Nottwiler Auslese 2018
Nottwiler Geschichten zum Nachlesen
Nottwiler Geschichten zum Nachlesen
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<strong>2018</strong>
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong>
Inhalt<br />
<strong>Nottwiler</strong> Geschichten, mit Herzblut erzählt<br />
Editorial . ..................................... 5<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
Was war und ist …<br />
Chronikteam .................................. 7<br />
Christian Lanzendörfer, Edith Schwander, Stephan Troxler<br />
Das neue Schulhaus<br />
Ein architektonischer Blickfang ................... 9<br />
Werner Mathis, Christoph Steiger, Christian Lanzendörfer<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
Gewerbeausstellung und KunstHandWerkMarkt ....... 21<br />
Roland Eggspühler und Jacqueline Willimann<br />
Huprächtigen<br />
Ein Weiler mit bewegter Geschichte ................ 33<br />
Rita Weingartner<br />
Titelbild: denkmalgeschütztes<br />
Bauernhaus<br />
Mittler Huprächtigen<br />
Die Ey Kapelle<br />
Ein Kleinod erstrahlt in neuem Glanz . .............. 47<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />
Zweck und Bedeutung von Glocken ................ 55<br />
Christian Lanzendörfer und Stephan Troxler<br />
<strong>2018</strong><br />
2<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
Städtepartnerschaft Nottwil – Schwaigern<br />
Von der Verbindlichkeit freundschaftlicher Begegnungen 61<br />
Manfred Litz<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
Die Kulturpreisträger von 2002 bis 2017 . ............ 68<br />
Christian Lanzendörfer<br />
Rudolf Egli<br />
Ein Leben für den Bauernstand . ................... 78<br />
Christian Lanzendörfer und Edith Schwander<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />
Schiesssport – Brücke zwischen Jung und Alt ........ 85<br />
Pascal Gwerder und Franz Bisang<br />
Rückblicke der <strong>Nottwiler</strong> Behörden<br />
Gemeinderat .................................. 93<br />
Schulpflege ................................... 99<br />
Nottwil in Zahlen .............................. 105<br />
Autoren, Bild- und Illustrationsnachweis ........... 112<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
3 <strong>2018</strong>
Impressum <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong><br />
Herausgeberin Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />
Chronikteam Christian Lanzendörfer (Leitung), Edith Schwander, Stephan Troxler<br />
Grafik und Layout Gregor Stäuble, Stäuble GmbH, Nottwil<br />
Druck SWS Medien AG, Sursee<br />
Auflage 2000 Exemplare<br />
ISBN 978-3-033-06607-6<br />
© <strong>2018</strong> Gemeinde Nottwil, <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>: Bei Verwendung von Texten,<br />
auch auszugsweise, ist die Quelle anzugeben.
<strong>Nottwiler</strong> Geschichten,<br />
mit Herzblut erzählt<br />
Editorial<br />
Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong><br />
Walter Steffen<br />
Gemeindepräsident<br />
Im Mai 2015 hatten sich die Stimmberechtigten<br />
an der Gemeindeversammlung für die Herausgabe<br />
der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» im Zweijahres<br />
Rhythmus entschieden. Die erste Ausgabe<br />
erschien im Jahre 2016. Die Erwartungen,<br />
<strong>Nottwiler</strong> Themen von der Vergangenheit bis in<br />
die Gegenwart leicht verständlich, spannend<br />
und gut illustriert darzustellen, wurden vollends<br />
erfüllt. – Jedenfalls durften wir viele gute<br />
Rückmeldungen entgegennehmen.<br />
Nun, geschätzte <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, liegt bereits<br />
die zweite Auflage der «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» vor. Persönlich bin<br />
ich immer wieder positiv überrascht, welche Themenvielfalt<br />
unsere schöne Gemeinde zu bieten hat und beeindruckt, wie<br />
viele Menschen mit grossem Engagement und innerem Feuer<br />
Geschichten zu erzählen wissen.<br />
Das ehrenamtlich arbeitende Chronikteam unter der engagierten<br />
Leitung von Christian Lanzendörfer, ehemaliger Gemeinde-<br />
/ Stadtschreiber in Zürcher Gemeinden, Edith der, Gemeinderätin Ressort Bildung und Kultur, und Stephan<br />
Schwan-<br />
Troxler, Sakristan, verdient ein grosses Kompliment und ein<br />
herzliches Dankeschön für sein immenses und kreatives Schaffen.<br />
Die Drei haben es wiederum verstanden, hochinteressante<br />
Themen auszuwählen und lassen dabei auch Zeitzeugen zu<br />
Worte kommen.<br />
Die «Erstausgabe» der<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> im<br />
Jahr 2016<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
5 <strong>2018</strong>
Edith Schwander wird Ende August <strong>2018</strong> aus dem Gemeinderat<br />
und zugleich aus dem Chronikteam ausscheiden. Sie war<br />
am Aufbau mitbeteiligt und hat die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» aktiv<br />
mitgeprägt. Christian Lanzendörfer wird die Leitung abgeben,<br />
aber weiterhin im Team mitarbeiten. Er hat wertvolle Aufbauarbeit<br />
geleistet und ganz wesentlich zum Gelingen des Projektes<br />
«<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» beigetragen. Erfreulicherweise hat sich<br />
Jacqueline Willimann bereit erklärt, die Leitung des Chronikteams<br />
zu übernehmen. Ich wünsche ihr viel Freude und Erfolg<br />
dabei und danke ihr führ ihre Bereitschaft ganz herzlich.<br />
Wie Sie wissen, verursacht die Publikation selbstverständlich<br />
auch Kosten. Dennoch legt der Gemeinderat grossen Wert<br />
darauf, dass die «<strong>Nottwiler</strong>-<strong>Auslese</strong>» allen Haushalten von<br />
Nottwil kostenlos zugestellt wird. Die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» soll<br />
nach einigen Jahren ein mehrbändiges Geschichtsbuch werden,<br />
weshalb grosser Wert auf eine professionelle Gestaltung und<br />
ein qualitativ hochstehendes Druckerzeugnis gelegt wird. Der<br />
<strong>Nottwiler</strong> Grafiker Gregor Stäuble verantwortet die Grafik und<br />
das Layout. Auch ihm gebührt ein grosses Dankeschön.<br />
Es liegt in der Zielsetzung des Gemeinderates, Sie, liebe<br />
<strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, noch viele Jahre mit spannenden<br />
Geschichten und einer grossen Themenvielfalt zu erfreuen.<br />
Die «<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>» soll sich zu einem fixen kulturell-geschichtlichen<br />
Highlight in unserer Gemeinde weiterent wickeln.<br />
Das Chronikteam und der Gemeinderat danken Ihnen für allfällige<br />
Rückmeldungen, Anregungen und weitere Inputs.<br />
Liebe <strong>Nottwiler</strong>innen und <strong>Nottwiler</strong>, freuen Sie sich<br />
nun über die vorliegende Ausgabe der zweiten<br />
«Nott wiler <strong>Auslese</strong>», wir wünschen Ihnen viel Spass<br />
bei der Lektüre.<br />
Walter Steffen, Gemeindepräsident<br />
Gemeinderat Nottwil<br />
Im März <strong>2018</strong><br />
<strong>2018</strong> 6<br />
<strong>Nottwiler</strong> Geschichten, mit Herzblut erzählt
Was war und ist …<br />
Chronikteam<br />
Die ‹<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong>› ist die zweite Ausgabe des von<br />
der Gemeindeversammlung im Mai 2015 beschlossenen<br />
Periodikums. Sie enthält Berichte über ausgewählte Themen<br />
aus der Geschichte und Gegenwart Nottwils, Rückblicke auf<br />
die Behördentätigkeit in den Jahren 2016 und 2017 sowie<br />
statistische Angaben.<br />
Nur wer die Vergangenheit kennt,<br />
kann die Gegenwart verstehen<br />
und die Zukunft gestalten. August Bebel (1840 – 1913)<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />
Zum zweiten Mal halten Sie die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> in Ihren<br />
Händen, das neue, alle zwei Jahre erscheinende Heimatbuch, in<br />
dem wir mit ausgewählten Themen eine Brücke von der Vergangenheit<br />
in die Gegenwart schlagen wollen.<br />
Haben Sie beispielsweise gewusst, dass<br />
- der Weiler Huprächtigen schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts<br />
erstmals urkundlich erwähnt wurde?<br />
- bei der Restaurierung der Kapelle Ey eine spätmittelalterliche<br />
Wandmalerei entdeckt worden ist?<br />
- die Glocken der Pfarrkirche St. Marien auch heute noch<br />
bei Sturmwetter läuten?<br />
- es die Feldschützen Nottwil seit 1839 gibt, und sie den<br />
ältesten Verein Nottwils bilden?<br />
Oder kennen Sie die wesentlichsten Ereignisse und Geschäfte,<br />
die den Gemeinderat und die Schulpflege in den Jahren<br />
2016 und 2017 beschäftigten?<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
7 <strong>2018</strong>
In der <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> <strong>2018</strong> erhalten Sie Antworten auf<br />
diese Fragen, erfahren aber auch Wissenswertes über weitere<br />
vergangene oder aktuelle Vorgänge in Nottwil.<br />
Unsere Gespräche mit Personen und die Recherchen, die den<br />
Beiträgen zugrunde liegen, haben uns viel Freude und Genugtuung<br />
bereitet. Wir danken allen, die uns bei unserer Aufgabe<br />
unterstützt haben, vor allem auch den Gastautoren und jenen,<br />
die uns mit Illustrations- und Fotomaterial eine flotte Gestaltung<br />
des Büchleins ermöglicht haben.<br />
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />
wünschen wir viel Lesevergnügen.<br />
Das Chronikteam bei<br />
den Abschlussarbeiten<br />
für die NA 18:<br />
Christian Lanzendörfer,<br />
Edith Schwander,<br />
Stephan Troxler<br />
<strong>2018</strong><br />
8<br />
Was war und ist …
Das neue Schulhaus<br />
Ein architektonischer Blickfang<br />
Wer seinen Blick von der Kantonsstrasse auf die Kirche und<br />
die Schulanlagen am Hang richtet, dem fällt ein architektonisch<br />
hervorragend gelungener Holzmontagebau auf.<br />
Es handelt sich um das neue Schulhaus, welches als Teil der<br />
bestehenden Schulanlagen das Bild dieses Hanges äusserst<br />
vorteilhaft prägt.<br />
Nach nur einjähriger Bauzeit freuten sich Schülerinnen und<br />
Schüler zum Beginn des Schuljahres 2017 / 18 auf ihren ersten<br />
Schultag in der neuen Umgebung. – Die formelle Einweihung<br />
fand einen Monat später, im September, statt.<br />
Generationen von <strong>Nottwiler</strong> Schülerinnen und Schülern<br />
bringen ihre Schulkarriere mit dem 1914 an bester Hanglage<br />
gebauten, prächtigen Jugendstil-Schulhaus neben der Kirche im<br />
Oberdorf in Verbindung. Auf die zahlreichen seitherigen Veränderungen<br />
im Bildungswesen und die daraus erwachsenden<br />
Schulraumbedürfnisse haben die Verantwortlichen stets pragmatisch<br />
reagiert. 1969 wurde eine erste Schulanlagenerweiterung<br />
mit Turnhalle realisiert und 1996 kamen drei Pavillons<br />
mit je vier Klassenzimmern dazu. Die neugebaute Sporthalle<br />
Kirchmatte konnte 2007 ihrer Bestimmung übergeben werden,<br />
worauf die Turnhalle von 1969 abgebrochen wurde. Und als<br />
letztes Bauwerk vor dem Schulhausneubau 2017 wurde 2008 ein<br />
Schulgebäude errichtet, in welchem drei Kindergartenklassen,<br />
die Bibliothek, Lehrer- und Handarbeitszimmer sowie Werkräume<br />
untergebracht wurden.<br />
Mannigfaltige Gründe für mehr Schulraumbedarf<br />
Die Raumverhältnisse an der Schule Nottwil wurden in der<br />
ersten Dekade des 21. Jahrhunderts zunehmend prekärer. Zunächst<br />
wurde Nottwil vom Kanton verpflichtet, das gesamte Se-<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
9 <strong>2018</strong>
kundarschulangebot in der Gemeinde anzubieten und – ab dem<br />
Schuljahr 2016 / 17 – auch das zweite Kindergartenjahr. Einerseits<br />
waren die dritten Sekundarklassen von Nottwil seit jeher<br />
in Nachbargemeinden geführt worden (zunächst in Sempach<br />
und Sursee, bis 2015 / 16 in Buttisholz). Andererseits machten<br />
die relevanten Geburtenjahrgänge deutlich, dass ab dem Jahr<br />
2025 alle Klassen in Nottwil dreifach geführt werden müssen,<br />
und letztlich sind mit der Einführung der integrierten Sonderschulung<br />
(ISS) für Kinder mit kognitiven und / oder körperlichen<br />
Einschränkungen spezielle Unterrichtsbedürfnisse entstanden.<br />
Aber auch die Musikschule benötigte im Rahmen ihres<br />
obligatorischen Angebotes für den Einzel- und Ensemble-Unterricht<br />
akustisch geeigneten Schulraum. Die Summe dieser<br />
Fakten löste einen Bedarf an zusätzlichen Klassen- und Gruppenräumen<br />
aus, der im Sinne einer nachhaltigen Lösung einen<br />
Schulhausneubau unausweichlich werden liess. – Alle diese Erkenntnisse<br />
sind in der Studie «Schule Nottwil – Schülerprognose<br />
und Schulraumbedarf» zusammengefasst, welche der<br />
Gemeinderat 2010 erstellen liess. Dieser Studie folgten umfangreiche<br />
Abklärungen über mögliche Standorte und Kosten. Ein<br />
Mitwirkungsverfahren für die <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung führte<br />
schliesslich zur getroffenen Standortwahl.<br />
Architektenwahl im selektiven Verfahren<br />
Im März 2015 schrieb die Gemeinde im selektiven Verfahren<br />
die Erweiterung ihrer bestehenden Schulanlage für Architekten<br />
öffentlich aus. In einer ersten Phase mussten sich sechs<br />
Architekturbüros für diese Aufgabe präqualifizieren. In einer<br />
zweiten Phase wurde ein Studienauftrag gemäss SIA 143<br />
(Ordnung für Architektur- und Ingenieurstudienaufträge)<br />
durchgeführt. Dieser bezweckte nicht nur die Erweiterung der<br />
Schulanlage für den aktuell notwendigen Bedarf, sondern er<br />
sollte ebenfalls aufzeigen, wie sich spätere Bedürfnisse auf der<br />
vorgesehenen Parzelle geschickt realisieren lassen. Und weil die<br />
neue Schulanlage im ganzen Raum Sempachersee gut sichtbar<br />
sein würde, wurden auch sehr hohe Ansprüche an die Gestaltung<br />
formuliert.<br />
Ein eigens zu diesem Zweck bestelltes Beurteilungsgremium<br />
aus Fachleuten und Experten empfahl dem Gemeinderat<br />
im Juni 2015 nach intensivem und sorgfältigem Abwägen aller<br />
Vor- und Nachteile einstimmig das Projekt des Architekturbüros<br />
Graber & Steiger zur Ausführung. Der Gemeinderat folgte<br />
dieser Empfehlung und liess das entsprechende Detailprojekt<br />
<strong>2018</strong><br />
10<br />
Das neue Schulhaus
ausarbeiten, für welches die Stimmberechtigten im Februar<br />
2016 an einer Urnenabstimmung einen Baukredit von 7,76 Millionen<br />
Franken bewilligten. Die Bauarbeiten konnten im<br />
Sommer 2016 aufgenommen werden. Nur ein Jahr später, schon<br />
auf den Beginn des Schuljahres 2017 / 18, konnte das neue Schulgebäude<br />
seiner Bestimmung übergeben werden.<br />
Wie der Architekt an seine Aufgabe heranging ...<br />
... lassen wir Christoph Steiger selber schildern: «Die Planung<br />
einer Schule ist eine der spannendsten Herausforderungen, der<br />
sich ein Architekt stellen darf. Die Schule soll ein einladender<br />
öffentlicher Ort sein, der Begegnungen zwischen Schülern<br />
sowie zwischen Schülern und Lehrern ermöglicht. Die Schule<br />
verbindet alle sozialen Schichten und unterschiedliche Kulturen.<br />
Sie ist ein Spiegel der Gesellschaft, sie fördert den Zusammenhalt<br />
der Gemeinschaft im Kleinen und im Grossen. Sie ist<br />
auch ein Ort des Lehrens und Lernens, des Spielens und der Bewegung,<br />
sei es klassenübergreifend oder im Klassenverband, in<br />
Gruppen oder im Einzelunterricht.<br />
Diese Vielfalt des Schulalltags definiert deren räumliche<br />
Struktur. Pausenplätze, Gemeinschaftsräume, Korridore, Klassenzimmer<br />
und Gruppenräume erzeugen eine räumliche Topografie,<br />
die den vielfältigen pädagogischen Zielsetzungen, Unterrichtsmethoden<br />
und Lernformen dient. Die Gestaltung eines<br />
so bedeutungsvollen Ortes ist die Aufgabe des Architekten.<br />
Dabei stehen die besondere Atmosphäre der zu planenden<br />
Schule, die Proportionen des Gebäudes und deren Räume sowie<br />
die Konstruktionsweise und das Material im Zentrum seiner Recherche.<br />
Hanglage Seeblick<br />
Nottwil profitiert von seiner ausgeprägten Hanglage mit<br />
einem unvergleichlichen Ausblick über den Sempachersee bis<br />
hin zu den Alpen. Das Oberdorf entwickelte sich den topografischen<br />
Gegebenheiten entsprechend als schmales, längs gerichtetes<br />
Siedlungsmuster entlang des Hanges und referenziert die<br />
linearen Charakteristika der Seelandschaft. Neben der Kirche<br />
ist insbesondere das alte Schulhaus ein prägender Bau, welcher<br />
über dem Siedlungsraum thront und der Schulanlage ein markantes<br />
Gepräge verleiht. Spätere Erweiterungen der Schulanlage<br />
entstanden in loser Abfolge hangabwärts, was zu einem<br />
dis persen räumlichen Eindruck und einer teilweise massiven<br />
Terrassierung des Geländes führte.<br />
Das neue Schulhaus<br />
11 <strong>2018</strong>
1<br />
2<br />
<strong>2018</strong> 12<br />
Das neue Schulhaus
3<br />
1 Brückenartiger Zugang vom<br />
Pausenplatz, Ansicht von Süd-<br />
Westen<br />
2 Der grosszügige Korridor, das<br />
«piano nobile» im Hauptgeschoss<br />
3 Treppenanlage<br />
Das Raumprogramm<br />
Untergeschoss m 2 Erdgeschoss m 2 Obergeschoss m 2<br />
Reinigung 35 2 Kindergartenzimmer<br />
Materialraum<br />
allgemein<br />
Materialraum<br />
Primar<br />
Materialraum<br />
Kindergarten<br />
zu 72 3 Klassenzimmer zu 72<br />
35 2 Gruppenräume zu 28 4 Gruppenräume zu 35<br />
35 1 Lehrerzimmer /<br />
Vorbereitung<br />
21 Gedeckter Aussenraum<br />
Technik 51 je 1 WC–Anlage<br />
Knaben, Mädchen<br />
Hauswart 10 Liftanlage<br />
72 1 WC –Anlage<br />
Knaben<br />
110 1 WC –Anlage<br />
Mädchen<br />
Hofgeschoss m 2 Zusammenfassung m 2<br />
3 Klassenzimmer zu 72 6 Klassenzimmer 432<br />
4 Gruppenräume zu 35 2 Kindergartenzimmer 144<br />
je 1 WC–Anlage<br />
Knaben, Mädchen,<br />
IV<br />
1 Vorbereitung / Lehrerzimmer 72<br />
10 Gruppenräume 336<br />
7 WC-Anlagen<br />
6 Material / Technikräume UG 187<br />
Das neue Schulhaus<br />
13 <strong>2018</strong>
Die neue Schule nimmt das im Oberdorf bestehende Siedlungsmuster<br />
wieder auf und bildet einen klärenden Abschluss<br />
zum Landschaftsraum hin. Mit der Situierung des tiefgehaltenen<br />
linearen Baukörpers wird das Spezifische der Hanglage vorteilhaft<br />
inszeniert und die Anlage insgesamt beruhigt und gestärkt.<br />
Der bestehende, auf einem massiven Böschungsfuss<br />
angelegte Pausenplatz wird vom linearen Baukörper gefasst und<br />
findet einen selbstverständlichen baulichen Abschluss. In einer<br />
allfälligen zweiten Etappe kann das lineare Grundmotiv logisch<br />
fortgeführt und komplettiert werden.<br />
Ein neues,<br />
helles, modernes<br />
Klassenzimmer<br />
Abwechslungsreiches Raumgefüge<br />
Die Hanglage und die vorgefundene Niveausituation am<br />
Böschungsfuss führten zu einer massgeschneiderten Lösung,<br />
welche die bestehenden örtlichen Qualitäten vorteilhaft nutzt<br />
und charakteristische Innenräume schafft. Das Niveau des Pausenplatzes<br />
findet über brückenartige Zugänge im offenen und<br />
transparenten Erdgeschoss des Neubaus eine einladende Fortführung<br />
und wurde zum eigentlichen «piano nobile» (repräsentativen<br />
Hauptgeschoss) des Gebäudes. Ein grosszügiger Korridor<br />
lässt die Schüler und Lehrer entlang des Hanges wandeln<br />
und inszeniert die eindrückliche Landschaft des Surentals. Über<br />
eine Treppenanlage sind von hier aus ein unterer und ein oberer<br />
Klas sen zimmertrakt erreichbar,<br />
deren Erschliessungsbereiche<br />
zum Hangfuss und zur<br />
bestehenden Schulanlage hin<br />
orientiert sind. Die schlanke,<br />
einbündige Disposition lässt<br />
eine zweiseitige Belichtung<br />
zu, was sowohl den nord- als<br />
auch den südseitigen Unterrichtsräumen<br />
eine helle und<br />
ausgewogene Raumstimmung<br />
verleiht. Durch die überkreuzte<br />
Schnitt figur wurde innerhalb<br />
einer äusserst einfachen<br />
Grundstruktur ein abwechslungsreiches<br />
Raumszenario<br />
geschaffen. Während sich die<br />
Kindergärten und das Lehrerzimmer<br />
im Zugangsgeschoss<br />
der bestehenden Anlage zuwenden<br />
und von einem der<br />
<strong>2018</strong><br />
14<br />
Das neue Schulhaus
Aussicht folgenden Erschliessungsraum begleitet sind, finden<br />
sich im Ober- und im Hofgeschoss der Aussicht zugewandte<br />
Klassenräume, deren Erschliessungszonen dem stimmungsvollen<br />
Gartenhof und dem Pausenplatz folgen.<br />
Die als Begegnungszonen angelegten Erschliessungsbereiche<br />
sorgen nicht nur für eine übersichtliche innere Verknüpfung,<br />
sondern bringen darüber hinaus im täglichen Gebrauch<br />
eine Reihe von weiteren Mehrwerten. Möbelartig angelegte Garderobenbereiche<br />
zonieren die linearen Räume in unterschiedliche<br />
Nischen, welche sich für Aufenthalt, aber auch für Einzeloder<br />
Gruppenarbeiten anbieten. Sollten später bei Bedarf<br />
Gruppenräume zusammengeführt und als Klassenzimmer ausgebaut<br />
werden, bleibt in den Erschliessungsnischen genug<br />
Spielraum für Gruppenarbeiten. Das gegebene Grundprogramm<br />
enthält somit auch eine zukunftsgerichtete «Reserve».<br />
Atmosphärische Verankerung in Kontext und Geschichte<br />
Das neue Schulhaus wurde von Anfang an als Holzmontagebau<br />
konzipiert. Die einfache modulare Gebäudestruktur,<br />
welche langfristig wandelbar und erweiterbar ist, legte die Konstruktion<br />
als Holzelementbau nahe. Sie ermöglichte einen hohen<br />
Grad an Vorfertigung, wodurch die Bauzeit vor Ort auf ein<br />
Minimum beschränkt werden konnte.<br />
Durch die robuste Konfiguration der Primärbauteile wurde<br />
eine wichtige Basis für Nachhaltigkeit und Langlebigkeit gelegt,<br />
ohne den Spielraum für künftige Entwicklungen einzuschränken.<br />
Nebst bautechnischen, energetischen und ökologischen<br />
Gründen erschien ein Holzbau im gegebenen Kontext aber auch<br />
architektonisch und gestalterisch besonders reizvoll. Mit seinem<br />
spannungsvoll rhythmisierten Fassadenkleid zeigt sich der<br />
Neubau als feingliedriger, massstäblicher und eleganter Eingriff<br />
mit haptischer Ausstrahlung. Nicht zuletzt verweist die Materialisierung<br />
aber auch auf die im angrenzenden Landschaftsraum<br />
früher omnipräsenten ländlichen Bauformen aus Holz.<br />
Das Gebäude vermittelt nicht nur räumlich zwischen Siedlungsund<br />
Landschaftsraum, sondern tut dies auch atmosphärisch und<br />
geschichtlich.<br />
Auch im Gebäudeinnern dominieren natürliche Materialien.<br />
Decken, Wände und Einbauten in Holz, naturbelassen oder auch<br />
farblich behandelt, erzeugen eine warme und sinnliche Atmosphäre.<br />
Hartsteinholz- und Linoleumbeläge bedecken die Böden<br />
und garantieren fusswarme Oberflächen. Mit Glas oder Holzständer<br />
ausgefachte Trennwände zwischen Korridor und Klassenzimmer<br />
erzeugen lichtdurchflutete Lernateliers.»<br />
Das neue Schulhaus<br />
15 <strong>2018</strong>
Vor dem neuen Schulhaus<br />
wird der erste<br />
Schultag des Schuljahres<br />
2017 / 18 gefeiert<br />
Das Schulhaus konnte den Lehrpersonen sowie den Schülerinnen<br />
und Schülern zum Beginn des Schuljahres 2017 / 18<br />
übergeben werden. Der erste Schultag, der 14. August, war ein<br />
herrlicher Tag. Schülerinnen und Schüler liessen zur Feier des<br />
Tages auf dem Pausenplatz vor der neuen Schule hunderte bunte<br />
Ballone in den blauen Himmel steigen.<br />
Die Einweihung des neuen Schulgebäudes fand erst einen<br />
Monat später, am Freitag, 15. September, statt. Schule und Gemeinde<br />
luden im Rahmen einer schlichten Feier zum Tag der<br />
offenen Tür ein, von der Werner Mathis von der Surseer Woche<br />
berichtet:<br />
Einweihung und Tag der offenen Tür<br />
Das Interesse am neuen Schulhaus war sehr gross, stellte<br />
Mathis fest, noch grösser aber war das Lob für diesen einmaligen,<br />
zweckmässigen und unvergleichlich gelegenen Bau in<br />
Nottwil.<br />
«Das ist ein Haus, das nicht nur allen Anforderungen bestens<br />
entspricht, es ist auch ein Haus mit einer sehr guten Atmosphäre<br />
und liegt an schönster Lage in Nottwil.» Mit diesen Worten<br />
begrüsste Schulleiter Benno Blöchliger am Freitagabend die<br />
Gäste auf der Schulhausanlage. Er gab sich überzeugt: «Wir<br />
<strong>2018</strong><br />
16<br />
Das neue Schulhaus
können auf dieses Schulhaus stolz sein und sind für die Zukunft<br />
gerüstet.» Viel Lob erhielten die <strong>Nottwiler</strong> und vor allem die<br />
Schulleitung und der Gemeinderat von Charles Vincent, Leiter<br />
Dienststelle Volksschulbildung. Er meinte dazu: «Mit diesem<br />
Bau beweist die Gemeinde Nottwil, dass sie auf Bildung setzt.»<br />
Vincent wies darauf hin, dass er sich bei einem Besuch überzeugen<br />
konnte, dass an der Schule Nottwil das Leitbild gelebt<br />
wird. Das neue Schulhaus segnete Pfarreileiter Hans Schelbert<br />
ein.<br />
Zweckmässiges an bester Lage<br />
Gemeindepräsident Walter Steffen zeigte sich über diesen<br />
Tag sehr erfreut. Etwas stolz war er auch darüber, dass das neue<br />
Haus der Graber & Steiger Architekten, Luzern, weitgehend aus<br />
Holz gebaut ist. Er lobte die einmalige Lage, die Sicht auf den<br />
See und die Berge und ergänzte: «Damit bieten wir ideale Voraussetzungen<br />
zum Lernen und investieren so in die Zukunft.»<br />
Und der Zeitung (der Surseer Woche) vertraute er an: «Da würde<br />
ich sehr gerne nochmals zur Schule gehen.»<br />
Die Nachfrage, das neue Schulhaus und die Einrichtungen<br />
zu besichtigen, die Aussicht zu geniessen oder an einer Vorführung<br />
einer neuen interaktiven Wandtafel teilzunehmen, war<br />
sehr gross. Noch grösser aber war das Lob von den vielen Besucherinnen<br />
und Besuchern für diesen einmaligen und zweckmässigen<br />
Bau an schönster Lage in Nottwil.<br />
Einweihung,<br />
15. September: Szenen<br />
auf dem Kletterbaum<br />
Das neue Schulhaus<br />
17 <strong>2018</strong>
1 2<br />
5<br />
<strong>2018</strong> 18<br />
Das neue Schulhaus
3 4<br />
1 bis 4 Einweihungsfeier:<br />
Szenenbilder aus<br />
Schülerbeiträgen bei der<br />
Einweihungsfeier<br />
5 Das «leuchtende»<br />
neue Schulhaus beim<br />
Einnachten<br />
6 Südlicher Steg ins<br />
Hauptgeschoss<br />
6<br />
Das neue Schulhaus<br />
19 <strong>2018</strong>
Beurteilungsgremium für die Projektstudien<br />
Fachleute mit<br />
Stimmrecht<br />
Experten ohne<br />
Stimmrecht<br />
Lussi Thomas, dipl. Architekt ETH SIA BSA, Luzern (Vorsitz)<br />
Marti Thomas, dipl. Architekt FH SWB SIA, NDS Denkmalpflege, Luzern<br />
Meletta Armando, dipl. Architekt ETH SIA BSA, Luzern<br />
Bieri Markus, dipl. Landschaftsarchitekt HTL BSLA, Luzern<br />
Morf Marcel, Gemeinderat Ressort Bau, Nottwil<br />
Peter Erwin, Schulleitung, Nottwil<br />
Kunz Peter, Baukommission, Nottwil<br />
Vogel Peter, Hauswart, Nottwil<br />
Schulhausneubau Nottwil<br />
Bauherr Gemeinde Nottwil, Gemeinderat<br />
Schulhaus<br />
Baukommission<br />
Architektur<br />
Bauleitung und<br />
Kostenplanung<br />
Holzbau<br />
Marcel Morf (Vorsitz), Benno Blöchliger (Schulleitung), Hans Fries,<br />
Romano Jungo, Edith Schwander-Arnold, Peter Vogel<br />
Graber & Steiger, Architekten, Luzern<br />
Büro für Bauökonomie AG, Luzern<br />
Kost Holzbau AG, Küssnacht am Rigi<br />
Baukredit Abstimmung vom 28.2.2016, CHF 7760000<br />
Effektive Kosten Abrechnung Herbst <strong>2018</strong><br />
«Arbeiter montieren ein Bäumchen»<br />
Einen ganz besonderen Beitrag boten die Kinder der 4.<br />
Klassen. Sie verfolgten im Rahmen des Fachs «Natur, Mensch<br />
und Gesellschaft» den Bauablauf. An der Einweihung präsentierten<br />
sie ihre Erfahrungen vom Aushub bis zur Aufrichte mit<br />
Aussagen wie: «Ein Bauarbeiter kippt mit dem Dumper Erde auf<br />
einen Erdhaufen», «Ein Mann schweisst etwas zusammen. Beim<br />
Schweissen muss man eine Schutzbrille tragen», «Die Blachen<br />
brauchen sie zum Holz abdecken», «Arbeiter montieren auf dem<br />
Dach ein Bäumchen, das ist sehr geschmückt», «Das Schulhaus<br />
ist jetzt gleich fertig, und wir kommen rein!» Für diese originellen<br />
Beiträge erhielten die Kinder einen herzlichen Applaus.<br />
Einen Applaus gabs auch für Livia Moser, Céline Rölli und<br />
Anine Hess, Schülerinnen der Musikschule Nottwil. Unter der<br />
Leitung von Katharina Benz und Vlasta Salopek bereicherten<br />
sie den Anlass musikalisch.<br />
<strong>2018</strong><br />
20<br />
Das neue Schulhaus
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
Gewerbeausstellung und KunstHandWerkMarkt<br />
Vom 25. bis 27. Mai 2017 lockte die <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung<br />
GWÄRB17 rund 4 600 Besucherinnen und<br />
Besucher auf das Festgelände im Guido A. Zäch Institut (GZI)<br />
und im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ). Sie sahen<br />
an 55 Ständen das gesamte Spektrum des einheimischen<br />
Gewerbetreibens, und sie erlebten den «KunstHandWerkMarkt»<br />
als kreative Oase. Das 10-köpfige Organisationskomitee unter<br />
OK-Präsident Philipp Berger hatte ganze Arbeit geleistet.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung und die Schweizer<br />
Landesausstellung haben ein paar Gemeinsamkeiten:<br />
Beide finden in zeitlich grossen Abständen statt<br />
und werden jedes Mal von Grund auf neu konzipiert<br />
mit dem stets gleichen Ziel, den Besucherinnen<br />
und Besuchern das einheimische Schaffen zu präsentieren,<br />
sie damit zu begeistern und zu überraschen.<br />
Als in Nottwil die Vorbereitungsarbeiten für die<br />
GWÄRB17 auf Hochtouren liefen, machte man sich auf<br />
eidgenössischer Ebene erste Gedanken zum Grobkonzept der<br />
nächsten Landesausstellung. Wenn diese dereinst eröffnet wird,<br />
ist am Sempachersee die GWÄRB17 aber längst noch nicht vergessen.<br />
Denn solche Ausstellungen haben eine grosse Ausstrahlung,<br />
und diese klingt typischerweise sehr lange nach. Genau<br />
wie bei der expo.02 – der letzten Schweizer Landesausstellung<br />
war in der Festwirtschaft der GWÄRB17 genauso ein Gesprächsthema<br />
wie die GWÄRB 07, die seinerzeit in der <strong>Nottwiler</strong> Sporthalle<br />
durchgeführt worden war. Eng war’s damals – auch weil<br />
so viele Leute gekommen waren. Obwohl das im Moment vielleicht<br />
unangenehm gewesen sein mochte, schweisst das zusammen.<br />
An der expo.02 und ihren ellenlangen Warteschlangen<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
21 <strong>2018</strong>
1 Das OK GWÄRB17,<br />
Von links:Toni Büchler,<br />
Angela Lüthold-Sidler,<br />
Heinz Roos, Gregor<br />
Stäuble, Eveline Bernet,<br />
Norbert Ivan Büchel,<br />
Sepp Sidler, Philipp<br />
Berger (Präsident OK),<br />
Markus Koch, Manuela<br />
Brunner, Hans Fries<br />
2 Das Tor zur «Notteler<br />
Landi»<br />
vor den Pavillons war es ähnlich. Aber man teilte sich den<br />
Moment, kam miteinander ins Gespräch und machte das Beste<br />
daraus. Es ergaben sich Begegnungen, spontan und ungeplant,<br />
oberflächlich oder tiefer gehend. Und es entstanden Beziehungen,<br />
kurz- oder längerfristige. Smartphones und die damit verbundene<br />
Möglichkeit, ständig im digitalen Dialog mit anderen<br />
zu stehen, gab es damals noch nicht.<br />
Mehr als ein Vierteljahrhundert<br />
Schweizer Paraplegiker-Zentrum<br />
Als das von Guido A. Zäch in Nottwil angesiedelte Schweizer<br />
Paraplegiker-Zentrum 1990 seine Eröffnung feierte, begann<br />
das «NATEL» (Nationales Autotelefon) das Land zu erobern. Der<br />
<strong>Nottwiler</strong> Ehrenbürger blickte in seiner Eröffnungsansprache<br />
zur GWÄRB17 auf diese Zeiten zurück. Und wie glücklich er<br />
damals war, dass Nottwil seiner Institution den roten Teppich<br />
ausrollte, nachdem Risch (Kanton Zug) demselben Anliegen<br />
1984 einen abschlägigen Bescheid gegeben hatte. Gemeindepräsident<br />
Walter Steffen ging bei der GWÄRB17-Eröffnung auf die<br />
Bedeutung ein, die das Paraplegiker-Zentrum für die Gemeinde<br />
als Arbeitgeber von heute rund 1 500 Angestellten hat, und er<br />
schlug die Brücke zur Vorgänger-Ausstellung GWÄRB 07 und<br />
dem Kontext der damaligen Zeit.<br />
Social Media als Multiplikator<br />
Das erste iPhone® wurde 2007 lanciert, zehn Jahre später<br />
war es – wie auch seine Artgenossen von anderen Herstellern<br />
– an der GWÄRB17 omnipräsent. Etwa, um sich über Whats-<br />
App zu verabreden («ich bin gerade in der Festwirtschaft, wo<br />
1 2<br />
<strong>2018</strong><br />
22<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
3<br />
4<br />
3 Eröffnungsansprachen<br />
in der Aula<br />
4 Dr. Guido A. Zäch<br />
durchschneidet das<br />
Band zur Eröffnung der<br />
GWÄRB17. Von links:<br />
Markus Koch, Toni<br />
Büchler, Walter Steffen,<br />
Dr. Guido A. Zäch,<br />
Philipp Berger<br />
5 Interessierte<br />
Besucher<br />
5<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
23 <strong>2018</strong>
ist du?» – «an einem Stand bei einem Glas Weisswein, aber<br />
ich komme gleich rüber!»), oder um Erinnerungsfotos von der<br />
Ausstellung bzw. Selfies von sich in derselben zu schiessen<br />
und in den sozialen Medien zu posten. Facebook, Instagram &<br />
Co. trugen das ihre zum Erfolg der GWÄRB17 bei – diesen<br />
Plattformen fiel die Rolle der Multiplikatoren zu: Wenn erste<br />
Ausstellungsbesucherinnen und -besucher spassige Bilder<br />
posten, animiert das deren digitale Freunde, ebenfalls an<br />
diesen Ort zu kommen. Und die echten Freunde? Die waren<br />
ohnehin schon da, weil sie sich im Voraus zu einem Besuch<br />
der GWÄRB17 verabredet hatten.<br />
Sehr aktive Dorfvereine<br />
Die GWÄRB17 bot nicht eine pompöse Leistungsschau,<br />
sondern vielmehr eine erlebnisreiche Begegnungszone, in der<br />
die Aussteller mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch<br />
über ihre Produkte und Dienstleistungen kamen. An<br />
fast allen Ständen gab es etwas zu trinken und zu knabbern –<br />
das Seminarhotel Sempachersee beim Ausstellungseingang<br />
legte die Latte mit seinen frisch zubereiteten Apfelküchlein<br />
schon mal recht hoch. Ein paar Meter weiter zogen Eidechsen<br />
auf Weisswein-Etiketten die Blicke auf sich und die Gäste an<br />
den Stand der BF architekten sursee ag. Dort gab es phasenweise<br />
kaum ein Durchkommen, dafür waren die Leute für den<br />
Rest des Rundgangs in lockerer Stimmung. SPAR hatte am Fuss<br />
der Treppe einen hübschen Markt eingerichtet und überraschte<br />
seine Standbesucherinnen und -besucher mit leckeren Melonenschnitzen.<br />
Das Verkaufspersonal musste sich nicht – wie<br />
im Laden im Dorf oben – um das Tagesgeschäft kümmern,<br />
sondern hatte sehr viel Zeit für Gespräche über Gott und die<br />
Welt, das Dorf und die SPAR-Philosophie. So lief es auch an<br />
vielen anderen Ständen, die teils sehr aufwändig und mit viel<br />
Liebe zum Detail eingerichtet waren. Bei der römisch-katholischen<br />
Kirchgemeinde und bei der Frauengemeinschaft strahlte<br />
das Standpersonal um die Wette, und beim Seilziehclub durften<br />
alle ihr Talent unter Beweis stellen und messen, wie viel Kraft<br />
sie haben. Der Einheimische Lukas Furrer zog 136 Kilogramm<br />
und trug sich damit in die Geschichtsbücher der GWÄRB17 ein.<br />
Action bot auch der Fussballclub mit dem Torwandschiessen,<br />
jeder Treffer wurde frenetisch gefeiert – und an der Theke<br />
herrschte rund um die Uhr eine Stimmung, wie wenn der FC<br />
eben einen historischen Sieg eingefahren hätte. Auch von der<br />
Minigolfanlage der Gastregion Willisau schossen regelmässig<br />
Jubelsalven durch das GZI – immer, wenn wieder jemand ein<br />
<strong>2018</strong><br />
24<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
«hole-in-one» geschafft hatte. Die «FDP Die Liberalen Nottwil»,<br />
die einzige Partei an der GWÄRB17, brauchte keine Action als<br />
Publikumsmagnet: Hier standen die Köpfe im Mittelpunkt und<br />
die politischen Inhalte im Zentrum, die schlichte Standgestaltung<br />
unterstützte diese Absicht absolut perfekt.<br />
Der zeitliche Kontext<br />
Eine im Zehnjahrestakt stattfindende Gewerbeausstellung<br />
ist immer eine Momentaufnahme der jeweiligen Epoche, aber<br />
natürlich stets eingebettet in einen grösseren Zeitkontext, aktuelle<br />
Trends und übergeordnete Entwicklungen: An der<br />
GWÄRB 07 sendete der Landessender Beromünster auf der gegenüberliegenden<br />
Seite des Sempachersees noch auf Mittelwelle,<br />
zehn Jahre später heisst der neue (digitale) Rundfunkstandard<br />
DAB+. An der GWÄRB17 zeigte sich das am Stand der<br />
Fässler Fernseh AG sehr deutlich, die diverse Empfangsgeräte<br />
für DAB+ präsentierte – neben den neuesten Fernseh-Geräten<br />
in der OLED-Technologie. «Vor zehn Jahren kamen die ersten<br />
grossen Flachbildschirme auf den Markt. Aber die waren ja fast<br />
unbezahlbar», blickt Mitinhaber Urs Lischer zurück: «Heute<br />
sind sie bei deutlich besserer Qualität rund zehn Mal günstiger!»<br />
Und wo geht es in den nächsten zehn Jahren hin? Urs<br />
Lischer zuckt mit den Schultern, und meint nach längerem<br />
Überlegen: «Den grossen Technologiesprung haben wir wohl<br />
hinter uns, aber die Bildschirme werden sicher noch grösser,<br />
noch flacher, und noch günstiger!»<br />
Ins gleiche Horn stösst Oliver Noser am Stand der Keller<br />
Haustechnik rund um die Wärmepumpen-Technologie: «Eine<br />
Bohrung für eine Erdsonden-Wärmepumpe kostet heute noch<br />
etwa die Hälfte wie vor zehn Jahren. Und die Luft-Wasser-Anlagen<br />
sind so viel effizienter und kompakter geworden, dass<br />
sie in meinen Augen eine grosse Zukunft vor sich haben.»<br />
Elmar Hunkeler, der mit seinem Bruder Jules am Stand ihres<br />
Architekturbüros im Einsatz steht, ist überzeugt, dass nach<br />
Baubiologie und Bauen nach MINERGIE® nun grossflächig das<br />
Zeitalter des Smart Home eingeläutet wird: «Die Leute sind<br />
immer aktiver in ihrer Freizeit. Die wollen nicht zu Hause<br />
sitzen, Rasen mähen und ‹dem Haus schauen› müssen. Das<br />
möchten sie heute anders, nämlich über eine sie unterstützende<br />
Gebäudetechnologie lösen können.» Im Aussengelände philosophiert<br />
Norbert Büchel mit einem Interessenten über Grossbatterien,<br />
die den auf dem eigenen Hausdach gewonnenen Solarstrom<br />
speichern. «In ein, zwei Jahren wird das ein grosses<br />
Thema sein, weil die Batterien noch leistungsfähiger und preis-<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
25 <strong>2018</strong>
1<br />
2<br />
3<br />
<strong>2018</strong><br />
26<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
4 5<br />
1 Feines aus der Küche<br />
des Seminarhotels<br />
2 Hairstyling bei<br />
‹Coiffure Die Profis›<br />
3 Posieren für die Fotobox<br />
bei ‹BF architekten<br />
ag›<br />
4 Heimliches Naschen<br />
5 Kunstwerke mit der<br />
Motorsäge bei ‹Bernet›<br />
6 Erfrischende Melonenschnitze<br />
bei ‹Spar›<br />
7 Brandlöschen mit der<br />
Feuerlöschdecke bei der<br />
Feuerwehr<br />
6<br />
7<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
27 <strong>2018</strong>
günstiger werden. Aber wenn in zehn Jahren die nächste Gewerbe-Ausstellung<br />
stattfindet, ist es wohl bereits nichts Besonderes<br />
mehr, sondern völlig normal», ist sich Büchel sicher, und<br />
er wagt eine Vermutung bezüglich seines Ausstellungsnachbars:<br />
«Und ich könnte mir vorstellen, dass die Garage Frey dann<br />
mehr Elektroautos verkauft als benzinbetriebene Fahrzeuge.»<br />
Vergleicht man die Situation mit dem Fahrradmarkt vor zehn<br />
Jahren, so zeigen sich gewisse Parallelen: Die E-Bike-Revolution<br />
stand damals in den Anfängen und hat der Branche in den<br />
letzten Jahren einen riesigen Aufwind verliehen. Welche<br />
Modelle an der GWÄRB 07 am Stand waren? «Das ist etwas<br />
lange her …», zuckt Roman Galliker mit den Schultern, «…<br />
sicher keine Mountain-Bikes mit 29-Zoll-Rädern. Diese kamen<br />
bei uns erst im Zuge der Olympischen Spiele 2012, wie auch die<br />
27.5-Zoll-Zwischengrösse. Aber dass sie die klassischen, in<br />
unseren Breitengraden üblichen 26-Zoll-Räder innert ein, zwei<br />
Jahren verdrängen konnten, hat mich dann doch auch ein bisschen<br />
überrascht!»<br />
Eines bleibt gleich!<br />
Wie es genau sein wird, wenn die nächste <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung<br />
ihre Tore öffnet, steht in den Sternen. Ein Organisationskomitee<br />
gibt es noch nicht – aber dieses wird sich<br />
mit Sicherheit rechtzeitig formieren. Doch allen gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen und technologischen Veränderungen<br />
zum Trotz wird eines sicher gleich bleiben: Die festive Komponente<br />
der <strong>Nottwiler</strong> Gewerbeausstellung gibt es auch in zehn<br />
Jahren! Denn diese ist in hohem Masse digitalisierungsresistent<br />
und gehört zur GWÄRB wie die Harmonika zu den Zillertaler<br />
Musikern. Dass diese dann auf der Bühne plötzlich auf<br />
dem iPhone® statt ihren Instrumenten loslegen, kann mit an<br />
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen<br />
werden!<br />
KunstHandWerkMarkt (KHWM)<br />
Märkte im Mittelalter dienten den Menschen vorwiegend<br />
dazu, sich mit den unmittelbar benötigten Gütern zu versorgen.<br />
Dennoch zeigen Zeitdokumente, dass schon damals dem Kunsthandwerk<br />
eine grosse Bedeutung zugeschrieben wurde. Es gab<br />
Glasbläser, Töpfer, Holzschnitzer, Stickerinnen, Sattler usw., die<br />
ihre kunstvoll erstellten Waren zum Kauf anboten. Aus deren<br />
Handwerk entstanden später die Berufe.<br />
<strong>2018</strong> 28<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
1 KUNST-Steg zum<br />
KunstHandWerkMarkt<br />
2 Bücher mit Falttechniken<br />
von Yvonne<br />
Bucher, Ruswil<br />
3 Töpferkunst von<br />
Karin Wey, LeHMart,<br />
Knutwil<br />
1<br />
2<br />
3<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
29 <strong>2018</strong>
Gemeinsam mit der Gewerbeausstellung<br />
Die Kultur und Erwachsenenbildung (KuEB) hatte sich nach<br />
den Kunsthandwerkermärkten 1986, 1996, 2009 in der Planung<br />
für 2017 zum Ziel gesetzt, die kreative Veranstaltung wiederum<br />
zu organisieren. Nach der Bekanntgabe und Lancierung der Gewerbeausstellung,<br />
die am Auffahrtswochenende stattfinden<br />
sollte, nahm die KuEB mit dem OK GWÄRB17 Kontakt auf, um<br />
eine gemeinsame Ausstellung anzuregen. Die gegenseitige positive<br />
Beurteilung der Idee und der darauffolgende Findungsund<br />
Planungsprozess liess das Projekt werden und wachsen.<br />
Glück war, die Werkstatt der Orthotec AG, unmittelbar<br />
neben den Ausstellungslokalitäten im Guido A. Zäch-Institut<br />
(GZI), für drei Tage mieten zu können, wo beste Voraussetzungen<br />
für das Projekt geboten wurden.<br />
Regional statt lokal<br />
Eigentlich wollte die KuEB, wie in vergangenen Zeiten, vorwiegend<br />
Notteler Hobbykünstlerinnen und -künstlern die Gelegenheit<br />
zur Beteiligung geben. Zögerlich trafen im Herbst<br />
2016 die Anmeldungen ein und schon bald wurde klar, dass es<br />
nur wenige aus der eigenen Gemeinde sein werden. Die regionale<br />
Ausrichtung änderte die Situation, und Ende Jahr waren<br />
die Ausstellenden bekannt und die dreissig Stände besetzt.<br />
Über die Grenzen hinweg<br />
In der Organisation der Städtepartnerschaft Nottwil –<br />
Schwaigern (D) sind Projekte mit Synergieeffekt gefragt. So<br />
planten das Partnerschaftskomitee und der Beirat in der Mehrjahresplanung<br />
das Vorhaben, den KunstHandWerkMarkt als<br />
Jahresevent 2017 mit dem Angebot der Schwaigerner Hobbykünstlerinnen<br />
und -künstler zu bereichern. Wäre da nicht der<br />
Zoll, der die beiden Länder trennt, hätten sich bestimmt<br />
mehrere für dieses Abenteuer motivieren lassen. Die aufwändigen<br />
Formalitäten schreckten die meisten vor einer Beteiligung<br />
ab. Die Erfolgsquote lag schliesslich bei fünf Ständen, die<br />
eine echte Bereicherung darstellten. Da waren die Heuchelberg<br />
Weingärtner, die ihre besten Tropfen kredenzten, Kunstwerke<br />
von Willy Kaltenmaier aus Holz und Sandstein, ein Stand mit<br />
Ketten aus Papierperlen, Möbel aus Edelhölzern von Thomas<br />
Kellner und die Gymnastikfrauen aus Stetten (Stadtteil von<br />
Schwaigern).<br />
Über hundert Gäste aus Schwaigern reisten an die GWÄRB17<br />
und an den KunstHandWerkMarkt und genossen das Miteinander<br />
und die Begegnungen.<br />
<strong>2018</strong> 30<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
2<br />
1 3<br />
1 Stettener Gymnastikfrauen<br />
backen<br />
Laugenweckle für einen<br />
guten Zweck<br />
2 Silberschmuck von<br />
Irma Schmidiger, Dagmersellen<br />
3 Bücher mit Falttechniken<br />
von Yvonne<br />
Bucher, Ruswil<br />
4 Small Talk bei<br />
Urholz-Schreiner<br />
Thomas Kellner aus<br />
Schwaigern<br />
4<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»<br />
31 <strong>2018</strong>
Laugenweckle für einen guten Zweck<br />
Die 15 Frauen der Gymnastikgruppe aus Stetten fuhren an<br />
mit Backofen und Teigmaschine sowie einer Riesenportion Mehl<br />
und anderen Backzutaten. Sie sind echte Meisterinnen ihres<br />
Fachs, bekannt sind ihre Kartoffel- und Zwiebelkuchen, und sie<br />
betreiben in Stetten ein öffentliches Backhäusle. In einem Aussenstand<br />
richtete sich die fröhliche Frauengruppe in Windeseile<br />
ein, der erste Teig wurde bald verarbeitet, und der himmlische<br />
Frischbrotgeschmack zog während der drei Tage<br />
Unmengen von Käuferinnen und Käufern an. Das Fazit liess<br />
sich sehen – rund achthundert Laugenweckle wurden produziert,<br />
abzüglich der Selbstkosten ergab sich ein stolzer Reinerlös<br />
von 660 Franken.<br />
Schon in Schwaigern hatten die Frauen beschlossen, das<br />
erwirtschaftete Geld dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum zu<br />
spenden. Zu Recht stolz übergaben sie am Abschlussabend den<br />
Betrag stellvertretend an Robert Arnold, der sich im Namen der<br />
Stiftung herzlich für das Geschenk bedankte.<br />
Fischerchörli Nottwil<br />
Verschiedene Materialien, Formen, Farben –<br />
Kreativität, soweit das Auge reicht<br />
Die Arbeitsgruppe der KuEB hatte gut gewählt. Das Sortiment<br />
der Ausstellenden war vielversprechend<br />
und auserlesen. Materialien unter anderem aus<br />
Holz, Keramik, Metall, Papier, Textilien, mit<br />
Liebe hergestellt und mit viel persönlichem<br />
Flair bereichert, haben die Besuchenden begeistert<br />
und hin und wieder zum Kauf animiert.<br />
Ein Ständchen des Jodelklubs und des Fischerchörlis<br />
gab dem Markttreiben eine heimelige<br />
Note, und ein gemütliches Mit einander<br />
prägte die Stimmung.<br />
Gutes Ambiente, perfekte Organisation<br />
Die Mithilfe des ganzen Vorstandes der KuEB mit ehrenamtlichem<br />
Top-Engagement, die reibungslose Organisation, die<br />
aufgestellten Beteiligten und die idealen Räumlichkeiten waren<br />
im Rückblick die Voraussetzungen für das gute Gelingen. Die<br />
hohen sommerlichen, auf über 30 Grad angestiegenen Temperaturen<br />
haben die ganz grosse Besucherzahl wohl etwas verhindert.<br />
Trotzdem war die Stimmung gut, die Ausstellenden<br />
gaben sich zwischendurch ein Stelldichein, da mal ein Schwatz,<br />
dort mal Fachsimpeln – die Kontakte für weitere Markttreffen<br />
sind gesetzt.<br />
<strong>2018</strong> 32<br />
GWÄRB17 – Eine kleine «Landi»
Huprächtigen<br />
Ein Weiler mit bewegter Geschichte<br />
Liebe Leserin, lieber Leser<br />
Kommen Sie mit mir auf einen Spaziergang durch den Weiler<br />
Huprächtigen auf dem <strong>Nottwiler</strong>-Berg. Der Ausblick auf den<br />
Sempachersee, die Rigi und die Innerschweizer Berge ist<br />
prächtig. Die stattlichen Bauernhöfe, mehr als 300 Hochstammbäume<br />
und eine intakte, naturnahe Landwirtschaft<br />
machen dieses Gebiet zu einer Idylle. Huprächtigen mit<br />
seinen heute gut 50 Bewohnerinnen und Bewohnern hat eine<br />
lange Geschichte und wurde 1235 erstmals urkundlich<br />
erwähnt.<br />
Vor ein paar Jahrzehnten wären wir noch auf Naturstrassen<br />
durch Huprächtigen spaziert. Wäre damals ein Auto vorbeigefahren,<br />
hätten wir diesem erstaunt nachgeschaut, so selten<br />
kam das vor, und in Huprächtigen gab es 1960 nur drei Autos.<br />
1978 wurde die holprige Naturstrasse asphaltiert.<br />
In Klein-Huprächtigen wurde einst auf zwei Höfen Landwirtschaft<br />
betrieben. Bei einem davon wurde 1996 das Haus<br />
und die Scheune abgebrochen, das Wohnhaus aber wiederaufgebaut.<br />
1960 wurde in Gross-Huprächtigen die Siedlung Neu-<br />
Huprächtigen gebaut.<br />
Gross-Huprächtigen<br />
Mit Ihnen besuche ich zuerst den Hof Gross-Huprächtigen<br />
der Familie Hüsler. Dieser Hof und das Haus in Klein-Huprächtigen<br />
sind die ältesten Häuser des Weilers.<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
33 <strong>2018</strong>
5<br />
6<br />
3 4<br />
2<br />
7<br />
1<br />
Der Weiler Huprächtigen<br />
aus der Luft mit:<br />
Ober-Huprächtigen (1),<br />
Mittler-Huprächtigen<br />
«Krummenacher» (2),<br />
Mittler-Huprächtigen<br />
«Weingartner» (3), Käserei<br />
Huprächtigen (4),<br />
Gross-Huprächtigen (5),<br />
Chli-Huprächtigen (6)<br />
und Neu-Huprächtigen<br />
(7)<br />
Seit 1668 sind die Besitzerverhältnisse bekannt. Damals<br />
kaufte Hans Jakob Stirnimann von der Unter Rot (Gemeinde<br />
Ruswil) für seine einzige Tochter Elisabeth, die mit dem Richter<br />
Walter Meyer von Ruswil verheiratet war, den Hof Huprächtigen.<br />
Aufgrund des Kauf- und Gültprotokolls handelte es sich<br />
um zwei Höfe (Zitat): «2 höf zuo hubrachtigen, mit hüsern, schürungen,<br />
spicher, acher, matten, weide, bünten, kraut- und baumgarten,<br />
so die güoter … ober etzenberg här der strass … halt one<br />
gefor alles zuo samen 200 Jucharten ofes landt, alles by- und<br />
aneianderen in eimen, zuo kilchöri Sursee und Ampt Ruswyl<br />
gelägen. Item an wald ohn gefor 28 Jucharten.» Der Hof war<br />
also etwa 83 Hektaren gross und umfasste beinahe den ganzen<br />
südlichen Teil des <strong>Nottwiler</strong>-Berges. Auf dem Acker wurde das<br />
<strong>2018</strong> 34<br />
Huprächtigen
Anton Hüsler-Estermann<br />
(1868 – 1935)<br />
Anton Hüsler-Fleischlin<br />
(1902 – 1974)<br />
Die Familien der Brüder<br />
Anton und Kaspar<br />
Hüsler im Jahre 1952<br />
Getreide bestellt, auf den Matten wurde geheut, auf den Weiden<br />
weideten die Tiere, und die mit Holzstangen eingezäunte Fläche<br />
war die Bünte.<br />
Den Kindern von Walter und Elisabeth Meyer-Stirnimann<br />
widerfuhr grosses Leid. Beide Elternteile starben, bevor sie volljährig<br />
waren, weshalb der Hof verkauft werden musste. 1692<br />
wurden Jakob und Niklaus Hüsler von Ricken bach die neuen<br />
Besitzer, zwei Brüder aus einer angesehenen Beamtenfamilie<br />
aus dem Michelsamt. 1709 und 1713 kauften sie zwei kleinere<br />
Höfe in Unter-Huprächtigen dazu.<br />
In der Familie Hüsler wächst heute die elfte Generation<br />
heran. Am Esstisch sitzen jetzt nicht mehr so viele Personen,<br />
wie das vor zwei Generationen noch der Fall war. In den 1940er<br />
und 50er-Jahren lebten in diesem Haus zwei Grossfamilien. Den<br />
Hof bewirtschafteten die Brüder Anton und Kaspar, deren Gemahlinnen<br />
Schwestern waren, gemeinsam. Im gleichen Haushalt<br />
wuchsen 15 Kinder der beiden Paare auf, und zusammen<br />
mit den Angestellten mussten täglich gut 25 Personen verpflegt<br />
werden. Anton Hüsler wirkte damals als Gemeindeammann.<br />
Sein Vater Anton war in Nottwil Kirchmeier 1 und Gemeindeammann.<br />
Weil die Post um 1930 noch nicht zugestellt wurde,<br />
holten Schüler aus der Nachbarschaft die Briefe und die Zeitungen<br />
für den Gemeinde-Politiker beim Posthalter ab. Zum<br />
Dank griff er meistens in seine Gilet-Tasche und gab den jugendlichen<br />
Postboten ein 20 Rappen-Stück. An diese grosszügige<br />
Geste erinnerten sich die damaligen Schüler auch noch im<br />
hohen Alter gerne, darunter auch mein Vater Toni.<br />
Anton (Toni) Weingartner<br />
(1919 – 2000)<br />
Einer der ‹20-Rappen-<br />
Boten› von Kirchmeier<br />
und Gemeindeammann<br />
Anton Hüsler-Estermann<br />
1 Gemeindeammann<br />
und Kirchmeier =<br />
Finanzvorstand der Politischen<br />
Gemeinde bzw.<br />
der Kirchgemeinde<br />
Huprächtigen<br />
35 <strong>2018</strong>
In den 1820 Jahren erlebten die Hüslers schwierige Zeiten.<br />
Die fünfte Generation geriet in finanzielle Schwierigkeiten.<br />
Eine Ursache könnte gewesen sein, dass die Bauern aufgrund<br />
neuer Gesetze anstelle der Naturalgaben dem Kanton die<br />
Zinsen neu in Geld entrichten mussten. Beim Übergang waren<br />
die Ablösesummen hoch und wurden oft in Kapitalschulden<br />
1<br />
<strong>2018</strong><br />
36<br />
Huprächtigen
2<br />
3<br />
1 Das prächtige, barocke<br />
Bauernhaus in<br />
Mittler Huprächtigen<br />
ist 1734 erbaut worden<br />
und heute denkmalgeschützt<br />
2 Im Türrahmen der<br />
Name des Erbauers:<br />
«Zimmermaneister<br />
Michell Felber»<br />
3 Initialen und<br />
Familien wappen von<br />
Joseph Hüsler und<br />
Verena Bächler<br />
Huprächtigen<br />
37 <strong>2018</strong>
um gewandelt. Im Kanton Luzern konnten nur 25 % der Bauern<br />
die kapitalisierten Zehnten innerhalb weniger Jahre abbezahlen.<br />
2 Weil in den 1820er Jahren einerseits die Getreidepreise<br />
sanken und andererseits wegen schlechten Wetters Ernteeinbussen<br />
in Kauf genommen werden mussten, vergrösserte sich<br />
der Schuldenzuwachs von Jahr zu Jahr. Die Familie Hüsler<br />
musste 1837 den Hof Mittler-Huprächtigen verkaufen (heute<br />
Weingartner). Auch der Hof Ober-Huprächtigen kam in diesen<br />
Jahren in andere Hände (heute Huber).<br />
2 Luzerns Landwirtschaft<br />
im Umbruch,<br />
Max Lemmenmeier,<br />
Rex Verlag, 1983<br />
3 Heimatkunde der<br />
Gemeinde Nottwil,<br />
1970<br />
Mittler-Huprächtigen<br />
Wir stehen jetzt vor dem barocken Bauernhaus in Mittler-<br />
Huprächtigen. Im Jahrbuch der Denkmalpflege 1991 / 92 wird es<br />
als eines der grössten und bedeutendsten Innerschweizer Bauernhäusern<br />
beschrieben. 1734 liessen Joseph und Hans-Martin<br />
Hüsler dieses herrschaftliche Barockhaus bauen. Unter dem<br />
Giebel sind die Initialen von Joseph Hüsler und seiner Frau<br />
Verena Bächler mit den Familien-Wappen gemalt, links davon<br />
die Sonne und rechts der Mond. Unter dem Giebel des obersten<br />
Vordaches befindet sich ein Hirschgeweih, das einem geschnitzten<br />
Hirschkopf aufgesetzt ist.<br />
Ein besonderes Merkmal im Estrich sind die «Schlüftili-<br />
Chammere». … Was das ist? … Das sind freischwebende, auf etwa<br />
90 Zentimeter Höhe in die Dachschräge eingezogene Kammern,<br />
durch die man schlüpfen kann. Diese Kammern dienten als<br />
luftige Kornspeicher. Der Erbauer dieses 14x14 Meter-Hauses<br />
war der Zimmermeister Michell Felber, sein Name und das<br />
Baujahr 1734 sind im Balken über der Eingangstüre eingekerbt.<br />
In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde 1990 eine<br />
Gesamtrestaurierung abgeschlossen. Während der Renovation<br />
kamen die originalen Fenster-Konstruktionen und Farbtöne<br />
zum Vorschein und machten es möglich, dass das prachtvolle<br />
Bauernhaus heute wieder in seiner ursprünglichen Schönheit<br />
bestaunt werden kann.<br />
1837 wurde Josef Hofer Besitzer des Hofes Mittler-Huprächtigen.<br />
Als in Nottwil nach 1860 ein neues Altersheim gebaut<br />
werden sollte, glaubten einige Bürger, dass es billiger wäre, den<br />
Hofer-Hof mit seinen guten Gebäulichkeiten zu kaufen, statt im<br />
Dorf ein neues Altersheim zu bauen. 3 1867 waren Josef Hofers<br />
Söhne, Sebastian und Stephan, wegen zunehmender Schulden<br />
gezwungen, den Hof an August Burkhart zu verkaufen. Schon<br />
1873 kam es zum nächsten Besitzerwechsel: Melchior Weingartner-Schnieper<br />
vom Gallee in Sempach war der neue Käufer.<br />
<strong>2018</strong><br />
38<br />
Huprächtigen
Damals waren die Winter auf dem <strong>Nottwiler</strong>-Berg noch hart und<br />
lang. Der Schnee schmolz in Sempach in der Nachmittagssonne<br />
schneller. Mündlich überliefert ist der Kommentar zum Wegzug<br />
der Weingartners von Sempach: «Was, du gehst in dieses Sibirien?!».<br />
… Seit sechs Generationen sind die Weingartners –<br />
meine Familie – in Huprächtigen.<br />
Ober-Huprächtigen<br />
Jetzt geht unser Spaziergang weiter über die Wiese. Da, auf<br />
gleicher Höhe steht der Hof Ober-Huprächtigen der Familie<br />
Huber. Unter dem Giebel ist das Baujahr 1788 in römischen<br />
Ziffern MDCCLXXXVIII eingeritzt. Auch dieses Haus war von<br />
den Hüslers gebaut worden. Das Raumgefüge ist dasselbe wie<br />
in den beiden andern Bauernhäusern. Ein Quer-Korridor führt<br />
mittig durch das ganze Haus. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
ging der Hof Ober-Huprächtigen in andere Hände, aber<br />
erst seit 1865 gibt es wieder konkrete Anhaltspunkte. Josef Käch<br />
war damals der Besitzer. Auch er musste 1899 seinen Hof wegen<br />
finanzieller Schwierigkeiten verkaufen. Neue Eigentümerin<br />
wurde die Familie Huber, die den Hof seit ebenfalls sechs Generationen<br />
bewirtschaftet.<br />
Im Gebäude gegenüber dem Haus wurde im letzten Jahrhundert<br />
während Jahrzehnten eine Hofschmiede betrieben. Die<br />
Bauern aus der näheren und weiteren Umgebung liessen hier<br />
ihre Pferde mit neuen Hufeisen beschlagen. Im Spycher oberhalb<br />
des Hauses befand sich die Werkstatt des Wagners Wermelinger,<br />
der Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte<br />
aus Holz anfertigte und reparierte.<br />
Auf diesem Hof gab es bis in die Dreissigerjahre des letzten<br />
Jahrhunderts eine Kegelbahn. Jeweils am Sonntag-Nachmittag<br />
war für die landwirtschaftlichen Angestellten aus der Umgebung<br />
Kegeln angesagt. Kegeln war damals eine beliebte Freizeit-Beschäftigung.<br />
In Nottwil konnte man damals ausser in der<br />
«Krone», im «Bahnhöfli», im «Rössli» und im «Kreuz» in Eggerswil<br />
vereinzelt auch auf Bauernhöfen kegeln.<br />
Zu einer Schreckensnacht wurde die Nacht vom 13. auf den<br />
14. März 1999. In der Scheune entzündete sich ein Feuer, das<br />
sich zu einem Vollbrand ausdehnte. Dank des Grosseinsatzes der<br />
Feuerwehr konnten alle Tiere gerettet werden, zurück blieben<br />
nur die Grundmauern. Nach nur sechs Monaten Bauzeit konnten<br />
in der neuen Scheune die Kühe wieder gemolken werden.<br />
Auf dem Weg zum Bauernhaus der Familie Krummenacher<br />
geniessen wir die herrliche Sicht auf den Sempachersee. 1865<br />
Huprächtigen<br />
39 <strong>2018</strong>
1<br />
2<br />
1 Gross Huprächtigen<br />
(Gebr. Hüsler)<br />
2 Neu Huprächtigen<br />
(Fam. Hüsler-Suppiger)<br />
3 Chli Huprächtigen<br />
(links: Fam. Hüsler,<br />
rechts: Fam. Weingartner-Aregger)<br />
4 Ober Huprächtigen<br />
(Gebr. Huber)<br />
5 Mittler Huprächtigen<br />
(Fam. Krummenacher)<br />
6 Mittler Huprächtigen<br />
(links: Käserei Huprächtigen,<br />
rechts: Fam.<br />
Weingartner-Ottiger)<br />
3<br />
<strong>2018</strong> 40<br />
Huprächtigen
4<br />
5<br />
6<br />
Huprächtigen<br />
41 <strong>2018</strong>
Julius Krummenacher<br />
(1893 – 1967)<br />
baute dort Josef Käch auf seinem grossen Hof neben der damals<br />
schon bestehenden Scheune ein zweites Bauernhaus, das<br />
Mittler-Huprächtigen benannt wurde. Er zog von Ober- nach<br />
Mittler-Huprächtigen in das neue Biedermeier-Haus. Um 1880<br />
wurde es finanziell enger, die Gesamtbelastung war für Käch<br />
nicht mehr tragbar, und er teilte seinen Besitz deshalb in zwei<br />
Höfe auf. Neue Besitzerin von Mittler-Huprächtigen wurde die<br />
Familie Ehret, und Josef Käch zog wieder ins Haus Ober-Huprächtigen.<br />
Ab 1890 war August Küng auf diesem Hof.<br />
In den wirtschaftlich schwierigen Zwischenkriegsjahren<br />
lastete grosser finanzieller Druck auf den Bauern, auf etwa 20<br />
<strong>Nottwiler</strong> Höfen wechselten deshalb die Besitzer 4 . Auch dieser<br />
Hof musste 1930 veräussert werden. Julius Krummenacher zog<br />
mit seiner Frau und fünf Kindern von Rothenburg nach Huprächtigen.<br />
Seine prägnantesten Erkennungsmerkmale waren<br />
der gedrehte Schnurrbart sowie seine träfen Sprüche, beispielsweise<br />
«’s Puure wär schön, wenn ’s Zeise und s Afohre ned wär.»<br />
(Das Bauern wäre schön, wenn das Zinsen und die schwere<br />
Arbeit, die als erstes beim Pflügen getan werden muss, nicht<br />
wären.) Ausserdem, wer Stumpen, Zigaretten und Schokoladen<br />
brauchte, konnte bis Ende der sechziger Jahre zu Krummenachers<br />
gehen, die einen kleinen Verkaufsladen betrieben hatten.<br />
Das war vor zwei Generationen, jetzt wächst die vierte heran.<br />
Das alte, graue Gebäude, da, gleich an der Strasse, hat eine<br />
bedeutende Vergangenheit, es war die zweite, in den 1860er<br />
Jahren gebaute Käserei in Huprächtigen. Damals galt sie als eine<br />
der schönsten Käsereien weit und breit. Schauen wir uns also<br />
auch die Geschichte der Käserei in Huprächtigen an.<br />
4 Lueg zrogg för öbermorn<br />
– Erinnerungen<br />
aus Nottwil, 1986<br />
5 Ruswil, Geschichte<br />
einer Luzerner Landgemeinde,<br />
Eigenverlag<br />
der Einwohnergemeinde<br />
Ruswil, 1987<br />
Die Käsereien<br />
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2002 wurde in Huprächtigen<br />
Käse produziert. Die erste Käserei wurde im Gebäude gegenüber<br />
dem Bauernhaus Mittler-Huprächtigen (Hof Weingartner)<br />
betrieben. Diese wurde vermutlich vor etwa 200 Jahren<br />
gebaut, ein einfaches Bruchstein-Mauerwerk, oben drauf ein<br />
Giebel aus Holz und Ziegel. 1856 gab es in Nottwil zwei Käsereien.<br />
Die Käserei von Huprächtigen war eine der ersten. 1889<br />
gab es bereits vier Käsereien in der Gemeinde. 5<br />
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was der Anlass<br />
für diese zunehmende Milch- und Käseproduktion war. Ab dem<br />
15. Jahrhundert erfolgte allmählich der Übergang vom Ackerbau<br />
zur Viehwirtschaft, und im Kanton Luzern wurde vor allem<br />
in den hügeligen Gebieten Milch produziert. Käse wurde zu-<br />
<strong>2018</strong><br />
42<br />
Huprächtigen
nächst für die Selbstversorgung und erst ab dem 18. Jahrhundert<br />
für den Export hergestellt. In den ersten Jahren des<br />
19. Jahrhunderts wurde langsam zur Gewissheit, dass nicht nur<br />
mit Alpmilch gekäst werden kann. Im Tal setzte der Wechsel<br />
vom Ackerbau zur Milchwirtschaft ein. Zwischen 1850 und 1875<br />
verminderte sich das Ackerland im Kanton Luzern um 30 %,<br />
während die Milchproduktion um 100 % zunahm. 6<br />
Auch in Huprächtigen genügte deshalb das kleine und einfache<br />
Gebäude für die Käseherstellung bald nicht mehr. Auf dem<br />
Hof Mittler-Huprächtigen (Familie Krummenacher) wurde die<br />
zweite Käserei gebaut. Allerdings wechselte fast jährlich der<br />
Käsermeister. Die Käseherstellung war sehr anspruchsvoll und<br />
heikel. Wenn die Qualität des Käses nicht stimmte, gab es in<br />
den Käsereien regelmässig Streitigkeiten, die in der Schuldfrage<br />
gipfelte: Welcher Bauer hat schlechte Milch geliefert, oder war<br />
es der Käser, der es nicht so genau genommen hat? Nur einer,<br />
Käser Thürig von Eich, hielt es 14 Jahre lang aus.<br />
Um mehr Klarheit und Ordnung zwischen Bauern und<br />
Käsern zu schaffen, wurde 1906 die Käsereigenossenschaft Huprächtigen<br />
gegründet. Die Bauern vom Schlössli, der Oberen<br />
Bernern, dem Stockschürli, dem Flüss und der Schwendi, dem<br />
Schürli, dem Kohlholz und natürlich von Huprächtigen wurden<br />
ihre Mitglieder.<br />
Ende der 1920er Jahre genügte diese Käserei den Anforderungen<br />
nicht mehr, und auch ein Käsekeller fehlte. Für die<br />
Reifung hatten die Käselaibe im Winter zu kalt und im Sommer<br />
zu warm. Der geplante Bau einer neuen Käserei stellte den Vorstand<br />
immer wieder vor neue Herausforderungen. Als der Standort<br />
endlich geklärt war, gab es Schwierigkeiten mit der Wasserfassung,<br />
und als der Aushub für den Keller gemacht wurde,<br />
stiessen sie unterhalb ein paar Metern Erde auf Sandstein, was<br />
zuvor nicht geplante Sprengungen notwendig machte. Anfangs<br />
November 1929 war die neue Käserei bezugsbereit, deren Bau<br />
gut 90 000 Franken gekostet hatte.<br />
Wir befinden uns jetzt also vor der Käserei Huprächtigen,<br />
in der während 73 Jahren gekäst worden ist. Der erste Käser war<br />
ein Herr Wyss, der wenige Jahre später vom Käser Bischoff abgelöst<br />
wurde. 1936 kam der Käsermeister Fritz Wasserfallen<br />
nach Huprächtigen. Damals waren alle Käsermeister in den vier<br />
<strong>Nottwiler</strong> Käsereien aus dem Kanton Bern. Die Berner waren<br />
die Spezialisten in diesem Handwerk. 36 Jahre lang, zwei Jahre<br />
über sein Pensionsalter hinaus, hat Fritz Wasserfallen jeden Tag<br />
zwei Emmentaler hergestellt. Genauigkeit und Sorgfalt waren<br />
sein oberstes Gebot. Käsen war damals Schwerstarbeit, die<br />
6 Luzerns Landwirtschaft<br />
im Umbruch,<br />
Max Lemmenmeier,<br />
Rex-Verlag, 1983<br />
Huprächtigen<br />
43 <strong>2018</strong>
Der Name Huprächtigen –<br />
Verschiedene Deutungsversuche<br />
Huprächtigen wurde am 21. April 1235<br />
erstmals urkundlich erwähnt. Anlass war<br />
der Verkauf der Besitzungen in Huprächtigen<br />
(… omnes possessiones meas,<br />
quas habui in villa Hunprehtingin …)<br />
von Ritter Ulrich von Büttikon an das<br />
Benediktinerkloster Engelberg.<br />
Josef Küng 7 schrieb in den «HOFGe<br />
schichten» zum 775 JahrJubiläum von<br />
Huprächtigen: So unterschiedlich die<br />
Schreibweisen des Namens Huprächtigen<br />
sind – für die Namenforschung ist<br />
der Sachverhalt eindeutig: Huprächtigen<br />
gehört zur Gruppe der alemannischen Namen auf<br />
ingen. Weitere Beispiele in der Umgebung sind etwa:<br />
Sigigen … (Gemeinde Ruswil), Trutigen … (Gemeinde<br />
Neuenkirch) oder Renzligen (Gemeinde Oberkirch). Im<br />
schweizerischen Mittelland sind Ortsnamen dieses Typs<br />
verbreitet.<br />
IngenNamen sind so genannte Insassennamen. Im ersten<br />
Namensteil steckt in der Regel ein althochdeutscher Personenname;<br />
diese Person lässt sich aber urkundlich nicht<br />
mehr fassen. Vielleicht war es der Hofgründer selbst oder<br />
der Hofbesitzer. Übersetzen lässt sich die Endung ingen mit<br />
der Umschreibung «bei den Leuten des …». Huprächtigen heisst<br />
also: Bei den Leuten des Huprecht (oder allenfalls Hunprecht).<br />
7 Josef Küng,<br />
Redaktor Entlebucher<br />
Anzeiger<br />
8 Jahresbericht<br />
der Denkmalpflege<br />
1991 / 92, Sonderdruck<br />
aus «Jahrbuch<br />
der Histo rischen<br />
Gesellschaft Luzern»<br />
Bd. 11, 1993<br />
Josef Schurtenberger (1923 bis 2017), geboren in Huprächtigen,<br />
wohnhaft gewesen in Solothurn, erklärte andererseits: Diesen<br />
Namen gibt es seit der Römerzeit. Er ist rund 1 200 Jahre alt.<br />
Huprächtigen lässt sich auf den Patron der Jäger, den heiligen<br />
Hubertus zurückführen. Das Hirschgeweih an der Fassade des<br />
Hauses der Familie Weingartner ist ein Indiz dafür.<br />
Claus Niederberger, Denkmalpfleger des Kantons Luzern 8 , vermutete<br />
schliesslich, dass die Entstehung des Namens Huprächtigen<br />
auf das Hubrecht, Recht auf Hube / Huobe zurückgeht und<br />
damit auf mittelalterlichen und feudalen Ursprung deutet.<br />
<strong>2018</strong> 44<br />
Huprächtigen
knapp hundert Kilo schweren Käselaibe wurden mit dem Räf<br />
zum Reifen in den Keller getragen. Zum Heizen des Dampfkessels<br />
musste die Kohle heran- und die Schlacke weggetragen<br />
werden. Vor der Anschaffung einer Zentrifuge wurde die Milch<br />
zur Entrahmung in eine «Göpse» geleert (tiefer Zuber ohne<br />
Henkel, mit 65 cm Durchmesser).<br />
In den Jahrzehnten der Tätigkeit von Käsermeister Wasserfallen<br />
führten neue Entwicklungen zu weiteren Bedürfnissen,<br />
die Investitionen in Erneuerungen notwendig machten. 1960<br />
wurden ein Käselift in den Keller eingebaut, im Winter 1965 / 66<br />
die alten Dampfkessel durch eine Ölfeuerung ersetzt und die<br />
Käseküche mit neuen Platten belegt.<br />
Mit der Motorisierung änderte sich auch das Bild vor der<br />
«Chäsi». Die Epoche, in welcher die Milchkannen im Wagen mit<br />
vorgespanntem Pferd oder Hund gezogen wurden, näherte sich<br />
ihrem Ende. Von Jahr zu Jahr wurde die Milch immer mehr mit<br />
Traktoren und Autos in die Käserei geliefert.<br />
Zu dieser Zeit wohnten etwa 60 Leute in Huprächtigen, und<br />
es gab nur einen Fernseher im Weiler, der in der Stube der<br />
Käserei stand. Die Huprächtiger Kinder schauten am Mittwochabend<br />
die «Kinderstunde», während die Erwachsenen hier<br />
vor dem Bildschirm Weltereignisse wie die Beerdigung von<br />
Robert Kennedy 1968 oder die erste Mondlandung 1969 miterlebten.<br />
Der Bäcker kam damals drei Mal in der Woche auf<br />
die «Cheri» und auch der Metzger ging mit Wurstwaren von<br />
Tür zu Tür.<br />
Als Fritz Wasserfallen auf das Ende des Milchjahres 1972<br />
in Pension ging, wurde Alois Bucheli sein Nachfolger. Die<br />
Milchmenge hatte stetig zugenommen und pro Jahr schliesslich<br />
gut 720 000 Liter erreicht, weshalb ein drittes Käsekessi angeschafft<br />
wurde. Im Sommer wurden dann täglich drei Käse hergestellt,<br />
im Winter zwei.<br />
1991 wurde die Käserei erneut umgebaut. Die Milch annahme<br />
wurde automatisiert und die alten drei Käsekessi wurden durch<br />
einen Kessel ersetzt, der 3 000 Liter Milch fasste. Und die Herstellung<br />
der Käse wurde mit einem sogenannten Käsefertiger 9<br />
vereinfacht. 1999 trat Alois Bucheli kürzer, und sein ältester<br />
Sohn Daniel trat als Käsermeister in die Fussstapfen seines<br />
Vaters. Zwischenzeitlich hatte sich die jährlich verarbeitete<br />
Milchmenge auf fast eine Million Liter erhöht.<br />
In diesen Jahren geriet die Schweizerische Käseunion als<br />
Marketing- und Handelsorganisation für Käseproduzenten zunehmend<br />
in die Kritik. Als Folge des jahrelangen schlechten<br />
Managements wurde sie 1999 aufgelöst, und die Käseproduzen-<br />
9 Käsefertiger =<br />
Gerät mit ausgeklügeltem<br />
Schneideund<br />
Rührwerkzeug<br />
Huprächtigen<br />
45 <strong>2018</strong>
1 2<br />
1 Käserei Huprächtigen<br />
1945, Aquarell von M.<br />
Wagner, Herzogenbuchsee<br />
2 Die beiden letzten<br />
Käsermeister von<br />
Huprächtigen beim<br />
Vorkäsen im neuen<br />
3 000-Liter-Kessi: Vater<br />
und Sohn Alois und<br />
Daniel Bucheli, 1991<br />
ten wurden in den weitgehend liberalisierten Markt entlassen.<br />
Seither befinden sich die Exportzahlen des Emmentalers im<br />
freien Fall. Wie in fast allen Emmentaler-Käsereien konnte in<br />
Huprächtigen unter diesen Umständen nicht weiter Käse hergestellt<br />
werden. – Ende November 2002 wurden die letzten Emmentaler<br />
Käse aus dem Kessi gehoben. Seither wird die Milch<br />
bei den Bauern von Emmi abgeholt.<br />
Im Jahr 2004 wurde die Käserei-Genossenschaft aufgelöst.<br />
Seither trifft sich der Kreis ehemaliger Genossenschafter und<br />
ihrer Angehöriger jährlich am letzten Juni-Sonntag zum «Lindenfest».<br />
Das Käsereigebäude dient jetzt als Wohnraum mit zwei<br />
neu renovierten Wohnungen.<br />
Jubiläen<br />
Wir sind am Ende unseres Spazierganges, deshalb noch ein<br />
paar abschliessende Worte zu unseren Jubiläumsfeiern:<br />
Im Jahr 1985 wurde das 750 Jahr-Jubiläum gefeiert. Josef<br />
Schurtenberger hatte auf die historische Ersterwähnung von<br />
1235 aufmerksam gemacht, worauf sich vier damals wenig mehr<br />
als 20 Jahre alte Huprächtiger zu einem OK zusammengeschlossen<br />
haben. Das Fest wurde für alle ein Erlebnis mit vielen Begegnungen<br />
zwischen Weggezogenen und Dagebliebenen. Aus<br />
diesem Anlass liess Jakob Hüsler (damals Pfarrer in Adligenswil)<br />
neben der Käserei ein Linde pflanzen, die inzwischen zu<br />
einem stolzen, zwölf Meter hohen Baum gewachsen ist.<br />
Die gelungene erste Feier war Motivation genug, um auch<br />
2010 eine Gästeschar mit Huprächtiger-Wurzeln einzuladen und<br />
die Jubiläumsschrift «HOF-Geschichten» herauszugeben. In<br />
dieser Broschüre sind im ersten Teil die historischen Aspekte<br />
beschrieben, und im zweiten Teil gibt jede Familie Einblick in<br />
ihre Hof- und Familiengeschichte. Darin haben die Huprächtiger<br />
ihren Willen bekundet, diesen Flecken auch künftig mit<br />
Sorgfalt zu pflegen und mit Weitsicht zu gestalten.<br />
<strong>2018</strong> 46<br />
Huprächtigen
Die Ey Kapelle<br />
Ein Kleinod erstrahlt in neuem Glanz<br />
Jahrelang befand sich die denkmalgeschützte, nur fünf auf<br />
dreieinhalb Meter grosse Kapelle im Ey in einem bedenklichen<br />
Zustand. 2016 mündete diese Phase in eine Erfolgsgeschichte,<br />
nachdem sich die ‹St. Margrethen Kapellenstiftung›<br />
bereit erklärt hatte, sowohl die Trägerschaft als auch die<br />
Instandstellung der kulturhistorisch bedeutungsvollen Kapelle<br />
im Ey zu übernehmen.<br />
Von Juni bis Dezember 2016 wurde sie in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Denkmalpflege des Kantons Luzern totalsaniert,<br />
und dabei wurde überraschend auch eine spätmittelalterliche<br />
Wandmalerei entdeckt. Am Sonntag, 12. März 2017, konnte die<br />
in neuem Glanz erstrahlende Kapelle im Ey unter grosser Anteilnahme<br />
der interessierten Bevölkerung feierlich eingesegnet<br />
werden.<br />
Die schlichte, frühbarocke Wegkapelle Ey befindet sich in<br />
unmittelbarer Nachbarschaft des 2011 bezogenen neuen Zentrums<br />
Eymatt, ist aber etwas hinter den Wohn- und Geschäftsliegenschaften<br />
der Firma Sidler & Co. Nottwil AG an der Kantonsstrasse<br />
versteckt. Eine erste Sanierung der Kapelle wurde<br />
1955 geplant, sogar für einen Neubau gab es damals konkrete<br />
Pläne. 1960 / 61 wurde aber – wohl aus Kostengründen – nur<br />
eine kleine Renovation durchgeführt. Der damalige Kapellenverwalter<br />
und Projektleiter, Josef Schacher, erstellte 1962 die<br />
Schlussabrechnung mit Gesamtkosten von knapp 5 000 Franken<br />
für die Denkmalpflege des Kantons Luzern sowie die 16 beitragspflichtigen<br />
Kapellengenossenschafter, davon 14 private<br />
Grundeigentümer sowie die Landwirtschaftliche Genossenschaft<br />
Nottwil / Buttisholz und die Ortsbürgergemeinde (Bürgerheim).<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
47 <strong>2018</strong>
1 Die Kunstdenkmäler<br />
der Schweiz, Kanton<br />
Luzern, Band 4,<br />
Basel 1956, S. 302<br />
2 Predella (von italienisch<br />
für Stufe, Tritt)<br />
ist ein meist hölzerner<br />
flacher Sockel auf der<br />
Altarmensa, der ein<br />
Retabel trägt.<br />
Der Denkmalpfleger Adolf Reinle hatte die Kapelle Ey 1956<br />
wie folgt beschrieben 1 (gekürzt): «Die … Kapelle steht in dem …<br />
Weiler Ei, südwärts der Landstrasse hinter einem Bauernhaus.<br />
L. 5m, B. 3,6 m. … Sechseckiger, stark zerfallener Dachreiter mit<br />
zwei Pfosten und kleinem Glöcklein. …<br />
Renaissancealtar mit dem Datum 1606, im 19. Jahrhundert<br />
neu gefasst. … An der Predella 2 Relief des Schweisstuchs der Veronika<br />
… Auf der Predella steht eine thronende Madonna mit Kind,<br />
elegante Arbeit Mitte 17. Jahrhundert, 1956 neu gefasst. … »<br />
Seit 1967 steht die Kapelle im Ey unter Denkmalschutz.<br />
Wie konnte es geschehen, dass dieses denkmalgeschützte<br />
Objekt in den letzten 50 Jahren so vernachlässigt wurde?<br />
Das Grundstück, auf dem die Kapelle steht, gehörte der<br />
Pfarrkirchenstiftung Nottwil. Für die Baute, die Kapelle Ey, gab<br />
es aber weder einen Kapellenfonds noch sind Stiftungsurkunden<br />
bekannt, wie dies bei anderen Kapellen – auf Gemeindegebiet<br />
die St. Margrethen- und die Flüsskapelle – die Regel ist. Das<br />
erste Dossier über die Kapelle Ey findet sich im Kirchgemeindearchiv<br />
und dürfte im Zuge der Renovationsplanung von 1957<br />
bis 1962 vom damaligen Projektleiter Josef Schacher angelegt<br />
worden sein, der gleichzeitig als Kirchenrat amtete.<br />
Personen, die seither im umliegenden Perimeter Bauland<br />
oder eine Eigentumswohnung erworben haben, wurden per<br />
Grundbuchanmerkung Genossenschafter und damit Miteigentümer<br />
der Kapelle im Ey. Nur, für die Kapelle fühlte sich angesichts<br />
der fehlenden Organe und Stiftungsurkunden niemand<br />
verantwortlich. Mit der Realisierung des unmittelbar benachbarten<br />
Pflegezentrums Eymatt 2008 bzw. dem deshalb notwendigen<br />
Abbruch von Altliegenschaften wurde die mittlerweile<br />
baufällige Kapelle wieder sichtbar und Gegenstand der öffentlichen<br />
Wahrnehmung.<br />
Dem Gemeinderat war es ein Anliegen, das Kleinod zu erhalten,<br />
die Kapelle zu neuem Leben zu erwecken und in ihr<br />
einen Ort zur stillen Einkehr zu schaffen. Der schlechte bauliche<br />
Zustand der Kapelle rief zwingend nach einer Totalsanierung,<br />
doch dazu waren weder die Kirchgemeinde bereit, noch<br />
die im Grundbuch eingetragenen über 100 Genossenschafter<br />
der faktisch nicht existierenden Kapellen-Genossenschaft imstande.<br />
Vor diesem Hintergrund machte die damalige St. Margrethen<br />
Kapellenstiftung im Juli 2014 das rettende Angebot,<br />
die Trägerschaft und die Instandstellung zu übernehmen. Dank<br />
des Einverständnisses der Kirchgemeinde konnte die Planung<br />
für die Renovation der Kapelle im Ey aufgenommen werden. Ein<br />
wichtiger Schritt in diesem Prozess war die Bereinigung der<br />
<strong>2018</strong><br />
48<br />
Die Ey Kapelle
grundbuchrechtlichen Situation durch Entlastung der eingetragenen<br />
Genossenschafter und Übertragung der Dienstbarkeiten<br />
an die neue Trägerschaft, die seit dem 13. Juni 2016 als ‹Kapellenstiftung<br />
Nottwil› 3 firmiert.<br />
Ey Kapelle von Westen<br />
um 1920<br />
Ey, vom Bauern-Dorf mit Kapelle zum Weiler von Nottwil<br />
Die Geschichte der Kapelle Ey 4<br />
Die Verhältnisse in und um den heutigen Ortsteil Ey zu<br />
Beginn des 17. Jahrhunderts sind nur teilweise geklärt. Im<br />
17. / 18. Jahrhundert wird Ey in Gülten 5 und Kaufbriefen immer<br />
wieder als «Dorf» bezeichnet. Man sprach von der «Dorfgass»<br />
oder Dorfstrasse, vom Dorfbrunnen und der Dorfkapelle. Ey lag<br />
im Steuerbrief 6 Oberkirch, zu Nottwil gehörte Ey nur pfarreirechtlich.<br />
Erst 1819 wurde Ey der Gemeinde Nottwil zugeteilt.<br />
Gewiss ist, dass Ey Ende des 19. Jahrhunderts ein kleiner<br />
Verkehrsknotenpunkt war. Hier trafen sich Verbindungswege<br />
zwischen Oberkirch, Nottwil und Neuenkirch, zwischen Talund<br />
Höhenlagen. Die alte Strasse von Oberkirch nach Nottwil<br />
stieg von Ey kontinuierlich an und führte unterhalb der <strong>Nottwiler</strong><br />
Mühle über den Bach, wo man auf die heutige Oberdorfstrasse<br />
gelangte. Ebenso bestanden Wege, die direkt hinauf<br />
nach Oberei, Bernern und Huprächtigen sowie nach Bühl und<br />
Buttisholz führten.<br />
3 Kapellenstiftung<br />
Nottwil (vormals<br />
St. Margrethenkapellen<br />
Stiftung; Stiftungsrat:<br />
Dr. Guido A. Zäch<br />
(Präsident), Dr. Heinrich<br />
Meyer, Pfarrer<br />
Alois Elmiger<br />
4 Nottwil – Die<br />
Kapelle im Ey, Exposé<br />
Waltraud Hörsch, November<br />
2017<br />
5 Gült = altrechtliches<br />
Grundpfandrecht<br />
6 Steuerbrief =<br />
Steuerbezirk<br />
Die Ey Kapelle<br />
49 <strong>2018</strong>
Kapelle Ey sowie<br />
Wohnhaus / Scheunengebäude<br />
von Osten um<br />
1920; im Weiler Ey gab<br />
es früher etliche solche<br />
kombinierte Haus- /<br />
Scheunenhöfe<br />
Die Kapelle erhob sich über dem Dorfplatz mit dem grossen<br />
Brunnen, wo alle Fuss- und Fahrwege zusammenfanden. Der<br />
Weiler Ey demonstrierte mit seiner Kapelle durchaus Selbstbewusstsein.<br />
Die Herkunft des auf 1606 datierten Altars und der<br />
Madonna aus dem mittleren 17. Jahrhundert in der Kapelle sind<br />
nicht bekannt und lassen keine Schlüsse hinsichtlich des Baujahres<br />
der Kapelle zu.<br />
Erste Hinweise auf Unterhaltspflichten an der Kapelle Ey<br />
wurden in Kaufbriefen und Gülten der einstigen Ey-Höfe erst<br />
ab 1740 gefunden. Diese Hinweise legen den Schluss nahe, dass<br />
die Kapelle Ey ursprünglich als gemeinschaftliches Werk von<br />
sechs Bauern der Höfe im Ey gebaut worden war. Einträge in<br />
späteren Kaufprotokollen belegen, dass die Höfe im Ey 1789<br />
eine Übereinkunft zur Regelung des Unterhalts getroffen<br />
hatten. Aufgrund dieser Unterhaltspflichten bestand noch<br />
1961 / 62 die Kapellengenossenschaft, deren 16 Mitglieder für<br />
etwa ein Drittel der damaligen Renovationskosten aufgekommen<br />
sind.<br />
Die Glocke der Kapelle Ey ist auf das Jahr 1868 datiert. Dies<br />
ist deshalb bemerkenswert, weil 1866 die Kirche von Nottwil in<br />
Flammen stand und die neue Pfarrkirche an gleicher Stelle erst<br />
1868 / 69 gebaut wurde. Ob die Kapelle Ey während dieser kirchenlosen<br />
Zeit dem Weiler als Gotteshaus diente, ist möglich,<br />
kann aber nicht abschliessend beantwortet werden.<br />
<strong>2018</strong><br />
50<br />
Die Ey Kapelle
Strukturprobleme in der Landwirtschaft seit Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts führten im späten 19. und im frühen 20. Jahrhundert<br />
auch im Weiler Ey zu einer merklichen Reduktion der<br />
Häuser. Im Grundbuchplan von 1930 besteht Ey nur noch aus<br />
wenigen Hofeinheiten, der Strukturwandel hatte die einstige<br />
Siedlung mit Dorfcharakter in einen Weiler aus nur noch drei<br />
bis fünf Höfen verwandelt.<br />
Kapellen-Sanierung:<br />
Dachstuhl und Einpassen<br />
des neuen Dachreiters<br />
/ Glockenstuhls<br />
Die Renovation<br />
Schon 2014 beauftragte die St. Margrethen Kapellenstiftung<br />
den Architekten Ueli von Matt, von der Kapelle im Ey<br />
einen Zustandsbericht mit einer Grobkostenschätzung für die<br />
Renovation zu erstellen. In diesem Bericht ist nachzulesen, dass<br />
der Dachreiter halb zerfallen war sowie Schäden am Fassadenputz<br />
und Risse in den Fassaden gut sichtbar waren, und … dass<br />
die Kapelle auch mal als Fussballtor diente. Trotz Holzwurmbefalls<br />
überraschte Architekt von Matt im Innern die künstlerische<br />
Qualität des Altarretabels und die Figur der Mutter Gottes<br />
mit Kind. Nicht nur die Holzwürmer hatten aber ihre Spuren<br />
hinterlassen, auch Wasser war durch undichte Stellen im Dach<br />
eingedrungen, Feuchtigkeitsspuren waren gut sichtbar, und an<br />
den Wänden bröckelte die Gipsglättung. Eine Gesamtrestaurierung<br />
war im Urteil des Architekten unabwendbar.<br />
Die Ey Kapelle<br />
51 <strong>2018</strong>
Die bei der Restaurierung<br />
entdeckte<br />
spätmittelalterliche<br />
Wandmalerei: Kreuzigung<br />
des mit Wunden<br />
übersäten Christus<br />
7 Nottwil – Die<br />
Kapelle im Ey, Exposé<br />
Waltraud Hörsch,<br />
November 2017<br />
Aufgrund der Grobkostenschätzung musste eine Finanzierung<br />
im Umfang von 350 000 Franken sichergestellt werden. Der<br />
St. Margrethenkapellen Stiftung gelang das innert Jahresfrist:<br />
Neben 100 000 Franken aus dem eigenen Stiftungsvermögen<br />
erhielt sie Investitionsbeiträge von je 50 000 Franken von der<br />
Schweizer Paraplegiker-Stiftung, der Kirchgemeinde und der<br />
Einwohnergemeinde Nottwil sowie Spenden von Firmen, ehemaligen<br />
Genossenschaftern und weiteren Privatpersonen.<br />
Nach einer kurzen Planungs- und Vorbereitungszeit sowie<br />
Abklärungen mit dem Bauingenieur, den Restauratoren und dem<br />
Denkmalpfleger konnte Ende Mai 2016 mit den Restaurierungsarbeiten<br />
begonnen werden. Als grosse Überraschung kam unter<br />
einer neueren Putzschicht eine wahrscheinlich spätmittelalterliche<br />
Wandmalerei zum Vorschein. Die Malschicht wurde mit<br />
viel Geduld und Fingerspitzengefühl freigelegt, gefestigt und<br />
leicht retuschiert. Die dargestellte Kreuzigung mit dem mit<br />
Wunden übersäten Christus erinnert an Bilder der Mystik des<br />
13. / 14. Jahrhunderts, während der Bildaufbau mit dem üppigen<br />
Rankendekor eher mit dem Stil aus dem 16. / 17. Jahrhundert in<br />
Verbindung gebracht wird. Das bei der Restaurierung freigelegte<br />
Mauerwerk macht deutlich, dass die Kapelle möglicherweise<br />
im 17. / 18. Jahrhundert (Barock) vergrössert worden ist.<br />
Einerseits wurde der Teil der Kapelle östlich der Fenster später<br />
aufgemauert, andererseits ist unter dem Aussenputz des südlichen<br />
Fensters eine nach Osten verschobene ältere Fensterbank<br />
zu erkennen 7 . – Während also feststeht, dass die Kapelle we-<br />
<strong>2018</strong><br />
52<br />
Die Ey Kapelle
Altarretabel mit<br />
Madonna und Kind aus<br />
dem 17. Jahrhundert,<br />
1956 neu gefasst<br />
Kapelle Ey, Nottwil – Totalrenovation<br />
Bauherr<br />
Architektur<br />
und Bauleitung<br />
Bauverantwortliche der<br />
Kapellenstiftung Nottwil<br />
Denkmalschutz<br />
Kapellenstiftung Nottwil, c / o. Schweizer Paraplegiker-<br />
Stiftung, Nottwil<br />
Stiftungsrat: Dr. Guido A. Zäch (Präsident), Dr. Heinrich<br />
Meyer, Pfr. Alois Elmiger<br />
Ueli von Matt, dipl. Architekt FH,<br />
Wey Architekten, Sursee<br />
Ernst Schürch und Jean-Luc Rohner<br />
Marcus Casutt, lic. phil., Gebietsdenkmalpfleger,<br />
Denkmalpflege Kanton Luzern<br />
Besuchen Sie die Kapelle Ey<br />
Die Kapelle Ey ist öffentlich zugänglich und während der üblichen Geschäftszeiten geöffnet.<br />
sentlich älter sein muss als ursprünglich angenommen, bleibt<br />
für die Historiker die Frage nach dem wirklichen Alter (noch)<br />
offen.<br />
An die 60 Handwerker arbeiteten engagiert an diesem<br />
kleinen Restaurierungs-Werk, und bereits Ende Jahr konnten<br />
die Bauarbeiten bei Gesamtkosten von 320 000 Franken abgeschlossen<br />
werden.<br />
Die Ey Kapelle<br />
53 <strong>2018</strong>
Einsegnungsfeier vom<br />
12. März 2017<br />
Feierliche Einsegnung der Kapelle Ey<br />
Die warme Frühlingssonne am Sonntagnachmittag,<br />
12. März 2017, verlieh die richtige Stimmung für die Einsegnung<br />
der in neuem Glanz erstrahlenden Ey Kapelle. Dr. Guido<br />
A. Zäch, der Präsident der Kapellenstiftung Nottwil, begleitete<br />
die etwa 150 interessierten Personen durch den feierlichen<br />
Anlass, Denkmalpfleger Marcus Casutt berichtete von der bei<br />
der Sanierung entdeckten spätmittelalterlichen Wandmalerei<br />
sowie von zwei Figuren des heiligen Dominikus und der Heiligen<br />
Katharina von Siena aus dem Fundus des Pfarrhauses<br />
Romoos, welche heute zusammen mit der Madonna ein wunderbares<br />
Ensemble bilden. Architekt Ueli von Matt führte unter<br />
anderem den Beweis über den ‹Missbrauch› der Kapelle als<br />
Fussballtor über die Fenstervergitterung aus einem Armierungsnetz,<br />
während Gemeindepräsident Walter Steffen seinen<br />
Dank an alle Beteiligten mit der zutreffenden Einschätzung<br />
schloss, dass Nottwil mit der sanierten Kapelle Ey um einen<br />
Brillanten im Dorfbild reicher geworden ist.<br />
<strong>2018</strong> 54<br />
Die Ey Kapelle
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />
Zweck und Bedeutung von Glocken<br />
Die schöne und stimmungsvolle <strong>Nottwiler</strong> Pfarrkirche<br />
St. Marien ist von weither gut sichtbar, und ihre Glocken<br />
erklingen seit bald 150 Jahren zu den verschiedensten<br />
Ereignissen. Schauen wir doch einmal genauer hin, wo,<br />
wie und zu welchem Zweck deren Klänge erzeugt werden!<br />
Jetzo mit der Kraft des Stranges<br />
Wiegt die Glock’ mir aus der Gruft,<br />
Dass sie in das Reich des Klanges<br />
Steige, in die Himmelsluft!<br />
Ziehet, ziehet, hebt!<br />
Sie bewegt sich, schwebt!<br />
Freude dieser Stadt bedeute,<br />
Friede sei ihr erst Geläute.<br />
So lautet die letzte Strophe von Friedrich Schillers Gedicht<br />
‹Das Lied von der Glocke›. Es ist eines der bekanntesten deutschen<br />
Gedichte und beschreibt bis ins Detail die Kunst des Glockengiessens<br />
von der Form bis zum ersten Klang am Ort ihrer<br />
Bestimmung.<br />
Sakrale und weltliche Ursprünge<br />
Anlass für das Läuten von Kirchenglocken geben nicht nur<br />
Freude und Friede. In der historischen Betrachtung dient es sakralen<br />
und bürgerlichen bzw. weltlichen Zwecken. Kirchliche<br />
Bedeutung hat das Geläut für das Sammeln der Gemeinde zum<br />
Gottesdienst sowie traditionell vor Hochzeiten, Taufen und Bestattungen.<br />
Der erste Glockenruf, das Morgenläuten, ertönt<br />
morgens um halb sechs Uhr bei Tagesanbruch, symbolhaft zur<br />
Stunde der Auferstehung von Christus.<br />
Der weltliche Nutzen liegt in der Zeitangabe mit Stunden-,<br />
Halbstunden- und Viertelstundenschlag. Der Grund für diese<br />
Funktion stammt aus dem Mittelalter, als der Grossteil der Bevölkerung<br />
noch keine Uhr besass und von der Turmuhr abhän-<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
55 <strong>2018</strong>
gig war, ein Umstand der auch vor 100 Jahren noch seine Gültigkeit<br />
hatte. Das «Sturmläuten» schliesslich kündigte früher<br />
Gefahren an, beispielsweise feindliche Angriffe, Brände sowie<br />
Unwetter oder drohende Überschwemmungen. Für solche<br />
Funktio nen gibt es heute Alarmsysteme mit Sirenen. In Nottwil<br />
kennen wir trotzdem noch immer das Wetterläuten, das letztmals<br />
beim Sturm Burglind vom 3. Januar <strong>2018</strong> erfolgte.<br />
In der Schweiz gibt es rund 20 000 Kirchenglocken 1 . Im benachbarten<br />
Ausland gingen während der beiden Weltkriege<br />
viele alte Glocken verloren, weil sie für die Produktion von<br />
Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden. Mag der Glockenklang<br />
in der Vergangenheit noch so bedeutungsvoll gewesen sein und<br />
den meisten Menschen noch immer gefallen, so birgt er heute<br />
trotzdem ein nicht unerhebliches Störpotenzial. Wer hat in den<br />
letzten Jahren nicht schon von rechtlichen Auseinandersetzungen<br />
gelesen oder gehört, bei denen Kläger nächtlichen<br />
Die <strong>Nottwiler</strong><br />
Pfarrkirche St. Marien<br />
1 Ein Mann für alle<br />
Glocken,<br />
Matthias Walter,<br />
Kunsthistoriker,<br />
MM19 / 2015<br />
<strong>2018</strong><br />
56<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien
1 Das mechanische<br />
Uhrwerk<br />
1<br />
2 Das Geläut hängt an<br />
mächtigen Balken<br />
2<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />
57 <strong>2018</strong>
Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />
gegossen 1869, grösste Glocke ersetzt 1921 / Glockengiesserei Emanuel Rüetschi, Aarau<br />
Turmglocken<br />
grösste<br />
Glocke<br />
Gewicht<br />
kg<br />
Ton Bildnis (B) /<br />
Inschrift Latein (I) / Übersetzung (U)<br />
2035 des B: Maria Himmelfahrt<br />
I: Assumpta est Maria in coelum / gaudent angeli<br />
U: Maria ist aufgefahren in den Himmel / es freuen sich<br />
die Engel<br />
2. Glocke 1110 f B: Heilige Agatha<br />
I: oben: Vivos voco, mortuos plango fulgura frango<br />
U: Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich,<br />
die Blitze breche ich (alte, seit dem 15. Jahr hundert<br />
bekannte Glockeninschrift)<br />
I: unten: Mirabilis est Dominus in sanctis suis<br />
U: Bewunderungswürdig ist der Herr in seinen Heiligen<br />
3. Glocke 653 as" B: Heiliger Josef mit dem Kinde Jesu und der Lilie<br />
I: «Vir fidelis multum laudabitur<br />
Et qui custos est Domini sui, glorificabitur»<br />
U: «Der getreue Mann wird hoch gelobt werden<br />
(Sprüche 28, 20) und wer der Wächter seines Herrn<br />
ist, wird gepriesen werden (Sprüche 27, 18)»<br />
4. Glocke 282 des" B: Peter und Paul<br />
I: In omnem terram exivit sonus eorum<br />
U: In alle Welt hinaus ergeht ihr Klang (Psalm 18, 5)<br />
Dachreiterglocken<br />
grössere<br />
Glocke<br />
kleinere<br />
Glocke<br />
Gewicht<br />
kg<br />
Ton Bildnis (B) /<br />
Inschrift Latein (I) / Übersetzung (U)<br />
131 f" B: Seliger Nikolaus von Flüe*<br />
I: «Mirificavit Dominus Sanctum suum<br />
Et cibavit eum pane vitae et intellectus»<br />
U: «Der Herr vollbringt Wunder an seinem Getreuen<br />
(Psalm 4, 4) und er speiste ihn mit dem Brot des<br />
Lebens und der Einsicht (z. T., Jesus Sirach 15, 3)»<br />
79 as" B: Heiliger Johannes Baptist<br />
I: Sinite pueros venire ad me, et nolite vetare eos<br />
I: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen<br />
nicht (Lukas 18, 16)<br />
Gewicht Geläut total<br />
4 290 kg<br />
* Nikolaus von Flüe wurde 1947 heiliggesprochen<br />
<strong>2018</strong><br />
58<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien
Vertrag (Auszug)<br />
zwischen der Kirchenbaukommission<br />
von Nottwil<br />
Kt. Luzern<br />
und Herrn Emanuel Rüetschi<br />
Glockengiesser in Aarau<br />
über den Guss eines neuen<br />
Geläutes<br />
1. Hr. Emanuel Rüetschi<br />
verpflichtet sich, in die neugebaute<br />
Pfarrkirche Nottwyl<br />
ein neues Glocken geläute<br />
von circa 80 Zentnern zu<br />
liefern.<br />
2. Die Glocken sollen<br />
eine vollkommene und<br />
reine Harmonie bilden und<br />
überdies einen starken,<br />
andauernden Ton und mitschallenden<br />
nachsingenden<br />
Klang besitzen.<br />
3. Die Mischung soll<br />
aus ganz gutem Metall,<br />
russischem Kupfer und<br />
englischem Zinn bestehen.<br />
Im Gusse selbst sollen<br />
die Glocken vollkommen<br />
wohlklingen, mit schönen<br />
Verzierungen von Laubwerk<br />
unten und oben, mit<br />
passenden Bildern und<br />
Inschriften fein, sauber,<br />
und in jeder Beziehung<br />
fehlerfrei gegossen sein.<br />
4. Die einzelnen Glocken<br />
enthalten folgende<br />
Hauptrelief Bilder und<br />
Inschriften<br />
a. Die grösste Glocke das<br />
Bild: Maria Himmelfahrt.<br />
Inschrift: Assumpta est<br />
Maria in coelum, gaudent<br />
Angeli<br />
b. Die zweite das Bild<br />
der Hl. Agatha<br />
Oben Inschrift: Vivos<br />
voco, mortuos plango,<br />
fulgura frango.<br />
Unten: Mirabilis est<br />
Dominus in sanctis suis<br />
...<br />
... beiden Theilen eigenhändig<br />
unterschrieben und<br />
jedem Theil ein Exemplar<br />
zugestellt worden.<br />
Nottwil, den 15. März 1869<br />
Namens der Kirchenbaukommission<br />
der Präsident: L. Helfenstein<br />
der Schreiber: A. Hüsler<br />
der Glockengiesser:<br />
Eml. Rüetschi<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien<br />
59<br />
<strong>2018</strong>
Glocken klang bzw. Zeitschläge als Sündenbock für ihre schlaflosen<br />
Nächte verantwortlich machen? Die Gerichte haben dabei<br />
eine Interessenabwägung zwischen der Tradition des Glockenläutens<br />
und den Interessen des Lärmschutzes vorzunehmen,<br />
wobei bisher meistens zugunsten der Kirchen entschieden<br />
worden ist.<br />
Traditionsgemäss enthalten Kirchenglocken auch Inschriften,<br />
welche die religiöse und kulturelle Entwicklung, aber auch<br />
regionale Bezüge ihrer Zeit spiegeln. Viele Inschriften sind Bibelsprüche<br />
aus den alttestamentarischen Psalmen.<br />
Ausser dem Ton, der Materialisierung und dem Gewicht der<br />
Glocken wurden auch die Inschriften im Vertrag vom 15. März<br />
1869 zwischen der Kirchenbaukommission von Nottwil und der<br />
Glockengiesserei Emanuel Rüetschi in Aarau präzise vereinbart<br />
(siehe Auszug aus dem Vertrag und Übersicht Glocken). Diese<br />
traditonsreiche, seit 650 Jahren bestehende Glockengiesserei<br />
hatte den Auftrag erhalten, das aus insgesamt sechs Glocken<br />
bestehende Geläut zu giessen. Gute vier Tonnen bringt seither<br />
das Geläut im massiven Gebälk unter der Turmspitze auf die<br />
Waage, während die beiden Glöcklein im Dachreiter auf dem<br />
Kirchenschiff zusammen 210 Kilo wiegen. Eine Meisterleistung<br />
und eine heikle Aufgabe, dieses Geläut und vor allem die gut<br />
zwei Tonnen wiegende grösste Glocke in den auf etwa 35 Meter<br />
über Grund liegenden Glockenstuhl zu hieven und in der richtigen<br />
Position in Schwung zu bringen. Schlägt der Klöppel zu<br />
stark, besteht die Gefahr, dass die Glocke zerspringt. Das<br />
geschah 1921, so musste die grösste Glocke durch eine neue<br />
ersetzt werden.<br />
Objektiv betrachtet ist das Geläut der Kirche Nottwil<br />
relativ klein. Die Stundenglocke in der Kirche Hitzkirch ist<br />
mit 7,5 Tonnen die grösste im Kanton Luzern, während das<br />
mächtigste Geläut der Schweiz im Berner Münster hängt und<br />
insgesamt fast 30 Tonnen (grösste Glocke 10 Tonnen) wiegt.<br />
Im Kölner Dom erklang bis 2017 die mit 24 Tonnen schwerste<br />
freischwebende Glocke. Diese wurde abgelöst von der grössten<br />
Glocke der Welt mit einem Gewicht von 25,19 Tonnen, die<br />
in Innsbruck gegossen und in die rumänische Hauptstadt Bukarest<br />
transportiert worden ist. Diese Glocke soll im Verlaufe<br />
des Jahres <strong>2018</strong> in der im Bau befindlichen ‹Kathedrale der Erlösung<br />
des Volkes› erstmals die Stunde schlagen.<br />
<strong>2018</strong> 60<br />
Die Glocken der Pfarrkirche St. Marien
Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil<br />
Von der Verbindlichkeit freundschaftlicher Begegnungen<br />
Enge Beziehungen zur baden-württembergischen Stadt Schwaigern<br />
bestehen seit den 1970er Jahren. Am Gründungsfest vom<br />
29. August 2009 wurden diese Beziehungen formell als Städtepartnerschaft<br />
besiegelt. Als Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses<br />
der Stadt Schwaigern reflektiert Manfred Litz die<br />
Aktivitäten während der beiden letzten Jahre.<br />
«Die <strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong> ist der Ort, wo<br />
auch in Zukunft regelmäßig über die<br />
Entwicklung dieser Städtepartnerschaft<br />
berichtet werden wird.» In der letzten<br />
Ausgabe dieser wunderbaren Chronik,<br />
die markante Ereignisse und Besonderheiten Nottwils in den<br />
Fokus der Erinnerung rückt, war diese Ankündigung zu lesen.<br />
Ich freue mich außerordentlich, diesem Anspruch gerecht<br />
werden zu dürfen, und zwar aus der Sicht des deutschen Städtepartners<br />
und mit den kleinen Besonderheiten der deutschen<br />
Orthografie. Man gestatte mir die Beibehaltung des so ungewöhnlichen<br />
.<br />
«Nottwil tut gut» ist zwischenzeitlich längst zu einem in<br />
wenige Worte gefassten Bekenntnis geworden, das nicht nur die<br />
Idee der städtepartnerschaftlichen Verbindung, sondern auch<br />
die Wirkung derselben auf den Punkt bringt. Mit dieser formelhaften<br />
Wendung werden die Freude an der Begegnung, die<br />
Wertschätzung des Partners sowie die Erkundung und Wahrnehmung<br />
kultureller Besonderheiten und Eigenarten zum Ausdruck<br />
gebracht. «Nottwil tut gut» – ein Ausdruck unserer emotionalen<br />
Befindlichkeit.<br />
Die im Folgenden skizzierten Veranstaltungen und Begegnungen<br />
machen deutlich, mit welch großer Vielfalt eine Städtepartnerschaft<br />
belebt und gelebt werden kann. Ganz nebenbei<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
61 <strong>2018</strong>
sei angemerkt, dass viele Dinge, die man in seiner Umgebung<br />
selbst gar nicht mehr bewusst wahrnimmt, durch die Brille des<br />
Partners betrachtet, wieder ins eigene Bewusstsein gelangen<br />
und dadurch oft eine völlig neue Bewertung erfahren.<br />
8. Januar 2016<br />
9. Januar 2016<br />
27. Februar 2016<br />
2. bis 6. Juni 2016<br />
Aktivitäten<br />
Neujahrsapéro in Nottwil<br />
Diese Veranstaltung zum Jahresauftakt in Nottwil wird<br />
vom Schwaigerner Beirat satzungsgemäß immer im Wechsel mit<br />
dem Abend des Ehrenamtes besucht. Das Zentrum Sagi bietet<br />
den passenden und die liebevoll gestaltete Bühne den stilvollen<br />
Rahmen für einen wahrlich würdigen und anmutenden Jahresauftakt.<br />
Zudem fällt auf, dass man mit dem Verstehen des<br />
«Schwizerdütsch» immer weniger Probleme hat.<br />
Workshop<br />
Die von den beiden Gemeinden einberufenen Arbeitsgruppen<br />
entwickeln anlässlich der Workshops Projektideen, planen<br />
Begegnungsmaßnahmen und nehmen sich dieser bei der Organisation<br />
und Durchführung an. Nachfolgende Lektüre lässt<br />
diese Vorhaben Punkt für Punkt Revue passieren.<br />
Après-Ski-Party der Freiwilligen Feuerwehr<br />
in Schwaigern<br />
Es mutet wahrlich etwas eigenartig an, wenn in Schwaigern<br />
weit ab jeglicher alpiner Pisten zur Après-Ski-Party<br />
geladen wird. Die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr<br />
in Schwaigern schaffen es dessen ungeachtet immer<br />
wieder aufs Neue, eine zünftige Après-Ski-Party in Szene zu<br />
setzen und der Publikumszuspruch gibt ihnen Recht. Mit dabei<br />
sind zum wiederholten Male einige Seilzieher aus Nottwil, die<br />
mit ihrem Hexentee-Angebot zum festen Bestandteil dieses sehr<br />
beliebten Events geworden sind.<br />
1 250-jähriges Stadtjubiläum in Schwaigern<br />
Die Jubilarin hat wahrlich ein beachtliches Alter vorzuweisen<br />
und zeigt sich trotzdem erstaunlich lebendig, erfreulich<br />
aktiv und in ausgezeichneter Feststimmung. Das Stadtjubiläum<br />
bot einen bunten Reigen an vielfältiger Beteiligung. Der<br />
Besuch der Städtepartner ist sicherlich ein schönes Zeichen für<br />
die innigen und über die Jahre hinweg gepflegten Beziehungen.<br />
Nottwil begeisterte mit einem starken Auftritt, mit kultureller<br />
Vielfalt und der sichtlichen Freude aller Beteiligten an<br />
<strong>2018</strong> 62<br />
Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil
der Teilhabe. Neben dem Partnerschaftskomitee gab sich der<br />
Gemeinderat mit dem Gemeindepräsidenten die Ehre. Der Jodlerclub,<br />
die Alphorngruppe, die Brass Band Feldmusik Nottwil<br />
sowie die Trachtengruppe setzten während des Festwochenendes<br />
so manchen Farbtupfer und bereicherten mit ihren Beiträgen<br />
das Festwochenende. Der Schweizer Folkloreabend in der<br />
Schwaigerner Frizhalle war im Handumdrehen ausgebucht, begeisterte<br />
das Publikum und machte nachhaltigen Eindruck.<br />
Ebenso blieben die Beiträge des Jodlerclubs anlässlich des ökumenischen<br />
Gottesdienstes in der Stadtkirche in allerbester Erinnerung.<br />
Die hochbetagte Jubilarin selbst war an diesen Tagen in<br />
Bestform. Die Rathauseinweihung, die Einweihung eines historischen<br />
Stadtmauerrundweges, das «Concert in Schwaigern»,<br />
der Kunsthandwerkermarkt im Hof des Gräflichen Schlosses,<br />
das in den Farben rot und weiß gehaltene Frühstück auf dem<br />
Marktplatz, das Bürgerfest selbst, die unterhaltsame Weinprobe<br />
am Montagabend und das abschließende fulminante Musikfeuerwerk<br />
machten deutlich, wie sehr die Schar der Gratulanten<br />
beansprucht war. Die Beteiligung so vieler <strong>Nottwiler</strong> macht<br />
deutlich, dass die städtepartnerschaftlichen Verbindungen zu<br />
einem festen Bestandteil des kulturellen Austausches geworden<br />
sind.<br />
1250-jähriges Stadtjubiläum Schwaigern: Brass Band Feldmusik und Jodlerklub am Festumzug<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
63 <strong>2018</strong>
7. bis 9. Juni 2016<br />
SSD der Leintalschule in Nottwil<br />
Für 20 Neunt- und Zehntklässler der Leintalschule Schwaigern<br />
war der Besuch in Nottwil zweifellos der Höhepunkt des<br />
Schuljahres und eine Würdigung ihres Engagements und ihres<br />
Einsatzes im und für den Schulsanitätsdienst (SSD). Dieser<br />
Besuch begeisterte und wirkt noch heute im kollektiven Gedächtnis<br />
der Schule nach. Es war unglaublich wertvoll, die Möglichkeit<br />
zu haben, das Schweizer Paraplegiker-Zentrum kennenzulernen.<br />
Mächtig stolz waren die Jugendlichen, bei den<br />
Profis des Schweizer Instituts für Rettungsmedizin (SIRMED)<br />
ein Fortbildungsmodul zu den Themen Wiederbelebung, Herz-<br />
Druck-Massage und Wirbelsäulentrauma absolvieren zu dürfen.<br />
«Man spürt bei den Leuten die große Leidenschaft für ihren<br />
Beruf und ihre Tätigkeit». Mit dieser Äußerung hat ein Schüler<br />
auf den Punkt gebracht, was die Schulsanitäter so begeistert<br />
und berührt hat. Darüber hinaus wollten die Jugendlichen aber<br />
auch die Partnerstadt erkunden, wozu ihnen reichlich Gelegenheit<br />
geboten wurde. Bei einer sportlichen Radtour rund um den<br />
Sempachersee erschloss sich die geografische Lage Nottwils,<br />
beim Grillieren die Gastlichkeit und beim kurzen Bad im See<br />
die Einzigartigkeit dieses Ortes.<br />
Neunt- und Zehntklässler der Leintalschule<br />
Schwaigern üben im SPZ den Ernstfall<br />
Kirchenchor Nottwil, Abendmusik in der<br />
Stadtkirche Schwaigern ...<br />
27. bis 28. August<br />
2016<br />
Standartenweihe bei den Feldschützen in Nottwil<br />
Die Standartenweihe der <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen war für<br />
eine kleinere Gruppe der Sportschützen aus Schwaigern-Stetten<br />
ein willkommener Anlass, erste Kontakte zu den Kollegen<br />
in der Partnergemeinde zu knüpfen. Das Gästeschießen im <strong>Nottwiler</strong><br />
Schützenhaus bot eine großartige Plattform der Begegnung<br />
und endete mit einem feinen Nachtessen und gemütlichen<br />
Stunden des Beisammenseins. Der Einsegnung der neuen Stan-<br />
<strong>2018</strong><br />
64<br />
Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil
24. bis 25. September<br />
2016<br />
…, und in den Heuchelberger<br />
Weingärten<br />
darte während des sonntäglichen Gottesdienstes schloss sich<br />
ein Apéro und ein wunderbares Bankett im Zentrum Sagi an.<br />
Diese Begegnung zeigt beispielhaft, wie sich im Laufe der Zeit<br />
in gänzlich unterschiedlichen kulturellen Bereichen immer<br />
wieder zaghafte und erste Kontakte ergeben.<br />
(Gegen-)Besuch des <strong>Nottwiler</strong> Kirchenchores<br />
in Schwaigern<br />
Man hat sich in Nottwil bereits kennengelernt und dort über<br />
alle Maße wohlgefühlt. Und so war die Freude beim Wiedersehen<br />
in Schwaigern groß. Es gab von Anfang an Anknüpfungspunkte,<br />
einen regen Austausch und ein fröhliches Hallo. Der<br />
Apéro oder «Ständerling» wie man bei uns zu sagen pflegt, war<br />
ein gelungener und herzlicher Auftakt. Nach einem deftigen<br />
Maultaschenessen gab es eine ganze Menge zu besichtigen. Die<br />
vergleichsweise sehr junge katholische Martinskirche und die<br />
evangelische Stadtkirche bieten aufgrund des enormen Altersunterschiedes<br />
reizvolle Kontraste. Die Gemahlin des Stadtschreibers<br />
führte in historischem Gewande durch die Stadt und<br />
pries deren Besonderheiten, wobei natürlich – wie kann es<br />
anders sein – die Vorzüge einer Brezel ebenfalls gewürdigt<br />
wurden. Der kulturelle Höhepunkt war<br />
schließlich die gemeinsam bewerkstelligte<br />
Abendmusik in der Stadtkirche –<br />
klanglich zum Ausdruck gebrachte Verbindlichkeiten.<br />
Der anschließende Abend<br />
mit dem Nachtessen und dem ausgelassen<br />
fröhlichen Singen und Beisammensein<br />
wurde lang.<br />
Während der Blick in Nottwil über<br />
den Sempachersee schweift, schweift<br />
dieser in Schwaigern über ein nach Süden<br />
ausgerichtetes Meer unzähliger Weinstöcke.<br />
Und genau dieses Szenario bot sich<br />
den <strong>Nottwiler</strong> Gästen am Sonntagmorgen bei einer Fahrt mit<br />
dem Wengertschleicher. Was bei einer solchen Unternehmung<br />
nicht fehlen darf, ist ein zünftiges Vesper – eine Grillwurst am<br />
offenen Feuer.<br />
7. bis 8. April<br />
2017<br />
Abend des Ehrenamtes<br />
in der Horst-Haug-Halle und Workshop<br />
Vereinbarungsgemäß findet der Besuch bzw. die Ausrichtung<br />
dieser Veranstaltungen wechselweise in Nottwil und in<br />
Schwaigern statt. Im Mittelpunkt dieses Abends stehen das eh-<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
65 <strong>2018</strong>
enamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde,<br />
die Sportlerehrungen sowie die Würdigung zahlreicher<br />
Blutspender. Die Planungen, die Ausrichtung und die Umsetzung<br />
all dessen, was das Projekt «Städtepartnerschaft» mit sich<br />
bringt, wurden im Rahmen des Workshops und in dem tollen<br />
Ambiente des neuen Sitzungssaales im Rathaus erörtert. Nach<br />
getaner Arbeit und einem stärkenden Mittagessen bestand die<br />
Möglichkeit, entlang des neu eingerichteten Stelenrundgangs<br />
in die Historie Schwaigerns einzutauchen, bevor man den Nachmittag<br />
gemütlich im Garten eines Winzercafés in Neipperg bei<br />
strahlendem Frühlingswetter genießen konnte.<br />
Die Gymnastikfrauen<br />
aus Stetten backten am<br />
KunstHandWerkMarkt<br />
in Nottwil Laugenweckle<br />
25. bis 27. Mai<br />
2017<br />
Gewerbeausstellung Nottwil (GWÄRB17)<br />
Die Gewerbeausstellung war ohne jeden Zweifel das Leuchtturmprojekt<br />
des Jahres – eine im wahrsten Sinne des Wortes herausragende<br />
Veranstaltung. Allein die Tatsache, dass unterschiedliche<br />
Gruppierungen daran teilnahmen, macht dies<br />
deutlich. Einzelne Schwaigerner Stände beim KunstHandWerk-<br />
Markt boten ihre Waren an, und die Gymnastikfrauen aus<br />
Schwaigern-Stetten scheuten keine Mühe, eine Backstube zu installieren,<br />
um dem Publikum stets ofenfrische Laugenweckle<br />
feilbieten zu können. Die Power-Voices hatten zwar keine Laugenweckle<br />
anzubieten, dafür jedoch so manchen musikalischen<br />
Leckerbissen. Trotz aller Betriebsamkeit auf dem Ausstellungsgelände<br />
blieb noch Zeit, sich den städtebaulichen Schönheiten<br />
Luzerns zu widmen.<br />
Ganz nebenbei sei angemerkt, dass an diesem Wochenende<br />
auch ein Rezeptbüchlein vorgestellt wurde, das Appetit auf die<br />
kulinarischen Besonderheiten beider Städtepartner macht.<br />
<strong>2018</strong><br />
66<br />
Städtepartnerschaft Schwaigern – Nottwil
7. bis 9. Juli 2017<br />
Klassentreffen des <strong>Nottwiler</strong><br />
Schuljahrgangs<br />
1956 / 57 in den Heuchelberger<br />
Weingärten<br />
Am Massenbacher<br />
Weihnachtsmarkt vor<br />
dem grossen Ansturm<br />
Ausflug des <strong>Nottwiler</strong> Jahrgangs 1956 / 57<br />
nach Schwaigern<br />
Wenn sich ein Klassentreffen dem Thema Wein widmet,<br />
kann es sich freilich nur um einen reiferen Jahrgang handeln.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Klassengemeinschaft konnte ein gleichermaßen<br />
genuss- wie auch lehrreiches Wochenende in Schwaigern verbringen,<br />
viel Neues entdecken und viel Interessantes erfahren.<br />
Die kulinarische Weinprobe bei den Heuchelberger Weingärtnern<br />
war gespickt mit önologischen<br />
Fakten, charmant vorgetragenen<br />
Anekdoten und begleitet<br />
von mancherlei Köstlichkeiten<br />
aus der regionalen Küche.<br />
Das für viele Teilnehmer zunächst<br />
unscheinbare Ziel dieser<br />
Klassenfahrt konnte schlussendlich<br />
überraschen, überzeugen<br />
und so manchen auch ein<br />
bisschen verzaubern.<br />
9. Dezember 2017<br />
Nottwil glänzt auf dem Massenbacher Weihnachtsmarkt<br />
Die Freude über die Zusage der <strong>Nottwiler</strong>, sich am Weihnachtsmarkt<br />
in Schwaigern-Massenbach zu beteiligen, war<br />
groß und erfüllte die Organisatoren auch ein bisschen mit Stolz.<br />
Die Beteiligung der Schweizer Städtepartner war auf den Plakaten<br />
gesondert angekündigt worden und zog die Besucher in<br />
ihren Bann. Die stimmungsvolle Atmosphäre im Hof des schmucken<br />
Barockschlosses sprach für sich. Typisch schweizerisch<br />
sollte das Angebot sein. Was lag da näher als Raclette-Brot und<br />
Glühmost zu offerieren und den Weihnachtsmarkt um eine<br />
weitere Duftnote zu bereichern.<br />
Städtepartnerschaft Nottwil-Schwaigern<br />
67 <strong>2018</strong>
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
Die Kulturpreisträger von 2002 bis 2017<br />
Seit 2003 wird am traditionellen <strong>Nottwiler</strong> Neujahrsapéro<br />
der ‹<strong>Nottwiler</strong> Stern› an eine Person, eine Personengruppe<br />
oder einen Verein verliehen. Dr. Heinrich Meyer ist der<br />
Preis träger 2017. Er hat im Bereich des Bildungswesen<br />
Heraus ragendes geleistet und bis 2016 die Senioren-Universität<br />
Luzern als Präsident geführt. – Die aktuelle Ehrung<br />
nehmen wir zum Anlass, auch alle bisherigen Preisträger<br />
kurz in Erinnerung zu rufen.<br />
Preisträger Heinrich<br />
Meyer im Gespräch mit<br />
Laudatorin<br />
Monika Burri<br />
Der ‹<strong>Nottwiler</strong> Stern›, ein mit einem Preisgeld von 1 500<br />
Franken sowie einem Baumsetzling dotierten Kultur- und Anerkennungspreis<br />
der Politischen Gemeinde und der Kirchgemeinde<br />
Nottwil wurde erstmals 2003 für das Jahr 2002 verliehen.<br />
Kandidaten können von der <strong>Nottwiler</strong> Bevölkerung<br />
vorgeschlagen werden. Voraussetzung ist, dass sich der Kandidat<br />
oder die Kandidatin in besonderer Weise um Kunst oder<br />
Brauchtum, um die Gesellschaft, Natur und Umwelt oder durch<br />
soziales Engagement verdient gemacht hat. Eine<br />
achtköpfige Jury hat die Aufgabe, die Leistungen der<br />
vorgeschlagenen Kandidaten zu bewerten, den Preisträger<br />
zu bestimmen und die Ehrung vorzunehmen.<br />
Dr. Heinrich Meyer –<br />
Engagement für Bildungsangebote im Alter<br />
Heinrich Meyer hat sich in seiner aktiven Berufszeit<br />
in verschiedenen Funktionen, darunter als Präsident<br />
der Schulpflege und als Gemeindepräsident<br />
(1985 – 1995) erfolgreich für unser Gemeinwesen eingesetzt.<br />
Dafür wurde dem 75-Jährigen die Ehrung als<br />
<strong>Nottwiler</strong> Stern 2017 aber nicht zuteil, sondern vor<br />
<strong>2018</strong> 68<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
allem wegen seines ausserordentlichen Engagements nach seiner<br />
Pensionierung für das Projekt Senioren-Universität Luzern. Von<br />
2005 bis 2016 prägte er die Senioren-Uni als Präsident massgeblich<br />
und entwickelte sie zu einer wertvollen Institution im Bildungswesen.<br />
Sie bietet allen Interessierten für wenig Geld und<br />
ohne Zulassungsbeschränkungen oder Alterslimiten Zugang zu<br />
Vorträgen, Kursen, Seminaren und Exkursionen. Die Bildungsangebote,<br />
die regen Zuspruch auch in den Nachbarkantonen<br />
finden, umfassen unter anderem historische, naturwissenschaftliche,<br />
philosophische und medizinische Themen. Auch <strong>Nottwiler</strong>innen<br />
und <strong>Nottwiler</strong> nutzen deren Angebote. – Laudatorin<br />
Monika Burri wählte eine besondere Form der Würdigung seiner<br />
Leistung, indem sie ein spannendes Zwiegespräch mit dem Geehrten<br />
führte, der seiner Sicht der Dinge sympathisch mit Bescheidenheit,<br />
Charme und Humor Ausdruck verlieh.<br />
Die bisherigen Preisträger<br />
2002<br />
Familie Annemarie und Toni Krummenacher<br />
Der Jahrhundert-Sturm Lothar von 1999 zerstörte im Weiler<br />
Huprächtigen die Kapelle. Annemarie und Toni Krummenacher<br />
und ihre fünf Söhne bauten die Kapelle binnen zweier Jahre in<br />
ihrer Freizeit wieder auf. Sinnigerweise wurde für die Dachkonstruktion<br />
der neuen Kapelle Sturmholz von Lothar verwendetet.<br />
2002 konnte die wiederaufgebaute Kapelle Huprächtigen<br />
eingeweiht werden. – Die Familie Krummenacher war erste<br />
Preisträgerin des <strong>Nottwiler</strong> Sterns.<br />
2002. Familie Annemarie und Toni Krummenacher 2003. Ernst Kost<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
69 <strong>2018</strong>
2003<br />
Ernst Kost (postum; †10.12.2003)<br />
Die Jury hatte ihre Wahl bereits getroffen, da verstarb der<br />
Preisträger in spe vier Wochen vor seiner Ehrung. Coiffeurmeister<br />
Ernst Kost zog 1956 nach Nottwil. Sein Herzensanliegen<br />
war der Bau eines Wanderweges mit Sitzbänkli am Sempachersee.<br />
Ernst Kost wurde der «Vater» von insgesamt 40 Sitzbänkli.<br />
Er schnitt die Bretter für die Bänkli zu und kümmerte sich Jahrzehnte<br />
lang persönlich um den Unterhalt. – In Erinnerung an<br />
sein Wirken wurde ein Plätzli am See – mit Sitzbänkli, Baum<br />
und Gedenkstein – nach Ernst Kost benannt.<br />
2004<br />
Samichlausengruppe Nottwil<br />
In Nottwil wird der Chlauseinzug als Traditionsanlass noch<br />
heute gefeiert und das Beschenken der Kinder seit Jahrzehnten<br />
gepflegt. Auch die klassische Chlaustätigkeit mit den beliebten<br />
Familienbesuchen verrichtet die Samichlausengruppe ehrenamtlich.<br />
Ihre Ehrung wurde etwas Besonderes, weil die zwölf<br />
Samichläuse eine Show inszenierten und Anekdoten aus ihrer<br />
Tätigkeit erzählten. – Eine Auszeichnung für die selbstlose<br />
Pflege des Brauchtums und der Kultur.<br />
2005<br />
Kultur- und Erwachsenenbildung Nottwil (KuEB)<br />
Der 1975 gegründete Verein leistete Einzigartiges im<br />
Bereich kultureller Aktivitäten und in der Erwachsenenbildung.<br />
15 bis 20 Veranstaltungen sowie Kurse für alle Altersstufen<br />
werden Jahr für Jahr organisiert. Höhepunkt waren 1986 die<br />
2004. Samichlausengruppe Nottwil 2005. Kultur- und Erwachsenenbildung Nottwil<br />
<strong>2018</strong> 70<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne
Herausgabe des Buches «Nottu vor 60 Johre – lueg zrogg för<br />
öbermorn» und die damit zusammenhängenden Feierlichkeiten.<br />
Ganz Nottwil war damals auf den Beinen. – Die KuEB wurde in<br />
ihrem Jubiläumsjahr für ihr Engagement zur Förderung der Gemeinschaft<br />
geehrt.<br />
2006<br />
Fritz Gerstenkorn (Aktives Alter)<br />
Er war als Vorstandsmitglied von ‹Aktives Alter Nottwil›<br />
Leiter von unzähligen Wanderungen und Organisator der Jahresausflüge.<br />
Er engagierte sich beim Thema ‹Natur und Leben›<br />
in der KuEB, aber auch als führender Mitarbeiter bei der Organisation<br />
von «Gsond ond zwäg» der Pro Senectute. Fritz<br />
Gersten korn leistete mit seinem Wirken einen wertvollen<br />
Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit und guten Lebensqualität<br />
von Seniorinnen und Senioren.<br />
2007<br />
Familie Renggli (über 3 Generationen)<br />
Als ‹Spinner› und ‹Chörnlipicker› wurde die Familie<br />
Renggli vom Hof Cholholz einst verspottet. Die Familie leistete<br />
unbeirrt Pionierarbeit als biologischer Vorzeigebetrieb<br />
und wurde zum Ausbildungshof für Praktikanten aus der<br />
Schweiz und europäischen Ländern, sogar von Brasilien. Im<br />
Hofverkauf werden hochwertige Bio-Produkte angeboten. Die<br />
Familie wurde ebenfalls für artgerechte Tierhaltung ausgezeichnet.<br />
Führungen und Gastronomieangebote ergänzen das<br />
Angebot. Ein <strong>Nottwiler</strong> Stern für Mut, Geduld und Beharrlichkeit.<br />
2006. Fritz Gerstenkorn 2007. Familie Renggli (über 3 Generationen)<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
71 <strong>2018</strong>
2008<br />
Flüss Kapellengenossenschaft<br />
Die Aussicht von der Flüss Kapelle auf die Alpenkette bis<br />
in den Schwarzwald ist traumhaft. Die Wallfahrtskapelle erfreut<br />
sich grosser Beliebtheit für Hochzeiten, Taufen und andere<br />
Ereig nisse. Die Flüss Kapellengenossenschaft unterhält das<br />
Kleinod, ermöglicht unbürokratisch Veranstaltungen und jederzeit<br />
den Zugang zur Kapelle.<br />
Genossenschafter sind die Bauern mit Höfen im «Dreigemeindeeck»<br />
von Nottwil, Ruswil und Buttisholz. Eine beispielhafte,<br />
gemeinnützige Zusammenarbeit über drei Gemeinden.<br />
2009<br />
Silvano Stanga<br />
Als lokaler Fledermaus-Experte inventarisiert und überwacht<br />
Silvano Stanga die Fledermausquartiere in den Kirchen<br />
von Nottwil und Buttisholz. Er macht Pflanzen- und Tierbeobachtungen<br />
und dokumentiert die Ergebnisse für die Umweltschutzkommission.<br />
Als Präsident des Vereins ‹Naturraum oberer<br />
Sempachersee› organisiert er Arbeitseinsätze für die Pflege von<br />
renaturierten Abschnitten am Seeufer und leitet Vogelexkursionen.<br />
Stanga wurde für sein unermüdliches Wirken für die<br />
Natur und die Umwelt ausgezeichnet.<br />
2010<br />
Walter Estermann<br />
Walter Estermann war langjähriges Vorstandsmitglied,<br />
Schiedsrichter, Trainer und Berichterstatter für die erfolgreichen<br />
Handballerinnen von Spono Nottwil. Als beliebter Wirt<br />
2008. Flüss Kapellengenossenschaft 2009. Silvano Stanga 2010. Walter Estermann<br />
<strong>2018</strong><br />
72<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne
des <strong>Nottwiler</strong> Seebades sorgt er Jahr für Jahr für erfrischende<br />
Getränke und ein kleines aber feines kulinarisches Angebot. Estermann<br />
ist zuständig für Ordnung im Seebad und gleichzeitig<br />
ein freundlicher und hilfsbereiter Chef der <strong>Nottwiler</strong> Badi. Den<br />
<strong>Nottwiler</strong> Stern empfing er für sein Engagement in der Jugendarbeit<br />
und für das Vereinsleben im Allgemeinen.<br />
2011<br />
Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt<br />
Zeit haben, Zeit nehmen, Zeit schenken! – ist das Motto der<br />
Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt. Engagierte Frauen und<br />
Männer begleiten Betagte bei Arztbesuchen oder Einkäufen,<br />
leisten Hilfe im Heim-Alltag, übernehmen an Wochenenden den<br />
Service in der Cafeteria und haben immer Zeit für einen Schwatz<br />
oder ein Spiel. Die Freiwilligengruppe bringt Freude, Licht,<br />
Spass und frischen Wind sowie Neuigkeiten aus der Gemeinde<br />
ins Zentrum Eymatt.<br />
2012<br />
Jacqueline Willimann<br />
Als Primarlehrerin, Schulpflegemitglied und deren Präsidentin,<br />
als Gemeinderätin für Bildung und Kultur und Präsidentin<br />
der KuEB hatte Jacqueline Willimann längst einen<br />
Promi-Status. Seit 1975 ist sie in Nottwil aktiv. Zahlreiche<br />
Anlässe gehen auf ihre Initiative zurück. Und als Präsidentin<br />
des Partnerschaftskomitees Nottwil-Schwaigern prägte und<br />
vertiefte sie die Freundschaft mit der deutschen Partnerstadt.<br />
Jacqueline Willimann ist omnipräsent, jederzeit bereit anzupacken,<br />
wenn gestalterische, kreative Talente gefragt sind.<br />
2011. Freiwilligengruppe Zentrum Eymatt 2012. Jacqueline Willimann<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
73 <strong>2018</strong>
Liste der Preisträger «<strong>Nottwiler</strong> Stern»<br />
Jahr Preisträger Anlass<br />
2002 Familie Annemarie und Toni Wiederaufbau Kapelle Huprächtigen<br />
Krummenacher<br />
2003 Ernst Kost, gest. 10.12.2003 Sitzbänkli, Seeweg nach Sursee<br />
2004 Samichlausengruppe Nottwil Chlauseinzug, Familienbesuche<br />
2005 Kultur und Erwachsenenbildung<br />
Nottwil (KuEB)<br />
30 Jahr-Jubiläum,<br />
kulturelles Wirken und Schaffen<br />
2006 Fritz Gerstenkorn Aktives Alter Nottwil<br />
2007 Familie Renggli<br />
(3 Generationen)<br />
Pionierarbeit Bio-Landwirtschaft;<br />
Hof Cholholz<br />
2008 Flüss Kapellengenossenschaft Bewirtschaftung / Unterhalt für die<br />
Allgemeinheit<br />
2009 Silvano Stanga Engagement für Natur und Umwelt<br />
2010 Walter Estermann Vereins- und Jugendarbeit<br />
2011 Freiwillige Gruppe Zentrum Engagement für Betagte<br />
Eymatt<br />
2012 Jacqueline Willimann Öffentliches Engagement in Behörden,<br />
Vereinen und OKs<br />
2013 Brass Band Feldmusik Nottwil 100 Jahre Dorfmusik, gegründet 1913<br />
2014 Stephan Troxler Diskreter, kreativer und liebenswürdiger<br />
Netzwerker<br />
2015 Flachlandruugger Nottwil Guggenmusig – Fasnachtskultur<br />
2016 Sepp und Agnes Birrer Engagement für Sehbehinderte<br />
Besuchsdienst<br />
2017 Dr. Heinrich Meyer Senioren-Uni<br />
<strong>2018</strong><br />
74<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne
Auszeichnungsbereiche<br />
Einzelpersonen<br />
Gruppen, Familien, Vereine<br />
Kunst<br />
Brauchtum<br />
Soziales / Gesellschaft<br />
Vereinsarbeit<br />
Natur / Umwelt<br />
Ernst Kost-Platz<br />
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Total 8 8 0 2 7 3 4<br />
x<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
75 <strong>2018</strong>
2013. Brass Band Feldmusik Nottwil (bbfn) 2014. Stephan Troxler<br />
2013<br />
Brass Band Feldmusik Nottwil (bbfn)<br />
2013 feierte die bbfn an einem tollen Jubiläumsfest ihr<br />
100-jähriges Bestehen. In ihrer langen Geschichte hat die bbfn<br />
viele Jugendliche an die Blasmusik herangeführt. Die bbfn begeistert<br />
mit ihren Klängen an regionalen, kantonalen und eidgenössischen<br />
Musikfesten und gestaltet den musikalischen<br />
Rahmen bedeutender öffentlicher Veranstaltungen in Nottwil.<br />
1973 legte die Brass Band Feldmusik Nottwil mit ihren Kontakten<br />
zur Stadtkapelle Schwaigern den Grundstein für die 2009<br />
formell besiegelte Städtepartnerschaft zwischen Nottwil und<br />
Schwaigern.<br />
2014<br />
Stephan Troxler<br />
Ein <strong>Nottwiler</strong> Urgestein, Stephan Troxler, ist hier geboren<br />
und aufgewachsen. Er kennt Kreti und Pleti, und er liebt, schätzt,<br />
pflegt und achtet Traditionen. Als Florist und Sakristan integriert<br />
Stephan Troxler Schätze aus Wald und Wiese in floristische<br />
Meisterwerke, die der Kirche und den Veranstaltungen eine<br />
besondere Note verleihen. Sein Wissen und Können gibt er an<br />
Kursen und in Arbeitsgruppen weiter. Und er ist ein begnadeter<br />
Vermittler zwischen Jung und Alt. Stephan Troxlers Lachen und<br />
seine positive Grundhaltung sind ansteckend und wohltuend.<br />
2015<br />
Flachlandruugger Nottu<br />
Die Fasnacht hat in der Region und in Nottwil eine lange<br />
Tradition. Die Flachlandruugger Nottwil bestehen seit 1974 als<br />
Verein und organisieren seit 1985 als Höhepunkt in der Fas-<br />
<strong>2018</strong><br />
76<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne
2015. Flachlandruugger Nottu 2016. Sepp und Agnes Birrer<br />
nachtswoche im Zentrum Sagi den Event «Monster». Die Begeisterung<br />
für die kakophonischen Klänge zur Narrenzeit kennt mit<br />
den Flachlandruuggern, die auch gern gesehene Gäste an regionalen<br />
Fasnachtsveranstaltungen sind, keine Grenzen. Die<br />
Flachlandruugger sind aus dem kulturellen Angebot Nottwils<br />
kaum mehr wegzudenken.<br />
2016<br />
Sepp und Agnes Birrer (Ehepaar)<br />
Sepp engagierte sich als Vorstandsmitglied der Sektion<br />
Luzern des Schweizerischen Blindenverband, davon 10 Jahre<br />
als Präsident. Für Sehbehinderte organisiert er monatliche<br />
Treffen mit kulturellen und gesellschaftlichen Inhalten. Als<br />
Berater und Begleiter steht Sepp im Besuchsdienst des SPZ Patienten<br />
und im Alterszentrum Eymatt Bewohnern beratend zur<br />
Seite. Bei allen seinen Einsätzen wird er von seiner Frau Agnes<br />
tatkräftig unterstützt. Sie wirkt ihrerseits seit vielen Jahren in<br />
der Sterbebegleitgruppe mit und gemeinsam betreuen sie regelmäsig<br />
Demenzpatienten.<br />
Alle <strong>Nottwiler</strong> Sterne<br />
77 <strong>2018</strong>
Ruedi Egli<br />
Ein Leben für den Bauernstand<br />
Während dreier Jahrzehnte lenkte Ruedi Egli als Geschäftsführer<br />
die Geschicke der aufstrebenden Genossenschaft Nottwil-<br />
Buttisholz, der heutigen Landi. Geprägt von seinen eigenen<br />
Kindheitserfahrungen setzte er sich mit Ideen und Feuer im<br />
Herzen für das Wohlergehen des hiesigen Bauernstandes ein.<br />
Auch als Gemeindeammann (Finanzvorstand) und Mitglied<br />
verschiedener Vereine hinterliess er Spuren.<br />
Das inhaltliche Konzept der ‹<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>› sieht vor,<br />
Persönlichkeiten zu porträtieren, die dem Gemeinwesen in besonderer<br />
Weise gedient haben. Aus diesem Anlass ermunterte<br />
das Chronikteam Ruedi (Rudolf) Egli, sich zu erinnern …<br />
Fragt man alteingesessene Notteler, ob ihnen der Name<br />
Ruedi Egli etwas bedeutet, erinnern sie sich schnell an einen<br />
vitalen Mann und engagierten Macher: «Der war doch der Geschäftsführer<br />
unserer Landi …» oder «… in den 80ern war er Gemeindeammann»,<br />
aber auch «Ja, natürlich, wir treffen uns noch<br />
regelmässig …», hört man die angefragten Frauen und Männer<br />
respektvoll erzählen.<br />
Das Wirken von Ruedi Egli in Nottwil fällt in die Zeit von<br />
1960 bis 1990, während der die Bevölkerung von 1 200 auf über<br />
2 000 Einwohner anstieg. Neben ein paar Gewerblern war die<br />
Paiste AG der einzige grössere Industriebetrieb im Dorf. Nottwil<br />
war 1960 ein vor allem landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit<br />
zahlreichen kleineren und grösseren Höfen. Die Bauern waren<br />
in der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz (heute Landi) organisiert.<br />
Die Landwirtschaft befand sich im Umbruch, und<br />
manche Bauern befanden sich wirtschaftlich in einer ungemütlichen<br />
Lage.<br />
Ruedi Egli, selber Bauernsohn, trat seine Stelle als Geschäftsführer<br />
der Genossenschaft am 1. Juni 1960 an.<br />
<strong>2018</strong><br />
78<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
NA: Herr Egli, wie und warum wurden Sie Geschäftsführer<br />
der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz?<br />
Egli: Überraschend eigentlich, denn das hatte niemand erwartet.<br />
Aber das ist eine besondere Geschichte. Wollen Sie die<br />
hören?<br />
Ja, gerne.<br />
Ich hatte mich 1956 in meine Frau verliebt. Sie war die<br />
Tochter von Toni Wandeler, der im Jahr zuvor als Gemeindeammann<br />
abgewählt worden war. Damals ging es in Nottwil politisch<br />
ziemlich ruppig zu und her, weil die Familien Wandeler<br />
und Schürch, aus der der Gemeindepräsident stammte, zerstritten<br />
waren. – Ich war in der Feldmusik und 1956 fand in Nottwil<br />
der Musiktag statt. Der Bruder des Gemeindepräsidenten, Walter<br />
Schürch, war als Finanzchef im OK und bestand darauf, dass<br />
ich wegen meiner Beziehung zur Wandeler-Tochter vom Musiktag<br />
ausgeschlossen werde. Deshalb wurde ich für einige Monate<br />
aus der Feldmusik ausgeschlossen.<br />
Eigenartige Methoden, aber ob Streit oder Eifersucht, was<br />
ist daran das Überraschende im Zusammenhang mit der<br />
Geschäftsführer-Stelle?<br />
Dieser Finanzchef des OKs, Walter Schürch, hat mir im Dezember<br />
1959 völlig unerwartet seine Stelle als Geschäftsführer<br />
der Genossenschaft angeboten. Ich war natürlich begeistert, besprach<br />
mich aber zunächst mit meinen künftigen Schwiegereltern,<br />
um sie nicht zu brüskieren, denn meine Frau und ich<br />
hatten uns im Dezember des gleichen Jahres eben erst verlobt.<br />
Wirklich speziell, da hatten sich zwischenzeitlich also die<br />
Wogen geglättet. Aber deswegen sind Sie ja nicht als<br />
Geschäftsführer auserkoren worden. Was waren bis dahin<br />
denn ihre beruflichen Stationen?<br />
Ich habe bei der Genossenschaft Sursee eine KV-Lehre<br />
gemacht und 1951 abgeschlossen. Und bis zu meiner Wahl in<br />
Nottwil habe ich Berufserfahrungen bei der Genossenschaft<br />
Luzern sowie dem VLGZ 1 Hergiswil am See und in Sursee gesammelt.<br />
Übrigens: Bei meiner Wahl habe ich auf der Protokollierung<br />
einer Bedingung bestanden, wonach mich der Vorstand<br />
nach 30 Jahren entlassen müsse, falls ich dann nicht von selber<br />
gehen sollte. Ich bin dann 1990 aber selber gegangen, weil ich<br />
aus den Erfahrungen in anderen Genossenschaften feststellen<br />
musste, dass es nicht gut ist, wenn Geschäftsführer allzu lange<br />
bleiben.<br />
1 VLGZ = Verband<br />
Landwirtschaftliche<br />
Genossenschaften der<br />
Zentralschweiz<br />
Ruedi Egli<br />
79 <strong>2018</strong>
In Anerkennung seiner<br />
Verdienste für die<br />
Landwirtschaftliche<br />
Genossenschaft wird<br />
Ruedi Egli an der Generalversammlung<br />
1990<br />
von Präsident Josef<br />
Ziswiler (†), Buttisholz,<br />
eine Treichel überreicht.<br />
Rechts im Bild: Urs<br />
Limacher, Geschäftsführer<br />
seit 1990.<br />
Gab es besondere Heraus forderungen in der Genossenschaft<br />
Nottwil-Buttisholz?<br />
Ich habe die Genossenschaft bei einer Million Franken<br />
Umsatz übernommen. Aber den Bauern ging es zu dieser Zeit<br />
nicht gut, manche konnten ihre notwendigen Einkäufe kaum<br />
bezahlen, 360 000 Franken blieben offen und waren gestundet.<br />
Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Situation der Bauern sah<br />
ich in der Fleischproduktion mit der Schweinezucht und -mast,<br />
die damals aufkam und die ich in Nottwil konsequent förderte.<br />
Wir hatten Bauern, denen das Geld fehlte, um selber Schweine<br />
zu kaufen. Diesen Bauern haben wir Schweine und Futter zur<br />
Lohnmast geliefert und ihnen pro schlachtreifes Schwein zwischen<br />
40 und 100 Franken vergütet.<br />
Das hat aber gewiss auch Widerstände hervorgerufen?<br />
Ich wurde deshalb oft kritisiert, weil wir anderen Mastbetrieben<br />
Konkurrenz machten. Aber für die einkommensschwachen<br />
Bauern war das ein Segen, sie kamen zu Geld, konnten<br />
ihre Schulden tilgen und schliesslich eigenverantwortlich wirtschaften<br />
und sich ihre Existenz sichern.<br />
<strong>2018</strong> 80<br />
Ruedi Egli
Wir hatten uns auch auf Mischfutter spezialisiert und mit<br />
einer modernen Silo- und Mischfutteranlage jährlich 6 000 bis<br />
7 000 Tonnen produziert. Für den Bau dieser Anlage wurden von<br />
1974 bis 1976 1,7 Millionen Franken investiert, und mit ihr<br />
haben wir auch neue Verfahren, beispielsweise mit dem Beimischen<br />
von Fett, angewandt, was zu staubarmem und kalorienreicherem<br />
Futter führte.<br />
Die Genossenschaft entwickelte sich im Verlaufe der Zeit<br />
zur zweitgrössten und sehr erfolgreichen Genossenschaft der<br />
Zentralschweiz mit zehn Millionen Franken Umsatz. Und meine<br />
Mitarbeiter und ich haben etwas erreicht, was keine andere Genossenschaft<br />
geschafft hatte. Wir konnten mit unseren Produkten<br />
und Diensten 92 % unseres Rayons Nottwil-Buttisholz abdecken.<br />
Diese Quote war der Dank und die Anerkennung der<br />
Bauern dafür, dass wir mit ihnen immer fair und anständig geschäftet<br />
haben.<br />
Ruedi Egli hat sein ganzes berufliches Schaffen der Landwirtschaft<br />
gewidmet und sich als sozialer und kompetenter Geschäftspartner<br />
einen ausgezeichneten Ruf erworben. Neben der Funktion<br />
des Geschäftsführers der Genossenschaft Nottwil-Buttisholz wurde<br />
er 1964 Geschäftsführer der «Grasteeri» Oberkirch (heute Trocknungsanlage<br />
Oberkirch) die er bis 1984 führte. 1962 gründeten die<br />
Genossenschaften, die selber Mischfutter produzierten, die «G-Vereinigung»<br />
2 , die 1979 mit zwei Partnern in Rickenbach mit dem Sonnhof<br />
einen Schweinezuchtbetrieb kaufte. Im Betrieb mit 80 Moren (Mutterschweinen),<br />
dem Egli als Verwaltungsratspräsident vorstand,<br />
wurde Pionierarbeit in der Primärzucht (keimfreie Betriebe) geleistet.<br />
Und in der bäuerlichen Schweinevermarktungsorganisation AG<br />
für SPF Tiere 3 war er zwölf Jahre im Verwaltungsrat.<br />
1979 wurde Ruedi Egli als Gemeindeammann in den Gemeinderat<br />
gewählt. Das Amt war damals sehr arbeitsintensiv und umfasste<br />
ein Pensum von nahezu 60 %, weshalb im gleichen Jahr erstmals ein<br />
Gemeindebuchhalter angestellt wurde. In seine Ära als Gemeindeammann<br />
fiel die Aussenrenovation des ‹Alten Schulhauses 1914›<br />
sowie der Ausbau der Oberarigstrasse. Und Ende 1984 war Egli auch<br />
bei den ersten, noch strikt geheimen Sondierungsgesprächen für die<br />
Ansiedlungspläne des SPZ involviert, dessen Realisierung schliesslich<br />
den grössten Entwicklungsschub in der Gemeinde auslöste.<br />
Nach dem Ausscheiden als Geschäftsführer der Genossenschaft<br />
wirkte Ruedi Egli mit einem Vollpensum als Obmann der kantonalen<br />
Katasterschätzer in den Gemeinden Sempach und Hochdorf und<br />
schätzte bis ins Jahr 2000 sämtliche Käsereien im Kanton Luzern<br />
ein.<br />
2 G-Vereinigung<br />
= Genossenschaftsvereinigung<br />
3 AG für SPF Tiere =<br />
Aktiengesellschaft für<br />
Spezifisch Pathogen<br />
Freie Tiere<br />
(heute Agrifera AG)<br />
Ruedi Egli<br />
81 <strong>2018</strong>
Jäger Ruedi Egli am<br />
Ort seiner Leidenschaft,<br />
bei der Jagdhütte im<br />
Eierwald<br />
Herr Egli, ihre Tätigkeiten haben sich offensichtlich<br />
jahrelang überschnitten. Wie haben Sie es geschafft,<br />
die Gleichzeitigkeit der verschiedenen Aufgaben<br />
überhaupt auf die Reihe zu bekommen?<br />
Ich denke heute oft, dass es Wahnsinn war, was ich damals<br />
meiner Familie und mir zugemutet habe. Ich war ja immer fort,<br />
weil ich an allen Ecken und Enden dabei war. Wir sind viel in<br />
den Beizen gesessen, da sind die Geschäfte<br />
gemacht worden. Ich kam nach<br />
Hause, zog mich um und ging gleich<br />
wieder. Ich weiss nur eines mit Sicherheit:<br />
Ohne meine liebe Frau hätte das nie funktioniert.<br />
Sie hat unsere fünf Kinder, drei<br />
Buben und zwei Mädchen, praktisch<br />
alleine grossgezogen. Es war überhaupt<br />
nicht selbstverständlich, dass sie das alles<br />
mitgemacht hat und dafür bin ich ihr sehr,<br />
sehr dankbar. Ich hatte ein Riesenglück<br />
mit meiner Familie.<br />
Ruedi (Rudolf) Egli<br />
8.4.1932 geboren in Sursee<br />
1939 früher Tod des Vaters<br />
1944 Zuzug auf den Hof Figlisberg<br />
in Nottwil<br />
1960 Heirat mit Josy Wandeler<br />
(5 Kinder)<br />
1960–1990 Geschäftsführer der<br />
Genossenschaft Nottwil<br />
Buttisholz (heute Landi)<br />
1979–1986 Gemeindeammann<br />
1990–2000 Obmann kantonaler<br />
Katasterschätzer<br />
Sempach und Hochdorf<br />
Trotz der Fülle seiner Aufgaben hat sich<br />
Ruedi Egli auch in Vereinen betätigt. Fast<br />
drei Jahrzehnte spielte er in der Feldmusik<br />
Nottwil Trompete. Als aktiver Schütze schoss<br />
er in früheren Jahren für die Feldschützen<br />
Nottwil. Bei den Feldschützen zeichnete er<br />
sich 1972 als OK-Präsident des Standeinweihungsschiessens<br />
für das neue Schützenhaus<br />
Eggerswil aus, wofür ihm die Ehrenmitgliedschaft<br />
verliehen wurde. Und schliesslich war<br />
er von 1974 bis 1983 noch Präsident des Verschönerungsvereins<br />
Nottwil (heute Gewerbeverein<br />
Nottwil).<br />
Warum haben Sie alle diese Belastungen<br />
auf sich genommen, konnten Sie nicht<br />
Nein sagen?<br />
Vielleicht habe ich die Gene meines<br />
Grossvaters mitbekommen, der war ein<br />
umtriebiger Macher, und das bin ich auch<br />
gewesen. Nach verschiedenen Stationen<br />
als Bauer hat er seine Familie 1909 auf<br />
den Figlisberg gebracht, wo er einen Hof<br />
mit 100 Jucharten erworben hatte.<br />
<strong>2018</strong> 82<br />
Ruedi Egli
Wenn Sie schon vom Figlisberg sprechen, bleiben wir<br />
doch dort, wo Sie einen wesentlichen Teil Ihrer Jugend<br />
verbracht haben. Erzählen Sie uns doch von Ihrer<br />
Jugendzeit.<br />
Gern, aber geboren wurde ich in Sursee und dort bin ich<br />
auch bis zur 5. Klasse in die Schule gegangen. Mein Grossvater<br />
hatte einst von einer Tante in Sursee ein Heimetli gekauft, das<br />
Strumpferheimetli. Und sein ältester Sohn, mein Vater, wurde<br />
als Bauer auf diesen Hof geschickt. Ich war der Drittjüngste von<br />
13 Kindern, die zwischen 1920 und 1939 geboren worden sind,<br />
zwei sind früh gestorben. Noch bevor meine jüngste Schwester<br />
im Dezember 1939 zur Welt kam, starb unser Vater im August<br />
im Alter von nur 49 Jahren. Der Tod des Vaters war für unsere<br />
Mutter mit ihrer grossen Familie sehr hart. Mein ältester Bruder<br />
konnte deshalb seine Schreiner-Lehre nicht antreten. Er musste<br />
den kleinen Hof übernehmen und zusammen mit der Mutter,<br />
dem zweitältesten Bruder und der Schwester Anna für uns<br />
sorgen. Wir hatten einen guten Zusammenhalt in der Familie,<br />
und das war unser grosses Glück. Viele halbverwaiste Kinder<br />
wurden damals von den Behörden in Heime gesteckt. Trotz des<br />
frühen Todes des Vaters erlebten wir dank der fürsorglichen<br />
Mutter, meiner älteren Brüder und Schwestern eine nicht leichte,<br />
aber die schönste Jugendzeit.<br />
Wann sind Sie denn auf den Figlisberg gekommen?<br />
1944. Onkel Alois wechselte damals ins Schwarzholz und<br />
wir konnten vom Strumpferheimetli auf den Figlisberg umziehen.<br />
Das schönste an der 6. Klasse, die ich in Nottwil besuchte,<br />
war der Schulweg. 1945 / 46 war ich dann für ein Jahr in der Sekundarschule<br />
Sempach. Weil einer meiner Onkel Pfarrer war,<br />
dachten er und eine Tante, ich müsste auch Geistlicher werden<br />
und schickten mich 1946 in einen Vorkurs nach Einsiedeln. Das<br />
war aber nicht mein Ding. Ich kam zurück an die Mittelschule<br />
in Sursee und begann 1948 meine KV-Lehre bei der Genossenschaft<br />
Sursee.<br />
Und damit schliesst sich der beeindruckende Kreis Ihres<br />
Lebenslaufes. Nehmen wir richtig an, dass sich in Ihrer<br />
Jugendzeit auch Ihr soziales Verantwortungsbewusstsein<br />
ausprägte und darin das spätere Engagement für den<br />
Bauernstand gründet?<br />
Gewiss, ich will mir gar nicht ausmalen, was mit uns hätte<br />
passieren können, seit ich um die bedenklichen Zustände in<br />
vielen Kinderheimen bis in die 70er-Jahre hinein weiss. Wegen<br />
Ruedi Egli<br />
83 <strong>2018</strong>
Epilog<br />
Edith Schwander, Mitglied des Chronikteams,<br />
die beim Interview mitgewirkt<br />
hat, hat aus ihrer eigenen Jugendzeit in<br />
einer <strong>Nottwiler</strong> Bauernfamilie wache<br />
Erin nerungen an das Wirken von Ruedi<br />
Egli, die sie so zusammenfasst: «Das<br />
soziale Engagement und das Ver ant wortungs<br />
bewusstsein von Ruedi Egli waren<br />
beispielhaft. Er schaute regelmässig bei<br />
allen Bauern vorbei, auch bei jenen, die<br />
nicht immer gleicher Meinung mit ihm<br />
waren. Er erkundigte sich mit Empathie,<br />
ob alles gut läuft und bot Hilfe bei der<br />
Lösung von Problemen an. Ruedi Egli war<br />
für alle Bauern so etwas wie ein Beistand,<br />
ein Beistand in einer ganz unauffälligen,<br />
aber wirksamen Art.»<br />
der dankbaren Erfahrungen an meine Kindheit habe ich mich<br />
später auch um meine älteren Geschwister gekümmert. Dieses<br />
Glück und diese Erfahrungen waren wohl auch der Antrieb für<br />
mein Engagement für den Bauernstand, in dem ich ja selber<br />
gross geworden bin.<br />
Was machen Sie heute noch gern, haben oder hatten Sie<br />
noch andere Hobbies?<br />
Ich gehe seit 1972 auf die Jagd und ich freue mich, dass ich<br />
noch immer ganz gut zu Fuss unterwegs bin. In unserer Jagdgesellschaft<br />
mit zehn Pächtern herrscht<br />
eine ausgezeichnete Kameradschaft. Ich<br />
war noch bis 2013 Jagdhüttenchef unserer<br />
Jagdhütte, die wir 1989 im Eierwald auf<br />
dem Figlisberg bauen konnten. An diesem<br />
wunderschönen Aussichtsplatz habe ich<br />
unsere festfreudige Gesellschaft oft und<br />
gerne bekochen dürfen.<br />
Und haben Sie als Jäger auch mal einen<br />
kapitalen Bock geschossen?<br />
(lachend) Ja, beides (im Sinne beider<br />
Bedeutungen der Redensart), aber der<br />
eine Bock war ein Weibchen, die Hündin<br />
eines Jagdkollegen. Das hätte natürlich<br />
nicht geschehen dürfen und war damals<br />
auch alles andere als lustig. Selbstverständlich<br />
habe ich ihm dann seinen<br />
Hund ersetzt. Das sind halt so Dinge, die<br />
einem auch einmal passieren können …<br />
<br />
<strong>2018</strong><br />
84<br />
Ruedi Egli
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />
Schiesssport – Brücke zwischen Jung und Alt<br />
Der 1839 gegründete Verein ‹Feldschützen<br />
Nottwil› ist der älteste und<br />
traditionsreichste Verein im Dorf.<br />
Die Feldschützen zählen heute etwa<br />
50 Mitglieder, die sich im Schiesssport<br />
auf die 300 Meter-Distanz<br />
spezialisiert haben.<br />
Seit je wird eine verbindende Kameradschaft gepflegt, die<br />
immer mal wieder die Motivation und die Energien für die Organisation<br />
von bedeutenden Schützenfesten freisetzte. – Zeit,<br />
einen kleinen Einblick in die Sportart und die bald 180jährige<br />
Geschichte der Feldschützen zu geben.<br />
Sportschiessen, ein Sport für gute Kameradschaft<br />
Schiessen als Sport ist mehr als nur sich hinlegen und auf<br />
eine Scheibe in 300 Meter Distanz zu zielen. Schiessen erfordert<br />
ein hohes Mass an Konzentration sowie ein gutes Zusammenspiel<br />
von Technik und Koordination. Neben einer sauberen Stellung<br />
muss die Atmung, das Zielen und die Schussgabe koordiniert<br />
werden.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen betreiben ihren Sport auf der<br />
eigenen, 1970 erbauten Schiessanlage Eggerswil und teilen den<br />
Stand mit dem eigenständigen Verein ‹Sportschützen Nottwil›,<br />
deren Mitglieder mit dem Kleinkalibergewehr auf die 50 m-<br />
Scheiben zielen.<br />
Ausser dem Sport hat bei den Feldschützen die Pflege der<br />
Kameradschaft grösste Bedeutung. Zu diesem Zweck steht im<br />
Schützenhaus die Schützenstube für etwa 50 Personen zur Verfügung.<br />
Nach den Übungsschiessen, den Bundesübungen, dem<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
85 <strong>2018</strong>
Cup- oder dem GruppenPlauschSchiessen<br />
(GPS) wurde schon so mancher Jass geklopft,<br />
gefachsimpelt und mit einem kühlen<br />
Bier oder Kafi Schnaps angestossen.<br />
Schiesssport verbindet Jung und Alt.<br />
Für Jugendliche von 15 bis 20 Jahren<br />
bieten die Feldschützen seit Jahren Jungschützenkurse<br />
an. Der Altersunterschied<br />
vom ältesten zum jüngsten Aktivmitglied<br />
beträgt 61 Jahre.<br />
Aufmerksame Feldschützen<br />
an der Generalversammlung<br />
2017<br />
Schiessbetrieb im<br />
Schützenhaus Eggerswil<br />
Organisation der Schützen und ihre Sportwaffen<br />
Der Schiesssport ist durch den Schweizerischen Schiesssportverband<br />
(SSV) – einer der grössten Schweizer Sportverbände<br />
mit mehr als 133 000 Mitgliedern und rund 2 660 Vereinen<br />
– klar strukturiert.<br />
Zu den Sportgeräten der Feldschützen gehören neben den<br />
Armeewaffen auch topmoderne Geräte wie das Standardgewehr,<br />
welches auch für internationale Wettkämpfe zugelassen ist. Mit<br />
dieser Sportwaffe begann das bald 20-jährige Bestehen der<br />
Gruppe «GweMaBiNo», ein Wortspiel, welches die Namen ihrer<br />
Mitglieder Pascal Gwerder, Josef-Anton Matter, Walter Matter,<br />
Josef Bisang, Hans Bisang und Nottwil zusammenführt. Bis<br />
heute haben diese fünf Schützen unzählige Erfolge auf Kantonaler<br />
Ebene und Qualifikationen für die Eidgenössischen Gruppenwettkämpfe<br />
erreicht.<br />
An den Vereinswettkämpfen gibt es drei Sportgeräte- und<br />
sechs Alterskategorien. Der Schütze schiesst Stiche als Einzelsportler,<br />
in der Gruppe (5 Schützen) oder als Vereinssportler<br />
(5 – 12 Schützen). Ein Stich definiert ein bestimmtes Schiessprogramm<br />
(Schusszahl, Einzel- oder Kurzfeuer,<br />
Stellung) in den verschiedenen Waffenkategorien<br />
sowie die Scheibenart. Bei<br />
Erreichen vorgegebener Resultate (Limiten)<br />
erhalten die Schützen als Auszeichnung<br />
Kränze und / oder geldwerte Gaben. – Seit<br />
2008 gehören die <strong>Nottwiler</strong> zu den Schweizer<br />
Spitzenvereinen im 300 m-Schiesssport.<br />
Zusammen mit dem Schützenverein<br />
Ruswil sind sie im Amtsschützenverband<br />
Sursee die einzigen in der 1. Kategorie und<br />
gehören damit zu den besten zehn Prozenten<br />
aller SSV-Schützenvereine.<br />
<strong>2018</strong> 86<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen
Neben den klassischen Schützenfesten wie die «Kantonalen»<br />
oder die «Eidgenössischen» beteiligen sich die Feldschützen<br />
auch immer wieder an traditio nellen kleineren Anlässen.<br />
Eindrückliche, schöne Erinnerungen verbinden die Mitglieder<br />
mit den Bergschiessen auf dem Stoos oder auf dem Pragelpass.<br />
Bei schönem Wetter wurden diese jeweils mit einem Familienpicknick<br />
in freier Natur verbunden. – Diese beiden Anlässe<br />
wurden 2007 bzw. 2013 letztmals durchgeführt.<br />
Besonders auch das historische Bauernkriegs-Gedenkschiessen<br />
1 in Heiligkreuz mit der Distanz von 50 Meter stehend.<br />
Die Feldschützen waren drei Jahrzehnte lang bis 2015 dabei.<br />
Zehn Mann starke Gruppen verpflichten sich dabei für zehn<br />
Jahre zur Teilnahme. Der jeweils gruppenbeste Schütze wird mit<br />
einer Wappenscheibe ausgezeichnet, sofern der diese nicht<br />
schon früher gewonnen hat. Andernfalls kriegt sie der Nächstrangierte,<br />
und so verdient sich bis zum Ende der Dekade jedes<br />
Gruppenmitglied seine Wappenscheibe. – Geschossen wird am<br />
Vormittag, und zum Zmittag gibt es im Festzelt als gesellschaftlichen<br />
Höhepunkt traditionell Spatz (Pot au feu) und eine Crèmeschnitte.<br />
Familiäre Stimmung<br />
am Pragelschiessen auf<br />
dem Pragelpass, der die<br />
Kantone Schwyz und<br />
Glarus verbindet<br />
Standartenweihschiessen 2016<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen haben sich immer wieder durch<br />
die Organisation von grösseren Veranstaltungen – oder die Partizipation<br />
daran – ausgezeichnet. Am Eidgenössischen Schützenfest<br />
von 1979 und dem «Luzerner Kantonalen» von 1996<br />
hatten die <strong>Nottwiler</strong> Schützenstände betrieben. 1989 und 2009<br />
wurden zum 150. und 170. Geburtstag des Vereins erfolgreich<br />
Jubiläumsschiessen ausgerichtet, und 2004 fand im Rahmen der<br />
Erneuerung der Standanlagen in Eggerswil ein viel beachtetes<br />
Standerneuerungsschiessen statt.<br />
1 Schweizer Bauernkrieg:<br />
Volksaufstand<br />
von 1653 in der Alten<br />
Eidgenossenschaft.<br />
Auslösende Ereignisse<br />
waren Steuerverweigerungen<br />
der Entlebucher<br />
und Emmentaler<br />
Bauern nach einer<br />
Abwertung der Berner<br />
Währung.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />
87 <strong>2018</strong>
Stolz präsentieren die<br />
Feldschützen 2016 vor<br />
dem Zentrum Sagi ihre<br />
neue Standarte<br />
Das Organisationskomitee 2016<br />
Vereinspräsident Pascal Gwerder<br />
Festakt<br />
Roland Hüsler<br />
OK-Präsident Franz Bisang<br />
Bauten<br />
Josef Bisang<br />
Finanzen Walter Matter<br />
Schiessbetrieb Reto Kaufmann<br />
Sekretariat Petra Sigrist<br />
Personalchef Pius Hüsler<br />
Festwirte Josef-Anton und<br />
Ottilia Matter<br />
Sponsoring Beat Stutz und<br />
Hans Bisang<br />
Auch die 1982 eingeweihte Standarte war damals Anlass<br />
für die Organisation eines Schützenfestes … und lieferte 2016<br />
gewissermassen erneut den Grund dafür: An der inzwischen 34<br />
Jahre alt gewordenen Standarte hatte durch die rege Benützung<br />
der «Zahn der Zeit» genagt. Der Ersatz dieser Standarte lieferte<br />
nach dem Jubiläumsschiessen von 2009 den nächsten Anlass<br />
für ein Schützenfest auf dem Heimstand Eggerswil, das Standartenweihschiessen<br />
2016. Die neue, frisch und modern gestaltete<br />
Standarte symbolisiert die Ausrichtung, die Werte und Ziele<br />
der Feldschützen Nottwil auf treffende Weise.<br />
Mit viel Herzblut und grossem Engagement<br />
organisierte das OK unter der umsichtigen<br />
Leitung von OK-Präsident Franz<br />
Bisang das Schützenfest, das an den<br />
beiden Wochenenden vom 2. bis 4. und 9.<br />
bis 10. September 2016 stattfand. Über<br />
1 200 Schützen aus nah und fern nahmen<br />
an diesen Wochenenden am Schützenfest<br />
teil. Und im Rahmen eines Feldgottesdienstes<br />
vor der Pfarrkirche wurde die<br />
neue Standarte geweiht, der Roland<br />
Hüsler Götti und Sabrina Joos Gotte<br />
standen. – Schliesslich wurde die neue<br />
Standarte den Schützen und der Öffentlichkeit<br />
mit einem Festakt im Zentrum<br />
Sagi vorgestellt.<br />
<strong>2018</strong><br />
88<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen
Wichtige Ereignisse in der Vereinsgeschichte<br />
1839, das Gründungsjahr<br />
Die Gründungsurkunde ist datiert vom<br />
13. Weinmonat (Oktober) 1839 und hat fol-<br />
genden Wortlaut:<br />
Am 13. Weinmonat 1839 war (gab) es<br />
einen Zusammentritt von Jugendfreunden<br />
im Schulhaus bey Nottwil und da beraten<br />
sie, sich zu einer solchen Vereinigung in<br />
unserer Gemeinde anzustellen. Am<br />
10ten vorigen Monats wurde ein Schützenrat<br />
von fünf Mitgliedern gewählt.<br />
Jene sind.<br />
Leodegar Bachmann,<br />
Schützenmeister<br />
Ex. Kaspar Honaur, Pfleger<br />
Franz Marbach, Sohn<br />
Alois Wandeler, Bühl<br />
Anton Bachmann<br />
Gleich im Gründungsjahr,<br />
am 24. / 25. November 1839,<br />
führten die <strong>Nottwiler</strong> schützen ein sogenanntes Frei-<br />
Feldschiessen<br />
durch. Die Distanz<br />
betrug damals 560 Fuss (ca.<br />
170 m). Geschossen wurde (nur stehend) mit<br />
Vorderlader-Standstutzern, welche ein Kaliber von<br />
15 – 16,5 mm aufwiesen. – Mit der Einführung des Feldstutzers<br />
(1851) in der Armee wurde das Kniend schiessen eingeführt und<br />
die Distanz auf 300 bis 360 m (Kaliber 10,4) erhöht.<br />
Die Gründungsurkunde<br />
1857<br />
Gemäss Auszug aus dem Protokollband wurde 1857 ein<br />
neuer Schiessplatz beim Rössli im Ey beschlossen: «Der Wirt<br />
Huber stellt das Gelände inklusive Schützenstand und Zeigerhäuschen<br />
zur Verfügung. Dies hat bis 11. Mai zu erfolgen. Der<br />
Wirt erhält dafür Fr. 20.–.»<br />
Ein Auf und Ab der Mitgliederzahlen zeigt die damals bewegten<br />
Jahre des Vereins. Es gab auch Jahre, in denen keine<br />
Schiessen stattfanden. Gewöhnliche Schiesstage oder Freischiessen<br />
wurden abwechslungsweise beim Restaurant Kreuz,<br />
Rössli oder Bahnhöfli durchgeführt.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />
89 <strong>2018</strong>
1893<br />
Das obligatorische Schiessprogramm wird durch die Verordnung<br />
des Bundesrates 1893 geregelt. Die Gemeinden haben<br />
den Schiessvereinen Schiessplätze mit genügender Sicherung<br />
zur Verfügung zu stellen. Die Scheibeneinrichtungen und die<br />
Sicherung der Zeiger werden durch Vorschriften geregelt.<br />
1914<br />
Obwohl die Feldschützengesellschaft Nottwil schon seit<br />
1839 besteht, konnte erst durch den Beitritt zum Luzerner Kantonal<br />
Schützenverein ein Schützenfest, das ‹Jubelschiessen›<br />
vom 25. – 29. Juli 1914, durchgeführt werden. Seit jeher gelten<br />
an Schützenfesten zwei wesentliche Punkte, was die Bezeichnung<br />
‹Jubelschiessen› trefflich zum Ausdruck bringt: der faire<br />
sportliche Wettkampf und die Pflege der Kameradschaft.<br />
Von oben: erste Fahne<br />
(bis 1892), vierte und<br />
aktuelle Fahne (seit<br />
1967) der Feldschützen<br />
Fahnenweihe 1967 vor<br />
dem Bahnhöfli<br />
1963, Beschluss für Neubau Schützenhaus<br />
Trotz einer lebhaften Schiesstätigkeit reichte es der Sektion<br />
Nottwil in den 50er und anfangs der 60er Jahre nicht für<br />
vordere Ränge. «Mitmachen kommt vor dem Rang» war ein satz, den der damalige Präsident Balz Estermann an manchen<br />
Leit-<br />
Generalversammlungen äusserte.<br />
1963 war aber ein eindrückliches Erfolgsjahr: Goldlorbeer<br />
am «Eidgenössischen» in Zürich, 20. Rang am Jubiläumsschiessen<br />
in Hildisrieden und 1. Rang beim Winterschiessen in Schenkon.<br />
– Und am 14. November 1963 wurde der Neubau des Schützenhauses<br />
und der Ausbau des Scheibenstandes beschlossen.<br />
<strong>2018</strong><br />
90<br />
1967, Fahnenweihe<br />
Als bedeutendstes Symbol<br />
der Feldschützen gilt die Vereinsfahne.<br />
Sie wird bei festlichen<br />
Anlässen stolz vorangetragen,<br />
aber auch ehrenvoll zum<br />
letzten Gruss am Grab verstorbener<br />
Mitglieder gesenkt. Und –<br />
nicht zuletzt – wird mit dem<br />
Banner auch Dorfvereinen bei<br />
der Heimkehr von ihren kantonalen<br />
und eidgenössischen<br />
Festen die Reverenz er wiesen.<br />
Die nach unzähligen Einsätzen<br />
arg in Mitleidenschaft<br />
gezogene dritte Fahne wurde<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen
durch eine neue ersetzt und am 21. Mai 1967 feierlich eingeweiht.<br />
Nach einem reichhaltigen Aperitif im Saal des Restaurants<br />
Bahnhof bewegte sich der Festumzug zum Schulhaus, wo<br />
der eigentliche Festakt mit Reden hoher Dorf-, Vereins- und Verbandsprominenz<br />
stattfand.<br />
Die Gestaltung der neuen Fahne mit ihren vier Deltoiden<br />
und dem Gewehr symbolisieren das Zentrum, das Rot und Weiss<br />
mit den beiden Sternen das Gemeindewappen und das Himmelblau<br />
den Kanton Luzern.<br />
1972, Standeinweihungsschiessen<br />
Ein zähes Ringen um eine gute Lösung dauerte acht Jahre.<br />
Am 1. April 1971 feierte man die Aufrichte für das neue Schützenhaus<br />
Eggerswil. Es bestand den Test mit dem Standeinweihungsschiessen<br />
1972 unter der Führung von OK-Präsident Ruedi<br />
Egli.<br />
1979, 50. Eidgenössisches Schützenfest Luzern<br />
Das 50. Eidgenössische Schützenfest wurde dezentral organisiert.<br />
Dank des Standortes, aber auch dem Engagement des<br />
Vorstandes, wurde auch in Eggerswil geschossen. Mit einem beachtlichen<br />
Aufwand wurde diese Herausforderung (16 Tage)<br />
durch die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen bravourös gemeistert. 44<br />
Männer und Frauen waren als Funktionäre im Einsatz, Zeiger,<br />
Warnerbuebe und -meitli nicht miteingerechnet.<br />
<strong>Nottwiler</strong> Warnerbuebe<br />
und -meitli am Eidgenössischen<br />
1979<br />
1979 OK Stand Eggerswil (v.l.n.r.)<br />
Troxler Kaspar Standchef<br />
Lindemann Werner Wirtschaft<br />
Kaufmann Alois Munition<br />
und Material<br />
Stutz Josef Platzorganisation<br />
Bisang Josef Talonkontrolle<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen<br />
91 <strong>2018</strong>
1991, Elektronische Trefferanzeige<br />
Einbau einer elektronischen Trefferanzeige im Schützenhaus<br />
entsprechend dem aktuellsten technischen Stand.<br />
Die aktiven <strong>Nottwiler</strong><br />
Feldschützen 2017<br />
Resultate seit 2007<br />
Jahr Schützenfest Rang Bemerkung<br />
2007 Luzerner Kantonales 14 Goldkranz<br />
Aufstieg in die<br />
1. Kategorie 2<br />
2 1. Kategorie = beste<br />
10 % der rund 2400<br />
Gruppen der Schweiz<br />
Jahr Schützenfest Rang<br />
2008 Berner Kantonales 109<br />
2009 Schaffhauser Kantonales 114<br />
2010 Eidgenössisches Aarau 129 Goldkranz<br />
2011 Schwyzer Kantonales 115<br />
2012 Aargauer Kantonales 18<br />
2013 Luzerner Kantonales 7<br />
2014 St. Galler Kantonales 78<br />
2015 Eidgenössisches Raron-Visp 189 Silberkranz<br />
2016 Nidwaldner Kantonales 42<br />
<strong>2018</strong> 92<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Feldschützen
Rückblick der Behörden<br />
Gemeinderat<br />
8. Januar 2016<br />
August 2016<br />
8. August 2016<br />
Oktober 2016<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
Flachlandruugger – <strong>Nottwiler</strong> Stern 2015<br />
Der <strong>Nottwiler</strong> Stern geht an die Guggenmusik Flachlandruugger.<br />
Sie bereichern mit schränzenden Klängen die Fasnachtszeit.<br />
Kirchenrätin Monika Burri konnte zur Verleihung<br />
des <strong>Nottwiler</strong> Sterns 2015 ihre Laudatio halten. Seit 40 Jahren<br />
bringt der Verein fasnächtliche Stimmung ins Dorf. Mit ihren<br />
lautstarken ausgelassenen Monster-Konzerten, mit fantasievollen<br />
Kostümen und aufwändigen Saaldekorationen bieten sie Alt<br />
und Jung eine fasnächtliche Show, die mitreisst und begeistert.<br />
Die <strong>Nottwiler</strong> Fasnacht ist «still alive», sie lebt, das Fasnächtler-Herz<br />
klopft wild und ungebändigt.<br />
Beflaggung Dorf<br />
Die in die Jahre gekommene Beflaggung der Gemeinde<br />
entlang der Strassen wurde durch neue Flaggen ersetzt. Die<br />
aus Schweizer Produktion stammenden Flaggen verschönern<br />
in Zukunft bei besonderen Anlässen oder Feierlichkeiten das<br />
Dorfbild.<br />
Friedhofsanierung 1. Etappe<br />
Im August 2016 begannen die Arbeiten für die Grabfeldsanierung<br />
der Erdbestattungsgräber auf dem Friedhof Nottwil.<br />
Die Spezialarbeiten (Exhumation) wurden durch Mitarbeiter<br />
der Firma Tony Linder & Partner, Altdorf, pietätvoll ausgeführt.<br />
Der erste Teil der Sanierung konnte Ende September<br />
2016 abgeschlossen werden. Eine weitere Sanierungsetappe<br />
für Urnenfamiliengrabfelder und eine Kindergrabstätte erfolgt<br />
im Jahr <strong>2018</strong>.<br />
Altersleitbild Region Sursee<br />
Die SozialvorsteherInnen der Region Sursee Plus haben seit<br />
Mitte August 2016 das Projekt «Altern bewegt – Altersleitbild<br />
für die Region Sursee» lanciert und in zwei Workshops konkretisiert.<br />
15 Gemeinden der Region Sursee erarbeiten unter der<br />
93 <strong>2018</strong>
externen Projektbegleitung von Pro Senectute eine regionale<br />
Alterspolitik. Der Gemeinderat hat dem Projekt Unterstützung<br />
zugesichert. Die Umsetzungsmassnahmen sind eine grosse<br />
Chance, die anstehenden kantonalen Projekte im Altersbereich<br />
gemeinsam umzusetzen (beispielsweise Vollzug der kantonalen<br />
Demenzstrategie <strong>2018</strong> – 2028).<br />
Der Leitbildbericht vom 17. März 2017 formuliert Schwerpunkte<br />
der regionalen Altersarbeit der nächsten zehn bis 15<br />
Jahre. Er stützt sich auf die Visionen und Leitsätze des kantonalen<br />
Altersleitbildes 2010, die in einem breit angelegten<br />
Prozess mit regionalspezifischen Wirkungszielen und Umsetzungsmassnahmen<br />
ergänzt wurden. Hauptziel des Prozesses ist<br />
die Verbesserung der regionalen Zusammenarbeit in Altersfragen.<br />
Dadurch können zukünftige Herausforderungen der Altersund<br />
Gesundheitspolitik in der Planungsregion Sursee gemeinsam,<br />
effizient und effektiv angegangen werden.<br />
Oktober 2016<br />
November 2016<br />
bis Februar 2017<br />
1. Januar 2017<br />
Anschaffung Weihnachtsbeleuchtung<br />
An der Gemeindeversammlung vom November 2015<br />
wünschte die Bevölkerung, dass die anfallenden Kurtaxen u. a.<br />
für eine Weihnachtsbeleuchtung in der Vorweihnachtszeit eingesetzt<br />
werden. Der Gemeinderat nimmt dieses Anliegen auf<br />
und beschliesst an seiner 1. Sitzung im Januar 2016 dazu ein<br />
Konzept zu erarbeiten. Im April entwirft eine Arbeitsgruppe<br />
erste Ideen. Die Arbeitsgruppe entschied sich dann für ein Sujet,<br />
das speziell zu unserem Dorf passt (Stern am Sempachersee).<br />
Der Gemeinderat beschliesst im Nachgang, die Weihnachtsbeleuchtung<br />
noch im Winter 2016 / 17 erstmals zu installieren.<br />
Umbau Posträumlichkeiten<br />
Mit der Bewilligung eines Sonderkredites an der Gemeindeversammlung<br />
im November 2015 konnten die ehemaligen<br />
Posträumlichkeiten während einer Bauzeit von November 2016<br />
bis Januar 2017 für ihren Bestimmungszweck umgebaut werden.<br />
Die Tagesstrukturen, die Schule, die Spielgruppe, die Brass Band<br />
Feldmusik Nottwil, der Samariterverein sowie weitere Vereine<br />
können inzwischen schöne Räumlichkeiten nutzen.<br />
Einführung elektronische Geschäftsverwaltung (GEVER)<br />
und Erneuerung Gemeinde-Homepage<br />
Per 1. Januar 2017 hat sich die Gemeinde Nottwil für die<br />
Einführung der elektronischen Geschäftsverwaltung (GEVER)<br />
entschieden. Dazu wurde das Programm CMI AXIOMA der<br />
Firma Talus Informatik AG angeschafft. GEVER ist eine inno-<br />
<strong>2018</strong><br />
94<br />
Rückblick der Behörden
vative, erprobte Lösung für das elektronische Führen von Dossiers.<br />
Das Programm gewährleistet das sichere und rechtskonforme<br />
Management digitaler Akten. Gleichzeitig ermöglicht die<br />
Anwendung die Prozesse effizienter abzuwickeln dank optimalem<br />
Zusammenspiel mit anderen betriebswirtschaftlichen Anwendungen.<br />
Gleichzeitig auf den 1. Januar 2017 wird die bestehende<br />
Homepage der Gemeinde Nottwil überarbeitet und den<br />
Neuerungen angepasst.<br />
6. Januar 2017<br />
Mai 2017<br />
15. Mai 2017<br />
September 2017<br />
Rückblick der Behörden<br />
Agnes und Sepp Birrer – <strong>Nottwiler</strong> Stern 2016<br />
Der <strong>Nottwiler</strong> Stern geht an Agnes und Sepp Birrer, Erlenweg<br />
1. Sie begleiten uneigennützig Menschen mit Sehbehinderung,<br />
Demenz und Betagte. Gemeinderätin Edith Schwander<br />
führte in ihrer Laudatio aus, dass Sepp und Agnes Birrer sich<br />
durch ein besonders langes und vertieftes Engagement für Menschen<br />
mit Einschränkungen ausgezeichnet haben. Sie begleiten<br />
und betreuen seit Jahrzehnten mit grossem Sachverstand und<br />
Empathie Sehbehinderte, Querschnittgelähmte, alte Menschen,<br />
Demenzkranke und Sterbende. Agnes Birrer dankte für die Verleihung<br />
des <strong>Nottwiler</strong> Sterns und meinte in aller Bescheidenheit:<br />
«Es könnten hunderte Sterne verliehen werden an <strong>Nottwiler</strong> Menschen,<br />
die sich, wie wir, freiwillig und ehrenamtlich engagieren.<br />
Ihnen allen ist unser Stern ebenso gewidmet.»<br />
Aufwertung Strassenraum mit Stelen<br />
Im Frühjahr 2017 konnten zur Aufwertung des Strassenraumes<br />
entlang der Kantons- und Oberdorfstrasse Stelen aufgestellt<br />
werden. Auf den gestellten Stelen sind Firmenlogos mit<br />
QR-Code angebracht.<br />
Anpassung Siedlungsentwässerungsreglement<br />
Das Siedlungsentwässerungsreglement wurde an der Gemein<br />
de versammlung vom 15. Mai 2017 angepasst und die Tarifordnung<br />
durch eine Vollzugsverordnung ersetzt. Die Änderung<br />
des Reglements umfasste die Einführung des Y-Prinzips.<br />
Das bedeutet, dass alle Leitungen sofort in den betrieblichen Unterhalt<br />
der Gemeinde übernommen werden. In den baulichen Unterhalt<br />
werden die Leitungen nur übernommen, wenn die Zustandsaufnahmen<br />
keine Schäden oder Undichtigkeiten zeigen.<br />
Öffentlicher Begegnungsplatz<br />
Am 14. September 2017 hat der Gemeinderat zu einer ersten<br />
Sitzung in der Entwicklung eines öffentlichen Begegnungsplatzes<br />
eingeladen. Ziel und Zweck eines Begegnungsplatzes soll<br />
95 <strong>2018</strong>
sein: Das Zusammenkommen der Bevölkerung soll gefördert<br />
werden; der Platz soll attraktiv sein, man soll gerne dahin<br />
gehen; Synergien zum Café, Gemeindezentrum, usw. sollen<br />
erzeugt werden; Aufführungen (Konzerte, Theater, usw.) sollten<br />
möglich sein. An zwei Workshops wurden Ideen zusammengetragen.<br />
Die Umsetzung soll im Jahr <strong>2018</strong> erfolgen.<br />
15. September<br />
2017<br />
Inbetriebnahme Schulhauserweiterung 2017<br />
Nach einer rund zwölf Monate dauernden Bauzeit konnte<br />
der Schulhausneubau termingerecht auf das neue Schuljahr<br />
2017 / 18 in Betrieb genommen werden. Am Tag der offenen Tür<br />
und an den Einweihungsfeierlichkeiten vom 15. September 2017<br />
konnten die Schulräume feierlich dem Bestimmungszweck<br />
übergeben werden.<br />
1 Weihnachtsbeleuchtung<br />
1 2<br />
2 umgebaute Posträumlichkeiten<br />
3 Ortsbildaufwertung<br />
mit Stelen<br />
3<br />
<strong>2018</strong><br />
96<br />
Rückblick der Behörden
Fernwärmeheizung<br />
mit dem Ofen im<br />
Vordergrund, dem Russpartikelfilter<br />
und dem<br />
Wärmespeicher<br />
1. Oktober 2017<br />
27. Oktober 2017<br />
Rückblick der Behörden<br />
Inbetriebnahme Fernwärmeheizung<br />
Sowohl die Heizung im Zentrum Sagi als auch die Heizung<br />
im Schulcampus sind nach über 20 Jahren am Ende ihrer Lebensdauer<br />
angekommen. Beide Heizungen müssen dringend erneuert<br />
werden. Dies bietet eine gute Gelegenheit, die Abhängigkeit<br />
vom fossilen Energieträger Öl zu reduzieren. Geplant ist<br />
eine Holzschnitzelheizung, welche bei der Sporthalle Kirchmatte<br />
erstellt werden soll. Die im Boden verlegten Fernwärmeleitungen<br />
transportieren die Wärmeenergie ins Gebiet des<br />
Schulhausareals und des Zentrums Sagi. Das Projekt erweist<br />
sich als interessant, wenn die Gemeinde die Fernwärmeheizung<br />
selber erstellt und weiter, auch private Gebäudebesitzer sich an<br />
der Anlage anschliessen. Der Sonderkredit von 1,7 Mio. Franken<br />
wurde an der Gemeindeversammlung vom 27. November 2016<br />
bewilligt. Die Ausführung erfolgte im Sommer / Herbst 2017 mit<br />
Inbetriebnahme Ende Oktober 2017.<br />
Gewerbe-Event<br />
Alle zwei Jahre lädt der Gemeinderat zu einem Wirtschaftsevent<br />
ein. Das Ziel des Events besteht insbesondere darin, Nähe<br />
zu den KMU’s zu schaffen, eine Plattform für Diskussionen und<br />
Anliegen anzubieten und nicht zuletzt das Gesellschaftliche zu<br />
fördern. Als Gastreferent durfte Marcel Hug, Leistungssportler,<br />
Paralympics-Athlet, begrüsst werden. Im Weiteren konnte sich<br />
die <strong>Nottwiler</strong> Unternehmung Stäuble GmbH, mit Gregor Stäuble,<br />
Graphic Designer SGD, vorstellen.<br />
97 <strong>2018</strong>
23. November<br />
2017<br />
23. November<br />
2017<br />
23. November<br />
2017<br />
Kauf Bahnhofareal (Caribbean Village)<br />
Die Einwohnergemeinde Nottwil konnte aufgrund der Ermächtigung<br />
an der Gemeindeversammlung vom 23. November<br />
2017 das Bahnhofareal mit einer Grundstückfläche von 4 944 m 2<br />
käuflich erwerben. Das Grundstück reicht vom ersten Gebäude<br />
des Caribbean Village, dem Schuppen auf der gegenüberliegenden<br />
Seite bis zum Gebäude des Fischervereins Sempachersee<br />
inkl. der umliegenden Parkplätze.<br />
Senkung der Steuereinheiten<br />
Die Steuereinheiten konnten seit der letzten Anpassung im<br />
Jahr 2009 von bisher 2.05 Einheiten auf 1.95 Einheiten für das<br />
Jahr <strong>2018</strong> gesenkt werden. Die Finanzlage hat sich massiv verbessert.<br />
Höhere Steuereinnahmen infolge des Wachstums und<br />
die Ausgabendisziplin führten in den vergangenen Jahren zu<br />
stets guten Resultaten. Das Eigenkapital beläuft sich inzwischen<br />
auf rund 11 Millionen Franken.<br />
Teilrevision der Gemeindeordnung<br />
Aufgrund der Einführung des Harmonisierten Rechnungslegungsmodells<br />
2 (HRM2) und der Revision des Volksschulbildungsgesetzes<br />
muss die Gemeindeordnung angepasst werden.<br />
Die meisten Änderungen sind vom Kanton vorgegeben oder<br />
wurden vom Vorschlag des Verbandes Luzerner Gemeinden<br />
(VLG) übernommen. Durch das HRM2 werden einige Begriffe<br />
der Privatwirtschaft angepasst und Führungsinstrumente modernisiert.<br />
Zudem werden Kreditlimiten neu geregelt. Die Schulpflege<br />
ist durch eine Bildungskommission mit Entscheidungskompetenz<br />
zu ersetzen.<br />
Der Gemeinderat bi de Lüüt<br />
Aufgrund der Mehrjahresplanung macht sich der Gemeinderat<br />
zum Ziel, alljährlich zwei Quartiere in unserer Gemeinde<br />
zu besuchen. Es wurden im Siedlungsgebiet die Quartiere Kleinfeld<br />
und Panoramaweg und die Anwohner in den Gebieten<br />
Eggers wil / Kohlholz sowie die Anstösser am Seeweg besucht.<br />
Ziel dieser Besuche soll die Möglichkeit eines offenen Gedankenaustauschs<br />
mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sein, sie<br />
sollen der Förderung gegenseitiger Anliegen dienen, die frühzeitige<br />
Sensibilisierung von heiklen Themen sowie vertrauensbildende<br />
Massnahmen ermöglichen.<br />
<strong>2018</strong><br />
98<br />
Rückblick der Behörden
Rückblick der Behörden<br />
Schulpflege<br />
17. März 2016<br />
15. April 2016<br />
1. Juni 2016<br />
13. bis 17. Juni<br />
2016<br />
08. Juli 2016<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
Tag der aufgeschlossenen Volksschulen mit Familienrallye<br />
Die Schülerinnen und Schüler konnten zusammen mit ihren<br />
Eltern verschiedenste Posten lösen. Alle Lehrpersonen haben in<br />
den Schulzimmern fachspezifische Aufgaben vorbereitet. Die Lernenden<br />
und die Eltern konnten diese Aufgaben in verschiedenen<br />
Schwierigkeitsstufen lösen und auf dem Laufblatt eintragen.<br />
1. Gorillasporttag der 7. / 8. Klassen –<br />
Sport und gesunde Ernährung<br />
Die GORILLA-Workshops boten den Jugendlichen Freestyle-<br />
Sportarten an. So standen Sportarten wie Biken, Footbag, Ultimate<br />
Frisbee, Breakdance, Capoeira und Streetskate auf dem Programm.<br />
Zudem wurde das beliebte Schtifti-Birchermüesli im<br />
Rahmen eines grossen Buffets präsentiert.<br />
Radfahrertest der 5. / 6. Klassen<br />
Jedes zweite Jahr absolvieren die Lernenden der 5. und 6.<br />
Primarklassen den Radfahrertest. Der besteht aus einem theoretischen<br />
Teil im Schulzimmer und einer praktischen Prüfungsstrecke<br />
im Dorf. Seit wenigen Jahren müssen die Kinder, bevor<br />
sie auf die Strasse geschickt werden, auf dem Schulhausplatz mit<br />
dem Fahrrad einen Geschicklichkeitsparcours absolvieren.<br />
Schulverlegung SEK nach Schüpfheim<br />
Die rund 30 km legten die Jugendlichen mit dem Fahrrad<br />
zurück. Auf dem Programm in Schüpfheim standen interessante<br />
Workshops wie Gold waschen, Erlebniskäserei, Besuch der Kambly,<br />
Wilhelm Tell Plauschturnier, Hochseilpark Sörenberg, Schrattenfluhhöhle,<br />
Mooraculum, Kneippen und das Chessiloch.<br />
Schulschluss –<br />
letzte Verabschiedung von Lernenden nach Buttisholz<br />
Seit Jahren besuchen die Notteler Schülerinnen und Schüler<br />
die 3. Sek in Buttisholz. Ein letztes Mal musste die Schule<br />
99 <strong>2018</strong>
Nottwil die ältesten Kinder nach der 2. Sek verabschieden,<br />
damit sie ihr letztes Schuljahr in Buttisholz absolvieren<br />
konnten.<br />
31. August 2016<br />
September /<br />
Oktober 2016<br />
3. November 2016<br />
13. bis 17. Februar<br />
2017<br />
16. März 2017<br />
Start Weiterbildung «Medien & Informatik»<br />
Die Ziele des Fachbereichs «Medien & Informatik» sind im<br />
Lehrplan 21 in einem separaten Modullehrplan definiert. Die<br />
Lehrpersonen der 3. bis 6. Primarklassen besuchten im Schuljahr<br />
2016 / 2017 dazu eine obligatorische Weiterbildung von 10<br />
Halbtagen.<br />
Herbstwanderungen der verschiedenen Stufen<br />
Die Herbstwanderungen führen die Kinder und Jugendlichen<br />
der Schule Nottwil zu Zielen in oder um Nottwil. Die<br />
Wanderungen werden stufenweise vorbereitet und durchgeführt.<br />
Die 5. / 6. Primar z. B. wanderte nach Oberkirch (Grillstelle<br />
Dogelzwil), die SEK nach Ruswil (Schächbelerwald –<br />
Vita- Parcours)<br />
Besuch Zebi (Zentralschweizer Bildungsmesse)<br />
Während vier Tagen werden 140 Berufe und über 600 Weiterbildungsangebote<br />
vorgestellt. Ein umfassendes und attraktives<br />
Rahmenprogramm rundet das Messeangebot ab. Der persönliche<br />
Austausch mit Lernenden und Fachleuten und das<br />
praktische Erleben von spannenden Berufen und Weiterbildungsangeboten<br />
stehen im Mittelpunkt der interessierten<br />
Schülerinnen und Schüler.<br />
Auch unsere Lernenden erkundigten verschiedene Berufe<br />
und besuchten zusätzlich noch das BIZ (Beratungs- und Informationszentrum).<br />
Wintersportlager in der Lenk und Projektwochen (MINT)<br />
Nach einem Unterbruch von mehreren Jahren wurde wieder<br />
ein Wintersportlager für die Lernenden der SEK und der 5. / 6.<br />
Primar angeboten. Währenddessen fand an der Schule eine<br />
Projektwoche statt, wobei das Thema der 3. – 6. Primarklassen<br />
stark mit dem Lehrplan 21 verbunden war. Die Kinder beschäftigten<br />
sich mit mathematischen, naturwissenschaftlichen und<br />
technischen Themen.<br />
Zügeltag Villa Calimera<br />
Rund fünf Jahre waren die Tagesstrukturen in der oberen<br />
Kirchmatte 5 (Haus Hubertus) daheim. Da die Angebote immer<br />
mehr genutzt wurden, wurde es zunehmend enger. Die Ge-<br />
<strong>2018</strong> 100<br />
Rückblick der Behörden
Wintersportlager in der Lenk<br />
Projektwochen MINT<br />
meinde fand in den ehemaligen Posträumlichkeiten eine neue<br />
Lösung. Zudem fanden dort auch die Spielgruppe und diverse<br />
Vereine neue Lokalitäten.<br />
22. März 2017<br />
12. April 2017<br />
10. Mai 2017<br />
Rückblick der Behörden<br />
Zauberschloss für Kindergarten bis 3. Primarklasse<br />
Die Musikschule stellt den jüngeren Kindern immer im<br />
Frühling verschiedenste Instrumente vor, dieses Jahr in Form<br />
eines Theaterstücks. Die Theaterrollen wurden von verschiedenen<br />
Instrumenten übernommen.<br />
Zusätzlich haben die Kinder und ihre Eltern jeweils am Instrumentenparcours<br />
und während der Besuchswoche Zeit, das<br />
passende Instrument zu finden.<br />
Papi-Tag im Kindergarten<br />
Zusammen mit ihren Vätern durften die Kindergartenkinder<br />
tolle Turnstunden erleben. Die Freude war gross, mit dem<br />
eigenen Vater in der Turnhalle Sport zu treiben.<br />
Kurzfilm-Vorführung der Begabtenförderung<br />
Eine Gruppe von Lernenden der 6. Klassen überlegte sich<br />
lustige Sketche. Sie schrieben dazu die Drehbücher und filmten<br />
die lustigen Szenen. Zur Kurzfilmpremiere «Lachen ist gesund<br />
…!» erschienen etwa 50 Besucher. Die Aufführung war ein<br />
voller Erfolg!<br />
101 <strong>2018</strong>
Impossible Day 4 – alle Schüler und Lehrpersonen kamen weiss und / oder rot<br />
gekleidet zur Schule<br />
23. Mai 2017<br />
Mai / Juni 2017<br />
30. Juni 2017<br />
Impossible Day 4 –<br />
alle erscheinen in roten / weissen Kleidern<br />
Über das ganze Schuljahr verteilt fanden verschiedene Aktionen<br />
zum Jahresmotto «impossible is possible» statt. Alle Lernenden<br />
und Lehrpersonen sind in den Notteler Farben rot<br />
und / oder weiss zur Schule gekommen.<br />
Schülerrat 2 – 4<br />
Auch der Schülerrat beschäftigte sich mit dem Jahresmotto<br />
und hat verschiedene Spitzensportler in die Schule eingeladen.<br />
Wir durften den Rollstuhlsportler Marcel Hug, den Springreiter<br />
Pius Schwizer und den Veloprofi Mathias Frank begrüssen.<br />
Sie haben in ihren Sportarten Grossartiges erreicht.<br />
Besuch RR Reto Wyss und Charles Vincent<br />
Kurz vor den Sommerferien besuchte Regierungsrat Reto<br />
Wyss zusammen mit Charles Vincent, Leiter der Dienststelle<br />
Volksschulbildung, die Schule Nottwil. Neben Unterrichtsbesuchen<br />
und einem Gespräch mit der Schulleitung fand auch<br />
ein Austausch mit der Schulpflege und dem Gemeinderat statt.<br />
<strong>2018</strong><br />
102<br />
Rückblick der Behörden
6. / 7. Juli 2017<br />
Schulschlussfeier<br />
Schuljahr 2016 / 2017<br />
Letzter Schulschluss der 9. Klasse in Buttisholz –<br />
keine Verabschiedung der 8. Klässler in Nottwil<br />
Im Schuljahr 2016 / 17 besuchten unsere 9. Klässler letztmals<br />
die Sekundarschule in Buttisholz. Traditionellerweise<br />
wurden die Jugendlichen feierlich verabschiedet. Vielen Dank<br />
an Buttisholz für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahrzehnten.<br />
Am Schuljahresende 2017 in Nottwil gab es keine Verabschiedung<br />
der 8. Klässler mehr, da sie nach den Sommerferien<br />
weiterhin in Nottwil die Sekundarschule besuchen. Wir sind<br />
stolz, erstmals unsere eigene 3. Sekundarklasse zu führen.<br />
14. August 2017<br />
Rückblick der Behörden<br />
Schulstart mit 3. Sek im neuen Schulhaus<br />
Die Freude war gross. Mit Beginn des Schuljahres 2017 / <strong>2018</strong><br />
führte Nottwil erstmals die 3. Sek. Die Kinder des Kindergartens<br />
und der Primarstufe durften das rote Band zum neuen<br />
Schulhaus durchschneiden. Begeistert bezogen Kinder und<br />
Lehrpersonen das neue Schulhaus.<br />
103 <strong>2018</strong>
15. September<br />
2017<br />
Oktober 2017<br />
7. November 2017<br />
27. November<br />
2017<br />
22. Dezember<br />
2017<br />
Schulhauseinweihung<br />
Am Freitagabend begrüsste die Gemeinde viele Gäste und<br />
die Bevölkerung zur offiziellen Schulhauseinweihung. Ein<br />
Rundgang durch das neue Gebäude, eine Chilbi für die Kinder<br />
sowie verschiedene Darbietungen und Reden rundeten zusammen<br />
mit einer Festwirtschaft die Feier ab.<br />
Theaterbesuch der beiden 2. Primarklassen<br />
Je nach Möglichkeit und wenn es zum Unterrichtsstoff<br />
passt, versuchen die Lehrpersonen Theaterbesuche für ihre<br />
Klassen zu organisieren. Die Kinder der zweiten Klassen besuchten<br />
dieses Jahr in Sursee das Stück «Karneval der Tiere».<br />
Tag der Pausenmilch<br />
Dieser jährliche Anlass ist eine Tradition und wird von Notteler<br />
Bäuerinnen organisiert. Die Schülerinnen und Schüler<br />
haben in der Pause die Möglichkeit, gratis einen Becher Milch<br />
oder Milchshakes zu trinken.<br />
Exkursion 4. Primarklassen ins Verkehrshaus<br />
Das Verkehrshaus ist ein tolles Museum und ein geeigneter<br />
Lernort für Themen des Fachs «Natur, Mensch, Gesellschaft».<br />
Die 4. Primarklassen besuchten im Speziellen die Raumfahrtausstellung.<br />
Klassentag 7. – 9. Sek-Klassen<br />
Mehrmals während eines Schuljahres finden in der Sekundarschule<br />
Klassentage statt. Die Jugendlichen einer Klasse oder<br />
Jahrgangsstufe haben jeweils ein Spezialprogramm. So machten<br />
z. B. die drei achten Klassen bei der JRZ-Aktion mit (Jeder<br />
Rappen zählt). Sie bastelten, backten, kochten, werkten und verkauften<br />
ihre Produkte. Den stolzen Betrag von 2 837 Franken<br />
brachten sie persönlich nach Luzern auf den Europaplatz und<br />
warfen ihn in die Kasse. Gesammelt wurde schweizweit für<br />
«Bildung. Eine Chance für Kinder in Not.» <br />
<strong>2018</strong><br />
104<br />
Rückblick der Behörden
Nottwil in Zahlen<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
34<br />
36<br />
Gesamtbevölkerung<br />
182<br />
2 068<br />
11<br />
149<br />
299<br />
3 134<br />
211<br />
19<br />
Legende 1990 2007<br />
33<br />
3637<br />
3203<br />
Schweizer<br />
17<br />
41<br />
3736<br />
3278<br />
Schweizer<br />
24<br />
41<br />
3 383<br />
Schweizer<br />
3 864<br />
21<br />
358<br />
434<br />
Ausländer<br />
222<br />
337<br />
458<br />
Ausländer<br />
255<br />
346<br />
481<br />
Ausländer<br />
238<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
Bevölkerungsveränderung 2015 2016 2017<br />
Geburtenüberschuss 16 17 20<br />
Wanderungsgewinn 136 82 108<br />
Bevölkerungswachstum + 23,3 %<br />
Bevölkerungsdichte 2017 260 Einwohner / km 2<br />
Stimmberechtigte 2015 2 646 Personen<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong><br />
105 <strong>2018</strong>
Konfessionszugehörigkeit<br />
2016 68,6% 2017<br />
67,6%<br />
katholisch<br />
2561<br />
11,1% 11,1%<br />
katholisch<br />
reformiert<br />
2612 reformiert<br />
414<br />
429<br />
andere<br />
andere<br />
293<br />
300<br />
konfessionslos<br />
468<br />
7,8% 7,8%<br />
konfessionslos<br />
523<br />
12,5% 13,5%<br />
Altersstruktur<br />
bis 9 Jahre<br />
10 bis 19<br />
20 bis 29<br />
30 bis 39<br />
40 bis 49<br />
50 bis 59<br />
60 bis 69<br />
70 bis 79<br />
80 bis 89<br />
90 und älter<br />
449<br />
454<br />
433<br />
451<br />
469<br />
467<br />
543<br />
556<br />
612<br />
641<br />
580<br />
609<br />
339<br />
356<br />
210<br />
227<br />
92<br />
94<br />
9<br />
9<br />
0<br />
100 200 300 400 500 600<br />
2016<br />
2017<br />
Schülerzahlen<br />
1<br />
inkl. Untergymnasium<br />
sowie Sportschulen<br />
Kriens und Schüpfheim<br />
Kindergarten<br />
Primarstufe<br />
Sekundarstufe<br />
I 1<br />
Total<br />
Schüler<br />
56<br />
65<br />
253<br />
257<br />
139<br />
130<br />
448<br />
452<br />
0 100 200 300 400<br />
2016<br />
2017<br />
<strong>2018</strong> 106<br />
Nottwil in Zahlen
Steuern 2016 2017<br />
Steuerpflichtige (natürliche Personen) 2169 2234<br />
Steuerpflichtige (juristische Personen) 150 158<br />
Steuerfuss 2016 2017<br />
Gemeinde Nottwil 2.05 2.00<br />
Kanton Luzern 1.6 1.6<br />
Christ-katholische Kirche 0.31 0.31<br />
Evangelisch-reformierte Kirche 0.25 0.25<br />
Römisch-katholische Kirche 0.285 0.280<br />
Gemeindefinanzen 2016 2017<br />
Gemeindesteuern Einnahmen CHF 10132758 10285353<br />
Gemeindesteuern Ausgaben CHF 86268 107898<br />
Andere Steuern Einnahmen CHF 907834 766889<br />
Andere Steuern Ausgaben CHF 1342 1932<br />
Total aller Einnahmen CHF 18981973 19123465<br />
Total aller Ausgaben CHF 17953244 18499408<br />
Ertragsüberschuss CHF 1028729 624057<br />
Wohnungsbau 2016<br />
Wohnungsbestand 1598<br />
Wohnungsgrösse<br />
1 – 2 Zimmer 14,6 %<br />
3 – 4 Zimmer 48,2 %<br />
5+ Zimmer 37,1 %<br />
Einfamilienhäuser 24,8 %<br />
Gebäude mit Wohnnutzung 719<br />
Wohnungsbau<br />
1–2 ZWG<br />
14,6%<br />
3–4 ZWG<br />
48,2%<br />
5+ ZWG<br />
37,1%<br />
Wohnungsgrösse<br />
Grundbuchamt 2016 2017<br />
Handänderungssteuern<br />
Veranlagte Handänderungen 76 75<br />
Einnahmen Handänderungssteuer CHF 283648 215295<br />
Grundstückgewinnsteuer<br />
Einnahmen CHF 519441 244720<br />
EFH<br />
24,8%<br />
Gebäude<br />
mit Wohnnutzung<br />
öffentliche Dienste 2016 2017<br />
Wasser in Rechnung gestellt m 3 265521 267365<br />
Nottwil in Zahlen<br />
107 <strong>2018</strong>
Wahlen<br />
1. Mai 2016<br />
Gemeinderat Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />
Kanditat/in: Käslin Kaspar Morf Marcel Schwander Edith<br />
Stimmen: 455 485 476<br />
Gewählt: ja ja ja<br />
Kanditat/in: Sigrist Disler Renée Steffen Walter vereinzelte<br />
Stimmen: 479 496 109<br />
Gewählt: ja ja nein<br />
Walter Steffen Marcel Morf Renée<br />
Sigrist Disler<br />
Edith Schwander<br />
Kaspar Käslin<br />
Schulpflege Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />
Kanditat/in: Graeff Bastian Reding Cordula Stadelmann Kurt<br />
Stimmen: 470 485 381<br />
Gewählt: ja ja ja<br />
Bürgerrechtskommission Nottwil, Amtsdauer 2016 – 2020 SB: 28,8%<br />
Kanditat/in: Dobler Manfred Faden Matthias Huber Esther<br />
Stimmen: 199 451 428<br />
Gewählt: nein ja ja<br />
Kanditat/in: Kaufmann Beat Räber Pascal Renggli Patrick<br />
Stimmen: 422 238 383<br />
Gewählt: ja nein ja<br />
Kanditat/in: Steffen Dominique vereinzelte<br />
Stimmen: 355 16<br />
Gewählt: ja nein<br />
<br />
<strong>2018</strong> 108<br />
Nottwil in Zahlen
Abstimmungen<br />
28. Februar 2016 Vorlage Gemeinde angenommen 60,7%<br />
Projekt «Schulraumerweiterung 2017» SB: 69,37%<br />
1044 677<br />
Volksinitiative Kanton abgelehnt 68,4%<br />
«Für eine bürgernahe Asylpolitik» SB: 66,94%<br />
565 1082<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 50,8%<br />
«Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» SB: 70,59%<br />
1024 714<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 58,9%<br />
«Zur Durchsetzung der Ausschaffung krimineller Ausländer<br />
(Durchsetzungsinitiative)» SB: 71,78%<br />
817 959<br />
Volksinitiatvie Bund abgelehnt 59,9%<br />
«Keine Spekulation mit Nahrungsmitteln!» SB: 69,88%<br />
507 1197<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 57,0%<br />
Bundesgesetz über den Strassentransitverkehr im Alpengebiet (STVG)<br />
(Sanierung Gotthard-Strassentunnel) SB: 71,62%<br />
1135 637<br />
5. Juni 2016 Vorlage Gemeinde angenommen 76,6%<br />
über den Abschluss eines Vertrages für den Betrieb<br />
einer Heizanlage (Contracting) SB: 40,40%<br />
766 233<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 67,6%<br />
«Pro Service public» SB: 41,07%<br />
301 709<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 76,9%<br />
«Für ein bedingungsloses Grundeinkommen» SB: 44,65%<br />
193 923<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 70,8%<br />
«Für eine faire Verkehrsfinanzierung» SB: 42,68%<br />
278 781<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 62,4%<br />
Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung<br />
(Fortpflanzungsmedizingesetz, FMedG) SB: 42,25%<br />
600 436<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 66,8%<br />
Änderung vom 25.09.2015 des Asylgesetzes (AsylG) SB: 42,56%<br />
696 353<br />
Nottwil in Zahlen<br />
109 <strong>2018</strong>
25. September 2016 Volksinitiative Kanton abgelehnt 58,8%<br />
«Für faire Unternehmenssteuern» SB: 38,35%<br />
358 602<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 63,7%<br />
«Für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft<br />
(Grüne Wirtschaft)» SB: 39,33%<br />
288 700<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 59,4%<br />
«AHVplus: für eine starke AHV» SB: 39,53%<br />
279 712<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 65,5%<br />
Bundesgesetz über den Nachrichtendienst SB: 39,02%<br />
685 283<br />
27. November 2016 Volksinitiative Kanton abgelehnt 70,8%<br />
«Steuererhöhungen vors Volk!» SB: 42,18%<br />
286 776<br />
Volksinitiative Bund abgelehnt 54,2%<br />
«Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie<br />
(Atomausstiegsinitiative)» SB: 42,61%<br />
373 707<br />
12. Februar 2017 Bundesbeschluss Bund angenommen 60,4%<br />
über die erleichterte Einbürgerung von Personen<br />
der dritten Ausländergeneration SB: 45,19%<br />
605 546<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 61,9%<br />
über die Schaffung eines Fonds für die Nationalstrassen<br />
und den Agglomerationsverkehr SB: 44,96%<br />
721 405<br />
Bundesbeschluss Bund abgelehnt 59,1%<br />
Bundesgesetz über steuerliche Massnahmen zur Stärkung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmensstandorts Schweiz<br />
(Unternehmenssteuerreformgesetz III) SB: 44,96%<br />
487 639<br />
21. Mai 2017 Vorlage Kanton abgelehnt 54,3%<br />
Erhöhung des Staatssteuerfusses für 2017 auf 1,70 Einheiten SB: 43,94%<br />
464 659<br />
Vorlage Kanton abgelehnt 67,7%<br />
Halbierung der Kantonsbeiträge an die Musikschulen SB: 44,52%<br />
389 745<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 58,2%<br />
Energiegesetz (EnG) vom 30.09.2016 SB: 44,71%<br />
656 493<br />
<strong>2018</strong><br />
110<br />
Nottwil in Zahlen
24. September 2017 Volksinitiave Kanton abgelehnt 57,6%<br />
«Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» SB: 50,19%<br />
543 756<br />
Bundesbeschluss Bund angenommen 78,7%<br />
Bundesgesetz über die Ernährungssicherheit (direkter Gegenentwurf<br />
zur Volksinitiative «Für Ernährungssicherheit») SB: 51,81%<br />
991 347<br />
Bundesbeschluss Bund abgelehnt 50,05%<br />
Zusatzfinanzierung der AHV SB: 52,34%<br />
642 721<br />
Bundesbeschluss Bund abgelehnt 52,7%<br />
Reform Altersvorsorge 2020 SB: 52,38%<br />
599 765<br />
Legende:<br />
SB = Stimmbeteiligung<br />
Ja<br />
Nein<br />
Nottwil in Zahlen<br />
111 <strong>2018</strong>
Autorenangaben,<br />
Bild- und Illustrationsnachweis<br />
Autoren / Autorinnen<br />
Franz Bisang, Muriweid 29, 6207 Nottwil<br />
Roland Eggspühler, Würzenbachstrasse 17, 6006 Luzern<br />
Pascal Gwerder,Eichmatt 7, 6207 Nottwil<br />
Christian Lanzendörfer, Seeparkstrasse 9, 6207 Nottwil<br />
Manfred Litz, Im Eselsberg 30, 74193 Schwaigern (D)<br />
Werner Mathis, Surseer Woche, 6210 Sursee<br />
Edith Schwander, Oberdorfstrasse 2, 6207 Nottwil<br />
Walter Steffen, Kleinfeld 14, 6207 Nottwil<br />
Christoph Steiger, Graber & Steiger Architekten, 6004 Luzern<br />
Stephan Troxler, Studenweg 4, 6207 Nottwil<br />
Rita Weingartner, Huprächtigen, 6207 Nottwil<br />
Jacqueline Willimann, Burgacher 4, 6207 Nottwil<br />
Bildnachweis<br />
Ottilia Bucheli, S 46 Bild 2<br />
Commons.wikipedia.org, WES 1947, Titelseite, S 36, 37<br />
Roland Eggspühler, S 22, 23, S 26 / 27<br />
Feldschützen Nottwil, Archiv, S 86-92<br />
Gemeindeverwaltung Nottwil, Archiv, S 69 rechts, S 70, 71, 72, 73, 76, 77<br />
Familien Hüsler, S 35 (Bilder aus Familienbestand)<br />
Kloster Engelberg, Stiftsbibliothek, S 44 (Urkunde)<br />
Franz Keller, S 67 oben<br />
Kost Holzbau AG, S 12, 13, 19 Bild 6<br />
Familie Krummenacher, S 42 (Bild aus Familienbestand)<br />
Sarah Kunzmann, Stadt Schwaigern, S 63, 67 unten<br />
Landi Nottwil-Buttisholz, S 80<br />
Christian Lanzendörfer, S 40, 41, 52, 53, 54, 56, 57, 68, 82<br />
Lutz Leonhardt, Schwaigern, S 64 Bild links<br />
Werner Mathis, Surseer Woche, S 14, 17, 18 / 19 Bilder 1 – 5<br />
Ueli von Matt, Wey Architekten, S 51<br />
Sammlung Dr. Müller, Haus zum Dolder, Beromünster, Fotograf Franz Kopp<br />
(1885 – 1966), S 49, 50<br />
Römisch-katholische Kirchgemeinde Nottwil, Archiv, S 59<br />
(Vertragsdokument)<br />
Schule Nottwil, S 101, 102, 103<br />
Gregor Stäuble, S 5, 8, 22, 75, 96, 97, 108<br />
Andrea Stutz, Surseer Woche, S 16<br />
Stephan Troxler, S 64 Bild rechts, S 65, 67 Bild oben<br />
Daniel Wechsler Photography, Nottwil, S 34<br />
Familie Weingartner, S 35 (Bild aus Familienbestand), S 46 Bild 1 (Aquarell<br />
aus Familienbesitz)<br />
Jacqueline Willimann, S 29, 31, 32, 66, 69 Bild links<br />
<strong>2018</strong><br />
112<br />
<strong>Nottwiler</strong> <strong>Auslese</strong>
ISBN 978-3-033-06607-6