CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
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EIN LEBEN WIE<br />
EINE OPER<br />
Oscarpreisträger Ron Howard („A Beautiful Mind“) hat viele von<br />
Hollywoods Superstars inszeniert. Doch kaum einer kann dem<br />
Protagonisten seiner neuesten Dokumentation das Wasser<br />
reichen: Luciano Pavarotti. Mit dem Blick des Opernunkundigen<br />
entdeckte der Regisseur neue Aspekte der Tenor-Ikone und<br />
leistete sogar einen Beitrag, dessen Familie auszusöhnen.<br />
VON RÜDIGER STURM<br />
Waren Sie ein großer Opernfan, bevor Sie dieses<br />
Projekt in Angriff nahmen?<br />
Ron Howard: Absolut nicht. Ich hatte von Oper keine Ahnung.<br />
Sie hatten keine Affinität zu Oper und haben einen Film über<br />
Pavarotti gemacht?<br />
Ich war schon ein paar Mal in der Oper gewesen. Zum ersten Mal<br />
mit vier, als ich einen Film als Darsteller in Wien drehte und<br />
meine Eltern mich in die Staatsoper mitnahmen. Ich kann mich<br />
noch gut an die Sopranistin in ihrem goldenen Kostüm erinnern.<br />
Und ich habe mir auch sonst Opern angehört, ich respektiere<br />
diese Musik. Aber ich hatte keine echte Wissensbasis. Was nicht<br />
von Nachteil ist. Ich liebe es, mich in eine mir unbekannte<br />
Materie zu vergraben und sie dann einem breiten Publikum<br />
näherzubringen. Ich hatte auch nicht viel Ahnung vom Nasa-<br />
Raumfahrtprogramm, bevor ich „Apollo 13“ drehte.<br />
Aber wie kamen Sie dazu, genau diese Dokumentation zu<br />
realisieren?<br />
Nach meiner Beatles-Dokumentation Eight Days a Week kam<br />
Pavarottis Plattenfirma auf mich und mein Team zu, und sobald<br />
ich mehr über ihn zu lesen begann, war ich regelrecht fasziniert.<br />
Davon abgesehen war mir immer bewusst, was für eine überwältigende<br />
Persönlichkeit er war. Ich hatte ihn in Fernsehtalkshows<br />
erlebt, und einmal war ich ihm ganz kurz bei einer Veranstaltung<br />
begegnet. Da liefen alle möglichen prominenten Leute herum,<br />
aber als Pavarotti in seinem Fedora und seinem weißen Schal<br />
ankam, hat er mit seinem Charisma und seiner Herzlichkeit alle<br />
überstrahlt. Es war regelrecht spürbar.<br />
Und wie geht man dann als Opern-Laie an ein derartiges<br />
Projekt heran?<br />
Erst mal brauchst du etwas, was das Publikum unterhält und<br />
mitzieht. Die Ausgangsbasis ist die Musik. Du weißt, du kannst<br />
sie digital restaurieren und neu mixen. Doch dann entdeckte ich,<br />
dass Pavarottis Leben etwas Opernhaftes an sich hatte. Die<br />
ganzen Wendungen seiner persönlichen Reise fanden sich in den<br />
Themen seiner Arien reflektiert. Als ich mir die Aufnahmen<br />
verschiedenster Arien anschaute, begann ich nach Auftritten zu<br />
suchen, wo er zur gleichen Zeit auf der persönlichen Ebene etwas<br />
durchmachte. Das heißt, wo er die Themen und Ideen ganz<br />
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