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OSE_MONT_MAI_2020_Schwalmtal_Niederkruechten

Seit 2016 offizielles Gemeindejournal für Schwalmtal! Infos, Berichte, Ankündigungen für die Region!

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KEINE ÜBUNG – ES WAR ERNST<br />

DER HEIDEBRAND IM NIEDERLÄNDISCHEN GEBIET DE MEINWEG HÄTTE SCHLIMM<br />

ENDEN KÖNNEN<br />

(bigi) Nationalpark De Meinweg: Vögel<br />

zwitschern, von weit her hört man eine<br />

Kirchenglocke läuten. Die Sonne geht<br />

langsam unter und taucht die Natur in<br />

weiches Licht und lässt den gelben Ginster<br />

regelrecht leuchten. Dahinter schwarz<br />

verbrannte Erde, eine riesige Fläche verkohltes<br />

Land.<br />

Montag, 20. April, wurde gegen 13 Uhr<br />

die niederländische Feuerwehr alarmiert,<br />

um 13.30 Uhr lautete die Alarmierung<br />

der deutschen Feuerwehr: „Kleiner Flächenbrand“<br />

im Gebiet De Meinweg. Der<br />

Boden ist knochentrocken, die Pflanzen<br />

dürsten nach Wasser. Schnell fressen sich<br />

die Flammen durch die Heide, der Brand<br />

breitet sich aus. „Man hat den rot leuchtenden<br />

Himmel gesehen, aber es war<br />

schwer, die Entfernungen zu schätzen“,<br />

erzählt der Niederkrüchtener Wehrführer<br />

Andre Erkens.<br />

Das Gestüt Venhof muss evakuiert werden,<br />

70 unruhige und ängstliche Pferde<br />

werden mit vereinten Kräften schnell<br />

aus der Gefahrenzone gebracht, da sich<br />

in der Nacht die Feuer weiter ausbreiten.<br />

Bereits seit etlichen Stunden arbeiten die<br />

Feuerwehrleute auf beiden Seiten daran,<br />

Schlimmeres zu verhindern. „Ziel war,<br />

dass das Feuer auf gar keinen Fall über<br />

den alten Bahndamm gelangen durfte“,<br />

teilen Andre Erkens und der <strong>Schwalmtal</strong>er<br />

Wehrführer Dirk Neikes, der auch in der<br />

Einsatzleitung durch den Kreis mitwirkte,<br />

mit. Auf deutscher Seite stehen etliche<br />

Kiefern, die bei einem Überspringen der<br />

Flammen auf das Waldgebiet dem Feuer<br />

durch die enthaltenen ätherischen Öle<br />

zusätzlich Fahrt gegeben hätten. Es steht<br />

fest, Verstärkung und Ablösung muss her.<br />

Dienstag, 21. April, erreicht eine Kolonne<br />

von Feuerwehrfahrzeugen und Einsatzkräften<br />

aus dem Ruhrgebiet und vom<br />

Niederrhein das Gelände. In den nächsten<br />

Tagen bleibt die Situation, dass aus<br />

vielen Städten und Gemeinden Wehrleute<br />

hinzugerufen werden, ebenso<br />

auf holländischer Seite. Der Schlaf wird<br />

knapp, die Belastung immer größer. In<br />

den ehemaligen Javelin Barracks wird eine<br />

Einsatzzentrale eingerichtet. Das DRK<br />

versorgt die Einsatzkräfte mit Getränken<br />

sowie warmen und kalten Speisen. „Das<br />

Problem war die schlechte Befahrbarkeit<br />

des Geländes. Wir hatten früher Wege,<br />

die hat man aber zuwachsen lassen. Die<br />

Feuerwehrautos wurden immer größer<br />

und höher als noch vor einigen Jahren“,<br />

beschreibt Andre Erkens. „Ein Unimog<br />

wäre hier optimal. Aber da müsste man<br />

eine eierlegende Wollmilchsau sein“, so<br />

Dirk Neikes. Die Wehren sind schon recht<br />

gut ausgestattet, jede Anschaffung muss<br />

auch durch die Kommunen finanziert<br />

werden können.<br />

Entlang des Boschbeekbachs, der die<br />

Grenze nach Deutschland markiert, wurde<br />

ein Graben gepflügt. Brennbares Material<br />

wurde zerkleinert, um das Feuer zu<br />

verlangsamen, falls es bis zum Graben<br />

vordringen würde. Von dort mussten<br />

die Einsatzkräfte teilweise bis zu einem<br />

Kilometer bis zum Brandherd laufen –<br />

und wieder zurück, wenn ein Löschhubschrauber<br />

im Anflug war. Löschrucksäcke<br />

mit 20 Litern Wasser haben sich bei der<br />

Bekämpfung der Glutnester als effektiv<br />

erwiesen. Der Kreis Viersen hat darum<br />

für die hiesigen Wehren Löschrucksäcke<br />

und Löschrechen angeschafft. Der starke<br />

Wind ließ das Feuer immer wieder<br />

aufflammen.<br />

Als Wasserentnahmestelle fungierte für<br />

die Hubschrauber auch das kleine Gewässer<br />

„Blanke Water“. Viel Wasser war nicht<br />

hier vorhanden. Also wurde kurzerhand<br />

die Schwalm auf Höhe Kamerickshof<br />

durch große Kunststoffbehälter (IBC), die<br />

mit Wasser volllaufen konnten, gestaut.<br />

Von dort führten Schläuche über 7,5 Kilometer<br />

das Wasser zum Blanke Water. Absolutes<br />

Novum dabei: Vier HFS-Systeme<br />

(Hytrans Fire System, Abrollbehälter mit<br />

einem Pumpenmodul und einem Grundcontainer<br />

mit Schlauchbehälter) wurden<br />

auf der Strecke verteilt hintereinandergeschaltet,<br />

um das Wasser durch die<br />

Schläuche weiter zu pumpen. Über die<br />

Autobahnbrücke, die alte B221 entlang,<br />

am Lüsekamp vorbei bis zum Gewässer.<br />

„2.500 Liter Wasser kamen dann in der<br />

Minute im Blanke Water an. Landes- und<br />

Bundespolizeihubschrauber wurden so<br />

hergerichtet, dass sie Wassersäcke mit bis<br />

zu 8.000 Litern transportieren konnten.<br />

Die Koninklijke Luchtmacht aus Holland<br />

holte in der Zeit Wasser aus dem Effelder<br />

Waldsee. Von einem Aussichtsturm aus<br />

leitete ein Brandwehrmann mit einem<br />

Tablet die Flieger genau an die Stelle, wo<br />

aktuell das Wasser gebraucht wurde“, beschreibt<br />

Andre Erkens. Die Riegelstellung<br />

der Wehrleute musste dann aufgehoben<br />

werden, damit das Wasser abgelassen<br />

werden konnte. Sehr Kräfte zehrend für<br />

die Feuerwehrleute, die in dem unwegsamen<br />

Gelände versuchten, brennende<br />

Flächen von noch nicht betroffenen Gebieten<br />

fern zu halten.<br />

Glücklicherweise gab es letztes Jahr im<br />

September eine Waldbrandübung, zu<br />

der ein Konzept durch engagierte Mitglieder<br />

der Freiwilligen Feuerwehr erarbeitet<br />

wurde. Das habe sich jetzt bezahlt<br />

gemacht, betonte auch Dirk Neikes. Eine<br />

Wärmekamera wurde eingesetzt, um<br />

Glutnester zu finden. Mit einem Panzer<br />

wurde eine Schneise zum Wald als Schutz<br />

gezogen, eine Raupe schaffte brennende<br />

Bäume zur Seite. Teilweise waren zwei<br />

Bereitschaften – also 300 Wehrleute –<br />

gleichzeitig im Einsatz, die verhinderten,<br />

dass ein brennendes Gebiet auf andere<br />

Bereiche übergreifen konnte. Insgesamt<br />

waren 1.600 Feuerwehrleute im Einsatz,<br />

bis am frühen Abend des 24. April gemeldet<br />

werden konnte, dass der Brand<br />

gelöscht war. Rund 200 Hektar waren bis<br />

dahin verbrannt.<br />

Der Einsatz wurde stabsmäßig durch fünf<br />

Personen geleitet, einer von ihnen war<br />

Dirk Neikes. Abschnittsleiter setzten die<br />

Riegelstellung zur Brandbekämpfung ein<br />

und hielten Kontakt zur Einsatzleitung,<br />

ob die ausgedachten Maßnahmen auch<br />

griffen. Die Materialschlacht reichte vom<br />

Diesel für die Pumpen bis zur Toilette für<br />

die Wehrleute. „Alle Maßnahmen wurden<br />

mit der holländischen Feuerwehr<br />

abgestimmt, jeder wusste, was der andere<br />

plant“, beschreibt Andre Erkens.<br />

Stets waren sechs Löschzüge, also zwölf<br />

Fahrzeuge, vor Ort. Vom Einsatzleitfahrzeug<br />

aus wurde der Einsatz koordiniert.<br />

„Wir haben viele wertvolle Erfahrungen<br />

mitgenommen, sei es etwa, wie man die<br />

Kommunikation verbessern kann oder<br />

Schwebstoffe aus dem Wasser bekommt,<br />

damit die Löschrucksäcke nicht verstopfen“,<br />

betont Dirk Neikes. Beide Wehrleiter<br />

sprechen allen Beteiligten ein großes Lob<br />

für die gute Teamarbeit aus: „Alle waren<br />

sehr motiviert und positiv eingestellt. Alle<br />

haben alles gegeben!“<br />

Eine Fotostrecke finden Sie auf der<br />

Homepage www.osemont.de Fotos: Birgit<br />

Sroka<br />

Ose Mont<br />

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