzieren. Deshalb hat Progroup<br />

hocheffiziente Produktionsanlagen im<br />

Einsatz. Im zukünftigen Betrieb werden sowohl<br />

der Wasserverbrauch als auch der Rohstoff<br />

einsatz minimiert: Eine integrierte Kreislaufwasserbehandlungsanlage<br />

reduziert den<br />

nötigen Frischwassereinsatz um rund 80 Prozent<br />

gegenüber vergleichbaren Fabriken. Sie<br />

erzeugt außerdem Biogas, das in der Papier-<br />

maschine zum Einsatz kommt und den Verbrauch<br />

fossiler Ressourcen um rund zehn Prozent<br />

verringert.<br />

Wo lagen die Herausforderungen bei der Zertifizierung?<br />

Geber: Der große Dokumentationsaufwand<br />

kann durchaus zur Herausforderung werden.<br />

Sämtliche Prozesse müssen festgehalten werden.<br />

Hier ist Disziplin gefragt, die sich am<br />

Ende doppelt auszahlt: Transparent dokumentierte<br />

Prozesse unterstützen uns nicht<br />

nur bei der Rezertifizierung. Sie helfen auch<br />

neuen Mitarbeitern, sich einzuarbeiten.<br />

Progroup AG<br />

Martin Wilhelm,<br />

Senior Manager Corporate Communications<br />

Horstring 12<br />

76829 Landau<br />

www.progroup.ag<br />

Umweltzertifikat für die Progroup AG: Reinhard<br />

Schröter (stellvertretender Hauptgeschäftsführer<br />

der IHK Halle-Dessau), übergab die Urkunde an<br />

Maximilian Heindl (Chief Development Officer<br />

und Mitglied des Vorstands, 2. v. l.) und Peter<br />

Resvanis (Leitung Wachstumsprojekte Papier, r.).<br />

Mit dem Umweltaudit verpflichtet sich der<br />

Wellpappenproduzent beispielsweise dazu,<br />

den Energieverbrauch zu reduzieren, wertvolle<br />

Ressourcen wie Wasser einzusparen und Abfälle<br />

zu minimieren (Archivbild).<br />

Fristen im Energiebereich<br />

Unternehmen unterliegen zahlreichen<br />

Melde-, Prüf-, Anzeige- oder Registrierungspflichten<br />

in den unterschiedlichsten Rechtsgebieten.<br />

In der Regel sind diese Informationspflichten<br />

an Fristen oder Termine<br />

gebunden. Werden sie nicht eingehalten,<br />

können Steuer-, Beitrags- oder Gebührenerstattungen<br />

ausfallen, hohe Bußgelder drohen<br />

oder Anlagenzulassungen erlöschen.<br />

Doch im Zuge der Coronakrise werden viele<br />

Unternehmen ihren Informationspflichten<br />

erschwert nachkommen können.<br />

Die IHK setzt sich auf Bundesebene für<br />

kulante Entscheidungen der Behörden ein.<br />

Auf ihrer Website hat die IHK eine Liste mit<br />

den verschiedenen Fristen im Energie- und<br />

Umweltbereich zusammengestellt – zum<br />

Beispiel die Mitteilungspflicht geförderter<br />

KWK Anlagen gem. § 15 Abs. 2,3 KWKG oder<br />

die Abgabe der Unterlagen für die Beantragung<br />

der Besonderen Ausgleichsregelung<br />

2021 beim Bafa.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4751338<br />

IHK Halle-Dessau<br />

Innovation und Umwelt<br />

Franziska Böckelmann<br />

Tel. 0345 2126-409<br />

fboeckelma@halle.ihk.de<br />

Andreas Scholtyssek<br />

Tel. 0345 2126-203<br />

ascholtyss@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 43


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

INTERNATIONAL<br />

Mit Großbritannien handeln<br />

Seit 1. Februar <strong>2020</strong> ist Großbritannien nicht mehr Mitglied der Europäischen Union<br />

(EU). Für die <strong>Wirtschaft</strong> hierzulande wird sich einiges ändern. Die IHK-Organisation<br />

bringt sich daher mit einem Ideenpapier in den Verhandlungsprozess ein.<br />

Der Poker um den Austritt der Briten hat<br />

dreieinhalb Jahre lang Bürger, Politiker und<br />

Unternehmen auf beiden Seiten des Kanals in<br />

Atem gehalten. Zwar gilt bis zum 31. Dezember<br />

<strong>2020</strong> eine Übergangsfrist. Doch wie es<br />

danach weitergeht, ist nach wie vor unklar<br />

und von den weiteren Verhandlungen abhängig.<br />

Vor dem Hintergrund der Corona-<br />

Pandemie herrscht derzeit Stillstand.<br />

Deutsch-britischer Handel rückläufig<br />

Eine Sonderauswertung der jährlichen Exportumfrage<br />

„Going International“ verdeutlicht<br />

die Einschätzung deutscher Unternehmen,<br />

die in Großbritannien aktiv sind.<br />

Demnach ist der deutsch-britische Handel<br />

seit der Brexit-Entscheidung rückläufig.<br />

58 Prozent der Unternehmen erwarteten bereits<br />

vor der Coronakrise eine Verschlechterung<br />

ihrer Geschäfte mit Großbritannien.<br />

Neben den befürchteten Zöllen, höheren<br />

Kosten und mehr Bürokratie durch den EU-<br />

Austritt trägt eine vergleichsweise schwache<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sentwicklung auf der britischen<br />

Insel dazu bei.<br />

Ideenpapier mit Kernforderungen<br />

Die IHK-Organisation hat deshalb im April<br />

<strong>2020</strong> ein Ideenpapier zur Ausgestaltung der<br />

wirtschaftlichen Beziehungen der EU mit dem<br />

Vereinigten Königreich veröffentlicht. Der<br />

Deutsche Industrie- und Handelskammertag<br />

(DIHK) wirbt darin unter anderem für eine<br />

Verlängerung der Brexit-Übergangsfrist.<br />

Das Papier beinhaltet folgende Kernforderungen,<br />

mit denen sich die IHK in den politischen<br />

Verhandlungsprozess einbringen wird:<br />

• Integrität des EU-Binnenmarktes muss bewahrt<br />

bleiben<br />

• klare institutionelle Vertragsgrundlage für<br />

zukünftige EU-UK Vereinbarungen<br />

• Level Playing Field: enge dynamische UK-<br />

Anbindung an EU-Regeln etwa zu Beihilferecht,<br />

Steuern und Standards<br />

• Freihandelsabkommen für zollfreien Warenhandel<br />

samt KMU-Kapitel<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4<strong>05</strong>7410<br />

Anzeige<br />

44<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

Brexit Splitter<br />

An dieser Stelle informiert die „<strong>Mitteldeutsche</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong>“ über ausgewählte Facetten<br />

und Auswirkungen des Brexit.<br />

Handlungsbedarf für britische Limited?<br />

Bislang werden britische Gesellschaften, wie<br />

etwa Limited (private limited company; Ltd.),<br />

die in Großbritannien gegründet wurden und<br />

hauptsächlich in Deutschland aktiv sind und<br />

hier ihren Verwaltungssitz haben, auf Basis<br />

der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs<br />

zur Niederlassungsfreiheit als britische<br />

Rechtsform anerkannt. Dies wird sich<br />

nach Ablauf des Übergangszeitraums zum<br />

31. Dezember <strong>2020</strong> ändern.<br />

Ausnahme: In den Verhandlungen werden<br />

entsprechende Vereinbarungen zum künftigen<br />

Verhältnis zwischen der EU und dem Vereinigten<br />

Königreich im Bereich der Niederlassung<br />

etc. getroffen. Mit Wegfall der<br />

Anerkennung würde die Zweigniederlassung<br />

einer Ltd. mit Verwaltungssitz in Deutschland<br />

dann als Personengesellschaft oder als<br />

Einzelunternehmen behandelt werden. Die<br />

beschränkte Haftung der Ltd. würde bei Weiterführung<br />

der Geschäfte im Ergebnis nicht<br />

mehr bestehen. Um eine künftige, unbeschränkte<br />

Haftung zu vermeiden, sollten<br />

Limiteds mit Verwaltungssitz in Deutschland<br />

unbedingt mögliche Handlungsoptionen<br />

prüfen. Denkbar wäre unter anderem eine<br />

grenzüberschreitende Verschmelzung oder<br />

Umwandlung bzw. eine Einzelübertragung<br />

von Rechten und/oder Vermögensgegenständen<br />

der Limited, zum Beispiel auf eine<br />

deutsche GmbH mit anschließender Liquidation<br />

der Ltd.<br />

Absage an einheitliches EU-Patent<br />

Die britische Regierung hat erklärt, sich nicht<br />

mehr am EU-Einheitspatent beteiligen zu<br />

wollen. Großbritannien will sich keiner europäischen<br />

Gerichtsbarkeit unterwerfen. Dies<br />

würde der mit dem Brexit verfolgten Absicht<br />

widersprechen, wieder unabhängig auch bezüglich<br />

der eigenen Gerichtsbarkeit und<br />

Rechtssetzung zu sein. Wie es nun weitergeht<br />

und wie attraktiv das EU-Einheitspatent noch<br />

sein wird, bleibt abzuwarten.<br />

Der Brexit hat auch Folgen für die Entsendung<br />

von Mitarbeitern.<br />

Brexit-Checkliste nutzen<br />

Wie sich die Lage im kommenden Jahr<br />

entwickeln wird, ist zurzeit nicht absehbar<br />

– ebenso wenig lassen sich die<br />

konkreten Auswirkungen des Brexit<br />

beziffern. Die Unternehmen auf der<br />

britischen Insel und in der EU-27 setzen<br />

nun auf eine gut strukturierte und<br />

vor allem praxisnahe Bewältigung der<br />

möglichen Folgen. Sie können sich<br />

weiterhin mit Hilfe der Online-Brexit-<br />

Checkliste des DIHK auf die möglichen<br />

Konsequenzen vorbereiten und sich<br />

von ihrer IHK beraten lassen.<br />

www.ihk.de/brexitcheck<br />

Entsendung von Mitarbeitern<br />

Aufgrund des Austrittsabkommens und des<br />

fortgeltenden Europarechts finden einige<br />

Verordnungen (VO) mindestens bis zum<br />

31. Dezember <strong>2020</strong> Anwendung – dies betrifft<br />

insbesondere die VO (EG) Nr. 883/2004<br />

und die VO (EG) Nr. 987/2009, welche unter<br />

anderem das Sozialversicherungsrecht bei im<br />

Voraus befristeten Auslandseinsätzen regeln.<br />

Daher kann zumindest bis zu diesem Zeitpunkt<br />

eine A1-Bescheinigung weiterhin ausgestellt<br />

werden. Ist ein Mitarbeiter über das<br />

Ende der Übergangsfrist hinaus im Vereinigen<br />

Königreich beschäftigt und hat diese Beschäftigung<br />

spätestens am 31. Dezember<br />

<strong>2020</strong> begonnen, so kann auch über dieses<br />

Datum hinaus eine A1-Bescheinigung für<br />

maximal 24 Monate ausgestellt werden, sofern<br />

auch die sonstigen Entsendevoraussetzungen<br />

erfüllt sind.<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Michael Drescher<br />

Tel. 0345 2126-353<br />

mdrescher@halle.ihk.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 45


Studierende unterstützen<br />

beim Exportgeschäft<br />

WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

Im Landesprogramm „Partner von morgen“ helfen ausländische Studierende und<br />

Absolventen heimischen Mittelständlern internationale Märkte zu erschließen.<br />

Das <strong>Wirtschaft</strong>sministerium fördert die branchen- und länderoffene Initiative<br />

bis Ende 2022 mit jährlich 70.000 Euro.<br />

Das Landesprogramm „Partner<br />

von morgen“ geht in die Verlängerung.<br />

Kleinen und mittleren<br />

Unternehmen in Sachsen-Anhalt<br />

bietet sich bis Ende 2022 die<br />

Chance, mit der Unterstützung<br />

von Studierenden aus dem Ausland,<br />

ihr internationales Geschäft<br />

weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt<br />

des Programms steht dabei<br />

ein sechs- bis zwölfwöchiges<br />

Praktikum mit einer genau definierten<br />

Aufgabe – etwa potenzielle<br />

Zielmärkte analysieren,<br />

Messebeteiligungen planen oder<br />

neue Lieferanten gewinnen. Die<br />

Aufgabe übernehmen ausländische<br />

Studierende, die an einer<br />

Hochschule oder Universität in<br />

Sachsen-Anhalt immatrikuliert<br />

sind und ein entsprechendes<br />

fachliches Profil mitbringen.<br />

Vorteile für Unternehmen<br />

Die mitwirkenden Unternehmen profitieren in<br />

vielerlei Hinsicht von der Teilnahme. Durch<br />

den finanziell geförderten Zugang zu qualifizierten,<br />

internationalen Nachwuchskräften<br />

lassen sich Netzwerke aufbauen, potenzielle<br />

Geschäftspartner ansprechen und neue Beschaffungs-<br />

und Absatzmärkte erschließen.<br />

Dabei leisten die Studierenden eine wichtige<br />

Vorarbeit. Zudem erhält der Betrieb aus erster<br />

Hand einen Einblick in das Zielland und<br />

lernt dortige Gepflogenheiten kennen. Auch<br />

kann gegebenenfalls frühzeitig eine fachlich<br />

kompetente Nachwuchskraft für das Unternehmen<br />

gefunden werden.<br />

Die Umsetzung des Programms übernimmt<br />

nach einer öffentlichen Ausschreibung die<br />

Expert People Management GmbH. Gemeinsam<br />

mit den teilnehmenden Unternehmen<br />

definieren die Berater ein konkretes Projekt,<br />

das auf die individuellen außenwirtschaftlichen<br />

Vorhaben des Betriebes zielt.<br />

Für detaillierte Informationen oder eine persönliche<br />

Beratung steht Herr Roland Suchy<br />

zur Verfügung.<br />

Silvia Ballesteros Pascual aus Spanien berichtet<br />

über ihr im Rahmen des Programms „Partner<br />

von morgen“ absolviertes Praktikum bei der<br />

Firma „Jens Stolte Leuchten“ in Irxleben.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.halle.ihk.de, Nr. 4709758<br />

Expert People Management GmbH<br />

Roland Suchy<br />

Am Fuchsberg 6, 39112 Magdeburg<br />

Tel. 0391 52088610<br />

international@expert-pm.de<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 47


WIRTSCHAFT & PRAXISWISSEN<br />

Zu guten Konditionen auf Auslandsmessen ausstellen<br />

Unternehmen mit Produkten „Made in Germany“<br />

können im nächsten Jahr wieder zu<br />

günstigen Bedingungen auf Auslandsmessen<br />

ausstellen – im Rahmen von Gemeinschaftsbeteiligungen.<br />

Das Bundesministerium<br />

für <strong>Wirtschaft</strong> und Energie (BMWi) hat dafür<br />

jetzt das Programm festgelegt. Insgesamt<br />

sind 282 Beteiligungen in 56 Ländern geplant.<br />

Vor dem Hintergrund der aktuell besonders<br />

schwierigen Lage hat das BMWi die<br />

Konditionen für die <strong>Wirtschaft</strong> deutlich verbessert.<br />

Diese Erleichterungen können bis in<br />

das nächste Jahr reichen.<br />

Auch 2021 können deutsche Unternehmen<br />

wieder zu günstigen Konditionen auf<br />

Auslandsmessen ausstellen.<br />

Detaillierte Informationen zu einzelnen Messen<br />

unter www.auma.de/Auslandsmesseprogramm.<br />

(Sie sind in der AUMA-Messedatenbank mit<br />

dem Zeichen „AMP“ gekennzeichnet.)<br />

IHK Halle-Dessau<br />

International<br />

Anja Klepzig<br />

Tel. 0345 2126-233<br />

export@halle.ihk.de<br />

Anzeige<br />

48<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


BÖRSEN / VERANSTALTUNGEN<br />

Unternehmensbörse<br />

„nexxt-change“<br />

Die Unternehmensbörse dient einerseits dem<br />

Ziel, Unternehmen auf der Suche nach einem<br />

geeigneten Nachfolger oder aktiven Teilhaber<br />

behilflich zu sein. Andererseits soll es den<br />

Existenzgründern die Suche nach einem Unternehmen<br />

für eine Übernahme erleichtern.<br />

Kontakt:<br />

Susann Sommer, Tel. 0345 2126-452,<br />

Fax: 0345 212644-452 oder E-Mail: ssommer@halle.ihk.de<br />

Kfz-Werkstatt direkt an der Hauptstraße<br />

inkl. Grundstück und Inventar im Saalekreis<br />

zu verkaufen. (157426)<br />

Gut laufendes Fachgeschäft für Miederwaren<br />

in Lutherstadt Wittenberg aus Altersgründen<br />

abzugeben. (157425)<br />

Mobiler Pflegedienst mit betreutem Wohnen<br />

inklusive Immobilie im Burgenlandkreis<br />

zu verkaufen. (157424)<br />

Pension in Wolfen! Wir geben unsere seit ca.<br />

10 Jahren betriebene Pension in Wolfen ab.<br />

Sie verfügt über 21 Zimmer mit insgesamt 47<br />

Übernachtungsmöglichkeiten und ist modern<br />

ausgestattet. (157422)<br />

Lohnfertigung Kosmetik – Wir beraten und<br />

produzieren in Lohnfertigung Kosmetikprodukte<br />

namhafter Marken in Deutschland.<br />

Dabei besetzen wir eine attraktive Nische<br />

zwischen Kleinserien-Produzenten und Massenproduktion.<br />

(157421)<br />

Reisebüro in Dessau-Roßlau aus Altersgründen<br />

zu übergeben. (157420)<br />

Wir suchen einen engagierten, mutigen<br />

Nachfolger für unseren Drogeriemarkt mit<br />

Post und Lottostelle in einer Kleinstadt in<br />

Sachsen-Anhalt. Zum Jahresende beabsichtigen<br />

wir unser Geschäft an einen Nachfolger<br />

zu übergeben. (157419)<br />

30-jähriger Taxi- und Mietwagenbetrieb<br />

in Halle (Saale) zu verkaufen. (157417)<br />

Gewerbeflächenbörse<br />

Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine<br />

Haftung! Weitere Informationen unter www.halle.ihk.de,<br />

Nr. 2504<br />

Kontakt:<br />

Elisabeth Günther, Tel. 0345 2126-266,<br />

E-Mail: eguenther@halle.ihk.de<br />

06217 Merseburg: Unternehmer vermietet/-pachtet<br />

Teilfläche eines Brennstoffhandels<br />

(1.000–2.000 m²), im Gewerbegebiet<br />

Merseburg, gute Anbindung an A38 sowie<br />

nach Halle (Saale) und Leipzig; teilbar, ausbau-/umbau-<br />

und erweiterungsfähig; geeignet<br />

für Handel. Hinweis: Aufgrund baldiger<br />

Einstellung der Unternehmenstätigkeit ist<br />

Übernahme der Gesamtfläche (5.000 m²)<br />

möglich. (GB-1340)<br />

06132 Halle (Saale): Unternehmer (öffentliche<br />

Hand) vermietet/-pachtet Lagerfläche<br />

209 m² (barrierefrei, eigene Anlieferzone, Parkplätze),<br />

gute Anbindung an umliegende Hauptstraßen,<br />

Autobahnen und Flughafen; Bj 1996,<br />

Modernisierung 2017; teilbar, ausbau-/umbau-<br />

und erweiterungsfähig; Gas; ehemalige<br />

Nutzung: Getränkemarkt; geeignet für Produktion,<br />

Handel und DL-Branche z. B. als Versand-<br />

oder Einzelhandel, Lagerung. (GB-1341)<br />

Praktikantenbörse<br />

Für die Richtigkeit der Angaben übernehmen wir keine<br />

Haftung! Weitere Informationen unter www.halle.ihk.de,<br />

Nr. 1672<br />

Kontakt:<br />

Elisabeth Günther, Tel. 0345 2126-266,<br />

E-Mail: eguenther@halle.ihk.de<br />

Umschülerin zur Industriekauffrau sucht in<br />

Merseburg und Umgebung in der Zeit vom<br />

17. September <strong>2020</strong> bis 11. März 2021 sowie<br />

vom 31. Mai 2021 bis 18. Juni 2021 einen<br />

Praktikumsplatz mit den Schwerpunkten Materialwirtschaft,<br />

Produktion, Marketing und<br />

Vertrieb, Einkauf, Finanzen und Rechnungswesen<br />

sowie Personalabteilung. (P-01-20)<br />

Kooperationsangebote<br />

aus der Datenbank des Enterprise<br />

Europe Networks (EEN)<br />

Interessenten finden diese und weitere Kooperationsangebote<br />

unter http://een-sachsen-anhalt.de/dienstleistungen/<br />

partnersuche.html.<br />

Ansprechpartnerin:<br />

Katharina Berger, Tel. 0391/5693-342,<br />

E-Mail: berger@magdeburg.ihk.de<br />

Damenbekleidung – Auftraggeber gesucht<br />

Ein litauischer Hersteller, der auf die Produktion<br />

von Premium- und High Fashion-Damenbekleidung,<br />

sowohl Freizeitbekleidung<br />

als auch moderne und klassische Abendkleider,<br />

spezialisiert ist, sucht nach langfristigen<br />

Partnerschaften. Das Unternehmen bietet<br />

Auftragsübernahmen im Rahmen einer Fertigungs-<br />

oder Zulieferervereinbarung.<br />

(EG0120 LV01)<br />

Kaltgepresstes Hundefutter – Vertriebspartner<br />

gesucht<br />

Britischer Hersteller von kaltgepresstem Hundefutter<br />

auf Huhn- und Fischbasis will seinen<br />

Markt durch Partnerschaften mit Vertretern<br />

und Vertreibern erweitern, um Handelsvertreterverträge<br />

oder Vertriebsdienstleistungsverträge<br />

abzuschließen. Kaltgepresstes Hundefutter<br />

wird bei einer niedrigeren Temperatur<br />

verarbeitet als extrudiertes Hundefutter. Somit<br />

enthält es so viele Nährstoffe wie Rohfutter,<br />

ohne die Vorzüge von Trockenfutter zu verlieren.<br />

Es kann alleine, in Verbindung mit Rohfutter<br />

oder als Hundeleckerbissen gefüttert<br />

werden. (EG0120 UK01)<br />

IHK-Veranstaltungen<br />

Aufgrund der Coronakrise lässt es sich momentan nicht sagen, wann Präsenzveranstaltungen<br />

in der IHK wieder stattfinden werden. Informationen dazu sowie zu geplanten<br />

Webinaren finden interessierte Leser auf unserer Website www.halle.ihk.de.<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 49


WIR FÜR SIE<br />

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>


MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong> 51


ZU GUTER LETZT<br />

Impressum<br />

<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

Mitgliedermagazin der Industrie- und Handelskammer<br />

Halle-Dessau<br />

30. Jahrgang Nr. 5/<strong>2020</strong><br />

Herausgeber<br />

Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau<br />

Franckestraße 5, 06110 Halle (Saale)<br />

Postfach 200 754, 06008 Halle (Saale)<br />

www.halle.ihk.de, info@halle.ihk.de<br />

Tel. 0345 2126-0, Fax 0345 2126-1<strong>05</strong><br />

Redaktion<br />

Isabel Reimann (verantw.), Tel. 0345 2126-202,<br />

Fax 0345 212644-202, ireimann@halle.ihk.de<br />

Markus Rettich (Leitung), Tel. 0345 2126-204<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Cathrin Günzel<br />

Die Beiträge externer Autoren geben die Meinung des Autors,<br />

jedoch nicht unbedingt die Ansicht der IHK wieder.<br />

Erscheinungsweise: 10 Mal im Jahr<br />

Erscheinungstermin: 27. Mai <strong>2020</strong><br />

Jahrgang <strong>2020</strong><br />

Die IHK hat für Unternehmen ein Info-Portal zur Corona-Pandemie<br />

eingerichtet. Firmen finden dort hilfreiche Informationen sowie<br />

zahlreiche Links mit weiterführenden Hinweisen. Außerdem können<br />

sie sich an einer Online-Umfrage beteiligen. Wie kommen die<br />

heimischen Betriebe wieder in Tritt?<br />

Anzeigen und Verlag<br />

Prüfer Medienmarketing Endriß & Rosenberger GmbH<br />

Jägerweg 1, 76532 Baden-Baden<br />

Tel. 0361 5668194, Fax 0361 5668196<br />

Anzeigenservice: Andrea Albecker<br />

Anzeigenleitung: Achim Hartkopf<br />

medienmarketing@pruefer.com, www.pruefer.com<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 25<br />

gültig ab Januar <strong>2020</strong><br />

Layoutkonzept<br />

Jo Schaller & Angela Schubert<br />

Mühlpforte 2, 06108 Halle (Saale)<br />

Gesamtherstellung<br />

mdv <strong>Mitteldeutsche</strong>r Verlag<br />

Am Steintor23, 06112 Halle (Saale)<br />

Druck und buchbinderische Verarbeitung<br />

Druckhaus Schütze GmbH<br />

Fiete-Schulze-Straße 13a, 06116 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 56666-0, Fax 0345 5666666<br />

Vorschau<br />

Unser Schwerpunkt im Juni:<br />

„Gründen – wachsen – sichern“<br />

Aus- und Weiterbildung<br />

Wie geht es weiter mit den Prüfungen?<br />

IHK-Jubiläum:<br />

Ludwig-Wucherer im Portrait<br />

Finanzierung und Förderung<br />

Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

erscheint voraussichtlich<br />

am 16. Juni <strong>2020</strong><br />

Wie gefällt Ihnen die neue „<strong>Mitteldeutsche</strong> <strong>Wirtschaft</strong>“?<br />

Auf Ihre Rückmeldung unter miwi@halle.ihk.de sind wir gespannt. Dort können Sie<br />

uns auch mitteilen, wenn Sie das Magazin zukünftig nicht in der gedruckten Version,<br />

sondern nur online unter https://miwi.halle.ihk.de/ lesen möchten.<br />

Vertrieb<br />

<strong>Mitteldeutsche</strong> Zeitungszustell-Gesellschaft mbH<br />

Delitzscher Straße 65, 06112 Halle (Saale)<br />

Tel. 0345 565-2411, Fax 0345 565-2412<br />

Der Bezug der IHK-Zeitschrift erfolgt im Rahmen der grundsätzlichen<br />

Beitragspflicht als Mitglied der IHK. Die Zeitschrift<br />

ist offizielles Organ der IHK Halle-Dessau und wird Kammerzugehörigen<br />

im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne besondere<br />

Bezugsgebühren zugestellt. Für andere Bezieher beträgt das<br />

jährliche Abonnement 20,00 Euro. Das Einzelheft kostet Euro<br />

2,00 Euro. Nachdruck nur mit Quellenangabe. Für den Nachdruck<br />

signierter Beiträge ist die Genehmigung des Verfassers<br />

erforderlich. Vervielfältigungen für den innerbetrieblichen<br />

Gebrauch sind gestattet. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen.<br />

Abbildungen<br />

Ferropolis: S. 4/5, MZ/Michael Maul: S. 6, Tesvolt: S. 7, MZ/Simon<br />

Kirchhof: S. 8 (oben), Winzervereinigung Freyburg: S. 8 (unten), Park<br />

Your Truck GmbH: S. 10 (oben), Michael Deutsch: S. 2 (oben), 9,<br />

fizkes_stock.adobe.com: S. 13, Stefan Merkle_stock.adobe.com:<br />

S. 14, Schubert & Schaller: Cover, Grafik S. 3, 17, 52, Uwe Köhn:<br />

Foto Cover, 3 (oben, unten l.), 21, Falko Matte: S. 20, 21 (unten),<br />

Louisa Behnke: S. 23, Thomas Reinhardt: S. 18, 19, 24 (oben), 27,<br />

34, Philipp Kirschner: S. 25 (oben), Nordostchemie: S. 25 (unten),<br />

Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH: S. 24 (unten), Tilo Weiskopf:<br />

S. 32, 33 (unten), IHK Halle-Dessau: S. 33, 36 unten (1, 2, 4),<br />

37 oben; unten (3), Zuckerindustrie, 47. Bd., 34. Jg. (1897), S. 36<br />

unten (3), Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Magdeburg (K3 Nr.<br />

8<strong>05</strong>, Bl. 243): S. 37 unten (1), Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abt.<br />

Merseburg (C 100 Halle, Nr. 1474, unpag.): S. 36 unten (5), Handbuch<br />

des Landtages Sachsen-Anhalt, Halle (Saale) 1947: S. 36<br />

unten (6), Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes<br />

der ehemaligen Deutschen Demokratischen<br />

Republik (MfS, BH Halle, AIM 845/74, Teil 1, Bd.1, Bl.8): S. 37<br />

unten (2) , Shutterstock: S. 39, Geig_Petair_stock.adobe.com:<br />

S. 40, JRJfin_stock.adobe.com: S. 41, Progroup/Schlüter: S. 42/43,<br />

jmiks_iStock_ThinkstockPhotos: S. 3 (unten), 44,<br />

goodluz_stock.adobe.com: S. 45, Manuel Pape: S. 47,<br />

rclassenlayouts_ iStock_Getty Images: S. 48<br />

52<br />

MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>05</strong>/<strong>2020</strong>

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