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Nottwiler Auslese 2018

Nottwiler Geschichten zum Nachlesen

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<strong>2018</strong>


<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong>


Inhalt<br />

<strong>Nottwiler</strong> Geschichten, mit Herzblut erzählt<br />

Editorial . ..................................... 5<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

Was war und ist …<br />

Chronikteam .................................. 7<br />

Christian Lanzendörfer, Edith Schwander, Stephan Troxler<br />

Das neue Schulhaus<br />

Ein architektonischer Blickfang ................... 9<br />

Werner Mathis, Christoph Steiger, Christian Lanzendörfer<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

Gewerbeausstellung und KunstHandWerkMarkt ....... 21<br />

Roland Eggspühler und Jacqueline Willimann<br />

Huprächtigen<br />

Ein Weiler mit bewegter Geschichte ................ 33<br />

Rita Weingartner<br />

Titelbild: denkmalgeschütztes<br />

Bauernhaus<br />

Mittler Huprächtigen<br />

Die Ey Kapelle<br />

Ein Kleinod erstrahlt in neuem Glanz . .............. 47<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />

Zweck und Bedeutung von Glocken ................ 55<br />

Christian Lanzendörfer und Stephan Troxler<br />

<strong>2018</strong><br />

2<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


Städtepartnerschaft Nottwil – Schwaigern<br />

Von der Verbindlichkeit freundschaftlicher Begegnungen 61<br />

Manfred Litz<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

Die Kulturpreisträger von 2002 bis 2017 . ............ 68<br />

Christian Lanzendörfer<br />

Rudolf Egli<br />

Ein Leben für den Bauernstand . ................... 78<br />

Christian Lanzendörfer und Edith Schwander<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />

Schiesssport – Brücke zwischen Jung und Alt ........ 85<br />

Pascal Gwerder und Franz Bisang<br />

Rückblicke der <strong>Nottwiler</strong> Behörden<br />

Gemeinderat .................................. 93<br />

Schulpflege ................................... 99<br />

Nottwil in Zahlen .............................. 105<br />

Autoren, Bild- und Illustrationsnachweis ........... 112<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

3 <strong>2018</strong>


Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong><br />

Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />

Chronikteam Christian Lanzendörfer (Leitung), Edith Schwander, Stephan Troxler<br />

Grafik und Layout Gregor Stäuble, Stäuble GmbH, Nottwil<br />

Druck SWS Medien AG, Sursee<br />

Auflage 2000 Exemplare<br />

ISBN 978-3-033-06607-6<br />

© <strong>2018</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />

auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.


<strong>Nottwiler</strong> Geschichten,<br />

mit Herzblut erzählt<br />

Editorial<br />

Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />

Walter Steffen<br />

Gemeindepräsident<br />

Im Mai 2015 hatten sich die Stimmberechtigten<br />

an der Gemeindeversammlung für die Herausgabe<br />

der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» im Zweijahres­<br />

Rhythmus entschieden. Die erste Ausgabe<br />

erschien im Jahre 2016. Die Erwartungen,<br />

<strong>Nottwiler</strong> Themen von der Vergangenheit bis in<br />

die Gegenwart leicht verständlich, spannend<br />

und gut illustriert darzustellen, wurden vollends<br />

erfüllt. – Jedenfalls durften wir viele gute<br />

Rückmeldungen entgegennehmen.<br />

Nun, geschätzte <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, liegt bereits<br />

die zweite Auflage der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» vor. Persönlich bin<br />

ich immer wieder positiv überrascht, welche Themenvielfalt<br />

unsere schöne Gemeinde zu bieten hat und beeindruckt, wie<br />

viele Menschen mit grossem Engagement und innerem Feuer<br />

Geschichten zu erzählen wissen.<br />

Das ehrenamtlich arbeitende Chronikteam unter der engagierten<br />

Leitung von Christian Lanzendörfer, ehemaliger Gemeinde-<br />

/ Stadtschreiber in Zürcher Gemeinden, Edith der, Gemeinderätin Ressort Bildung und Kultur, und Stephan<br />

Schwan-<br />

Troxler, Sakristan, verdient ein grosses Kompliment und ein<br />

herzliches Dankeschön für sein immenses und kreatives Schaffen.<br />

Die Drei haben es wiederum verstanden, hochinteressante<br />

Themen auszuwählen und lassen dabei auch Zeitzeugen zu<br />

Worte kommen.<br />

Die «Erstausgabe» der<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> im<br />

Jahr 2016<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

5 <strong>2018</strong>


Edith Schwander wird Ende August <strong>2018</strong> aus dem Gemeinderat<br />

und zugleich aus dem Chronikteam ausscheiden. Sie war<br />

am Aufbau mitbeteiligt und hat die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» aktiv<br />

mitgeprägt. Christian Lanzendörfer wird die Leitung abgeben,<br />

aber weiterhin im Team mitarbeiten. Er hat wertvolle Aufbauarbeit<br />

geleistet und ganz wesentlich zum Gelingen des Projektes<br />

«<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» beigetragen. Erfreulicherweise hat sich<br />

Jacqueline Willimann bereit erklärt, die Leitung des Chronikteams<br />

zu übernehmen. Ich wünsche ihr viel Freude und Erfolg<br />

dabei und danke ihr führ ihre Bereitschaft ganz herzlich.<br />

Wie Sie wissen, verursacht die Publikation selbstverständlich<br />

auch Kosten. Dennoch legt der Gemeinderat grossen Wert<br />

darauf, dass die «<strong>Nottwiler</strong>-<strong>Auslese</strong>» allen Haushalten von<br />

Nottwil kostenlos zugestellt wird. Die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» soll<br />

nach einigen Jahren ein mehrbändiges Geschichtsbuch werden,<br />

weshalb grosser Wert auf eine professionelle Gestaltung und<br />

ein qualitativ hochstehendes Druckerzeugnis gelegt wird. Der<br />

<strong>Nottwiler</strong> Grafiker Gregor Stäuble verantwortet die Grafik und<br />

das Layout. Auch ihm gebührt ein grosses Dankeschön.<br />

Es liegt in der Zielsetzung des Gemeinderates, Sie, liebe<br />

<strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, noch viele Jahre mit spannenden<br />

Geschichten und einer grossen Themenvielfalt zu erfreuen.<br />

Die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» soll sich zu einem fixen kulturell-geschichtlichen<br />

Highlight in unserer Gemeinde weiterent wickeln.<br />

Das Chronikteam und der Gemeinderat danken Ihnen für allfällige<br />

Rückmeldungen, Anregungen und weitere Inputs.<br />

Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, freuen Sie sich<br />

nun über die vorliegende Ausgabe der zweiten<br />

«Nott wiler <strong>Auslese</strong>», wir wünschen Ihnen viel Spass<br />

bei der Lektüre.<br />

Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />

Gemeinderat Nottwil<br />

Im März <strong>2018</strong><br />

<strong>2018</strong> 6<br />

<strong>Nottwiler</strong> Geschichten, mit Herzblut erzählt


Was war und ist …<br />

Chronikteam<br />

Die ‹<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong>› ist die zweite Ausgabe des von<br />

der Gemeindeversammlung im Mai 2015 beschlossenen<br />

Periodikums. Sie enthält Berichte über ausgewählte Themen<br />

aus der Geschichte und Gegenwart Nottwils, Rückblicke auf<br />

die Behördentätigkeit in den Jahren 2016 und 2017 sowie<br />

statistische Angaben.<br />

Nur wer die Vergangenheit kennt,<br />

kann die Gegenwart verstehen<br />

und die Zukunft gestalten. August Bebel (1840 – 1913)<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Zum zweiten Mal halten Sie die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> in Ihren<br />

Händen, das neue, alle zwei Jahre erscheinende Heimatbuch, in<br />

dem wir mit ausgewählten Themen eine Brücke von der Vergangenheit<br />

in die Gegenwart schlagen wollen.<br />

Haben Sie beispielsweise gewusst, dass<br />

- der Weiler Huprächtigen schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts<br />

erstmals urkundlich erwähnt wurde?<br />

- bei der Restaurierung der Kapelle Ey eine spätmittelalterliche<br />

Wandmalerei entdeckt worden ist?<br />

- die Glocken der Pfarrkirche St. Marien auch heute noch<br />

bei Sturmwetter läuten?<br />

- es die Feldschützen Nottwil seit 1839 gibt, und sie den<br />

ältesten Verein Nottwils bilden?<br />

Oder kennen Sie die wesentlichsten Ereignisse und Geschäfte,<br />

die den Gemeinderat und die Schulpflege in den Jahren<br />

2016 und 2017 beschäftigten?<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

7 <strong>2018</strong>


In der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong> erhalten Sie Antworten auf<br />

diese Fragen, erfahren aber auch Wissenswertes über weitere<br />

vergangene oder aktuelle Vorgänge in Nottwil.<br />

Unsere Gespräche mit Personen und die Recherchen, die den<br />

Beiträgen zugrunde liegen, haben uns viel Freude und Genugtuung<br />

bereitet. Wir danken allen, die uns bei unserer Aufgabe<br />

unterstützt haben, vor allem auch den Gastautoren und jenen,<br />

die uns mit Illustrations- und Fotomaterial eine flotte Gestaltung<br />

des Büchleins ermöglicht haben.<br />

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />

wünschen wir viel Lesevergnügen.<br />

Das Chronikteam bei<br />

den Abschlussarbeiten<br />

für die NA 18:<br />

Christian Lanzendörfer,<br />

Edith Schwander,<br />

Stephan Troxler<br />

<strong>2018</strong><br />

8<br />

Was war und ist …


Das neue Schulhaus<br />

Ein architektonischer Blickfang<br />

Wer seinen Blick von der Kantonsstrasse auf die Kirche und<br />

die Schulanlagen am Hang richtet, dem fällt ein architektonisch<br />

hervorragend gelungener Holzmontagebau auf.<br />

Es handelt sich um das neue Schulhaus, welches als Teil der<br />

bestehenden Schulanlagen das Bild dieses Hanges äusserst<br />

vorteilhaft prägt.<br />

Nach nur einjähriger Bauzeit freuten sich Schülerinnen und<br />

Schüler zum Beginn des Schuljahres 2017 / 18 auf ihren ersten<br />

Schultag in der neuen Umgebung. – Die formelle Einweihung<br />

fand einen Monat später, im September, statt.<br />

Generationen von <strong>Nottwiler</strong> Schülerinnen und Schülern<br />

bringen ihre Schulkarriere mit dem 1914 an bester Hanglage<br />

gebauten, prächtigen Jugendstil-Schulhaus neben der Kirche im<br />

Oberdorf in Verbindung. Auf die zahlreichen seitherigen Veränderungen<br />

im Bildungswesen und die daraus erwachsenden<br />

Schulraumbedürfnisse haben die Verantwortlichen stets pragmatisch<br />

reagiert. 1969 wurde eine erste Schulanlagenerweiterung<br />

mit Turnhalle realisiert und 1996 kamen drei Pavillons<br />

mit je vier Klassenzimmern dazu. Die neugebaute Sporthalle<br />

Kirchmatte konnte 2007 ihrer Bestimmung übergeben werden,<br />

worauf die Turnhalle von 1969 abgebrochen wurde. Und als<br />

letztes Bauwerk vor dem Schulhausneubau 2017 wurde 2008 ein<br />

Schulgebäude errichtet, in welchem drei Kindergartenklassen,<br />

die Bibliothek, Lehrer- und Handarbeitszimmer sowie Werkräume<br />

untergebracht wurden.<br />

Mannigfaltige Gründe für mehr Schulraumbedarf<br />

Die Raumverhältnisse an der Schule Nottwil wurden in der<br />

ersten Dekade des 21. Jahrhunderts zunehmend prekärer. Zunächst<br />

wurde Nottwil vom Kanton verpflichtet, das gesamte Se-<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

9 <strong>2018</strong>


kundarschulangebot in der Gemeinde anzubieten und – ab dem<br />

Schuljahr 2016 / 17 – auch das zweite Kindergartenjahr. Einerseits<br />

waren die dritten Sekundarklassen von Nottwil seit jeher<br />

in Nachbargemeinden geführt worden (zunächst in Sempach<br />

und Sursee, bis 2015 / 16 in Buttisholz). Andererseits machten<br />

die relevanten Geburtenjahrgänge deutlich, dass ab dem Jahr<br />

2025 alle Klassen in Nottwil dreifach geführt werden müssen,<br />

und letztlich sind mit der Einführung der integrierten Sonderschulung<br />

(ISS) für Kinder mit kognitiven und / oder körperlichen<br />

Einschränkungen spezielle Unterrichtsbedürfnisse entstanden.<br />

Aber auch die Musikschule benötigte im Rahmen ihres<br />

obligatorischen Angebotes für den Einzel- und Ensemble-Unterricht<br />

akustisch geeigneten Schulraum. Die Summe dieser<br />

Fakten löste einen Bedarf an zusätzlichen Klassen- und Gruppenräumen<br />

aus, der im Sinne einer nachhaltigen Lösung einen<br />

Schulhausneubau unausweichlich werden liess. – Alle diese Erkenntnisse<br />

sind in der Studie «Schule Nottwil – Schülerprognose<br />

und Schulraumbedarf» zusammengefasst, welche der<br />

Gemeinderat 2010 erstellen liess. Dieser Studie folgten umfangreiche<br />

Abklärungen über mögliche Standorte und Kosten. Ein<br />

Mitwirkungsverfahren für die <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung führte<br />

schliesslich zur getroffenen Standortwahl.<br />

Architektenwahl im selektiven Verfahren<br />

Im März 2015 schrieb die Gemeinde im selektiven Verfahren<br />

die Erweiterung ihrer bestehenden Schulanlage für Architekten<br />

öffentlich aus. In einer ersten Phase mussten sich sechs<br />

Architekturbüros für diese Aufgabe präqualifizieren. In einer<br />

zweiten Phase wurde ein Studienauftrag gemäss SIA 143<br />

(Ordnung für Architektur- und Ingenieurstudienaufträge)<br />

durchgeführt. Dieser bezweckte nicht nur die Erweiterung der<br />

Schulanlage für den aktuell notwendigen Bedarf, sondern er<br />

sollte ebenfalls aufzeigen, wie sich spätere Bedürfnisse auf der<br />

vorgesehenen Parzelle geschickt realisieren lassen. Und weil die<br />

neue Schulanlage im ganzen Raum Sempachersee gut sichtbar<br />

sein würde, wurden auch sehr hohe Ansprüche an die Gestaltung<br />

formuliert.<br />

Ein eigens zu diesem Zweck bestelltes Beurteilungsgremium<br />

aus Fachleuten und Experten empfahl dem Gemeinderat<br />

im Juni 2015 nach intensivem und sorgfältigem Abwägen aller<br />

Vor- und Nachteile einstimmig das Projekt des Architekturbüros<br />

Graber & Steiger zur Ausführung. Der Gemeinderat folgte<br />

dieser Empfehlung und liess das entsprechende Detailprojekt<br />

<strong>2018</strong><br />

10<br />

Das neue Schulhaus


ausarbeiten, für welches die Stimmberechtigten im Februar<br />

2016 an einer Urnenabstimmung einen Baukredit von 7,76 Millionen<br />

Franken bewilligten. Die Bauarbeiten konnten im<br />

Sommer 2016 aufgenommen werden. Nur ein Jahr später, schon<br />

auf den Beginn des Schuljahres 2017 / 18, konnte das neue Schulgebäude<br />

seiner Bestimmung übergeben werden.<br />

Wie der Architekt an seine Aufgabe heranging ...<br />

... lassen wir Christoph Steiger selber schildern: «Die Planung<br />

einer Schule ist eine der spannendsten Herausforderungen, der<br />

sich ein Architekt stellen darf. Die Schule soll ein einladender<br />

öffentlicher Ort sein, der Begegnungen zwischen Schülern<br />

sowie zwischen Schülern und Lehrern ermöglicht. Die Schule<br />

verbindet alle sozialen Schichten und unterschiedliche Kulturen.<br />

Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft, sie fördert den Zusammenhalt<br />

der Gemeinschaft im Kleinen und im Grossen. Sie ist<br />

auch ein Ort des Lehrens und Lernens, des Spielens und der Bewegung,<br />

sei es klassenübergreifend oder im Klassenverband, in<br />

Gruppen oder im Einzelunterricht.<br />

Diese Vielfalt des Schulalltags definiert deren räumliche<br />

Struktur. Pausenplätze, Gemeinschaftsräume, Korridore, Klassenzimmer<br />

und Gruppenräume erzeugen eine räumliche Topografie,<br />

die den vielfältigen pädagogischen Zielsetzungen, Unterrichtsmethoden<br />

und Lernformen dient. Die Gestaltung eines<br />

so bedeutungsvollen Ortes ist die Aufgabe des Architekten.<br />

Dabei stehen die besondere Atmosphäre der zu planenden<br />

Schule, die Proportionen des Gebäudes und deren Räume sowie<br />

die Konstruktionsweise und das Material im Zentrum seiner Recherche.<br />

Hanglage Seeblick<br />

Nottwil profitiert von seiner ausgeprägten Hanglage mit<br />

einem unvergleichlichen Ausblick über den Sempachersee bis<br />

hin zu den Alpen. Das Oberdorf entwickelte sich den topografischen<br />

Gegebenheiten entsprechend als schmales, längs gerichtetes<br />

Siedlungsmuster entlang des Hanges und referenziert die<br />

linearen Charakteristika der Seelandschaft. Neben der Kirche<br />

ist insbesondere das alte Schulhaus ein prägender Bau, welcher<br />

über dem Siedlungsraum thront und der Schulanlage ein markantes<br />

Gepräge verleiht. Spätere Erweiterungen der Schulanlage<br />

entstanden in loser Abfolge hangabwärts, was zu einem<br />

dis persen räumlichen Eindruck und einer teilweise massiven<br />

Terrassierung des Geländes führte.<br />

Das neue Schulhaus<br />

11 <strong>2018</strong>


1<br />

2<br />

<strong>2018</strong> 12<br />

Das neue Schulhaus


3<br />

1 Brückenartiger Zugang vom<br />

Pausenplatz, Ansicht von Süd-<br />

Westen<br />

2 Der grosszügige Korridor, das<br />

«piano nobile» im Hauptgeschoss<br />

3 Treppenanlage<br />

Das Raumprogramm<br />

Untergeschoss m 2 Erdgeschoss m 2 Obergeschoss m 2<br />

Reinigung 35 2 Kindergartenzimmer<br />

Materialraum<br />

allgemein<br />

Materialraum<br />

Primar<br />

Materialraum<br />

Kindergarten<br />

zu 72 3 Klassenzimmer zu 72<br />

35 2 Gruppenräume zu 28 4 Gruppenräume zu 35<br />

35 1 Lehrerzimmer /<br />

Vorbereitung<br />

21 Gedeckter Aussenraum<br />

Technik 51 je 1 WC–Anlage<br />

Knaben, Mädchen<br />

Hauswart 10 Liftanlage<br />

72 1 WC –Anlage<br />

Knaben<br />

110 1 WC –Anlage<br />

Mädchen<br />

Hofgeschoss m 2 Zusammenfassung m 2<br />

3 Klassenzimmer zu 72 6 Klassenzimmer 432<br />

4 Gruppenräume zu 35 2 Kindergartenzimmer 144<br />

je 1 WC–Anlage<br />

Knaben, Mädchen,<br />

IV<br />

1 Vorbereitung / Lehrerzimmer 72<br />

10 Gruppenräume 336<br />

7 WC-Anlagen<br />

6 Material / Technikräume UG 187<br />

Das neue Schulhaus<br />

13 <strong>2018</strong>


Die neue Schule nimmt das im Oberdorf bestehende Siedlungsmuster<br />

wieder auf und bildet einen klärenden Abschluss<br />

zum Landschaftsraum hin. Mit der Situierung des tiefgehaltenen<br />

linearen Baukörpers wird das Spezifische der Hanglage vorteilhaft<br />

inszeniert und die Anlage insgesamt beruhigt und gestärkt.<br />

Der bestehende, auf einem massiven Böschungsfuss<br />

angelegte Pausenplatz wird vom linearen Baukörper gefasst und<br />

findet einen selbstverständlichen baulichen Abschluss. In einer<br />

allfälligen zweiten Etappe kann das lineare Grundmotiv logisch<br />

fortgeführt und komplettiert werden.<br />

Ein neues,<br />

helles, modernes<br />

Klassenzimmer<br />

Abwechslungsreiches Raumgefüge<br />

Die Hanglage und die vorgefundene Niveausituation am<br />

Böschungsfuss führten zu einer massgeschneiderten Lösung,<br />

welche die bestehenden örtlichen Qualitäten vorteilhaft nutzt<br />

und charakteristische Innenräume schafft. Das Niveau des Pausenplatzes<br />

findet über brückenartige Zugänge im offenen und<br />

transparenten Erdgeschoss des Neubaus eine einladende Fortführung<br />

und wurde zum eigentlichen «piano nobile» (repräsentativen<br />

Hauptgeschoss) des Gebäudes. Ein grosszügiger Korridor<br />

lässt die Schüler und Lehrer entlang des Hanges wandeln<br />

und inszeniert die eindrückliche Landschaft des Surentals. Über<br />

eine Treppenanlage sind von hier aus ein unterer und ein oberer<br />

Klas sen zimmertrakt erreichbar,<br />

deren Erschliessungsbereiche<br />

zum Hangfuss und zur<br />

bestehenden Schulanlage hin<br />

orientiert sind. Die schlanke,<br />

einbündige Disposition lässt<br />

eine zweiseitige Belichtung<br />

zu, was sowohl den nord- als<br />

auch den südseitigen Unterrichtsräumen<br />

eine helle und<br />

ausgewogene Raumstimmung<br />

verleiht. Durch die überkreuzte<br />

Schnitt figur wurde innerhalb<br />

einer äusserst einfachen<br />

Grundstruktur ein abwechslungsreiches<br />

Raumszenario<br />

geschaffen. Während sich die<br />

Kindergärten und das Lehrerzimmer<br />

im Zugangsgeschoss<br />

der bestehenden Anlage zuwenden<br />

und von einem der<br />

<strong>2018</strong><br />

14<br />

Das neue Schulhaus


Aussicht folgenden Erschliessungsraum begleitet sind, finden<br />

sich im Ober- und im Hofgeschoss der Aussicht zugewandte<br />

Klassenräume, deren Erschliessungszonen dem stimmungsvollen<br />

Gartenhof und dem Pausenplatz folgen.<br />

Die als Begegnungszonen angelegten Erschliessungsbereiche<br />

sorgen nicht nur für eine übersichtliche innere Verknüpfung,<br />

sondern bringen darüber hinaus im täglichen Gebrauch<br />

eine Reihe von weiteren Mehrwerten. Möbelartig angelegte Garderobenbereiche<br />

zonieren die linearen Räume in unterschiedliche<br />

Nischen, welche sich für Aufenthalt, aber auch für Einzeloder<br />

Gruppenarbeiten anbieten. Sollten später bei Bedarf<br />

Gruppenräume zusammengeführt und als Klassenzimmer ausgebaut<br />

werden, bleibt in den Erschliessungsnischen genug<br />

Spielraum für Gruppenarbeiten. Das gegebene Grundprogramm<br />

enthält somit auch eine zukunftsgerichtete «Reserve».<br />

Atmosphärische Verankerung in Kontext und Geschichte<br />

Das neue Schulhaus wurde von Anfang an als Holzmontagebau<br />

konzipiert. Die einfache modulare Gebäudestruktur,<br />

welche langfristig wandelbar und erweiterbar ist, legte die Konstruktion<br />

als Holzelementbau nahe. Sie ermöglichte einen hohen<br />

Grad an Vorfertigung, wodurch die Bauzeit vor Ort auf ein<br />

Minimum beschränkt werden konnte.<br />

Durch die robuste Konfiguration der Primärbauteile wurde<br />

eine wichtige Basis für Nachhaltigkeit und Langlebigkeit gelegt,<br />

ohne den Spielraum für künftige Entwicklungen einzuschränken.<br />

Nebst bautechnischen, energetischen und ökologischen<br />

Gründen erschien ein Holzbau im gegebenen Kontext aber auch<br />

architektonisch und gestalterisch besonders reizvoll. Mit seinem<br />

spannungsvoll rhythmisierten Fassadenkleid zeigt sich der<br />

Neubau als feingliedriger, massstäblicher und eleganter Eingriff<br />

mit haptischer Ausstrahlung. Nicht zuletzt verweist die Materialisierung<br />

aber auch auf die im angrenzenden Landschaftsraum<br />

früher omnipräsenten ländlichen Bauformen aus Holz.<br />

Das Gebäude vermittelt nicht nur räumlich zwischen Siedlungsund<br />

Landschaftsraum, sondern tut dies auch atmosphärisch und<br />

geschichtlich.<br />

Auch im Gebäudeinnern dominieren natürliche Materialien.<br />

Decken, Wände und Einbauten in Holz, naturbelassen oder auch<br />

farblich behandelt, erzeugen eine warme und sinnliche Atmosphäre.<br />

Hartsteinholz- und Linoleumbeläge bedecken die Böden<br />

und garantieren fusswarme Oberflächen. Mit Glas oder Holzständer<br />

ausgefachte Trennwände zwischen Korridor und Klassenzimmer<br />

erzeugen lichtdurchflutete Lernateliers.»<br />

Das neue Schulhaus<br />

15 <strong>2018</strong>


Vor dem neuen Schulhaus<br />

wird der erste<br />

Schultag des Schuljahres<br />

2017 / 18 gefeiert<br />

Das Schulhaus konnte den Lehrpersonen sowie den Schülerinnen<br />

und Schülern zum Beginn des Schuljahres 2017 / 18<br />

übergeben werden. Der erste Schultag, der 14. August, war ein<br />

herrlicher Tag. Schülerinnen und Schüler liessen zur Feier des<br />

Tages auf dem Pausenplatz vor der neuen Schule hunderte bunte<br />

Ballone in den blauen Himmel steigen.<br />

Die Einweihung des neuen Schulgebäudes fand erst einen<br />

Monat später, am Freitag, 15. September, statt. Schule und Gemeinde<br />

luden im Rahmen einer schlichten Feier zum Tag der<br />

offenen Tür ein, von der Werner Mathis von der Surseer Woche<br />

berichtet:<br />

Einweihung und Tag der offenen Tür<br />

Das Interesse am neuen Schulhaus war sehr gross, stellte<br />

Mathis fest, noch grösser aber war das Lob für diesen einmaligen,<br />

zweckmässigen und unvergleichlich gelegenen Bau in<br />

Nottwil.<br />

«Das ist ein Haus, das nicht nur allen Anforderungen bestens<br />

entspricht, es ist auch ein Haus mit einer sehr guten Atmosphäre<br />

und liegt an schönster Lage in Nottwil.» Mit diesen Worten<br />

begrüsste Schulleiter Benno Blöchliger am Freitagabend die<br />

Gäste auf der Schulhausanlage. Er gab sich überzeugt: «Wir<br />

<strong>2018</strong><br />

16<br />

Das neue Schulhaus


können auf dieses Schulhaus stolz sein und sind für die Zukunft<br />

gerüstet.» Viel Lob erhielten die <strong>Nottwiler</strong> und vor allem die<br />

Schulleitung und der Gemeinderat von Charles Vincent, Leiter<br />

Dienststelle Volksschulbildung. Er meinte dazu: «Mit diesem<br />

Bau beweist die Gemeinde Nottwil, dass sie auf Bildung setzt.»<br />

Vincent wies darauf hin, dass er sich bei einem Besuch überzeugen<br />

konnte, dass an der Schule Nottwil das Leitbild gelebt<br />

wird. Das neue Schulhaus segnete Pfarreileiter Hans Schelbert<br />

ein.<br />

Zweckmässiges an bester Lage<br />

Gemeindepräsident Walter Steffen zeigte sich über diesen<br />

Tag sehr erfreut. Etwas stolz war er auch darüber, dass das neue<br />

Haus der Graber & Steiger Architekten, Luzern, weitgehend aus<br />

Holz gebaut ist. Er lobte die einmalige Lage, die Sicht auf den<br />

See und die Berge und ergänzte: «Damit bieten wir ideale Voraussetzungen<br />

zum Lernen und investieren so in die Zukunft.»<br />

Und der Zeitung (der Surseer Woche) vertraute er an: «Da würde<br />

ich sehr gerne nochmals zur Schule gehen.»<br />

Die Nachfrage, das neue Schulhaus und die Einrichtungen<br />

zu besichtigen, die Aussicht zu geniessen oder an einer Vorführung<br />

einer neuen interaktiven Wandtafel teilzunehmen, war<br />

sehr gross. Noch grösser aber war das Lob von den vielen Besucherinnen<br />

und Besuchern für diesen einmaligen und zweckmässigen<br />

Bau an schönster Lage in Nottwil.<br />

Einweihung,<br />

15. September: Szenen<br />

auf dem Kletterbaum<br />

Das neue Schulhaus<br />

17 <strong>2018</strong>


1 2<br />

5<br />

<strong>2018</strong> 18<br />

Das neue Schulhaus


3 4<br />

1 bis 4 Einweihungsfeier:<br />

Szenenbilder aus<br />

Schülerbeiträgen bei der<br />

Einweihungsfeier<br />

5 Das «leuchtende»<br />

neue Schulhaus beim<br />

Einnachten<br />

6 Südlicher Steg ins<br />

Hauptgeschoss<br />

6<br />

Das neue Schulhaus<br />

19 <strong>2018</strong>


Beurteilungsgremium für die Projektstudien<br />

Fachleute mit<br />

Stimmrecht<br />

Experten ohne<br />

Stimmrecht<br />

Lussi Thomas, dipl. Architekt ETH SIA BSA, Luzern (Vorsitz)<br />

Marti Thomas, dipl. Architekt FH SWB SIA, NDS Denkmalpflege, Luzern<br />

Meletta Armando, dipl. Architekt ETH SIA BSA, Luzern<br />

Bieri Markus, dipl. Landschaftsarchitekt HTL BSLA, Luzern<br />

Morf Marcel, Gemeinderat Ressort Bau, Nottwil<br />

Peter Erwin, Schulleitung, Nottwil<br />

Kunz Peter, Baukommission, Nottwil<br />

Vogel Peter, Hauswart, Nottwil<br />

Schulhausneubau Nottwil<br />

Bauherr Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />

Schulhaus­<br />

Baukommission<br />

Architektur<br />

Bauleitung und<br />

Kostenplanung<br />

Holzbau<br />

Marcel Morf (Vorsitz), Benno Blöchliger (Schulleitung), Hans Fries,<br />

Romano Jungo, Edith Schwander-Arnold, Peter Vogel<br />

Graber & Steiger, Architekten, Luzern<br />

Büro für Bauökonomie AG, Luzern<br />

Kost Holzbau AG, Küssnacht am Rigi<br />

Baukredit Abstimmung vom 28.2.2016, CHF 7760000<br />

Effektive Kosten Abrechnung Herbst <strong>2018</strong><br />

«Arbeiter montieren ein Bäumchen»<br />

Einen ganz besonderen Beitrag boten die Kinder der 4.<br />

Klassen. Sie verfolgten im Rahmen des Fachs «Natur, Mensch<br />

und Gesellschaft» den Bauablauf. An der Einweihung präsentierten<br />

sie ihre Erfahrungen vom Aushub bis zur Aufrichte mit<br />

Aussagen wie: «Ein Bauarbeiter kippt mit dem Dumper Erde auf<br />

einen Erdhaufen», «Ein Mann schweisst etwas zusammen. Beim<br />

Schweissen muss man eine Schutzbrille tragen», «Die Blachen<br />

brauchen sie zum Holz abdecken», «Arbeiter montieren auf dem<br />

Dach ein Bäumchen, das ist sehr geschmückt», «Das Schulhaus<br />

ist jetzt gleich fertig, und wir kommen rein!» Für diese originellen<br />

Beiträge erhielten die Kinder einen herzlichen Applaus.<br />

Einen Applaus gabs auch für Livia Moser, Céline Rölli und<br />

Anine Hess, Schülerinnen der Musikschule Nottwil. Unter der<br />

Leitung von Katharina Benz und Vlasta Salopek bereicherten<br />

sie den Anlass musikalisch.<br />

<strong>2018</strong><br />

20<br />

Das neue Schulhaus


GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

Gewerbeausstellung und KunstHandWerkMarkt<br />

Vom 25. bis 27. Mai 2017 lockte die <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung<br />

GWÄRB17 rund 4 600 Besucherinnen und<br />

Besucher auf das Festgelände im Guido A. Zäch Institut (GZI)<br />

und im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). Sie sahen<br />

an 55 Ständen das gesamte Spektrum des einheimischen<br />

Gewerbetreibens, und sie erlebten den «KunstHandWerkMarkt»<br />

als kreative Oase. Das 10-köpfige Organisationskomitee unter<br />

OK-Präsident Philipp Berger hatte ganze Arbeit geleistet.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung und die Schweizer<br />

Landesausstellung haben ein paar Gemeinsamkeiten:<br />

Beide finden in zeitlich grossen Abständen statt<br />

und werden jedes Mal von Grund auf neu konzipiert<br />

mit dem stets gleichen Ziel, den Besucherinnen<br />

und Besuchern das einheimische Schaffen zu präsentieren,<br />

sie damit zu begeistern und zu überraschen.<br />

Als in Nottwil die Vorbereitungsarbeiten für die<br />

GWÄRB17 auf Hochtouren liefen, machte man sich auf<br />

eidgenössischer Ebene erste Gedanken zum Grobkonzept der<br />

nächsten Landesausstellung. Wenn diese dereinst eröffnet wird,<br />

ist am Sempachersee die GWÄRB17 aber längst noch nicht vergessen.<br />

Denn solche Ausstellungen haben eine grosse Ausstrahlung,<br />

und diese klingt typischerweise sehr lange nach. Genau<br />

wie bei der expo.02 – der letzten Schweizer Landesausstellung<br />

war in der Festwirtschaft der GWÄRB17 genauso ein Gesprächsthema<br />

wie die GWÄRB 07, die seinerzeit in der <strong>Nottwiler</strong> Sporthalle<br />

durchgeführt worden war. Eng war’s damals – auch weil<br />

so viele Leute gekommen waren. Obwohl das im Moment vielleicht<br />

unangenehm gewesen sein mochte, schweisst das zusammen.<br />

An der expo.02 und ihren ellenlangen Warteschlangen<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

21 <strong>2018</strong>


1 Das OK GWÄRB17,<br />

Von links:Toni Büchler,<br />

Angela Lüthold-Sidler,<br />

Heinz Roos, Gregor<br />

Stäuble, Eveline Bernet,<br />

Norbert Ivan Büchel,<br />

Sepp Sidler, Philipp<br />

Berger (Präsident OK),<br />

Markus Koch, Manuela<br />

Brunner, Hans Fries<br />

2 Das Tor zur «Notteler<br />

Landi»<br />

vor den Pavillons war es ähnlich. Aber man teilte sich den<br />

Moment, kam miteinander ins Gespräch und machte das Beste<br />

daraus. Es ergaben sich Begegnungen, spontan und ungeplant,<br />

oberflächlich oder tiefer gehend. Und es entstanden Beziehungen,<br />

kurz- oder längerfristige. Smartphones und die damit verbundene<br />

Möglichkeit, ständig im digitalen Dialog mit anderen<br />

zu stehen, gab es damals noch nicht.<br />

Mehr als ein Vierteljahrhundert<br />

Schweizer Paraplegiker-Zentrum<br />

Als das von Guido A. Zäch in Nottwil angesiedelte Schweizer<br />

Paraplegiker-Zentrum 1990 seine Eröffnung feierte, begann<br />

das «NATEL» (Nationales Autotelefon) das Land zu erobern. Der<br />

<strong>Nottwiler</strong> Ehrenbürger blickte in seiner Eröffnungsansprache<br />

zur GWÄRB17 auf diese Zeiten zurück. Und wie glücklich er<br />

damals war, dass Nottwil seiner Institution den roten Teppich<br />

ausrollte, nachdem Risch (Kanton Zug) demselben Anliegen<br />

1984 einen abschlägigen Bescheid gegeben hatte. Gemeindepräsident<br />

Walter Steffen ging bei der GWÄRB17-Eröffnung auf die<br />

Bedeutung ein, die das Paraplegiker-Zentrum für die Gemeinde<br />

als Arbeitgeber von heute rund 1 500 Angestellten hat, und er<br />

schlug die Brücke zur Vorgänger-Ausstellung GWÄRB 07 und<br />

dem Kontext der damaligen Zeit.<br />

Social Media als Multiplikator<br />

Das erste iPhone® wurde 2007 lanciert, zehn Jahre später<br />

war es – wie auch seine Artgenossen von anderen Herstellern<br />

– an der GWÄRB17 omnipräsent. Etwa, um sich über Whats-<br />

App zu verabreden («ich bin gerade in der Festwirtschaft, wo<br />

1 2<br />

<strong>2018</strong><br />

22<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


3<br />

4<br />

3 Eröffnungsansprachen<br />

in der Aula<br />

4 Dr. Guido A. Zäch<br />

durchschneidet das<br />

Band zur Eröffnung der<br />

GWÄRB17. Von links:<br />

Markus Koch, Toni<br />

Büchler, Walter Steffen,<br />

Dr. Guido A. Zäch,<br />

Philipp Berger<br />

5 Interessierte<br />

Besucher<br />

5<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

23 <strong>2018</strong>


ist du?» – «an einem Stand bei einem Glas Weisswein, aber<br />

ich komme gleich rüber!»), oder um Erinnerungsfotos von der<br />

Ausstellung bzw. Selfies von sich in derselben zu schiessen<br />

und in den sozialen Medien zu posten. Facebook, Instagram &<br />

Co. trugen das ihre zum Erfolg der GWÄRB17 bei – diesen<br />

Plattformen fiel die Rolle der Multiplikatoren zu: Wenn erste<br />

Ausstellungsbesucherinnen und -besucher spassige Bilder<br />

posten, animiert das deren digitale Freunde, ebenfalls an<br />

diesen Ort zu kommen. Und die echten Freunde? Die waren<br />

ohnehin schon da, weil sie sich im Voraus zu einem Besuch<br />

der GWÄRB17 verabredet hatten.<br />

Sehr aktive Dorfvereine<br />

Die GWÄRB17 bot nicht eine pompöse Leistungsschau,<br />

sondern vielmehr eine erlebnisreiche Begegnungszone, in der<br />

die Aussteller mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch<br />

über ihre Produkte und Dienstleistungen kamen. An<br />

fast allen Ständen gab es etwas zu trinken und zu knabbern –<br />

das Seminarhotel Sempachersee beim Ausstellungseingang<br />

legte die Latte mit seinen frisch zubereiteten Apfelküchlein<br />

schon mal recht hoch. Ein paar Meter weiter zogen Eidechsen<br />

auf Weisswein-Etiketten die Blicke auf sich und die Gäste an<br />

den Stand der BF architekten sursee ag. Dort gab es phasenweise<br />

kaum ein Durchkommen, dafür waren die Leute für den<br />

Rest des Rundgangs in lockerer Stimmung. SPAR hatte am Fuss<br />

der Treppe einen hübschen Markt eingerichtet und überraschte<br />

seine Standbesucherinnen und -besucher mit leckeren Melonenschnitzen.<br />

Das Verkaufspersonal musste sich nicht – wie<br />

im Laden im Dorf oben – um das Tagesgeschäft kümmern,<br />

sondern hatte sehr viel Zeit für Gespräche über Gott und die<br />

Welt, das Dorf und die SPAR-Philosophie. So lief es auch an<br />

vielen anderen Ständen, die teils sehr aufwändig und mit viel<br />

Liebe zum Detail eingerichtet waren. Bei der römisch-katholischen<br />

Kirchgemeinde und bei der Frauengemeinschaft strahlte<br />

das Standpersonal um die Wette, und beim Seilziehclub durften<br />

alle ihr Talent unter Beweis stellen und messen, wie viel Kraft<br />

sie haben. Der Einheimische Lukas Furrer zog 136 Kilogramm<br />

und trug sich damit in die Geschichtsbücher der GWÄRB17 ein.<br />

Action bot auch der Fussballclub mit dem Torwandschiessen,<br />

jeder Treffer wurde frenetisch gefeiert – und an der Theke<br />

herrschte rund um die Uhr eine Stimmung, wie wenn der FC<br />

eben einen historischen Sieg eingefahren hätte. Auch von der<br />

Minigolfanlage der Gastregion Willisau schossen regelmässig<br />

Jubelsalven durch das GZI – immer, wenn wieder jemand ein<br />

<strong>2018</strong><br />

24<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


«hole-in-one» geschafft hatte. Die «FDP Die Liberalen Nottwil»,<br />

die einzige Partei an der GWÄRB17, brauchte keine Action als<br />

Publikumsmagnet: Hier standen die Köpfe im Mittelpunkt und<br />

die politischen Inhalte im Zentrum, die schlichte Standgestaltung<br />

unterstützte diese Absicht absolut perfekt.<br />

Der zeitliche Kontext<br />

Eine im Zehnjahrestakt stattfindende Gewerbeausstellung<br />

ist immer eine Momentaufnahme der jeweiligen Epoche, aber<br />

natürlich stets eingebettet in einen grösseren Zeitkontext, aktuelle<br />

Trends und übergeordnete Entwicklungen: An der<br />

GWÄRB 07 sendete der Landessender Beromünster auf der gegenüberliegenden<br />

Seite des Sempachersees noch auf Mittelwelle,<br />

zehn Jahre später heisst der neue (digitale) Rundfunkstandard<br />

DAB+. An der GWÄRB17 zeigte sich das am Stand der<br />

Fässler Fernseh AG sehr deutlich, die diverse Empfangsgeräte<br />

für DAB+ präsentierte – neben den neuesten Fernseh-Geräten<br />

in der OLED-Technologie. «Vor zehn Jahren kamen die ersten<br />

grossen Flachbildschirme auf den Markt. Aber die waren ja fast<br />

unbezahlbar», blickt Mitinhaber Urs Lischer zurück: «Heute<br />

sind sie bei deutlich besserer Qualität rund zehn Mal günstiger!»<br />

Und wo geht es in den nächsten zehn Jahren hin? Urs<br />

Lischer zuckt mit den Schultern, und meint nach längerem<br />

Überlegen: «Den grossen Technologiesprung haben wir wohl<br />

hinter uns, aber die Bildschirme werden sicher noch grösser,<br />

noch flacher, und noch günstiger!»<br />

Ins gleiche Horn stösst Oliver Noser am Stand der Keller<br />

Haustechnik rund um die Wärmepumpen-Technologie: «Eine<br />

Bohrung für eine Erdsonden-Wärmepumpe kostet heute noch<br />

etwa die Hälfte wie vor zehn Jahren. Und die Luft-Wasser-Anlagen<br />

sind so viel effizienter und kompakter geworden, dass<br />

sie in meinen Augen eine grosse Zukunft vor sich haben.»<br />

Elmar Hunkeler, der mit seinem Bruder Jules am Stand ihres<br />

Architekturbüros im Einsatz steht, ist überzeugt, dass nach<br />

Baubiologie und Bauen nach MINERGIE® nun grossflächig das<br />

Zeitalter des Smart Home eingeläutet wird: «Die Leute sind<br />

immer aktiver in ihrer Freizeit. Die wollen nicht zu Hause<br />

sitzen, Rasen mähen und ‹dem Haus schauen› müssen. Das<br />

möchten sie heute anders, nämlich über eine sie unterstützende<br />

Gebäudetechnologie lösen können.» Im Aussengelände philosophiert<br />

Norbert Büchel mit einem Interessenten über Grossbatterien,<br />

die den auf dem eigenen Hausdach gewonnenen Solarstrom<br />

speichern. «In ein, zwei Jahren wird das ein grosses<br />

Thema sein, weil die Batterien noch leistungsfähiger und preis-<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

25 <strong>2018</strong>


1<br />

2<br />

3<br />

<strong>2018</strong><br />

26<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


4 5<br />

1 Feines aus der Küche<br />

des Seminarhotels<br />

2 Hairstyling bei<br />

‹Coiffure Die Profis›<br />

3 Posieren für die Fotobox<br />

bei ‹BF architekten<br />

ag›<br />

4 Heimliches Naschen<br />

5 Kunstwerke mit der<br />

Motorsäge bei ‹Bernet›<br />

6 Erfrischende Melonenschnitze<br />

bei ‹Spar›<br />

7 Brandlöschen mit der<br />

Feuerlöschdecke bei der<br />

Feuerwehr<br />

6<br />

7<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

27 <strong>2018</strong>


günstiger werden. Aber wenn in zehn Jahren die nächste Gewerbe-Ausstellung<br />

stattfindet, ist es wohl bereits nichts Besonderes<br />

mehr, sondern völlig normal», ist sich Büchel sicher, und<br />

er wagt eine Vermutung bezüglich seines Ausstellungsnachbars:<br />

«Und ich könnte mir vorstellen, dass die Garage Frey dann<br />

mehr Elektroautos verkauft als benzinbetriebene Fahrzeuge.»<br />

Vergleicht man die Situation mit dem Fahrradmarkt vor zehn<br />

Jahren, so zeigen sich gewisse Parallelen: Die E-Bike-Revolution<br />

stand damals in den Anfängen und hat der Branche in den<br />

letzten Jahren einen riesigen Aufwind verliehen. Welche<br />

Modelle an der GWÄRB 07 am Stand waren? «Das ist etwas<br />

lange her …», zuckt Roman Galliker mit den Schultern, «…<br />

sicher keine Mountain-Bikes mit 29-Zoll-Rädern. Diese kamen<br />

bei uns erst im Zuge der Olympischen Spiele 2012, wie auch die<br />

27.5-Zoll-Zwischengrösse. Aber dass sie die klassischen, in<br />

unseren Breitengraden üblichen 26-Zoll-Räder innert ein, zwei<br />

Jahren verdrängen konnten, hat mich dann doch auch ein bisschen<br />

überrascht!»<br />

Eines bleibt gleich!<br />

Wie es genau sein wird, wenn die nächste <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung<br />

ihre Tore öffnet, steht in den Sternen. Ein Organisationskomitee<br />

gibt es noch nicht – aber dieses wird sich<br />

mit Sicherheit rechtzeitig formieren. Doch allen gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen und technologischen Veränderungen<br />

zum Trotz wird eines sicher gleich bleiben: Die festive Komponente<br />

der <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung gibt es auch in zehn<br />

Jahren! Denn diese ist in hohem Masse digitalisierungsresistent<br />

und gehört zur GWÄRB wie die Harmonika zu den Zillertaler<br />

Musikern. Dass diese dann auf der Bühne plötzlich auf<br />

dem iPhone® statt ihren Instrumenten loslegen, kann mit an<br />

Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen<br />

werden!<br />

KunstHandWerkMarkt (KHWM)<br />

Märkte im Mittelalter dienten den Menschen vorwiegend<br />

dazu, sich mit den unmittelbar benötigten Gütern zu versorgen.<br />

Dennoch zeigen Zeitdokumente, dass schon damals dem Kunsthandwerk<br />

eine grosse Bedeutung zugeschrieben wurde. Es gab<br />

Glasbläser, Töpfer, Holzschnitzer, Stickerinnen, Sattler usw., die<br />

ihre kunstvoll erstellten Waren zum Kauf anboten. Aus deren<br />

Handwerk entstanden später die Berufe.<br />

<strong>2018</strong> 28<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


1 KUNST-Steg zum<br />

KunstHandWerkMarkt<br />

2 Bücher mit Falttechniken<br />

von Yvonne<br />

Bucher, Ruswil<br />

3 Töpferkunst von<br />

Karin Wey, LeHMart,<br />

Knutwil<br />

1<br />

2<br />

3<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

29 <strong>2018</strong>


Gemeinsam mit der Gewerbeausstellung<br />

Die Kultur und Erwachsenenbildung (KuEB) hatte sich nach<br />

den Kunsthandwerkermärkten 1986, 1996, 2009 in der Planung<br />

für 2017 zum Ziel gesetzt, die kreative Veranstaltung wiederum<br />

zu organisieren. Nach der Bekanntgabe und Lancierung der Gewerbeausstellung,<br />

die am Auffahrtswochenende stattfinden<br />

sollte, nahm die KuEB mit dem OK GWÄRB17 Kontakt auf, um<br />

eine gemeinsame Ausstellung anzuregen. Die gegenseitige positive<br />

Beurteilung der Idee und der darauffolgende Findungsund<br />

Planungsprozess liess das Projekt werden und wachsen.<br />

Glück war, die Werkstatt der Orthotec AG, unmittelbar<br />

neben den Ausstellungslokalitäten im Guido A. Zäch-Institut<br />

(GZI), für drei Tage mieten zu können, wo beste Voraussetzungen<br />

für das Projekt geboten wurden.<br />

Regional statt lokal<br />

Eigentlich wollte die KuEB, wie in vergangenen Zeiten, vorwiegend<br />

Notteler Hobbykünstlerinnen und -künstlern die Gelegenheit<br />

zur Beteiligung geben. Zögerlich trafen im Herbst<br />

2016 die Anmeldungen ein und schon bald wurde klar, dass es<br />

nur wenige aus der eigenen Gemeinde sein werden. Die regionale<br />

Ausrichtung änderte die Situation, und Ende Jahr waren<br />

die Ausstellenden bekannt und die dreissig Stände besetzt.<br />

Über die Grenzen hinweg<br />

In der Organisation der Städtepartnerschaft Nottwil –<br />

Schwaigern (D) sind Projekte mit Synergieeffekt gefragt. So<br />

planten das Partnerschaftskomitee und der Beirat in der Mehrjahresplanung<br />

das Vorhaben, den KunstHandWerkMarkt als<br />

Jahresevent 2017 mit dem Angebot der Schwaigerner Hobbykünstlerinnen<br />

und -künstler zu bereichern. Wäre da nicht der<br />

Zoll, der die beiden Länder trennt, hätten sich bestimmt<br />

mehrere für dieses Abenteuer motivieren lassen. Die aufwändigen<br />

Formalitäten schreckten die meisten vor einer Beteiligung<br />

ab. Die Erfolgsquote lag schliesslich bei fünf Ständen, die<br />

eine echte Bereicherung darstellten. Da waren die Heuchelberg<br />

Weingärtner, die ihre besten Tropfen kredenzten, Kunstwerke<br />

von Willy Kaltenmaier aus Holz und Sandstein, ein Stand mit<br />

Ketten aus Papierperlen, Möbel aus Edelhölzern von Thomas<br />

Kellner und die Gymnastikfrauen aus Stetten (Stadtteil von<br />

Schwaigern).<br />

Über hundert Gäste aus Schwaigern reisten an die GWÄRB17<br />

und an den KunstHandWerkMarkt und genossen das Miteinander<br />

und die Begegnungen.<br />

<strong>2018</strong> 30<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


2<br />

1 3<br />

1 Stettener Gymnastikfrauen<br />

backen<br />

Laugenweckle für einen<br />

guten Zweck<br />

2 Silberschmuck von<br />

Irma Schmidiger, Dagmersellen<br />

3 Bücher mit Falttechniken<br />

von Yvonne<br />

Bucher, Ruswil<br />

4 Small Talk bei<br />

Urholz-Schreiner<br />

Thomas Kellner aus<br />

Schwaigern<br />

4<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />

31 <strong>2018</strong>


Laugenweckle für einen guten Zweck<br />

Die 15 Frauen der Gymnastikgruppe aus Stetten fuhren an<br />

mit Backofen und Teigmaschine sowie einer Riesenportion Mehl<br />

und anderen Backzutaten. Sie sind echte Meisterinnen ihres<br />

Fachs, bekannt sind ihre Kartoffel- und Zwiebelkuchen, und sie<br />

betreiben in Stetten ein öffentliches Backhäusle. In einem Aussenstand<br />

richtete sich die fröhliche Frauengruppe in Windeseile<br />

ein, der erste Teig wurde bald verarbeitet, und der himmlische<br />

Frischbrotgeschmack zog während der drei Tage<br />

Unmengen von Käuferinnen und Käufern an. Das Fazit liess<br />

sich sehen – rund achthundert Laugenweckle wurden produziert,<br />

abzüglich der Selbstkosten ergab sich ein stolzer Reinerlös<br />

von 660 Franken.<br />

Schon in Schwaigern hatten die Frauen beschlossen, das<br />

erwirtschaftete Geld dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum zu<br />

spenden. Zu Recht stolz übergaben sie am Abschlussabend den<br />

Betrag stellvertretend an Robert Arnold, der sich im Namen der<br />

Stiftung herzlich für das Geschenk bedankte.<br />

Fischerchörli Nottwil<br />

Verschiedene Materialien, Formen, Farben –<br />

Kreativität, soweit das Auge reicht<br />

Die Arbeitsgruppe der KuEB hatte gut gewählt. Das Sortiment<br />

der Ausstellenden war vielversprechend<br />

und auserlesen. Materialien unter anderem aus<br />

Holz, Keramik, Metall, Papier, Textilien, mit<br />

Liebe hergestellt und mit viel persönlichem<br />

Flair bereichert, haben die Besuchenden begeistert<br />

und hin und wieder zum Kauf animiert.<br />

Ein Ständchen des Jodelklubs und des Fischerchörlis<br />

gab dem Markttreiben eine heimelige<br />

Note, und ein gemütliches Mit einander<br />

prägte die Stimmung.<br />

Gutes Ambiente, perfekte Organisation<br />

Die Mithilfe des ganzen Vorstandes der KuEB mit ehrenamtlichem<br />

Top-Engagement, die reibungslose Organisation, die<br />

aufgestellten Beteiligten und die idealen Räumlichkeiten waren<br />

im Rückblick die Voraussetzungen für das gute Gelingen. Die<br />

hohen sommerlichen, auf über 30 Grad angestiegenen Temperaturen<br />

haben die ganz grosse Besucherzahl wohl etwas verhindert.<br />

Trotzdem war die Stimmung gut, die Ausstellenden<br />

gaben sich zwischendurch ein Stelldichein, da mal ein Schwatz,<br />

dort mal Fachsimpeln – die Kontakte für weitere Markttreffen<br />

sind gesetzt.<br />

<strong>2018</strong> 32<br />

GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»


Huprächtigen<br />

Ein Weiler mit bewegter Geschichte<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Kommen Sie mit mir auf einen Spaziergang durch den Weiler<br />

Huprächtigen auf dem <strong>Nottwiler</strong>-Berg. Der Ausblick auf den<br />

Sempachersee, die Rigi und die Innerschweizer Berge ist<br />

prächtig. Die stattlichen Bauernhöfe, mehr als 300 Hochstammbäume<br />

und eine intakte, naturnahe Landwirtschaft<br />

machen dieses Gebiet zu einer Idylle. Huprächtigen mit<br />

seinen heute gut 50 Bewohnerinnen und Bewohnern hat eine<br />

lange Geschichte und wurde 1235 erstmals urkundlich<br />

erwähnt.<br />

Vor ein paar Jahrzehnten wären wir noch auf Naturstrassen<br />

durch Huprächtigen spaziert. Wäre damals ein Auto vorbeigefahren,<br />

hätten wir diesem erstaunt nachgeschaut, so selten<br />

kam das vor, und in Huprächtigen gab es 1960 nur drei Autos.<br />

1978 wurde die holprige Naturstrasse asphaltiert.<br />

In Klein-Huprächtigen wurde einst auf zwei Höfen Landwirtschaft<br />

betrieben. Bei einem davon wurde 1996 das Haus<br />

und die Scheune abgebrochen, das Wohnhaus aber wiederaufgebaut.<br />

1960 wurde in Gross-Huprächtigen die Siedlung Neu-<br />

Huprächtigen gebaut.<br />

Gross-Huprächtigen<br />

Mit Ihnen besuche ich zuerst den Hof Gross-Huprächtigen<br />

der Familie Hüsler. Dieser Hof und das Haus in Klein-Huprächtigen<br />

sind die ältesten Häuser des Weilers.<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

33 <strong>2018</strong>


5<br />

6<br />

3 4<br />

2<br />

7<br />

1<br />

Der Weiler Huprächtigen<br />

aus der Luft mit:<br />

Ober-Huprächtigen (1),<br />

Mittler-Huprächtigen<br />

«Krummenacher» (2),<br />

Mittler-Huprächtigen<br />

«Weingartner» (3), Käserei<br />

Huprächtigen (4),<br />

Gross-Huprächtigen (5),<br />

Chli-Huprächtigen (6)<br />

und Neu-Huprächtigen<br />

(7)<br />

Seit 1668 sind die Besitzerverhältnisse bekannt. Damals<br />

kaufte Hans Jakob Stirnimann von der Unter Rot (Gemeinde<br />

Ruswil) für seine einzige Tochter Elisabeth, die mit dem Richter<br />

Walter Meyer von Ruswil verheiratet war, den Hof Huprächtigen.<br />

Aufgrund des Kauf- und Gültprotokolls handelte es sich<br />

um zwei Höfe (Zitat): «2 höf zuo hubrachtigen, mit hüsern, schürungen,<br />

spicher, acher, matten, weide, bünten, kraut- und baumgarten,<br />

so die güoter … ober etzenberg här der strass … halt one<br />

gefor alles zuo samen 200 Jucharten ofes landt, alles by- und<br />

aneianderen in eimen, zuo kilchöri Sursee und Ampt Ruswyl<br />

gelägen. Item an wald ohn gefor 28 Jucharten.» Der Hof war<br />

also etwa 83 Hektaren gross und umfasste beinahe den ganzen<br />

südlichen Teil des <strong>Nottwiler</strong>-Berges. Auf dem Acker wurde das<br />

<strong>2018</strong> 34<br />

Huprächtigen


Anton Hüsler-Estermann<br />

(1868 – 1935)<br />

Anton Hüsler-Fleischlin<br />

(1902 – 1974)<br />

Die Familien der Brüder<br />

Anton und Kaspar<br />

Hüsler im Jahre 1952<br />

Getreide bestellt, auf den Matten wurde geheut, auf den Weiden<br />

weideten die Tiere, und die mit Holzstangen eingezäunte Fläche<br />

war die Bünte.<br />

Den Kindern von Walter und Elisabeth Meyer-Stirnimann<br />

widerfuhr grosses Leid. Beide Elternteile starben, bevor sie volljährig<br />

waren, weshalb der Hof verkauft werden musste. 1692<br />

wurden Jakob und Niklaus Hüsler von Ricken bach die neuen<br />

Besitzer, zwei Brüder aus einer angesehenen Beamtenfamilie<br />

aus dem Michelsamt. 1709 und 1713 kauften sie zwei kleinere<br />

Höfe in Unter-Huprächtigen dazu.<br />

In der Familie Hüsler wächst heute die elfte Generation<br />

heran. Am Esstisch sitzen jetzt nicht mehr so viele Personen,<br />

wie das vor zwei Generationen noch der Fall war. In den 1940er<br />

und 50er-Jahren lebten in diesem Haus zwei Grossfamilien. Den<br />

Hof bewirtschafteten die Brüder Anton und Kaspar, deren Gemahlinnen<br />

Schwestern waren, gemeinsam. Im gleichen Haushalt<br />

wuchsen 15 Kinder der beiden Paare auf, und zusammen<br />

mit den Angestellten mussten täglich gut 25 Personen verpflegt<br />

werden. Anton Hüsler wirkte damals als Gemeindeammann.<br />

Sein Vater Anton war in Nottwil Kirchmeier 1 und Gemeindeammann.<br />

Weil die Post um 1930 noch nicht zugestellt wurde,<br />

holten Schüler aus der Nachbarschaft die Briefe und die Zeitungen<br />

für den Gemeinde-Politiker beim Posthalter ab. Zum<br />

Dank griff er meistens in seine Gilet-Tasche und gab den jugendlichen<br />

Postboten ein 20 Rappen-Stück. An diese grosszügige<br />

Geste erinnerten sich die damaligen Schüler auch noch im<br />

hohen Alter gerne, darunter auch mein Vater Toni.<br />

Anton (Toni) Weingartner<br />

(1919 – 2000)<br />

Einer der ‹20-Rappen-<br />

Boten› von Kirchmeier<br />

und Gemeindeammann<br />

Anton Hüsler-Estermann<br />

1 Gemeindeammann<br />

und Kirchmeier =<br />

Finanzvorstand der Politischen<br />

Gemeinde bzw.<br />

der Kirchgemeinde<br />

Huprächtigen<br />

35 <strong>2018</strong>


In den 1820 Jahren erlebten die Hüslers schwierige Zeiten.<br />

Die fünfte Generation geriet in finanzielle Schwierigkeiten.<br />

Eine Ursache könnte gewesen sein, dass die Bauern aufgrund<br />

neuer Gesetze anstelle der Naturalgaben dem Kanton die<br />

Zinsen neu in Geld entrichten mussten. Beim Übergang waren<br />

die Ablösesummen hoch und wurden oft in Kapitalschulden<br />

1<br />

<strong>2018</strong><br />

36<br />

Huprächtigen


2<br />

3<br />

1 Das prächtige, barocke<br />

Bauernhaus in<br />

Mittler Huprächtigen<br />

ist 1734 erbaut worden<br />

und heute denkmalgeschützt<br />

2 Im Türrahmen der<br />

Name des Erbauers:<br />

«Zimmermaneister<br />

Michell Felber»<br />

3 Initialen und<br />

Familien wappen von<br />

Joseph Hüsler und<br />

Verena Bächler<br />

Huprächtigen<br />

37 <strong>2018</strong>


um gewandelt. Im Kanton Luzern konnten nur 25 % der Bauern<br />

die kapitalisierten Zehnten innerhalb weniger Jahre abbezahlen.<br />

2 Weil in den 1820er Jahren einerseits die Getreidepreise<br />

sanken und andererseits wegen schlechten Wetters Ernteeinbussen<br />

in Kauf genommen werden mussten, vergrösserte sich<br />

der Schuldenzuwachs von Jahr zu Jahr. Die Familie Hüsler<br />

musste 1837 den Hof Mittler-Huprächtigen verkaufen (heute<br />

Weingartner). Auch der Hof Ober-Huprächtigen kam in diesen<br />

Jahren in andere Hände (heute Huber).<br />

2 Luzerns Landwirtschaft<br />

im Umbruch,<br />

Max Lemmenmeier,<br />

Rex Verlag, 1983<br />

3 Heimatkunde der<br />

Gemeinde Nottwil,<br />

1970<br />

Mittler-Huprächtigen<br />

Wir stehen jetzt vor dem barocken Bauernhaus in Mittler-<br />

Huprächtigen. Im Jahrbuch der Denkmalpflege 1991 / 92 wird es<br />

als eines der grössten und bedeutendsten Innerschweizer Bauernhäusern<br />

beschrieben. 1734 liessen Joseph und Hans-Martin<br />

Hüsler dieses herrschaftliche Barockhaus bauen. Unter dem<br />

Giebel sind die Initialen von Joseph Hüsler und seiner Frau<br />

Verena Bächler mit den Familien-Wappen gemalt, links davon<br />

die Sonne und rechts der Mond. Unter dem Giebel des obersten<br />

Vordaches befindet sich ein Hirschgeweih, das einem geschnitzten<br />

Hirschkopf aufgesetzt ist.<br />

Ein besonderes Merkmal im Estrich sind die «Schlüftili-<br />

Chammere». … Was das ist? … Das sind freischwebende, auf etwa<br />

90 Zentimeter Höhe in die Dachschräge eingezogene Kammern,<br />

durch die man schlüpfen kann. Diese Kammern dienten als<br />

luftige Kornspeicher. Der Erbauer dieses 14x14 Meter-Hauses<br />

war der Zimmermeister Michell Felber, sein Name und das<br />

Baujahr 1734 sind im Balken über der Eingangstüre eingekerbt.<br />

In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde 1990 eine<br />

Gesamtrestaurierung abgeschlossen. Während der Renovation<br />

kamen die originalen Fenster-Konstruktionen und Farbtöne<br />

zum Vorschein und machten es möglich, dass das prachtvolle<br />

Bauernhaus heute wieder in seiner ursprünglichen Schönheit<br />

bestaunt werden kann.<br />

1837 wurde Josef Hofer Besitzer des Hofes Mittler-Huprächtigen.<br />

Als in Nottwil nach 1860 ein neues Altersheim gebaut<br />

werden sollte, glaubten einige Bürger, dass es billiger wäre, den<br />

Hofer-Hof mit seinen guten Gebäulichkeiten zu kaufen, statt im<br />

Dorf ein neues Altersheim zu bauen. 3 1867 waren Josef Hofers<br />

Söhne, Sebastian und Stephan, wegen zunehmender Schulden<br />

gezwungen, den Hof an August Burkhart zu verkaufen. Schon<br />

1873 kam es zum nächsten Besitzerwechsel: Melchior Weingartner-Schnieper<br />

vom Gallee in Sempach war der neue Käufer.<br />

<strong>2018</strong><br />

38<br />

Huprächtigen


Damals waren die Winter auf dem <strong>Nottwiler</strong>-Berg noch hart und<br />

lang. Der Schnee schmolz in Sempach in der Nachmittagssonne<br />

schneller. Mündlich überliefert ist der Kommentar zum Wegzug<br />

der Weingartners von Sempach: «Was, du gehst in dieses Sibirien?!».<br />

… Seit sechs Generationen sind die Weingartners –<br />

meine Familie – in Huprächtigen.<br />

Ober-Huprächtigen<br />

Jetzt geht unser Spaziergang weiter über die Wiese. Da, auf<br />

gleicher Höhe steht der Hof Ober-Huprächtigen der Familie<br />

Huber. Unter dem Giebel ist das Baujahr 1788 in römischen<br />

Ziffern MDCCLXXXVIII eingeritzt. Auch dieses Haus war von<br />

den Hüslers gebaut worden. Das Raumgefüge ist dasselbe wie<br />

in den beiden andern Bauernhäusern. Ein Quer-Korridor führt<br />

mittig durch das ganze Haus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

ging der Hof Ober-Huprächtigen in andere Hände, aber<br />

erst seit 1865 gibt es wieder konkrete Anhaltspunkte. Josef Käch<br />

war damals der Besitzer. Auch er musste 1899 seinen Hof wegen<br />

finanzieller Schwierigkeiten verkaufen. Neue Eigentümerin<br />

wurde die Familie Huber, die den Hof seit ebenfalls sechs Generationen<br />

bewirtschaftet.<br />

Im Gebäude gegenüber dem Haus wurde im letzten Jahrhundert<br />

während Jahrzehnten eine Hofschmiede betrieben. Die<br />

Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung liessen hier<br />

ihre Pferde mit neuen Hufeisen beschlagen. Im Spycher oberhalb<br />

des Hauses befand sich die Werkstatt des Wagners Wermelinger,<br />

der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte<br />

aus Holz anfertigte und reparierte.<br />

Auf diesem Hof gab es bis in die Dreissigerjahre des letzten<br />

Jahrhunderts eine Kegelbahn. Jeweils am Sonntag-Nachmittag<br />

war für die landwirtschaftlichen Angestellten aus der Umgebung<br />

Kegeln angesagt. Kegeln war damals eine beliebte Freizeit-Beschäftigung.<br />

In Nottwil konnte man damals ausser in der<br />

«Krone», im «Bahnhöfli», im «Rössli» und im «Kreuz» in Eggerswil<br />

vereinzelt auch auf Bauernhöfen kegeln.<br />

Zu einer Schreckensnacht wurde die Nacht vom 13. auf den<br />

14. März 1999. In der Scheune entzündete sich ein Feuer, das<br />

sich zu einem Vollbrand ausdehnte. Dank des Grosseinsatzes der<br />

Feuerwehr konnten alle Tiere gerettet werden, zurück blieben<br />

nur die Grundmauern. Nach nur sechs Monaten Bauzeit konnten<br />

in der neuen Scheune die Kühe wieder gemolken werden.<br />

Auf dem Weg zum Bauernhaus der Familie Krummenacher<br />

geniessen wir die herrliche Sicht auf den Sempachersee. 1865<br />

Huprächtigen<br />

39 <strong>2018</strong>


1<br />

2<br />

1 Gross Huprächtigen<br />

(Gebr. Hüsler)<br />

2 Neu Huprächtigen<br />

(Fam. Hüsler-Suppiger)<br />

3 Chli Huprächtigen<br />

(links: Fam. Hüsler,<br />

rechts: Fam. Weingartner-Aregger)<br />

4 Ober Huprächtigen<br />

(Gebr. Huber)<br />

5 Mittler Huprächtigen<br />

(Fam. Krummenacher)<br />

6 Mittler Huprächtigen<br />

(links: Käserei Huprächtigen,<br />

rechts: Fam.<br />

Weingartner-Ottiger)<br />

3<br />

<strong>2018</strong> 40<br />

Huprächtigen


4<br />

5<br />

6<br />

Huprächtigen<br />

41 <strong>2018</strong>


Julius Krummenacher<br />

(1893 – 1967)<br />

baute dort Josef Käch auf seinem grossen Hof neben der damals<br />

schon bestehenden Scheune ein zweites Bauernhaus, das<br />

Mittler-Huprächtigen benannt wurde. Er zog von Ober- nach<br />

Mittler-Huprächtigen in das neue Biedermeier-Haus. Um 1880<br />

wurde es finanziell enger, die Gesamtbelastung war für Käch<br />

nicht mehr tragbar, und er teilte seinen Besitz deshalb in zwei<br />

Höfe auf. Neue Besitzerin von Mittler-Huprächtigen wurde die<br />

Familie Ehret, und Josef Käch zog wieder ins Haus Ober-Huprächtigen.<br />

Ab 1890 war August Küng auf diesem Hof.<br />

In den wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegsjahren<br />

lastete grosser finanzieller Druck auf den Bauern, auf etwa 20<br />

<strong>Nottwiler</strong> Höfen wechselten deshalb die Besitzer 4 . Auch dieser<br />

Hof musste 1930 veräussert werden. Julius Krummenacher zog<br />

mit seiner Frau und fünf Kindern von Rothenburg nach Huprächtigen.<br />

Seine prägnantesten Erkennungsmerkmale waren<br />

der gedrehte Schnurrbart sowie seine träfen Sprüche, beispielsweise<br />

«’s Puure wär schön, wenn ’s Zeise und s Afohre ned wär.»<br />

(Das Bauern wäre schön, wenn das Zinsen und die schwere<br />

Arbeit, die als erstes beim Pflügen getan werden muss, nicht<br />

wären.) Ausserdem, wer Stumpen, Zigaretten und Schokoladen<br />

brauchte, konnte bis Ende der sechziger Jahre zu Krummenachers<br />

gehen, die einen kleinen Verkaufsladen betrieben hatten.<br />

Das war vor zwei Generationen, jetzt wächst die vierte heran.<br />

Das alte, graue Gebäude, da, gleich an der Strasse, hat eine<br />

bedeutende Vergangenheit, es war die zweite, in den 1860er<br />

Jahren gebaute Käserei in Huprächtigen. Damals galt sie als eine<br />

der schönsten Käsereien weit und breit. Schauen wir uns also<br />

auch die Geschichte der Käserei in Huprächtigen an.<br />

4 Lueg zrogg för öbermorn<br />

– Erinnerungen<br />

aus Nottwil, 1986<br />

5 Ruswil, Geschichte<br />

einer Luzerner Landgemeinde,<br />

Eigenverlag<br />

der Einwohnergemeinde<br />

Ruswil, 1987<br />

Die Käsereien<br />

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2002 wurde in Huprächtigen<br />

Käse produziert. Die erste Käserei wurde im Gebäude gegenüber<br />

dem Bauernhaus Mittler-Huprächtigen (Hof Weingartner)<br />

betrieben. Diese wurde vermutlich vor etwa 200 Jahren<br />

gebaut, ein einfaches Bruchstein-Mauerwerk, oben drauf ein<br />

Giebel aus Holz und Ziegel. 1856 gab es in Nottwil zwei Käsereien.<br />

Die Käserei von Huprächtigen war eine der ersten. 1889<br />

gab es bereits vier Käsereien in der Gemeinde. 5<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was der Anlass<br />

für diese zunehmende Milch- und Käseproduktion war. Ab dem<br />

15. Jahrhundert erfolgte allmählich der Übergang vom Ackerbau<br />

zur Viehwirtschaft, und im Kanton Luzern wurde vor allem<br />

in den hügeligen Gebieten Milch produziert. Käse wurde zu-<br />

<strong>2018</strong><br />

42<br />

Huprächtigen


nächst für die Selbstversorgung und erst ab dem 18. Jahrhundert<br />

für den Export hergestellt. In den ersten Jahren des<br />

19. Jahrhunderts wurde langsam zur Gewissheit, dass nicht nur<br />

mit Alpmilch gekäst werden kann. Im Tal setzte der Wechsel<br />

vom Ackerbau zur Milchwirtschaft ein. Zwischen 1850 und 1875<br />

verminderte sich das Ackerland im Kanton Luzern um 30 %,<br />

während die Milchproduktion um 100 % zunahm. 6<br />

Auch in Huprächtigen genügte deshalb das kleine und einfache<br />

Gebäude für die Käseherstellung bald nicht mehr. Auf dem<br />

Hof Mittler-Huprächtigen (Familie Krummenacher) wurde die<br />

zweite Käserei gebaut. Allerdings wechselte fast jährlich der<br />

Käsermeister. Die Käseherstellung war sehr anspruchsvoll und<br />

heikel. Wenn die Qualität des Käses nicht stimmte, gab es in<br />

den Käsereien regelmässig Streitigkeiten, die in der Schuldfrage<br />

gipfelte: Welcher Bauer hat schlechte Milch geliefert, oder war<br />

es der Käser, der es nicht so genau genommen hat? Nur einer,<br />

Käser Thürig von Eich, hielt es 14 Jahre lang aus.<br />

Um mehr Klarheit und Ordnung zwischen Bauern und<br />

Käsern zu schaffen, wurde 1906 die Käsereigenossenschaft Huprächtigen<br />

gegründet. Die Bauern vom Schlössli, der Oberen<br />

Bernern, dem Stockschürli, dem Flüss und der Schwendi, dem<br />

Schürli, dem Kohlholz und natürlich von Huprächtigen wurden<br />

ihre Mitglieder.<br />

Ende der 1920er Jahre genügte diese Käserei den Anforderungen<br />

nicht mehr, und auch ein Käsekeller fehlte. Für die<br />

Reifung hatten die Käselaibe im Winter zu kalt und im Sommer<br />

zu warm. Der geplante Bau einer neuen Käserei stellte den Vorstand<br />

immer wieder vor neue Herausforderungen. Als der Standort<br />

endlich geklärt war, gab es Schwierigkeiten mit der Wasserfassung,<br />

und als der Aushub für den Keller gemacht wurde,<br />

stiessen sie unterhalb ein paar Metern Erde auf Sandstein, was<br />

zuvor nicht geplante Sprengungen notwendig machte. Anfangs<br />

November 1929 war die neue Käserei bezugsbereit, deren Bau<br />

gut 90 000 Franken gekostet hatte.<br />

Wir befinden uns jetzt also vor der Käserei Huprächtigen,<br />

in der während 73 Jahren gekäst worden ist. Der erste Käser war<br />

ein Herr Wyss, der wenige Jahre später vom Käser Bischoff abgelöst<br />

wurde. 1936 kam der Käsermeister Fritz Wasserfallen<br />

nach Huprächtigen. Damals waren alle Käsermeister in den vier<br />

<strong>Nottwiler</strong> Käsereien aus dem Kanton Bern. Die Berner waren<br />

die Spezialisten in diesem Handwerk. 36 Jahre lang, zwei Jahre<br />

über sein Pensionsalter hinaus, hat Fritz Wasserfallen jeden Tag<br />

zwei Emmentaler hergestellt. Genauigkeit und Sorgfalt waren<br />

sein oberstes Gebot. Käsen war damals Schwerstarbeit, die<br />

6 Luzerns Landwirtschaft<br />

im Umbruch,<br />

Max Lemmenmeier,<br />

Rex-Verlag, 1983<br />

Huprächtigen<br />

43 <strong>2018</strong>


Der Name Huprächtigen –<br />

Verschiedene Deutungsversuche<br />

Huprächtigen wurde am 21. April 1235<br />

erstmals urkundlich erwähnt. Anlass war<br />

der Verkauf der Besitzungen in Huprächtigen<br />

(… omnes possessiones meas,<br />

quas habui in villa Hunprehtingin …)<br />

von Ritter Ulrich von Büttikon an das<br />

Benediktinerkloster Engelberg.<br />

Josef Küng 7 schrieb in den «HOF­Ge­<br />

schichten» zum 775 Jahr­Jubiläum von<br />

Huprächtigen: So unterschiedlich die<br />

Schreibweisen des Namens Huprächtigen<br />

sind – für die Namenforschung ist<br />

der Sachverhalt eindeutig: Huprächtigen<br />

gehört zur Gruppe der alemannischen Namen auf<br />

­ingen. Weitere Beispiele in der Umgebung sind etwa:<br />

Sigigen … (Gemeinde Ruswil), Trutigen … (Gemeinde<br />

Neuenkirch) oder Renzligen (Gemeinde Oberkirch). Im<br />

schweizerischen Mittelland sind Ortsnamen dieses Typs<br />

verbreitet.<br />

Ingen­Namen sind so genannte Insassennamen. Im ersten<br />

Namensteil steckt in der Regel ein althochdeutscher Personenname;<br />

diese Person lässt sich aber urkundlich nicht<br />

mehr fassen. Vielleicht war es der Hofgründer selbst oder<br />

der Hofbesitzer. Übersetzen lässt sich die Endung ­ingen mit<br />

der Umschreibung «bei den Leuten des …». Huprächtigen heisst<br />

also: Bei den Leuten des Huprecht (oder allenfalls Hunprecht).<br />

7 Josef Küng,<br />

Redaktor Entlebucher<br />

Anzeiger<br />

8 Jahresbericht<br />

der Denkmalpflege<br />

1991 / 92, Sonderdruck<br />

aus «Jahrbuch<br />

der Histo rischen<br />

Gesellschaft Luzern»<br />

Bd. 11, 1993<br />

Josef Schurtenberger (1923 bis 2017), geboren in Huprächtigen,<br />

wohnhaft gewesen in Solothurn, erklärte andererseits: Diesen<br />

Namen gibt es seit der Römerzeit. Er ist rund 1 200 Jahre alt.<br />

Huprächtigen lässt sich auf den Patron der Jäger, den heiligen<br />

Hubertus zurückführen. Das Hirschgeweih an der Fassade des<br />

Hauses der Familie Weingartner ist ein Indiz dafür.<br />

Claus Niederberger, Denkmalpfleger des Kantons Luzern 8 , vermutete<br />

schliesslich, dass die Entstehung des Namens Huprächtigen<br />

auf das Hubrecht, Recht auf Hube / Huobe zurückgeht und<br />

damit auf mittelalterlichen und feudalen Ursprung deutet.<br />

<strong>2018</strong> 44<br />

Huprächtigen


knapp hundert Kilo schweren Käselaibe wurden mit dem Räf<br />

zum Reifen in den Keller getragen. Zum Heizen des Dampfkessels<br />

musste die Kohle heran- und die Schlacke weggetragen<br />

werden. Vor der Anschaffung einer Zentrifuge wurde die Milch<br />

zur Entrahmung in eine «Göpse» geleert (tiefer Zuber ohne<br />

Henkel, mit 65 cm Durchmesser).<br />

In den Jahrzehnten der Tätigkeit von Käsermeister Wasserfallen<br />

führten neue Entwicklungen zu weiteren Bedürfnissen,<br />

die Investitionen in Erneuerungen notwendig machten. 1960<br />

wurden ein Käselift in den Keller eingebaut, im Winter 1965 / 66<br />

die alten Dampfkessel durch eine Ölfeuerung ersetzt und die<br />

Käseküche mit neuen Platten belegt.<br />

Mit der Motorisierung änderte sich auch das Bild vor der<br />

«Chäsi». Die Epoche, in welcher die Milchkannen im Wagen mit<br />

vorgespanntem Pferd oder Hund gezogen wurden, näherte sich<br />

ihrem Ende. Von Jahr zu Jahr wurde die Milch immer mehr mit<br />

Traktoren und Autos in die Käserei geliefert.<br />

Zu dieser Zeit wohnten etwa 60 Leute in Huprächtigen, und<br />

es gab nur einen Fernseher im Weiler, der in der Stube der<br />

Käserei stand. Die Huprächtiger Kinder schauten am Mittwochabend<br />

die «Kinderstunde», während die Erwachsenen hier<br />

vor dem Bildschirm Weltereignisse wie die Beerdigung von<br />

Robert Kennedy 1968 oder die erste Mondlandung 1969 miterlebten.<br />

Der Bäcker kam damals drei Mal in der Woche auf<br />

die «Cheri» und auch der Metzger ging mit Wurstwaren von<br />

Tür zu Tür.<br />

Als Fritz Wasserfallen auf das Ende des Milchjahres 1972<br />

in Pension ging, wurde Alois Bucheli sein Nachfolger. Die<br />

Milchmenge hatte stetig zugenommen und pro Jahr schliesslich<br />

gut 720 000 Liter erreicht, weshalb ein drittes Käsekessi angeschafft<br />

wurde. Im Sommer wurden dann täglich drei Käse hergestellt,<br />

im Winter zwei.<br />

1991 wurde die Käserei erneut umgebaut. Die Milch annahme<br />

wurde automatisiert und die alten drei Käsekessi wurden durch<br />

einen Kessel ersetzt, der 3 000 Liter Milch fasste. Und die Herstellung<br />

der Käse wurde mit einem sogenannten Käsefertiger 9<br />

vereinfacht. 1999 trat Alois Bucheli kürzer, und sein ältester<br />

Sohn Daniel trat als Käsermeister in die Fussstapfen seines<br />

Vaters. Zwischenzeitlich hatte sich die jährlich verarbeitete<br />

Milchmenge auf fast eine Million Liter erhöht.<br />

In diesen Jahren geriet die Schweizerische Käseunion als<br />

Marketing- und Handelsorganisation für Käseproduzenten zunehmend<br />

in die Kritik. Als Folge des jahrelangen schlechten<br />

Managements wurde sie 1999 aufgelöst, und die Käseproduzen-<br />

9 Käsefertiger =<br />

Gerät mit ausgeklügeltem<br />

Schneideund<br />

Rührwerkzeug<br />

Huprächtigen<br />

45 <strong>2018</strong>


1 2<br />

1 Käserei Huprächtigen<br />

1945, Aquarell von M.<br />

Wagner, Herzogenbuchsee<br />

2 Die beiden letzten<br />

Käsermeister von<br />

Huprächtigen beim<br />

Vorkäsen im neuen<br />

3 000-Liter-Kessi: Vater<br />

und Sohn Alois und<br />

Daniel Bucheli, 1991<br />

ten wurden in den weitgehend liberalisierten Markt entlassen.<br />

Seither befinden sich die Exportzahlen des Emmentalers im<br />

freien Fall. Wie in fast allen Emmentaler-Käsereien konnte in<br />

Huprächtigen unter diesen Umständen nicht weiter Käse hergestellt<br />

werden. – Ende November 2002 wurden die letzten Emmentaler<br />

Käse aus dem Kessi gehoben. Seither wird die Milch<br />

bei den Bauern von Emmi abgeholt.<br />

Im Jahr 2004 wurde die Käserei-Genossenschaft aufgelöst.<br />

Seither trifft sich der Kreis ehemaliger Genossenschafter und<br />

ihrer Angehöriger jährlich am letzten Juni-Sonntag zum «Lindenfest».<br />

Das Käsereigebäude dient jetzt als Wohnraum mit zwei<br />

neu renovierten Wohnungen.<br />

Jubiläen<br />

Wir sind am Ende unseres Spazierganges, deshalb noch ein<br />

paar abschliessende Worte zu unseren Jubiläumsfeiern:<br />

Im Jahr 1985 wurde das 750 Jahr-Jubiläum gefeiert. Josef<br />

Schurtenberger hatte auf die historische Ersterwähnung von<br />

1235 aufmerksam gemacht, worauf sich vier damals wenig mehr<br />

als 20 Jahre alte Huprächtiger zu einem OK zusammengeschlossen<br />

haben. Das Fest wurde für alle ein Erlebnis mit vielen Begegnungen<br />

zwischen Weggezogenen und Dagebliebenen. Aus<br />

diesem Anlass liess Jakob Hüsler (damals Pfarrer in Adligenswil)<br />

neben der Käserei ein Linde pflanzen, die inzwischen zu<br />

einem stolzen, zwölf Meter hohen Baum gewachsen ist.<br />

Die gelungene erste Feier war Motivation genug, um auch<br />

2010 eine Gästeschar mit Huprächtiger-Wurzeln einzuladen und<br />

die Jubiläumsschrift «HOF-Geschichten» herauszugeben. In<br />

dieser Broschüre sind im ersten Teil die historischen Aspekte<br />

beschrieben, und im zweiten Teil gibt jede Familie Einblick in<br />

ihre Hof- und Familiengeschichte. Darin haben die Huprächtiger<br />

ihren Willen bekundet, diesen Flecken auch künftig mit<br />

Sorgfalt zu pflegen und mit Weitsicht zu gestalten.<br />

<strong>2018</strong> 46<br />

Huprächtigen


Die Ey Kapelle<br />

Ein Kleinod erstrahlt in neuem Glanz<br />

Jahrelang befand sich die denkmalgeschützte, nur fünf auf<br />

dreieinhalb Meter grosse Kapelle im Ey in einem bedenklichen<br />

Zustand. 2016 mündete diese Phase in eine Erfolgsgeschichte,<br />

nachdem sich die ‹St. Margrethen Kapellenstiftung›<br />

bereit erklärt hatte, sowohl die Trägerschaft als auch die<br />

Instandstellung der kulturhistorisch bedeutungsvollen Kapelle<br />

im Ey zu übernehmen.<br />

Von Juni bis Dezember 2016 wurde sie in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Denkmalpflege des Kantons Luzern totalsaniert,<br />

und dabei wurde überraschend auch eine spätmittelalterliche<br />

Wandmalerei entdeckt. Am Sonntag, 12. März 2017, konnte die<br />

in neuem Glanz erstrahlende Kapelle im Ey unter grosser Anteilnahme<br />

der interessierten Bevölkerung feierlich eingesegnet<br />

werden.<br />

Die schlichte, frühbarocke Wegkapelle Ey befindet sich in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft des 2011 bezogenen neuen Zentrums<br />

Eymatt, ist aber etwas hinter den Wohn- und Geschäftsliegenschaften<br />

der Firma Sidler & Co. Nottwil AG an der Kantonsstrasse<br />

versteckt. Eine erste Sanierung der Kapelle wurde<br />

1955 geplant, sogar für einen Neubau gab es damals konkrete<br />

Pläne. 1960 / 61 wurde aber – wohl aus Kostengründen – nur<br />

eine kleine Renovation durchgeführt. Der damalige Kapellenverwalter<br />

und Projektleiter, Josef Schacher, erstellte 1962 die<br />

Schlussabrechnung mit Gesamtkosten von knapp 5 000 Franken<br />

für die Denkmalpflege des Kantons Luzern sowie die 16 beitragspflichtigen<br />

Kapellengenossenschafter, davon 14 private<br />

Grundeigentümer sowie die Landwirtschaftliche Genossenschaft<br />

Nottwil / Buttisholz und die Ortsbürgergemeinde (Bürgerheim).<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

47 <strong>2018</strong>


1 Die Kunstdenkmäler<br />

der Schweiz, Kanton<br />

Luzern, Band 4,<br />

Basel 1956, S. 302<br />

2 Predella (von italienisch<br />

für Stufe, Tritt)<br />

ist ein meist hölzerner<br />

flacher Sockel auf der<br />

Altarmensa, der ein<br />

Retabel trägt.<br />

Der Denkmalpfleger Adolf Reinle hatte die Kapelle Ey 1956<br />

wie folgt beschrieben 1 (gekürzt): «Die … Kapelle steht in dem …<br />

Weiler Ei, südwärts der Landstrasse hinter einem Bauernhaus.<br />

L. 5m, B. 3,6 m. … Sechseckiger, stark zerfallener Dachreiter mit<br />

zwei Pfosten und kleinem Glöcklein. …<br />

Renaissancealtar mit dem Datum 1606, im 19. Jahrhundert<br />

neu gefasst. … An der Predella 2 Relief des Schweisstuchs der Veronika<br />

… Auf der Predella steht eine thronende Madonna mit Kind,<br />

elegante Arbeit Mitte 17. Jahrhundert, 1956 neu gefasst. … »<br />

Seit 1967 steht die Kapelle im Ey unter Denkmalschutz.<br />

Wie konnte es geschehen, dass dieses denkmalgeschützte<br />

Objekt in den letzten 50 Jahren so vernachlässigt wurde?<br />

Das Grundstück, auf dem die Kapelle steht, gehörte der<br />

Pfarrkirchenstiftung Nottwil. Für die Baute, die Kapelle Ey, gab<br />

es aber weder einen Kapellenfonds noch sind Stiftungsurkunden<br />

bekannt, wie dies bei anderen Kapellen – auf Gemeindegebiet<br />

die St. Margrethen- und die Flüsskapelle – die Regel ist. Das<br />

erste Dossier über die Kapelle Ey findet sich im Kirchgemeindearchiv<br />

und dürfte im Zuge der Renovationsplanung von 1957<br />

bis 1962 vom damaligen Projektleiter Josef Schacher angelegt<br />

worden sein, der gleichzeitig als Kirchenrat amtete.<br />

Personen, die seither im umliegenden Perimeter Bauland<br />

oder eine Eigentumswohnung erworben haben, wurden per<br />

Grundbuchanmerkung Genossenschafter und damit Miteigentümer<br />

der Kapelle im Ey. Nur, für die Kapelle fühlte sich angesichts<br />

der fehlenden Organe und Stiftungsurkunden niemand<br />

verantwortlich. Mit der Realisierung des unmittelbar benachbarten<br />

Pflegezentrums Eymatt 2008 bzw. dem deshalb notwendigen<br />

Abbruch von Altliegenschaften wurde die mittlerweile<br />

baufällige Kapelle wieder sichtbar und Gegenstand der öffentlichen<br />

Wahrnehmung.<br />

Dem Gemeinderat war es ein Anliegen, das Kleinod zu erhalten,<br />

die Kapelle zu neuem Leben zu erwecken und in ihr<br />

einen Ort zur stillen Einkehr zu schaffen. Der schlechte bauliche<br />

Zustand der Kapelle rief zwingend nach einer Totalsanierung,<br />

doch dazu waren weder die Kirchgemeinde bereit, noch<br />

die im Grundbuch eingetragenen über 100 Genossenschafter<br />

der faktisch nicht existierenden Kapellen-Genossenschaft imstande.<br />

Vor diesem Hintergrund machte die damalige St. Margrethen<br />

Kapellenstiftung im Juli 2014 das rettende Angebot,<br />

die Trägerschaft und die Instandstellung zu übernehmen. Dank<br />

des Einverständnisses der Kirchgemeinde konnte die Planung<br />

für die Renovation der Kapelle im Ey aufgenommen werden. Ein<br />

wichtiger Schritt in diesem Prozess war die Bereinigung der<br />

<strong>2018</strong><br />

48<br />

Die Ey Kapelle


grundbuchrechtlichen Situation durch Entlastung der eingetragenen<br />

Genossenschafter und Übertragung der Dienstbarkeiten<br />

an die neue Trägerschaft, die seit dem 13. Juni 2016 als ‹Kapellenstiftung<br />

Nottwil› 3 firmiert.<br />

Ey Kapelle von Westen<br />

um 1920<br />

Ey, vom Bauern-Dorf mit Kapelle zum Weiler von Nottwil<br />

Die Geschichte der Kapelle Ey 4<br />

Die Verhältnisse in und um den heutigen Ortsteil Ey zu<br />

Beginn des 17. Jahrhunderts sind nur teilweise geklärt. Im<br />

17. / 18. Jahrhundert wird Ey in Gülten 5 und Kaufbriefen immer<br />

wieder als «Dorf» bezeichnet. Man sprach von der «Dorfgass»<br />

oder Dorfstrasse, vom Dorfbrunnen und der Dorfkapelle. Ey lag<br />

im Steuerbrief 6 Oberkirch, zu Nottwil gehörte Ey nur pfarreirechtlich.<br />

Erst 1819 wurde Ey der Gemeinde Nottwil zugeteilt.<br />

Gewiss ist, dass Ey Ende des 19. Jahrhunderts ein kleiner<br />

Verkehrsknotenpunkt war. Hier trafen sich Verbindungswege<br />

zwischen Oberkirch, Nottwil und Neuenkirch, zwischen Talund<br />

Höhenlagen. Die alte Strasse von Oberkirch nach Nottwil<br />

stieg von Ey kontinuierlich an und führte unterhalb der <strong>Nottwiler</strong><br />

Mühle über den Bach, wo man auf die heutige Oberdorfstrasse<br />

gelangte. Ebenso bestanden Wege, die direkt hinauf<br />

nach Oberei, Bernern und Huprächtigen sowie nach Bühl und<br />

Buttisholz führten.<br />

3 Kapellenstiftung<br />

Nottwil (vormals<br />

St. Margrethenkapellen<br />

Stiftung; Stiftungsrat:<br />

Dr. Guido A. Zäch<br />

(Präsident), Dr. Heinrich<br />

Meyer, Pfarrer<br />

Alois Elmiger<br />

4 Nottwil – Die<br />

Kapelle im Ey, Exposé<br />

Waltraud Hörsch, November<br />

2017<br />

5 Gült = altrechtliches<br />

Grundpfandrecht<br />

6 Steuerbrief =<br />

Steuerbezirk<br />

Die Ey Kapelle<br />

49 <strong>2018</strong>


Kapelle Ey sowie<br />

Wohnhaus / Scheunengebäude<br />

von Osten um<br />

1920; im Weiler Ey gab<br />

es früher etliche solche<br />

kombinierte Haus- /<br />

Scheunenhöfe<br />

Die Kapelle erhob sich über dem Dorfplatz mit dem grossen<br />

Brunnen, wo alle Fuss- und Fahrwege zusammenfanden. Der<br />

Weiler Ey demonstrierte mit seiner Kapelle durchaus Selbstbewusstsein.<br />

Die Herkunft des auf 1606 datierten Altars und der<br />

Madonna aus dem mittleren 17. Jahrhundert in der Kapelle sind<br />

nicht bekannt und lassen keine Schlüsse hinsichtlich des Baujahres<br />

der Kapelle zu.<br />

Erste Hinweise auf Unterhaltspflichten an der Kapelle Ey<br />

wurden in Kaufbriefen und Gülten der einstigen Ey-Höfe erst<br />

ab 1740 gefunden. Diese Hinweise legen den Schluss nahe, dass<br />

die Kapelle Ey ursprünglich als gemeinschaftliches Werk von<br />

sechs Bauern der Höfe im Ey gebaut worden war. Einträge in<br />

späteren Kaufprotokollen belegen, dass die Höfe im Ey 1789<br />

eine Übereinkunft zur Regelung des Unterhalts getroffen<br />

hatten. Aufgrund dieser Unterhaltspflichten bestand noch<br />

1961 / 62 die Kapellengenossenschaft, deren 16 Mitglieder für<br />

etwa ein Drittel der damaligen Renovationskosten aufgekommen<br />

sind.<br />

Die Glocke der Kapelle Ey ist auf das Jahr 1868 datiert. Dies<br />

ist deshalb bemerkenswert, weil 1866 die Kirche von Nottwil in<br />

Flammen stand und die neue Pfarrkirche an gleicher Stelle erst<br />

1868 / 69 gebaut wurde. Ob die Kapelle Ey während dieser kirchenlosen<br />

Zeit dem Weiler als Gotteshaus diente, ist möglich,<br />

kann aber nicht abschliessend beantwortet werden.<br />

<strong>2018</strong><br />

50<br />

Die Ey Kapelle


Strukturprobleme in der Landwirtschaft seit Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts führten im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert<br />

auch im Weiler Ey zu einer merklichen Reduktion der<br />

Häuser. Im Grundbuchplan von 1930 besteht Ey nur noch aus<br />

wenigen Hofeinheiten, der Strukturwandel hatte die einstige<br />

Siedlung mit Dorfcharakter in einen Weiler aus nur noch drei<br />

bis fünf Höfen verwandelt.<br />

Kapellen-Sanierung:<br />

Dachstuhl und Einpassen<br />

des neuen Dachreiters<br />

/ Glockenstuhls<br />

Die Renovation<br />

Schon 2014 beauftragte die St. Margrethen Kapellenstiftung<br />

den Architekten Ueli von Matt, von der Kapelle im Ey<br />

einen Zustandsbericht mit einer Grobkostenschätzung für die<br />

Renovation zu erstellen. In diesem Bericht ist nachzulesen, dass<br />

der Dachreiter halb zerfallen war sowie Schäden am Fassadenputz<br />

und Risse in den Fassaden gut sichtbar waren, und … dass<br />

die Kapelle auch mal als Fussballtor diente. Trotz Holzwurmbefalls<br />

überraschte Architekt von Matt im Innern die künstlerische<br />

Qualität des Altarretabels und die Figur der Mutter Gottes<br />

mit Kind. Nicht nur die Holzwürmer hatten aber ihre Spuren<br />

hinterlassen, auch Wasser war durch undichte Stellen im Dach<br />

eingedrungen, Feuchtigkeitsspuren waren gut sichtbar, und an<br />

den Wänden bröckelte die Gipsglättung. Eine Gesamtrestaurierung<br />

war im Urteil des Architekten unabwendbar.<br />

Die Ey Kapelle<br />

51 <strong>2018</strong>


Die bei der Restaurierung<br />

entdeckte<br />

spätmittelalterliche<br />

Wandmalerei: Kreuzigung<br />

des mit Wunden<br />

übersäten Christus<br />

7 Nottwil – Die<br />

Kapelle im Ey, Exposé<br />

Waltraud Hörsch,<br />

November 2017<br />

Aufgrund der Grobkostenschätzung musste eine Finanzierung<br />

im Umfang von 350 000 Franken sichergestellt werden. Der<br />

St. Margrethenkapellen Stiftung gelang das innert Jahresfrist:<br />

Neben 100 000 Franken aus dem eigenen Stiftungsvermögen<br />

erhielt sie Investitionsbeiträge von je 50 000 Franken von der<br />

Schweizer Paraplegiker-Stiftung, der Kirchgemeinde und der<br />

Einwohnergemeinde Nottwil sowie Spenden von Firmen, ehemaligen<br />

Genossenschaftern und weiteren Privatpersonen.<br />

Nach einer kurzen Planungs- und Vorbereitungszeit sowie<br />

Abklärungen mit dem Bauingenieur, den Restauratoren und dem<br />

Denkmalpfleger konnte Ende Mai 2016 mit den Restaurierungsarbeiten<br />

begonnen werden. Als grosse Überraschung kam unter<br />

einer neueren Putzschicht eine wahrscheinlich spätmittelalterliche<br />

Wandmalerei zum Vorschein. Die Malschicht wurde mit<br />

viel Geduld und Fingerspitzengefühl freigelegt, gefestigt und<br />

leicht retuschiert. Die dargestellte Kreuzigung mit dem mit<br />

Wunden übersäten Christus erinnert an Bilder der Mystik des<br />

13. / 14. Jahrhunderts, während der Bildaufbau mit dem üppigen<br />

Rankendekor eher mit dem Stil aus dem 16. / 17. Jahrhundert in<br />

Verbindung gebracht wird. Das bei der Restaurierung freigelegte<br />

Mauerwerk macht deutlich, dass die Kapelle möglicherweise<br />

im 17. / 18. Jahrhundert (Barock) vergrössert worden ist.<br />

Einerseits wurde der Teil der Kapelle östlich der Fenster später<br />

aufgemauert, andererseits ist unter dem Aussenputz des südlichen<br />

Fensters eine nach Osten verschobene ältere Fensterbank<br />

zu erkennen 7 . – Während also feststeht, dass die Kapelle we-<br />

<strong>2018</strong><br />

52<br />

Die Ey Kapelle


Altarretabel mit<br />

Madonna und Kind aus<br />

dem 17. Jahrhundert,<br />

1956 neu gefasst<br />

Kapelle Ey, Nottwil – Totalrenovation<br />

Bauherr<br />

Architektur<br />

und Bauleitung<br />

Bauverantwortliche der<br />

Kapellenstiftung Nottwil<br />

Denkmalschutz<br />

Kapellenstiftung Nottwil, c / o. Schweizer Paraplegiker-<br />

Stiftung, Nottwil<br />

Stiftungsrat: Dr. Guido A. Zäch (Präsident), Dr. Heinrich<br />

Meyer, Pfr. Alois Elmiger<br />

Ueli von Matt, dipl. Architekt FH,<br />

Wey Architekten, Sursee<br />

Ernst Schürch und Jean-Luc Rohner<br />

Marcus Casutt, lic. phil., Gebietsdenkmalpfleger,<br />

Denkmalpflege Kanton Luzern<br />

Besuchen Sie die Kapelle Ey<br />

Die Kapelle Ey ist öffentlich zugänglich und während der üblichen Geschäftszeiten geöffnet.<br />

sentlich älter sein muss als ursprünglich angenommen, bleibt<br />

für die Historiker die Frage nach dem wirklichen Alter (noch)<br />

offen.<br />

An die 60 Handwerker arbeiteten engagiert an diesem<br />

kleinen Restaurierungs-Werk, und bereits Ende Jahr konnten<br />

die Bauarbeiten bei Gesamtkosten von 320 000 Franken abgeschlossen<br />

werden.<br />

Die Ey Kapelle<br />

53 <strong>2018</strong>


Einsegnungsfeier vom<br />

12. März 2017<br />

Feierliche Einsegnung der Kapelle Ey<br />

Die warme Frühlingssonne am Sonntagnachmittag,<br />

12. März 2017, verlieh die richtige Stimmung für die Einsegnung<br />

der in neuem Glanz erstrahlenden Ey Kapelle. Dr. Guido<br />

A. Zäch, der Präsident der Kapellenstiftung Nottwil, begleitete<br />

die etwa 150 interessierten Personen durch den feierlichen<br />

Anlass, Denkmalpfleger Marcus Casutt berichtete von der bei<br />

der Sanierung entdeckten spätmittelalterlichen Wandmalerei<br />

sowie von zwei Figuren des heiligen Dominikus und der Heiligen<br />

Katharina von Siena aus dem Fundus des Pfarrhauses<br />

Romoos, welche heute zusammen mit der Madonna ein wunderbares<br />

Ensemble bilden. Architekt Ueli von Matt führte unter<br />

anderem den Beweis über den ‹Missbrauch› der Kapelle als<br />

Fussballtor über die Fenstervergitterung aus einem Armierungsnetz,<br />

während Gemeindepräsident Walter Steffen seinen<br />

Dank an alle Beteiligten mit der zutreffenden Einschätzung<br />

schloss, dass Nottwil mit der sanierten Kapelle Ey um einen<br />

Brillanten im Dorfbild reicher geworden ist.<br />

<strong>2018</strong> 54<br />

Die Ey Kapelle


Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />

Zweck und Bedeutung von Glocken<br />

Die schöne und stimmungsvolle <strong>Nottwiler</strong> Pfarrkirche<br />

St. Marien ist von weither gut sichtbar, und ihre Glocken<br />

erklingen seit bald 150 Jahren zu den verschiedensten<br />

Ereignissen. Schauen wir doch einmal genauer hin, wo,<br />

wie und zu welchem Zweck deren Klänge erzeugt werden!<br />

Jetzo mit der Kraft des Stranges<br />

Wiegt die Glock’ mir aus der Gruft,<br />

Dass sie in das Reich des Klanges<br />

Steige, in die Himmelsluft!<br />

Ziehet, ziehet, hebt!<br />

Sie bewegt sich, schwebt!<br />

Freude dieser Stadt bedeute,<br />

Friede sei ihr erst Geläute.<br />

So lautet die letzte Strophe von Friedrich Schillers Gedicht<br />

‹Das Lied von der Glocke›. Es ist eines der bekanntesten deutschen<br />

Gedichte und beschreibt bis ins Detail die Kunst des Glockengiessens<br />

von der Form bis zum ersten Klang am Ort ihrer<br />

Bestimmung.<br />

Sakrale und weltliche Ursprünge<br />

Anlass für das Läuten von Kirchenglocken geben nicht nur<br />

Freude und Friede. In der historischen Betrachtung dient es sakralen<br />

und bürgerlichen bzw. weltlichen Zwecken. Kirchliche<br />

Bedeutung hat das Geläut für das Sammeln der Gemeinde zum<br />

Gottesdienst sowie traditionell vor Hochzeiten, Taufen und Bestattungen.<br />

Der erste Glockenruf, das Morgenläuten, ertönt<br />

morgens um halb sechs Uhr bei Tagesanbruch, symbolhaft zur<br />

Stunde der Auferstehung von Christus.<br />

Der weltliche Nutzen liegt in der Zeitangabe mit Stunden-,<br />

Halbstunden- und Viertelstundenschlag. Der Grund für diese<br />

Funktion stammt aus dem Mittelalter, als der Grossteil der Bevölkerung<br />

noch keine Uhr besass und von der Turmuhr abhän-<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

55 <strong>2018</strong>


gig war, ein Umstand der auch vor 100 Jahren noch seine Gültigkeit<br />

hatte. Das «Sturmläuten» schliesslich kündigte früher<br />

Gefahren an, beispielsweise feindliche Angriffe, Brände sowie<br />

Unwetter oder drohende Überschwemmungen. Für solche<br />

Funktio nen gibt es heute Alarmsysteme mit Sirenen. In Nottwil<br />

kennen wir trotzdem noch immer das Wetterläuten, das letztmals<br />

beim Sturm Burglind vom 3. Januar <strong>2018</strong> erfolgte.<br />

In der Schweiz gibt es rund 20 000 Kirchenglocken 1 . Im benachbarten<br />

Ausland gingen während der beiden Weltkriege<br />

viele alte Glocken verloren, weil sie für die Produktion von<br />

Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden. Mag der Glockenklang<br />

in der Vergangenheit noch so bedeutungsvoll gewesen sein und<br />

den meisten Menschen noch immer gefallen, so birgt er heute<br />

trotzdem ein nicht unerhebliches Störpotenzial. Wer hat in den<br />

letzten Jahren nicht schon von rechtlichen Auseinandersetzungen<br />

gelesen oder gehört, bei denen Kläger nächtlichen<br />

Die <strong>Nottwiler</strong><br />

Pfarrkirche St. Marien<br />

1 Ein Mann für alle<br />

Glocken,<br />

Matthias Walter,<br />

Kunsthistoriker,<br />

MM19 / 2015<br />

<strong>2018</strong><br />

56<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien


1 Das mechanische<br />

Uhrwerk<br />

1<br />

2 Das Geläut hängt an<br />

mächtigen Balken<br />

2<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />

57 <strong>2018</strong>


Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />

gegossen 1869, grösste Glocke ersetzt 1921 / Glockengiesserei Emanuel Rüetschi, Aarau<br />

Turmglocken<br />

grösste<br />

Glocke<br />

Gewicht<br />

kg<br />

Ton Bildnis (B) /<br />

Inschrift Latein (I) / Übersetzung (U)<br />

2035 des B: Maria Himmelfahrt<br />

I: Assumpta est Maria in coelum / gaudent angeli<br />

U: Maria ist aufgefahren in den Himmel / es freuen sich<br />

die Engel<br />

2. Glocke 1110 f B: Heilige Agatha<br />

I: oben: Vivos voco, mortuos plango fulgura frango<br />

U: Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich,<br />

die Blitze breche ich (alte, seit dem 15. Jahr hundert<br />

bekannte Glockeninschrift)<br />

I: unten: Mirabilis est Dominus in sanctis suis<br />

U: Bewunderungswürdig ist der Herr in seinen Heiligen<br />

3. Glocke 653 as" B: Heiliger Josef mit dem Kinde Jesu und der Lilie<br />

I: «Vir fidelis multum laudabitur<br />

Et qui custos est Domini sui, glorificabitur»<br />

U: «Der getreue Mann wird hoch gelobt werden<br />

(Sprüche 28, 20) und wer der Wächter seines Herrn<br />

ist, wird gepriesen werden (Sprüche 27, 18)»<br />

4. Glocke 282 des" B: Peter und Paul<br />

I: In omnem terram exivit sonus eorum<br />

U: In alle Welt hinaus ergeht ihr Klang (Psalm 18, 5)<br />

Dachreiterglocken<br />

grössere<br />

Glocke<br />

kleinere<br />

Glocke<br />

Gewicht<br />

kg<br />

Ton Bildnis (B) /<br />

Inschrift Latein (I) / Übersetzung (U)<br />

131 f" B: Seliger Nikolaus von Flüe*<br />

I: «Mirificavit Dominus Sanctum suum<br />

Et cibavit eum pane vitae et intellectus»<br />

U: «Der Herr vollbringt Wunder an seinem Getreuen<br />

(Psalm 4, 4) und er speiste ihn mit dem Brot des<br />

Lebens und der Einsicht (z. T., Jesus Sirach 15, 3)»<br />

79 as" B: Heiliger Johannes Baptist<br />

I: Sinite pueros venire ad me, et nolite vetare eos<br />

I: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen<br />

nicht (Lukas 18, 16)<br />

Gewicht Geläut total<br />

4 290 kg<br />

* Nikolaus von Flüe wurde 1947 heiliggesprochen<br />

<strong>2018</strong><br />

58<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien


Vertrag (Auszug)<br />

zwischen der Kirchenbaukommission<br />

von Nottwil<br />

Kt. Luzern<br />

und Herrn Emanuel Rüetschi<br />

Glockengiesser in Aarau<br />

über den Guss eines neuen<br />

Geläutes<br />

1. Hr. Emanuel Rüetschi<br />

verpflichtet sich, in die neugebaute<br />

Pfarrkirche Nottwyl<br />

ein neues Glocken geläute<br />

von circa 80 Zentnern zu<br />

liefern.<br />

2. Die Glocken sollen<br />

eine vollkommene und<br />

reine Harmonie bilden und<br />

überdies einen starken,<br />

andauernden Ton und mitschallenden<br />

nachsingenden<br />

Klang besitzen.<br />

3. Die Mischung soll<br />

aus ganz gutem Metall,<br />

russischem Kupfer und<br />

englischem Zinn bestehen.<br />

Im Gusse selbst sollen<br />

die Glocken vollkommen<br />

wohlklingen, mit schönen<br />

Verzierungen von Laubwerk<br />

unten und oben, mit<br />

passenden Bildern und<br />

Inschriften fein, sauber,<br />

und in jeder Beziehung<br />

fehlerfrei gegossen sein.<br />

4. Die einzelnen Glocken<br />

enthalten folgende<br />

Hauptrelief Bilder und<br />

Inschriften<br />

a. Die grösste Glocke das<br />

Bild: Maria Himmelfahrt.<br />

Inschrift: Assumpta est<br />

Maria in coelum, gaudent<br />

Angeli<br />

b. Die zweite das Bild<br />

der Hl. Agatha<br />

Oben Inschrift: Vivos<br />

voco, mortuos plango,<br />

fulgura frango.<br />

Unten: Mirabilis est<br />

Dominus in sanctis suis<br />

...<br />

... beiden Theilen eigenhändig<br />

unterschrieben und<br />

jedem Theil ein Exemplar<br />

zugestellt worden.<br />

Nottwil, den 15. März 1869<br />

Namens der Kirchenbaukommission<br />

der Präsident: L. Helfenstein<br />

der Schreiber: A. Hüsler<br />

der Glockengiesser:<br />

Eml. Rüetschi<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />

59<br />

<strong>2018</strong>


Glocken klang bzw. Zeitschläge als Sündenbock für ihre schlaflosen<br />

Nächte verantwortlich machen? Die Gerichte haben dabei<br />

eine Interessenabwägung zwischen der Tradition des Glockenläutens<br />

und den Interessen des Lärmschutzes vorzunehmen,<br />

wobei bisher meistens zugunsten der Kirchen entschieden<br />

worden ist.<br />

Traditionsgemäss enthalten Kirchenglocken auch Inschriften,<br />

welche die religiöse und kulturelle Entwicklung, aber auch<br />

regionale Bezüge ihrer Zeit spiegeln. Viele Inschriften sind Bibelsprüche<br />

aus den alttestamentarischen Psalmen.<br />

Ausser dem Ton, der Materialisierung und dem Gewicht der<br />

Glocken wurden auch die Inschriften im Vertrag vom 15. März<br />

1869 zwischen der Kirchenbaukommission von Nottwil und der<br />

Glockengiesserei Emanuel Rüetschi in Aarau präzise vereinbart<br />

(siehe Auszug aus dem Vertrag und Übersicht Glocken). Diese<br />

traditonsreiche, seit 650 Jahren bestehende Glockengiesserei<br />

hatte den Auftrag erhalten, das aus insgesamt sechs Glocken<br />

bestehende Geläut zu giessen. Gute vier Tonnen bringt seither<br />

das Geläut im massiven Gebälk unter der Turmspitze auf die<br />

Waage, während die beiden Glöcklein im Dachreiter auf dem<br />

Kirchenschiff zusammen 210 Kilo wiegen. Eine Meisterleistung<br />

und eine heikle Aufgabe, dieses Geläut und vor allem die gut<br />

zwei Tonnen wiegende grösste Glocke in den auf etwa 35 Meter<br />

über Grund liegenden Glockenstuhl zu hieven und in der richtigen<br />

Position in Schwung zu bringen. Schlägt der Klöppel zu<br />

stark, besteht die Gefahr, dass die Glocke zerspringt. Das<br />

geschah 1921, so musste die grösste Glocke durch eine neue<br />

ersetzt werden.<br />

Objektiv betrachtet ist das Geläut der Kirche Nottwil<br />

relativ klein. Die Stundenglocke in der Kirche Hitzkirch ist<br />

mit 7,5 Tonnen die grösste im Kanton Luzern, während das<br />

mächtigste Geläut der Schweiz im Berner Münster hängt und<br />

insgesamt fast 30 Tonnen (grösste Glocke 10 Tonnen) wiegt.<br />

Im Kölner Dom erklang bis 2017 die mit 24 Tonnen schwerste<br />

freischwebende Glocke. Diese wurde abgelöst von der grössten<br />

Glocke der Welt mit einem Gewicht von 25,19 Tonnen, die<br />

in Innsbruck gegossen und in die rumänische Hauptstadt Bukarest<br />

transportiert worden ist. Diese Glocke soll im Verlaufe<br />

des Jahres <strong>2018</strong> in der im Bau befindlichen ‹Kathedrale der Erlösung<br />

des Volkes› erstmals die Stunde schlagen.<br />

<strong>2018</strong> 60<br />

Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien


Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil<br />

Von der Verbindlichkeit freundschaftlicher Begegnungen<br />

Enge Beziehungen zur baden-württembergischen Stadt Schwaigern<br />

bestehen seit den 1970er Jahren. Am Gründungsfest vom<br />

29. August 2009 wurden diese Beziehungen formell als Städtepartnerschaft<br />

besiegelt. Als Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses<br />

der Stadt Schwaigern reflektiert Manfred Litz die<br />

Aktivitäten während der beiden letzten Jahre.<br />

«Die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> ist der Ort, wo<br />

auch in Zukunft regelmäßig über die<br />

Entwicklung dieser Städtepartnerschaft<br />

berichtet werden wird.» In der letzten<br />

Ausgabe dieser wunderbaren Chronik,<br />

die markante Ereignisse und Besonderheiten Nottwils in den<br />

Fokus der Erinnerung rückt, war diese Ankündigung zu lesen.<br />

Ich freue mich außerordentlich, diesem Anspruch gerecht<br />

werden zu dürfen, und zwar aus der Sicht des deutschen Städtepartners<br />

und mit den kleinen Besonderheiten der deutschen<br />

Orthografie. Man gestatte mir die Beibehaltung des so ungewöhnlichen<br />

.<br />

«Nottwil tut gut» ist zwischenzeitlich längst zu einem in<br />

wenige Worte gefassten Bekenntnis geworden, das nicht nur die<br />

Idee der städtepartnerschaftlichen Verbindung, sondern auch<br />

die Wirkung derselben auf den Punkt bringt. Mit dieser formelhaften<br />

Wendung werden die Freude an der Begegnung, die<br />

Wertschätzung des Partners sowie die Erkundung und Wahrnehmung<br />

kultureller Besonderheiten und Eigenarten zum Ausdruck<br />

gebracht. «Nottwil tut gut» – ein Ausdruck unserer emotionalen<br />

Befindlichkeit.<br />

Die im Folgenden skizzierten Veranstaltungen und Begegnungen<br />

machen deutlich, mit welch großer Vielfalt eine Städtepartnerschaft<br />

belebt und gelebt werden kann. Ganz nebenbei<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

61 <strong>2018</strong>


sei angemerkt, dass viele Dinge, die man in seiner Umgebung<br />

selbst gar nicht mehr bewusst wahrnimmt, durch die Brille des<br />

Partners betrachtet, wieder ins eigene Bewusstsein gelangen<br />

und dadurch oft eine völlig neue Bewertung erfahren.<br />

8. Januar 2016<br />

9. Januar 2016<br />

27. Februar 2016<br />

2. bis 6. Juni 2016<br />

Aktivitäten<br />

Neujahrsapéro in Nottwil<br />

Diese Veranstaltung zum Jahresauftakt in Nottwil wird<br />

vom Schwaigerner Beirat satzungsgemäß immer im Wechsel mit<br />

dem Abend des Ehrenamtes besucht. Das Zentrum Sagi bietet<br />

den passenden und die liebevoll gestaltete Bühne den stilvollen<br />

Rahmen für einen wahrlich würdigen und anmutenden Jahresauftakt.<br />

Zudem fällt auf, dass man mit dem Verstehen des<br />

«Schwizerdütsch» immer weniger Probleme hat.<br />

Workshop<br />

Die von den beiden Gemeinden einberufenen Arbeitsgruppen<br />

entwickeln anlässlich der Workshops Projektideen, planen<br />

Begegnungsmaßnahmen und nehmen sich dieser bei der Organisation<br />

und Durchführung an. Nachfolgende Lektüre lässt<br />

diese Vorhaben Punkt für Punkt Revue passieren.<br />

Après-Ski-Party der Freiwilligen Feuerwehr<br />

in Schwaigern<br />

Es mutet wahrlich etwas eigenartig an, wenn in Schwaigern<br />

weit ab jeglicher alpiner Pisten zur Après-Ski-Party<br />

geladen wird. Die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr<br />

in Schwaigern schaffen es dessen ungeachtet immer<br />

wieder aufs Neue, eine zünftige Après-Ski-Party in Szene zu<br />

setzen und der Publikumszuspruch gibt ihnen Recht. Mit dabei<br />

sind zum wiederholten Male einige Seilzieher aus Nottwil, die<br />

mit ihrem Hexentee-Angebot zum festen Bestandteil dieses sehr<br />

beliebten Events geworden sind.<br />

1 250-jähriges Stadtjubiläum in Schwaigern<br />

Die Jubilarin hat wahrlich ein beachtliches Alter vorzuweisen<br />

und zeigt sich trotzdem erstaunlich lebendig, erfreulich<br />

aktiv und in ausgezeichneter Feststimmung. Das Stadtjubiläum<br />

bot einen bunten Reigen an vielfältiger Beteiligung. Der<br />

Besuch der Städtepartner ist sicherlich ein schönes Zeichen für<br />

die innigen und über die Jahre hinweg gepflegten Beziehungen.<br />

Nottwil begeisterte mit einem starken Auftritt, mit kultureller<br />

Vielfalt und der sichtlichen Freude aller Beteiligten an<br />

<strong>2018</strong> 62<br />

Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil


der Teilhabe. Neben dem Partnerschaftskomitee gab sich der<br />

Gemeinderat mit dem Gemeindepräsidenten die Ehre. Der Jodlerclub,<br />

die Alphorngruppe, die Brass Band Feldmusik Nottwil<br />

sowie die Trachtengruppe setzten während des Festwochenendes<br />

so manchen Farbtupfer und bereicherten mit ihren Beiträgen<br />

das Festwochenende. Der Schweizer Folkloreabend in der<br />

Schwaigerner Frizhalle war im Handumdrehen ausgebucht, begeisterte<br />

das Publikum und machte nachhaltigen Eindruck.<br />

Ebenso blieben die Beiträge des Jodlerclubs anlässlich des ökumenischen<br />

Gottesdienstes in der Stadtkirche in allerbester Erinnerung.<br />

Die hochbetagte Jubilarin selbst war an diesen Tagen in<br />

Bestform. Die Rathauseinweihung, die Einweihung eines historischen<br />

Stadtmauerrundweges, das «Concert in Schwaigern»,<br />

der Kunsthandwerkermarkt im Hof des Gräflichen Schlosses,<br />

das in den Farben rot und weiß gehaltene Frühstück auf dem<br />

Marktplatz, das Bürgerfest selbst, die unterhaltsame Weinprobe<br />

am Montagabend und das abschließende fulminante Musikfeuerwerk<br />

machten deutlich, wie sehr die Schar der Gratulanten<br />

beansprucht war. Die Beteiligung so vieler <strong>Nottwiler</strong> macht<br />

deutlich, dass die städtepartnerschaftlichen Verbindungen zu<br />

einem festen Bestandteil des kulturellen Austausches geworden<br />

sind.<br />

1250-jähriges Stadtjubiläum Schwaigern: Brass Band Feldmusik und Jodlerklub am Festumzug<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

63 <strong>2018</strong>


7. bis 9. Juni 2016<br />

SSD der Leintalschule in Nottwil<br />

Für 20 Neunt- und Zehntklässler der Leintalschule Schwaigern<br />

war der Besuch in Nottwil zweifellos der Höhepunkt des<br />

Schuljahres und eine Würdigung ihres Engagements und ihres<br />

Einsatzes im und für den Schulsanitätsdienst (SSD). Dieser<br />

Besuch begeisterte und wirkt noch heute im kollektiven Gedächtnis<br />

der Schule nach. Es war unglaublich wertvoll, die Möglichkeit<br />

zu haben, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum kennenzulernen.<br />

Mächtig stolz waren die Jugendlichen, bei den<br />

Profis des Schweizer Instituts für Rettungsmedizin (SIRMED)<br />

ein Fortbildungsmodul zu den Themen Wiederbelebung, Herz-<br />

Druck-Massage und Wirbelsäulentrauma absolvieren zu dürfen.<br />

«Man spürt bei den Leuten die große Leidenschaft für ihren<br />

Beruf und ihre Tätigkeit». Mit dieser Äußerung hat ein Schüler<br />

auf den Punkt gebracht, was die Schulsanitäter so begeistert<br />

und berührt hat. Darüber hinaus wollten die Jugendlichen aber<br />

auch die Partnerstadt erkunden, wozu ihnen reichlich Gelegenheit<br />

geboten wurde. Bei einer sportlichen Radtour rund um den<br />

Sempachersee erschloss sich die geografische Lage Nottwils,<br />

beim Grillieren die Gastlichkeit und beim kurzen Bad im See<br />

die Einzigartigkeit dieses Ortes.<br />

Neunt- und Zehntklässler der Leintalschule<br />

Schwaigern üben im SPZ den Ernstfall<br />

Kirchenchor Nottwil, Abendmusik in der<br />

Stadtkirche Schwaigern ...<br />

27. bis 28. August<br />

2016<br />

Standartenweihe bei den Feldschützen in Nottwil<br />

Die Standartenweihe der <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen war für<br />

eine kleinere Gruppe der Sportschützen aus Schwaigern-Stetten<br />

ein willkommener Anlass, erste Kontakte zu den Kollegen<br />

in der Partnergemeinde zu knüpfen. Das Gästeschießen im <strong>Nottwiler</strong><br />

Schützenhaus bot eine großartige Plattform der Begegnung<br />

und endete mit einem feinen Nachtessen und gemütlichen<br />

Stunden des Beisammenseins. Der Einsegnung der neuen Stan-<br />

<strong>2018</strong><br />

64<br />

Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil


24. bis 25. September<br />

2016<br />

…, und in den Heuchelberger<br />

Weingärten<br />

darte während des sonntäglichen Gottesdienstes schloss sich<br />

ein Apéro und ein wunderbares Bankett im Zentrum Sagi an.<br />

Diese Begegnung zeigt beispielhaft, wie sich im Laufe der Zeit<br />

in gänzlich unterschiedlichen kulturellen Bereichen immer<br />

wieder zaghafte und erste Kontakte ergeben.<br />

(Gegen-)Besuch des <strong>Nottwiler</strong> Kirchenchores<br />

in Schwaigern<br />

Man hat sich in Nottwil bereits kennengelernt und dort über<br />

alle Maße wohlgefühlt. Und so war die Freude beim Wiedersehen<br />

in Schwaigern groß. Es gab von Anfang an Anknüpfungspunkte,<br />

einen regen Austausch und ein fröhliches Hallo. Der<br />

Apéro oder «Ständerling» wie man bei uns zu sagen pflegt, war<br />

ein gelungener und herzlicher Auftakt. Nach einem deftigen<br />

Maultaschenessen gab es eine ganze Menge zu besichtigen. Die<br />

vergleichsweise sehr junge katholische Martinskirche und die<br />

evangelische Stadtkirche bieten aufgrund des enormen Altersunterschiedes<br />

reizvolle Kontraste. Die Gemahlin des Stadtschreibers<br />

führte in historischem Gewande durch die Stadt und<br />

pries deren Besonderheiten, wobei natürlich – wie kann es<br />

anders sein – die Vorzüge einer Brezel ebenfalls gewürdigt<br />

wurden. Der kulturelle Höhepunkt war<br />

schließlich die gemeinsam bewerkstelligte<br />

Abendmusik in der Stadtkirche –<br />

klanglich zum Ausdruck gebrachte Verbindlichkeiten.<br />

Der anschließende Abend<br />

mit dem Nachtessen und dem ausgelassen<br />

fröhlichen Singen und Beisammensein<br />

wurde lang.<br />

Während der Blick in Nottwil über<br />

den Sempachersee schweift, schweift<br />

dieser in Schwaigern über ein nach Süden<br />

ausgerichtetes Meer unzähliger Weinstöcke.<br />

Und genau dieses Szenario bot sich<br />

den <strong>Nottwiler</strong> Gästen am Sonntagmorgen bei einer Fahrt mit<br />

dem Wengertschleicher. Was bei einer solchen Unternehmung<br />

nicht fehlen darf, ist ein zünftiges Vesper – eine Grillwurst am<br />

offenen Feuer.<br />

7. bis 8. April<br />

2017<br />

Abend des Ehrenamtes<br />

in der Horst-Haug-Halle und Workshop<br />

Vereinbarungsgemäß findet der Besuch bzw. die Ausrichtung<br />

dieser Veranstaltungen wechselweise in Nottwil und in<br />

Schwaigern statt. Im Mittelpunkt dieses Abends stehen das eh-<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

65 <strong>2018</strong>


enamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde,<br />

die Sportlerehrungen sowie die Würdigung zahlreicher<br />

Blutspender. Die Planungen, die Ausrichtung und die Umsetzung<br />

all dessen, was das Projekt «Städtepartnerschaft» mit sich<br />

bringt, wurden im Rahmen des Workshops und in dem tollen<br />

Ambiente des neuen Sitzungssaales im Rathaus erörtert. Nach<br />

getaner Arbeit und einem stärkenden Mittagessen bestand die<br />

Möglichkeit, entlang des neu eingerichteten Stelenrundgangs<br />

in die Historie Schwaigerns einzutauchen, bevor man den Nachmittag<br />

gemütlich im Garten eines Winzercafés in Neipperg bei<br />

strahlendem Frühlingswetter genießen konnte.<br />

Die Gymnastikfrauen<br />

aus Stetten backten am<br />

KunstHandWerkMarkt<br />

in Nottwil Laugenweckle<br />

25. bis 27. Mai<br />

2017<br />

Gewerbeausstellung Nottwil (GWÄRB17)<br />

Die Gewerbeausstellung war ohne jeden Zweifel das Leuchtturmprojekt<br />

des Jahres – eine im wahrsten Sinne des Wortes herausragende<br />

Veranstaltung. Allein die Tatsache, dass unterschiedliche<br />

Gruppierungen daran teilnahmen, macht dies<br />

deutlich. Einzelne Schwaigerner Stände beim KunstHandWerk-<br />

Markt boten ihre Waren an, und die Gymnastikfrauen aus<br />

Schwaigern-Stetten scheuten keine Mühe, eine Backstube zu installieren,<br />

um dem Publikum stets ofenfrische Laugenweckle<br />

feilbieten zu können. Die Power-Voices hatten zwar keine Laugenweckle<br />

anzubieten, dafür jedoch so manchen musikalischen<br />

Leckerbissen. Trotz aller Betriebsamkeit auf dem Ausstellungsgelände<br />

blieb noch Zeit, sich den städtebaulichen Schönheiten<br />

Luzerns zu widmen.<br />

Ganz nebenbei sei angemerkt, dass an diesem Wochenende<br />

auch ein Rezeptbüchlein vorgestellt wurde, das Appetit auf die<br />

kulinarischen Besonderheiten beider Städtepartner macht.<br />

<strong>2018</strong><br />

66<br />

Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil


7. bis 9. Juli 2017<br />

Klassentreffen des <strong>Nottwiler</strong><br />

Schuljahrgangs<br />

1956 / 57 in den Heuchelberger<br />

Weingärten<br />

Am Massenbacher<br />

Weihnachtsmarkt vor<br />

dem grossen Ansturm<br />

Ausflug des <strong>Nottwiler</strong> Jahrgangs 1956 / 57<br />

nach Schwaigern<br />

Wenn sich ein Klassentreffen dem Thema Wein widmet,<br />

kann es sich freilich nur um einen reiferen Jahrgang handeln.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Klassengemeinschaft konnte ein gleichermaßen<br />

genuss- wie auch lehrreiches Wochenende in Schwaigern verbringen,<br />

viel Neues entdecken und viel Interessantes erfahren.<br />

Die kulinarische Weinprobe bei den Heuchelberger Weingärtnern<br />

war gespickt mit önologischen<br />

Fakten, charmant vorgetragenen<br />

Anekdoten und begleitet<br />

von mancherlei Köstlichkeiten<br />

aus der regionalen Küche.<br />

Das für viele Teilnehmer zunächst<br />

unscheinbare Ziel dieser<br />

Klassenfahrt konnte schlussendlich<br />

überraschen, überzeugen<br />

und so manchen auch ein<br />

bisschen verzaubern.<br />

9. Dezember 2017<br />

Nottwil glänzt auf dem Massenbacher Weihnachtsmarkt<br />

Die Freude über die Zusage der <strong>Nottwiler</strong>, sich am Weihnachtsmarkt<br />

in Schwaigern-Massenbach zu beteiligen, war<br />

groß und erfüllte die Organisatoren auch ein bisschen mit Stolz.<br />

Die Beteiligung der Schweizer Städtepartner war auf den Plakaten<br />

gesondert angekündigt worden und zog die Besucher in<br />

ihren Bann. Die stimmungsvolle Atmosphäre im Hof des schmucken<br />

Barockschlosses sprach für sich. Typisch schweizerisch<br />

sollte das Angebot sein. Was lag da näher als Raclette-Brot und<br />

Glühmost zu offerieren und den Weihnachtsmarkt um eine<br />

weitere Duftnote zu bereichern.<br />

Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />

67 <strong>2018</strong>


Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

Die Kulturpreisträger von 2002 bis 2017<br />

Seit 2003 wird am traditionellen <strong>Nottwiler</strong> Neujahrsapéro<br />

der ‹<strong>Nottwiler</strong> Stern› an eine Person, eine Personengruppe<br />

oder einen Verein verliehen. Dr. Heinrich Meyer ist der<br />

Preis träger 2017. Er hat im Bereich des Bildungswesen<br />

Heraus ragendes geleistet und bis 2016 die Senioren-Universität<br />

Luzern als Präsident geführt. – Die aktuelle Ehrung<br />

nehmen wir zum Anlass, auch alle bisherigen Preisträger<br />

kurz in Erinnerung zu rufen.<br />

Preisträger Heinrich<br />

Meyer im Gespräch mit<br />

Laudatorin<br />

Monika Burri<br />

Der ‹<strong>Nottwiler</strong> Stern›, ein mit einem Preisgeld von 1 500<br />

Franken sowie einem Baumsetzling dotierten Kultur- und Anerkennungspreis<br />

der Politischen Gemeinde und der Kirchgemeinde<br />

Nottwil wurde erstmals 2003 für das Jahr 2002 verliehen.<br />

Kandidaten können von der <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung<br />

vorgeschlagen werden. Voraussetzung ist, dass sich der Kandidat<br />

oder die Kandidatin in besonderer Weise um Kunst oder<br />

Brauchtum, um die Gesellschaft, Natur und Umwelt oder durch<br />

soziales Engagement verdient gemacht hat. Eine<br />

achtköpfige Jury hat die Aufgabe, die Leistungen der<br />

vorgeschlagenen Kandidaten zu bewerten, den Preisträger<br />

zu bestimmen und die Ehrung vorzunehmen.<br />

Dr. Heinrich Meyer –<br />

Engagement für Bildungsangebote im Alter<br />

Heinrich Meyer hat sich in seiner aktiven Berufszeit<br />

in verschiedenen Funktionen, darunter als Präsident<br />

der Schulpflege und als Gemeindepräsident<br />

(1985 – 1995) erfolgreich für unser Gemeinwesen eingesetzt.<br />

Dafür wurde dem 75-Jährigen die Ehrung als<br />

<strong>Nottwiler</strong> Stern 2017 aber nicht zuteil, sondern vor<br />

<strong>2018</strong> 68<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


allem wegen seines ausserordentlichen Engagements nach seiner<br />

Pensionierung für das Projekt Senioren-Universität Luzern. Von<br />

2005 bis 2016 prägte er die Senioren-Uni als Präsident massgeblich<br />

und entwickelte sie zu einer wertvollen Institution im Bildungswesen.<br />

Sie bietet allen Interessierten für wenig Geld und<br />

ohne Zulassungsbeschränkungen oder Alterslimiten Zugang zu<br />

Vorträgen, Kursen, Seminaren und Exkursionen. Die Bildungsangebote,<br />

die regen Zuspruch auch in den Nachbarkantonen<br />

finden, umfassen unter anderem historische, naturwissenschaftliche,<br />

philosophische und medizinische Themen. Auch <strong>Nottwiler</strong>innen<br />

und <strong>Nottwiler</strong> nutzen deren Angebote. – Laudatorin<br />

Monika Burri wählte eine besondere Form der Würdigung seiner<br />

Leistung, indem sie ein spannendes Zwiegespräch mit dem Geehrten<br />

führte, der seiner Sicht der Dinge sympathisch mit Bescheidenheit,<br />

Charme und Humor Ausdruck verlieh.<br />

Die bisherigen Preisträger<br />

2002<br />

Familie Annemarie und Toni Krummenacher<br />

Der Jahrhundert-Sturm Lothar von 1999 zerstörte im Weiler<br />

Huprächtigen die Kapelle. Annemarie und Toni Krummenacher<br />

und ihre fünf Söhne bauten die Kapelle binnen zweier Jahre in<br />

ihrer Freizeit wieder auf. Sinnigerweise wurde für die Dachkonstruktion<br />

der neuen Kapelle Sturmholz von Lothar verwendetet.<br />

2002 konnte die wiederaufgebaute Kapelle Huprächtigen<br />

eingeweiht werden. – Die Familie Krummenacher war erste<br />

Preisträgerin des <strong>Nottwiler</strong> Sterns.<br />

2002. Familie Annemarie und Toni Krummenacher 2003. Ernst Kost<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

69 <strong>2018</strong>


2003<br />

Ernst Kost (postum; †10.12.2003)<br />

Die Jury hatte ihre Wahl bereits getroffen, da verstarb der<br />

Preisträger in spe vier Wochen vor seiner Ehrung. Coiffeurmeister<br />

Ernst Kost zog 1956 nach Nottwil. Sein Herzensanliegen<br />

war der Bau eines Wanderweges mit Sitzbänkli am Sempachersee.<br />

Ernst Kost wurde der «Vater» von insgesamt 40 Sitzbänkli.<br />

Er schnitt die Bretter für die Bänkli zu und kümmerte sich Jahrzehnte<br />

lang persönlich um den Unterhalt. – In Erinnerung an<br />

sein Wirken wurde ein Plätzli am See – mit Sitzbänkli, Baum<br />

und Gedenkstein – nach Ernst Kost benannt.<br />

2004<br />

Samichlausengruppe Nottwil<br />

In Nottwil wird der Chlauseinzug als Traditionsanlass noch<br />

heute gefeiert und das Beschenken der Kinder seit Jahrzehnten<br />

gepflegt. Auch die klassische Chlaustätigkeit mit den beliebten<br />

Familienbesuchen verrichtet die Samichlausengruppe ehrenamtlich.<br />

Ihre Ehrung wurde etwas Besonderes, weil die zwölf<br />

Samichläuse eine Show inszenierten und Anekdoten aus ihrer<br />

Tätigkeit erzählten. – Eine Auszeichnung für die selbstlose<br />

Pflege des Brauchtums und der Kultur.<br />

2005<br />

Kultur- und Erwachsenenbildung Nottwil (KuEB)<br />

Der 1975 gegründete Verein leistete Einzigartiges im<br />

Bereich kultureller Aktivitäten und in der Erwachsenenbildung.<br />

15 bis 20 Veranstaltungen sowie Kurse für alle Altersstufen<br />

werden Jahr für Jahr organisiert. Höhepunkt waren 1986 die<br />

2004. Samichlausengruppe Nottwil 2005. Kultur- und Erwachsenenbildung Nottwil<br />

<strong>2018</strong> 70<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne


Herausgabe des Buches «Nottu vor 60 Johre – lueg zrogg för<br />

öbermorn» und die damit zusammenhängenden Feierlichkeiten.<br />

Ganz Nottwil war damals auf den Beinen. – Die KuEB wurde in<br />

ihrem Jubiläumsjahr für ihr Engagement zur Förderung der Gemeinschaft<br />

geehrt.<br />

2006<br />

Fritz Gerstenkorn (Aktives Alter)<br />

Er war als Vorstandsmitglied von ‹Aktives Alter Nottwil›<br />

Leiter von unzähligen Wanderungen und Organisator der Jahresausflüge.<br />

Er engagierte sich beim Thema ‹Natur und Leben›<br />

in der KuEB, aber auch als führender Mitarbeiter bei der Organisation<br />

von «Gsond ond zwäg» der Pro Senectute. Fritz<br />

Gersten korn leistete mit seinem Wirken einen wertvollen<br />

Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit und guten Lebensqualität<br />

von Seniorinnen und Senioren.<br />

2007<br />

Familie Renggli (über 3 Generationen)<br />

Als ‹Spinner› und ‹Chörnlipicker› wurde die Familie<br />

Renggli vom Hof Cholholz einst verspottet. Die Familie leistete<br />

unbeirrt Pionierarbeit als biologischer Vorzeigebetrieb<br />

und wurde zum Ausbildungshof für Praktikanten aus der<br />

Schweiz und europäischen Ländern, sogar von Brasilien. Im<br />

Hofverkauf werden hochwertige Bio-Produkte angeboten. Die<br />

Familie wurde ebenfalls für artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet.<br />

Führungen und Gastronomieangebote ergänzen das<br />

Angebot. Ein <strong>Nottwiler</strong> Stern für Mut, Geduld und Beharrlichkeit.<br />

2006. Fritz Gerstenkorn 2007. Familie Renggli (über 3 Generationen)<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

71 <strong>2018</strong>


2008<br />

Flüss Kapellengenossenschaft<br />

Die Aussicht von der Flüss Kapelle auf die Alpenkette bis<br />

in den Schwarzwald ist traumhaft. Die Wallfahrtskapelle erfreut<br />

sich grosser Beliebtheit für Hochzeiten, Taufen und andere<br />

Ereig nisse. Die Flüss Kapellengenossenschaft unterhält das<br />

Kleinod, ermöglicht unbürokratisch Veranstaltungen und jederzeit<br />

den Zugang zur Kapelle.<br />

Genossenschafter sind die Bauern mit Höfen im «Dreigemeindeeck»<br />

von Nottwil, Ruswil und Buttisholz. Eine beispielhafte,<br />

gemeinnützige Zusammenarbeit über drei Gemeinden.<br />

2009<br />

Silvano Stanga<br />

Als lokaler Fledermaus-Experte inventarisiert und überwacht<br />

Silvano Stanga die Fledermausquartiere in den Kirchen<br />

von Nottwil und Buttisholz. Er macht Pflanzen- und Tierbeobachtungen<br />

und dokumentiert die Ergebnisse für die Umweltschutzkommission.<br />

Als Präsident des Vereins ‹Naturraum oberer<br />

Sempachersee› organisiert er Arbeitseinsätze für die Pflege von<br />

renaturierten Abschnitten am Seeufer und leitet Vogelexkursionen.<br />

Stanga wurde für sein unermüdliches Wirken für die<br />

Natur und die Umwelt ausgezeichnet.<br />

2010<br />

Walter Estermann<br />

Walter Estermann war langjähriges Vorstandsmitglied,<br />

Schiedsrichter, Trainer und Berichterstatter für die erfolgreichen<br />

Handballerinnen von Spono Nottwil. Als beliebter Wirt<br />

2008. Flüss Kapellengenossenschaft 2009. Silvano Stanga 2010. Walter Estermann<br />

<strong>2018</strong><br />

72<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne


des <strong>Nottwiler</strong> Seebades sorgt er Jahr für Jahr für erfrischende<br />

Getränke und ein kleines aber feines kulinarisches Angebot. Estermann<br />

ist zuständig für Ordnung im Seebad und gleichzeitig<br />

ein freundlicher und hilfsbereiter Chef der <strong>Nottwiler</strong> Badi. Den<br />

<strong>Nottwiler</strong> Stern empfing er für sein Engagement in der Jugendarbeit<br />

und für das Vereinsleben im Allgemeinen.<br />

2011<br />

Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt<br />

Zeit haben, Zeit nehmen, Zeit schenken! – ist das Motto der<br />

Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt. Engagierte Frauen und<br />

Männer begleiten Betagte bei Arztbesuchen oder Einkäufen,<br />

leisten Hilfe im Heim-Alltag, übernehmen an Wochenenden den<br />

Service in der Cafeteria und haben immer Zeit für einen Schwatz<br />

oder ein Spiel. Die Freiwilligengruppe bringt Freude, Licht,<br />

Spass und frischen Wind sowie Neuigkeiten aus der Gemeinde<br />

ins Zentrum Eymatt.<br />

2012<br />

Jacqueline Willimann<br />

Als Primarlehrerin, Schulpflegemitglied und deren Präsidentin,<br />

als Gemeinderätin für Bildung und Kultur und Präsidentin<br />

der KuEB hatte Jacqueline Willimann längst einen<br />

Promi-Status. Seit 1975 ist sie in Nottwil aktiv. Zahlreiche<br />

Anlässe gehen auf ihre Initiative zurück. Und als Präsidentin<br />

des Partnerschaftskomitees Nottwil-Schwaigern prägte und<br />

vertiefte sie die Freundschaft mit der deutschen Partnerstadt.<br />

Jacqueline Willimann ist omnipräsent, jederzeit bereit anzupacken,<br />

wenn gestalterische, kreative Talente gefragt sind.<br />

2011. Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt 2012. Jacqueline Willimann<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

73 <strong>2018</strong>


Liste der Preisträger «<strong>Nottwiler</strong> Stern»<br />

Jahr Preisträger Anlass<br />

2002 Familie Annemarie und Toni Wiederaufbau Kapelle Huprächtigen<br />

Krummenacher<br />

2003 Ernst Kost, gest. 10.12.2003 Sitzbänkli, Seeweg nach Sursee<br />

2004 Samichlausengruppe Nottwil Chlauseinzug, Familienbesuche<br />

2005 Kultur und Erwachsenenbildung<br />

Nottwil (KuEB)<br />

30 Jahr-Jubiläum,<br />

kulturelles Wirken und Schaffen<br />

2006 Fritz Gerstenkorn Aktives Alter Nottwil<br />

2007 Familie Renggli<br />

(3 Generationen)<br />

Pionierarbeit Bio-Landwirtschaft;<br />

Hof Cholholz<br />

2008 Flüss Kapellengenossenschaft Bewirtschaftung / Unterhalt für die<br />

Allgemeinheit<br />

2009 Silvano Stanga Engagement für Natur und Umwelt<br />

2010 Walter Estermann Vereins- und Jugendarbeit<br />

2011 Freiwillige Gruppe Zentrum Engagement für Betagte<br />

Eymatt<br />

2012 Jacqueline Willimann Öffentliches Engagement in Behörden,<br />

Vereinen und OKs<br />

2013 Brass Band Feldmusik Nottwil 100 Jahre Dorfmusik, gegründet 1913<br />

2014 Stephan Troxler Diskreter, kreativer und liebenswürdiger<br />

Netzwerker<br />

2015 Flachlandruugger Nottwil Guggenmusig – Fasnachtskultur<br />

2016 Sepp und Agnes Birrer Engagement für Sehbehinderte<br />

Besuchsdienst<br />

2017 Dr. Heinrich Meyer Senioren-Uni<br />

<strong>2018</strong><br />

74<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne


Auszeichnungsbereiche<br />

Einzelpersonen<br />

Gruppen, Familien, Vereine<br />

Kunst<br />

Brauchtum<br />

Soziales / Gesellschaft<br />

Vereinsarbeit<br />

Natur / Umwelt<br />

Ernst Kost-Platz<br />

x<br />

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Total 8 8 0 2 7 3 4<br />

x<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

75 <strong>2018</strong>


2013. Brass Band Feldmusik Nottwil (bbfn) 2014. Stephan Troxler<br />

2013<br />

Brass Band Feldmusik Nottwil (bbfn)<br />

2013 feierte die bbfn an einem tollen Jubiläumsfest ihr<br />

100-jähriges Bestehen. In ihrer langen Geschichte hat die bbfn<br />

viele Jugendliche an die Blasmusik herangeführt. Die bbfn begeistert<br />

mit ihren Klängen an regionalen, kantonalen und eidgenössischen<br />

Musikfesten und gestaltet den musikalischen<br />

Rahmen bedeutender öffentlicher Veranstaltungen in Nottwil.<br />

1973 legte die Brass Band Feldmusik Nottwil mit ihren Kontakten<br />

zur Stadtkapelle Schwaigern den Grundstein für die 2009<br />

formell besiegelte Städtepartnerschaft zwischen Nottwil und<br />

Schwaigern.<br />

2014<br />

Stephan Troxler<br />

Ein <strong>Nottwiler</strong> Urgestein, Stephan Troxler, ist hier geboren<br />

und aufgewachsen. Er kennt Kreti und Pleti, und er liebt, schätzt,<br />

pflegt und achtet Traditionen. Als Florist und Sakristan integriert<br />

Stephan Troxler Schätze aus Wald und Wiese in floristische<br />

Meisterwerke, die der Kirche und den Veranstaltungen eine<br />

besondere Note verleihen. Sein Wissen und Können gibt er an<br />

Kursen und in Arbeitsgruppen weiter. Und er ist ein begnadeter<br />

Vermittler zwischen Jung und Alt. Stephan Troxlers Lachen und<br />

seine positive Grundhaltung sind ansteckend und wohltuend.<br />

2015<br />

Flachlandruugger Nottu<br />

Die Fasnacht hat in der Region und in Nottwil eine lange<br />

Tradition. Die Flachlandruugger Nottwil bestehen seit 1974 als<br />

Verein und organisieren seit 1985 als Höhepunkt in der Fas-<br />

<strong>2018</strong><br />

76<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne


2015. Flachlandruugger Nottu 2016. Sepp und Agnes Birrer<br />

nachtswoche im Zentrum Sagi den Event «Monster». Die Begeisterung<br />

für die kakophonischen Klänge zur Narrenzeit kennt mit<br />

den Flachlandruuggern, die auch gern gesehene Gäste an regionalen<br />

Fasnachtsveranstaltungen sind, keine Grenzen. Die<br />

Flachlandruugger sind aus dem kulturellen Angebot Nottwils<br />

kaum mehr wegzudenken.<br />

2016<br />

Sepp und Agnes Birrer (Ehepaar)<br />

Sepp engagierte sich als Vorstandsmitglied der Sektion<br />

Luzern des Schweizerischen Blindenverband, davon 10 Jahre<br />

als Präsident. Für Sehbehinderte organisiert er monatliche<br />

Treffen mit kulturellen und gesellschaftlichen Inhalten. Als<br />

Berater und Begleiter steht Sepp im Besuchsdienst des SPZ Patienten<br />

und im Alterszentrum Eymatt Bewohnern beratend zur<br />

Seite. Bei allen seinen Einsätzen wird er von seiner Frau Agnes<br />

tatkräftig unterstützt. Sie wirkt ihrerseits seit vielen Jahren in<br />

der Sterbebegleitgruppe mit und gemeinsam betreuen sie regelmäsig<br />

Demenzpatienten.<br />

Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />

77 <strong>2018</strong>


Ruedi Egli<br />

Ein Leben für den Bauernstand<br />

Während dreier Jahrzehnte lenkte Ruedi Egli als Geschäftsführer<br />

die Geschicke der aufstrebenden Genossenschaft Nottwil-<br />

Buttisholz, der heutigen Landi. Geprägt von seinen eigenen<br />

Kindheitserfahrungen setzte er sich mit Ideen und Feuer im<br />

Herzen für das Wohlergehen des hiesigen Bauernstandes ein.<br />

Auch als Gemeindeammann (Finanzvorstand) und Mitglied<br />

verschiedener Vereine hinterliess er Spuren.<br />

Das inhaltliche Konzept der ‹<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>› sieht vor,<br />

Persönlichkeiten zu porträtieren, die dem Gemeinwesen in besonderer<br />

Weise gedient haben. Aus diesem Anlass ermunterte<br />

das Chronikteam Ruedi (Rudolf) Egli, sich zu erinnern …<br />

Fragt man alteingesessene Notteler, ob ihnen der Name<br />

Ruedi Egli etwas bedeutet, erinnern sie sich schnell an einen<br />

vitalen Mann und engagierten Macher: «Der war doch der Geschäftsführer<br />

unserer Landi …» oder «… in den 80ern war er Gemeindeammann»,<br />

aber auch «Ja, natürlich, wir treffen uns noch<br />

regelmässig …», hört man die angefragten Frauen und Männer<br />

respektvoll erzählen.<br />

Das Wirken von Ruedi Egli in Nottwil fällt in die Zeit von<br />

1960 bis 1990, während der die Bevölkerung von 1 200 auf über<br />

2 000 Einwohner anstieg. Neben ein paar Gewerblern war die<br />

Paiste AG der einzige grössere Industriebetrieb im Dorf. Nottwil<br />

war 1960 ein vor allem landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit<br />

zahlreichen kleineren und grösseren Höfen. Die Bauern waren<br />

in der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz (heute Landi) organisiert.<br />

Die Landwirtschaft befand sich im Umbruch, und<br />

manche Bauern befanden sich wirtschaftlich in einer ungemütlichen<br />

Lage.<br />

Ruedi Egli, selber Bauernsohn, trat seine Stelle als Geschäftsführer<br />

der Genossenschaft am 1. Juni 1960 an.<br />

<strong>2018</strong><br />

78<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


NA: Herr Egli, wie und warum wurden Sie Geschäftsführer<br />

der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz?<br />

Egli: Überraschend eigentlich, denn das hatte niemand erwartet.<br />

Aber das ist eine besondere Geschichte. Wollen Sie die<br />

hören?<br />

Ja, gerne.<br />

Ich hatte mich 1956 in meine Frau verliebt. Sie war die<br />

Tochter von Toni Wandeler, der im Jahr zuvor als Gemeindeammann<br />

abgewählt worden war. Damals ging es in Nottwil politisch<br />

ziemlich ruppig zu und her, weil die Familien Wandeler<br />

und Schürch, aus der der Gemeindepräsident stammte, zerstritten<br />

waren. – Ich war in der Feldmusik und 1956 fand in Nottwil<br />

der Musiktag statt. Der Bruder des Gemeindepräsidenten, Walter<br />

Schürch, war als Finanzchef im OK und bestand darauf, dass<br />

ich wegen meiner Beziehung zur Wandeler-Tochter vom Musiktag<br />

ausgeschlossen werde. Deshalb wurde ich für einige Monate<br />

aus der Feldmusik ausgeschlossen.<br />

Eigenartige Methoden, aber ob Streit oder Eifersucht, was<br />

ist daran das Überraschende im Zusammenhang mit der<br />

Geschäftsführer-Stelle?<br />

Dieser Finanzchef des OKs, Walter Schürch, hat mir im Dezember<br />

1959 völlig unerwartet seine Stelle als Geschäftsführer<br />

der Genossenschaft angeboten. Ich war natürlich begeistert, besprach<br />

mich aber zunächst mit meinen künftigen Schwiegereltern,<br />

um sie nicht zu brüskieren, denn meine Frau und ich<br />

hatten uns im Dezember des gleichen Jahres eben erst verlobt.<br />

Wirklich speziell, da hatten sich zwischenzeitlich also die<br />

Wogen geglättet. Aber deswegen sind Sie ja nicht als<br />

Geschäftsführer auserkoren worden. Was waren bis dahin<br />

denn ihre beruflichen Stationen?<br />

Ich habe bei der Genossenschaft Sursee eine KV-Lehre<br />

gemacht und 1951 abgeschlossen. Und bis zu meiner Wahl in<br />

Nottwil habe ich Berufserfahrungen bei der Genossenschaft<br />

Luzern sowie dem VLGZ 1 Hergiswil am See und in Sursee gesammelt.<br />

Übrigens: Bei meiner Wahl habe ich auf der Protokollierung<br />

einer Bedingung bestanden, wonach mich der Vorstand<br />

nach 30 Jahren entlassen müsse, falls ich dann nicht von selber<br />

gehen sollte. Ich bin dann 1990 aber selber gegangen, weil ich<br />

aus den Erfahrungen in anderen Genossenschaften feststellen<br />

musste, dass es nicht gut ist, wenn Geschäftsführer allzu lange<br />

bleiben.<br />

1 VLGZ = Verband<br />

Landwirtschaftliche<br />

Genossenschaften der<br />

Zentralschweiz<br />

Ruedi Egli<br />

79 <strong>2018</strong>


In Anerkennung seiner<br />

Verdienste für die<br />

Landwirtschaftliche<br />

Genossenschaft wird<br />

Ruedi Egli an der Generalversammlung<br />

1990<br />

von Präsident Josef<br />

Ziswiler (†), Buttisholz,<br />

eine Treichel überreicht.<br />

Rechts im Bild: Urs<br />

Limacher, Geschäftsführer<br />

seit 1990.<br />

Gab es besondere Heraus forderungen in der Genossenschaft<br />

Nottwil-Buttisholz?<br />

Ich habe die Genossenschaft bei einer Million Franken<br />

Umsatz übernommen. Aber den Bauern ging es zu dieser Zeit<br />

nicht gut, manche konnten ihre notwendigen Einkäufe kaum<br />

bezahlen, 360 000 Franken blieben offen und waren gestundet.<br />

Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation der Bauern sah<br />

ich in der Fleischproduktion mit der Schweinezucht und -mast,<br />

die damals aufkam und die ich in Nottwil konsequent förderte.<br />

Wir hatten Bauern, denen das Geld fehlte, um selber Schweine<br />

zu kaufen. Diesen Bauern haben wir Schweine und Futter zur<br />

Lohnmast geliefert und ihnen pro schlachtreifes Schwein zwischen<br />

40 und 100 Franken vergütet.<br />

Das hat aber gewiss auch Widerstände hervorgerufen?<br />

Ich wurde deshalb oft kritisiert, weil wir anderen Mastbetrieben<br />

Konkurrenz machten. Aber für die einkommensschwachen<br />

Bauern war das ein Segen, sie kamen zu Geld, konnten<br />

ihre Schulden tilgen und schliesslich eigenverantwortlich wirtschaften<br />

und sich ihre Existenz sichern.<br />

<strong>2018</strong> 80<br />

Ruedi Egli


Wir hatten uns auch auf Mischfutter spezialisiert und mit<br />

einer modernen Silo- und Mischfutteranlage jährlich 6 000 bis<br />

7 000 Tonnen produziert. Für den Bau dieser Anlage wurden von<br />

1974 bis 1976 1,7 Millionen Franken investiert, und mit ihr<br />

haben wir auch neue Verfahren, beispielsweise mit dem Beimischen<br />

von Fett, angewandt, was zu staubarmem und kalorienreicherem<br />

Futter führte.<br />

Die Genossenschaft entwickelte sich im Verlaufe der Zeit<br />

zur zweitgrössten und sehr erfolgreichen Genossenschaft der<br />

Zentralschweiz mit zehn Millionen Franken Umsatz. Und meine<br />

Mitarbeiter und ich haben etwas erreicht, was keine andere Genossenschaft<br />

geschafft hatte. Wir konnten mit unseren Produkten<br />

und Diensten 92 % unseres Rayons Nottwil-Buttisholz abdecken.<br />

Diese Quote war der Dank und die Anerkennung der<br />

Bauern dafür, dass wir mit ihnen immer fair und anständig geschäftet<br />

haben.<br />

Ruedi Egli hat sein ganzes berufliches Schaffen der Landwirtschaft<br />

gewidmet und sich als sozialer und kompetenter Geschäftspartner<br />

einen ausgezeichneten Ruf erworben. Neben der Funktion<br />

des Geschäftsführers der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz wurde<br />

er 1964 Geschäftsführer der «Grasteeri» Oberkirch (heute Trocknungsanlage<br />

Oberkirch) die er bis 1984 führte. 1962 gründeten die<br />

Genossenschaften, die selber Mischfutter produzierten, die «G-Vereinigung»<br />

2 , die 1979 mit zwei Partnern in Rickenbach mit dem Sonnhof<br />

einen Schweinezuchtbetrieb kaufte. Im Betrieb mit 80 Moren (Mutterschweinen),<br />

dem Egli als Verwaltungsratspräsident vorstand,<br />

wurde Pionierarbeit in der Primärzucht (keimfreie Betriebe) geleistet.<br />

Und in der bäuerlichen Schweinevermarktungsorganisation AG<br />

für SPF Tiere 3 war er zwölf Jahre im Verwaltungsrat.<br />

1979 wurde Ruedi Egli als Gemeindeammann in den Gemeinderat<br />

gewählt. Das Amt war damals sehr arbeitsintensiv und umfasste<br />

ein Pensum von nahezu 60 %, weshalb im gleichen Jahr erstmals ein<br />

Gemeindebuchhalter angestellt wurde. In seine Ära als Gemeindeammann<br />

fiel die Aussenrenovation des ‹Alten Schulhauses 1914›<br />

sowie der Ausbau der Oberarigstrasse. Und Ende 1984 war Egli auch<br />

bei den ersten, noch strikt geheimen Sondierungsgesprächen für die<br />

Ansiedlungspläne des SPZ involviert, dessen Realisierung schliesslich<br />

den grössten Entwicklungsschub in der Gemeinde auslöste.<br />

Nach dem Ausscheiden als Geschäftsführer der Genossenschaft<br />

wirkte Ruedi Egli mit einem Vollpensum als Obmann der kantonalen<br />

Katasterschätzer in den Gemeinden Sempach und Hochdorf und<br />

schätzte bis ins Jahr 2000 sämtliche Käsereien im Kanton Luzern<br />

ein.<br />

2 G-Vereinigung<br />

= Genossenschaftsvereinigung<br />

3 AG für SPF Tiere =<br />

Aktiengesellschaft für<br />

Spezifisch Pathogen<br />

Freie Tiere<br />

(heute Agrifera AG)<br />

Ruedi Egli<br />

81 <strong>2018</strong>


Jäger Ruedi Egli am<br />

Ort seiner Leidenschaft,<br />

bei der Jagdhütte im<br />

Eierwald<br />

Herr Egli, ihre Tätigkeiten haben sich offensichtlich<br />

jahrelang überschnitten. Wie haben Sie es geschafft,<br />

die Gleichzeitigkeit der verschiedenen Aufgaben<br />

überhaupt auf die Reihe zu bekommen?<br />

Ich denke heute oft, dass es Wahnsinn war, was ich damals<br />

meiner Familie und mir zugemutet habe. Ich war ja immer fort,<br />

weil ich an allen Ecken und Enden dabei war. Wir sind viel in<br />

den Beizen gesessen, da sind die Geschäfte<br />

gemacht worden. Ich kam nach<br />

Hause, zog mich um und ging gleich<br />

wieder. Ich weiss nur eines mit Sicherheit:<br />

Ohne meine liebe Frau hätte das nie funktioniert.<br />

Sie hat unsere fünf Kinder, drei<br />

Buben und zwei Mädchen, praktisch<br />

alleine grossgezogen. Es war überhaupt<br />

nicht selbstverständlich, dass sie das alles<br />

mitgemacht hat und dafür bin ich ihr sehr,<br />

sehr dankbar. Ich hatte ein Riesenglück<br />

mit meiner Familie.<br />

Ruedi (Rudolf) Egli<br />

8.4.1932 geboren in Sursee<br />

1939 früher Tod des Vaters<br />

1944 Zuzug auf den Hof Figlisberg<br />

in Nottwil<br />

1960 Heirat mit Josy Wandeler<br />

(5 Kinder)<br />

1960–1990 Geschäftsführer der<br />

Genossenschaft Nottwil­<br />

Buttisholz (heute Landi)<br />

1979–1986 Gemeindeammann<br />

1990–2000 Obmann kantonaler<br />

Katasterschätzer<br />

Sempach und Hochdorf<br />

Trotz der Fülle seiner Aufgaben hat sich<br />

Ruedi Egli auch in Vereinen betätigt. Fast<br />

drei Jahrzehnte spielte er in der Feldmusik<br />

Nottwil Trompete. Als aktiver Schütze schoss<br />

er in früheren Jahren für die Feldschützen<br />

Nottwil. Bei den Feldschützen zeichnete er<br />

sich 1972 als OK-Präsident des Standeinweihungsschiessens<br />

für das neue Schützenhaus<br />

Eggerswil aus, wofür ihm die Ehrenmitgliedschaft<br />

verliehen wurde. Und schliesslich war<br />

er von 1974 bis 1983 noch Präsident des Verschönerungsvereins<br />

Nottwil (heute Gewerbeverein<br />

Nottwil).<br />

Warum haben Sie alle diese Belastungen<br />

auf sich genommen, konnten Sie nicht<br />

Nein sagen?<br />

Vielleicht habe ich die Gene meines<br />

Grossvaters mitbekommen, der war ein<br />

umtriebiger Macher, und das bin ich auch<br />

gewesen. Nach verschiedenen Stationen<br />

als Bauer hat er seine Familie 1909 auf<br />

den Figlisberg gebracht, wo er einen Hof<br />

mit 100 Jucharten erworben hatte.<br />

<strong>2018</strong> 82<br />

Ruedi Egli


Wenn Sie schon vom Figlisberg sprechen, bleiben wir<br />

doch dort, wo Sie einen wesentlichen Teil Ihrer Jugend<br />

verbracht haben. Erzählen Sie uns doch von Ihrer<br />

Jugendzeit.<br />

Gern, aber geboren wurde ich in Sursee und dort bin ich<br />

auch bis zur 5. Klasse in die Schule gegangen. Mein Grossvater<br />

hatte einst von einer Tante in Sursee ein Heimetli gekauft, das<br />

Strumpferheimetli. Und sein ältester Sohn, mein Vater, wurde<br />

als Bauer auf diesen Hof geschickt. Ich war der Drittjüngste von<br />

13 Kindern, die zwischen 1920 und 1939 geboren worden sind,<br />

zwei sind früh gestorben. Noch bevor meine jüngste Schwester<br />

im Dezember 1939 zur Welt kam, starb unser Vater im August<br />

im Alter von nur 49 Jahren. Der Tod des Vaters war für unsere<br />

Mutter mit ihrer grossen Familie sehr hart. Mein ältester Bruder<br />

konnte deshalb seine Schreiner-Lehre nicht antreten. Er musste<br />

den kleinen Hof übernehmen und zusammen mit der Mutter,<br />

dem zweitältesten Bruder und der Schwester Anna für uns<br />

sorgen. Wir hatten einen guten Zusammenhalt in der Familie,<br />

und das war unser grosses Glück. Viele halbverwaiste Kinder<br />

wurden damals von den Behörden in Heime gesteckt. Trotz des<br />

frühen Todes des Vaters erlebten wir dank der fürsorglichen<br />

Mutter, meiner älteren Brüder und Schwestern eine nicht leichte,<br />

aber die schönste Jugendzeit.<br />

Wann sind Sie denn auf den Figlisberg gekommen?<br />

1944. Onkel Alois wechselte damals ins Schwarzholz und<br />

wir konnten vom Strumpferheimetli auf den Figlisberg umziehen.<br />

Das schönste an der 6. Klasse, die ich in Nottwil besuchte,<br />

war der Schulweg. 1945 / 46 war ich dann für ein Jahr in der Sekundarschule<br />

Sempach. Weil einer meiner Onkel Pfarrer war,<br />

dachten er und eine Tante, ich müsste auch Geistlicher werden<br />

und schickten mich 1946 in einen Vorkurs nach Einsiedeln. Das<br />

war aber nicht mein Ding. Ich kam zurück an die Mittelschule<br />

in Sursee und begann 1948 meine KV-Lehre bei der Genossenschaft<br />

Sursee.<br />

Und damit schliesst sich der beeindruckende Kreis Ihres<br />

Lebenslaufes. Nehmen wir richtig an, dass sich in Ihrer<br />

Jugendzeit auch Ihr soziales Verantwortungsbewusstsein<br />

ausprägte und darin das spätere Engagement für den<br />

Bauernstand gründet?<br />

Gewiss, ich will mir gar nicht ausmalen, was mit uns hätte<br />

passieren können, seit ich um die bedenklichen Zustände in<br />

vielen Kinderheimen bis in die 70er-Jahre hinein weiss. Wegen<br />

Ruedi Egli<br />

83 <strong>2018</strong>


Epilog<br />

Edith Schwander, Mitglied des Chronikteams,<br />

die beim Interview mitgewirkt<br />

hat, hat aus ihrer eigenen Jugendzeit in<br />

einer <strong>Nottwiler</strong> Bauernfamilie wache<br />

Erin nerungen an das Wirken von Ruedi<br />

Egli, die sie so zusammenfasst: «Das<br />

soziale Engagement und das Ver ant wortungs<br />

bewusstsein von Ruedi Egli waren<br />

beispielhaft. Er schaute regelmässig bei<br />

allen Bauern vorbei, auch bei jenen, die<br />

nicht immer gleicher Meinung mit ihm<br />

waren. Er erkundigte sich mit Empathie,<br />

ob alles gut läuft und bot Hilfe bei der<br />

Lösung von Problemen an. Ruedi Egli war<br />

für alle Bauern so etwas wie ein Beistand,<br />

ein Beistand in einer ganz unauffälligen,<br />

aber wirksamen Art.»<br />

der dankbaren Erfahrungen an meine Kindheit habe ich mich<br />

später auch um meine älteren Geschwister gekümmert. Dieses<br />

Glück und diese Erfahrungen waren wohl auch der Antrieb für<br />

mein Engagement für den Bauernstand, in dem ich ja selber<br />

gross geworden bin.<br />

Was machen Sie heute noch gern, haben oder hatten Sie<br />

noch andere Hobbies?<br />

Ich gehe seit 1972 auf die Jagd und ich freue mich, dass ich<br />

noch immer ganz gut zu Fuss unterwegs bin. In unserer Jagdgesellschaft<br />

mit zehn Pächtern herrscht<br />

eine ausgezeichnete Kameradschaft. Ich<br />

war noch bis 2013 Jagdhüttenchef unserer<br />

Jagdhütte, die wir 1989 im Eierwald auf<br />

dem Figlisberg bauen konnten. An diesem<br />

wunderschönen Aussichtsplatz habe ich<br />

unsere festfreudige Gesellschaft oft und<br />

gerne bekochen dürfen.<br />

Und haben Sie als Jäger auch mal einen<br />

kapitalen Bock geschossen?<br />

(lachend) Ja, beides (im Sinne beider<br />

Bedeutungen der Redensart), aber der<br />

eine Bock war ein Weibchen, die Hündin<br />

eines Jagdkollegen. Das hätte natürlich<br />

nicht geschehen dürfen und war damals<br />

auch alles andere als lustig. Selbstverständlich<br />

habe ich ihm dann seinen<br />

Hund ersetzt. Das sind halt so Dinge, die<br />

einem auch einmal passieren können …<br />

<br />

<strong>2018</strong><br />

84<br />

Ruedi Egli


Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />

Schiesssport – Brücke zwischen Jung und Alt<br />

Der 1839 gegründete Verein ‹Feldschützen<br />

Nottwil› ist der älteste und<br />

traditionsreichste Verein im Dorf.<br />

Die Feldschützen zählen heute etwa<br />

50 Mitglieder, die sich im Schiesssport<br />

auf die 300 Meter-Distanz<br />

spezialisiert haben.<br />

Seit je wird eine verbindende Kameradschaft gepflegt, die<br />

immer mal wieder die Motivation und die Energien für die Organisation<br />

von bedeutenden Schützenfesten freisetzte. – Zeit,<br />

einen kleinen Einblick in die Sportart und die bald 180jährige<br />

Geschichte der Feldschützen zu geben.<br />

Sportschiessen, ein Sport für gute Kameradschaft<br />

Schiessen als Sport ist mehr als nur sich hinlegen und auf<br />

eine Scheibe in 300 Meter Distanz zu zielen. Schiessen erfordert<br />

ein hohes Mass an Konzentration sowie ein gutes Zusammenspiel<br />

von Technik und Koordination. Neben einer sauberen Stellung<br />

muss die Atmung, das Zielen und die Schussgabe koordiniert<br />

werden.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen betreiben ihren Sport auf der<br />

eigenen, 1970 erbauten Schiessanlage Eggerswil und teilen den<br />

Stand mit dem eigenständigen Verein ‹Sportschützen Nottwil›,<br />

deren Mitglieder mit dem Kleinkalibergewehr auf die 50 m-<br />

Scheiben zielen.<br />

Ausser dem Sport hat bei den Feldschützen die Pflege der<br />

Kameradschaft grösste Bedeutung. Zu diesem Zweck steht im<br />

Schützenhaus die Schützenstube für etwa 50 Personen zur Verfügung.<br />

Nach den Übungsschiessen, den Bundesübungen, dem<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

85 <strong>2018</strong>


Cup- oder dem GruppenPlauschSchiessen<br />

(GPS) wurde schon so mancher Jass geklopft,<br />

gefachsimpelt und mit einem kühlen<br />

Bier oder Kafi Schnaps angestossen.<br />

Schiesssport verbindet Jung und Alt.<br />

Für Jugendliche von 15 bis 20 Jahren<br />

bieten die Feldschützen seit Jahren Jungschützenkurse<br />

an. Der Altersunterschied<br />

vom ältesten zum jüngsten Aktivmitglied<br />

beträgt 61 Jahre.<br />

Aufmerksame Feldschützen<br />

an der Generalversammlung<br />

2017<br />

Schiessbetrieb im<br />

Schützenhaus Eggerswil<br />

Organisation der Schützen und ihre Sportwaffen<br />

Der Schiesssport ist durch den Schweizerischen Schiesssportverband<br />

(SSV) – einer der grössten Schweizer Sportverbände<br />

mit mehr als 133 000 Mitgliedern und rund 2 660 Vereinen<br />

– klar strukturiert.<br />

Zu den Sportgeräten der Feldschützen gehören neben den<br />

Armeewaffen auch topmoderne Geräte wie das Standardgewehr,<br />

welches auch für internationale Wettkämpfe zugelassen ist. Mit<br />

dieser Sportwaffe begann das bald 20-jährige Bestehen der<br />

Gruppe «GweMaBiNo», ein Wortspiel, welches die Namen ihrer<br />

Mitglieder Pascal Gwerder, Josef-Anton Matter, Walter Matter,<br />

Josef Bisang, Hans Bisang und Nottwil zusammenführt. Bis<br />

heute haben diese fünf Schützen unzählige Erfolge auf Kantonaler<br />

Ebene und Qualifikationen für die Eidgenössischen Gruppenwettkämpfe<br />

erreicht.<br />

An den Vereinswettkämpfen gibt es drei Sportgeräte- und<br />

sechs Alterskategorien. Der Schütze schiesst Stiche als Einzelsportler,<br />

in der Gruppe (5 Schützen) oder als Vereinssportler<br />

(5 – 12 Schützen). Ein Stich definiert ein bestimmtes Schiessprogramm<br />

(Schusszahl, Einzel- oder Kurzfeuer,<br />

Stellung) in den verschiedenen Waffenkategorien<br />

sowie die Scheibenart. Bei<br />

Erreichen vorgegebener Resultate (Limiten)<br />

erhalten die Schützen als Auszeichnung<br />

Kränze und / oder geldwerte Gaben. – Seit<br />

2008 gehören die <strong>Nottwiler</strong> zu den Schweizer<br />

Spitzenvereinen im 300 m-Schiesssport.<br />

Zusammen mit dem Schützenverein<br />

Ruswil sind sie im Amtsschützenverband<br />

Sursee die einzigen in der 1. Kategorie und<br />

gehören damit zu den besten zehn Prozenten<br />

aller SSV-Schützenvereine.<br />

<strong>2018</strong> 86<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen


Neben den klassischen Schützenfesten wie die «Kantonalen»<br />

oder die «Eidgenössischen» beteiligen sich die Feldschützen<br />

auch immer wieder an traditio nellen kleineren Anlässen.<br />

Eindrückliche, schöne Erinnerungen verbinden die Mitglieder<br />

mit den Bergschiessen auf dem Stoos oder auf dem Pragelpass.<br />

Bei schönem Wetter wurden diese jeweils mit einem Familienpicknick<br />

in freier Natur verbunden. – Diese beiden Anlässe<br />

wurden 2007 bzw. 2013 letztmals durchgeführt.<br />

Besonders auch das historische Bauernkriegs-Gedenkschiessen<br />

1 in Heiligkreuz mit der Distanz von 50 Meter stehend.<br />

Die Feldschützen waren drei Jahrzehnte lang bis 2015 dabei.<br />

Zehn Mann starke Gruppen verpflichten sich dabei für zehn<br />

Jahre zur Teilnahme. Der jeweils gruppenbeste Schütze wird mit<br />

einer Wappenscheibe ausgezeichnet, sofern der diese nicht<br />

schon früher gewonnen hat. Andernfalls kriegt sie der Nächstrangierte,<br />

und so verdient sich bis zum Ende der Dekade jedes<br />

Gruppenmitglied seine Wappenscheibe. – Geschossen wird am<br />

Vormittag, und zum Zmittag gibt es im Festzelt als gesellschaftlichen<br />

Höhepunkt traditionell Spatz (Pot au feu) und eine Crèmeschnitte.<br />

Familiäre Stimmung<br />

am Pragelschiessen auf<br />

dem Pragelpass, der die<br />

Kantone Schwyz und<br />

Glarus verbindet<br />

Standartenweihschiessen 2016<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen haben sich immer wieder durch<br />

die Organisation von grösseren Veranstaltungen – oder die Partizipation<br />

daran – ausgezeichnet. Am Eidgenössischen Schützenfest<br />

von 1979 und dem «Luzerner Kantonalen» von 1996<br />

hatten die <strong>Nottwiler</strong> Schützenstände betrieben. 1989 und 2009<br />

wurden zum 150. und 170. Geburtstag des Vereins erfolgreich<br />

Jubiläumsschiessen ausgerichtet, und 2004 fand im Rahmen der<br />

Erneuerung der Standanlagen in Eggerswil ein viel beachtetes<br />

Standerneuerungsschiessen statt.<br />

1 Schweizer Bauernkrieg:<br />

Volksaufstand<br />

von 1653 in der Alten<br />

Eidgenossenschaft.<br />

Auslösende Ereignisse<br />

waren Steuerverweigerungen<br />

der Entlebucher<br />

und Emmentaler<br />

Bauern nach einer<br />

Abwertung der Berner<br />

Währung.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />

87 <strong>2018</strong>


Stolz präsentieren die<br />

Feldschützen 2016 vor<br />

dem Zentrum Sagi ihre<br />

neue Standarte<br />

Das Organisationskomitee 2016<br />

Vereinspräsident Pascal Gwerder<br />

Festakt<br />

Roland Hüsler<br />

OK-Präsident Franz Bisang<br />

Bauten<br />

Josef Bisang<br />

Finanzen Walter Matter<br />

Schiessbetrieb Reto Kaufmann<br />

Sekretariat Petra Sigrist<br />

Personalchef Pius Hüsler<br />

Festwirte Josef-Anton und<br />

Ottilia Matter<br />

Sponsoring Beat Stutz und<br />

Hans Bisang<br />

Auch die 1982 eingeweihte Standarte war damals Anlass<br />

für die Organisation eines Schützenfestes … und lieferte 2016<br />

gewissermassen erneut den Grund dafür: An der inzwischen 34<br />

Jahre alt gewordenen Standarte hatte durch die rege Benützung<br />

der «Zahn der Zeit» genagt. Der Ersatz dieser Standarte lieferte<br />

nach dem Jubiläumsschiessen von 2009 den nächsten Anlass<br />

für ein Schützenfest auf dem Heimstand Eggerswil, das Standartenweihschiessen<br />

2016. Die neue, frisch und modern gestaltete<br />

Standarte symbolisiert die Ausrichtung, die Werte und Ziele<br />

der Feldschützen Nottwil auf treffende Weise.<br />

Mit viel Herzblut und grossem Engagement<br />

organisierte das OK unter der umsichtigen<br />

Leitung von OK-Präsident Franz<br />

Bisang das Schützenfest, das an den<br />

beiden Wochenenden vom 2. bis 4. und 9.<br />

bis 10. September 2016 stattfand. Über<br />

1 200 Schützen aus nah und fern nahmen<br />

an diesen Wochenenden am Schützenfest<br />

teil. Und im Rahmen eines Feldgottesdienstes<br />

vor der Pfarrkirche wurde die<br />

neue Standarte geweiht, der Roland<br />

Hüsler Götti und Sabrina Joos Gotte<br />

standen. – Schliesslich wurde die neue<br />

Standarte den Schützen und der Öffentlichkeit<br />

mit einem Festakt im Zentrum<br />

Sagi vorgestellt.<br />

<strong>2018</strong><br />

88<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen


Wichtige Ereignisse in der Vereinsgeschichte<br />

1839, das Gründungsjahr<br />

Die Gründungsurkunde ist datiert vom<br />

13. Weinmonat (Oktober) 1839 und hat fol-<br />

genden Wortlaut:<br />

Am 13. Weinmonat 1839 war (gab) es<br />

einen Zusammentritt von Jugendfreunden<br />

im Schulhaus bey Nottwil und da beraten<br />

sie, sich zu einer solchen Vereinigung in<br />

unserer Gemeinde anzustellen. Am<br />

10ten vorigen Monats wurde ein Schützenrat<br />

von fünf Mitgliedern gewählt.<br />

Jene sind.<br />

Leodegar Bachmann,<br />

Schützenmeister<br />

Ex. Kaspar Honaur, Pfleger<br />

Franz Marbach, Sohn<br />

Alois Wandeler, Bühl<br />

Anton Bachmann<br />

Gleich im Gründungsjahr,<br />

am 24. / 25. November 1839,<br />

führten die <strong>Nottwiler</strong> schützen ein sogenanntes Frei-<br />

Feldschiessen<br />

durch. Die Distanz<br />

betrug damals 560 Fuss (ca.<br />

170 m). Geschossen wurde (nur stehend) mit<br />

Vorderlader-Standstutzern, welche ein Kaliber von<br />

15 – 16,5 mm aufwiesen. – Mit der Einführung des Feldstutzers<br />

(1851) in der Armee wurde das Kniend schiessen eingeführt und<br />

die Distanz auf 300 bis 360 m (Kaliber 10,4) erhöht.<br />

Die Gründungsurkunde<br />

1857<br />

Gemäss Auszug aus dem Protokollband wurde 1857 ein<br />

neuer Schiessplatz beim Rössli im Ey beschlossen: «Der Wirt<br />

Huber stellt das Gelände inklusive Schützenstand und Zeigerhäuschen<br />

zur Verfügung. Dies hat bis 11. Mai zu erfolgen. Der<br />

Wirt erhält dafür Fr. 20.–.»<br />

Ein Auf und Ab der Mitgliederzahlen zeigt die damals bewegten<br />

Jahre des Vereins. Es gab auch Jahre, in denen keine<br />

Schiessen stattfanden. Gewöhnliche Schiesstage oder Freischiessen<br />

wurden abwechslungsweise beim Restaurant Kreuz,<br />

Rössli oder Bahnhöfli durchgeführt.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />

89 <strong>2018</strong>


1893<br />

Das obligatorische Schiessprogramm wird durch die Verordnung<br />

des Bundesrates 1893 geregelt. Die Gemeinden haben<br />

den Schiessvereinen Schiessplätze mit genügender Sicherung<br />

zur Verfügung zu stellen. Die Scheibeneinrichtungen und die<br />

Sicherung der Zeiger werden durch Vorschriften geregelt.<br />

1914<br />

Obwohl die Feldschützengesellschaft Nottwil schon seit<br />

1839 besteht, konnte erst durch den Beitritt zum Luzerner Kantonal<br />

Schützenverein ein Schützenfest, das ‹Jubelschiessen›<br />

vom 25. – 29. Juli 1914, durchgeführt werden. Seit jeher gelten<br />

an Schützenfesten zwei wesentliche Punkte, was die Bezeichnung<br />

‹Jubelschiessen› trefflich zum Ausdruck bringt: der faire<br />

sportliche Wettkampf und die Pflege der Kameradschaft.<br />

Von oben: erste Fahne<br />

(bis 1892), vierte und<br />

aktuelle Fahne (seit<br />

1967) der Feldschützen<br />

Fahnenweihe 1967 vor<br />

dem Bahnhöfli<br />

1963, Beschluss für Neubau Schützenhaus<br />

Trotz einer lebhaften Schiesstätigkeit reichte es der Sektion<br />

Nottwil in den 50er und anfangs der 60er Jahre nicht für<br />

vordere Ränge. «Mitmachen kommt vor dem Rang» war ein satz, den der damalige Präsident Balz Estermann an manchen<br />

Leit-<br />

Generalversammlungen äusserte.<br />

1963 war aber ein eindrückliches Erfolgsjahr: Goldlorbeer<br />

am «Eidgenössischen» in Zürich, 20. Rang am Jubiläumsschiessen<br />

in Hildisrieden und 1. Rang beim Winterschiessen in Schenkon.<br />

– Und am 14. November 1963 wurde der Neubau des Schützenhauses<br />

und der Ausbau des Scheibenstandes beschlossen.<br />

<strong>2018</strong><br />

90<br />

1967, Fahnenweihe<br />

Als bedeutendstes Symbol<br />

der Feldschützen gilt die Vereinsfahne.<br />

Sie wird bei festlichen<br />

Anlässen stolz vorangetragen,<br />

aber auch ehrenvoll zum<br />

letzten Gruss am Grab verstorbener<br />

Mitglieder gesenkt. Und –<br />

nicht zuletzt – wird mit dem<br />

Banner auch Dorfvereinen bei<br />

der Heimkehr von ihren kantonalen<br />

und eidgenössischen<br />

Festen die Reverenz er wiesen.<br />

Die nach unzähligen Einsätzen<br />

arg in Mitleidenschaft<br />

gezogene dritte Fahne wurde<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen


durch eine neue ersetzt und am 21. Mai 1967 feierlich eingeweiht.<br />

Nach einem reichhaltigen Aperitif im Saal des Restaurants<br />

Bahnhof bewegte sich der Festumzug zum Schulhaus, wo<br />

der eigentliche Festakt mit Reden hoher Dorf-, Vereins- und Verbandsprominenz<br />

stattfand.<br />

Die Gestaltung der neuen Fahne mit ihren vier Deltoiden<br />

und dem Gewehr symbolisieren das Zentrum, das Rot und Weiss<br />

mit den beiden Sternen das Gemeindewappen und das Himmelblau<br />

den Kanton Luzern.<br />

1972, Standeinweihungsschiessen<br />

Ein zähes Ringen um eine gute Lösung dauerte acht Jahre.<br />

Am 1. April 1971 feierte man die Aufrichte für das neue Schützenhaus<br />

Eggerswil. Es bestand den Test mit dem Standeinweihungsschiessen<br />

1972 unter der Führung von OK-Präsident Ruedi<br />

Egli.<br />

1979, 50. Eidgenössisches Schützenfest Luzern<br />

Das 50. Eidgenössische Schützenfest wurde dezentral organisiert.<br />

Dank des Standortes, aber auch dem Engagement des<br />

Vorstandes, wurde auch in Eggerswil geschossen. Mit einem beachtlichen<br />

Aufwand wurde diese Herausforderung (16 Tage)<br />

durch die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen bravourös gemeistert. 44<br />

Männer und Frauen waren als Funktionäre im Einsatz, Zeiger,<br />

Warnerbuebe und -meitli nicht miteingerechnet.<br />

<strong>Nottwiler</strong> Warnerbuebe<br />

und -meitli am Eidgenössischen<br />

1979<br />

1979 OK Stand Eggerswil (v.l.n.r.)<br />

Troxler Kaspar Standchef<br />

Lindemann Werner Wirtschaft<br />

Kaufmann Alois Munition<br />

und Material<br />

Stutz Josef Platzorganisation<br />

Bisang Josef Talonkontrolle<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />

91 <strong>2018</strong>


1991, Elektronische Trefferanzeige<br />

Einbau einer elektronischen Trefferanzeige im Schützenhaus<br />

entsprechend dem aktuellsten technischen Stand.<br />

Die aktiven <strong>Nottwiler</strong><br />

Feldschützen 2017<br />

Resultate seit 2007<br />

Jahr Schützenfest Rang Bemerkung<br />

2007 Luzerner Kantonales 14 Goldkranz<br />

Aufstieg in die<br />

1. Kategorie 2<br />

2 1. Kategorie = beste<br />

10 % der rund 2400<br />

Gruppen der Schweiz<br />

Jahr Schützenfest Rang<br />

2008 Berner Kantonales 109<br />

2009 Schaffhauser Kantonales 114<br />

2010 Eidgenössisches Aarau 129 Goldkranz<br />

2011 Schwyzer Kantonales 115<br />

2012 Aargauer Kantonales 18<br />

2013 Luzerner Kantonales 7<br />

2014 St. Galler Kantonales 78<br />

2015 Eidgenössisches Raron-Visp 189 Silberkranz<br />

2016 Nidwaldner Kantonales 42<br />

<strong>2018</strong> 92<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen


Rückblick der Behörden<br />

Gemeinderat<br />

8. Januar 2016<br />

August 2016<br />

8. August 2016<br />

Oktober 2016<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

Flachlandruugger – <strong>Nottwiler</strong> Stern 2015<br />

Der <strong>Nottwiler</strong> Stern geht an die Guggenmusik Flachlandruugger.<br />

Sie bereichern mit schränzenden Klängen die Fasnachtszeit.<br />

Kirchenrätin Monika Burri konnte zur Verleihung<br />

des <strong>Nottwiler</strong> Sterns 2015 ihre Laudatio halten. Seit 40 Jahren<br />

bringt der Verein fasnächtliche Stimmung ins Dorf. Mit ihren<br />

lautstarken ausgelassenen Monster-Konzerten, mit fantasievollen<br />

Kostümen und aufwändigen Saaldekorationen bieten sie Alt<br />

und Jung eine fasnächtliche Show, die mitreisst und begeistert.<br />

Die <strong>Nottwiler</strong> Fasnacht ist «still alive», sie lebt, das Fasnächtler-Herz<br />

klopft wild und ungebändigt.<br />

Beflaggung Dorf<br />

Die in die Jahre gekommene Beflaggung der Gemeinde<br />

entlang der Strassen wurde durch neue Flaggen ersetzt. Die<br />

aus Schweizer Produktion stammenden Flaggen verschönern<br />

in Zukunft bei besonderen Anlässen oder Feierlichkeiten das<br />

Dorfbild.<br />

Friedhofsanierung 1. Etappe<br />

Im August 2016 begannen die Arbeiten für die Grabfeldsanierung<br />

der Erdbestattungsgräber auf dem Friedhof Nottwil.<br />

Die Spezialarbeiten (Exhumation) wurden durch Mitarbeiter<br />

der Firma Tony Linder & Partner, Altdorf, pietätvoll ausgeführt.<br />

Der erste Teil der Sanierung konnte Ende September<br />

2016 abgeschlossen werden. Eine weitere Sanierungsetappe<br />

für Urnenfamiliengrabfelder und eine Kindergrabstätte erfolgt<br />

im Jahr <strong>2018</strong>.<br />

Altersleitbild Region Sursee<br />

Die SozialvorsteherInnen der Region Sursee Plus haben seit<br />

Mitte August 2016 das Projekt «Altern bewegt – Altersleitbild<br />

für die Region Sursee» lanciert und in zwei Workshops konkretisiert.<br />

15 Gemeinden der Region Sursee erarbeiten unter der<br />

93 <strong>2018</strong>


externen Projektbegleitung von Pro Senectute eine regionale<br />

Alterspolitik. Der Gemeinderat hat dem Projekt Unterstützung<br />

zugesichert. Die Umsetzungsmassnahmen sind eine grosse<br />

Chance, die anstehenden kantonalen Projekte im Altersbereich<br />

gemeinsam umzusetzen (beispielsweise Vollzug der kantonalen<br />

Demenzstrategie <strong>2018</strong> – 2028).<br />

Der Leitbildbericht vom 17. März 2017 formuliert Schwerpunkte<br />

der regionalen Altersarbeit der nächsten zehn bis 15<br />

Jahre. Er stützt sich auf die Visionen und Leitsätze des kantonalen<br />

Altersleitbildes 2010, die in einem breit angelegten<br />

Prozess mit regionalspezifischen Wirkungszielen und Umsetzungsmassnahmen<br />

ergänzt wurden. Hauptziel des Prozesses ist<br />

die Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit in Altersfragen.<br />

Dadurch können zukünftige Herausforderungen der Altersund<br />

Gesundheitspolitik in der Planungsregion Sursee gemeinsam,<br />

effizient und effektiv angegangen werden.<br />

Oktober 2016<br />

November 2016<br />

bis Februar 2017<br />

1. Januar 2017<br />

Anschaffung Weihnachtsbeleuchtung<br />

An der Gemeindeversammlung vom November 2015<br />

wünschte die Bevölkerung, dass die anfallenden Kurtaxen u. a.<br />

für eine Weihnachtsbeleuchtung in der Vorweihnachtszeit eingesetzt<br />

werden. Der Gemeinderat nimmt dieses Anliegen auf<br />

und beschliesst an seiner 1. Sitzung im Januar 2016 dazu ein<br />

Konzept zu erarbeiten. Im April entwirft eine Arbeitsgruppe<br />

erste Ideen. Die Arbeitsgruppe entschied sich dann für ein Sujet,<br />

das speziell zu unserem Dorf passt (Stern am Sempachersee).<br />

Der Gemeinderat beschliesst im Nachgang, die Weihnachtsbeleuchtung<br />

noch im Winter 2016 / 17 erstmals zu installieren.<br />

Umbau Posträumlichkeiten<br />

Mit der Bewilligung eines Sonderkredites an der Gemeindeversammlung<br />

im November 2015 konnten die ehemaligen<br />

Posträumlichkeiten während einer Bauzeit von November 2016<br />

bis Januar 2017 für ihren Bestimmungszweck umgebaut werden.<br />

Die Tagesstrukturen, die Schule, die Spielgruppe, die Brass Band<br />

Feldmusik Nottwil, der Samariterverein sowie weitere Vereine<br />

können inzwischen schöne Räumlichkeiten nutzen.<br />

Einführung elektronische Geschäftsverwaltung (GEVER)<br />

und Erneuerung Gemeinde-Homepage<br />

Per 1. Januar 2017 hat sich die Gemeinde Nottwil für die<br />

Einführung der elektronischen Geschäftsverwaltung (GEVER)<br />

entschieden. Dazu wurde das Programm CMI AXIOMA der<br />

Firma Talus Informatik AG angeschafft. GEVER ist eine inno-<br />

<strong>2018</strong><br />

94<br />

Rückblick der Behörden


vative, erprobte Lösung für das elektronische Führen von Dossiers.<br />

Das Programm gewährleistet das sichere und rechtskonforme<br />

Management digitaler Akten. Gleichzeitig ermöglicht die<br />

Anwendung die Prozesse effizienter abzuwickeln dank optimalem<br />

Zusammenspiel mit anderen betriebswirtschaftlichen Anwendungen.<br />

Gleichzeitig auf den 1. Januar 2017 wird die bestehende<br />

Homepage der Gemeinde Nottwil überarbeitet und den<br />

Neuerungen angepasst.<br />

6. Januar 2017<br />

Mai 2017<br />

15. Mai 2017<br />

September 2017<br />

Rückblick der Behörden<br />

Agnes und Sepp Birrer – <strong>Nottwiler</strong> Stern 2016<br />

Der <strong>Nottwiler</strong> Stern geht an Agnes und Sepp Birrer, Erlenweg<br />

1. Sie begleiten uneigennützig Menschen mit Sehbehinderung,<br />

Demenz und Betagte. Gemeinderätin Edith Schwander<br />

führte in ihrer Laudatio aus, dass Sepp und Agnes Birrer sich<br />

durch ein besonders langes und vertieftes Engagement für Menschen<br />

mit Einschränkungen ausgezeichnet haben. Sie begleiten<br />

und betreuen seit Jahrzehnten mit grossem Sachverstand und<br />

Empathie Sehbehinderte, Querschnittgelähmte, alte Menschen,<br />

Demenzkranke und Sterbende. Agnes Birrer dankte für die Verleihung<br />

des <strong>Nottwiler</strong> Sterns und meinte in aller Bescheidenheit:<br />

«Es könnten hunderte Sterne verliehen werden an <strong>Nottwiler</strong> Menschen,<br />

die sich, wie wir, freiwillig und ehrenamtlich engagieren.<br />

Ihnen allen ist unser Stern ebenso gewidmet.»<br />

Aufwertung Strassenraum mit Stelen<br />

Im Frühjahr 2017 konnten zur Aufwertung des Strassenraumes<br />

entlang der Kantons- und Oberdorfstrasse Stelen aufgestellt<br />

werden. Auf den gestellten Stelen sind Firmenlogos mit<br />

QR-Code angebracht.<br />

Anpassung Siedlungsentwässerungsreglement<br />

Das Siedlungsentwässerungsreglement wurde an der Gemein<br />

de versammlung vom 15. Mai 2017 angepasst und die Tarifordnung<br />

durch eine Vollzugsverordnung ersetzt. Die Änderung<br />

des Reglements umfasste die Einführung des Y-Prinzips.<br />

Das bedeutet, dass alle Leitungen sofort in den betrieblichen Unterhalt<br />

der Gemeinde übernommen werden. In den baulichen Unterhalt<br />

werden die Leitungen nur übernommen, wenn die Zustandsaufnahmen<br />

keine Schäden oder Undichtigkeiten zeigen.<br />

Öffentlicher Begegnungsplatz<br />

Am 14. September 2017 hat der Gemeinderat zu einer ersten<br />

Sitzung in der Entwicklung eines öffentlichen Begegnungsplatzes<br />

eingeladen. Ziel und Zweck eines Begegnungsplatzes soll<br />

95 <strong>2018</strong>


sein: Das Zusammenkommen der Bevölkerung soll gefördert<br />

werden; der Platz soll attraktiv sein, man soll gerne dahin<br />

gehen; Synergien zum Café, Gemeindezentrum, usw. sollen<br />

erzeugt werden; Aufführungen (Konzerte, Theater, usw.) sollten<br />

möglich sein. An zwei Workshops wurden Ideen zusammengetragen.<br />

Die Umsetzung soll im Jahr <strong>2018</strong> erfolgen.<br />

15. September<br />

2017<br />

Inbetriebnahme Schulhauserweiterung 2017<br />

Nach einer rund zwölf Monate dauernden Bauzeit konnte<br />

der Schulhausneubau termingerecht auf das neue Schuljahr<br />

2017 / 18 in Betrieb genommen werden. Am Tag der offenen Tür<br />

und an den Einweihungsfeierlichkeiten vom 15. September 2017<br />

konnten die Schulräume feierlich dem Bestimmungszweck<br />

übergeben werden.<br />

1 Weihnachtsbeleuchtung<br />

1 2<br />

2 umgebaute Posträumlichkeiten<br />

3 Ortsbildaufwertung<br />

mit Stelen<br />

3<br />

<strong>2018</strong><br />

96<br />

Rückblick der Behörden


Fernwärmeheizung<br />

mit dem Ofen im<br />

Vordergrund, dem Russpartikelfilter<br />

und dem<br />

Wärmespeicher<br />

1. Oktober 2017<br />

27. Oktober 2017<br />

Rückblick der Behörden<br />

Inbetriebnahme Fernwärmeheizung<br />

Sowohl die Heizung im Zentrum Sagi als auch die Heizung<br />

im Schulcampus sind nach über 20 Jahren am Ende ihrer Lebensdauer<br />

angekommen. Beide Heizungen müssen dringend erneuert<br />

werden. Dies bietet eine gute Gelegenheit, die Abhängigkeit<br />

vom fossilen Energieträger Öl zu reduzieren. Geplant ist<br />

eine Holzschnitzelheizung, welche bei der Sporthalle Kirchmatte<br />

erstellt werden soll. Die im Boden verlegten Fernwärmeleitungen<br />

transportieren die Wärmeenergie ins Gebiet des<br />

Schulhausareals und des Zentrums Sagi. Das Projekt erweist<br />

sich als interessant, wenn die Gemeinde die Fernwärmeheizung<br />

selber erstellt und weiter, auch private Gebäudebesitzer sich an<br />

der Anlage anschliessen. Der Sonderkredit von 1,7 Mio. Franken<br />

wurde an der Gemeindeversammlung vom 27. November 2016<br />

bewilligt. Die Ausführung erfolgte im Sommer / Herbst 2017 mit<br />

Inbetriebnahme Ende Oktober 2017.<br />

Gewerbe-Event<br />

Alle zwei Jahre lädt der Gemeinderat zu einem Wirtschaftsevent<br />

ein. Das Ziel des Events besteht insbesondere darin, Nähe<br />

zu den KMU’s zu schaffen, eine Plattform für Diskussionen und<br />

Anliegen anzubieten und nicht zuletzt das Gesellschaftliche zu<br />

fördern. Als Gastreferent durfte Marcel Hug, Leistungssportler,<br />

Paralympics-Athlet, begrüsst werden. Im Weiteren konnte sich<br />

die <strong>Nottwiler</strong> Unternehmung Stäuble GmbH, mit Gregor Stäuble,<br />

Graphic Designer SGD, vorstellen.<br />

97 <strong>2018</strong>


23. November<br />

2017<br />

23. November<br />

2017<br />

23. November<br />

2017<br />

Kauf Bahnhofareal (Caribbean Village)<br />

Die Einwohnergemeinde Nottwil konnte aufgrund der Ermächtigung<br />

an der Gemeindeversammlung vom 23. November<br />

2017 das Bahnhofareal mit einer Grundstückfläche von 4 944 m 2<br />

käuflich erwerben. Das Grundstück reicht vom ersten Gebäude<br />

des Caribbean Village, dem Schuppen auf der gegenüberliegenden<br />

Seite bis zum Gebäude des Fischervereins Sempachersee<br />

inkl. der umliegenden Parkplätze.<br />

Senkung der Steuereinheiten<br />

Die Steuereinheiten konnten seit der letzten Anpassung im<br />

Jahr 2009 von bisher 2.05 Einheiten auf 1.95 Einheiten für das<br />

Jahr <strong>2018</strong> gesenkt werden. Die Finanzlage hat sich massiv verbessert.<br />

Höhere Steuereinnahmen infolge des Wachstums und<br />

die Ausgabendisziplin führten in den vergangenen Jahren zu<br />

stets guten Resultaten. Das Eigenkapital beläuft sich inzwischen<br />

auf rund 11 Millionen Franken.<br />

Teilrevision der Gemeindeordnung<br />

Aufgrund der Einführung des Harmonisierten Rechnungslegungsmodells<br />

2 (HRM2) und der Revision des Volksschulbildungsgesetzes<br />

muss die Gemeindeordnung angepasst werden.<br />

Die meisten Änderungen sind vom Kanton vorgegeben oder<br />

wurden vom Vorschlag des Verbandes Luzerner Gemeinden<br />

(VLG) übernommen. Durch das HRM2 werden einige Begriffe<br />

der Privatwirtschaft angepasst und Führungsinstrumente modernisiert.<br />

Zudem werden Kreditlimiten neu geregelt. Die Schulpflege<br />

ist durch eine Bildungskommission mit Entscheidungskompetenz<br />

zu ersetzen.<br />

Der Gemeinderat bi de Lüüt<br />

Aufgrund der Mehrjahresplanung macht sich der Gemeinderat<br />

zum Ziel, alljährlich zwei Quartiere in unserer Gemeinde<br />

zu besuchen. Es wurden im Siedlungsgebiet die Quartiere Kleinfeld<br />

und Panoramaweg und die Anwohner in den Gebieten<br />

Eggers wil / Kohlholz sowie die Anstösser am Seeweg besucht.<br />

Ziel dieser Besuche soll die Möglichkeit eines offenen Gedankenaustauschs<br />

mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sein, sie<br />

sollen der Förderung gegenseitiger Anliegen dienen, die frühzeitige<br />

Sensibilisierung von heiklen Themen sowie vertrauensbildende<br />

Massnahmen ermöglichen.<br />

<strong>2018</strong><br />

98<br />

Rückblick der Behörden


Rückblick der Behörden<br />

Schulpflege<br />

17. März 2016<br />

15. April 2016<br />

1. Juni 2016<br />

13. bis 17. Juni<br />

2016<br />

08. Juli 2016<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

Tag der aufgeschlossenen Volksschulen mit Familienrallye<br />

Die Schülerinnen und Schüler konnten zusammen mit ihren<br />

Eltern verschiedenste Posten lösen. Alle Lehrpersonen haben in<br />

den Schulzimmern fachspezifische Aufgaben vorbereitet. Die Lernenden<br />

und die Eltern konnten diese Aufgaben in verschiedenen<br />

Schwierigkeitsstufen lösen und auf dem Laufblatt eintragen.<br />

1. Gorillasporttag der 7. / 8. Klassen –<br />

Sport und gesunde Ernährung<br />

Die GORILLA-Workshops boten den Jugendlichen Freestyle-<br />

Sportarten an. So standen Sportarten wie Biken, Footbag, Ultimate<br />

Frisbee, Breakdance, Capoeira und Streetskate auf dem Programm.<br />

Zudem wurde das beliebte Schtifti-Birchermüesli im<br />

Rahmen eines grossen Buffets präsentiert.<br />

Radfahrertest der 5. / 6. Klassen<br />

Jedes zweite Jahr absolvieren die Lernenden der 5. und 6.<br />

Primarklassen den Radfahrertest. Der besteht aus einem theoretischen<br />

Teil im Schulzimmer und einer praktischen Prüfungsstrecke<br />

im Dorf. Seit wenigen Jahren müssen die Kinder, bevor<br />

sie auf die Strasse geschickt werden, auf dem Schulhausplatz mit<br />

dem Fahrrad einen Geschicklichkeitsparcours absolvieren.<br />

Schulverlegung SEK nach Schüpfheim<br />

Die rund 30 km legten die Jugendlichen mit dem Fahrrad<br />

zurück. Auf dem Programm in Schüpfheim standen interessante<br />

Workshops wie Gold waschen, Erlebniskäserei, Besuch der Kambly,<br />

Wilhelm Tell Plauschturnier, Hochseilpark Sörenberg, Schrattenfluhhöhle,<br />

Mooraculum, Kneippen und das Chessiloch.<br />

Schulschluss –<br />

letzte Verabschiedung von Lernenden nach Buttisholz<br />

Seit Jahren besuchen die Notteler Schülerinnen und Schüler<br />

die 3. Sek in Buttisholz. Ein letztes Mal musste die Schule<br />

99 <strong>2018</strong>


Nottwil die ältesten Kinder nach der 2. Sek verabschieden,<br />

damit sie ihr letztes Schuljahr in Buttisholz absolvieren<br />

konnten.<br />

31. August 2016<br />

September /<br />

Oktober 2016<br />

3. November 2016<br />

13. bis 17. Februar<br />

2017<br />

16. März 2017<br />

Start Weiterbildung «Medien & Informatik»<br />

Die Ziele des Fachbereichs «Medien & Informatik» sind im<br />

Lehrplan 21 in einem separaten Modullehrplan definiert. Die<br />

Lehrpersonen der 3. bis 6. Primarklassen besuchten im Schuljahr<br />

2016 / 2017 dazu eine obligatorische Weiterbildung von 10<br />

Halbtagen.<br />

Herbstwanderungen der verschiedenen Stufen<br />

Die Herbstwanderungen führen die Kinder und Jugendlichen<br />

der Schule Nottwil zu Zielen in oder um Nottwil. Die<br />

Wanderungen werden stufenweise vorbereitet und durchgeführt.<br />

Die 5. / 6. Primar z. B. wanderte nach Oberkirch (Grillstelle<br />

Dogelzwil), die SEK nach Ruswil (Schächbelerwald –<br />

Vita- Parcours)<br />

Besuch Zebi (Zentralschweizer Bildungsmesse)<br />

Während vier Tagen werden 140 Berufe und über 600 Weiterbildungsangebote<br />

vorgestellt. Ein umfassendes und attraktives<br />

Rahmenprogramm rundet das Messeangebot ab. Der persönliche<br />

Austausch mit Lernenden und Fachleuten und das<br />

praktische Erleben von spannenden Berufen und Weiterbildungsangeboten<br />

stehen im Mittelpunkt der interessierten<br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

Auch unsere Lernenden erkundigten verschiedene Berufe<br />

und besuchten zusätzlich noch das BIZ (Beratungs- und Informationszentrum).<br />

Wintersportlager in der Lenk und Projektwochen (MINT)<br />

Nach einem Unterbruch von mehreren Jahren wurde wieder<br />

ein Wintersportlager für die Lernenden der SEK und der 5. / 6.<br />

Primar angeboten. Währenddessen fand an der Schule eine<br />

Projektwoche statt, wobei das Thema der 3. – 6. Primarklassen<br />

stark mit dem Lehrplan 21 verbunden war. Die Kinder beschäftigten<br />

sich mit mathematischen, naturwissenschaftlichen und<br />

technischen Themen.<br />

Zügeltag Villa Calimera<br />

Rund fünf Jahre waren die Tagesstrukturen in der oberen<br />

Kirchmatte 5 (Haus Hubertus) daheim. Da die Angebote immer<br />

mehr genutzt wurden, wurde es zunehmend enger. Die Ge-<br />

<strong>2018</strong> 100<br />

Rückblick der Behörden


Wintersportlager in der Lenk<br />

Projektwochen MINT<br />

meinde fand in den ehemaligen Posträumlichkeiten eine neue<br />

Lösung. Zudem fanden dort auch die Spielgruppe und diverse<br />

Vereine neue Lokalitäten.<br />

22. März 2017<br />

12. April 2017<br />

10. Mai 2017<br />

Rückblick der Behörden<br />

Zauberschloss für Kindergarten bis 3. Primarklasse<br />

Die Musikschule stellt den jüngeren Kindern immer im<br />

Frühling verschiedenste Instrumente vor, dieses Jahr in Form<br />

eines Theaterstücks. Die Theaterrollen wurden von verschiedenen<br />

Instrumenten übernommen.<br />

Zusätzlich haben die Kinder und ihre Eltern jeweils am Instrumentenparcours<br />

und während der Besuchswoche Zeit, das<br />

passende Instrument zu finden.<br />

Papi-Tag im Kindergarten<br />

Zusammen mit ihren Vätern durften die Kindergartenkinder<br />

tolle Turnstunden erleben. Die Freude war gross, mit dem<br />

eigenen Vater in der Turnhalle Sport zu treiben.<br />

Kurzfilm-Vorführung der Begabtenförderung<br />

Eine Gruppe von Lernenden der 6. Klassen überlegte sich<br />

lustige Sketche. Sie schrieben dazu die Drehbücher und filmten<br />

die lustigen Szenen. Zur Kurzfilmpremiere «Lachen ist gesund<br />

…!» erschienen etwa 50 Besucher. Die Aufführung war ein<br />

voller Erfolg!<br />

101 <strong>2018</strong>


Impossible Day 4 – alle Schüler und Lehrpersonen kamen weiss und / oder rot<br />

gekleidet zur Schule<br />

23. Mai 2017<br />

Mai / Juni 2017<br />

30. Juni 2017<br />

Impossible Day 4 –<br />

alle erscheinen in roten / weissen Kleidern<br />

Über das ganze Schuljahr verteilt fanden verschiedene Aktionen<br />

zum Jahresmotto «impossible is possible» statt. Alle Lernenden<br />

und Lehrpersonen sind in den Notteler Farben rot<br />

und / oder weiss zur Schule gekommen.<br />

Schülerrat 2 – 4<br />

Auch der Schülerrat beschäftigte sich mit dem Jahresmotto<br />

und hat verschiedene Spitzensportler in die Schule eingeladen.<br />

Wir durften den Rollstuhlsportler Marcel Hug, den Springreiter<br />

Pius Schwizer und den Veloprofi Mathias Frank begrüssen.<br />

Sie haben in ihren Sportarten Grossartiges erreicht.<br />

Besuch RR Reto Wyss und Charles Vincent<br />

Kurz vor den Sommerferien besuchte Regierungsrat Reto<br />

Wyss zusammen mit Charles Vincent, Leiter der Dienststelle<br />

Volksschulbildung, die Schule Nottwil. Neben Unterrichtsbesuchen<br />

und einem Gespräch mit der Schulleitung fand auch<br />

ein Austausch mit der Schulpflege und dem Gemeinderat statt.<br />

<strong>2018</strong><br />

102<br />

Rückblick der Behörden


6. / 7. Juli 2017<br />

Schulschlussfeier<br />

Schuljahr 2016 / 2017<br />

Letzter Schulschluss der 9. Klasse in Buttisholz –<br />

keine Verabschiedung der 8. Klässler in Nottwil<br />

Im Schuljahr 2016 / 17 besuchten unsere 9. Klässler letztmals<br />

die Sekundarschule in Buttisholz. Traditionellerweise<br />

wurden die Jugendlichen feierlich verabschiedet. Vielen Dank<br />

an Buttisholz für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahrzehnten.<br />

Am Schuljahresende 2017 in Nottwil gab es keine Verabschiedung<br />

der 8. Klässler mehr, da sie nach den Sommerferien<br />

weiterhin in Nottwil die Sekundarschule besuchen. Wir sind<br />

stolz, erstmals unsere eigene 3. Sekundarklasse zu führen.<br />

14. August 2017<br />

Rückblick der Behörden<br />

Schulstart mit 3. Sek im neuen Schulhaus<br />

Die Freude war gross. Mit Beginn des Schuljahres 2017 / <strong>2018</strong><br />

führte Nottwil erstmals die 3. Sek. Die Kinder des Kindergartens<br />

und der Primarstufe durften das rote Band zum neuen<br />

Schulhaus durchschneiden. Begeistert bezogen Kinder und<br />

Lehrpersonen das neue Schulhaus.<br />

103 <strong>2018</strong>


15. September<br />

2017<br />

Oktober 2017<br />

7. November 2017<br />

27. November<br />

2017<br />

22. Dezember<br />

2017<br />

Schulhauseinweihung<br />

Am Freitagabend begrüsste die Gemeinde viele Gäste und<br />

die Bevölkerung zur offiziellen Schulhauseinweihung. Ein<br />

Rundgang durch das neue Gebäude, eine Chilbi für die Kinder<br />

sowie verschiedene Darbietungen und Reden rundeten zusammen<br />

mit einer Festwirtschaft die Feier ab.<br />

Theaterbesuch der beiden 2. Primarklassen<br />

Je nach Möglichkeit und wenn es zum Unterrichtsstoff<br />

passt, versuchen die Lehrpersonen Theaterbesuche für ihre<br />

Klassen zu organisieren. Die Kinder der zweiten Klassen besuchten<br />

dieses Jahr in Sursee das Stück «Karneval der Tiere».<br />

Tag der Pausenmilch<br />

Dieser jährliche Anlass ist eine Tradition und wird von Notteler<br />

Bäuerinnen organisiert. Die Schülerinnen und Schüler<br />

haben in der Pause die Möglichkeit, gratis einen Becher Milch<br />

oder Milchshakes zu trinken.<br />

Exkursion 4. Primarklassen ins Verkehrshaus<br />

Das Verkehrshaus ist ein tolles Museum und ein geeigneter<br />

Lernort für Themen des Fachs «Natur, Mensch, Gesellschaft».<br />

Die 4. Primarklassen besuchten im Speziellen die Raumfahrtausstellung.<br />

Klassentag 7. – 9. Sek-Klassen<br />

Mehrmals während eines Schuljahres finden in der Sekundarschule<br />

Klassentage statt. Die Jugendlichen einer Klasse oder<br />

Jahrgangsstufe haben jeweils ein Spezialprogramm. So machten<br />

z. B. die drei achten Klassen bei der JRZ-Aktion mit (Jeder<br />

Rappen zählt). Sie bastelten, backten, kochten, werkten und verkauften<br />

ihre Produkte. Den stolzen Betrag von 2 837 Franken<br />

brachten sie persönlich nach Luzern auf den Europaplatz und<br />

warfen ihn in die Kasse. Gesammelt wurde schweizweit für<br />

«Bildung. Eine Chance für Kinder in Not.» <br />

<strong>2018</strong><br />

104<br />

Rückblick der Behörden


Nottwil in Zahlen<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

34<br />

36<br />

Gesamtbevölkerung<br />

182<br />

2 068<br />

11<br />

149<br />

299<br />

3 134<br />

211<br />

19<br />

Legende 1990 2007<br />

33<br />

3637<br />

3203<br />

Schweizer<br />

17<br />

41<br />

3736<br />

3278<br />

Schweizer<br />

24<br />

41<br />

3 383<br />

Schweizer<br />

3 864<br />

21<br />

358<br />

434<br />

Ausländer<br />

222<br />

337<br />

458<br />

Ausländer<br />

255<br />

346<br />

481<br />

Ausländer<br />

238<br />

2015<br />

2016<br />

2017<br />

Bevölkerungsveränderung 2015 2016 2017<br />

Geburtenüberschuss 16 17 20<br />

Wanderungsgewinn 136 82 108<br />

Bevölkerungswachstum + 23,3 %<br />

Bevölkerungsdichte 2017 260 Einwohner / km 2<br />

Stimmberechtigte 2015 2 646 Personen<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />

105 <strong>2018</strong>


Konfessionszugehörigkeit<br />

2016 68,6% 2017<br />

67,6%<br />

katholisch<br />

2561<br />

11,1% 11,1%<br />

katholisch<br />

reformiert<br />

2612 reformiert<br />

414<br />

429<br />

andere<br />

andere<br />

293<br />

300<br />

konfessionslos<br />

468<br />

7,8% 7,8%<br />

konfessionslos<br />

523<br />

12,5% 13,5%<br />

Altersstruktur<br />

bis 9 Jahre<br />

10 bis 19<br />

20 bis 29<br />

30 bis 39<br />

40 bis 49<br />

50 bis 59<br />

60 bis 69<br />

70 bis 79<br />

80 bis 89<br />

90 und älter<br />

449<br />

454<br />

433<br />

451<br />

469<br />

467<br />

543<br />

556<br />

612<br />

641<br />

580<br />

609<br />

339<br />

356<br />

210<br />

227<br />

92<br />

94<br />

9<br />

9<br />

0<br />

100 200 300 400 500 600<br />

2016<br />

2017<br />

Schülerzahlen<br />

1<br />

inkl. Untergymnasium<br />

sowie Sportschulen<br />

Kriens und Schüpfheim<br />

Kindergarten<br />

Primarstufe<br />

Sekundarstufe<br />

I 1<br />

Total<br />

Schüler<br />

56<br />

65<br />

253<br />

257<br />

139<br />

130<br />

448<br />

452<br />

0 100 200 300 400<br />

2016<br />

2017<br />

<strong>2018</strong> 106<br />

Nottwil in Zahlen


Steuern 2016 2017<br />

Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2169 2234<br />

Steuerpflichtige (juristische Personen) 150 158<br />

Steuerfuss 2016 2017<br />

Gemeinde Nottwil 2.05 2.00<br />

Kanton Luzern 1.6 1.6<br />

Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />

Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />

Römisch-katholische Kirche 0.285 0.280<br />

Gemeindefinanzen 2016 2017<br />

Gemeindesteuern Einnahmen CHF 10132758 10285353<br />

Gemeindesteuern Ausgaben CHF 86268 107898<br />

Andere Steuern Einnahmen CHF 907834 766889<br />

Andere Steuern Ausgaben CHF 1342 1932<br />

Total aller Einnahmen CHF 18981973 19123465<br />

Total aller Ausgaben CHF 17953244 18499408<br />

Ertragsüberschuss CHF 1028729 624057<br />

Wohnungsbau 2016<br />

Wohnungsbestand 1598<br />

Wohnungsgrösse<br />

1 – 2 Zimmer 14,6 %<br />

3 – 4 Zimmer 48,2 %<br />

5+ Zimmer 37,1 %<br />

Einfamilienhäuser 24,8 %<br />

Gebäude mit Wohnnutzung 719<br />

Wohnungsbau<br />

1–2 ZWG<br />

14,6%<br />

3–4 ZWG<br />

48,2%<br />

5+ ZWG<br />

37,1%<br />

Wohnungsgrösse<br />

Grundbuchamt 2016 2017<br />

Handänderungssteuern<br />

Veranlagte Handänderungen 76 75<br />

Einnahmen Handänderungssteuer CHF 283648 215295<br />

Grundstückgewinnsteuer<br />

Einnahmen CHF 519441 244720<br />

EFH<br />

24,8%<br />

Gebäude<br />

mit Wohnnutzung<br />

öffentliche Dienste 2016 2017<br />

Wasser in Rechnung gestellt m 3 265521 267365<br />

Nottwil in Zahlen<br />

107 <strong>2018</strong>


Wahlen<br />

1. Mai 2016<br />

Gemeinderat Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />

Kanditat/in: Käslin Kaspar Morf Marcel Schwander Edith<br />

Stimmen: 455 485 476<br />

Gewählt: ja ja ja<br />

Kanditat/in: Sigrist Disler Renée Steffen Walter vereinzelte<br />

Stimmen: 479 496 109<br />

Gewählt: ja ja nein<br />

Walter Steffen Marcel Morf Renée<br />

Sigrist Disler<br />

Edith Schwander<br />

Kaspar Käslin<br />

Schulpflege Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />

Kanditat/in: Graeff Bastian Reding Cordula Stadelmann Kurt<br />

Stimmen: 470 485 381<br />

Gewählt: ja ja ja<br />

Bürgerrechtskommission Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />

Kanditat/in: Dobler Manfred Faden Matthias Huber Esther<br />

Stimmen: 199 451 428<br />

Gewählt: nein ja ja<br />

Kanditat/in: Kaufmann Beat Räber Pascal Renggli Patrick<br />

Stimmen: 422 238 383<br />

Gewählt: ja nein ja<br />

Kanditat/in: Steffen Dominique vereinzelte<br />

Stimmen: 355 16<br />

Gewählt: ja nein<br />

<br />

<strong>2018</strong> 108<br />

Nottwil in Zahlen


Abstimmungen<br />

28. Februar 2016 Vorlage Gemeinde angenommen 60,7%<br />

Projekt «Schulraumerweiterung 2017» SB: 69,37%<br />

1044 677<br />

Volksinitiative Kanton abgelehnt 68,4%<br />

«Für eine bürgernahe Asylpolitik» SB: 66,94%<br />

565 1082<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 50,8%<br />

«Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» SB: 70,59%<br />

1024 714<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 58,9%<br />

«Zur Durchsetzung der Ausschaffung krimineller Ausländer<br />

(Durchsetzungsinitiative)» SB: 71,78%<br />

817 959<br />

Volksinitiatvie Bund abgelehnt 59,9%<br />

«Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln!» SB: 69,88%<br />

507 1197<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 57,0%<br />

Bundesgesetz über den Strassentransitverkehr im Alpengebiet (STVG)<br />

(Sanierung Gotthard-Strassentunnel) SB: 71,62%<br />

1135 637<br />

5. Juni 2016 Vorlage Gemeinde angenommen 76,6%<br />

über den Abschluss eines Vertrages für den Betrieb<br />

einer Heizanlage (Contracting) SB: 40,40%<br />

766 233<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 67,6%<br />

«Pro Service public» SB: 41,07%<br />

301 709<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 76,9%<br />

«Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» SB: 44,65%<br />

193 923<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 70,8%<br />

«Für eine faire Verkehrsfinanzierung» SB: 42,68%<br />

278 781<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 62,4%<br />

Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung<br />

(Fortpflanzungsmedizingesetz, FMedG) SB: 42,25%<br />

600 436<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 66,8%<br />

Änderung vom 25.09.2015 des Asylgesetzes (AsylG) SB: 42,56%<br />

696 353<br />

Nottwil in Zahlen<br />

109 <strong>2018</strong>


25. September 2016 Volksinitiative Kanton abgelehnt 58,8%<br />

«Für faire Unternehmenssteuern» SB: 38,35%<br />

358 602<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 63,7%<br />

«Für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft<br />

(Grüne Wirtschaft)» SB: 39,33%<br />

288 700<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 59,4%<br />

«AHVplus: für eine starke AHV» SB: 39,53%<br />

279 712<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 65,5%<br />

Bundesgesetz über den Nachrichtendienst SB: 39,02%<br />

685 283<br />

27. November 2016 Volksinitiative Kanton abgelehnt 70,8%<br />

«Steuererhöhungen vors Volk!» SB: 42,18%<br />

286 776<br />

Volksinitiative Bund abgelehnt 54,2%<br />

«Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie<br />

(Atomausstiegsinitiative)» SB: 42,61%<br />

373 707<br />

12. Februar 2017 Bundesbeschluss Bund angenommen 60,4%<br />

über die erleichterte Einbürgerung von Personen<br />

der dritten Ausländergeneration SB: 45,19%<br />

605 546<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 61,9%<br />

über die Schaffung eines Fonds für die Nationalstrassen<br />

und den Agglomerationsverkehr SB: 44,96%<br />

721 405<br />

Bundesbeschluss Bund abgelehnt 59,1%<br />

Bundesgesetz über steuerliche Massnahmen zur Stärkung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmensstandorts Schweiz<br />

(Unternehmenssteuerreformgesetz III) SB: 44,96%<br />

487 639<br />

21. Mai 2017 Vorlage Kanton abgelehnt 54,3%<br />

Erhöhung des Staatssteuerfusses für 2017 auf 1,70 Einheiten SB: 43,94%<br />

464 659<br />

Vorlage Kanton abgelehnt 67,7%<br />

Halbierung der Kantonsbeiträge an die Musikschulen SB: 44,52%<br />

389 745<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 58,2%<br />

Energiegesetz (EnG) vom 30.09.2016 SB: 44,71%<br />

656 493<br />

<strong>2018</strong><br />

110<br />

Nottwil in Zahlen


24. September 2017 Volksinitiave Kanton abgelehnt 57,6%<br />

«Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» SB: 50,19%<br />

543 756<br />

Bundesbeschluss Bund angenommen 78,7%<br />

Bundesgesetz über die Ernährungssicherheit (direkter Gegenentwurf<br />

zur Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit») SB: 51,81%<br />

991 347<br />

Bundesbeschluss Bund abgelehnt 50,05%<br />

Zusatzfinanzierung der AHV SB: 52,34%<br />

642 721<br />

Bundesbeschluss Bund abgelehnt 52,7%<br />

Reform Altersvorsorge 2020 SB: 52,38%<br />

599 765<br />

Legende:<br />

SB = Stimmbeteiligung<br />

Ja<br />

Nein<br />

Nottwil in Zahlen<br />

111 <strong>2018</strong>


Autorenangaben,<br />

Bild- und Illustrationsnachweis<br />

Autoren / Autorinnen<br />

Franz Bisang, Muriweid 29, 6207 Nottwil<br />

Roland Eggspühler, Würzenbachstrasse 17, 6006 Luzern<br />

Pascal Gwerder,Eichmatt 7, 6207 Nottwil<br />

Christian Lanzendörfer, Seeparkstrasse 9, 6207 Nottwil<br />

Manfred Litz, Im Eselsberg 30, 74193 Schwaigern (D)<br />

Werner Mathis, Surseer Woche, 6210 Sursee<br />

Edith Schwander, Oberdorfstrasse 2, 6207 Nottwil<br />

Walter Steffen, Kleinfeld 14, 6207 Nottwil<br />

Christoph Steiger, Graber & Steiger Architekten, 6004 Luzern<br />

Stephan Troxler, Studenweg 4, 6207 Nottwil<br />

Rita Weingartner, Huprächtigen, 6207 Nottwil<br />

Jacqueline Willimann, Burgacher 4, 6207 Nottwil<br />

Bildnachweis<br />

Ottilia Bucheli, S 46 Bild 2<br />

Commons.wikipedia.org, WES 1947, Titelseite, S 36, 37<br />

Roland Eggspühler, S 22, 23, S 26 / 27<br />

Feldschützen Nottwil, Archiv, S 86-92<br />

Gemeindeverwaltung Nottwil, Archiv, S 69 rechts, S 70, 71, 72, 73, 76, 77<br />

Familien Hüsler, S 35 (Bilder aus Familienbestand)<br />

Kloster Engelberg, Stiftsbibliothek, S 44 (Urkunde)<br />

Franz Keller, S 67 oben<br />

Kost Holzbau AG, S 12, 13, 19 Bild 6<br />

Familie Krummenacher, S 42 (Bild aus Familienbestand)<br />

Sarah Kunzmann, Stadt Schwaigern, S 63, 67 unten<br />

Landi Nottwil-Buttisholz, S 80<br />

Christian Lanzendörfer, S 40, 41, 52, 53, 54, 56, 57, 68, 82<br />

Lutz Leonhardt, Schwaigern, S 64 Bild links<br />

Werner Mathis, Surseer Woche, S 14, 17, 18 / 19 Bilder 1 – 5<br />

Ueli von Matt, Wey Architekten, S 51<br />

Sammlung Dr. Müller, Haus zum Dolder, Beromünster, Fotograf Franz Kopp<br />

(1885 – 1966), S 49, 50<br />

Römisch-katholische Kirchgemeinde Nottwil, Archiv, S 59<br />

(Vertragsdokument)<br />

Schule Nottwil, S 101, 102, 103<br />

Gregor Stäuble, S 5, 8, 22, 75, 96, 97, 108<br />

Andrea Stutz, Surseer Woche, S 16<br />

Stephan Troxler, S 64 Bild rechts, S 65, 67 Bild oben<br />

Daniel Wechsler Photography, Nottwil, S 34<br />

Familie Weingartner, S 35 (Bild aus Familienbestand), S 46 Bild 1 (Aquarell<br />

aus Familienbesitz)<br />

Jacqueline Willimann, S 29, 31, 32, 66, 69 Bild links<br />

<strong>2018</strong><br />

112<br />

<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>


ISBN 978-3-033-06607-6

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