CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil. Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
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Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

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11.05.2020 Aufrufe

H Ö R E N & S E H E N FOTO: JULIEN MIGNOT AUF ALLEN KONTI- NENTEN Mit den Streichquartetten op. 59 eins und zwei feiert das Ensemble Quatuor Ébène sein 20-jähriges Bestehen und Beethovens Geburtstag. Das Album bildet den Auftakt der Einspielungen des Projekts „Beethoven Around the World“. Auf alle Kontinente führte es die Musiker. Beethoven habe für zukünftige Jahrhunderte geschrieben, erläutern sie, und „für alle Menschen“. „Beethoven Around the World. Opus 59 1 & 2“, Quatuor Ébène (Warner) KLANGVOLLE NAMEN Legendäre Aufnahmen befinden sich auf einer 25 CDs umfassenden Box von Sony. Sie stammen aus dem Archiv des Labels und erstrecken sich vom Ende der 1950er-Jahre bis in die Gegenwart. Vertreten sind klangvolle Namen der Vergangenheit. Swjatoslaw Richters explosive Intensität ist mit der Klaviersonate op. 12 dokumentiert. Vladimir Horovitz spielt die Waldstein-Sonate. Und Glenn Goulds eigenwillig-intensive Interpretation ist anhand der ersten beiden Klaviersonaten nachzuerleben. „Beethoven. Legendary Recordings“ (Sony) Als neuer Abonnent erhalten Sie diese CD (siehe S. 69) KRÖNENDER ABSCHLUSS Im Februar 2019, kurz vor seinem 90. Geburtstag, brachte Bernard Haitink mit dem Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München Beethovens Neunte Sinfonie zur Aufführung. Als Sachwalter der Partitur wurde Haitink stets gewürdigt. Unterdessen hat er sich vom Dirigentenpult zurückgezogen. Die aufwühlende Neunte mit dem hymnischen Jubel der Ode an die Freude am Ende bildet zugleich den krönenden Abschluss seiner Dirigententätigkeit. Ludwig van Beethoven: „Symphonie Nr. 9“, Sally Matthews, Gerhild Romberger, Mark Padmore, Gerard Finley, Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink (BR Klassik) GESAMTSCHAU FÜR UNS UND ÜBER UNS Es sei „die menschlichste Musik“, befindet Igor Levit über Beethovens Klaviersonaten. Alles, was uns Menschen ausmache an Charakteren, Emotionen, Gedanken, sei in dieser Musik enthalten. „Es ist Musik, geschrieben für uns und über uns.“ 15 Jahre lang setzte Levit sich mit den Sonaten auseinander. Das Ergebnis seines Studiums legt er auf einer neun Alben umfassenden Box vor. Alle 32 Klaviersonaten hat er eingespielt und lässt sie in ihrer Vielfalt und Wandlung erklingen wie ein einziges geschlossenes Werk. „Beethoven. Complete Piano Sonatas“, Igor Levit (Sony) „Den ganzen Beethoven in einer künstlerisch geschlossenen Gesamtschau“, lautet der Anspruch, den Warner an seine 80 Alben umfassende Ausgabe stellt. Entsprochen wird ihm, indem jeder Werkzyklus einem Dirigenten, Orchester, Ensemble oder Solisten anvertraut wird, während Neuaufnahmen die Edition komplettieren. „Beethoven. The Complete Works“ (Warner) 36 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember 2019 – Januar 2020

FÜLLE DES WOHLLAUTS Das Werk Ludwig van Beethovens auf 118 CDs, drei Blu-Ray-Audio-CDs und zwei DVDs mit neun Booklets und umfangreichem Begleitbuch. VON KLAUS KALCHSCHMID Einen ganzen Winter lang kann man sich mit den 123 Silberscheiben der Gesamtausgabe der Beethoven’schen Werke aus dem Hause Universal – und damit den Schätzen der Archive von Decca, Deutsche Grammophon und Philips aus den Jahren 1913 bis 2019 – beschäftigen und sich vergnügen, sie vergleichen, abwägen und werten. Allein drei Blu-Ray-Audio-CDs enthalten, aufgenommen in den 1960er-Jahren, alle 32 Klaviersonaten (Wilhelm Kempff), die neun Sinfonien (Herbert von Karajan) und die 16 Streichquartette (Amadeus-Quartett). Dann sind da 118 CDs, auf denen jedes Opus mindestens einmal vertreten ist: Der Kenner fängt vielleicht mit den Klavierraritäten an, als da sind: jede Menge kaum bekannter, manchmal höchst kunstvoller, manchmal einfach herrlich launig-lustiger Variationszyklen, Bagatellen, frühe Sonatinen, Sonaten-Fragmente und Einzelstücke, darunter eine zweite Fassung (1822) von Für Elise (1810), oder auch Kontrapunktstudien des 24-jährigen Beethoven für seinen Lehrer Albrechtsberger, gespielt auf Fortepiano oder als Streichquartett. Es fehlen nur ein paar klitzekleine Klavierfragmente und rekonstruierte Skizzen. Erfasst in den Werkverzeichnissen von Willy Hess („Hess“) oder Giovanni Biamonti („Bia.“), sind sie freilich durchaus von musikwissenschaftlichem Interesse. Die Streichquartette sind gedrittelt: Emerson (1994/95), Takács (2003/4) und Hagen (1997–2004). Hört man die Klaviersonaten chronologisch, erlebt man die unterschiedlichsten Pianistenhandschriften, etwa die von Alfred Brendel, Emil Gilels, Claudio Arrau oder Mauricio Pollini. Warum wer mit welcher Sonate vertreten ist, muss natürlich immer eine subjektive Auswahl bleiben, vorgenommen von den Kuratoren der Plattenfirma und des Beethoven-Hauses Bonn. Von dort stammen auch zahlreiche der farbigen Abbildungen in einem großen, reich illustrierten Begleitbuch – neben den Booklets mit Einführungs- (und Gesangs-)Texten zu den einzelnen Werkgruppen. In einem Register am Ende des Buchs kann man über Gattung und Opuszahlen jedes noch so unbekannte Werk und die CD, auf der es enthalten ist, auffinden. Vielleicht hat man aber erst einmal Lust auf Vokalmusik – etwa auf die als Auftragswerke entstandenen, aber wunderbaren Bearbeitungen schottischer, walisischer oder irischer Volkslieder für Stimme und Klaviertrio! Da geben sich so hervorragende Sänger wie Felicity Lott, Catrin Wyn-Davies, Ann Murray, John Mark Ainsley, Christopher Maltman oder Thomas Allen die Klinke in die Hand. Oder man schaut, wie oft sich eine Lieblingssinfonie findet, etwa die Fünfte: ganze sechs Mal! Mit Carlo Maria Giulini (1981) im Zyklus auf modernen Instrumenten, unter Carlos Kleiber im Zyklus mit den Wiener Philharmonikern (1974) oder mit seinem Vater Erich aus dem Jahr 1953, unter Gardiner live 1994 auf Period Instruments (wie auch alle anderen Sinfonien) sowie mit den Berlinern unter Furtwängler (live 1943) und auf Blu-Ray-Audio unter Karajan von 1962. Manches macht durchaus Lust auf mehr, etwa die elektrisierenden Sinfonien eins, zwei und acht sowie Ouvertüren unter Riccardo Chailly. Auch das Violinkonzert ist mehrfach vertreten – mit Wolfgang Schneiderhan, Vadim Repin, Anne-Sophie Mutter und Thomas Zehetmair. Beethovens einzige Oper Fidelio von 1814 gibt es drei Mal: als Urfassung der Leonore (1805) unter Gardiner von 1996, unter Claudio Abbado mit Jonas Kaufmann und Nina Stemme (2010) sowie als DVD von 1978 in der Regie von Otto Schenk aus der Wiener Staatsoper unter Leonard Bernstein mit Gundula Janowitz, René Kollo, Lucia Popp und Hans Sotin. Jeder kennt die Musik zu Goethes Egmont, aber von der zu Die Ruinen von Athen, König Stephan oder Die Weihe des Hauses verirrt sich allenfalls die jeweilige Ouvertüre in ein Konzertprogramm. Hier kann man jede einzelne „Nummer“ hören. Die letzten 17 CDs bieten „legendäre Aufnahmen“ verschiedener Gattungen aus allen Epochen und solche auf Instrumenten der Zeit Beethovens, die ältesten exzellent digital restauriert. n Beethoven: „The New Complete Edition“ (Deutsche Grammophon) 37

H Ö R E N & S E H E N<br />

FOTO: JULIEN MIGNOT<br />

AUF ALLEN<br />

KONTI-<br />

NENTEN<br />

Mit den Streichquartetten op. 59 eins und zwei feiert das Ensemble Quatuor Ébène sein <strong>20</strong>-jähriges<br />

Bestehen und <strong>Beethoven</strong>s Geburtstag. Das Album bildet den Auftakt der Einspielungen des<br />

Projekts „<strong>Beethoven</strong> Around the World“. Auf alle Kontinente führte es die Musiker. <strong>Beethoven</strong><br />

habe für zukünftige Jahrhunderte geschrieben, erläutern sie, und „für alle Menschen“.<br />

„<strong>Beethoven</strong> Around the World. Opus 59 1 & 2“, Quatuor Ébène (Warner)<br />

KLANGVOLLE NAMEN<br />

Legendäre Aufnahmen befinden sich auf einer<br />

25 CDs umfassenden Box von Sony. Sie stammen<br />

aus dem Archiv des Labels und erstrecken sich vom<br />

Ende der 1950er-Jahre bis in die Gegenwart. Vertreten<br />

sind klangvolle Namen der Vergangenheit.<br />

Swjatoslaw Richters explosive Intensität ist mit der<br />

Klaviersonate op. 12 dokumentiert. Vladimir Horovitz<br />

spielt die Waldstein-Sonate. Und Glenn Goulds<br />

eigenwillig-intensive Interpretation ist anhand der<br />

ersten beiden Klaviersonaten nachzuerleben.<br />

„<strong>Beethoven</strong>. Legendary Recordings“ (Sony)<br />

Als neuer Abonnent erhalten<br />

Sie diese CD (siehe S. 69)<br />

KRÖNENDER<br />

ABSCHLUSS<br />

Im Februar <strong>20</strong>19, kurz vor seinem 90. Geburtstag,<br />

brachte Bernard Haitink mit dem<br />

Chor und Symphonieorchester des Bayerischen<br />

Rundfunks in München <strong>Beethoven</strong>s<br />

Neunte Sinfonie zur Aufführung. Als Sachwalter<br />

der Partitur wurde Haitink stets gewürdigt.<br />

Unterdessen hat er sich vom<br />

Dirigentenpult zurückgezogen. Die aufwühlende<br />

Neunte mit dem hymnischen<br />

Jubel der Ode an die Freude am Ende bildet zugleich<br />

den krönenden Abschluss seiner Dirigententätigkeit.<br />

Ludwig van <strong>Beethoven</strong>: „Symphonie Nr. 9“, Sally Matthews, Gerhild<br />

Romberger, Mark Padmore, Gerard Finley, Chor und Symphonieorchester<br />

des Bayerischen Rundfunks, Bernard Haitink (BR Klassik)<br />

GESAMTSCHAU<br />

FÜR UNS UND<br />

ÜBER UNS<br />

Es sei „die menschlichste Musik“, befindet<br />

Igor Levit über <strong>Beethoven</strong>s Klaviersonaten.<br />

Alles, was uns Menschen<br />

ausmache an Charakteren, Emotionen,<br />

Gedanken, sei in dieser Musik enthalten.<br />

„Es ist Musik, geschrieben für uns<br />

und über uns.“ 15 Jahre lang setzte<br />

Levit sich mit den Sonaten auseinander.<br />

Das Ergebnis seines Studiums legt<br />

er auf einer neun Alben umfassenden<br />

Box vor. Alle 32 Klaviersonaten hat er<br />

eingespielt und lässt sie in<br />

ihrer Vielfalt und Wandlung<br />

erklingen wie ein einziges<br />

geschlossenes Werk.<br />

„<strong>Beethoven</strong>. Complete Piano<br />

Sonatas“, Igor Levit (Sony)<br />

„Den ganzen <strong>Beethoven</strong> in einer künstlerisch geschlossenen Gesamtschau“,<br />

lautet der Anspruch, den Warner an seine 80 Alben umfassende<br />

Ausgabe stellt. Entsprochen wird ihm, indem jeder Werkzyklus<br />

einem Dirigenten, Orchester, Ensemble oder Solisten anvertraut<br />

wird, während Neuaufnahmen die Edition komplettieren.<br />

„<strong>Beethoven</strong>. The Complete Works“ (Warner)<br />

36 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>

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