11.05.2020 Aufrufe

CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Jeremy Deller<br />

14.2.–26.4.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Bonner Kunstverein<br />

bonner-kunstverein.de<br />

<strong>Beethoven</strong> als Performance<br />

Der Videokünstler JEREMY DELLER<br />

interpretiert <strong>Beethoven</strong><br />

Jeremy Deller malt keine Bilder, er inszeniert<br />

Bilder. <strong>20</strong>04 erhielt er den renommierten<br />

Turnerpreis und nannte das Ereignis<br />

„ein nicht unangenehmes Erlebnis“. Mehrfach<br />

ließ er Geschichte in Filmen, Installationen<br />

oder Perfomances aufleben, um Korrekturen<br />

vorzunehmen und so neue<br />

Perspektiven sichtbar zu machen. Sein engagiertes<br />

Vorgehen impliziert immer den<br />

Diskurs. International bekannt wurde er<br />

durch The Battle of Orgreave, worin er die<br />

Kämpfe zwischen Demonstranten und der<br />

Polizei während des Bergarbeiterstreiks im<br />

Großbritannien der 80er-Jahre nachstellte.<br />

Sacrilege hieß die Aktion, bei der er <strong>20</strong>12<br />

Stonehenge als Hüpfburg in Originalgröße<br />

nachbauen ließ. Der 1966 in London geborene<br />

Künstler ist immer für eine Überraschung<br />

gut. Im <strong>Beethoven</strong>jahr präsentiert<br />

der Bonner Kunstverein eine Einzelausstellung,<br />

die eine Videoarbeit Dellers zeigt,<br />

die in Zusammenarbeit mit dem weltberühmten<br />

Bonner <strong>Beethoven</strong> Orchester und<br />

einer Reihe lokaler Bildungs- und Kulturorganisationen<br />

realisiert wurde. Als Höhepunkt<br />

eines Projekts ist die Live-Performance<br />

von rund 60 MusikerInnen sowie<br />

50 Kindern im Alter zwischen sechs und elf<br />

Jahren zu sehen. Hatte er bereits mit Acid<br />

Brass Bläser-Arrangements von Acid House<br />

und Technomusik aufgeführt, waren es in<br />

Steel Harmony die Songs von Bands wie<br />

Buzzcocks, Joy Division und The Specials,<br />

aus denen Steelband-Cover-Versionen entstanden.<br />

„Wenn man Glück hat, wird einem<br />

ein gutes Cover etwas Neues über einen<br />

Song erzählen.“ Nun sind <strong>Beethoven</strong><br />

und sein Leben in Bonn die Quelle der<br />

Ins piration.<br />

Wirres Haar<br />

und rotes<br />

Halstuch<br />

<strong>Beethoven</strong>s Bild<br />

im MANGA und ANIME<br />

Mit <strong>Beethoven</strong> als illustratives Objekt will<br />

die Bonner Ausstellung im Ernst-Moritz-<br />

Arndt-Haus anschaulich machen, wie stark<br />

westliche klassische Musik und beispielhaft<br />

der nach seinem Tod zur Prometheus-gleichen<br />

Heldenfigur aufgebaute <strong>Beethoven</strong><br />

Eingang in die weltweite Comic-Subkultur<br />

gefunden hat. Schwerpunkt der Ausstellung<br />

wird der japanische Manga sein, der<br />

rein quantitativ alles andere beiseiteschiebt.<br />

Das Wort Manga findet im Deutschen keine<br />

eindeutige Entsprechung, weshalb es als<br />

Lehnwort übernommen worden ist. Manga<br />

ist vielseitig, bunt, unernst, skurril, politisch<br />

– gedacht für Kinder und Erwachsene, für<br />

diese auch inklusive jeglicher Spielart erotischer<br />

Darstellung.<br />

Die Fülle an Edu-Mangas ist unübersehbar<br />

und einige widmen sich explizit <strong>Beethoven</strong>,<br />

der im Übrigen grundsätzlich an seinen wirren<br />

Haaren zu erkennen ist, während sonst<br />

sein Aussehen oft bis zur Unkenntlichkeit<br />

aufgehübscht ist, und der auch keineswegs<br />

nur als Mann auftritt. Im legendären über<br />

viele Jahrzehnte erscheinenden Magazin<br />

Comic Tom veröffentlichte der für Japans<br />

Manga-Kultur ebenso legendäre Osamu<br />

Tezuka unter anderem von 1987 bis 1989<br />

seine Geschichte über das Leben <strong>Beethoven</strong>s.<br />

Tezuka hatte schon am 1. Januar 1963<br />

im Auftakt der ersten Anime-Fernsehserie<br />

des japanischen Fernsehens seine früher erschaffene<br />

Comic-Figur, den von einem Wissenschaftler<br />

nach dem Bild seines Sohnes<br />

konstruierten Androiden Astro-Boy, unter<br />

den Anfangsklängen von <strong>Beethoven</strong>s Fünfter<br />

zum Leben erwachen lassen.<br />

Die eher subkulturelle Spielart der japanischen<br />

Mangas widmet sich selbst LGBT-<br />

Themen, in denen aus Ludwig van <strong>Beethoven</strong><br />

die erotisch kostümierte Ludoviga oder<br />

Louise B. werden. <strong>Beethoven</strong>s Musik findet<br />

bei Animes und Videogames nicht nur im<br />

Sinne von Mickey-Mousing Verwendung,<br />

sondern als gleichsam Wagner’sches Leitmotiv<br />

zur Identifizierung des jeweiligen<br />

verfremdeten Helden, siehe neuerdings<br />

ClassicaLoid, eine <strong>20</strong>16 auf dem staatlichen<br />

Sender NHK E (= Education!) gestartete<br />

Animeserie, bei der Fantasiefiguren mit Namen<br />

und Accessoires klassische Komponisten<br />

(<strong>Beethoven</strong> natürlich mit rotem Halstuch<br />

und wirrem Haar) absurde Szenen und<br />

Kämpfe mit der modernen und künftigen<br />

Zivilisationen durchmachen müssen.<br />

Foto: StadtMuseum Bonn<br />

Wirres Haar und rotes Halstuch – <strong>Beethoven</strong>s Bild im Manga und Anime<br />

7.10.–<strong>20</strong>.12.<strong>20</strong><strong>20</strong> Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Bonn<br />

bonn.de/stadtmuseum<br />

84 BTHVN DAS MAGAZIN ZUM BEETHOVEN-JAHR<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!