Auf einen Kaffee mit … PETER SIMONISCHEK VON BARBARA SCHULZ FOTO: XENIA HAUSNER 14 w w w . c r e s c e n d o . d e — Dezember <strong>20</strong>19 – Januar <strong>20</strong><strong>20</strong>
Theater, Film, Fernsehen – eigentlich war er immer da. International bekannt aber wurde Peter Simonischek als Toni Erdmann in Maren Ades gleichnamigem Spielfilm. In seinem neuen Film <strong>CRESCENDO</strong> #makemusicnotwar überzeugt der Wiener Burgschauspieler als Dirigent, der ein Orchester aus Palästinensern und Israelis nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich und politisch leitet und begleitet. <strong>CRESCENDO</strong>: Herr Simonischek, ein Satz beziehungsweise eine Frage aus Ihrem Film: „Ist Musik eine Waffe?“ Peter Simonischek: (singt) „Spaniens Himmel breitet seine Sterne über unsre Schützengräben aus …“ Das war das Lied der spanischen Revolution gegen die Faschisten, insofern ist das eine Waffe, bis heute. Marschmusik war auch vorweggenommenes Kriegsgetöse. Ob Musik eine Waffe sein kann im Kampf um den Frieden im Nahen Osten? Sagen wir mal so: Alles, was irgendwie im Verdacht steht, dem Frieden dort auf die Sprünge zu helfen, ist legitim. Der Karren ist ja so verfahren, dass es in 70 Jahren nicht gelungen ist, ein vernünftiges Agreement mit den Nachbarn zu schaffen. Das bringt mich auf die ganz banale Idee, dass es zwischen Nachbarn gelegentlich einfach mal nicht funktioniert. Weil keiner auch nur einen Millimeter zurückgehen will. Das ist inhuman, dafür bezahlen alle den Preis. Und das Schlimmste ist, dass ihn die jungen Leute bezahlen müssen. Womit wir beim Thema des Films sind … Es war spannend, dass unsere Situation beim Drehen praktisch kongruent war mit dem Plot des Films. Im Film treffen sich Israelis und Palästinenser, um zusammen zu musizieren. Bei uns trafen sich Israelis und Palästinenser, um zusammen einen Film zu machen. Ich habe so viel Bewunderung für die jungen Leute, die alle brennen, Träume haben … Um dann ein Leben lang zur Kenntnis zu nehmen, dass das alles nicht in ihren Händen liegt. Wie war denn die Stimmung unter den Musikern? Kannten die sich, mochten die sich, oder haben Sie da auch Differenzen gespürt? Nun, sie hatten ja schon in Israel gedreht, als ich nicht da war. Als ich dazukam, habe ich keine Spannungen bemerkt. Was ich bewundernswert fand, war, wie toll sie miteinander umgegangen sind. Sie haben zusammen gesungen und Spaß gehabt – eine richtig gute Zeit. Es war ein bisschen wie Pfadfinderlager. Es gibt allerdings eine sehr mutige, sehr beklemmende Szene, in der viel herausbricht, was davor unterdrückt wurde. Ja, da wird ein Seil gespannt, dann müssen sie sich beschimpfen und aufeinander losgehen. Ein, zwei Tage vor der Szene hatte ich den Eindruck, alle hatten Bammel davor. Weil die gute Stimmung, die sie bis dahin hatten, bestand natürlich aus routiniertem Ausklammern bestimmter Themen. Plötzlich aber waren diese Themen Teil der Szene. Einige waren sehr verstört, hauptsächlich natürlich die Laiendarsteller. Die konnten sich gar nichts anderes vorstellen, diesen Text zu sagen, als wäre er ihre Wahrheit und nicht ein „als ob“. Schauspieler sind ja gewohnt, Dinge zu sagen, die nicht ihre eigene Meinung sind. Diese kulturelle Leistung: zu sagen, nein, wir wissen um die Differenzen, aber wir haben einen Weg gefunden, miteinander umzugehen, das klappt ja, solange es nicht brutal auf den Prüfstand gestellt wird. Ein arg fragiler Zustand … Deshalb wird es auch keine Patent- oder Stammtischlösung geben. Das Schreckliche ist: Ich bin so alt wie der Konflikt. Immer „FREMDENFEINDLICHKEIT ZU BESIEGEN IST EINE KULTURLEISTUNG“ wenn es danach aussah, dass etwas weitergeht, ist Blut geflossen. Ursprünglich ist er fast 2.000 Jahre alt. Aber offenbar wird Hoffnung in die Musik gesetzt. Herr Barenboim versucht mit seinem West-Eastern Divan Orchestra nichts anderes. Sicher, das war auch ein Vorbild für den Gedanken. Doch hat Herr Barenboim nicht das Copyright auf die Sache. Wäre aber eine Interessengemeinschaft nicht grundsätzlich ein Weg zur Integration? Das wird eigentlich auch versucht. Zum Beispiel am Maxim Gorki Theater in Berlin, die ausschließlich Leute mit migrantischem Hintergrund engagiert haben, ob Schauspieler oder Techniker. Was ja auch bedeutet, dass man die Gesellschaft damit konfrontiert. Nicht um zu polarisieren, sondern eher in der Hoffnung, dass man sich zuhört, wenn man sich gegenseitig kennenlernt. Welche anderen Möglichkeiten gibt es denn, zur Integration zu finden, als den Dialog in irgendeiner Form? Und wir können das ermöglichen! Man kann das mit Theater machen, mit Musik, auch mit Sport – das ist Teil unserer Aufgabe. Der Sieg des emotionalen Bewusstseins über das intellektuelle? Ich denke, über Fremdenfeindlichkeit zu siegen, bei sich selbst oder überhaupt, ist eine Kulturleistung. Menschen finden das, was von außen kommt, bedrohlich, sie haben Aversionen gegen Fremdes, das ist nun leider eine Tatsache. Das wird von vielen Seiten versucht wegzureden, aber das ist Quatsch. Es ist nicht unbedingt der Intellekt, es gibt auch Menschen, die haben weniger Angst oder gar keine. Aber es ist sicher eine Minderheit, die Fremde willkommen heißt. Das war offensichtlich immer so. Reinen Herzens sozusagen … Ja, ohne Vorbehalte. Denken Sie an die Metamorphosen von Ovid. Da gehen die Götter, Zeus und sein Sohn Hermes, auf Pilgerschaft und suchen nach Menschen, die sie aufnehmen, als Fremde. Klar polarisiert dieser Text – unter tausend finden sie nur dieses eine Paar, Philemon und Baucis. Die sie aufnehmen, die sie freundlich bewirten und so weiter. Und das sind dann die beiden Gerechten, die gerettet werden. Das ist das Motiv der Sintflut bei den Griechen, festgemacht an der Gastfreundschaft. Also die Herbergssuche in der christlichen Religion. Genau. Aber das ist offensichtlich eine Leistung, die man nicht einfach so bei jedem Menschen voraussetzen kann. Da müsste man meiner Meinung nach auch ansetzen. Dass man das nicht verteufelt. Dass sich nicht jeder schlecht fühlt, der nicht dieser Meinung ist. Da bräuchte es mehr Behutsamkeit, den Menschen da hinzuführen. Dazu können wir auch etwas tun, gerade im Theater. Wenn es die entsprechenden Stücke gibt. The Who and the What von Ayad Akhtar, gerade am Burgtheater, ist ein tolles Stück dafür. Aber es gibt viele Stücke, die sich um das Phänomen der Ausländerfeindlichkeit kümmern. ■ <strong>CRESCENDO</strong> #makemusicnotwar mit Peter Simonischek und Bibiana Beglau läuft am 16. Januar <strong>20</strong><strong>20</strong> in den deutschen Kinos an (Camino) 15
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