CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.
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KONZERT<br />
250 Jahre <strong>Beethoven</strong><br />
Foto: Bassim Hawar<br />
Va Farhatan<br />
7.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> Citykirche Aachen<br />
14.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> Nachfolge-Christi-Kirche, Bonn<br />
21.11.<strong>20</strong><strong>20</strong> Kartäuserkirche, Köln<br />
saadthamir.de<br />
Saad Thamir<br />
<strong>Beethoven</strong>s neues Hemd<br />
<strong>Beethoven</strong>s Musik und ihre Botschaft ist<br />
universell; sie fasziniert im Abendland wie<br />
im Morgenland, so auch den irakischen<br />
Sänger, Perkussionisten und Komponisten<br />
Saad Thamir. 1972 in Bagdad geboren,<br />
wuchs er in einer westlich geprägten Familie<br />
auf und studierte an der dortigen Universität<br />
zunächst Philosophie, dann arabische<br />
und westliche Musikwissenschaften und<br />
Komposition.<br />
<strong>20</strong>00 kam er nach Deutschland zur Weiterbildung.<br />
<strong>20</strong>02 gründete er die Gruppe<br />
Lagash, um die Verbindung von arabischer<br />
mit westlicher Musik auf klassischer Ebene<br />
zu verwirklichen. In Deutschland entdeckte<br />
und begeisterte er sich außerdem für den<br />
Jazz, der ihn in seiner weiteren musikalischen<br />
Entwicklung stark beeinflusste. Seit<br />
Langem beschäftigt Thamir die Frage,<br />
wie man das arabische Musiksystem<br />
mit seinen 14 Musikgeschlechtern<br />
<strong>Beethoven</strong> auf ARABISCH<br />
beziehungsweise Modi, den Tetra- und<br />
Pentachorden mit der westlichen tonalen<br />
Musik verbinden könnte. Mehr noch: Er<br />
strebt danach, beide Musiksysteme symbiotisch<br />
ineinanderfließen zu lassen, sodass<br />
ein neuartiges musikalisches Gefüge entstehen<br />
kann, das den Orient mit dem Okzident<br />
verbindet. „Ich nehme einen uralten<br />
Stoff und nähe daraus ein neues Hemd“,<br />
sagt Saad Thamir über den Kompositionsprozess.<br />
Uralt ist Friedrichs Schillers Ode<br />
an die Freude, die <strong>Beethoven</strong> in seiner<br />
Neunte Sinfonie vertonte, zwar nicht. Uralt<br />
aber ist die arabische Kalligrafie, mit der<br />
Thamir Schillers Verse wie auch <strong>Beethoven</strong>s<br />
Musik ummanteln wird. Realisiert wird das<br />
Werk von einem westlichen Orchester und<br />
einem arabischen Kammer- und Vokalensemble.<br />
Veranstaltet wird das Konzert von<br />
Ost-westlicher Diwan e. V.<br />
<strong>Beethoven</strong> zwischen Maschinengeräuschen<br />
und Bühnenkommandos<br />
Foto: Wonge Bergmann<br />
<strong>20</strong>03 erlebte der Komponist und Regisseur<br />
Heiner Goebbels während einer Konzertpause<br />
etwas, das die meisten beiläufig abtun<br />
würden. „Simon Rattle hatte zuvor mit den<br />
Berliner Philharmonikern mein Orchesterstück<br />
Aus einem Tagebuch aufgeführt … und<br />
das Orchester bereits die Bühne verlassen“,<br />
erinnert er sich. „Nur Simon Stockhausen<br />
saß noch am Keyboard und korrigierte die<br />
Lautstärke und das Tempo von Maschinensounds,<br />
die in meiner Komposition als<br />
Samples zugespielt werden.“ Plötzlich erschien<br />
Alfred Brendel auf der Bühne, um<br />
sich einzuspielen, denn nach der Pause<br />
stand <strong>Beethoven</strong>s Drittes Klavierkonzert auf<br />
dem Programm. Die Geräusche Stockhausens<br />
schienen ihn nicht zu irritieren, auch<br />
nicht die Kommandos des Bühnenmeisters,<br />
der „dem Maschinisten die Höhe der Podien<br />
zurief, die für die neue Orchesteraufstellung<br />
verändert werden mussten: ‚45! 47!<br />
50!‘“ Noch heute ist Goebbels fasziniert:<br />
„Alle drei gingen hochprofessionell und<br />
konzentriert ihren jeweiligen Aufgaben<br />
nach … Maschinengeräusche, <strong>Beethoven</strong>fragmente,<br />
Zahlenreihen liefen unabhängig<br />
und gleichberechtigt nebeneinander ab …<br />
in einer … fast utopischen Koexistenz: hierarchisch<br />
und jeder für sich.“ In diesem Moment,<br />
sagt er, entstand in ihm nicht nur<br />
eine ungewöhnliche Musik, sondern auch<br />
ein sehr ungewöhnliches Bild: „Drei Personen<br />
aus unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />
und ästhetischen Sphären, in verschiedene<br />
Richtungen schauend und dabei eine sich<br />
wie von Geisterhand bewegende Bühne.“<br />
Man darf gespannt auf Heiner Goebbels<br />
neuen Orchesterzyklus sein, der mit dem<br />
Frankfurter Ensemble Modern Orchestra<br />
am 3. Septem ber <strong>20</strong><strong>20</strong> beim Musikfest Berlin<br />
uraufgeführt werden wird.<br />
Ensemble Modern Orchestra<br />
3.9.–17.11.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />
Verschiedene Orte, deutschlandweit<br />
ensemble-modern.com<br />
Die Uraufführung eines<br />
Orchester werks von<br />
HEINER GOEBBELS<br />
Verlagssonderveröffentlichung 35