Szenisches Kaleidoskop <strong>Beethoven</strong> 22./23.12.<strong>20</strong>19 Fidelio 1.1.–27.3.<strong>20</strong><strong>20</strong> Prometheus 7./8.1.<strong>20</strong><strong>20</strong> Ein Brief / Christus am Ölberge 8.2., 14.2., 12.3., 28.3., 5.4., 11.4.<strong>20</strong><strong>20</strong> Wie im Himmel 4.4., 19.4., 28.4., 15.5., 23.5., 5.6.<strong>20</strong><strong>20</strong> Staatstheater 25.4., 30.4., 10.5., 6.6., 12.6.<strong>20</strong><strong>20</strong> Foto: istock, merrymoonmary Awakening 13.12.<strong>20</strong><strong>20</strong> Oper Bonn theater-bonn.de
BÜHNE 250 Jahre <strong>Beethoven</strong> Es ist beinahe unmöglich, <strong>Beethoven</strong>s Wirkung auf die europäische Kulturgeschichte zu betrachten, ohne seine Persönlichkeit einzubeziehen. So deutlich wie bei kaum einem anderen Komponisten zeigen sich sein Wesen und seine Überzeugungen in seiner Musik. „Er ist ein höchst sonderbarer Mann. Große Gedanken schweben in seiner Seele, die er aber nicht anders als durch Noten zu äußern vermag: Worte stehen ihm nicht zu Gebote“, schrieb der Schweizer Komponist Xaver Schnyder von Wartensee 1811, nachdem er <strong>Beethoven</strong> in Wien kennengelernt hatte. „Seine ganze Bildung ist vernachlässigt, und seine Kunst ausgenommen, ist er roh, aber bieder und ohne Falschheit, er sagt geradezu von der Leber weg, was der denkt.“ Das Theater Bonn hat rund um das Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> einen Reigen von Stücken arrangiert, die sich dem Jubilar aus zahlreichen Per spektiven nähern. Stets verschränken sich dabei die Ebenen: hier <strong>Beethoven</strong> als Sohn seiner Zeit und dort die Gegenwart. So bringt der Regisseur Volker Lösch <strong>Beethoven</strong>s einzige Oper Fidelio in der für ihn charakteristischen Manier auf die Bühne: Seine Regiekonzepte entwickelt er mit Menschen, die am Ort leben. „Kunst ohne Anbindung an das Draußen, an die Zeit, in der ich lebe, finde ich sinnlos“, sagt er. Dass er dabei an empfindliche Themen rührt, ist Absicht. Bei einem dekorativen Mitmachtheater wird es nicht bleiben, das verspricht das Amalgam von Regisseur und Stoff – gilt doch Fidelio als die Freiheitsoper schlechthin. Einen anderen <strong>Beethoven</strong> lernt das Publikum bei Ein Brief /Christus am Ölberge kennen. Für den Passionsstoff von Christus am Ölberge hatte er die Form des Oratoriums gewählt, weil in der Karwoche die Aufführung von Opern untersagt war. Herausgekommen ist allerdings ein Stück Musiktheater im geistlichen Gewande. Insbesondere die Partie des Christus behandelt <strong>Beethoven</strong> wie eine Opernrolle. Reinhild Hoffmann inszeniert das Werk und stellt ihm zudem einen Prolog voran: Der Komponist Manfred Trojahn vertont Hugo von Hofmannsthals fiktiven Brief des Lord Chandos an Francis Bacon. In dem Text hadert der Briefautor mit einer schöpferischen Krise. In der Radikalität des Verzweifelns an den eigenen Ansprüchen ist Chandos Das THEATER BONN nähert sich <strong>Beethoven</strong> in sieben Stücken aus unterschiedlichen Perspektiven ein Bruder <strong>Beethoven</strong>s im Geiste. Mit der Uraufführung von Awakening weitet das Theater Bonn den Fokus über das christlich-abendländische Religionsverständnis hinaus. Das Werk des 1952 in Delhi geborenen Param Vir beschäftigt sich mit der uralten Freiheits- und Friedenslehre des Pali- Kanons, der frühesten kanonischen Schrift des Buddhismus. Nach neueren Erkenntnissen spielt der Freiheitsgedanke im Pali- Kanon eine wesentliche Rolle. Hier schließt sich für Vir ein Kreis. Denn auch ihn, der sich als Produkt vieler Kulturen versteht, der als Schüler von Peter Maxwell Davies und Oliver Knussen international anerkannt ist, hat das Schaffen <strong>Beethoven</strong>s maßgeblich geprägt, seit er als Kind in der Bibliothek des Goethe-Instituts auf Karajans Einspielungen stieß. In einem Interview hat er von diesem Moment erzählt: „Es war eine unglaublich emotionale Begegnung.“ Mit dem argentinischen Komponisten Mauricio Kagel verbindet <strong>Beethoven</strong> die Kompromisslosigkeit der Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse. Am Theater Bonn kommt im April Staatstheater heraus, in dem Kagel das Genre Oper gleichsam durch den Wolf dreht: Die neun Einzelstücke tragen Überschriften wie Repertoire, Einspielung oder Parkett. Sie sind frei kombinierbar, jedes ist anders besetzt. Auf diese Weise rückt Kagel statt einer Handlung den musikalischen Vorgang als solchen in den Mittelpunkt. Natürlich ist das Ganze mit viel Humor erdacht. „Nur Leute, die Humor haben, sind unerbittlich ernst“, hat Kagel einmal gesagt, „aber das hat viele Facetten.“ Das Publikum der Hamburger Uraufführung 1971 fühlte sich jedenfalls provoziert, sogar Bombendrohungen gingen bei der Hamburgischen Staatsoper ein. Nicht ganz so revolutionär ist es, <strong>Beethoven</strong>s Siebte als Ballett zu choreografieren. Richard Wagner hat den Charakter der Sinfonie so kurz wie prägnant auf die bekannte Formel von der „Apotheose des Tanzes“ gebracht – und wen Grazie und Schwung des ersten Allegro je aus dem Sitz gezogen haben, der weiß, was Wagner meinte. Vom politisch aufgeladenen Pathos, von den in Töne übersetzten Kämpfen der Eroica und der Fünften ist die Siebte denkbar weit entfernt. Zu ihrem gelösten Duktus passt die neoklassische Tanzsprache des französischen Choreografen Thierry Malandain. Wenn er, einer der Wegbereiter des modernen Tanzes, das Stück mit seiner Compagnie Malandain Ballet Biarritz auf die Bühne des Theaters Bonn bringt, erklingt es in der Transkription für Klavier von Franz Liszt. Die horrend virtuose Partie spielt Magdalena Müllerperth. <strong>Beethoven</strong> hat aber auch eine originale Ballettmusik geschrieben. Mögen auch das Libretto und die Choreografie von Salvatore Viganò zu Die Geschöpfe des Prometheus verschollen sein, in der Musik allein bündelt sich schon der Geist ihres Schöpfers zur Zeit ihrer Entstehung Anfang 1801. Wie in der Zweiten Sinfonie spielte <strong>Beethoven</strong> mit den Formen des klassischen Wiener Stils, den er inzwischen meisterhaft beherrschte. Auch der von Viganò gewählte Stoff dürfte nach seinem politischen Geschmack gewesen sein: Der Prometheus des griechischen Mythos wagt es, sich gegen die Götter aufzulehnen. Stijn Celis, Direktor des Saarländischen Staatsballetts, choreografiert die Musik neu. Nach der Uraufführung in Saarbrücken kommt die Produktion Anfang <strong>20</strong><strong>20</strong> zum Theater Bonn. Die Erlösung, die dem unglücklichen Prometheus – zumindest im zugrunde liegenden Mythos – verwehrt bleibt, deutet der Titel Wie im Himmel schon an. Das Theaterstück von Kay Pollak, basierend auf seinem gleichnamigen Film aus dem Jahre <strong>20</strong>04, führt das Publikum in ein nordschwedisches Dorf. Ein brummiger Herr taucht dort auf. Niemand erkennt ihn wieder; zu lange war er als international gefragter Dirigent fort von der Heimat. Nach einem Herzinfarkt sucht er eigentlich Ruhe, lässt sich aber überreden, den Kirchenchor zu leiten. Und vollbringt dort das Wunder gemeinsamen Wachsens, das vielleicht nur die Musik vollbringen kann. Sogar zu einem Chorwettbewerb fährt die einst so heterogene Gruppe – und hier kommt bei der Bonner Inszenierung das bereits zitierte „Draußen“ ins Spiel: Interessierte Chöre der Region können nämlich mitmachen. <strong>Beethoven</strong> hätte so eine Verschmelzung von Bühne und realer Welt sicherlich gefallen. Verlagssonderveröffentlichung 59
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