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SB_17.685NLP

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2015<br />

Abschlussbericht<br />

DVS-Forschung<br />

Untersuchung und<br />

Qualifizierung der<br />

verfahrensspezifischen<br />

Merkmale beim einseitigen<br />

Widerstandspunktschweißen<br />

ohne Gegenlage


Untersuchung und<br />

Qualifizierung der<br />

verfahrensspezifischen<br />

Merkmale beim einseitigen<br />

Widerstandspunktschweißen<br />

ohne Gegenlage<br />

Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben<br />

IGF-Nr.: 17.685 N<br />

DVS-Nr.: 04.056<br />

RWTH Aachen University Institut für<br />

Schweißtechnik und Fügetechnik<br />

Förderhinweis:<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 17.685 N / DVS-Nr.: 04.056 der Forschungsvereinigung Schweißen und<br />

verwandte Verfahren e.V. des DVS, Aachener Str. 172, 40223 Düsseldorf, wurde über die AiF im<br />

Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.


Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind online abrufbar<br />

unter: http://dnb.dnb.de<br />

© 2015 DVS Media GmbH, Düsseldorf<br />

DVS Forschung Band 297<br />

Bestell-Nr.: 170406<br />

I<strong>SB</strong>N: 978-3-96870-296-4<br />

Kontakt:<br />

Forschungsvereinigung Schweißen<br />

und verwandte Verfahren e.V. des DVS<br />

T +49 211 1591-0<br />

F +49 211 1591-200<br />

forschung@dvs-hg.de<br />

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung in andere Sprachen, bleiben<br />

vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages sind Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die<br />

Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen nicht gestattet.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung / Anlass für den Forschungsantrag ...... 2<br />

2 Grundlagen, Beschreibung der Ausgangssituation und Stand der Forschung ............. 3<br />

2.1 Widerstandspunktschweißen ......................................................................................... 3<br />

2.1.1 Verfahrensprinzip des (konventionellen) zweiseitigen Punktschweißen ......................... 3<br />

2.1.2 Verfahrensprinzip des einseitigen Punktschweißens (mit Gegenlage) ........................... 6<br />

2.2 Einseitiges Widerstandspunktschweißen ohne Gegenlage .......................................... 8<br />

2.2.1 Verfahrensprinzip einseitiges Doppeltpunktschweißen ohne Gegenlage ....................... 9<br />

2.2.2 Verfahrensprinzip einseitiges Einpunktschweißen ohne Gegenlage ............................ 10<br />

2.2.3 Das Technologiesystem des einseitigen Punktschweißens ohne Gegenlage .............. 11<br />

3 Praktische Untersuchungen ......................................................................................... 14<br />

3.1 Versuchsaufbau und Allgemeines ............................................................................... 14<br />

3.1.1 Widerstandspunktschweißanlage .................................................................................. 14<br />

3.1.2 Manueller Stoßpunkter .................................................................................................. 16<br />

3.1.3 Werkstoffe...................................................................................................................... 17<br />

3.1.4 Elektrodenkappen .......................................................................................................... 21<br />

3.1.5 Temperaturmesseinrichtung .......................................................................................... 23<br />

3.1.6 Rasterelektronenmikroskop mit EDX-Anlage ................................................................ 24<br />

3.1.7 Meißelprüfung ................................................................................................................ 25<br />

3.2 Versuchsdurchführung und Auswertung ..................................................................... 28<br />

3.2.1 Einfluss der Arbeitselektrode auf das Schweißergebnis ............................................... 28<br />

3.2.2 Einfluss des Verformungsverhaltens auf das den Schweißprozess ............................. 31<br />

3.2.3 Veränderte Linsengeometrie und Unregelmäßigkeiten ................................................. 39<br />

3.2.4 Entstehung und Auswirkung der Ringschweißung ........................................................ 57<br />

3.2.5 Verhalten bei Randschweißungen ................................................................................ 64<br />

3.2.6 Entstehung von Nebenschlüssen und die zugehörige Probenerwärmung ................... 70<br />

3.2.7 Einfluss von Ausführung und Position der Blindelektrode (Masse) .............................. 78<br />

81<br />

3.2.8 Einfluss von Strukturklebstoffen auf den Schweißprozess ........................................... 89<br />

3.2.9 Einfluss von Haftklebstoffen auf den Schweißprozess ................................................. 97<br />

3.2.10 Vergleich vom einseitig manuell- und robotergeführten Punktschweißen .................. 100<br />

4 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................... 108<br />

5 Empfehlungen und Hinweise zum einseitigen Punktschweißen ohne Gegenlage ... 110<br />

6 Wirtschaftliche Bedeutung der Forschungsergebnisse für KMU ............................... 115<br />

7 Überblick über Transfer der Forschungsergebnisse ................................................. 116<br />

8 Durchführende Forschungsstelle ............................................................................... 121<br />

9 Danksagung ............................................................................................................... 122<br />

Formelzeichen und Abkürzungen ........................................................................................................ 123<br />

Literaturverzeichnis ............................................................................................................................. 124<br />

Anhang<br />

………………………………………………………………………………………………..126


2<br />

1 Wissenschaftlich-technische Problemstellung / Anlass<br />

für den Forschungsantrag<br />

Das Widerstandspunktschweißen wird insbesondere dann eingesetzt, wenn<br />

Stahlfeinblech wirtschaftlich, prozesssicher und hoch automatisiert verbunden werden<br />

sollen. Das bekannteste industrielle Anwendungsgebiet ist die Automobilindustrie,<br />

beziehungsweise der Karosserierohbau. Die konventionelle Stahlkarosserie wird in<br />

Schalenbauweise gebaut. Die seitlich auslaufenden Blechflansche werden für die zu<br />

erzeugenden Fügeverbindungen im Überlappstoß genutzt. Von Industrierobotern<br />

geführte Widerstandspunktschweißzangen, unterschiedlichster Bauart und Ausladung<br />

der Zangenarme, können die gewünschte Schweißposition am Karosserieflansch<br />

zielsicher erreichen und einen Schweißpunkt zwischen den Blechen problemlos<br />

erzeugen. [1] Aus Gründen der Gesamtgewichtoptimierung und Materialeinsparung<br />

bei Fahrzeugen wird zunehmen versucht solche Flansche in der Fläche (bzw. Breite)<br />

zu verkleinern, mit der technischen Beschränkung der Zugänglichkeit des<br />

Schweißwerkzeugs in der Fertigung. Ein weiterer Schritt der Automobilindustrie in<br />

Richtung Karosserieleichtbau ist die Skelettbauweise, beziehungsweise die<br />

profilintensive Leichtbauweise. [2] Am wohl bekanntesten ist diese<br />

Karosseriebauweise bei Personenkraftwagen im Premiumsegment, die vollständig<br />

aus Aluminium hergestellt werden. Aber auch beim Einsatz von höher- und<br />

höchstfesten Stählen in der Volumenproduktion ist diese Bauweise zunehmend<br />

interessant. In der Herstellung von Nutzfahrzeug wird diese Bauweise schon länger<br />

praktiziert. [3] Grade aber hier bestehen technische Beschränkungen für das weit<br />

verbreitete Widerstandspunktschweißen. Der Wegfall von Flanschen und der Einsatz<br />

von geschlossenen Profilen verhindern die Zugänglichkeit zur Schweißstelle. Eine<br />

konventionelle Schweißzange kann nicht mehr beide Elektrodenkappen zielgereichtet<br />

in Schweißposition um die Bleche bringen. An dieser Stelle muss der Hersteller über<br />

alternative Fügetechnologien nachdenken.<br />

Die Zahl der einseitig nutzbarer Schweiß- und Fügeverfahren, die sich für die<br />

Dünnblechverarbeitung noch eignen, ist dabei relativ klein. Das Laserstrahlschweißen,<br />

in seinen verschiedene Varianten, ist ein potentes Verfahren, das Verbindungen hoher<br />

technologischer Güte erzeugen kann und welches aus optischen Gründen auch gerne<br />

im Sichtbereich der Karosserie eingesetzt wird. Die wohl entscheidendsten Nachteile<br />

dieses Verfahrens, im Vergleich zum Widerstandspunktschweißen, sind die<br />

Investition- und laufenden Kosten, sowie die erhöhten Ansprüche an Arbeitssicherheit<br />

und Wartung. Weitere einseitig nutzbare Alternativen sind das Lichtbogenlöten oder<br />

mechanische Fügeverfahren wie das Blindnieten oder Bolzensetzen. Diese Verfahren<br />

sind grade aus dem Grund der Notwendigkeit eines Zusatzwerkstoff (bzw.<br />

Fügeelements) schwieriger in der Auslegung und Handhabung, sowie anfälliger für<br />

Prozessstörungen. [4]<br />

Es ist folglich sinnvoll zu untersuchen, in wie fern sich das einseitige<br />

Widerstandspunktschweißen ohne Gegenlage in der Schweißqualität und seinen<br />

Randbedingungen vom konventionellen RP unterschiedet und ob es auf einem<br />

ähnlichen Verbindungsfestigkeitsniveau eingesetzt werden kann.


3<br />

Im Vorhaben war es wichtig herauszuarbeiten in wie fern die modifizierte<br />

Verfahrensfunktionsweise besondere Merkmale aufzeigt und ob diese Merkmale einen<br />

signifikanten Einfluss auf das Schweißergebnis haben. Insbesondere sind das die<br />

veränderte Kraft- und Wärmeeinwirkung am Bauteil durch das Fehlen einer stützenden<br />

und kühlenden Gegenelektrode, sowie der veränderte elektrische Stromfluss in<br />

Richtung der Masse und der damit verbundene Nebenschluss.<br />

2 Grundlagen, Beschreibung der Ausgangssituation und Stand der<br />

Forschung<br />

2.1 Widerstandspunktschweißen<br />

Das Widerstandsschweißen ist ein Pressschweißverfahren welches sich in eine Reihe<br />

von Verfahrensvarianten gliedert. Das bekannteste, weil am meisten eingesetzte,<br />

Beispiel ist dabei das Widerstandspunktschweißen mit der DIN EN ISO 4063<br />

Ordnungsnummer 21, siehe Abbildung 1. Eine deutsche oder internationale<br />

Abkürzung (DIN/ISO) dieser Verfahrensvariante ist gegenwärtig nicht genormt.<br />

Traditionell und in insbesondere in Fachkreisen wir es aber noch mit RP abgekürzt.<br />

Die genormte englische (AWS) Bezeichnung ist Resistance Spot Welding (RSW).<br />

Abbildung 1: Einteilung der Widerstandsschweißprozesse mit Angabe der Abschnittsnummer<br />

aus DIN EN 14610 und mit Angabe der Ordnungsnummern aus DIN EN ISO 4063<br />

2.1.1 Verfahrensprinzip des (konventionellen) zweiseitigen Punktschweißen<br />

Das Prinzip des Widerstandspunktschweißen lässt, so wie auch die anderen<br />

Widerstandsschweißprozesse, durch das Joule’sche Gesetzt erklären. Die zur<br />

Schweißzone zugeführte Wärmemenge ist das Zeitintergral aus Schweißstromstärke<br />

zum Quadrat und den zeitveränderlichen ohmschen Gesamtwiderstand.<br />

Gleichung 1: Q zu = ∫ I 2 (t) ∗ R(t) dt<br />

Qzu: zugeführte Wärmemenge<br />

I: elektr. Schweißstromstärke (zeitabhängig)<br />

R: ohmscher Gesamtwiderstand (zeitabhängig)<br />

t: Schweißzeit


4<br />

Durch fortlaufende Zuführung der Wärmemenge in die Fügezone entsteht die<br />

Schmelze, auch Schweißlinse genannt. Um die Schweißzone herum besteht weiterhin<br />

eine Wärmeeinflusszone (WEZ) die gegebenenfalls die mechanischen Eigenschaften<br />

des Bauteils beeinflusst. Dabei ist die elektrische Stromstärke die wichtigste Stellgröße<br />

des Prozesses, da sie laut dem Joule’schen Gesetzt den größten Einfluss auf die<br />

Wärmebildung hat. Die beiden anderen einstellbaren Schweißparameter sind die<br />

Schweißzeit und die Schweißkraft. [5] Die Schweißkraft hat dabei einen direkten<br />

Einfluss auf den ohmschen Gesamtwiderstand. Dieser setzt sich zusammen aus<br />

Stoffwiderständen und Übergangswiderständen in der Schweißstelle. Die<br />

Schweißkraft ist aber auch wichtig für einen robusten Prozessablauf, indem sie<br />

Blechspalte oder Beschichtungen überbrückt und so einen gleichmäßigen Kontakt<br />

(bzw. Übergangswiderstand) gewährleistet. So wird angenommen, dass abhängig von<br />

Blechdicke, Beschichtungsart, Bauteilsteifigkeit, Werkstofffestigkeit und<br />

Elektrodengeometrie immer eine Mindestschweißkraft genutzt werden sollte um eine<br />

sichere Verschweißung zu erzeugen, unabhängig von Stromstärke und Schweißzeit.<br />

Die Prozesskraft dient indirekt auch als Spannkraft, die einen technischen Nullspalt<br />

zwischen den Blechen erzeugen soll. Bei der Unterschreitung der notwendigen<br />

Mindestkraft, beispielsweise durch eine Rückfederung aufgebogener Bleche, kann es<br />

zu Prozessstörungen kommen. Aber auch zu große Kräfte können zum reduzierten<br />

Schweißlinsenvolumen oder unerwünschten Oberflächenabdrücken führen.<br />

Unterschiedliche Werksnormen, Forschungsberichte und Merkblätter geben<br />

Erfahrungswerte für mögliche Schweißparameterkombinationen an, bspw.<br />

DVS 2902-4.<br />

Abbildung 2: Zweiseitiges Punktschweißen (212) [DIN EN 14610]<br />

Abbildung 2 zeigt eine technische Skizze des (konventionellen) zweiseitigen<br />

Punktschweißens. Es handelt sich dabei um eins in der DIN EN 14610 genormtes<br />

Verfahren mit der Ordnungsnummer 212. Zwischen zwei zu fügende Werkstücken (3)<br />

wird ein Schweißpunkt (1) erzeugt. Die Elektroden (2 u. 4), beim automatisierten<br />

Punktschweißen häufig als wechselbare Elektrodenkappen nach DIN EN ISO 5821<br />

ausgeführt, werden beidseitig und auf einer Wirkungslinie an die Werkstücke in<br />

Kontakt gebracht. Eine Krafteinheit erzeugt die notwendige Schweißkraft durch das<br />

anpressen der Elektroden an die Werkstücke. Nach dem Erreichen der Schweißkraft

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