CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Foto: Unsplash, Markus Spiske Richard Strauss hatte Zeit seines Lebens eine tiefe Beziehung zu Beethoven. Er wuchs mit dessen Musik auf. Sein Vater stellte ihm Beethoven zunächst als Höheund Endpunkt der Musikgeschichte dar. Die Begegnung mit dem Beethoven-Interpreten Hans von Bülow bewog Strauss jedoch zu einer produktiven Auseinandersetzung mit Beethovens Werk. So durchziehen musikalische Anspielungen auf Beethoven und Zitate aus seinen Kompositionen das gesamte Strauss’sche Schaffen. Strauss’ Konzept der „poetischen Idee“ als Grundlage einer Komposition hat seine Wurzeln in Beethoven. Auch als Dirigent widmete sich Strauss dem Werk Beethovens und hatte dabei eine klare Vorstellung, wie es zu klingen habe. „In Beethoven gehört Wucht, Temperament, Schmiss, um seine Größe herauszubringen. Die Schönheit des Tons im Orchester ist weniger wichtig als dieser ganze Feuergeist“, erläuterte er in einem Tischgespräch. Mit der Oper Fidelio, die er ebenfalls dirigierte, verband ihn „eine wahrhaft verzückte Liebe“, wie einer seiner Biografen anmerkt. Und das Motiv des Sieges der Gattenliebe über alle Dunkelheit und Leiden gestaltete er nachher selbst in seiner Oper Die Frau ohne Schatten. Das Richard Strauss Festival in Garmisch-Partenkirchen knüpft an Strauss’ Liebe an und zeigt zwei semiszenische Aufführungen von Beethovens Freiheitsoper. Zu den Mitwirkenden zählen Johanna Winkel als Leonore, Sebastian Kohlhepp als Florestan, die Akademie für Alte Musik Berlin und der Chor des Bayerischen Rundfunks. Die szenische Einrichtung besorgt Ingo Kerkhof. Die musikalische Leitung übernimmt Alexander Liebreich, der Künstlerische Leiter des Festivals. FIDELIO „Dieser gewisse Feuergeist“ Das RICHARD STRAUSS FESTIVAL 2020 zeigt Beethovens Freiheitsoper Fidelio Humanitas – Beethovens Fidelio 27./28.6.2020 Richard Strauss Institut, Garmisch-Partenkirchen richard-strauss-festival.de Revolutionär oder Klassiker Das Nationaltheater Mannheim befragt in der Musikinszenierung IDEAL UND EXZESS den Widerspruch von Gewalt und humanitärer Botschaft Beethoven war beim Sturm auf die Bastille 18 Jahre alt. Er begeisterte sich für die Ideen der Revolution, schwärmte für die Stürmer und Dränger und folgte dem Ruf der Freiheit auch in seinem Schaffen. Gewaltiges türmte er auf in seiner Musik und sprengte mit unbändiger Schaffenskraft die Grenzen der überkommenen Formen. Einer Explosion gleich kracht im vierten Satz seiner Neunten Sinfonie die geballte Wucht dissonierender Orchesterklänge herein. Das Nationaltheater Mannheim lenkt den Blick auf den Widerspruch dieser Gewaltexzesse in der Musik und der humanistischen Botschaft des Werks. Inspiriert von Stanley Kubricks Film A Clockwork Orange, der Beethovens Neunte Sinfonie als Soundtrack zu Gewaltfantasien und brutalen Aktionen einsetzt, nimmt es das Spannungsfeld von klassischem Ideal, humanistischen Vorstellungen und brutaler Gewalt zum Vorwurf einer theatralen Musikinszenierung in sieben Sätzen mit dem Titel Ideal und Exzess. Professionelle Musiker und Laien, Chöre sowie das Solistenensemble und das Orchester des Nationaltheaters Mannheim wirken daran mit. Den furiosen Auftakt bildet die partizipativ-szenische Aufführung der Neunten Sinfonie Beethovens. Ein Kammermusikabend, eine Konzertinstallation, ein Kon zerttheater, eine Sonatennacht, eine Lecture Performance, ein Filmabend sowie eine Inszenierung für Familien lassen die Besucher bis zum Tauftag Beethovens am 17. Dezember 2020 völlig eintauchen in seine Welt und alles um sich herum vergessen. Ideal und Exzess 3.10.–17.12.2020 Nationaltheater Mannheim nationaltheater.de Foto: Christian Kleiner 62 BTHVN DAS MAGAZIN ZUM BEETHOVEN-JAHR 2020
BÜHNE 250 Jahre Beethoven Rock me, Ludwig, rock me! Beethovens Geist wird zum POP-OPERN-STAR „Denkt er, mich kümmert seine elende Geige, wenn der Geist über mich kommt?“ Diesen oft zitierten Satz soll Beethoven einem Musiker entgegengerufen haben, der sich über die technischen Schwierigkeiten der Partitur beklagt hatte. In der Pop-Oper Van Beethoven, die von den SchülerInnen und Lehrkräften der Musik- und Kunstschule der Stadt Bielefeld produziert wird, kommt der Geist des Komponisten tatsächlich über die ZuschauerInnen und bestimmt als Protagonist die in der Gegenwart angesiedelte Handlung um die verliebten Teenager Lizzy und Theo, eine Geschichte um Liebessehnsucht, Eifersucht und Spiritualität über die Zeitebenen, in der die unerwiderte Liebe des Komponisten zu jener geheimnisvollen Elise, beziehungsweise ihrer heutigen Verkörperung Lizzy, eine zen trale Rolle spielt. Johannes Strzyzewski verwendet in seiner Partitur Ausschnitte aus Werken Beethovens mit neu komponierten Rock- und Popsongs, die in ihren harmonischen Wendungen und ihrem thematischen Material von Beethovens Musikstil inspiriert sind; beide werden dramaturgisch als Klangchiffren für die Erscheinung Beethovens beziehungsweise für die moderne Rahmenhandlung um die Jugendlichen eingesetzt. Mit den fünf Vorstellungen vom 18. bis 20. Juni 2020 in der Rudolf-Oetker- Halle führt die Bielefelder Musik- und Kunstschule eine selbst begründete Tradition fort, die musikalische Leitung hat Tobias Richter, für die Inszenierung zeichnen Annalena Balke und Gunther Möllmann, für das Bühnenbild Rainer Krause und für die Kostüme Sabrina Strunk verantwortlich, die Choreografie entwirft Fabrice Jucquois. Insgesamt werden an die 250 Mitwirkende im Einsatz sein. Van Beethoven – Die PopOper 18.–20.6.2020 Rudolf-Oetker-Halle, Bielefeld pop-oper.de/van-beethoven-die-popoper Beethovens Tanz in die Zukunft Die SIEBTE SINFONIE im neuen Gewand FREISPIEL 2020 1.–30.9.2020 Verschiedene Orte jdph.de Fast jede Sinfonie Beethovens steht für ein großes Thema. Nach dem titanischen Kampf gegen das Schicksal der Fünften und der ländlichen Heiterkeit der Sechsten folgte die Siebte, eine „Apotheose des Tanzes“, wie Richard Wagner sie nannte und Beethovens größter Erfolg zu Lebzeiten. Über 5.000 ZuschauerInnen waren bei ihrer Uraufführung am 8. Dezember 1813 im Universitätssaal in Wien dabei, in einem Konzert, das zugunsten der Invaliden aus den Napoleonischen Kriegen stattfand. Ein stolzes ekstatisches Fest der Musik ist Beethovens Siebte, ein Fest, das sich bestens feiern lässt in einer multimedialen und interaktiven Performance mit Licht, Action Painting, Bewegung, Projektion, Pantomime und sehr viel mehr. Unter der Leitung von Joolz Gale sitzen die MusikerInnen der Jungen Deutschen Philharmonie mitsamt Tänzer Innen, Choreografen, Pantomimen, Lichtdesignern und Videokünstlern derzeit an der Planung. Die Cellistin Karolin Spegg, Vorstandsmitglied der Jungen Deutschen Philharmonie, bringt es auf den Punkt: „Im Dramaturgie-Ausschuss für Freispiel 2020 darf ich aktuell hautnah miterleben, wie ein ganz neues, innovatives und kunstübergreifendes Konzept entsteht. Ich werde kreativ, bringe Ideen ein, diskutiere, und vor allem tue ich das, wofür sonst oft kein Raum ist: traditionelle Konzertformate aufbrechen. Dieser innovative Geist fehlt mir im Hochschulalltag häufig. Umso dankbarer bin ich für die Impulse aus den Workshops und für den Austausch mit den vielen MusikerInnen, die einem über die Junge Deutsche Philharmonie begegnen, die sich nicht ohne Grund auch Das Zukunftsorchester nennt.“ Foto: Michael Brus Jooles Gale Verlagssonderveröffentlichung 63
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Foto: Unsplash, Markus Spiske<br />
Richard Strauss hatte Zeit seines Lebens<br />
eine tiefe Beziehung zu <strong>Beethoven</strong>. Er<br />
wuchs mit dessen Musik auf. Sein Vater<br />
stellte ihm <strong>Beethoven</strong> zunächst als Höheund<br />
Endpunkt der Musikgeschichte dar.<br />
Die Begegnung mit dem <strong>Beethoven</strong>-Interpreten<br />
Hans von Bülow bewog Strauss jedoch<br />
zu einer produktiven Auseinandersetzung<br />
mit <strong>Beethoven</strong>s Werk. So durchziehen<br />
musikalische Anspielungen auf <strong>Beethoven</strong><br />
und Zitate aus seinen Kompositionen das<br />
gesamte Strauss’sche Schaffen. Strauss’<br />
Konzept der „poetischen Idee“ als Grundlage<br />
einer Komposition hat seine Wurzeln<br />
in <strong>Beethoven</strong>. Auch als Dirigent widmete<br />
sich Strauss dem Werk <strong>Beethoven</strong>s und<br />
hatte dabei eine klare Vorstellung, wie es zu<br />
klingen habe. „In <strong>Beethoven</strong> gehört<br />
Wucht, Temperament, Schmiss, um seine<br />
Größe herauszubringen. Die Schönheit<br />
des Tons im Orchester ist weniger wichtig<br />
als dieser ganze Feuergeist“, erläuterte er in<br />
einem Tischgespräch. Mit der Oper Fidelio,<br />
die er ebenfalls dirigierte, verband ihn<br />
„eine wahrhaft verzückte Liebe“, wie einer<br />
seiner Biografen anmerkt. Und das Motiv<br />
des Sieges der Gattenliebe über alle Dunkelheit<br />
und Leiden gestaltete er nachher<br />
selbst in seiner Oper Die Frau ohne Schatten.<br />
Das Richard Strauss Festival in Garmisch-Partenkirchen<br />
knüpft an Strauss’<br />
Liebe an und zeigt zwei semiszenische Aufführungen<br />
von <strong>Beethoven</strong>s Freiheitsoper.<br />
Zu den Mitwirkenden zählen Johanna<br />
Winkel als Leonore, Sebastian Kohlhepp<br />
als Florestan, die Akademie für Alte Musik<br />
Berlin und der Chor des Bayerischen<br />
Rundfunks. Die szenische Einrichtung besorgt<br />
Ingo Kerkhof. Die musikalische Leitung<br />
übernimmt Alexander Liebreich, der<br />
Künstlerische Leiter des Festivals.<br />
FIDELIO<br />
„Dieser gewisse Feuergeist“<br />
Das RICHARD STRAUSS FESTIVAL <strong>20</strong><strong>20</strong><br />
zeigt <strong>Beethoven</strong>s Freiheitsoper Fidelio<br />
Humanitas – <strong>Beethoven</strong>s Fidelio<br />
27./28.6.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Richard Strauss Institut,<br />
Garmisch-Partenkirchen<br />
richard-strauss-festival.de<br />
Revolutionär oder Klassiker<br />
Das Nationaltheater Mannheim befragt in der Musikinszenierung IDEAL UND EXZESS<br />
den Widerspruch von Gewalt und humanitärer Botschaft<br />
<strong>Beethoven</strong> war beim Sturm auf<br />
die Bastille 18 Jahre alt. Er begeisterte<br />
sich für die Ideen der Revolution,<br />
schwärmte für die Stürmer<br />
und Dränger und folgte dem Ruf<br />
der Freiheit auch in seinem Schaffen.<br />
Gewaltiges türmte er auf in<br />
seiner Musik und sprengte mit<br />
unbändiger Schaffenskraft die<br />
Grenzen der überkommenen Formen.<br />
Einer Explosion gleich kracht im vierten Satz seiner Neunten<br />
Sinfonie die geballte Wucht dissonierender Orchesterklänge herein.<br />
Das Nationaltheater Mannheim lenkt den Blick auf den Widerspruch<br />
dieser Gewaltexzesse in der Musik und der humanistischen<br />
Botschaft des Werks. Inspiriert von Stanley Kubricks Film A Clockwork<br />
Orange, der <strong>Beethoven</strong>s Neunte Sinfonie als Soundtrack zu<br />
Gewaltfantasien und brutalen Aktionen einsetzt, nimmt es das<br />
Spannungsfeld von klassischem Ideal, humanistischen Vorstellungen<br />
und brutaler Gewalt zum Vorwurf einer theatralen Musikinszenierung<br />
in sieben Sätzen mit dem Titel Ideal und Exzess. Professionelle<br />
Musiker und Laien,<br />
Chöre sowie das Solistenensemble<br />
und das Orchester<br />
des Nationaltheaters<br />
Mannheim wirken daran<br />
mit. Den furiosen Auftakt<br />
bildet die partizipativ-szenische<br />
Aufführung der<br />
Neunten Sinfonie <strong>Beethoven</strong>s.<br />
Ein Kammermusikabend,<br />
eine Konzertinstallation, ein Kon zerttheater, eine Sonatennacht,<br />
eine Lecture Performance, ein Filmabend sowie eine<br />
Inszenierung für Familien lassen die Besucher bis zum Tauftag <strong>Beethoven</strong>s<br />
am 17. Dezember <strong>20</strong><strong>20</strong> völlig eintauchen in seine Welt und<br />
alles um sich herum vergessen.<br />
Ideal und Exzess<br />
3.10.–17.12.<strong>20</strong><strong>20</strong> Nationaltheater Mannheim<br />
nationaltheater.de<br />
Foto: Christian Kleiner<br />
62 BTHVN DAS MAGAZIN ZUM BEETHOVEN-JAHR<br />
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