download - der Berliner VVN-BdA eV - VVN-BdA
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<strong>Berliner</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Verfolgten des Naziregimes-Bund <strong>der</strong> Antifaschistinnen und Antifaschisten (<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>) e.V.<br />
Inhalt<br />
• Diskriminierung in Deutschland<br />
• Völkermord verjährt nicht!<br />
• Leserzuschriften zu UB 50<br />
Ausgabe 51 – September 2012<br />
Tag <strong>der</strong> Erinnerung und Mahnung<br />
Propagandafoto einer sowjetischen Zwangsarbeiterin an einer Stanze im Flughafengebäude<br />
• Gedenkstättenfahrt nach Bernburg<br />
• Neues Mitglied bei uns: AINO<br />
• Konferenz: Die zweite Generation<br />
• Hanns Eisler zum 50. Todestag<br />
Erinnerung und Mahnung auf dem<br />
Tempelhofer Feld, dessen Geschichte<br />
eng mit dem Terror des<br />
Naziregimes verbunden ist.<br />
Das Columbia-Haus, eine stillgelegte<br />
Arrestanstalt, nutzten seit Mai<br />
1933 die Gestapo als Haftort und<br />
die SS als frühes Lager und von<br />
1934 bis 1936 als <strong>Berliner</strong> Konzentrationslager.<br />
An die zehntausend<br />
Gegner des Naziregimes wurden<br />
dort entwürdigt, gefoltert und auch<br />
ermordet. Tausende Zwangsarbeiterinnen<br />
und Zwangsarbeiter waren<br />
nach 1939 unweit des 1937/38<br />
abgerissenen Columbia-Hauses<br />
in Barackenlagern untergebracht<br />
und mussten in <strong>der</strong> im Flughafengebäude<br />
errichteten Rüstungsproduktion<br />
unter unmenschlichen<br />
Bedingungen arbeiten.<br />
Wir for<strong>der</strong>n, bei <strong>der</strong> künftigen Gestaltung<br />
des Flugfeldes die Zeit des<br />
Faschismus angemessen zu berücksichtigen<br />
und einen Informations-<br />
und Gedenkort zu schaffen.<br />
Als Erinnerung an die Verbrechen<br />
des Naziregimes, im Gedenken an<br />
die Opfer und als Mahnung, Rassismus<br />
und Neonazismus im 21.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t entschieden zu begegnen.<br />
Im Gedenken an die Opfer des<br />
Naziregimes beziehen wir am<br />
9. September die Opfer rassistisch<br />
motivierter Morde <strong>der</strong> Neonazi-<br />
gruppe »Nationalsozialistischer<br />
Untergrund« mit ein.<br />
Hans Coppi<br />
Foto: Archiv <strong>der</strong> EADS, Dipl.-Ing. Herbert Wenz Erstmals begehen wir den Tag <strong>der</strong><br />
• Neue Interviewbroschüre erschienen<br />
• Besuch polnischer Partisaninnen<br />
• 100. Geburtstag: Inge Rapoport<br />
• Termine und Veranstaltungen
Verstehen Sie Deutsch?<br />
Diskriminierung und alltäglicher Rassismus in Deutschland<br />
2011 sitze ich nach einem Ostseeurlaub<br />
im Zug nach Berlin. Wie es <strong>der</strong> Vertrag zur<br />
Freizügigkeit von Waren und Personen<br />
will, findet keine allgemeine Kontrolle<br />
<strong>der</strong> Fahrgäste statt. Stattdessen eine auf<br />
eine größere Grenzregion ausgeweitete,<br />
gezielte Kontrolle in Kooperation mit den<br />
polnischen Grenzern. Ich falle scheinbar<br />
in das Raster. Denn als Einziger in dem<br />
Abteil werde ich überprüft.<br />
Die polnischen Beamten verschwinden<br />
kurz mit meinem Dokument und<br />
befragen einen Rechner. Kurz darauf<br />
kontrollieren ihre deutschen Kollegen<br />
– wie<strong>der</strong> einzig mich. Ungläubig zögere<br />
ich. »Zack, zack, die Papiere!« Ich zeige<br />
meinen deutschen Personalausweis und<br />
werde überaus deutlich gefragt: »Verstehen<br />
Sie unsere Sprache?«<br />
Bist du wirklich deutsch?<br />
Ich schwieg und schäumte innerlich. Ist<br />
<strong>der</strong> erste Eindruck, den ich hinterlasse,<br />
so zweifelsfrei »undeutsch«, kriminell,<br />
gefährlich, dass meinem Dokument<br />
nicht getraut wird? Und warum passiert<br />
das mit manchen Beamten und mit<br />
manchen nicht?<br />
Selbst nahestehende Menschen fragen<br />
mich, woher ich komme und glauben<br />
mir oft nicht. Dabei hab ich keine<br />
Ahnung, was das sein soll: »deutsch«.<br />
Aber ich fühle mich vereinnahmt für etwas,<br />
was ich nicht sein will.<br />
Ganz und gar unfreundlich bin ich<br />
mit einer ähnlichen Festlegung meiner<br />
Herkunft Anfang <strong>der</strong> Neunziger in <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> S-Bahn von Nazis angegriffen<br />
worden. Ich war auf dem Rückweg von<br />
einer meiner ersten Antifa-Demos in<br />
Berlin.<br />
Die Nazis glaubten, an meiner Nase<br />
»den Juden« zu erkennen und schlugen<br />
auf mich ein. Ich sprach die Mitreisenden<br />
an: »Helft mir!«, aber sie schauten<br />
weg und schwiegen. Ich wehrte mich<br />
allein und konnte beim nächsten Halt<br />
flüchten.<br />
Seit einigen weiteren rassistischen<br />
Übergriffen meide ich Züge. Tatsächlich<br />
hab ich die paar Schrammen damals<br />
besser weggesteckt als dieses So-tunals-wäre-Nichts,<br />
das mir auch heute<br />
noch Angst macht, wenn ich mal die<br />
»Öffentlichen« nehmen muss.<br />
Zwar kann ich dieses Problem mit dem<br />
Fahrrad umfahren, aber das ist keine<br />
allgemeine Lösung. Erfahrungen mit<br />
Diskriminierung auf Ämtern o<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Schule lassen sich nicht vermeiden. Zum<br />
Beispiel, als es jedes halbe Jahr darum<br />
ging, den Aufenthaltsstatus meiner Frau<br />
bei <strong>der</strong> Auslän<strong>der</strong>behörde zu sichern.<br />
Wechselseitig und unabhängig voneinan<strong>der</strong><br />
gaben wir über die Farbe unserer<br />
Zahnbürsten Auskunft, um zu beweisen,<br />
dass es sich um Liebe und nicht um eine<br />
»Scheinehe« handelt.<br />
Eine Klasse bürgt<br />
Als mein 12-jähriger Sohn im Frühjahr<br />
von einer Klassenfahrt ausgeschlossen<br />
werden sollte, weil er, wie die Lehrerin<br />
meinte, nicht den »Minimalanfor<strong>der</strong>ungen<br />
und allgemein gültigen Normen<br />
und Werten« <strong>der</strong> »deutschen Gesellschaft«<br />
entspräche, setzten wir alle möglichen<br />
Hebel in Bewegung, um gegen<br />
diese üble Anmaßung und Verleumdung<br />
vorzugehen. Er hatte ja nichts verbrochen<br />
o<strong>der</strong> getan, was an<strong>der</strong>e nicht auch<br />
tun.<br />
Wie kam die Lehrerin dazu, uns so auszugrenzen,<br />
woran machte sie das fest?<br />
Eine befreundete Rechtsanwältin beriet<br />
uns bezüglich des Rechtsweges und wir<br />
mobilisierten die zuständige Schulrätin.<br />
Entscheidend war allerdings das Verhalten<br />
<strong>der</strong> Klasse: Als die Lehrerin die Klasse<br />
nach <strong>der</strong> Zustimmung für den Ausschluss<br />
fragte, <strong>der</strong> auf Schulleiterebene<br />
eigentlich schon entschieden war, stellte<br />
sich heraus, dass er beliebt war und die<br />
Hälfte <strong>der</strong> Schülerinnen und Schüler bereit,<br />
für ihn und sein Verhalten zu bürgen.<br />
Gegebenenfalls würden sie mit ihm nach<br />
Hause fahren, wenn es die Leitung für<br />
erfor<strong>der</strong>lich halten würde. Die Fahrt wurde<br />
ein voller Erfolg.<br />
Ein Mut machen<strong>der</strong> Kontrapunkt zu<br />
den an<strong>der</strong>en Beispielen und ein Traumergebnis:<br />
Wir waren nicht allein und gerade<br />
dadurch erfolgreich.<br />
Diese Erfahrung von Solidarität wirft<br />
allerdings die Frage auf: Ist Rassismus<br />
grundlegen<strong>der</strong> Bestandteil dieser Gesellschaft<br />
und fällt nur noch dann auf,<br />
wenn ihm lautstark und erfolgreich wi<strong>der</strong>sprochen<br />
wird?<br />
Hermann Patates<br />
Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Der Vorstand<br />
Andreas Barth,<br />
Klaus-Frie<strong>der</strong> Böhne<br />
Dr. Hans Coppi (Vorsitzen<strong>der</strong>)<br />
Wilhelm Girod<br />
Michael Landmann<br />
Gisela Lingenberg<br />
Gina Pietsch<br />
Mathias Wörsching<br />
Geschäftsführer<br />
Markus Tervooren<br />
Die Geschäftsstelle<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Franz-Mehring-Platz 1<br />
10243 Berlin<br />
Telefon: 0 30/ 29 78 41 78<br />
Telefax: 0 30/ 29 78 43 78<br />
E-Mail: berlin@vvn-bda.org<br />
Internet: http://berlin.vvn-bda.org<br />
Leitung: Jutta Harnisch<br />
Die Geschäftszeiten<br />
Montag - Freitag<br />
10.00 Uhr bis 15.00 Uhr<br />
Die Glie<strong>der</strong>ungen<br />
als Bezirksorganisationen<br />
BO Hellersdorf/Marzahn<br />
BO Mitte<br />
BO Prenzlauer Berg<br />
BO Weißensee/Hohenschönhausen<br />
BO 8. Mai<br />
als Kreisvereinigungen<br />
<strong>BdA</strong> Hohenschönhausen/<br />
Weißensee e. V.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick e. V.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Lichtenberg e. V.<br />
<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-Kreuzberg-<br />
Mitte e. V.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Berlin-Pankow e. V.<br />
<strong>VVN</strong>-VdA e. V.<br />
mit den lokalen Gruppen<br />
Reinickendorf (Nord)<br />
Südwest (Süd)<br />
als korporative Mitglie<strong>der</strong><br />
Antifaschistische Initiative Moabit<br />
Antifa Hohenschönhausen<br />
Antifaschistische Initiative Nord-Ost<br />
Bankverbindung<br />
Postbank Berlin ·<br />
Kontonummer: 315 904 105 ·<br />
BLZ: 100 100 10<br />
Nr. 51
Der Völkermord verjährt nicht!<br />
Aktionsbündnis for<strong>der</strong>t Gerechtigkeit für enteignete Herero und Nama<br />
Am 30. September 2011 wurden in <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> Charité die Häupter von 20 Herero<br />
und Nama – Männer, Frauen und<br />
Kin<strong>der</strong>, die vor mehr als 100 Jahren von<br />
weißen Deutschen ermordet wurden –<br />
an ihre aus Namibia angereisten Nachfahren<br />
übergeben. Es war das erste Mal,<br />
dass sich eine deutsche Institution zu einer<br />
solchen Herausgabe bereit erklärte.<br />
Noch lagern hierzulande Tausende von<br />
Gebeinen, die während <strong>der</strong> Kolonialzeit<br />
nach Deutschland verschifft und für<br />
rassistische Forschungen missbraucht<br />
wurden.<br />
Wie die meisten <strong>der</strong> so geraubten<br />
Gebeine stammen die im Herbst 2011<br />
zurückgegebenen von Menschen, die<br />
sich gegen die deutsche Kolonialherrschaft<br />
zur Wehr gesetzt haben. Weil sie<br />
Wi<strong>der</strong>stand leisteten, wurden sie und<br />
Tausende Herero und Nama in den Konzentrationslagern<br />
<strong>der</strong> Kolonie »Deutsch-<br />
Südwestafrika« ums Leben gebracht.<br />
Viele Menschen wurden zum Verdursten<br />
in die Wüste getrieben, erschossen o<strong>der</strong><br />
erhängt. Den wenigen Überlebenden<br />
wurde ihr Hab und Gut, ihr Land und<br />
Vieh genommen. In <strong>der</strong> historischen Forschung<br />
herrscht heute Konsens darüber,<br />
dass dem Vorgehen <strong>der</strong> kaiserlichen<br />
Nr. 51<br />
»Schutztruppe« <strong>der</strong> Vorsatz <strong>der</strong> Vernichtung<br />
zugrunde lag und ihre Verbrechen<br />
als Genozid zu bewerten sind.<br />
Ungeachtet dessen entzieht sich die<br />
Bundesregierung ihrer historischen Verantwortung<br />
als Rechtsnachfolgerin des<br />
Deutschen Reiches. Zwar räumt sie eine<br />
nicht näher bestimmte »historische und<br />
moralische Verantwortung gegenüber<br />
Namibia« ein, sie ist aber we<strong>der</strong> bereit,<br />
den Genozid offiziell einzugestehen,<br />
noch willens, die Nachfahren <strong>der</strong> Opfer<br />
in offizieller Form um Entschuldigung<br />
zu bitten. Mit dem Verweis auf eine »intensive«<br />
deutsch-namibische Entwicklungszusammenarbeit<br />
(Umfang 2010:<br />
Demonstration des Aktionsbündnisses »Völkermord verjährt nicht!« anlässlich<br />
<strong>der</strong> Bundestagsdebatte zu Deutschlands kolonialem Genozid in Namibia am 22.<br />
Februar 2012. Die Anträge <strong>der</strong> Oppositionsparteien auf Anerkennung des Völkermords<br />
und Entschuldigung bzw. auf Wie<strong>der</strong>gutmachung (Die Linke) wurden von<br />
<strong>der</strong> Regierungskoalition abgelehnt.<br />
15,80 Euro pro Kopf <strong>der</strong> namibischen<br />
Bevölkerung) wurden bisher jegliche<br />
For<strong>der</strong>ungen nach ideeller und materieller<br />
Wie<strong>der</strong>gutmachung für die Betroffenen<br />
zurückgewiesen.<br />
Zum Eklat führte diese beschämende<br />
Haltung bei <strong>der</strong> Übergabezeremonie für<br />
die ersten namibischen Häupter in <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> Charité. Das Auswärtige Amt<br />
schob die feierliche Übergabe an das<br />
Universitätsklinikum ab und trat dort lediglich<br />
als »Gast« <strong>der</strong> bewegenden Zeremonie<br />
auf. Dabei kamen <strong>der</strong> sichtlich<br />
überfor<strong>der</strong>ten Staatsministerin Cornelia<br />
Foto: Eric Van Grasdorff, AfricAvenir International e.V.<br />
Pieper (FDP) selbst im Angesicht <strong>der</strong><br />
ermordeten Opfer des deutschen Kolonialismus<br />
und ihrer Nachfahren we<strong>der</strong><br />
das Wort »Völkermord« noch eine Bitte<br />
um Entschuldigung über die Lippen.<br />
Angesichts <strong>der</strong> Proteste von schwarzen<br />
Deutschen und Aktivisten und Aktivistinnen<br />
<strong>der</strong> Diaspora verließ sie – ohne<br />
den Reden <strong>der</strong> namibischen Gäste auch<br />
nur zuzuhören – unmittelbar nach ihrem<br />
Beitrag den Saal.<br />
Aufgrund des kritischen Engagements<br />
<strong>der</strong> namibischen Regierung, <strong>der</strong> Herero-<br />
und Namaverbände, unseres Aktionsbündnisses<br />
und <strong>der</strong> Bundestagsopposition<br />
wurde Anfang Februar 2012<br />
<strong>der</strong> Afrikabeauftragte des Auswärtigen<br />
Amtes nach Namibia entsandt. Er entschuldigte<br />
sich vor Ort für die Umstände<br />
<strong>der</strong> Übergabe – doch zu einer Anerkennung<br />
des Genozids, zu einer offiziellen<br />
Bitte um Entschuldigung o<strong>der</strong> gar zu<br />
Verhandlungen über Reparationen ist<br />
die Bundesregierung bis heute nicht bereit:<br />
Entsprechende Anträge <strong>der</strong> Oppositionsparteien<br />
wurden am 22. März 2012<br />
abgelehnt.<br />
Wir erklären uns solidarisch mit dem<br />
Kampf <strong>der</strong> Herero und Nama für »restorative<br />
justice« – für eine Gerechtigkeit,<br />
die nur aus Deutschlands aufrichtiger<br />
Bereitschaft zur Wie<strong>der</strong>gutmachung erwachsen<br />
kann.<br />
Wir unterstützen ihren Kampf um eine<br />
offizielle und unmissverständliche Anerkennung<br />
und Benennung <strong>der</strong> deutschen<br />
Verbrechen als Genozid.<br />
Ausdrücklich stellen wir uns hinter ihre<br />
For<strong>der</strong>ung nach ideeller und auch materieller<br />
Entschädigung für das an ihren<br />
Vorfahren begangene kolonial-rassistische<br />
Unrecht, für ihre gravierenden Verluste<br />
an Hab und Gut sowie für ihr bis<br />
heute nicht zurückgegebenes Land. Wir<br />
for<strong>der</strong>n die Einrichtung einer Bundesstiftung<br />
zur Aufarbeitung des Genozids in<br />
Namibia und für die kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Kolonialismus insgesamt,<br />
denn auch <strong>der</strong> Rassismus <strong>der</strong><br />
Gegenwart ist sein Resultat.<br />
Aktionsbündnis<br />
»Völkermord verjährt nicht!«<br />
Bündnisgruppen, Unterstützer und weitere<br />
Informationen unter:<br />
www.restitution-namibia.de
Keine „Etikettenauseinan<strong>der</strong>setzung“<br />
Bemerkungen zu »Nationalsozialismus o<strong>der</strong> Faschismus« in »Unser Blatt« Nr. 50, Seite 6<br />
Zunächst Dank und Respekt für den<br />
Standpunkt von Mathias Wörsching, zumal<br />
er sich u. a. auf Marx und Engels<br />
berief, die seinerzeit Inhalte und nicht<br />
Etiketten kritisiert hätten. Und auch heute<br />
sind Inhalte antifaschistischen Handelns<br />
auf <strong>der</strong> Tagesordnung und nicht<br />
ein Etikettenstreit. Dennoch, schon die<br />
Überschrift erscheint mir fragwürdig,<br />
denn es geht hier eben nicht um einen<br />
»endlosen Streit um Wörter«, son<strong>der</strong>n<br />
um Inhalte, die sich hinter Wörtern und<br />
Bezeichnungen verbergen.<br />
Seinen Ursprung hat die faschistische<br />
Bewegung bekanntlich in Italien, als<br />
1921 aus bereits seit 1919 bestehenden<br />
Kampfverbänden die Partei von Mussolini<br />
entstand, die in Italien bis 1945<br />
herrschte. Unter Faschismus wurden<br />
später in verschiedenen Län<strong>der</strong>n all die<br />
Parteien subsumiert, die ähnliche Ziele<br />
verfolgten, ohne sich selbst faschistisch<br />
zu nennen. So war auch <strong>der</strong> Nationalsozialismus<br />
die konkrete Bezeichnung<br />
des deutschen Faschismus. Dabei wurden<br />
Nationalismus und Sozialismus von<br />
den Nazis demagogisch zur Irreführung<br />
<strong>der</strong> Menschen missbraucht. Der Hitlerfaschismus<br />
wurde schließlich zum Zen-<br />
Regelmäßig bekomme ich das Nachrichtenblatt<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> und ich finde<br />
auch oft etwas Interessantes. So war <strong>der</strong><br />
kleine Artikel über Faschismus statt Nationalsozialismus<br />
für mich sehr interessant:<br />
Ich ärgere mich seit 1945 über die<br />
Verniedlichung des Nationalsozialismus<br />
als „Faschismus«, denn das planmäßige<br />
Umbringen von Menschen um des<br />
Glaubens o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rasse willen war für<br />
die Spielarten des Faschismus in Italien<br />
o<strong>der</strong> Spanien so nicht gegeben. Das war<br />
ja gleich nach 1945 schon mein Ärger,<br />
denn da fing das gleich an!<br />
Jetzt verstehe ich wenigstens den Ansatz<br />
von einer Begründung: Der hehre<br />
Begriff des Sozialismus sollte nicht beschmutzt<br />
werden. Das ist in sich wenigstens<br />
logisch – auch wenn ich mich<br />
trum eines bislang einmaligen weltweiten<br />
Verbrechens gegen die Menschheit,<br />
mit dem sich Marx und Engels natürlich<br />
nicht auseinan<strong>der</strong>setzen konnten.<br />
Ausgehend vom antifaschistischen<br />
Vermächtnis <strong>der</strong> Antifaschisten in aller<br />
Immer etwas Interessantes<br />
Respekt und Anerkennung für Fred Löwenberg<br />
Fotomontage von John Heartfield aus<br />
<strong>der</strong> AIZ<br />
gefreut habe über die eigene Meinungsbildung<br />
bei dem Schreiber. Aber etwas<br />
ganz an<strong>der</strong>es in <strong>der</strong> gleichen Nummer<br />
hat mich betroffen gemacht: Ich habe<br />
nicht mitbekommen, dass in Marzahn<br />
ein Platz nach Fred Löwenberg benannt<br />
wurde. Fred Löwenberg war – sogar vom<br />
damaligen Vorsitzenden <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Verfolgtenorganisationen,<br />
Herrn Goldberg – alsbald nach<br />
1989 wohl gelittener Vertreter <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
in unserer Arbeitsgemeinschaft. Als ich<br />
dort begann mitzuarbeiten, war er regelmäßig<br />
dabei und ich war darüber froh,<br />
weil er eine Brücke zu bauen verstand<br />
zwischen denen, die sich nun wie<strong>der</strong><br />
einan<strong>der</strong> nähern konnten/mussten. Viele<br />
von uns waren ja von <strong>der</strong> <strong>VVN</strong> vor den<br />
Kopf gestoßen worden, als die sich hier<br />
Foto: privat<br />
Welt ist die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> dem Antifaschismus<br />
verpflichtet. Das ist Konsens. Deshalb<br />
habe ich dafür plädiert, dass wir bewusst<br />
den Begriff Faschisten und nicht<br />
Nationalsozialisten verwenden sollten,<br />
zumal <strong>der</strong> zweite Begriff insbeson<strong>der</strong>e<br />
für jüngere Menschen wie<strong>der</strong>um irreführend<br />
erscheinen dürfte. Es besteht für<br />
engagierte Antifaschisten heute kein<br />
Grund, sich auf »Nationalsozialisten«<br />
festlegen zu lassen. Das bedeutet aber<br />
keineswegs, dass wir die Bezeichnung<br />
»Nazis« nicht verwenden dürfen. Denn<br />
natürlich hat Mathias Recht, dass wir<br />
uns mit den menschenfeindlichen Auffassungen<br />
und gefährlichen Gewalttaten<br />
<strong>der</strong> heutigen »Nazifaschisten« auseinan<strong>der</strong>setzen<br />
müssen. Den Antifaschismus<br />
auf eine »Etikettenauseinan<strong>der</strong>setzung«<br />
zu reduzieren, hieße das Grundanliegen<br />
<strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> zu verfehlen. Deshalb nicht<br />
»Nationalsozialismus o<strong>der</strong> Faschismus«,<br />
son<strong>der</strong>n Nationalsozialismus ist eine<br />
demagogische Verkleidung des Faschismus.<br />
Und Neonazis sind Neofaschisten,<br />
die in den aktuellen Medien oft verniedlichend<br />
lediglich als »Rechte« bzw. als<br />
»Rechtsextreme« tituliert werden.<br />
Dr. Andrej Re<strong>der</strong><br />
in Berlin doch sehr schnell und einseitig<br />
im beginnenden Kalten Krieg in Richtung<br />
KP/SED/sowjetische Besatzungsmacht<br />
festlegte. Ich hätte gern Fred Löwenberg<br />
auch anlässlich <strong>der</strong> Platzbenennung<br />
persönlich meinen Respekt gezollt.<br />
Walter Sylten<br />
Nr. 51
Auf Spurensuche in Sachsen-Anhalt<br />
<strong>Berliner</strong> Jugendliche fahren zu Orten des Naziterrors und <strong>der</strong> Euthanasie<br />
Anfang Februar 2012 besuchte eine kleine<br />
Gruppe von Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen die Ausstellung »Kin<strong>der</strong>himmel<br />
– Dem Andenken <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, die<br />
durch die Euthanasie im Nationalsozialismus<br />
ihr Leben verloren« im Studio im<br />
Hochhaus in Berlin-Hohenschönhausen.<br />
Hierbei entstand die Idee, sich stärker<br />
mit dem Thema Euthanasie zu beschäftigen.<br />
Dazu wollten wir uns historische<br />
Orte anschauen.<br />
Die Idee zu einer dreitägigen Gedenkstättenfahrt<br />
zur Euthanasie-Anstalt<br />
Bernburg und zum ehemaligen Konzentrationslager<br />
Lichtenburg war geboren.<br />
Im Vorfeld <strong>der</strong> Fahrt besuchten wir zwei<br />
Ausstellungen in Berlin. Die Son<strong>der</strong>ausstellung<br />
»Im Gedenken <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>« in<br />
<strong>der</strong> Topographie des Terrors widmet sich<br />
speziell <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>euthanasie im Nationalsozialismus.<br />
Die Ausstellung »Totschweigen,<br />
1933-1945. Zur Geschichte<br />
<strong>der</strong> Wittenauer Heilstätten« in <strong>der</strong> Karl-<br />
Bonhoeffer-Nervenklinik beschäftigt<br />
sich mit Euthanasie im Allgemeinen und<br />
mit <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Heilanstalt<br />
im Beson<strong>der</strong>en.<br />
Am Freitag vor <strong>der</strong> Fahrt wurde noch<br />
<strong>der</strong> Film »Olga Benario, ein Leben für die<br />
Revolution« gezeigt. Olga Benario, eine<br />
deutsche Kommunistin, wurde 1938 in<br />
das KZ Lichtenburg verschleppt und<br />
1942 in Bernburg ermordet.<br />
In <strong>der</strong> Gedenkstätte Bernburg<br />
Am Samstag, den 26. Mai 2012, machten<br />
sich mehr als 30 Jugendliche aus<br />
Pankow, Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf<br />
mit dem Bus auf in Richtung<br />
Bernburg. Nach <strong>der</strong> Ankunft bekamen<br />
wir eine Einführung zum Thema »Euthanasie«<br />
von zwei Mitarbeiterinnen <strong>der</strong><br />
Gedenkstätte in Bernburg. Anschließend<br />
wurden wir durch die Räumlichkeiten<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Anstalt und die<br />
Ausstellung geführt. Gerade in <strong>der</strong> original<br />
gekachelten Gaskammer zu stehen,<br />
bedrückte uns alle sehr. Die Ausstattung<br />
war teilweise nachgebaut, wie z.B. ein<br />
Operationstisch, da die Räume eine<br />
Zwischennutzung erfahren hatten.<br />
Nach <strong>der</strong> Mittagspause ging es mit<br />
Workshops weiter: In drei Gruppen bearbeiteten<br />
wir Themen zu Opfergruppen,<br />
zur Strafverfolgung <strong>der</strong> Täterinnen<br />
Nr. 51<br />
Foto: Michael Mallé<br />
und Täter (Pflegepersonal, Ärzte, technisches<br />
Personal etc.) nach 1945 und<br />
zur Geschichte <strong>der</strong> Gedenkstätte Bernburg.<br />
Am Ende trugen alle Gruppen ihre<br />
Ergebnisse zusammen.<br />
Um 18.30 Uhr ging es mit dem Bus<br />
in die Jugendherberge nach Dessau.<br />
Am Abend saßen wir zusammen und<br />
tauschten uns über die Eindrücke des<br />
Tages aus.<br />
Besuch im KZ Lichtenburg<br />
Am Sonntag früh fuhren wir nach Prettin,<br />
in die Gedenkstätte des ehemaligen<br />
KZ Lichtenburg, das von 1933 bis 1937<br />
Männer- und von 1937 bis 1939 Frauen-<br />
konzentrationslager war. Von 1941 bis<br />
1945 wurde es als Außenlager Prettin<br />
des KZ Sachsenhausen geführt. Nach<br />
einer interessanten Führung durch die<br />
Ausstellungsräume schauten wir uns<br />
auch den Bunker an. Eine Plastik erinnert<br />
stellvertretend für alle Häftlinge an<br />
Olga Benario, die in einer dieser Zellen<br />
eingesperrt war. Am Nachmittag wurden<br />
Biographien von Opfern und Täterinnen/<br />
Tätern aus Briefen und an<strong>der</strong>en Quellen<br />
erarbeitet und in <strong>der</strong> Großgruppe<br />
präsentiert. Auch die schlechten Haftbedingungen<br />
und mögliche Handlungsspielräume<br />
<strong>der</strong> Aufseherinnen/Aufseher<br />
wurden thematisiert.<br />
Eugenik damals und heute<br />
Am letzten Tag <strong>der</strong> Reise gab es noch<br />
einmal eine Workshop-Runde, die vom<br />
Organisationsteam vorbereitet wurde. In<br />
einem Workshop wurde über den Wi<strong>der</strong>stand<br />
gegen die Euthanasieverbrechen<br />
gesprochen. Hier wurden sowohl Handlungsmöglichkeiten,<br />
die damals bestanden<br />
haben, aufgezeigt als auch konkrete<br />
Bespiele und Motivationen mit Hilfe von<br />
Texten zusammengetragen. In an<strong>der</strong>en<br />
Gruppen ging es um Eugenik in <strong>der</strong><br />
Linken und um Neue Eugenik. Über die<br />
historische Eugenik in <strong>der</strong> Sowjetunion<br />
tasteten wir uns an heutige Formen <strong>der</strong><br />
Eugenik heran. Diskutiert wurden die<br />
Teilnehmer an <strong>der</strong> Fahrt im Museum des ehemaligen KZ Lichtenburg.<br />
Thesen von Thilo Sarrazin, aber auch<br />
Präimplantationsdiagnostik (PID), Sterbehilfe<br />
und die Frage, wie ein selbstbestimmtes<br />
Leben für jeden Menschen aussehen<br />
könnte. Als Abschluss besuchten<br />
wir noch das Denkmal zur Produktion des<br />
Schädlingsbekämpfungsmittels Zyklon<br />
B in Dessau, das während des Nationalsozialismus<br />
in verschiedenen Vernichtungslagern<br />
gegen Menschen eingesetzt<br />
wurde. Es war eine sehr lehrreiche und<br />
interessante Fahrt mit viel Input für weitere<br />
Diskussionen. Wichtig ist, dass sich<br />
junge Leute mit geschichtlichen Themen<br />
auseinan<strong>der</strong> setzen, damit sie daraus<br />
lernen können. Juliane Rother
Ein neues Mitglied stellt sich vor<br />
Antifaschistische Initiative Nord-Ost (AINO) in die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> aufgenommen<br />
Wir, die Antifaschistische Initiative Nord-<br />
Ost (AINO), sind eine Gruppe junger<br />
Leute, die unabhängige, undogmatische<br />
Antifa-Politik mit regionalem Schwerpunkt<br />
in den Bezirken Weißensee und<br />
Hohenschönhausen macht.<br />
Zu unserer politischen Arbeit: Jeden<br />
vierten Donnerstag im Montag veranstalten<br />
wir im alternativen Jugendklub<br />
»Bunte Kuh« in <strong>der</strong> Bernkasteler Str. 78<br />
in Weißensee unser Antifa-Café. Dabei<br />
gibt es fast immer eine Themenveranstaltung,<br />
wie z.B. zu Repression, zur<br />
PC-Sicherheit o<strong>der</strong> auch aktuell (am 23.<br />
August) zu den Pogromen vor 20 Jahren<br />
in Rostock-Lichtenhagen. Wir möchten<br />
mit dem Antifa-Café einen Anlaufpunkt<br />
für Antifaschistinnen und Antifaschisten<br />
aus dem Kiez schaffen und linke Inhalte<br />
in den Jugendklub und in den Kiez tragen.<br />
Theorie und Praxis<br />
Bei theoretischen Veranstaltungen belassen<br />
wir es aber nicht, son<strong>der</strong>n gehen<br />
auch praktisch gegen Neonazis vor. So<br />
gehen wir schon einmal im Plattenbaugebiet<br />
plakatieren, was ja sonst niemand<br />
macht. Wichtig ist uns, unsere Kieze frei<br />
von rechter Propaganda, seien es Pla-<br />
kate o<strong>der</strong> Aufkleber, zu halten.<br />
Gemeinsam mit lokalen Partnerinnen<br />
und Partnern wie dem Bündnis »Kein<br />
Kiez für Nazis« bzw. »Weißensee gegen<br />
rechts« organisieren wir Protestkundgebungen,<br />
wenn – wie während des<br />
<strong>Berliner</strong> Wahlkampfes im letzten Jahr<br />
– Rechtspopulistinnen und Rechtspopulisten<br />
von »Die Freiheit« o<strong>der</strong> »Pro<br />
Deutschland« o<strong>der</strong> die neonazistische<br />
NPD Stände o<strong>der</strong> Kundgebungen machen.<br />
Die Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en lokalen<br />
Aktivistinnen/Aktivisten hat auch im<br />
letzten Oktober gut funktioniert. Als die<br />
Neonazimarke Thor Steinar kurzfristig<br />
bekannt gab, einen Laden in <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
Allee in Weißensee zu eröffnen, konnten<br />
wir eine gemeinsame Kundgebung mit<br />
<strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach Schließung organisieren.<br />
Die <strong>Berliner</strong> NPD rund um den Landesvorsitzenden<br />
Sebastian Schmidtke hatte<br />
Ende April bekannt gegeben, am 1. Mai<br />
innerhalb von wenigen Stunden mehrere<br />
Foto: Noktalia<br />
Kundgebungen in Ost-Berlin durchzuführen,<br />
darunter auch in Hohenschönhausen<br />
vor dem Linden-Center.<br />
Wir riefen kurzfristig für diesen Tag zu<br />
einer antifaschistischen Demo auf, an<br />
<strong>der</strong> sich ca. 350 Menschen beteiligten.<br />
Sehr beachtlich für zwei bis drei Tage<br />
Mobilisierungszeit, wie wir finden.<br />
Nazis raus aus den Stadien!<br />
Unsere jüngste große Aktion war eine<br />
Veranstaltungsreihe im Juni, welche die<br />
Fußballeuropameisterschaft <strong>der</strong> Männer<br />
kritisch begleitete. Zusammen mit<br />
dem »Siempre Antifascista«-Bündnis,<br />
bestehend aus den Gruppen Red and<br />
Anarchist Skinheads Berlin/Brandenburg<br />
(RASH BB) und North East Antifascists<br />
(NEA), setzten wir uns mit Themen<br />
wie Überwachung, Sexismus und<br />
Homophobie im Fußball auseinan<strong>der</strong>.<br />
Abschließend gab es in einer Turnhalle<br />
in Hohenschönhausen ein antifaschistisches<br />
Fußballturnier mit über 80 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern.<br />
Antifa-Politik hört für uns nicht an <strong>der</strong><br />
<strong>Berliner</strong> Stadtgrenze und schon gar nicht<br />
am <strong>Berliner</strong> S-Bahn-Ring auf. Wir unterstützen<br />
regelmäßig Anti-Nazi-Proteste<br />
in Brandenburger Städten, so in Neuruppin<br />
und Frankfurt (O<strong>der</strong>). Im Januar<br />
2013 werden wir nach Sachsen-Anhalt<br />
fahren, wenn in Magdeburg wie<strong>der</strong> Neonazis<br />
aufmarschieren wollen. Gegenwärtig<br />
unterstützen wir die Vorbereitung<br />
des Festivals »Disteln im Beton«, das<br />
vom 6. bis 8. September das 21-jährige<br />
Bestehen des alternativen Jugendklubs<br />
»Bunte Kuh« feiern wird.<br />
Zugleich erachten wir das Gedenken<br />
an die Menschen, die zur Zeit des Nationalsozialismus<br />
Wi<strong>der</strong>stand geleistet<br />
haben, als sehr wichtig. Erste Kontakte<br />
zur <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> hatten wir in <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Vorbereitung einer Gedenkkundgebung<br />
für den Antifaschisten Peter<br />
Edel geknüpft. Wir versprechen uns<br />
durch unsere Mitgliedschaft eine bessere<br />
Vernetzung und hoffen auf eine gute<br />
Zusammenarbeit!<br />
1.000 Menschen demonstrierten am 18. November 2011 gegen einen neuen Neonaziladen<br />
in Weißensee<br />
ist das Informationsblatt<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> und erscheint dreimal<br />
im Jahr. Die Abgabe ist kostenlos.<br />
Anschrift:<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e.V.,<br />
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin,<br />
Telefon: 030-29 78 41 78,<br />
Fax: 030-29 78 43 78,<br />
mail: berlin@vvn-bda.org<br />
Redaktion:<br />
Dr. Hans Coppi<br />
Jutta Harnisch<br />
Satz und Layout:<br />
Juliane Haseloff<br />
Druck:<br />
Union Druckerei Berlin<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge müssen<br />
nicht dem Standpunkt des Herausgebers<br />
und <strong>der</strong> Redaktion entsprechen.<br />
Nr. 51
Die zweite Generation<br />
Konferenz in Berlin zu den »Kin<strong>der</strong>n des Wi<strong>der</strong>standes«<br />
Lebenserfahrungen von heute erwachsenen<br />
Kin<strong>der</strong>n politisch, rassisch o<strong>der</strong><br />
religiös Verfolgter sind kein Teil des kollektiven<br />
deutschen Bewusstseins. In<br />
den USA, Israel und England werden<br />
Lebensläufe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von Holocaustüberlebenden<br />
seit Jahrzehnten auch<br />
akademisch thematisiert, in Deutschland<br />
hat man sich in Vereinen und Gesprächsgruppen<br />
damit befasst. Seit 1989 wuchs<br />
zwar das Interesse an den Folgen <strong>der</strong><br />
NS-Verfolgung für die Sozialisation in<br />
BRD und DDR, aber in Forschungen<br />
finden die gealterten »Kin<strong>der</strong>« <strong>der</strong> politisch,<br />
rassisch und religiös Verfolgten<br />
– mit Ausnahme <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> »Zeugen<br />
Jehovas« – weiterhin kaum Beachtung.<br />
Darauf reagierte das Projekt »Kin<strong>der</strong> des<br />
Wi<strong>der</strong>stands« an <strong>der</strong> Universität Wuppertal.<br />
Eine lokale Fallstudie erforschte durch<br />
lebensgeschichtliche Interviews, welche<br />
traumatischen Prägungen die Entfremdung<br />
von Vätern, Müttern o<strong>der</strong> Eltern<br />
Programm <strong>der</strong> Konferenz<br />
Freitag, 12. Oktober, 18 Uhr<br />
»Kin<strong>der</strong> des Wi<strong>der</strong>stands. Vier Menschen<br />
und das Erbe des 20. Juli«,<br />
Film von Bernhard Pfletchinger.<br />
Anschließend Podiumsdiskussion:<br />
Verräter in <strong>der</strong> Bundesrepublik,<br />
Helden <strong>der</strong> DDR? Kin<strong>der</strong> von Wi<strong>der</strong>standskämpfern<br />
und Emigranten gehen<br />
den historischen Einordnungen<br />
nach.<br />
Mit: Sabine Reichwein, Andrée Fischer-Marum,<br />
Alice Cziborra geb.<br />
Gingold, Bernhard Pfletschinger,<br />
Hans Coppi, Mo<strong>der</strong>ation: Prof. Dr.<br />
Micha Brumlik<br />
Sonnabend, 13. Oktober<br />
10.00 Uhr Eröffnung: Dr. Hans<br />
Coppi<br />
10.15 bis 10.45 Uhr<br />
Die Familien des politischen Wi<strong>der</strong>stands<br />
im nationalsozialistischen<br />
Herrschaftssystem (Prof. Dr. Heinz<br />
Sünker, Dr. Armin Nolzen, Universität<br />
Wuppertal)<br />
10.45 bis 11.15 Uhr<br />
Die Sozialisation von Kin<strong>der</strong>n des<br />
Nr. 51<br />
durch lange Haftzeiten hervorbrachte,<br />
den Sozialisierungsdruck, und wie sich<br />
Verarbeitungsmuster für Kin<strong>der</strong> verfolgter<br />
Nazi-Gegner entwickelten. In <strong>der</strong><br />
BRD konnten Nachfahren <strong>der</strong> in <strong>der</strong> <strong>VVN</strong><br />
organisierten Eltern Diskriminierung bis<br />
hin zu eigenen Berufsverboten erleben<br />
und, dass sie oft als Kin<strong>der</strong> von »Vorbestraften«<br />
galten.<br />
In <strong>der</strong> DDR galten, sofern politisch<br />
legitimiert, elterlicher Wi<strong>der</strong>stand und<br />
Exil als grundsätzliche Bestätigung <strong>der</strong><br />
politischen Gegenwart. Die Kin<strong>der</strong> sollten<br />
das antifaschistische Vermächtnis<br />
übernehmen, ein politischer Auftrag, <strong>der</strong><br />
unliebsame historische Tatsachen verschwieg<br />
o<strong>der</strong> fälschte, familiäre Brüche<br />
und den Generationskonflikt überging.<br />
Das Spannungsfeld aus Erzählen bis<br />
Verschweigen verband Familien und<br />
Gesellschaft, doch elterliche Herkunft,<br />
Geburtsjahre und Geburtsorte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
und Verfolgungsgeschichte blieben<br />
als prägende Sozialisationsfaktoren un-<br />
politischen Wi<strong>der</strong>stands von 1933-<br />
1945 (Dr. Dieter Nelles, Universität<br />
Bochum/Wuppertal)<br />
11.15 bis 11.45 Uhr<br />
Kin<strong>der</strong> von »Vorbestraften« – Diskriminierung<br />
und Verfolgung von in <strong>der</strong><br />
<strong>VVN</strong> organisierten Eltern, <strong>VVN</strong>-Arbeitskreis<br />
»Kin<strong>der</strong> des Wi<strong>der</strong>stands -<br />
Antifaschismus als Aufgabe« (Christa<br />
Bröcher, Klara Tuchscherer)<br />
12.00 bis 13.00 Uhr Mittagspause<br />
12.45 bis 14.00 Uhr<br />
Second Generation in Britain/Stimme<br />
<strong>der</strong> britischen zweiten Generation<br />
(Irene Fick, London); Breaking<br />
the Silence/Das Schweigen durchbrechen<br />
(Merylin Moos, London)<br />
14.00 bis 14.30 Uhr<br />
Wir für uns! Wie und warum es 1985<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt <strong>der</strong> DDR zu einer<br />
nicht vorgesehenen jüdischen<br />
Selbstfindungsbewegung kam<br />
(Dr. Irene Runge)<br />
14.30 bis 15.00 Uhr<br />
Die unterschiedlichen Wege <strong>der</strong><br />
zweiten Generation in <strong>der</strong> DDR<br />
(Wolfgang Herzberg)<br />
15.00 bis 15.30 Uhr Kaffeepause<br />
terschätzt. Erinnerungen wurden von<br />
politischen Wi<strong>der</strong>sprüchen bereinigt.<br />
Verfolgung hieß, den Faschismus politisch<br />
zuverlässig in Wi<strong>der</strong>stand, Haft,<br />
Untergrund, Exil o<strong>der</strong> als Kämpfer <strong>der</strong><br />
alliierten Armeen überlebt zu haben.<br />
Davon unterscheiden sich die Erfahrungen<br />
<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> von in England gebliebenen<br />
Emigranten. Die Londoner<br />
Sektion »Second Generation« wird dazu<br />
Erkenntnisse aus ihrer Arbeit referieren.<br />
Die Tagung soll Unterschiede und<br />
Vergleichbares herausarbeiten. Für alle<br />
galt, dass nach dem Ende des Faschismus<br />
dessen Folgen spürbar blieben. In<br />
Deutschland erlebten sich Antifaschisten<br />
oft als Fremde, begegneten dem<br />
Misstrauen an<strong>der</strong>er; bei Nachbarn, Lehrern,<br />
Kin<strong>der</strong>n wurden Affinitäten zum<br />
NS-Regime vermutet. So wurde <strong>der</strong> eigene<br />
Nachwuchs sozialisiert.<br />
Diskutiert werden soll auch, wieso<br />
die Auswirkungen des alltäglichen Faschismus<br />
und dessen verfestigte Verhaltensmuster<br />
in Ost wie West so schnell<br />
verdrängt wurden, welchen Einfluss<br />
Geburtsjahre, Geburtsorte und Herkunft<br />
auf Identitäten in <strong>der</strong> zweiten Generation<br />
und <strong>der</strong>en Lebenswege hatten.<br />
Hans Coppi<br />
15.30 bis 16.00 Uhr<br />
Kin<strong>der</strong> des sowjetischen Exils: Überwinden<br />
des verordneten Schweigens<br />
(Dr. Oswald Schneidratus)<br />
16.00 bis 16.30 Uhr<br />
Eindrücke über Befragungen zur<br />
Sozialisation von Kin<strong>der</strong>n aus dem<br />
Westexil in <strong>der</strong> DDR (Dr. Irene Diekmann,<br />
Universität Potsdam)<br />
Veranstalter: Helle Panke e.V. - Rosa-Luxemburg-Stiftung<br />
Berlin in Kooperation<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
e. V., <strong>der</strong> Stiftung Haus <strong>der</strong> Demokratie<br />
und Menschenrechte, dem Interdisziplinären<br />
Zentrum »Kindheiten.<br />
Gesellschaften« <strong>der</strong> Bergischen Universität<br />
Wuppertal und dem Erziehungswissenschaftlichen<br />
Seminar<br />
<strong>der</strong> Universität Frankfurt/Main<br />
Kosten: 5,- Euro (inkl. Versorgung)<br />
Ort: Robert-Havemann-Saal, Haus<br />
<strong>der</strong> Demokratie und Menschenrechte,<br />
Greifswal<strong>der</strong> Str. 4, 10405<br />
Berlin. Tram 4, Bus (200, 240) Haltestelle<br />
»Am Friedrichshain«<br />
Anmeldung: info@helle-panke.de<br />
o<strong>der</strong> Tel.: (030) 47 53 87 24
»Bis jetzt bin ich besiegt worden...«<br />
Zum 50. Todestag von Hanns Eisler – eine Würdigung von Gina Pietsch<br />
... sagt Hanns Eisler in einem <strong>der</strong> langen<br />
Gespräche mit Hans Bunge über<br />
die Dummheit in <strong>der</strong> Musik. Er führte<br />
gegen diese einen lebenslangen Kampf<br />
und hört nach diesem Satz – vier Jahre<br />
vor seinem Tod – auch nicht auf, den<br />
Kampf weiterhin für notwendig zu halten.<br />
Was er darunter versteht, ist das erste<br />
Mal nachzulesen 1958 in den bei »Sinn<br />
und Form« zusammengefassten Bunge-Eisler-Gesprächen.<br />
Was er meint mit<br />
»Dummheit in <strong>der</strong> Musik« sei hier zusammengefasst<br />
im Kürzel – eine Musik, die<br />
in ihrer Form und ihrem Inhalt hinter den<br />
tatsächlichen Verhältnissen zurückbleibt,<br />
und, um mit seinen Worten zu sprechen,<br />
»dass mo<strong>der</strong>ne Methoden in <strong>der</strong> Musik<br />
missbraucht werden für Dummheit« und<br />
damit zur »Verschmutzung <strong>der</strong> Gefühle«.<br />
Wichtigster Zusatz aber, dass er als Publikum<br />
die Unteren im Auge hatte, die<br />
aus <strong>der</strong> Arbeiterklasse und die, die sich<br />
ihr nahe fühlten.<br />
Letzteres hat dann 1947 auch <strong>der</strong> leitende<br />
Ermittler beim Ausschuss zur Untersuchung<br />
unamerikanischer Tätigkeit,<br />
Robert Stripling, erkannt, <strong>der</strong> die 209 Seiten<br />
Dokumente über Hanns Eisler damit<br />
begründet, dass »Mr. Eisler <strong>der</strong> Karl Marx<br />
des Kommunismus auf musikalischem<br />
Gebiet ist«. Verständlich die Antwort des<br />
Komponisten: »Sie schmeicheln mir.«<br />
Wo kommt das her, dass er so denkt,<br />
lebt und arbeitet als Komponist, als Lehrer,<br />
als Musik- und Kulturtheoretiker?<br />
Sein Freund und Kollege Paul Dessau<br />
sagt das neidvoll so: Ȇberlegen Sie<br />
auch mal seine Herkunft, sein Vater war<br />
Philosoph, seine Mutter war eine Arbeiterin.<br />
Welch großartige Kombination.« Man<br />
kann auch sagen, er muss nicht zusätzlich<br />
politisiert werden, es ergab sich.<br />
Da sind die jüdischen Wurzeln über den<br />
Vater, die bis zu Rabbi Löw hin reichen,<br />
da ist <strong>der</strong> »Sprechclub sozialistischer<br />
Mittelschüler« im Wiener Gymnasium,<br />
und da ist <strong>der</strong> Bataillonskommandeur<br />
im ungarischen Infanterieregiment, bei<br />
dem er sich 1916 zum Militärdienst meldet.<br />
Der nämlich macht ihm von Anfang<br />
an klar: »Du stinken<strong>der</strong> Sozialist, wenn<br />
du deinen stinkenden Sozialismus meinen<br />
Jungens propagieren willst, werde<br />
ich dich erschießen.« So kann es wohl<br />
auch nicht ausbleiben, dass Eislers<br />
Verbindung zu seinem hoch verehrten<br />
Lehrer Arnold Schönberg dann doch<br />
abreißt, obwohl dieser ihm trotz großer<br />
ideologischer Differenzen sogar seinen<br />
Kommunismus als Jugendtorheit vergab.<br />
Aber nie wird Eislers Dankbarkeit<br />
seinem Lehrer gegenüber enden, und er<br />
kann trotz gehörig kritischer Sicht auf<br />
dessen Leben und Kunst ehrlichen Herzens<br />
im Brief versichern: »Wenn etwas<br />
Brauchbares aus mir werden wird, habe<br />
ich das nur Ihnen zu verdanken.«<br />
Und tatsächlich zählen da nicht nur<br />
<strong>der</strong> unentgeltliche Privatunterricht bei<br />
Schönberg, son<strong>der</strong>n die enormen Starthilfen<br />
in den Beruf...<br />
»... in dieser verdammt<br />
interessanten Zeit«<br />
So zieht es ihn denn 1926 nach Berlin<br />
und zur oppositionellen »Novembergruppe«,<br />
in die er eintritt, und zur KPD,<br />
in die er eintreten will, aber nicht rein-<br />
kommt, und nach zwei, nach Schönberg<br />
klingenden, aber mit neuen Inhalten besetzten<br />
Kompositionen nun die ersten<br />
Lie<strong>der</strong>, die Kampfmusik genannt werden<br />
können, dank auch <strong>der</strong> glücklichen Verbindung<br />
zu Weinert, Weber, Piscator und<br />
zu seinem Interpreten Ernst Busch und<br />
seinem Dichter Bertolt Brecht. Durch die<br />
an intellektueller und politischer Höhe in<br />
<strong>der</strong> Kunstgeschichte selten großartige<br />
Zusammenarbeit des Teams Brecht/<br />
Eisler entstehen nun, mit bei<strong>der</strong> Stücke<br />
»Die Maßnahme« und »Die Mutter« begonnen,<br />
eine illustre Zahl an Meisterwerken<br />
für Bühne, Podium, Straße und<br />
Film, alles aufgenommen mit großer Re-<br />
»Nur in Frieden kann man Musik machen. Auch deswegen verteidigen wir Musiker<br />
den Frieden und werden alles tun, um den Völkern ein neues Blutbad zu<br />
ersparen.«<br />
sonanz bei denen, für die es gedacht<br />
war, und hilfreich auch dann noch, als<br />
1933 die Nazis das Ende <strong>der</strong> Kampfmusikperiode<br />
erzwingen und die Elite <strong>der</strong><br />
deutschen Kultur vertreiben o<strong>der</strong> in KZs<br />
auslöschen.<br />
In den finsteren Zeiten...,<br />
die nun beginnen, hört die Arbeit für<br />
Eisler glücklicherweise nicht auf. »Unter<br />
dem dänischen Strohdach« bei Brecht<br />
werden »Die Rundköpfe und die Spitzköpfe«<br />
fertig, das Stück mit <strong>der</strong> Sammlung<br />
<strong>der</strong> vielleicht großartigsten Lie<strong>der</strong><br />
aus Eislers Fe<strong>der</strong>, wie <strong>der</strong> »Ballade vom<br />
Wasserrad« o<strong>der</strong> dem »Lied von <strong>der</strong> belebenden<br />
Wirkung des Geldes«.<br />
Das Jahr 35 führt ihn durch fünf Län<strong>der</strong>,<br />
1936 dann nach Spanien. Die »Hanns<br />
Eisler Tour« in den USA erreicht 60.000<br />
Zuhörer mit 8.000 Sängern. Die Amis<br />
sprechen von <strong>der</strong> »Red Decade«.<br />
Nr. 51
Weiter aber immer wie<strong>der</strong> Traurigkeiten,<br />
in <strong>der</strong> Sowjetunion 1937, hervorgerufen<br />
durch die »Expressionismus-Debatte«<br />
gegen ihn, Brecht und Freunde. Lukacs,<br />
dessen Bedeutung darin besteht, dass<br />
er von Moskau aus schreibt, wie Brecht<br />
ihn karikiert, und Kurella schwingen sich<br />
auf zu infamen Sätzen wie diesem: »Genau<br />
<strong>der</strong> Geist, <strong>der</strong> den Expressionismus<br />
hervorgebracht habe, habe auch in den<br />
Faschismus geführt.« 1938 dann in den<br />
USA die Verweigerung des Nonquota<br />
Visums, trotz Lehrauftrags an <strong>der</strong> New<br />
Yorker New School for Social Research.<br />
Der progressive mexikanische Präsident<br />
Lázaro Cárdenas aber erklärt, er werde<br />
wie an<strong>der</strong>e Opfer des Faschismus auch<br />
Eisler »mit offenen Armen« aufnehmen.<br />
Das bringt einen Lehrauftrag am Konservatorium<br />
von Mexiko-Stadt mit sich<br />
und weitere Hilfen hinsichtlich eines endgültigen<br />
Nonquota Visums für die USA.<br />
Der Hitler-Stalin-Pakt im August 1939<br />
löst Depressionen aus, aber sie werden<br />
Hanns Eisler mit Bertolt Brecht 1950 in Berlin<br />
abgefangen durch Arbeit am Film und<br />
neuer Zusammenarbeit mit Brecht, <strong>der</strong><br />
1941 nach seiner Odyssee durch mehrere<br />
Län<strong>der</strong> nun auch in die USA einreisen<br />
durfte. Bis zum oben schon genannten<br />
Verhör über unamerikanische Tätigkeit,<br />
das mit dreijähriger Überwachung<br />
durch das FBI vorbereitet war und das<br />
Nr. 51<br />
<strong>der</strong> spätere Präsident Richard Nixon<br />
den »wichtigsten Fall« nannte, »<strong>der</strong> je<br />
vor den Ausschuss gekommen ist«, war<br />
»Und weil <strong>der</strong> Mensch ein Mensch ist«,<br />
Zeichnung von Herbert Sandberg<br />
Eislers Zeit ausgefüllt mit praktischer<br />
und theoretischer Filmarbeit und einer<br />
großen Zahl von Lie<strong>der</strong>n für die Bühne,<br />
Kammermusiken und Orchesterwerken,<br />
geschrieben wie fast alles seit 1933 für<br />
die späteren Zeiten. Diese beginnen<br />
trotz enormer Solidaritätsaktionen, organisiert<br />
von Chaplin, Bernstein und vie-<br />
Foto: Bundesarchiv<br />
len an<strong>der</strong>en namhaften Künstlern, erst<br />
einmal mit seiner Ausweisung aus dem<br />
großen Land <strong>der</strong> Freiheit.<br />
»... dass ein gutes Deutschland<br />
blühe ...«<br />
Diese Hoffnung führt ihn über Umwegen<br />
nach Ostberlin und durch die »dritte Sache«,<br />
wie sie ihren Kampf um eine sozialistische<br />
Gesellschaft immer nannten,<br />
wie<strong>der</strong> mit Brecht und Busch zusammen.<br />
Die letzten 13 Jahre seines Lebens sind<br />
im Übermaß ausgefüllt mit Professur an<br />
<strong>der</strong> Hochschule für Musik, Meisterklasse<br />
an <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Künste, Kompositionen<br />
für Brecht, Becher, Strittmatter und<br />
viele an<strong>der</strong>e. Er erhält große Preise und<br />
große Schläge. Sein erstes Opernprojekt,<br />
»Johann Faustus« passt nicht ins<br />
Erbe-Konzept <strong>der</strong> DDR und wird im Rahmen<br />
<strong>der</strong> unrühmlichen Formalismusdebatten<br />
von stalinistischen Fanatikern wie<br />
Abusch und Girnus als »pessimistisch,<br />
volksfremd, ausweglos, antinational«<br />
abqualifiziert. Das im Jahr des 17. Juni,<br />
zu dem er sagt: »Was in Berlin geschah,<br />
hat nicht <strong>der</strong> Sache <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />
genützt.«<br />
Aber wie immer, rappelt er sich auf,<br />
schreibt Tucholsky- und Majakowsky-Lie<strong>der</strong><br />
für Busch, die »Winterschlacht«<br />
nach Becher und die Lie<strong>der</strong><br />
zum »Schweyk« von Brecht. Letzterer<br />
hat nach <strong>der</strong> Rede des Bundesaußenministers<br />
Heinrich von Brentano »Die<br />
späte Lyrik Brechts lässt sich eher mit<br />
<strong>der</strong> Horst Wessels vergleichen« gerade<br />
seine zweite von drei Boykott-Wellen in<br />
Westdeutschland hinter sich und wird<br />
sich verabschieden von seinem wichtigsten<br />
Komponisten mit den Worten<br />
»Entschuldige, ich habe nicht genug getan<br />
für Deine große Musik«. Hanns Eisler<br />
stirbt am 6. September 1962 in Berlin.<br />
Grab Eislers auf dem <strong>Berliner</strong> Dorothenstädtischen<br />
Friedhof<br />
Foto : Bednarek/wikimedia commons
Gedenken zum 100. Geburtstag<br />
Am 8. Juli 2012 erinnerte die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Lichtenberg an den hingerichteten antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfer<br />
Herbert Splanemann anlässlich seines<br />
100. Geburtstages.<br />
Die Vorsitzende Erika Rathmann erzählte<br />
vor seinem Wohnhaus in <strong>der</strong> Marie-Curie-Allee<br />
112 aus seinem Leben.<br />
Von den rund 20 Anwesenden wurden<br />
Blumen unter <strong>der</strong> Gedenktafel am Haus<br />
nie<strong>der</strong>gelegt. Anschließend begaben sie<br />
sich zur Splanemannstraße, wo sie Blumen<br />
und Flyer mit <strong>der</strong> Biografie an den<br />
Straßenschil<strong>der</strong>n anbrachten.<br />
Niemand ist vergessen!<br />
Am 9. Juli 2012 gründete sich eine Günter-Schwannecke-Gedenkinitiative.<br />
Sie<br />
wird am 29. August um 20 Uhr eine Gedenkkundgebung<br />
auf dem Sport- und<br />
Spielplatz Pestalozzistraße/Fritschestr.<br />
in Charlottenburg veranstalten und eine<br />
provisorische Informationstafel anbringen.<br />
Vor 20 Jahren, am 29. August 1992,<br />
zeigte <strong>der</strong> wohnungslose Kunstmaler<br />
Günter Schwannecke gemeinsam mit<br />
Fotos: Jutta Harnisch<br />
dem Künstler Hagen Knuth Zivilcourage<br />
und schützte dort Migranten vor<br />
den Beleidigungen und <strong>der</strong> Vertreibung<br />
durch zwei neonazistische Skinheads.<br />
Während die Migranten flüchten konnten,<br />
wurden Günter Schwannecke und<br />
Hagen Knuth von den Nazis mit Baseballschlägern<br />
brutal angegriffen und geschlagen.<br />
Hagen Knuth überlebte, doch Günter<br />
Schwannecke verstarb am 5. September<br />
an schweren Kopf- und Hirnverletzungen.<br />
Der Täter wurde zu lediglich<br />
sechs Jahren Haft wegen Körperverletzung<br />
mit Todesfolge verurteilt.<br />
Die Initiative will die genauen Umstände<br />
<strong>der</strong> Tat recherchieren, die Öffentlichkeit<br />
informieren und sich dafür<br />
einsetzen, dass Günter Schwannecke<br />
als Todesopfer von Nazigewalt staatlich<br />
anerkannt wird.<br />
Erlebnisberichte erbeten<br />
Die drei Broschüren »Fragt uns, wir sind<br />
die Letzten« finden großes Interesse<br />
und Zustimmung. Die <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
sieht sich dadurch bestärkt, diese Form<br />
<strong>der</strong> Erinnerungsarbeit wirksamer und<br />
nachhaltiger weiterzuführen. Wir wollen<br />
Erinnerungen und Biografien von Antifaschistinnen<br />
und Antifaschisten aus <strong>der</strong><br />
Zeit des Faschismus in Deutschland und<br />
auch aus ihrer Exilzeit sammeln und diese<br />
nach und nach in geeigneter Form<br />
vorstellen.<br />
Dafür bitten wir um Mitarbeit und wenden<br />
uns an alle, die ihre Erinnerungen<br />
aufgezeichnet haben o<strong>der</strong> dies, vielleicht<br />
auch durch unser Projekt bestärkt, noch<br />
vor haben. Wir wenden uns auch an alle<br />
Angehörigen, die in den Nachlässen ihrer<br />
Eltern und Großeltern Interessantes<br />
fanden o<strong>der</strong> noch finden. Bitte stellt uns<br />
entsprechende Materialien o<strong>der</strong> Kopien<br />
davon zur Verfügung. Kontakt: <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>, Telefon: (030) 29 78 41 78,<br />
E-Mail: berlin@vvn-bda.org<br />
Ich möchte mitmachen!<br />
Ich möchte Mitglied <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> werden.<br />
Ich möchte mehr über die <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> wissen.<br />
Ich möchte zu Veranstaltungen eingeladen werden.<br />
Für Beitritte<br />
Name:<br />
geb. am:<br />
Beruf:<br />
Telefon:<br />
Adresse:<br />
10 Nr. 51<br />
e-mail:<br />
Neue Gedenktafel eingeweiht<br />
Rund 120 Menschen versammelten sich<br />
am späten Sonnabendvormittag, dem<br />
11. August, an <strong>der</strong> Mauer <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Schultheiss-Brauerei in <strong>der</strong> heutigen<br />
Kreuzberger Methfesselstraße 42, um an<br />
<strong>der</strong> bewegenden Einweihung einer Gedenktafel<br />
für den 2008 verstorbenen Antifaschisten<br />
Wolfgang Szepansky (geb.<br />
1910) teilzunehmen. Er hatte genau an<br />
diesem Tag im Jahre 1933 an die Mauer<br />
geschrieben: »Nie<strong>der</strong> mit Hitler! KPD<br />
lebt! Rot Front!«<br />
Christine Kühnl-Sager vom Aktiven<br />
Museum berichtete über die zweijährigen<br />
Bemühungen <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA und des<br />
Aktiven Museums, die schließlich zum<br />
Erfolg führten. Bezirksbürgermeister Dr.<br />
Franz Schulz, dessen Vermittlung weseentlich<br />
zur Anbringung <strong>der</strong> Tafel beitrug,<br />
würdigte Wolfgangs Engagement<br />
im Faschismus und als Zeitzeuge als<br />
auch heute noch vorbildlich, gerade in<br />
Zeiten des NSU-Terrors. Tochter Regina<br />
Szepansky berichtete vom Leben ihres<br />
Vaters und enthüllte die Gedenktafel.<br />
Bitte einsenden an:<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
Franz-Mehring-Platz 1<br />
10243 Berlin
Auffor<strong>der</strong>ung zum Aktiv-Werden<br />
Dritte Broschüre mit Interviews von Wi<strong>der</strong>standskämpfern und Naziverfolgten erschienen<br />
Der Arbeitskreis »Fragt uns, wir sind die<br />
Letzten« veröffentlichte bereits 2010 und<br />
2011 jeweils eine Broschüre, in denen<br />
Verfolgte des Nationalsozialismus und<br />
Menschen aus dem antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>stand zu Wort kommen (siehe<br />
auch UB 44 und 48).<br />
Im Juli dieses Jahres folgte nun die dritte<br />
Ausgabe. Ursula Mamlok (geb. 1923<br />
in Berlin) erzählt, wie ihr als jüdisches<br />
Kind die Musik dabei half, ihre Ausgrenzung<br />
und die Flucht nach Ecuador zu<br />
überstehen. Jelena Kadenic (geb. 1921<br />
in Bovi) und Radoslav Deric (geb. 1927 in<br />
Prnjavor) berichten von ihrem Kampf im<br />
ehemaligen Jugoslawien gegen die deutsche<br />
Besatzung und Kollaboration. Fritz<br />
Sternhell (geb. 1924 in Wien) beschreibt<br />
die Situation als jüdisches Kind in Österreich,<br />
wie er mit einem Kin<strong>der</strong>transport<br />
nach England kam und schließlich in die<br />
Nr. 51<br />
britische Armee ging, um gegen Nazi-<br />
Deutschland zu kämpfen.<br />
Lore Sternhell (geb. 1930 in Ruhla) berichtet<br />
von ihrer Flucht als Kind kommu-<br />
nistischer Eltern nach Prag und später<br />
nach Schottland. Wilhelm Reinhardt<br />
(geb. 1938 in Idar-Oberstein) schließlich<br />
erzählt, wie er als Sinto in einem Kin<strong>der</strong>-<br />
Freudig erwarteter Besuch aus Polen<br />
Fotos: Andreas Domma<br />
heim versteckt wurde und bis heute von<br />
antiziganistischen Übergriffen betroffen<br />
ist.<br />
Die Interviews sollen nicht dazu beitragen,<br />
die Vergangenheit zu »bewältigen«<br />
o<strong>der</strong> mit ihr abzuschließen. Vielmehr sollen<br />
aus den Erfahrungen <strong>der</strong> Überlebenden<br />
Konsequenzen für unser Denken<br />
und Handeln heute gezogen werden. Die<br />
geschil<strong>der</strong>ten Verfolgungs- und Wi<strong>der</strong>standsgeschichten<br />
sind ein Appell, sich<br />
Neonazis und menschenfeindlichem<br />
Gedankengut in <strong>der</strong> Gesellschaft entgegenzustellen<br />
und für emanzipatorische<br />
Ideen einzutreten. In diesem Sinne stellt<br />
die Broschüre auch eine Auffor<strong>der</strong>ung<br />
zum Aktiv-Werden dar. Die drei Ausgaben<br />
sind online über fragtuns.blogsport.<br />
de o<strong>der</strong> als Print-Ausgabe bei <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> erhältlich.<br />
AK Fragt uns, wir sind die Letzten<br />
Zwei Wi<strong>der</strong>standskämpferinnen gegen Nazideutschland besuchen den Tag <strong>der</strong> Mahnung in Berlin<br />
Auf Einladung <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong><br />
nehmen am diesjährigen Tag <strong>der</strong> Mahnung<br />
am 9. September zwei polnische<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpferinnen teil. Hans<br />
Coppi wird die polnisch-jüdische Partisanin<br />
Janina Duda und die ehemalige<br />
Kompaniebefehlshaberin Adela Zurawska<br />
aus dem Emilia-Plater-Frauenbataillon<br />
auf <strong>der</strong> Bühne zu einem Gespräch<br />
begrüßen.<br />
Am 10. September treffen sich die<br />
beiden Wi<strong>der</strong>standskämpferinnen<br />
mit Schülerinnen und Schülern <strong>der</strong><br />
deutsch-polnischen Europa-Schule<br />
(Robert-Jungk-Oberschule) zu einem<br />
Zeitzeugengespräch. Auf Initiative <strong>der</strong><br />
Klassenlehrerin Joanna Nalewajka werden<br />
sie gemeinsam eine »Birke des<br />
Erinnerns« pflanzen, die aus <strong>der</strong> Nähe<br />
des ehemaligen Konzentrationslagers<br />
Auschwitz-Birkenau stammt.<br />
Janina Duda (geb. 24.12.18, Foto links)<br />
floh im Herbst 1941 aus dem Ghetto von<br />
Bialystok. Bis heute weiß sie nicht, wo<br />
und unter welchen Umständen ihre Fa-<br />
milie umgebracht wurde. Auf ihrer Flucht<br />
fand sie bei Bauern und in Wäl<strong>der</strong>n Unterschlupf.<br />
Ende 1942 trat sie dem 9.<br />
sowjetischen Partisanenbataillon unter<br />
Generalmajor Saburow bei und kämpfte<br />
in verschiedenen Partisaneneinheiten,<br />
bis sie sich im Januar 1944 <strong>der</strong> Grunwald-Brigade<br />
<strong>der</strong> 1. Polnischen Armee<br />
unter General Berling anschloss. Im Juli<br />
1944 wurde sie mit dem Fallschirm hinter<br />
den feindlichen Linien auf <strong>der</strong> linken<br />
Weichselseite abgesetzt, um den Wi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>der</strong> polnischen Partisanen <strong>der</strong> Armia<br />
Ludowa (AL) zu unterstützen.<br />
Sie ist heute in <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong> Jüdischen<br />
Kombattantinnen und Kombattanten<br />
in Warschau aktiv.<br />
Adela Zurawska (geb. 06.06.23 in<br />
Kakolowice bei Rzeszów, Foto rechts)<br />
wurde nach dem Einmarsch <strong>der</strong> sow-<br />
jetischen Truppen am 10. Februar 1940<br />
nach Krasno-Uralsk (Mittlerer Ural)<br />
verschleppt und arbeitete dort in einer<br />
Kupfermine. Nach Unterzeichnung<br />
des Sikorski-Maiski-Abkommens am<br />
30.07.1941 wurden die polnischen Sibirien-Verschleppten<br />
amnestiert. Im Mai<br />
1943 erhielt Adela Zurawska die Einberufung<br />
zur 1. Polnischen Division Tadeusz<br />
Kosciuszko, wo sie Befehlshaberin <strong>der</strong><br />
Füsilier-Kompanie des Frauenbataillons<br />
»Emilia Plater« wurde. Sie nahm u. a. an<br />
<strong>der</strong> Befreiung Warschaus teil.<br />
Sie ist Vorsitzende des Verbandes<br />
<strong>der</strong> Frauen-Soldaten <strong>der</strong> 1. und 2. Polnischen<br />
Armee in <strong>der</strong> Vereinigung <strong>der</strong><br />
Kombattantinnen und Kombattanten<br />
ZKRP i BWP. Kamil Majchrzak<br />
11
Genossin Professor Ingeborg Rapoport<br />
Persönliche Anmerkungen zum bevorstehenden 100. Geburtstag einer ungewöhnlichen Frau<br />
Am 2. September 2012 wird Genossin<br />
Professor Dr. Ingeborg Rapoport 100<br />
Jahre alt.<br />
Mit diesen Zeilen möchte ich einer ungewöhnlichen,<br />
liebenswerten Frau für alles,<br />
was sie in ihrem Leben erreicht hat,<br />
danken.<br />
Wer ist diese Frau?<br />
Ich las Anfang <strong>der</strong> 60er-Jahre zum ersten<br />
Mal von ihr und ihrem Mann Mitja<br />
in verschiedenen Lexika, die ich kaufte,<br />
weil ich mir aus ihnen Hilfe bei <strong>der</strong> Erziehung<br />
meiner Kin<strong>der</strong> erhoffte. Ich war<br />
eine junge Frau und Mutter, die ohne<br />
Mutter aufgewachsen und daher kaum<br />
auf dieses Leben vorbereitet war.<br />
Später hörte ich von Freunden Näheres<br />
über sie.<br />
Schon damals war ich voller Ehrfurcht<br />
und Achtung für die beiden. Erst nach<br />
dem Zerfall <strong>der</strong> DDR lernte ich sie persönlich<br />
kennen, obwohl wir so nah beieinan<strong>der</strong><br />
wohnten. Wir waren in einer<br />
Parteigruppe <strong>der</strong> »Linken«, vorher PDS.<br />
In den ersten Jahren nach <strong>der</strong> »Wende«<br />
stritten wir viel, suchten nach Erklärungen<br />
und Lösungen – wir hatten<br />
alle so viele Ideale und Hoffnungen auf<br />
eine bessere Welt, auf eine gerechtere<br />
Welt...<br />
Sowohl Inge als auch Mitja Rapoport<br />
hatten ihr ganzes Leben und Können<br />
dieser »Sache« untergeordnet. Dabei<br />
waren beide, wie man umgangssprachlich<br />
sagen könnte, »Vollblut«-Mediziner.<br />
Inge widmete ihr Leben den Kin<strong>der</strong>n und<br />
<strong>der</strong> Forschung auf diesem Gebiet. Ihr<br />
verdanken wir die organisierte Betreu-<br />
ung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und <strong>der</strong>en Gesundheit.<br />
Der Entwicklungsstand <strong>der</strong> gesundheitlichen<br />
Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in Krippen,<br />
Kin<strong>der</strong>gärten und Schulen, die regelmäßigen<br />
Kontrollen – das war zu einem<br />
großen Teil das Verdienst von Ingeborg<br />
Rapoport. Ihr Wirken ist eng verbunden<br />
mit dem Rückgang <strong>der</strong> Säuglingssterblichkeit<br />
in <strong>der</strong> DDR. Wir erreichten eine<br />
Vorbildfunktion in <strong>der</strong> Welt. Krankheiten<br />
verschwanden bei Kin<strong>der</strong>n durch diese<br />
Umsorgung. Diese positive Entwicklung<br />
brach nach <strong>der</strong> »Wende« ab. Krankheiten<br />
traten wie<strong>der</strong> auf, von denen viele gar<br />
nichts mehr wussten. Gesundheit wurde<br />
wie<strong>der</strong> ein Merkmal des Geldbeutels.<br />
Woher kommt Inge Rapoport?<br />
Sie wurde in Hamburg geboren, hatte<br />
eine jüdische Mutter und einen eher<br />
konservativen, deutsch-nationalen Vater.<br />
Die Eltern ließen sich scheiden. Die<br />
Mutter zog ihre Kin<strong>der</strong> allein auf. Die medizinische<br />
Ausbildung war ein dornenreicher<br />
Weg.<br />
Sie verließ Nazideutschland und ging<br />
in die USA, wo sie Mitja kennenlernte<br />
und heiratete. Dort wurde sie auch Sozialistin.<br />
Sie ist Mutter von vier Kin<strong>der</strong>n.<br />
In <strong>der</strong> McCarthy-Ära mussten sie aus<br />
den USA fliehen, trotz <strong>der</strong> fantastischen<br />
Forschungsergebnisse, die sie beide erzielten,<br />
vor allem Mitja auf dem Gebiet<br />
des Blutes. Sie waren Kommunisten<br />
und diese wurden gejagt. Zunächst gingen<br />
sie in die Schweiz. Die Österreicher<br />
(Mitja war österreichischer Staatsbürger)<br />
gaben Mitja auf Druck <strong>der</strong> USA keine<br />
Arbeitserlaubnis.<br />
Die DDR gab <strong>der</strong> Familie 1952 Aufenthalt<br />
und beide wurden Mitarbeiter <strong>der</strong><br />
Charité. Sie erhielten Unterstützung für<br />
ihre Arbeit. Es gab häufig große Schwierigkeiten<br />
beim Wie<strong>der</strong>aufbau und <strong>der</strong><br />
Neugestaltung <strong>der</strong> Charité. Aber beide<br />
kämpften und setzten sich gegen Engstirnigkeit<br />
durch.<br />
Was macht sie heute?<br />
Sie ist immer noch in verschiedenen Organisationen<br />
aktiv. Auch wenn sie Sehschwierigkeiten<br />
hat, sie gibt nicht auf<br />
und findet Mittel und Wege, sich weiterhin<br />
»einzumischen«.<br />
Für mich ist sie Vorbild im wahrsten<br />
Sinne des Wortes und nicht nur, weil sie<br />
mir vor zwölf Jahren mit Mitja das Leben<br />
wie<strong>der</strong> gab, son<strong>der</strong>n weil sie Herzenswärme<br />
und Bescheidenheit, Wahrhaftigkeit<br />
und Aufrichtigkeit lebt und ausstrahlt.<br />
Sie ist weiterhin neugierig und<br />
wissbegierig und verfolgt intensiv die<br />
gesellschaftlichen und politischen Vorgänge<br />
in <strong>der</strong> Welt, insbeson<strong>der</strong>e in unserem<br />
Land.<br />
Ich wünsche mir, dass vor allem junge<br />
Menschen ihr wun<strong>der</strong>bares Buch »Meine<br />
ersten drei Leben« lesen. Es ist ein sehr<br />
persönliches und ehrliches Werk und<br />
kann unser Verständnis für Geschichte<br />
erhöhen und unser weiteres Tun beeinflussen.<br />
Andrée Leusink<br />
1 Nr. 51<br />
Foto: <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Berlin-Pankow
Veranstaltungen von September bis November 2012<br />
Vorbereitungskreis Tag<br />
<strong>der</strong> Mahnung/<strong>Berliner</strong><br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e. V.<br />
9. September, 11.00 Uhr<br />
Auftaktkundgebung <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-VdA zum<br />
Tag <strong>der</strong> Erinnerung und Mahnung:<br />
Erinnerung an die Opfer <strong>der</strong> Euthanasie-<br />
Morde <strong>der</strong> Nazis Es spricht u. a. Antje<br />
Kosemund, <strong>der</strong>en Schwester ermordet<br />
wurde, Tiergartenstr. Ecke Herbert-von-<br />
Karajan-Str. vor dem Denkmal an die T4-<br />
Aktion<br />
anschließend: Fahrradkorso <strong>der</strong> Antifaschistischen<br />
Initiative Moabit (AIM) zum<br />
Tempelhofer Feld mit Stopp an Orten<br />
von Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand<br />
9. September, 13.00 – 18.00 Uhr<br />
Tag <strong>der</strong> Erinnerung und Mahnung, Aktionstag<br />
gegen Rassismus, Neonazismus<br />
und Krieg, Tempelhofer Feld, Eingang<br />
Columbiadamm/Lilienthalstr. (Bus 104,<br />
Friedhöfe Columbiadamm)<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e. V.<br />
10. September, 19.00 Uhr<br />
Der Autor Rolf A. Götte liest aus seinem<br />
Buch »Grunewald Zwillinge«. Eine Ver-<br />
Wir gratulieren!<br />
Unseren Jubilaren gratulieren wir<br />
ganz herzlich zum Geburtstag und<br />
wünschen Gesundheit, Optimismus<br />
und Lebensfreude!<br />
Zum 105.:<br />
12.12. Marie Loewy, Lichtenberg<br />
Zum 103.:<br />
30.10. Dr. Ruth Strahl, Pankow<br />
4.12. Rudolf Schiffmann, Lichtenberg<br />
Zum 102.:<br />
8.11. Elfriede Brüning, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
Zum 101.:<br />
2.11. Hans Kohoutek, W‘see-Hsh.<br />
14.11. Alfred Wittig, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
Zum 100.:<br />
13.10. Erwin Schulz, Köpenick<br />
Nr. 51<br />
anstaltung im Rahmen <strong>der</strong> Reihe »Literaturstammtisch«<br />
des Kulturrings in Berlin<br />
e. V. mit <strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> e. V.<br />
Kulturforum Hellersdorf, Carola-Neher-<br />
Str. 1, 12619 Berlin, (U5 Neue Grottkauer<br />
Str.), behin<strong>der</strong>tengerecht erreichbar<br />
Termine zur Pflege <strong>der</strong> VdN-Gräber auf<br />
dem Friedhof Friedrichsfelde:<br />
20. Oktober, 13.00 bis 16.00 Uhr<br />
27. Oktober, 13.00 bis 16.00 Uhr<br />
10.November, 13.00 bis 16.00 Uhr<br />
17. November, 9.00 bis 12.00 Uhr<br />
Treffpunkt am Eingang<br />
Jour fixe<br />
immer am 3. Montag im Monat, immer<br />
um 18.30 Uhr, immer im Café Sibylle,<br />
Karl-Marx-Allee 72, 10243 Berlin, U5<br />
Strausberger Platz<br />
17. September<br />
Ein Schwede im deutschen Wi<strong>der</strong>stand<br />
1943/44. Zum 100. Geburtstag von Arvid<br />
Lundgren. Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit<br />
mit <strong>der</strong> Initiative zur Erinnerung<br />
an den Arbeiterwi<strong>der</strong>stand und <strong>der</strong><br />
Deutsch-Schwedischen Gesellschaft<br />
Berlin e. V.<br />
Zum 95.:<br />
5.11. Dr. Kurt Gossweiler, Köpenick<br />
6.11. Edith Miltenberger, Marzahn<br />
29.11. Peter Korn, Frhn.-Krbg.-Mitte<br />
Zum 90.:<br />
11.9. Elsa Rentmeister, Pankow<br />
12.9. Adolf Rotter, Lichtenberg<br />
17.10. Leo Schabbel, Prenzl. Berg<br />
13.11. Lucette Danelius, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
19.11. Elfriede Kassner, Treptow<br />
29.11. Adam König, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
29.11. Nina Speiser, Mitte<br />
27.12. Gerhard Niemczyk, <strong>VVN</strong>-VdA<br />
28.12. Prof. Dr. Günter Glaser, Lbg.<br />
Zum 85.:<br />
6.9. Anita Krebs, Frhn.-Krbg.-Mitte<br />
15.9. Hanne-Lotte Kynast, Helldf.<br />
25.9. Sylvia Weißhuhn, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
3.10. Ernst Freund, Frhn.-Krbg.-Mitte<br />
22.10. Helga Besenbruch, Köpenick<br />
15. Oktober<br />
Zum 50. Todestag von Hanns Eisler: Die<br />
Jahre des Exils. Es spricht: Dr. Jürgen<br />
Schebera. Mo<strong>der</strong>ation: Gina Pietsch<br />
19. November<br />
Zur Neuauflage des Buches »Nackt unter<br />
Wölfen« von Bruno Apitz, erstmalig<br />
in ungekürzter Form. Susanne Handtke<br />
erzählt aus <strong>der</strong> Entstehungsgeschichte<br />
des Romans.<br />
17. Dezember<br />
Das Thema <strong>der</strong> Veranstaltung stand zu<br />
Redaktionsschluss noch nicht fest.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Friedrichshain-<br />
Kreuzberg-Mitte<br />
5. September, 14.30 Uhr<br />
Rechtsradikale und fremdenfeindliche<br />
Verhaltensweisen und was können wir<br />
dagegen tun?<br />
Seniorenclub »Silberfüchse«, Palisadenstr.<br />
46, 10243 Berlin<br />
7. September, 17.00 Uhr<br />
Meeting anlässlich des Tages <strong>der</strong> Opfer<br />
des Faschismus, Stele, Koppenstr. Ecke<br />
Singerstr., 10243 Berlin<br />
Foto: Jutta Harnisch<br />
13.11. Hedwig Nicke, Lichtenberg<br />
16.11. Dieter Hopp, Prenzl. Berg<br />
Zum 80.:<br />
13.10. Hanni Simon, Lichtenberg<br />
17.11. Dr. Günter Wehner, Prenzl.<br />
Berg<br />
22.11. Rudolf Müller, Frhn.-Krbg.-<br />
Mitte<br />
2.12. Flura Lompscher, Pankow<br />
7.12. Jonny Granzow, Lichtenberg<br />
1
BO Mitte<br />
24. Oktober, 14.30-16.30 Uhr<br />
Jahresversammlung <strong>der</strong> Gruppe Berlin-<br />
Mitte:<br />
- Kameradin Ursula Benjamin stellt sich<br />
und ihre Familie vor.<br />
- W. Hunger: Bemerkungen zum Wirken<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> im vergangenen<br />
Jahr<br />
- geselliges Beisammensein bei Kaffee<br />
und Kuchen<br />
Spittelkolonnaden, Leipziger Str. 47 Ekke<br />
Jerusalemer Str.<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Lichtenberg e. V.<br />
6. September, 15.00 Uhr<br />
»Lesen gegen das Vergessen«<br />
Anton-Saefkow-Platz, 10369 Berlin (bei<br />
schlechten Wetter in <strong>der</strong> Anton-Saefkow-Bibliothek)<br />
13. September, 14.00 Uhr<br />
Helferberatung, anschließend Kassenstunde,<br />
KULTschule, Sewanstr. 43,<br />
10319 Berlin<br />
9. Oktober, 18.00 Uhr<br />
Buchvorstellung mit Jonny Granzow,<br />
»Der Ausbruch <strong>der</strong> Spanienkämpfer aus<br />
dem Geheimgefängnis. Eine historische<br />
Reportage«, KULTschule<br />
3. November, 14.00 Uhr<br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung und Herbstfest,<br />
KULTschule<br />
11. Dezember, 14.00 Uhr<br />
Helferberatung, anschl. Kassenstunde,<br />
KULTschule<br />
12. Dezember, 18.00 Uhr<br />
»Rudolf Grosse und die Sachsenhausener«,<br />
biografische Skizze über Rudolf<br />
Grosse und seine Mitgefangenen.<br />
Gasthaus »Warmba<strong>der</strong> Hof«, Rudolf-<br />
Grosse-/Ecke Robert-Siewert-Str.,<br />
10318 Berlin<br />
19. Dezember, 14.00 Uhr<br />
Gedenken an die »Rote Kapelle« am<br />
Denkmal in <strong>der</strong> Schulze-Boysen-Str.,<br />
10365 Berlin,<br />
anschließend Gespräch KIEZSPINNE,<br />
Schulze-Boysen-Str. 38<br />
<strong>BdA</strong> Treptow e. V.<br />
Alle Veranstaltungen des <strong>BdA</strong> Treptow<br />
e.V. finden in <strong>der</strong> Begegnungsstätte<br />
PRO, in <strong>der</strong> Kiefholzstr. 275, 12437 Berlin<br />
statt.<br />
19. September, 18.00 Uhr<br />
»Wahn und Kalkül – <strong>der</strong> Antisemitismus<br />
mit dem Hakenkreuz«, Prof. Dr. Kurt<br />
Pätzold stellt sein neues Buch vor<br />
24. Oktober, 16.00 Uhr<br />
»Im Schatten des Gulag«, – als Deutsche<br />
unter Stalin geboren, Dokumentarfilm.<br />
Erläuterungen dazu von Dr. Katrin Sell<br />
31. Oktober, 18.00 Uhr<br />
Deutsch-deutsche Kontakte in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
– Mauerbau und Brückenschläge,<br />
Vortrag von Dr. Norbert Podewin<br />
<strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong> Köpenick<br />
20. Oktober, 15.00 Uhr<br />
Nazis in <strong>der</strong> DDR?, Gedenkstätte Köpenicker<br />
Blutwoche, Puchanstr. 12<br />
15. Dezember, 15.00 Uhr<br />
Stolpersteine in Treptow-Köpenick,<br />
Kiez- und Familienzentrum Spindlersfeld/Köllnische<br />
Vorstadt,<br />
Rudower Str. 37, 12557 Berlin<br />
<strong>VVN</strong>-VdA e. V. (Gruppe<br />
Reinickendorf)<br />
Die Veranstaltungen <strong>der</strong> Gruppe Reinickendorf<br />
finden jeweils am 3. Donnerstag<br />
des Monats um 15.00 Uhr im<br />
Roten Laden, Schloßstr. 22, 13507 Berlin,<br />
statt.<br />
20. September<br />
Jonny Granzow liest aus seinem Buch<br />
»Der Ausbruch <strong>der</strong> Spanienkämpfer aus<br />
dem Geheimgefängnis. Eine historische<br />
Reportage«.<br />
18. Oktober<br />
Silvia, die Tochter von Peter Gingold (Foto),<br />
liest aus seinem Buch »Paris – Bou-<br />
levard St. Martin No. 11. Ein jüdischer<br />
Antifaschist und Kommunist in <strong>der</strong> Résistance<br />
und <strong>der</strong> Bundesrepublik«<br />
BO Prenzlauer Berg<br />
29. August, 10.30 Uhr<br />
Öffentliche Ehrung am Straßenschild<br />
anlässlich des 70. Todestages des antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />
Martin Trachtenbrodt, Trachtenbrodtstr.<br />
Ecke Erich-Weinert-Str.<br />
8. September, 10.30 Uhr<br />
Gedenkveranstaltung und Ehrung anlässlich<br />
des Tages <strong>der</strong> Erinnerung und<br />
Mahnung, Stele, Danziger Str. Ecke Diesterwegstr.,<br />
10405 Berlin<br />
12. September, 15.00 Uhr<br />
Veranstaltung anlässlich des Tages <strong>der</strong><br />
Erinnerung und Mahnung, WABE, Danziger<br />
Str. 101, 10405 Berlin<br />
10. Oktober<br />
Busfahrt mit Heidenreisen nach Neubrandenburg<br />
und an den Tollensesee.<br />
Abfahrt 8.30 Uhr, Fröbelstr. Ecke Prenzlauer<br />
Allee<br />
17. Oktober, 15.00 Uhr<br />
Dr. Günter Wehner (Foto) im Gespräch<br />
mit Marlies Apitz, <strong>der</strong> Witwe des Schriftstellers<br />
Bruno Apitz.<br />
Seniorenfreizeitstätte, Grellstr. 14, 10409<br />
Berlin<br />
9. November, 10.30 Uhr<br />
Ehrendes Gedenken auf dem Jüdischen<br />
Friedhof Schönhauser Allee anlässlich<br />
des 74. Jahrestages <strong>der</strong> Pogromnacht<br />
1938<br />
11. November<br />
Öffentliche Ehrung am Straßenschild<br />
anlässlich des 70. Todestages des an-<br />
1 Nr. 51
tifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />
Erich Küsel, Gubitzstr. Ecke Küselstr.<br />
30. November,<br />
Öffentliche Ehrung am Straßenschild anlässlich<br />
des 120. Geburtstages des antifaschistischen<br />
Wi<strong>der</strong>standskämpfers<br />
Siegmund Sredzki<br />
12. Dezember<br />
Busfahrt zum Jahresabschluss mit Heidenreisen<br />
(»Lichterfahrt«),<br />
Abfahrt 10.00 Uhr, Fröbelstraße Ecke<br />
Prenzlauer Allee<br />
19. Dezember, 15.00 Uhr<br />
Jahresabschlussveranstaltung, WABE<br />
Antifaschistische Initiative<br />
Nord-Ost (AINO)<br />
6.-8. September<br />
»Disteln im Beton«. Festival zum 21.<br />
Jahrestag des Bestehens des alternativen<br />
Jugendclubs »Bunte Kuh« in Weißensee.<br />
Programm: http://buntekuh.<br />
blogsport.eu.<br />
Bernkasteler Str. 78, 13088 Berlin<br />
Antifaschistische Initiative Moabit<br />
(AIM)<br />
9. November, 17.00 Uhr<br />
»Es ist geschehen, also kann es wie<strong>der</strong><br />
geschehen.« (Primo Levi)<br />
Kundgebung im Gedenken an die Opfer<br />
<strong>der</strong> Reichspogromnacht 1938, mit Zeit-<br />
Nr. 51<br />
zeugen. Anschließend antifaschistische<br />
Demonstration zum Deportationsmahnmal<br />
auf <strong>der</strong> Putlitzbrücke (Foto), Mahnmal<br />
Levetzowstraße, Moabit<br />
Antifa Hohenschönhausen<br />
17. September, 18.30 Uhr<br />
Lesung mit Jonny Granzow aus seinem<br />
Buch »Der Ausbruch <strong>der</strong> Spanienkämpfer<br />
aus dem Geheimgefängnis. Eine historische<br />
Reportage« im Rahmen des<br />
Lichtenberger Infocafés »Manic Monday«,<br />
Jugendclub »Linse«, Parkaue 25,<br />
10367 Berlin<br />
15. Oktober, 18.30 Uhr<br />
Lesung mit dem Journalisten Maik<br />
Baumgärtner zum »NSU« (angefr.)<br />
Jugendclub »Linse«, Parkaue 25, 10367<br />
Berlin<br />
Galerie Olga Benario<br />
Richardstr. 104, 12043 Berlin,<br />
(U7 Bhf. Karl-Marx-Str., Ausgang Neuköllner<br />
Oper und durch die Passage)<br />
Öffnungszeiten: donnerstags ab 15 Uhr<br />
und auf Anfrage<br />
Ausstellung<br />
6. September bis 25. Oktober 2012<br />
»No se vende, se defiende«<br />
Die Studentenproteste in Chile<br />
Fotografien von Mareen Ledebur<br />
Die Sehnsucht nach<br />
gerechter Bildung<br />
Bildungsproteste haben eine lange Tradition<br />
bei den Chilenen, jährlich wie<strong>der</strong>-<br />
holen sich Demonstrationen, vor allem<br />
in <strong>der</strong> Hauptstadt Santiago. Mitte des<br />
vergangenen Jahres nahmen an den<br />
größten Demonstrationen 650.000 Menschen<br />
im ganzen Land teil.<br />
Mareen Ledebur befand sich in Santiago,<br />
als die Demonstrationen, Aktionen<br />
und Streiks das Studenten- und auch<br />
Schülerleben kennzeichneten. Im August<br />
und September ging sie ebenfalls<br />
auf die Straße. Ihre Kamera suchte nicht<br />
die Ausschreitungen, die meist gegen<br />
Ende <strong>der</strong> Märsche stattfanden. Sie sah<br />
die Demonstrierenden, lachend und<br />
friedlich, die Stärke und den Zusammenhalt<br />
unter ihnen und ihre Sehnsucht<br />
nach einer gerechteren Bildung und Gesellschaft.<br />
Veranstaltungen<br />
6. September, 19.30 Uhr<br />
Ausstellungseröffnung. Vorstellung <strong>der</strong><br />
Fotografien von Mareen Ledebur und<br />
Kurzvortrag von Joaquín Vásquez über<br />
das chilenische Bildungssystem und die<br />
aktuelle Situation <strong>der</strong> Bildungsproteste<br />
in Chile.<br />
Die weiteren Veranstaltungen finden jeweils<br />
donnerstags um 19.30 Uhr statt.<br />
Die Themen standen zu Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest. Informationen<br />
telefonisch unter (030) 68 05 93 87 bzw.<br />
(030) 6 26 16 51 o<strong>der</strong> unter http://www.<br />
galerie-olga-benario.de/ausstellungen/<br />
programm/<br />
1
Aktionstag gegen Rassismus, Neofaschismus und Krieg<br />
9. September 2012, 13 bis 18 Uhr<br />
»Rassismus beim Namen nennen«<br />
Erstmals auf dem Tempelhofer Feld<br />
Wegbeschreibung:<br />
Eingang Columbiadamm/Lilienthalstraße,<br />
Bus 104 – Friedhöfe Columbiadamm<br />
(Bus hält auch S-Bhf. Ostkreuz<br />
und S-Bhf. Treptower Park), U6 – Platz<br />
<strong>der</strong> Luftbrücke (200 m), U7 – Südstern<br />
(800 m)<br />
Ausstellungen:<br />
• Das KZ Columbia-Haus und das<br />
Zwangsarbeiterlager Tempelhofer<br />
Feld<br />
• Geschichte des OdF-Tages<br />
• Neofaschismus in Deutschland<br />
• Völkermord verjährt nicht<br />
Führung:<br />
Das KZ Columbia-Haus/Zwangsarbeit<br />
auf dem Tempelhofer Feld, mit Beate<br />
Winzer, För<strong>der</strong>verein für ein Geden-<br />
ken an die Naziverbrechen in und um<br />
das Tempelhofer Feld e. V.,Treffpunkt:<br />
14.00 Uhr Mahnmal für das KZ Columbia-Haus<br />
Diskussionen im Veranstaltungszelt:<br />
• 14.00 Uhr Podiumsdiskussion »Das<br />
Problem heißt Rassismus« mit Mouctar<br />
Bah (Oury Jalloh Gedenkinitiative,<br />
Dessau), Jane Schuch (IniRromnja),<br />
Serdar Yazar (Türkischer Bund Berlin-<br />
Brandenburg), Vertreter/in von apabiz,<br />
Lawrence Oduro-Sarpong (Bündnis<br />
»Völkermord verjährt nicht«). Mo<strong>der</strong>ation:<br />
Alke Wierth (taz)<br />
• 16.00 Uhr »Kolonialismus und Rassismus<br />
– zwei Seiten einer Medaille«<br />
mit Referenten/Referentinnen des<br />
Bündnisses »Völkermord verjährt<br />
nicht«.<br />
Talk, Musik, Theater auf <strong>der</strong> Bühne:<br />
• 15.00 Uhr GRIPS-Theater »SOS for<br />
Human Rights«: Ein mobiles Thea-<br />
terstück über Flüchtlinge und ihre lebensgefährlichen<br />
Wege nach Europa<br />
auf <strong>der</strong> Suche nach menschenwürdigen<br />
Verhältnissen<br />
• Gespräche mit Beate Winzer, mit Vertreterinnen/Vertretern<br />
<strong>der</strong> <strong>Berliner</strong> Falken<br />
zum Anton-Schmaus-Haus sowie<br />
mit Janina Duda, polnisch-jüdische<br />
Partisanin und Fallschirmspringerin<br />
und Adela Zurawska, Kompanieführerin<br />
des »Emilia-Plater«-Frauenbataillons<br />
<strong>der</strong> 1. Polnischen Armee, die von<br />
ihrem Kampf gegen Hitlerdeutschland<br />
berichten<br />
• Musik von und mit Sinti Swing Berlin<br />
(13.30 Uhr), Mirmix (16.00 Uhr),<br />
Bernard Mayo & Horizon-M (17.00<br />
Uhr)<br />
Antifa-Café, Kin<strong>der</strong>fest, ca. 100 Infostände<br />
von antifaschistischen und<br />
Antirassismus-Initiativen, Gewerkschaften,<br />
Jugendorganisationen, Soliprojekten<br />
und <strong>der</strong> <strong>VVN</strong>-<strong>BdA</strong>