PR_d_Integration_RDG.. - Belimed
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<strong>Integration</strong> von Reinigungs- und Sterilisationsanlagen in<br />
Reinraumumgebungen in der pharmazeutischen Produktion<br />
Dr. Christian Heuer, Geschäftsführer, <strong>Belimed</strong> Deutschland GmbH, Edisonstr. 7a, 84453<br />
Mühldorf am Inn, Deutschland<br />
Die Verwendung von Anlagen zur Reinigung und Sterilisation produktberührter Teile in der<br />
pharmazeutischen Produktion als Schleusensysteme zwischen unterschiedlich<br />
klassifizierten Räumen in einer Reinraumumgebung gewinnt zunehmend an Bedeutung.<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche <strong>Integration</strong> in eine Barriere ist die sorgfältige Auswahl<br />
und Auslegung des gewünschten Systems.<br />
Für eine einwandfreie Schleusenfunktion unter Einhaltung der GMP-Bedingungen sind eine<br />
Reihe von grundsätzlichen konstruktiven Voraussetzungen sowie projektspezifische<br />
Anpassungen von Maschinendesign und Steuerungssystem erforderlich.<br />
Konstruktive Voraussetzungen<br />
Besonders geeignet für eine Barrierenintegration sind Reinigungs- und Sterilisationsanlagen<br />
(Abbildung 2), bei deren Entwicklung bestimmte notwendige konstruktive Details bereits<br />
bedacht wurden, so dass ein aufwändiger projektspezifischer Umbau der Anlage entfällt.<br />
Dies beginnt bereits mit den verwendeten Außenverkleidungsblechen der Anlage. Nur sehr<br />
glatte, am Besten ölgeschliffene Bleche verhindern, dass bei einer turnusmäßigen<br />
Außenreinigung mit Putztüchern Fasern auf der Oberfläche zurückbleiben, die schließlich in<br />
die Reinraumatmosphäre gelangen. Besonderes Augenmerk ist auf die Konstruktion der<br />
Türdichtungen und des Türantriebs zu legen, stellen doch die jeweils 2-türige Wasch- oder<br />
Sterilisierkammer die eigentliche Schleuse in der Barriere dar. Bei den Reinigungsanlagen<br />
sorgen Glastüren mit aufblasbaren Dichtungen (Abbildungen 1 und 3) bezüglich Dichtigkeit<br />
für ein Optimum, während bei den Sterilisatoren die massiven Edelstahltüren mittels<br />
sterilfiltrierter Druckluft und spezieller Silikondichtung (Abbildung 4) angepresst werden.<br />
Türantriebe sollten möglichst abriebarm und verschmutzungsfrei arbeiten, um keine Partikel<br />
in den Reinraum einzutragen. Insbesondere Drahtseilantriebe stellen für die Anwendung im<br />
Reinraumbereich nicht mehr den Stand der Technik dar. Das Design der Reinigungs- und<br />
Sterilisationsanlage sollte außerdem von vorneherein den Einbau einer luftdichten Wand<br />
(Abbildung 5) zur Trennung der klassifizierten Bereiche im Reinraum ermöglichen.<br />
Empfehlenswert ist auch die Separation von Wasch- bzw. Sterilisationskammer und<br />
Maschinenraum, um eine Wartung ausschließlich von der Unreinseite zu ermöglichen.<br />
Damit kann die zeitraubende Einschleusung des Servicetechnikers in vielen Fällen<br />
vermieden werden. Die Reinigungsanlagen besitzen ein Trocknungsaggregat, das bei
einem Einbau in Reinräume ebenfalls spezifische konstruktive Anforderungen erfüllen muss.<br />
Über die Trocknungsluft dürfen keineswegs Partikel in den Reinraum oder auf das<br />
Waschgut gelangen. Die Trocknungseinheit sollte aus diesem Grund aus Vorfilter,<br />
Ventilator, Heizregister und HEPA-Filter (Abbildung 6) bestehen, selbst wenn die<br />
Trocknungsluft aus dem Reinraum entnommen wird, denn schließlich könnten Partikel aus<br />
dem Heizregister ohne zusätzlichen Filter in die Waschkammer gelangen. Für die Abluft der<br />
Waschkammer ist eine Festverrohrung vorzusehen. Die Anlage muss dazu mit einer<br />
luftdichten Abluftklappe (mit Überdruckklappe) versehen sein. Sterilisationsanlagen werden<br />
in ähnlicher Weise den Anforderungen an Partikelfreiheit bei der Be- und Entlüftung der<br />
Sterilisierkammer gerecht. Die aus der Kammer abgesaugte Luft wird über einen Inline-<br />
sterilisierbaren Vakuumfilter geführt und entspricht somit der geforderten mikrobiologischen<br />
Reinheit in allen Reinraumklassen. Die Kammerbelüftung darf ebenso wenig dazu führen,<br />
dass Mikroorganismen aus der umgebenden Luft über die Kammer auf das Sterilisiergut<br />
oder sogar in den Reinraumbereich gelangen können. Daher setzt man auch hier einen<br />
Inline-sterilisierbaren Belüftungsfilter zur Kontaminationsvermeidung ein.<br />
Projektspezifische Anpassungen<br />
Neben den genannten konstruktiven Voraussetzungen, die bei der Auswahl eines<br />
geeigneten Systems zu prüfen sind, sollten bereits in der Planungsphase bestimmte<br />
projektspezifische Anforderungen an die Funktion der Anlage im Hinblick auf die<br />
Barrierenintegration definiert werden, um aufwändige Nachrüstungen oder Änderungen an<br />
der bereits installierten Anlage oder gar am Baukörper zu vermeiden. Die vorgesehenen<br />
Bedienabläufe, die Wasch- bzw. Sterilgutlogistik und das Sicherheitskonzept bestimmen<br />
maßgeblich die Funktionsspezifikation der Anlage, diese wiederum die Programmierung der<br />
Steuerung. Eine detaillierte Vorplanung sollte festlegen, von welcher Seite der Maschine,<br />
welche Funktionen bedient werden können. Dies betrifft z. B. Programmstart, -anwahl und -<br />
abbruch. Üblicherweise ist diese Funktionalität bei der klassischen Unrein-Rein-Trennung<br />
auf der Beladeseite vorgesehen. Es gibt aber auch Szenarien, bei denen eine Bedienung<br />
von der Entladeseite zweckmäßiger ist, z. B. bei der Trennung eines aktiven<br />
Beladebereiches von einem inaktiven Entladebereich im Rahmen eines Wasch- oder<br />
Sterilisierprozesses zur Virendeaktivierung. Denkbar ist aus logistischen Gründen auch die<br />
zusätzliche Anforderung eines umgekehrten Wasch- bzw. Sterilisationsprozesses (rein-<br />
unrein, z. B., wenn die visuelle Waschergebniskontrolle auf der Reinseite eine ungenügende<br />
Reinheit ergibt und eine Wiederholungsreinigung vorgesehen ist, oder der<br />
Sterilisationsprozess aufgrund eines Bedienereingriffs oder Medienmangels abgebrochen<br />
wurde). Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass ein Wasch- oder Sterilisierprozess ohne<br />
Schleusenfunktion (unrein-unrein oder rein-rein) ausgeführt werden soll. In diesen Fällen<br />
sollte eine Bedienbarkeit von beiden Seiten der Maschine vorgesehen werden. Auch die
Beladungsträgerlogistik spielt eine oftmals unterschätzte Rolle, denn in vielen Fällen ist es<br />
einfacher, Beladungsträger von der Reinseite auf die Unreinseite durch die Maschine zu<br />
schleusen (ohne Waschen oder Sterilisieren), als diese über möglicherweise weite Wege<br />
durch eine Materialschleuse zurück in den Unreinbereich zu bringen.<br />
Ausgehend von den geplanten Arbeits- und Bedienabläufen erstellt der Anlagenlieferant die<br />
Funktionsspezifikation der Anlage. Bei einem Einbau in eine Barriere sind dabei<br />
umfangreiche Sicherheitsfunktionen zu berücksichtigen. Bedacht werden muss eine<br />
gegenseitige Türverriegelung und die korrekte Steuerung des Luftaustausches, also der<br />
Trocknungsluftventile und der Abluftklappe der Waschanlage, bzw. der Be- und<br />
Entlüftungsventile des Sterilisators, je nach Prozessrichtung (z. B. unrein- rein) nicht nur für<br />
den Regelfall, sondern auch für den Fall des Programmabbruchs, um eine Kontamination<br />
des Reinbereiches durch Luft aus dem Unreinbereich in jedem Fall zu vermeiden. Dabei ist<br />
das Sicherheitskonzept der Produktionsstätte z. B. für den Fall eines Stromausfalles oder<br />
für den Ausfall der Abluftventilation mit einzubeziehen.<br />
Ein weiteres, reinraumbezogenes Auslegungsfeld ist der Lufthaushalt der Waschmaschine.<br />
Festzulegen ist im Vorfeld, ob die Trocknungsluft von der Unrein- oder von der Reinseite<br />
bezogen wird. Die bauseitige Reinraumventilation muss gegebenenfalls beim Einschalten<br />
der Trocknung hochgefahren werden, um ein Absinken des Überdrucks im Raum zu<br />
verhindern. Für die Abluft sollte ebenfalls eine Kommunikation zwischen Maschine und<br />
bauseitiger Abluftinstallation vorgesehen werden, wenn keine dauerhafte Entlüftung über<br />
einen Bypass gewünscht ist. Für den Sterilisator bedeutet die <strong>Integration</strong> in einen<br />
Reinraumbereich darüber hinaus verfahrenstechnische Anpassungen, damit ein sicherer<br />
und zuverlässiger Betrieb gewährleistet bleibt (Abbildung 7).<br />
Die Zugänglichkeit der Maschinenaggregate für Wartungsarbeiten während des laufenden<br />
Betriebes kann je nach Anforderungen zu sehr unterschiedlichen, konstruktiven Lösungen<br />
führen und muss daher bereits in der Planungsphase diskutiert werden. Zu entscheiden ist,<br />
ob bauseitig ein Zugang für den Servicetechniker von der Unreinseite ohne allzu großen<br />
Aufwand ermöglicht werden kann. Sind sowohl Belade- als auch Entladeseite so<br />
klassifiziert, dass ein Zugang für Servicearbeiten im laufenden Betrieb praktisch unmöglich<br />
ist, kann auch über aufwändigere Maschinenkonzepte, bei denen der Zugang zum<br />
Wartungsraum von oben über eine Zwischendecke realisiert wird, nachgedacht werden. In<br />
jedem Fall muss das Basisdesign der Maschine eine räumliche Trennung von Wasch- bzw.<br />
Sterilisierkammer und Aggregaten vorsehen.
Im Hinblick auf die Einhaltung der geplanten Projektkosten sollten die genannten Aspekte<br />
der Barrierenintegration von Reinigungs- und Sterilisationsanlagen bereits im<br />
Angebotsstadium bei der Auswahl eines geeigneten Anlagentyps mit dem Anbieter<br />
detailliert diskutiert werden, um teure Nachträge oder Projektverzögerungen in späteren<br />
Projektphasen zu vermeiden. Insbesondere durch den notwendigen<br />
Dokumentationsaufwand in GMP-relevanten Bereichen verursachen z. B. selbst<br />
geringfügige, nachträgliche Änderungen in der Steuersoftware der Anlage oft hohe Kosten.<br />
Hohe Prozesssicherheit<br />
Als kompetenter Partner der Pharmaindustrie ist <strong>Belimed</strong> sich der Komplexität der<br />
<strong>Integration</strong> von Reinigungs- und Sterilisationsanlagen in Reinraumumgebungen in der<br />
pharmazeutischen Produktion bewusst. Erst durch einen permanenten Austausch zwischen<br />
Anwender und Hersteller und die konsequente Einhaltung der aktuellsten cGMP-Standards<br />
kann eine maximale Prozess-Sicherheit gewährleistet werden. Während der gesamten<br />
Planungs- und Entwicklungsphase arbeitet <strong>Belimed</strong> eng mit ihren Kunden zusammen, denn<br />
nur durch einen permanenten Austausch zwischen Anwender und Hersteller bleibt die<br />
konsequente Einhaltung der Kundenwünsche überprüfbar und wird laufend dokumentiert.<br />
Über den Autor<br />
Dr. Christian Heuer begann seine Karriere als promovierter Ingenieur in der<br />
Prozessentwicklung bei Novartis Pharma in Basel. Nach seinem Wechsel in die<br />
Pharmatechnikbranche verfügt er heute über 10 Jahre Erfahrung in Marketing und Vertrieb<br />
in diesem Bereich und leitet seit 2006 die deutsche Vertriebs- und Servicegesellschaft der<br />
<strong>Belimed</strong>-Gruppe.
Abbildung 1: 2-türige Reinigungsanlage Abbildung 2: Anlagenkombination von<br />
mit Glastüren zur Reinraumintegration Washer / Sterilisator und Reinraumtrennung<br />
Abbildung 3: Waschkammer mit Abbildung 4: Massive Edelstahltüre mit<br />
aufblasbarer Dichtung Silikondichtung
Abbildung 5: Luftdichte Wand zur Abschottung klassifizierter<br />
Räume hinter der Maschinenverkleidung (zur Veranschaulichung entfernt)<br />
Abbildung 6: GMP-konforme Trocknungseinheit<br />
Abbildung 7: Verrohrung entsprechend GMP-Vorgaben