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CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

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FÜLLE DES WOHLLAUTS<br />

Das Werk Ludwig van <strong>Beethoven</strong>s auf 118 CDs,<br />

drei Blu-Ray-Audio-CDs und zwei DVDs mit neun Booklets<br />

und umfangreichem Begleitbuch.<br />

VON KLAUS KALCHSCHMID<br />

Einen ganzen Winter lang kann man sich mit den 123<br />

Silberscheiben der Gesamtausgabe der <strong>Beethoven</strong>’schen<br />

Werke aus dem Hause Universal – und damit den Schätzen<br />

der Archive von Decca, Deutsche Grammophon und<br />

Philips aus den Jahren 1913 bis <strong>20</strong>19 – beschäftigen und<br />

sich vergnügen, sie vergleichen, abwägen und werten. Allein drei<br />

Blu-Ray-Audio-CDs enthalten, aufgenommen in den 1960er-Jahren,<br />

alle 32 Klaviersonaten (Wilhelm Kempff), die<br />

neun Sinfonien (Herbert von Karajan) und<br />

die 16 Streichquartette (Amadeus-Quartett).<br />

Dann sind da 118 CDs, auf denen<br />

jedes Opus mindestens einmal vertreten<br />

ist: Der Kenner fängt vielleicht<br />

mit den Klavierraritäten<br />

an, als da sind: jede Menge<br />

kaum bekannter, manchmal<br />

höchst kunstvoller, manchmal<br />

einfach herrlich launig-lustiger<br />

Variationszyklen,<br />

Bagatellen, frühe<br />

Sonatinen, Sonaten-Fragmente<br />

und Einzelstücke,<br />

darunter eine zweite Fassung<br />

(1822) von Für Elise<br />

(1810), oder auch Kontrapunktstudien<br />

des 24-jährigen<br />

<strong>Beethoven</strong> für seinen Lehrer<br />

Albrechtsberger, gespielt auf<br />

Fortepiano oder als Streichquartett.<br />

Es fehlen nur ein paar klitzekleine<br />

Klavierfragmente und rekonstruierte Skizzen.<br />

Erfasst in den Werkverzeichnissen von<br />

Willy Hess („Hess“) oder Giovanni Biamonti („Bia.“),<br />

sind sie freilich durchaus von musikwissenschaftlichem Interesse.<br />

Die Streichquartette sind gedrittelt: Emerson (1994/95), Takács<br />

(<strong>20</strong>03/4) und Hagen (1997–<strong>20</strong>04).<br />

Hört man die Klaviersonaten chronologisch, erlebt man die<br />

unterschiedlichsten Pianistenhandschriften, etwa die von Alfred<br />

Brendel, Emil Gilels, Claudio Arrau oder Mauricio Pollini. Warum<br />

wer mit welcher Sonate vertreten ist, muss natürlich immer eine<br />

subjektive Auswahl bleiben, vorgenommen von den Kuratoren der<br />

Plattenfirma und des <strong>Beethoven</strong>-Hauses Bonn. Von dort stammen<br />

auch zahlreiche der farbigen Abbildungen in einem großen, reich<br />

illustrierten Begleitbuch – neben den Booklets mit Einführungs-<br />

(und Gesangs-)Texten zu den einzelnen Werkgruppen. In einem<br />

Register am Ende des Buchs kann man über Gattung und Opuszahlen<br />

jedes noch so unbekannte Werk und die CD, auf der es enthalten<br />

ist, auffinden.<br />

Vielleicht hat man aber erst einmal Lust auf Vokalmusik – etwa<br />

auf die als Auftragswerke entstandenen, aber wunderbaren Bearbeitungen<br />

schottischer, walisischer oder irischer Volkslieder für<br />

Stimme und Klaviertrio! Da geben sich so hervorragende Sänger<br />

wie Felicity Lott, Catrin Wyn-Davies, Ann Murray, John Mark<br />

Ainsley, Christopher Maltman oder Thomas Allen die<br />

Klinke in die Hand. Oder man schaut, wie oft sich<br />

eine Lieblingssinfonie findet, etwa die Fünfte:<br />

ganze sechs Mal! Mit Carlo Maria Giulini<br />

(1981) im Zyklus auf modernen Instrumenten,<br />

unter Carlos Kleiber im<br />

Zyklus mit den Wiener Philharmonikern<br />

(1974) oder mit seinem<br />

Vater Erich aus dem Jahr<br />

1953, unter Gardiner live 1994<br />

auf Period Instruments (wie<br />

auch alle anderen Sinfonien)<br />

sowie mit den Berlinern<br />

unter Furtwängler (live 1943)<br />

und auf Blu-Ray-Audio unter<br />

Karajan von 1962. Manches<br />

macht durchaus Lust auf mehr,<br />

etwa die elektrisierenden<br />

Sinfonien eins, zwei und acht<br />

sowie Ouvertüren unter Riccardo<br />

Chailly. Auch das Violinkonzert ist<br />

mehrfach vertreten – mit Wolfgang<br />

Schneiderhan, Vadim Repin, Anne-Sophie<br />

Mutter und Thomas Zehetmair.<br />

<strong>Beethoven</strong>s einzige Oper Fidelio von 1814 gibt<br />

es drei Mal: als Urfassung der Leonore (1805) unter<br />

Gardiner von 1996, unter Claudio Abbado mit Jonas Kaufmann<br />

und Nina Stemme (<strong>20</strong>10) sowie als DVD von 1978 in der Regie von<br />

Otto Schenk aus der Wiener Staatsoper unter Leonard Bernstein<br />

mit Gundula Janowitz, René Kollo, Lucia Popp und Hans Sotin.<br />

Jeder kennt die Musik zu Goethes Egmont, aber von der zu Die<br />

Ruinen von Athen, König Stephan oder Die Weihe des Hauses verirrt<br />

sich allenfalls die jeweilige Ouvertüre in ein Konzertprogramm.<br />

Hier kann man jede einzelne „Nummer“ hören. Die letzten 17 CDs<br />

bieten „legendäre Aufnahmen“ verschiedener Gattungen aus allen<br />

Epochen und solche auf Instrumenten der Zeit <strong>Beethoven</strong>s, die<br />

ältesten exzellent digital restauriert.<br />

n<br />

<strong>Beethoven</strong>: „The New Complete Edition“ (Deutsche Grammophon)<br />

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