11.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

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Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
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E R L E B E N<br />

Gibt sich mit Verve den<br />

großen Partien hin: der römische<br />

Tenor Cristian Lanza<br />

AUF<br />

GOLDENEN<br />

SCHWINGEN<br />

FOTO: ALINA DROZD<br />

„Die große Verdi-Nacht“ lässt auf einer Tour<br />

durch ganz Deutschland den italienischen<br />

Opernmeister in seinen schönsten Arien,<br />

Duetten und Chören aufleben.<br />

VON RUTH RENÉE REIF<br />

Eine Fülle herrlicher Melodien hat Giuseppe Verdi der Welt<br />

geschenkt, wundervolle Arien, ergreifende Liebesduette, ausdrucksstarke<br />

Chorstücke und zündende Ouvertüren. Ein Fest der Stimmen<br />

sind seine Opern. In ihnen findet sich alles, was die italienische<br />

Oper auszeichnet, effektvolle, leidenschaftliche Musik, bis in das<br />

hohe C hinaufreichende Tenorpartien, kunstvoll gestaltete Sopranstimmen,<br />

ein edles Strömen des Baritons sowie mitreißende Chöre.<br />

Wie kein anderer seiner Zeit vermochte es der „Bauer von Roncole“,<br />

wie Verdi sich nach seinem Geburtsort in der Lombardei gerne<br />

nannte, mit seiner Musik Gefühle darzustellen. Liebe, Hass, Eifersucht,<br />

Verrat und Täuschung – alle großen Themen fanden Eingang<br />

in seine Opern. „Die große Verdi-Nacht“ schöpft aus all den prachtvollen<br />

Ouvertüren, Chören, Arien und Duetten. Sie verzaubert das<br />

Publikum und entführt es auf den goldenen Schwingen des Gesangs<br />

und der Musik an die Ufer des Euphrats, in Paläste und Schlösser<br />

und ins ferne Ägypten zur Zeit der Pharaonen.<br />

An einem Tiefpunkt seines Lebens, als seine Frau und seine<br />

beiden Kinder vom Tod hinweggerafft wurden, seiner zweiten Oper<br />

ein Fiasko widerfuhr und Verdi den Entschluss gefasst hatte, nie<br />

wieder eine Oper zu schreiben, steckte ihm Bartolomeo Merelli, der<br />

Intendant der Mailänder Scala, ein Libretto von Temistocle Solera<br />

in die Manteltasche. Der Dichter Franz Werfel, den „die Liebe, die<br />

Begeisterung, die ungetrübte Leidenschaft für seine Musik, ein<br />

Nichtloskommen von ihr“ zu seinem Roman der Oper angeregt<br />

hatte, malt die Szene dramatisch aus: „Aber siehe, das Heft glitt<br />

herab und fiel zu Boden. Er hob es auf und las unwillkürlich den<br />

Vers: ‚Va, pensiero, sull’ali dorate!‘ / ‚Flieg, Gedanke, auf goldenen<br />

Schwingen!‘ Und da krampfte sich sein Zwerchfell<br />

zusammen ... und was der dreifache Tod, die<br />

Katastrophe seiner Laufbahn, nicht vermocht<br />

hatte, ein schwingender Vers erlöste die Tränen<br />

aus dem zermalmten Menschen. Und in diesen<br />

DIE GROSSE<br />

VERDI-NACHT<br />

Termine und Karten:<br />

www.highlight-concerts.com<br />

Tränen rollte die Melodie.“ Der Musikdramatiker war gepackt und<br />

schlug zu: 1842 hatte Nabucco an der Mailänder Scala Premiere,<br />

und Verdi wurde über Nacht berühmt. „Das ist ein Genie“, sagte<br />

Donizetti, der im Publikum saß. Nach dem Triumph begann für<br />

Verdi eine von wachsendem Erfolg begleitete Zeit intensiver<br />

Opernproduktion. In rascher Folge entstanden Rigoletto, Il Trovatore,<br />

La Traviata und Aida, Verdis erfolgreichste und die meistgespielte<br />

Oper der Welt.<br />

Der römische Tenor Cristian Lanza gibt sich mit Verve den<br />

großen Partien hin. Er schlüpft in die Rolle des Herzogs von Mantua,<br />

den Verdi mit herrlichen Melodien ausgestattet hat, und singt La<br />

donna è mobile (Ach wie so trügerisch). Als Troubadour lässt er<br />

seinen lyrischen Tenor erklingen und schwört Leonora ewige Treue:<br />

Ah! sì, ben mio, coll’essere (Dass nur für dich mein Herz erbebt). Er<br />

bringt als Alfredo einen Trinkspruch dar: Libiamo, libiamo ne’lieti<br />

calici (Auf, schlürfe in durstigen Zügen) und preist sein Glück an der<br />

Seite der geliebten Violetta: De’ miei bollenti spiriti (Ach, ihres Auges<br />

Zauberblick). Und er träumt als ägyptischer Feldherr Radamès mit<br />

gefühlvoller Stimme davon, die äthiopische Sklavin Aida in seine<br />

Arme zu schließen: Celeste Aida (Holde Aida). Mit der Sopranistin<br />

Silvia Rampazzo, mit der er <strong>20</strong>15 das erste Roncole Verdi Festival<br />

eröffnete, widmet er sich den aufwühlenden Liebesduetten aus dem<br />

Seelendrama La Traviata, das Verdi in einem Schaffensrausch<br />

innerhalb von nur 45 Tagen vollendete, und Aida, dem Gipfelwerk<br />

italienischer Opernkunst. Zu den weiteren Mitwirkenden des<br />

Abends gehören der Bariton Giulio Boschetti, der die Seelenqualen<br />

des babylonischen Königs Nabucco ebenso packend zum Ausdruck<br />

bringt wie die väterliche Liebe von Rigoletto, sowie<br />

Chor und Orchester der Milano Festival Opera.<br />

Ihren Ausklang findet diese wunderbare musikalische<br />

Nacht in den Liebeserzählungen neapolitanischer<br />

Volkslieder. <br />

■<br />

54 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>

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