CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
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Ioan-Holender-Kolumne<br />
„HAB’ NIE GEFRAGT, OB<br />
ES GESTATTET IST ...“<br />
Was geschieht mit Lehárs Paganini-Schlager „Gern<br />
hab’ ich die Frau’n geküsst, hab’ nie gefragt, ob<br />
es gestattet ist. Dachte mir: Nimm sie dir ...“?<br />
Darf Jonas Kaufmann dieses Lied auf seinem neuen Operettenalbum<br />
noch singen? Oder was wird aus dem Herzog<br />
von Mantua in Verdis Rigoletto, der die minderjährige Gilda<br />
durch Täuschung verführt und dies singend zelebriert? Weitere<br />
Beispiele sind bei Bedarf vorhanden.<br />
Der Bariton gewordene alte Tenor wurde weltweit<br />
„verboten“. Er sagt zu seiner Verteidigung, dass in seiner<br />
gloriosen Zeit „andere Standards gegolten haben“ und so<br />
manches als normal erachtet worden sei, was heute für Aufregung<br />
sorge. Er verstehe die heutige Welt nicht mehr. Die<br />
unaufgeregte Normalität sagt klar und unmissverständlich,<br />
dass abgeschlossene und unterschriebene Theaterverträge<br />
sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer zu<br />
respektieren seien. Die moralische Integrität oder Unbescholtenheit<br />
des arbeitnehmenden Künstlers kann kein Kriterium<br />
sein zum Einhalten oder Auflösen eines Vertrages,<br />
höchstens dazu, diesen nicht abzuschließen, aus welchem<br />
Grund auch immer. Ist jedoch ein ausübender Künstler<br />
gleichzeitig Arbeitgeber als Leiter eines künstlerischen Institutes<br />
und nutzt seine Stellung zur Erlangung eines persönlichen<br />
Vorteils aus, kann und sollte der Betreffende von seiner<br />
führenden Machtposition entfernt werden.<br />
Auch Berühmtheit kann eine Machtposition bedeuten.<br />
Und wird eine solche Zelebrität im Betrieb zum Unruhestifter,<br />
kann man sie zum Schutz der anderen Beschäftigten<br />
entfernen. Das alles sollte für jeden klar sein und bedarf<br />
keiner Diskussion. Die Anschuldigungen entstanden doch<br />
nur, weil der einst dank seiner künstlerischen Leistung zu<br />
Recht bejubelte Sänger heute gleichzeitig Arbeitgeber und<br />
-nehmer ist. Dies war immer äußerst diskutabel und sollte<br />
vermieden werden, heute vielleicht mehr als gestern. Aber<br />
das ist auch wirklich alles, was man dazu sagen kann.<br />
„kulTOUR mit Holender“ auf<br />
ServusTV Deutschland:<br />
10. und 12.1. Günther Groissböck –<br />
Ein Bass lässt tief blicken<br />
17. und 19.1. Deutsche Oper am Rhein<br />
24. und 26.1. Pesaro – Rossini, Rossini, Rossini<br />
31.1. und 2.2. Adrian Eröd<br />
7. und 9.2. Momo oder „Was ist Kinderoper?“<br />
14. und 16.2. St. Gallen<br />
21. und 23.2. Sofia – Kulturperle Bulgariens<br />
28.2. und 1.3. Tiroler Festspiele Erl<br />
30. April<br />
HAMBURG BEETHOVEN-PROJEKT<br />
Mit seinem <strong>Beethoven</strong>-Projekt brachte John Neumeier<br />
<strong>20</strong>18 erstmals ein abendfüllendes Werk<br />
mit <strong>Beethoven</strong>s Musik auf die Bühne. Als musikalisches<br />
Material für sein „sinfonisches Ballett“,<br />
wie er es nennt, wählte er Die Geschöpfe des<br />
Prometheus, die Eroica sowie die Eroica-Variationen.<br />
Was die drei Kompositionen eint, ist ein Motiv,<br />
eine Contredance-Melodie, die jeweils an ihrem Ende steht. Sie faszinierte<br />
Neumeier besonders. In seiner Choreografie steht „ein Tänzer als<br />
Ludwig van <strong>Beethoven</strong>“ auf der Bühne, während nach und nach die<br />
Figuren seiner Fantasie erscheinen. Für ihn sei die Musik die tiefste und<br />
klarste Biografie <strong>Beethoven</strong>s, erläutert Neumeier. Er fühle sich<br />
berauscht von dieser Musik, die nicht aus ferner Vergangenheit zu uns<br />
komme, sondern ganz gegenwärtig sei.<br />
Hamburg, Staatsoper, 30.4., 1. und 6.5. sowie 27.6., www.staatsoper-hamburg.de<br />
25. März<br />
BERLIN NILS LANDGREN<br />
„Mr. Red Horn“ wird er aufgrund seiner roten<br />
Posaune genannt. Nils Landgren ist einer der<br />
umtriebigsten Jazzmusiker Europas. Zum<br />
Beet hoven-Jubiläum wendet er sich dessen<br />
Musik zu. „<strong>Beethoven</strong>-Remix“ ist sein Auftritt<br />
mit der Jazzrausch Bigband des Posaunisten Roman<br />
Sladek und dem STEGREIF.orchester überschrieben.<br />
Das von dem Hornisten Juri de Marco gegründete Orchester<br />
versteht sich als improvisierendes Sinfonieorchester. Es besteht aus 30<br />
Musikern, die eine Neudeutung klassischer Musik anstreben. Sie treten<br />
ohne Noten, ohne Dirigent und im Stehen auf. Die dadurch gewonnene<br />
Freiheit schaffe Raum für Improvisation und Bewegung.<br />
Berlin, Philharmonie, www.berliner-philharmoniker.de<br />
25. Januar<br />
KREFELD BEETHOVEN!<br />
Robert North (Foto) will mit seinem Tanzprojekt<br />
„<strong>Beethoven</strong>!“ dem Menschen <strong>Beethoven</strong> nachspüren<br />
und sich dem Mythos des Künstlers nähern.<br />
Am Ende eines Kuraufenthalts in Heiligenstadt<br />
1802 verfasste <strong>Beethoven</strong> einen langen Brief. Er<br />
fand sich nach seinem Tod im Nachlass und<br />
wurde als Heiligenstädter Testament betitelt.<br />
<strong>Beethoven</strong> offenbarte darin seine Ertaubung und damit die Ursache<br />
dessen, was ihn menschenfeindlich erscheinen ließ. North sucht nach<br />
einer Erweiterung der choreografischen Ausdrucksmittel und baut Textbausteine<br />
aus diesem und anderen Dokumenten in sein Tanzprojekt ein.<br />
Krefeld, Theater, 25. (Premiere) und 30.1., 8., 21. und 26.2., 22.3., 12. und 19.4.,<br />
10.5. sowie 7. und 23.6., www.theater-krefeld.de<br />
10. Juli<br />
MÜNCHEN KLASSIK AM ODEONSPLATZ<br />
<strong>Beethoven</strong> war für Igor Levit (Foto) das<br />
Initiationserlebnis, und die Begeisterung hält bis<br />
heute an. Levit spürt Gewalt, Verzweiflung,<br />
Einsamkeit sowie das Ringen mit sich und seiner<br />
Vergangenheit in <strong>Beethoven</strong>s Musik. Diese<br />
menschliche Tragödie, von der <strong>Beethoven</strong> in<br />
seinen Kompositionen erzählt, für das heutige<br />
Publikum nachfühlbar zu gestalten, zeichnet die <strong>Beethoven</strong>-Interpretationen<br />
von Igor Levit aus. Im Freiluft-Sommerkonzert Klassik am<br />
Odeonsplatz ist er Solist in <strong>Beethoven</strong>s Chorfantasie op. 80. Ebenfalls auf<br />
dem Programm stehen die Leonoren-Ouvertüre sowie die Siebte Sinfonie.<br />
Ausführende sind Chor und Symphonieorchester des Bayerischen<br />
Rundfunks unter der Leitung von Franz Welser-Möst.<br />
München, Odeonsplatz, www.klassik-am-odeonsplatz.de<br />
50 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>