CRESCENDO 7/19&1/20 Sonderausgabe Beethoven

Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag. Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart. Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil. Beethoven! Sonderausgabe zum 250. Geburtstag.
Von CRESCENDO – Das Magazin für klassische Musik und Lebensart.
Offizielle Publikation zum Beethovenjahr 2020. Mit großem Veranstaltungsteil.

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11.05.2020 Aufrufe

Beethoven-Lounges 6.1., 3.2., 2.3., 6.4., 4.5.2020 Pantheon, Bonn Vor Ort Hofkapelle 23.1., 26.3.2020 La Redoute, Bonn Gastspielkonzert Wien 19.4.2020 Musikverein Wien Freitagskonzerte 10.1., 20.3., 10.4., 29.5.2020 Im Spiegel 12.1., 22.3.2020 Karnevalskonzert 21.2.2020 X-Rayed 26.6.2020 Nine, nine, nine: NEIN! 19.9.2020 Oper Bonn beethoven-orchester.de Ludwig im Pantheon Das BEETHOVEN ORCHESTER BONN gönnt sich im Jubiläumsjahr keine Atempause – das Programm reicht von der Komponisten-Lounge bis zum Multimedia-Event Penible Biografen bestehen zwar darauf, dass Ludwig van Beethoven mehr Zeit seines Lebens in Wien als in Bonn verbracht habe. Die vergessen allerdings, wie viel intensiver ein Kind seine Tage erlebt. Was die 22 Jahre Kindheit und Jugend am Rhein mindestens mit den späteren 35 Jahren Donau-Exil aufwiegt. Das Beethoven Orchester Bonn hat solche lokalpatriotischen Befeuerungen als Ensemble mit über 100-jähriger Geschichte freilich gar nicht nötig. Erst recht nicht im Jubiläumsjahr des Komponisten, das mit einer Fülle außergewöhnlicher Konzerte, geschichtsträchtiger Vorort-Aufführungen und hintergründiger Beethoven-Bespiegelungen zelebriert wird. Selbst die passioniertesten Anhänger­ Innen des Vielgespielten, die jede Note und jedes Detail aus dem Kosmos Ludwig Vans zu kennen glauben, werden hier noch Erhellendes und Unerhörtes entdecken. Im Bonner Pantheon öffnet dazu die Beethoven-Lounge. Dirk Kaftan, der Generalmusikdirektor des Orchesters, lädt hier als Moderator einer musika lischen Talkshow in sieben übers Jahr verteilten Ausgaben die Beethoven­ Player des Jubiläumsprogramms ein, Weltstars wie Geheimtipps, Kollektive und Solisten. Flankierend zu den Konzerten philosophiert Kaftan mit ihnen über die Bedeutung des Komponisten heute, hält Rückblick und gibt Ausblick. Raum für augenzwinkernde Betrachtungen des Gefeierten, als Gipfelstürmer und Mann im Morgenrock, bleibt auch. Zum Auftakt ist der junge Klaviervirtuose Kit Armstrong geladen, der erzählen wird, warum er die Beethoven-Interpretation nicht für eine Selbstverständlichkeit in seinem Repertoire hält. Auch der koreanische Shootingstar William Youn hat als Pianist, der Publikum und Kritik weltweit in den Bann zieht, ein sehr spezielles Verhältnis zum Komponisten. Und was soll erst der phänomenale Bratscher Nils Mönkemeyer sagen, der sich von Beethoven mit seinem Instrument durchaus vernachlässigt fühlen kann? Redebedarf besteht genug. Ins Gespräch bringt das Beethoven Orchester Bonn, das ja weit über die Grenzen der Stadt als horizontoffenes Orchester bekannt ist, auch den Jubilar selbst – und zwar mit Zeitgenossen und Komponisten anderer Epochen. Musikalische Monokultur kann sich schließlich niemand zum Geburtstag wünschen. In der Reihe Freitagskonzerte in der Bonner Oper trifft Beethoven etwa mit seinem Klavierkonzert Nr. 3 auf die Vierte und finale Sinfonie von Brahms. Der hatte ja lange das Gefühl, ein „Riese“ schaue ihm beim Komponieren über die Schulter – Beethoven selbstverständlich. In dem Alter, als Brahms seine erste Sinfonie überhaupt schrieb, hatte der scheinbar übermächtige Kollege schon deren acht geschaffen. Das Beethoven Orchester Bonn beschwört in dieser Aufführung, mit Kit Armstrong am Klavier, aber nicht die Konkurrenz, sondern den Mut zum Aufbruch ins Neue – wie zu hören in Brahms’ Passacaglia der Vierten Sinfonie, die in staunenswerter Variationenfolge den ganzen Erdkreis umrundet. 16 BTHVN DAS MAGAZIN ZUM BEETHOVEN-JAHR 2020

KONZERT Konzert, kommt bekanntlich vom lateinischen „concertare“, was so viel wie ringen, streiten, spielen bedeutet. Und genau auf diese produktiven Reibungen zielen auch die Freitagskonzerte. Elektrisierend erlebbar wird dieses Ringen, wenn Beethovens Violinkonzert D-Dur auf Richard Strauss’ Sinfonia domestica trifft und über das Verhältnis von Individuum und Masse streitet. Wo Beethoven den Solisten harmonisch im Gesamtklang aufgehen lässt, da schießen bei Strauss die Egomanen über. Christian Tetzlaff (Violine) und Marc Albrecht (Dirigent), zwei der führenden Beethoven-Interpreten unserer Zeit, loten die Spannung zwischen beiden aus. Einen Hallraum hin zur Moderne wiederum öffnen die Werke des Briten Michael Tippett, der in gleich zwei Freitagskonzerten vertreten sein wird: mit seinem berühmten Oratorium A Child of our Time, dieser nachtschwarzen Beschwörung der Ermordung der Juden in den Novemberpogromen mit ihrem berühmten Motto: „Die Dunkelheit kündet von der Herrlichkeit des Lichts“. Sowie mit seinem Divertimento on Sellinger’s Round, das die Leichtigkeit der Tudor-Tanzmusik mit herben Klängen des 20. Jahrhunderts verbindet – hier steht die aufstrebende neuseeländische Dirigentin Gemma New am Pult. New ist auch zu Gast in der Reihe Im Spiegel, die den Dialog über Zeiten und Werke mit Musik und prominenten Gesprächspartnern fortsetzt. Hier diskutiert der Jazzer Götz Alsmann mit Dirk Kaftan über Beethovens Fünfte, den vermeintlich zu Tode gespielten Klassiker unter seinen Sinfonien. Hier durchleuchtet Kit Armstrong Beethovens dunkelstes Klavierkonzert Nr. 3 – und Bernhard Langs darauf beruhende Totaldemontage Monadologie XXXIV ‘…loops for Ludvik‘ gleich mit. Beethoven – Traum oder Albtraum? Der 250. Geburtstag gibt aber auch Anlass, den Diskursraum und den Opernsaal zu verlassen, um Vor Ort nach authentischer Komponisten- Nähe zu suchen. Wie könnte ein typisches Konzert in der Bonner Hofkapelle ausgesehen haben, in der Beethoven seine Laufbahn als Bratscher begann? Am Originalschauplatz, der Redoute in Bad Godesberg, forscht das Orchester zum Beispiel mit einem Programm aus Werken von Joseph Reicha, Andreas Romberg und Beethovens Konzert-Arie für Sopran Erste Liebe nach dem epochenty pischen Wechsel von Sinfonie und Kammermusik. Eine weitere Vor-Ort- Ausgabe spürt im kurfürstlichen Ballsaal den Influencern des 18. Jahrhunderts nach – einflussreich durch Europa zirkulierenden Komponisten also, von denen sich Beethoven entflammen ließ. Der in Schweden arbeitende Joseph Martin Kraus zählte ebenso zu seinen Im pulsgebern wie der im Schwäbischen wirkende Antonio Rosetti. Welche Bezüge öffnen sich, wenn wir die Stars dieser Zeit mit den Ohren Beethovens hören? Und, nicht minder spannend: Welche Inspirationskraft entfaltet der Jubilar selbst heute? Diese Frage beantwortet das Beethoven Orchester Bonn mit einer Reihe von vielversprechenden experimentellen Projekten. Nine, nine, nine, NEIN! – ein Community-Musiktheater-Spektakel von Moritz Eggert und Axel Brüggemann – versammelt eine stattliche Zahl von MusikerInnen, die zuvor an neun Plätzen in Bonn gespielt haben, zum kollektiven abendlichen Huldigen und Denkmalkratzen in der Oper. Der britische Komponist Gerard McBurney wiederum hat sein multimediales Projekt X-rayed getauft – und durchleuchtet mit Konzert, Live-Act und Video Beethovens Siebte Sinfonie. Last but not least geht das Beethoven Orchester Bonn auf Gastspiel-Reise. Die führt – ausgerechnet! – nach Wien. Aber zugegeben: die Akustik im Wiener Musikverein ist nicht nur gut. Sie ist unglaublich. „Wir sind mittendrin. In Beethoven. In Bonn. Wir erzählen spannende Geschichten mit und ohne Worte“ DIRK KAFTAN Foto: Irene Zandel Verlagssonderveröffentlichung 17

KONZERT<br />

Konzert, kommt bekanntlich vom lateinischen „concertare“, was so<br />

viel wie ringen, streiten, spielen bedeutet. Und genau auf diese produktiven<br />

Reibungen zielen auch die Freitagskonzerte. Elektrisierend<br />

erlebbar wird dieses Ringen, wenn <strong>Beethoven</strong>s Violinkonzert D-Dur<br />

auf Richard Strauss’ Sinfonia domestica trifft und über das Verhältnis<br />

von Individuum und Masse streitet. Wo <strong>Beethoven</strong> den Solisten<br />

harmonisch im Gesamtklang aufgehen lässt, da schießen bei Strauss<br />

die Egomanen über. Christian Tetzlaff (Violine) und Marc Albrecht<br />

(Dirigent), zwei der führenden <strong>Beethoven</strong>-Interpreten unserer Zeit,<br />

loten die Spannung zwischen beiden aus.<br />

Einen Hallraum hin zur Moderne wiederum öffnen die Werke<br />

des Briten Michael Tippett, der in gleich zwei Freitagskonzerten<br />

vertreten sein wird: mit seinem berühmten Oratorium A Child of<br />

our Time, dieser nachtschwarzen Beschwörung der Ermordung der<br />

Juden in den Novemberpogromen mit ihrem berühmten Motto:<br />

„Die Dunkelheit kündet von der Herrlichkeit des Lichts“. Sowie<br />

mit seinem Divertimento on Sellinger’s Round, das die Leichtigkeit<br />

der Tudor-Tanzmusik mit herben Klängen des <strong>20</strong>. Jahrhunderts<br />

verbindet – hier steht die aufstrebende neuseeländische Dirigentin<br />

Gemma New am Pult.<br />

New ist auch zu Gast in der Reihe Im Spiegel, die den<br />

Dialog über Zeiten und Werke mit Musik und prominenten<br />

Gesprächspartnern fortsetzt. Hier diskutiert<br />

der Jazzer Götz Alsmann mit Dirk Kaftan<br />

über <strong>Beethoven</strong>s Fünfte, den vermeintlich zu<br />

Tode gespielten Klassiker unter seinen Sinfonien.<br />

Hier durchleuchtet Kit Armstrong <strong>Beethoven</strong>s<br />

dunkelstes Klavierkonzert Nr. 3 – und Bernhard<br />

Langs darauf beruhende Totaldemontage<br />

Monadologie XXXIV ‘…loops for Ludvik‘ gleich<br />

mit. <strong>Beethoven</strong> – Traum oder Albtraum?<br />

Der 250. Geburtstag gibt aber auch Anlass, den<br />

Diskursraum und den Opernsaal zu verlassen,<br />

um Vor Ort nach authentischer Komponisten-<br />

Nähe zu suchen. Wie könnte ein typisches Konzert<br />

in der Bonner Hofkapelle ausgesehen haben,<br />

in der <strong>Beethoven</strong> seine Laufbahn als Bratscher<br />

begann? Am Originalschauplatz, der Redoute in<br />

Bad Godesberg, forscht das Orchester zum Beispiel<br />

mit einem Programm aus Werken von Joseph Reicha,<br />

Andreas Romberg und <strong>Beethoven</strong>s Konzert-Arie für<br />

Sopran Erste Liebe nach dem epochenty pischen Wechsel<br />

von Sinfonie und Kammermusik. Eine weitere Vor-Ort-<br />

Ausgabe spürt im kurfürstlichen Ballsaal den Influencern<br />

des 18. Jahrhunderts nach – einflussreich durch Europa<br />

zirkulierenden Komponisten also, von denen sich <strong>Beethoven</strong><br />

entflammen ließ. Der in Schweden arbeitende Joseph<br />

Martin Kraus zählte ebenso zu seinen Im pulsgebern wie<br />

der im Schwäbischen wirkende Antonio Rosetti.<br />

Welche Bezüge öffnen sich, wenn wir die Stars<br />

dieser Zeit mit den Ohren <strong>Beethoven</strong>s<br />

hören? Und, nicht minder spannend:<br />

Welche Inspirationskraft<br />

entfaltet der Jubilar<br />

selbst heute? Diese<br />

Frage beantwortet<br />

das <strong>Beethoven</strong> Orchester<br />

Bonn mit<br />

einer Reihe von<br />

vielversprechenden experimentellen Projekten. Nine, nine, nine,<br />

NEIN! – ein Community-Musiktheater-Spektakel von Moritz<br />

Eggert und Axel Brüggemann – versammelt eine stattliche Zahl von<br />

MusikerInnen, die zuvor an neun Plätzen in Bonn gespielt haben,<br />

zum kollektiven abendlichen Huldigen und Denkmalkratzen in der<br />

Oper. Der britische Komponist Gerard McBurney wiederum hat<br />

sein multimediales Projekt X-rayed getauft – und durchleuchtet mit<br />

Konzert, Live-Act und Video <strong>Beethoven</strong>s Siebte Sinfonie.<br />

Last but not least geht das <strong>Beethoven</strong> Orchester Bonn auf Gastspiel-Reise.<br />

Die führt – ausgerechnet! – nach Wien. Aber zugegeben:<br />

die Akustik im Wiener Musikverein ist nicht nur gut. Sie ist<br />

unglaublich.<br />

„Wir sind mittendrin. In <strong>Beethoven</strong>.<br />

In Bonn. Wir erzählen spannende<br />

Geschichten mit und ohne Worte“<br />

DIRK KAFTAN<br />

Foto: Irene Zandel<br />

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