11.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

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K Ü N S T L E R<br />

„MIT ADRENALIN<br />

FUNKTIONIERT<br />

ALLES“<br />

Dass Jonas Kaufmann als einer der renommiertesten Tenöre der Welt gilt, mag an<br />

seinem Gefühl für Qualitäten liegen. Engagiert und passioniert, dabei mit fast<br />

jugendlicher Unbefangenheit und Offenheit erzählt der 50-Jährige vom Älterwerden,<br />

seiner Stimme, seinem Plan B und natürlich: von Wien.<br />

B<br />

VON RÜDIGER STURM<br />

ei Ihnen gibt es schon jetzt eine Flut von Projekten – angefangen von<br />

einem Bildband anlässlich Ihres 50. Geburtstags in diesem Jahr. Was<br />

geht in Ihnen vor, wenn Sie all die Fotos sehen?<br />

Jonas Kaufmann: Dass ich alt geworden bin. Solange alle um einen herum<br />

auch älter werden, fällt das nicht auf, aber mit einer Rückblende von <strong>20</strong>, 30<br />

Jahren, wird’s schon sehr offensichtlich. Wobei das sicher nicht der Sinn dieses<br />

Bildbandes war, das ist eine sehr schön gestaltete Retrospektive. Und er hat die<br />

Erinnerung an Projekte hervorgeholt, die mir viel bedeuten.<br />

Wie verhält es sich mit Erich Wolfgang Korngolds Die tote Stadt, mit der Sie<br />

am 18. November in München debütierten. War das auch so ein altes<br />

Wunschprojekt?<br />

Richtig, ich wollte das immer gerne machen, aber ich war mir nicht sicher, ob<br />

das je geschieht, weil es nicht so häufig inszeniert wird. Die Musik ist genial.<br />

Die Instrumente, die Klangfarben, die Harmonien … Das ist irrsinnig revolutionär<br />

und gleichzeitig schön. Und der Mann war damals Anfang <strong>20</strong>, als er das<br />

schrieb, konnte also nicht die Erfahrung eines Theaterpraktikers wie Richard<br />

Strauss haben. Das merkt man sehr, und das ist teilweise auch sehr unangenehm<br />

zu singen. Deshalb hätte ich vor zehn Jahren nicht „hier!“ geschrien.<br />

Aber das Werk ist ein Herzensprojekt von Kirill Petrenko, das er unbedingt<br />

machen wollte. Für mich ist das jetzt eine tolle Gelegenheit.<br />

Sie sind, wie gerade erwähnt, jetzt 50. Wie ist die Stimme in diesem Alter?<br />

Mit dem Alter verändert sich die Stimme wie der ganze Körper. Das Gute<br />

daran ist, dass der Erfahrungsschatz wächst, sodass man die Stimme auf gute<br />

Art reifen lassen kann. Natürlich muss ich mein Repertoire entsprechend<br />

anders selektieren. Manche Partien kommen jetzt weniger infrage, dafür kann<br />

ich Dinge in Betracht ziehen, die früher fast unmöglich erschienen.<br />

Was zum Beispiel?<br />

Als ich vor zwei Jahren als Otello debütierte, hatte ich vor dieser Partie mit<br />

Recht großen Respekt. In der neuen Produktion der Bayerischen Staatsoper<br />

dagegen fallen mir manche Phrasen, die ich als extrem schwierig empfand, viel<br />

leichter. Auch bei Forza del destino in London, wo ich früher an körperliche<br />

FOTO: GREGOR HOHENBERG © SONY MUSIC ENTERTAINMENT<br />

26 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>

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