CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
K Ü N S T L E R<br />
EINE DER SPANNENDSTEN AUFNAHMEN<br />
ZUM BEETHOVEN-JAHR<br />
DIE MACHT DES<br />
ZUFALLS<br />
Im vergangenen Dezember musste Murray Perahia aus gesundheitlichen<br />
Gründen einen Zyklus der <strong>Beethoven</strong>-Klavierkonzerte absagen.<br />
Der junge Pianist Jan Lisiecki sprang spontan für ihn ein und begeistert<br />
nun mit seiner Interpretation der fünf Repertoire-Giganten.<br />
VON SINA KLEINEDLER<br />
<strong>CRESCENDO</strong>: War es eine spontane Idee, aus dem „Einspringer“-Zyklus<br />
eine CD-Aufnahme zu machen?<br />
Jan Lisiecki: Total spontan! Ich wusste erst einen Monat vorher, dass ich die<br />
Konzerte überhaupt spielen würde. Wir dachten, vielleicht sollten wir sie aufnehmen<br />
– nur so als Erinnerung, falls alles gut geht und das Zusammenspiel funktioniert.<br />
Der Vorteil war, dass die Aufnahme dadurch ohne den Druck entstand, sie<br />
zu veröffentlichen.<br />
Statt das Angebot anzunehmen, nur eines oder zwei der Konzerte auszuwählen,<br />
haben Sie sich dazu entschlossen, den ganzen Zyklus zu spielen und sogar die von<br />
Murray Perahia ausgewählte paarweise Verteilung der Konzerte auf die einzelnen<br />
Abende übernommen. Haben Sie die fünf Konzerte immer abrufbereit?<br />
Manches hat man besser in den Fingern als anderes. In der letzten Saison habe ich<br />
einige der Konzerte gespielt. Es gab also keine komplette <strong>Beethoven</strong>-Dürre. Aber<br />
natürlich ist die kurzfristige Vorbereitung auf eine so intensive Phase ein ziemliches<br />
Unternehmen. Neben vielen Reisen und einer enormen Menge an Repertoire.<br />
Der <strong>Beethoven</strong>-Zyklus war nicht Ihr einziges Engagement in dieser Zeit …<br />
Weil es ein „Einspringer“ war, hatte ich noch viele andere Konzerte drumherum.<br />
Ich erinnere mich, dass ich von Hamburg nach London zu den Proben geflogen bin<br />
und danach sofort weiter nach Lissabon. Direkt nach dem Konzert in Lissabon ging<br />
es nach Luxemburg und von dort zurück nach Berlin. Dadurch entstanden komplett<br />
verrückte Situationen. (lacht) Wäre das ein paar Saisons früher geplant worden,<br />
wäre das sicher so niemals der Fall gewesen. Das hat ziemlich viel Fokus gefordert.<br />
… und die Academy of St Martin in the Fields war ein neuer Partner für Sie?<br />
Ja! Wir haben zwar eine Tour gemeinsam geplant, aber erst in der übernächsten<br />
Saison. Es war also das erste Mal, dass wir uns getroffen haben – ein weiterer<br />
Unsicherheitsfaktor. Wir alle sind gute Musiker, aber das heißt nicht unbedingt,<br />
dass wir uns auch gut verstehen und gut zusammenpassen.<br />
Denken Sie, diese Ungewissheit hat zur „Lebendigkeit“ der Aufnahme beigetragen?<br />
Ich denke schon. Das Überraschende, Unerwartete kann einem viel Stress bereiten,<br />
aber auch viel Freude. Hätte ich es schon Jahre im Voraus geplant, hätte ich vielleicht<br />
eine detailliertere Vorbereitungszeit gehabt – mehr Zeit, über Dinge nachzudenken.<br />
FOTO: PETER RIGAUD<br />
16 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>