CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
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BÜHNE<br />
Foto: Kiran West<br />
<strong>Beethoven</strong><br />
in Bewegung<br />
Für sein BEETHOVEN-PROJEKT hat<br />
Ballettstar John Neumeier Ludwig van<br />
<strong>Beethoven</strong>s Musik und Persönlichkeit<br />
ergründet und in assoziationsreiche<br />
Choreografien übersetzt<br />
<strong>Beethoven</strong> in Bewegung<br />
25./26.10.<strong>20</strong><strong>20</strong> Oper Bonn<br />
theater-bonn.de<br />
Der Tanz ist eine der intuitivsten Kunstformen<br />
überhaupt und vermag es, Musik kraftvoll und<br />
berührend in Bewegung zu übersetzen. Der Choreograf<br />
John Neumeier beherrscht diese Kunst<br />
meisterhaft und wird in seinen Balletten immer<br />
wieder aufs Neue zum packenden Geschichtenerzähler.<br />
Für sein <strong>Beethoven</strong>-Projekt hat sich der weltweit<br />
gefeierte Künstler intensiv mit der Musik und<br />
der Persönlichkeit <strong>Beethoven</strong>s auseinandergesetzt<br />
und – inspiriert von seinen facettenreichen<br />
Werken – eine außergewöhnliche Mischung aus<br />
einem Handlungs- und einem sinfonischen Ballett<br />
entwickelt, die von seinem Hamburg Ballett<br />
eindringlich umgesetzt wird. Dabei war es Neumeiers<br />
Ziel, jene Emotionen, die die Musik bei<br />
ihm auslöst, in eine Choreografie zu übertragen.<br />
So sagt er: „Mein ursprüngliches, mein hauptsächliches<br />
Vorhaben bestand und besteht darin,<br />
zu seiner Musik zu tanzen – um so eine möglichst<br />
direkte choreografische Entsprechung zu <strong>Beethoven</strong><br />
zu finden. Daher sollte das Ballett zuerst und<br />
vorrangig als sinfonisches Werk betrachtet werden<br />
– als Werk, in dem die Musik die auftretenden Figuren,<br />
Handlungen und Beziehungen bestimmt.“<br />
Als musikalischen Rahmen hat Neumeier für<br />
den ersten Teil sehr unterschiedliche Werke von<br />
<strong>Beethoven</strong> ausgewählt, die gleichwohl alle durch<br />
<strong>Beethoven</strong>s thematische Auseinandersetzung mit<br />
dem gleichen melodischen Material miteinander<br />
verbunden sind und die Neumeier für sein Ballett<br />
nun fragmentarisch aneinanderreiht. Am Beginn<br />
stehen die Eroica-Variationen Es-Dur op. 35, an<br />
die Ausschnitte aus dem zweiten Satz der Klaviersonate<br />
in D-Dur op. 10 Nr. 3 anschließen, gefolgt<br />
vom dritten Satz des Streichquartetts Nr. 15 a-Moll<br />
op. 132. Als Intermezzo ist <strong>Beethoven</strong>s Komposition<br />
Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 zu hören,<br />
bevor im zweiten Teil des Abends mit <strong>Beethoven</strong>s<br />
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 Eroica musikalisch<br />
der Bogen zum Anfang geschlagen wird.<br />
Eng an dieses farbenreiche Klangmosaik angelehnt,<br />
ergründet Neumeier in seinem <strong>Beethoven</strong>-<br />
Projekt tanzend die besondere Aura des Tonschöpfers.<br />
In einer virtuosen Mischung aus abstrakten<br />
und konkreten Passagen erschließt Neumeier<br />
dabei ebenso die brillante Architektur der Werke<br />
wie auch deren Gefühlstiefe und expressive<br />
Emotionalität. Neumeier selbst bezeichnet sein<br />
<strong>Beethoven</strong>-Projekt als „visuelle Tanz-Dichtung –<br />
der poetischen Dimension von <strong>Beethoven</strong>s Musik<br />
entsprechend“. Beim Blick auf <strong>Beethoven</strong>s reiches<br />
Werk und die zahlreichen Schilderungen seines<br />
Lebens reizte Neumeier dabei gerade das Widersprüchliche<br />
und Ambivalente. Diese Irritationen<br />
und Brüche hat er in skurril anmutende Tanzsequenzen<br />
übersetzt, die die Vielfalt an Stimmungen<br />
reizvoll ergänzen. Neben den dramatischen<br />
und existenziell berührenden Momenten spielt<br />
zudem auch der Humor eine große Rolle, den<br />
Neumeier als festen Bestandteil von <strong>Beethoven</strong>s<br />
Musik erkannt hat.<br />
So bereichert mit dem <strong>Beethoven</strong>-Projekt ein faszinierend<br />
getanztes Porträt des Komponisten das<br />
<strong>Beethoven</strong>jahr, das intuitiv und eindringlich in<br />
den Bann zieht.<br />
Verlagssonderveröffentlichung 57