IDPA Fertig.pdf - Max Sager
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
1 Vorwort<br />
Zuerst hatten wir grosse Mühe ein Thema zu finden, welches uns beiden zusagte<br />
und sich auf das übergeordnete Thema „Grenzen“ bezog. Einem ersten Impuls fol-<br />
gend, befassten wir uns mit den natürlichen und unnatürlichen „Grenzen zwischen<br />
Afrika und Europa“. Da wir beide noch nie in Afrika waren, reizte es uns, diesen Kon-<br />
tinent genauer unter die Lupe zu nehmen. Bald aber merkten wir, dass dieses The-<br />
ma viel zu weiträumig ist. Zudem schwebte uns von Anfang an vor, unsere <strong>IDPA</strong> mit<br />
Bildern zu illustrieren. Also versuchten wir uns auf ein Land zu beschränken. Nach-<br />
dem wir alle afrikanischen Staaten kurz analysiert hatten, blieben Algerien und der<br />
Sudan zur Auswahl übrig. Wir entschieden uns für Algerien und begannen zu recher-<br />
chieren. Nach einem halben Tag Arbeit stellten wir aber fest, dass auch dieses The-<br />
ma zu wenig eingegrenzt war. Folglich beschlossen wir trotz grossem Interesse,<br />
unsere Arbeit nicht über Afrika zu schreiben.<br />
Wie aber sollte es weitergehen? Es waren schon drei Tage der <strong>IDPA</strong>-Woche vor-<br />
über, die anderen Gruppen hatten bereits mit dem Verfassen ihrer Texte begonnen<br />
und wir hatten noch nicht einmal unser Thema definiert. In diesem ersten Arbeitspro-<br />
zess stiessen wir erstmals an unsere persönlichen Grenzen bezüglich Umsetzung.<br />
Wir erkannten, dass wir Visionen ausgrenzen mussten, wenn sie sich nicht mit der<br />
<strong>IDPA</strong> realisieren liessen.<br />
Die Themenfindung musste von neuem beginnen: Mit Brainstorming, Mind Maps,<br />
Einholen von Tipps bei Eltern und Bekannten, Surfen im Internet und Konsultieren<br />
von Büchern suchten wir gezielter weiter.<br />
Aus einer Liste mit zahlreichen Vorschlägen wie Grenzen zwischen Konflikt – Mob-<br />
bing – Gewalt, geografische Grenzen oder Grenzen beim Leistungssport, um einige<br />
Beispiele zu nennen, kristallisierte sich schliesslich unser definitives Thema heraus:<br />
"Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris".<br />
<strong>IDPA</strong> 2006 Adrian Baumgartner und Daniel Schneider 1/30
Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Wir hatten beide schon einmal einige Tage in Paris verbracht. Besonders aufgefallen<br />
waren uns dabei die Gegensätze zwischen Arm und Reich auf sehr begrenztem<br />
Raum. Überall, wo Gegensätze aufeinander prallen, bilden sich Reibungsflächen und<br />
Grenzen. Diese Grenzen sind es, die uns betroffen machen und uns für eine <strong>IDPA</strong><br />
herausfordern.<br />
Endlich hatten wir ein Thema gefunden, für das wir uns begeistern konnten. Dieses<br />
Mal sollte der Entschluss endgültig sein.<br />
Zum Schluss des Vorwortes danken wir allen, die uns geholfen haben, ganz herzlich.<br />
Namentlich sind dies unsere Eltern, die uns als Ratgeber bei der Informationsbe-<br />
schaffung und Korrektur unterstützt haben, sowie Michael Schneider, Cousin von<br />
Daniel, Student der politischen Wissenschaften und Paris-Kenner, welcher uns wert-<br />
volle Tipps gab. Ein grosser Dank geht auch an Barbara Freiburghaus und Christian<br />
Wyttenbach, die uns bei der <strong>IDPA</strong> betreuten.<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
2 Inhaltsverzeichnis<br />
1 Vorwort ..................................................................................................1<br />
2 Inhaltsverzeichnis ..................................................................................3<br />
3 Einleitung...............................................................................................4<br />
4 Unser Aufenthalt in Paris (Tagebuch) ...................................................6<br />
5 Überblick Frankreichs............................................................................9<br />
5.1 Geschichte Frankreichs......................................................................9<br />
5.2 Politik Frankreichs............................................................................11<br />
5.3 Unruhen in Pariser Vororten.............................................................12<br />
5.4 Wirtschaft Frankreichs......................................................................12<br />
6 Definition Armut und Reichtum............................................................14<br />
7 Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris ................................16<br />
7.1 Bevölkerung von Paris .....................................................................16<br />
7.2 Sozialwohnungen.............................................................................17<br />
7.3 Arbeitslosigkeit .................................................................................18<br />
7.4 Die Sozialwerke Frankreichs............................................................19<br />
8 Fazit.....................................................................................................20<br />
9 Aussagen.............................................................................................22<br />
9.1 Aussage von Daniel Schneider ........................................................22<br />
9.2 Aussage von Adrian Baumgartner....................................................23<br />
10 Quellenangabe ....................................................................................24<br />
10.1 Literatur ............................................................................................24<br />
10.2 Internetadressen ..............................................................................24<br />
10.3 Fotos ................................................................................................25<br />
11 Anhang ................................................................................................27<br />
Text von Michael Schneider.........................................................................27<br />
12 Eidesstattliche Erklärung .....................................................................30<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
3 Einleitung<br />
Jetzt stellte sich die Frage, wie wir unser Projekt umsetzten wollten. Wir entschieden<br />
uns als erstes die Gegensätze "Armut und Reichtum" in Paris vor Ort mit Bildern ein-<br />
zufangen, um später damit ein Fotoalbum zu gestalten. Unsere Zielsetzung formu-<br />
lierten wir folgendermassen: "Wir wollen die Betrachter unseres Fotoalbums zum<br />
Nachdenken anregen und die krassen Gegensätze von Armut und Reichtum in Paris<br />
mit schwarz-weissen Fotografien aufzeigen." Wir sind beide davon überzeugt, dass<br />
schwarz-weisse Fotos am aussagekräftigsten sind und eine tiefe Wirkung auf den<br />
Betrachter ausüben.<br />
Nachdem wir uns über die Themenwahl und das Produkt unserer <strong>IDPA</strong> einig gewor-<br />
den waren, spürten wir Genugtuung und Tatendrang zur Verwirklichung unseres Pro-<br />
jektes. Unsere Neugierde motivierte uns sehr. Als erstes buchten wir einen<br />
dreitägigen Aufenthalt vom 7. bis 9. August 2006 in Paris. Wir planten Orte aufzusu-<br />
chen, die die Kluft zwischen Arm und Reich besonders augenfällig machen und woll-<br />
ten den Fokus gezielt darauf richten.<br />
Nach unserer Rückkehr aus Paris suchten wir nach dem roten Faden, der uns durch<br />
die <strong>IDPA</strong> führen sollte. Wir diskutierten über den Ablauf und suchten nach einer<br />
zweckmässigen Struktur. Wir hatten mit der Realisierung der Zielsetzung, das heisst<br />
mit der Dokumentation des Fotoalbums angefangen und mussten nun den schriftli-<br />
chen Teil der Projektarbeit planen. Mit Hilfe eines Mind Maps erstellten wir die ein-<br />
zelnen Kapitel für den Hauptteil unserer <strong>IDPA</strong>:<br />
1. Aufenthalt in Paris (Tagebuch)<br />
2. Überblick Frankreichs<br />
3. Definition Armut und Reichtum<br />
4. Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Bereits bei unserem Aufenthalt in Paris wurde uns klar, dass vor allem die Armut<br />
grosse Emotionen in uns auslöste. Was ist Armut? Wir werden hauptsächlich nach<br />
Erklärungen für die Armut in Paris suchen und diese Seite besonders beleuchten.<br />
Reichtum, das heisst, ein Leben im Überfluss an materiellen Gütern, machte uns in-<br />
sofern betroffen, dass wir Reichtum gewohnt sind und dass Reichtum für uns so<br />
selbstverständlich wie alltäglich ist.<br />
Abschliessend bestimmten wir, wer welche Kapitel des Hauptteils erarbeiten sollte.<br />
Gleichzeitig erstellten wir einen Zeitplan mit dem Vorsatz, diesen auch einzuhalten.<br />
Wir arbeiteten nun zu Hause, jeder für sich am PC, hatten jedoch die Möglichkeit,<br />
uns jederzeit die Entwürfe zum Gegenlesen, Korrigieren und Ergänzen zu mailen.<br />
Die restlichen Gebiete wollten wir gemeinsam erstellen; dazu mussten wir zusätzli-<br />
che Zeitgefässe einplanen.<br />
Wir kamen nicht umhin ein Budget aufzustellen und die nötigen Mittel zur Finanzie-<br />
rung zu bewerkstelligen. Diese haben wir durch Jobs in den Ferien erarbeitet.<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
4 Unser Aufenthalt in Paris (Tagebuch)<br />
Unsere Vorbereitungen für den Ausflug nach Paris begannen schon früh, genau ge-<br />
sagt Ende Juni. Uns erschien es wichtig, dass wir im Voraus die Reise, sowie unse-<br />
ren dreitägigen Aufenthalt in Paris bis ins Detail organisiert hatten. Schliesslich<br />
wollten wir während den drei Tagen unsere Vorstellungen möglichst effizient<br />
umsetzen und nicht kostbare Zeit verschwenden. So buchten wir relativ früh zwei<br />
Plätze im TGV, sowie ein Hotel in der Nähe des Gare de Lyon, wo unser Zug einfuhr.<br />
Der genau erstellte Plan für unseren Aufenthalt in Paris war sehr zeitaufwändig. Es<br />
war nicht einfach, von der Schweiz aus herauszufinden, wo wir die erhofften Fotos<br />
schiessen konnten und das Risiko eines Überfalls auf uns klein war. Es war Daniels<br />
Cousin Michael, Politik-Student und Paris-Kenner, der uns diesbezüglich die ent-<br />
scheidende Hilfe bot. In einem dreiseitigen Text (siehe Anhang) wies er uns auf Sta-<br />
tionen hin, wo Armut und Reichtum mit Fotos eingefangen werden konnten, und er<br />
machte uns auf potentielle Gefahren aufmerksam. Während Daniels Praktikumszeit<br />
in Colombier konnte ihm sein „Gastvater“, der mehrere Jahre in Paris gelebte hatte,<br />
weitere nützliche Tipps mit auf den Weg geben. Adrians Vater, der während drei Mo-<br />
naten in Paris gewohnt hatte, verhalf uns mit seinen Erfahrungen und Eindrücken die<br />
Planung unseres Aufenthalts zu komplettieren.<br />
Am 07. August 2006 um 05.30 Uhr begann unsere Reise in Thun und sollte vorerst<br />
um 11.11 Uhr mit der Ankunft in Paris enden. In unserem Gepäck befand sich neben<br />
den üblichen Reiseartikeln ein Laptop, um unsere Fotos zu bearbeiten, sowie zwei<br />
Digitalkameras. Während der 5½ Stunden im Zug studierten wir nochmals unsere<br />
Unterlagen und besprachen, wie wir vorgehen wollten. Nachdem wir in Paris ange-<br />
kommen waren und unser Gepäck im Hotelzimmer deponiert hatten, besorgten wir<br />
uns am Bahnhof eine Metrofahrkarte namens Paris Visite. Mit dieser orange-farbigen<br />
Karte konnten wir während den drei Tagen in den Zonen 1 bis 3 die Metro benutzen.<br />
Für den Rest des Tages machten wir an den folgenden Orten halt: In Stalingrad,<br />
Simplon, Chateau Rouge, La Défense, Academie de Musique, Tour d'Eiffel, Moulin<br />
Rouge, Sacré Coeur, Champs Elisées, Hotel Ritz, Louvre und Opéra Bastille.<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Wir suchten entweder gezielt nach den in unserem Plan beschriebenen Objekten<br />
oder knipsten spontan interessant erscheinende Motive. Es war von Vorteil, eine ext-<br />
ra grosse Speicherkarte in unserer Digital-Kamera zu haben. So konnten wir ohne zu<br />
zögern Bilder festhalten, um am Abend die Besten auszuwählen.<br />
Schon am ersten Tag wurde augenfällig, was wir erwartet hatten: Eine zehnminütige<br />
Metrofahrt genügte, um von einer sehr reichen in eine sehr arme Gegend zu kom-<br />
men. Die Kluft zwischen Armut und Reichtum trat uns erschreckend entgegen, was<br />
uns beide sehr berührte. Gerade bei unserem ersten Halt, in Stalingrad, kamen wir<br />
uns vor wie in Afrika. Wir waren umgeben von dunkelhäutigen Personen, die zwar<br />
allgemein einen eher verschlossenen, aber ungefährlichen Eindruck auf uns mach-<br />
ten. Zudem trugen wir beide keine teuren Markenkleider und stachen wohl einzig<br />
durch unsere Hautfarbe heraus.<br />
Dieses Terrain in Stalingrad / Château Rouge ist innerhalb der 20 Arrondissements<br />
der Kernstadt als konfliktreiche Zone bekannt. Mit dem Hang zur Klassifizierung hat<br />
diese Gegend auch einen administrativen Code: Zone Urbaine Sensible (ZUS), sen-<br />
sibles Stadtviertel, städtisches Problemgebiet 1 .<br />
Wir empfanden die Umgebung als karg,<br />
freudlos und geprägt von Schmutz und<br />
Schmierereien. In der Regel fragten wir die<br />
Anwohner, ob es in Ordnung sei, hier zu<br />
fotografieren oder wir warteten bis uns der<br />
Moment günstig erschien, ein Bild zu machen.<br />
Die U-Bahnstation erhielt den Namen Stalingrad, weil im Zweiten Weltkrieg Stalin-<br />
grad als Wendepunkt gekennzeichnet wurde und vielen Völkern Europas erstmals<br />
Hoffnung gab 2 . Bei unserem Aufenthalt in Stalingrad fanden wir, dass die Tristesse<br />
gegenüber der Hoffnung ganz klar die Oberhand hatte.<br />
1 http://www.freitag.de/2006/11/06110801.ph<br />
2 http://alenos.piranho.de/regionen/volgograd.htm<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Der folgende Tag, Dienstag 8. August 2006,<br />
begann für uns schon früh. Wir wollten nämlich<br />
die Clochards (= Stadtstreicher) zwischen den<br />
Bahnhöfen Gare du Nord und Gare de l’Est<br />
beim Schlafen fotografieren. Deshalb klingelte<br />
unser Wecker schon um 05.45 Uhr.<br />
Daniel stellte fest, dass die Anzahl der Obdachlosen zwar immer noch hoch ist, doch<br />
nicht mehr so gewaltig wie vor einigen Jahren. Später erfuhren wir durch Anwohner,<br />
dass die Stadt Massnahmen zur Verschönerung des Erscheinungsbildes unternom-<br />
men hatte, was auch die Vertreibung der Landstreicher zur Folge hatte.<br />
Bastille, Belleville-Couronnes, Stalingrad-Riaquet, Bel-<br />
leville-Pyrenées und Louvre waren die weiteren Statio-<br />
nen des Tages.<br />
In Belleville-Pyrenées wies uns eine ältere Frau zuerst<br />
darauf hin, dass es verboten sei, Fotos der Plattenbau-<br />
ten zu machen, ehe sie uns weitere Erläuterungen gab.<br />
So zum Beispiel, dass angesichts des markanten Be-<br />
völkerungswachstums in den vergangenen Jahren aus<br />
den einst so schönen Häusern riesige Hochhäuser ent-<br />
standen seien, die Platz für mehr Menschen böten. Wir waren dankbar für die ge-<br />
schichtlichen Auskünfte der betagten Französin. Ziemlich müde und erschöpft fielen<br />
wir jeweils ins Bett. Mit geschlossenen Augen liessen wir den Tag noch einmal Re-<br />
vue passieren und waren angetan von den vielen Eindrücken und Bildern, die sich im<br />
Gedächtnis gespeichert hatten.<br />
Am Mittwoch, 9. August 2006 und dem letzten Tag standen die folgenden Stationen<br />
auf dem Programm: Arts et Métiers, Cimetière de Passy, Gare de l’Est, Square à<br />
Gobelins, St. Denis, Rue de Fabourg, Tour d'Eiffel und Umgebung. An diesem Tag<br />
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beeindruckte uns nebst all den anderen Besonderheiten vor allem der Friedhof von<br />
Passy. Statt den üblichen Grabstätten ruhen die Verstorben in einer Art Tempel mit<br />
weissen Säulen und Eingravierungen. Zudem gab es breite Familiengräber, wo bei-<br />
spielsweise goldene Judensterne in die grossen Steinplatten eingelegt waren. Ein<br />
eindrücklicher Anblick!<br />
Um 16.34 Uhr war, mit der Abfahrt unseres Zuges, der Aufenthalt in Paris zu Ende.<br />
Wir haben viel gesehen, sehr viel. All die verschiedenen Stationen wirkten stark auf<br />
uns ein und bleiben in Erinnerung. Wir hoffen, dass wir mit unseren Fotos vermitteln<br />
können, dass Paris nicht nur Eifelturm und Louvre bedeutet, sondern auch eine<br />
grosse, traurige Portion Armut.<br />
5 Überblick Frankreichs<br />
5.1 Geschichte Frankreichs<br />
Frankreich hat eine sehr bewegte Geschichte,<br />
woraus sich die heutige Kultur entwickelt hat.<br />
Denken wir nur an die Aufklärung, die<br />
Französische Revolution, die Herrschaft von<br />
Napoleon, die Kolonialisierung der aussereu-<br />
ropäischen Gebiete und die beiden Weltkriege.<br />
Kaum ein anderes europäisches Land hat eine<br />
solch bewegte und intensive Vergangenheit.<br />
Um die heutige Lage zu verstehen, benötigen wir vor allem Informationen über den<br />
Kolonialismus in Afrika.<br />
1526 erreichte das erste Schiff mit afrikanischen Sklaven Amerika. Dadurch wurde<br />
erstmals das Interesse für den so genannten Schwarzen Kontinent geweckt. Nach<br />
dem Wiener Kongress von 1815, als die Aussengrenzen der europäischen Länder<br />
festgelegt wurden, gewannen auch die Territorien an Bedeutung. Keine der sechs<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
europäischen Grossmächte 3 konnte sich fortan in Europa ausdehnen. Eine Expansi-<br />
on war nur ausserhalb des eigenen Kontinents möglich, so suchten sie sich einen<br />
anderen Austragungsort für ihre Machtkämpfe. Aus dieser Situation heraus entwi-<br />
ckelte sich der so genannte Imperialismus 4 .<br />
Nachdem schon über eine Million Afrikaner versklavt worden war, erhoben nun die<br />
Europäer etwa drei Jahrhunderte später Anspruch auf die Länder der „Wilden“, samt<br />
den dazugehörigen Rohstoffen. Auch Frankreich fühlte sich berufen ein „Empire<br />
Français“ zu errichten. Die grössten Kolonien Frankreichs lagen in Nordafrika, Kam-<br />
bodscha und Indochina. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden zwar alle Kolonien<br />
Frankreichs wieder zu selbständigen Staaten. Die ehemaligen Kolonialgebiete blie-<br />
ben aber geprägt von ihren ehemaligen Kolonialmächten und stehen bis heute in<br />
speziellen Verhältnissen zu ihnen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg warb Frankreich im Ausland Arbeitskräfte an. Es war<br />
nahe liegend, dass dabei vor allem Einwohner der ehemaligen Kolonien angezogen<br />
wurden 5 . In Folge von Befreiungskriegen, vor allem in Nordafrika, schwappten weite-<br />
re Einwanderungswellen über die französischen Grenzen. Als kurz nach 1970 die<br />
Wirtschaftskrise begann, stoppte Frankreich das Anwerbeprogramm für Arbeitskräfte<br />
aus dem Ausland. Die Einwanderung nahm aber kaum ab, zogen nun viele Verwand-<br />
te ihren Vorgängern nach. In den letzten Jahren schwankte die Zahl der Immigranten<br />
zwischen 50 000 und 100 000 pro Jahr. Die meist afrikanischen Einwanderer sind<br />
schlecht integriert und eine Mehrheit gehört der ärmsten Schicht Frankreichs an 6 .<br />
3 Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Russland, Preussen und Österreich-Ungarn<br />
4 Geschichtsbuch 3, Neue Ausgabe von Cornlesen Verlag, Kapitel 7<br />
5 http://www.zeithistorische-forschungen.de/site/40208473/default.aspx<br />
http://www.migration-info.de/migration_und_bevoelkerung/artikel/030606.htm<br />
6 http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich#Geschichte<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
5.2 Politik Frankreichs<br />
Die Französische Republik ist eine zentralistisch organisierte Demokratie, was be-<br />
deutet, dass das Land aus dem Machtzentrum Paris organisiert ist. Zwar wird seit<br />
1982 nicht mehr jedes Departement von einem Präfekten von Paris aus regiert, die<br />
Dezentralisierung schreitet aber nur langsam voran.<br />
Die französische Politik ist in den letzten Jahren nie zur Ruhe gekommen. Als am<br />
28. März 04 die regierende Union pour un Mouvement Populaire (UMP) in den Regi-<br />
onalwahlen mit Ausnahme des Elsasses alle Festlandregionen (d.h. ohne Korsika)<br />
an die linken Parteien verloren, bot der damals amtierende Premierminister Raffarin<br />
seinen Rücktritt an. Auf Wunsch des Präsidenten, Jacques Chirac, blieb er aber im<br />
Amt und bildete nochmals eine neue Regierung. Viele Minister wurden ersetzt. Als<br />
aber zwei Jahre später die neue EU-Verfassung, vor allem aus Unmut gegen die<br />
Regierung, abgelehnt wurde, trat Raffarin zurück. Sein Nachfolger wurde Dominique<br />
de Villepin.<br />
Auch viele andere Tatsachen zeigen wie unsicher die rechtslastige Politik Frank-<br />
reichs zur Zeit ist. Ein Beispiel ist die „Notwahl“ des Präsidenten Jacques Chirac. Er<br />
hatte im ersten Wahlgang keine 20 % der Stimmen, wurde aber aus Angst vor dem<br />
rechtsextremen Le Pen dann doch gewählt.<br />
Weiteren Konfliktstoff lieferte beispielsweise der Sommer 2003, als über tausend<br />
vorwiegend ältere Menschen an der Folge der Hitze starben und die Regierung keine<br />
wirksamen Massnahmen dagegen unternahm.<br />
Auch in jüngster Zeit kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen, als in den<br />
Vororten der grösseren Städte die Menschen aus Unmut über die Regierung auf die<br />
Strasse gingen. Dies führte sogar dazu, dass der Notstand ausgerufen werden<br />
musste 7 . Mehr dazu im Kapitel 5.3 Unruhen in Pariser Vororten.<br />
7 http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich#Politik<br />
<strong>IDPA</strong> 2006 Adrian Baumgartner und Daniel Schneider 11/30
Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
5.3 Unruhen in Pariser Vororten<br />
Viele haben die Unruhen in Paris und ganz Frankreich erst zur Kenntnis genommen,<br />
nachdem zwei Kinder auf der Flucht vor der Polizei gestorben sind. Wie die Medien<br />
berichten, ist die Eskalation der Gewalt aber nur die Spitze des Eisbergs. Darin ent-<br />
lädt sich der ganze Frust, welcher sich über mehrere Jahre aufgestaut hat. Während<br />
der Unruhen, die etwa drei Wochen andauerten, kam es zu riesigen Strassen-<br />
schlachten zwischen frustrierten Jugendlichen und der Polizei. Fast 2 500 Jugendli-<br />
che wurden verhaftet. Der Sachschaden kann kaum gemessen werden. Es wurden<br />
zum Beispiel beinahe 10 000 Autos angezündet.<br />
Die Politiker reagierten ganz verschieden. Währenddem sich Chirac über Tage hin-<br />
weg nicht zum Thema äusserte, bezeichnete Sarkozy die Krawallmacher als Gesin-<br />
del und Abschaum und goss dadurch noch Öl ins Feuer. Der rechtsradikale Le Pen<br />
forderte gar den Einsatz der Armee. Es gab aber auch konstruktive Beiträge, bei-<br />
spielsweise durch Premierminister de Villepin, der in den entsprechenden Vierteln<br />
den direkten Dialog mit den Jugendlichen suchte. Ausserdem demonstrierten An-<br />
wohner aus armen wie aus reichen Quartieren mit Kundgebungen gemeinsam gegen<br />
die Gewalt, aber auch für eine Änderung der Politik 8 .<br />
5.4 Wirtschaft Frankreichs<br />
Die französische Wirtschaft wird einerseits stark durch den Staat gelenkt, anderer-<br />
seits hält der Trend zur Privatisierung an. Dies wirkt sich vor allem bei der Atom-<br />
strom-Produktion aus. Die wichtigsten Wirtschaftszweige in Frankreich sind die<br />
Auto-, Flugzeug- und Pharmaindustrie, Weinproduktion und Elektronik. Nebst diesen<br />
fünf Hauptzweigen nimmt auch der Tourismus eine sehr wichtige Position ein.<br />
8 http://de.wikipedia.org/wiki<br />
http://www.diplomatie.gouv.fr/de/frankreich_3/frankreich-entdecken_244/frankreich-im-<br />
uberblick_246/die-wirtschaft_121.htmlki/Unruhen_in_Frankreich_2005<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Im Jahr 2004 waren in Frankreich 8.7 % der Bevölkerung arbeitslos; in Paris selbst<br />
ist die Quote noch höher. Zum Vergleich: Die Arbeitslosenquote in der Schweiz liegt<br />
2004 knapp über 4 %. Ein Grund für die Arbeitslosigkeit in Frankreich ist der Abbau<br />
von Arbeitsplätzen in der Industrie und die Verlagerung wirtschaftlicher Aktivitäten<br />
wie zum Beispiel das Geschäftszentrum "La Défense", in eine benachbarte Gemein-<br />
de 9 .<br />
Laut dem französischen Statistikamt Institut National de la Statistique et des Études<br />
Économiques (INSEE) ist die Arbeitslosenquote in Frankreich in den letzten Monaten<br />
allerdings gesunken. Der Hauptgrund liegt darin, dass Präsident Jacques Chirac er-<br />
reichen will, dass die Arbeitslosenquote bis im Jahr 2007 auf 8,0 % sinkt. Acht Mona-<br />
te vor der Präsidentenwahl hat die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit laut Chirac<br />
höchste Priorität 10 . Das Bruttoinlandprodukt (BIP) Frankreichs pro Einwohner stand<br />
2004 bei 28 300 US$. Als Vergleich nehmen wir wiederum die Schweiz mit einem<br />
BIP von 32 700 US$ im selben Jahr. Der staatliche Mindestlohn, genannt SMIC, be-<br />
trägt zur Zeit 8.03 Euro pro Stunde 11 .<br />
Paris ist das Wirtschaftszentrum Frankreichs. Fast ein Viertel aller Produktionsbetrie-<br />
be hat sich in Paris niedergelassen, aber auch Banken, Versicherungen und andere<br />
Dienstleistungsbetriebe haben ihren Hauptsitz in der Landeshauptstadt. Nicht zu un-<br />
terschätzen ist aber auch die Region rund um Paris, besonders in Bezug auf die<br />
Landwirtschaft: Die Region ist eine der produktivsten Agrargebiete Europas 12 .<br />
9 http://de.wikipedia.org/wiki/Paris<br />
10 http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2006-08/artikel-6920338.asp<br />
11 http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich<br />
12 http://www.diplomatie.gouv.fr/de/frankreich_3/frankreich-entdecken_244/frankreich-im-<br />
uberblick_246/die-wirtschaft_121.html<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
6 Definition Armut und Reichtum<br />
Uns ist es wichtig, dass alle, die unser Fotoalbum durchblättern, erkennen, dass Pa-<br />
ris nicht nur das bekannte Paris mit Arc de Triomphe, Tour d'Eiffel und Sacré-Coeur<br />
ist. Paris ist auch die Stadt der Obdachlosen, Arbeitslosen, Working poors, Bettler<br />
und Clochards. Armut und Reichtum gehören zu Paris. Wir haben den Blick auf bei-<br />
des gerichtet, uns mit den Begriffen Armut und Reichtum auseinandergesetzt und<br />
nach einer Definition gesucht. Aus unserer Sicht erklären wir uns Armut wie folgt:<br />
- Armut bedeutet ein Leben mit einem Existenzminimum. In Frankreich beträgt der<br />
Mindestlohn 8.03 Euro pro Stunde 13<br />
- Armut kann für uns auch Fremdbestimmung und Ausbeutung heissen<br />
- Armut kann durch Krieg und Katastrophen ausgelöst werden<br />
- Armut ist auch die Folge ungenügender Bildung; so finden Analphabeten kaum<br />
eine Anstellung. Im Kapitel 5.3 Arbeitslosigkeit nehmen wir Bezug auf die Folgen<br />
von Analphabetismus.<br />
Unter Reichtum verstehen wir ein angenehmes Leben wie ein Zuhause, Schulbil-<br />
dung, Möglichkeiten für Sport und Hobbys, Sozialwerke, Einkaufsmöglichkeiten, Ver-<br />
dienstmöglichkeiten, Unabhängigkeit etc. Man könnte diese Aufzählung noch<br />
beliebig fortführen, doch zusammenfassend sind wir uns bewusst, dass sich Reich-<br />
tum aus materieller Sicht auf Eigentum und Besitz bezieht. Wir sind der Meinung,<br />
dass Armut und Reichtum auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden<br />
kann. Sicherlich sind die geschichtlichen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte<br />
mitbestimmend. Jemand kann trotz materiellem Besitz arm sein, weil ihm die ideellen<br />
Werte fehlen. Andererseits können sich „Arme“ trotzdem reich schätzen, weil sie<br />
ideelle Werte besitzen.<br />
Nachträglich suchten wir auf der Internetseite www.wikipedia.org nach der Definition<br />
von Armut und Reichtum, um sie mit unserer zu vergleichen. Wir stellten fest, dass<br />
13 http://de.wikipedia.org/wiki/Frankreich<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Armut und Reichtum nicht überall gleich gewertet werden. Also erweitern wir unsere<br />
Definition mit einer Zusammenfassung der Internetseite www.wikipedia.org: "Armut<br />
bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimal-<br />
standards entspricht. Die Massstäbe für diese Standards und die Vorstellungen über<br />
die Ursachen von Armut sind örtlich und zeitlich sehr verschieden 14 . (…) Reichtum<br />
bezieht sich neuerdings eher quantitativ bezogen auf Geld und Eigentum. (…) Ge-<br />
sellschaftlich gesehen erfordert Reichtum die allgemein akzeptierte Übereinkunft,<br />
dass Dinge, Land oder Geld jemanden gehören und dieses Eigentum geschützt wird.<br />
Der Begriff des Reichtums unterscheidet sich in verschiedenen Gesellschaften 15 ."<br />
14 http://de.wikipedia.org/wiki/Armut<br />
15 http://de.wikipedia.org/wiki/Reichtum<br />
<strong>IDPA</strong> 2006 Adrian Baumgartner und Daniel Schneider 15/30
Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
7 Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris<br />
Nach einem Überblick über Frankreich und der Definition von Armut und Reichtum<br />
kommen wir nun auf unser eigentliches Thema "Grenzen zwischen Armut und Reich-<br />
tum in Paris" zu sprechen. Es ist erschütternd, dass einige Zugstunden von uns ent-<br />
fernt, in einer Stadt wie Paris, die für ihren Luxus und Reichtum bekannt ist, ebenso<br />
abgrundtiefe Armut herrscht. Im folgenden Text versuchen wir Problematik und Tat-<br />
sachen der Armut aufzuzeigen und sie aus unserer Sichtweise zu erklären. Um sich<br />
diese Erläuterungen konkreter vorstellen zu können, lohnt sich ein Blick in unser Fo-<br />
toalbum.<br />
Bei der Armut gehen wir von den Minimalstandards mitteleuropäischer Normen aus<br />
wie eine menschenwürdige Unterkunft, ausreichende Ernährung, Kleidung und die<br />
Möglichkeit für Kinder und Jugendliche zu einer Ausbildung. Grundlage für die Erfül-<br />
lung dieser Grundbedürfnisse bilden angemessen entlöhnte Arbeit, beziehungsweise<br />
ausreichende Sozialwerke. In den nächsten Unterkapiteln suchen wir nach den<br />
Grenzen zwischen Reichtum und Armut in Paris und verweisen noch einmal darauf,<br />
dass wir vor allem die Armut beleuchten.<br />
7.1 Bevölkerung von Paris<br />
Seit 1954 verliessen 75 000 Einwohner Paris. Der Hauptgrund lag darin, dass man in<br />
Paris mit einer Stadtsanierung und einer städtebaulichen Entwicklung begann. Diese<br />
Veränderung führte zum Entstehen von Vierteln in Betonbauweise und der Errich-<br />
tung von Hochhäusern aus Glas. Bedingt durch die ständig steigenden Kauf- und<br />
Mietpreise wanderte eine überwiegende Mehrheit in die zahlreichen Vororte ab.<br />
Derweil zogen immer mehr wohlhabende Bevölkerungsschichten in die Landes-<br />
hauptstadt 16 . Heute leben im Stadtkern von Paris 2,1 Millionen Menschen, zählen wir<br />
die Vororte dazu, wohnen etwa 10 Millionen Menschen im Grossraum Paris. Dies<br />
sind etwa 20 % aller Franzosen.<br />
16 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Paris<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Jeder siebente Einwohner von Paris ist Ausländer. Die Immigranten sind aber nicht<br />
in allen Stadtteilen gleich vertreten. In den reichen und bürgerlichen Arrondissements<br />
im Westen der Stadt hat es einen weniger grossen Ausländeranteil als in den zum<br />
Teil sehr armen Quartieren im Osten. Der Hauptteil der Immigranten kommt aus<br />
Algerien, Spanien und Portugal. Insgesamt leben in Paris ca. 40 verschiedene Natio-<br />
nalitäten, die sich von Nordafrika über Südamerika bis Indochina erstrecken 17 . Dabei<br />
führen Rassismus und das Praktizieren verschiedener Religionen zu Spannungen 18 .<br />
7.2 Sozialwohnungen<br />
Schon lange werden die meist mittellosen<br />
Immigrantenfamilien in Vororten der Gros-<br />
städte in Sozialwohnungen gepfercht. Dort<br />
wachsen sie isoliert und ohne Perspektive "auf<br />
ein besseres Leben" inmitten von Armut und<br />
Rassismus auf. Da in Paris extremer Woh-<br />
nungsmangel herrscht, haben sie keine Chan-<br />
ce, integriert zu werden. Gemäss einem Ge-<br />
setz aus dem Jahr 2000 ist zwar jeder Bezirk und jede Kommune dazu verpflichtet,<br />
einen Anteil von mindestens 20 % Sozialwohnungen auf ihrem jeweiligen Gebiet zur<br />
Verfügung zu stellen. So sollten die Nicht-Franzosen und deren Kinder auf verschie-<br />
dene Quartiere verteilt und somit besser integriert werden.<br />
Seit dem Regierungswechsel 2002 wird dieses Gesetz aber ganz einfach übergan-<br />
gen. Dies führt dazu, dass die Immigranten meist in Vororten unter sich und isoliert<br />
von der französischen Bevölkerung leben. So leistet beispielsweise der amtierende<br />
Innenminister, Nicolas Sarkozi, anhaltenden Widerstand gegen die Erstellung von<br />
Sozialwohnungen im Nobelvorort Neuilly-sur-Seine.<br />
17 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Paris<br />
18 http://www.paris.citysam.de/paris-info.htm<br />
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Der Wohnungsmangel führt nicht nur zur Ghettoisierung, sondern auch dazu, dass<br />
immer wieder Leute in brand- und einsturzgefährdete Wohnungen einquartiert wer-<br />
den. Am 15. April 2005 brannte zum Beispiel in der Nähe der Pariser Oper ein<br />
Wohnhaus aus, 24 Immigranten kamen ums Leben. Im August darauf starben bei<br />
einem Brand eines Wohnhauses im Zentrum von Paris 17 Franzosen afrikanischer<br />
Herkunft, 14 von ihnen waren Kinder. Dies sind keine Einzelfälle, in ganz Frankreich<br />
leben gemäss Schätzungen zwei Millionen Menschen in „mal loges“, in schlechten<br />
Wohnungen, die meist über einen ungenügenden Brandschutz verfügen. Wenn<br />
nichts dagegen unternommen wird, werden weitere Brände Opfer fordern.<br />
7.3 Arbeitslosigkeit<br />
Auf die Arbeitslosigkeit in Frankreich sind wir bereits im Kapitel 5.4 Wirtschaft Frank-<br />
reichs eingegangen. Diese bildet eine weitere Grenze zwischen Armut und Reich-<br />
tum. Im Jahr 2004 waren 8.7 % aller Franzosen arbeitslos, in Paris selbst war die<br />
Quote noch höher. Obwohl Paris das Wirtschaftszentrum Frankreichs ist und sich<br />
fast ein Viertel aller Produktionsbetriebe dort niedergelassen hat, gibt es nicht genü-<br />
gend Arbeitsplätze. Jugendliche ohne Schulabgang und Immigranten ohne Bildung<br />
haben keine Chance auf eine Anstellung.<br />
Zum Thema Analphabetismus fanden wir eine interessante und zugleich erschre-<br />
ckende Studie: Das Statistikamt INSEE aus Paris befragte 10 000 französische Ein-<br />
wohner und fand heraus, dass jeder achte Franzose unter Analphabetismus leidet.<br />
Die Studie gibt weiter darüber Auskunft, dass etwas mehr als ein Drittel aller Mindest-<br />
lohnempfänger Analphabeten sind. Zum Vergleich: In der Schweiz haben ca. 15 %<br />
der erwachsenen Bevölkerung Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen eines All-<br />
tagtextes 19 .<br />
19 http://shortnews.stern.de/shownews.cfm?id=592010&CFID=37463320&CFTOKEN=64320789<br />
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7.4 Die Sozialwerke Frankreichs<br />
Sozialwerke Frankreichs planen Minderbemittelte nicht auszugrenzen. Von aussen<br />
gesehen wirken die französischen Sozialwerke zuverlässig und durchdacht. Es exis-<br />
tiert eine Arbeitslosenversicherung, die wie in der Schweiz durch Arbeitnehmer und<br />
Arbeitgeber finanziert wird. Zur Zeit liegen die Beitragssätze in Frankreich bei 6.4 %,<br />
davon sind 4.00 % Arbeitgeber- und 2.4 % Arbeitnehmerbeiträge. Die Arbeitslosen-<br />
versicherung unterstützt unfreiwillig gewordene Arbeitslose, die zuvor gearbeitet und<br />
Beiträge geleistet haben.<br />
Die Höhe der Beiträge wird von den Sozialpartnern festgelegt und der Kostenent-<br />
wicklung angepasst. Beispielsweise wird bei einem Bruttomonatsgehalt von weniger<br />
als 1 000.40 Euro 75 % des Gehaltes als ALV ausgezahlt. 2004 betrug der Umfang<br />
der Arbeitslosenversicherung Frankreichs 26 520 Millionen Euro.<br />
Neben der Arbeitslosenversicherung gibt es noch einen staatlichen Schutz für die<br />
Betroffenen, welche nicht in den Bereich der ALV gehören. Dies sind vorwiegend<br />
Langzeitarbeitslose sowie Personen, die noch nie eine Arbeitsstelle hatten. Am<br />
1. Januar 2005 betrug die monatliche Beihilfe 420 Euro, wenn es sich um Einzelper-<br />
sonen handelte und ein monatliches Einkommen von 0 – 560 Euro erzielt wurde 20 .<br />
Zusätzlich gibt es ein modernes Krankenkassensystem und eine Altersvorsorge.<br />
Leider funktioniert das System der Sozialwerke nicht einwandfrei. Ein Beispiel ist das<br />
Einquartieren von Familien und Einzelpersonen in Sozialwohnungen. Obwohl in Pa-<br />
ris über 14 % aller Wohnstätten zu so genannten HLM (Habitation à loyer modéré)<br />
gemacht wurden, klappt die Einquartierung nicht befriedigend. So sind gegenwärtig<br />
ungefähr 9 000 Einwohner von Paris obdachlos, obwohl etwa ähnlich viele Sozial-<br />
wohnungen freistehen 21 .<br />
20 info.assedic.fr/unijuridis/travail/<strong>pdf</strong>/Ntc267.<strong>pdf</strong><br />
21 http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/09620/daserste.html<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
8 Fazit<br />
Im Nachhinein sind wir froh, dass wir uns für die Themenwahl die nötige Zeit ge-<br />
nommen haben. So fanden wir schliesslich ein Thema, welches uns wirklich packte.<br />
Der Entscheid, zuerst mit der Realisierung der Fotodokumentation zu beginnen, er-<br />
wies sich als richtig. Unser Aufenthalt in Paris hat uns sehr gut auf das Thema<br />
"Grenzen zwischen Armut und Reichtum" eingestimmt und uns besonders für die<br />
Armut sensibilisiert. Gleichzeitig legten wir mit diesem gemeinsamen Erlebnis den<br />
Grundstein für unsere <strong>IDPA</strong> und bauten unsere Zusammenarbeit darauf auf.<br />
Bei unseren Erforschungen in den ärmeren Quartieren der Stadt merkten wir, dass<br />
unser Vorhaben nicht ganz ungefährlich war. Wir sind überzeugt, dass durch unsere<br />
gute Vorbereitung und angepasstes Verhalten unsere Sicherheit trotz hoher Krimina-<br />
litätsrate nie gefährdet war. Die Armut in Paris hat nachhaltige Eindrücke hinterlas-<br />
sen. Wir hoffen, dass die Bilder unserer Fotodokumentation beim Betrachter ebenso<br />
Emotionen auslösen wie wir sie empfunden haben.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung der Armut in Paris durch<br />
mehrere Faktoren beeinflusst worden ist. Mit dem Kapitel 5 Überblick Frankreichs<br />
haben wir Grundlagen zur Auswertung zusammengetragen. In Frankreich wurde<br />
während Jahrzehnten die Einwanderung aus nicht-europäischen Ländern gefördert,<br />
ohne die Folgen zu analysieren und später zu bewältigen. Die bewegte Geschichte<br />
Frankreichs und die wirtschaftliche Entwicklung trugen zu Armut und Reichtum bei.<br />
Im Stadtzentrum von Paris findet man ein hohes Ausmass von Reichtum, in den<br />
Randgebieten allerdings herrscht Armut vor. In den Vororten von Paris begegnet<br />
man Rassismus, den verschiedensten Weltreligionen und Arbeitslosigkeit. Banden-<br />
kriminalität und fehlende Integrationsmöglichkeiten verursachen Konflikte mit der Be-<br />
völkerung. Die damit entstandene Wut häuft sich an und ist wiederum Ursache für<br />
Gewaltausbrüche seitens der Banlieue-Jugendlichen 22 .<br />
22 http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Paris<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Nach unserer Ansicht sind diese Unruhen auf das löchrige Netz der Sozialwerke zu-<br />
rückzuführen. Da für die arme Bevölkerungsschicht absoluter Wohnungsmangel<br />
herrscht, ist die Erstellung von Sozialwohnungen zwingend, auch wenn das Erschei-<br />
nungsbild von Nobelorten darunter leiden muss. Armut, respektive Arbeitslosigkeit,<br />
löst bei Jugendlichen Krawalle aus. Unsere Meinung ist: Der Lösungsweg ist der<br />
gemeinsame Dialog, aber nicht der Einsatz der Polizei, geschweige der Armee.<br />
Abschliessend finden wir, dass es Veränderungen und ein Umdenken in der Gesell-<br />
schaft braucht, um der Armut in Paris entgegenzuwirken. Ein vollzogener Schritt<br />
kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, also braucht es die notwendigen Be-<br />
strebungen, um Einwanderer in Frankreich zu integrieren.<br />
Uns erschüttert zutiefst, wenn Menschen auf Grund ihrer Identität und Herkunft aus-<br />
gegrenzt und von ihren Menschenrechten abgegrenzt werden.<br />
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9 Aussagen<br />
9.1 Aussage von Daniel Schneider<br />
Zu Beginn der Arbeit war ich frustriert; Wir fanden lange kein Thema und jedes The-<br />
ma, welches wir im ersten Moment für gut empfanden, stellte sich als zu weiträumig<br />
und zu umfangreich heraus. Als wir uns entschieden über Armut und Reichtum zu<br />
schreiben, war ich von Beginn an skeptisch. Ich glaubte nicht daran, dass es unser<br />
Thema bleiben würde.<br />
Nachdem wir uns für dieses Thema aber entschieden hatten, kamen sofort viele gute<br />
Ideen. Erstmals war ich motiviert, diese Arbeit zu schreiben. Wir mussten innert kur-<br />
zer Zeit unseren Aufenthalt in Paris organisieren und die Zugbilletts reservieren. Ein<br />
Teil meiner Bedenken blieb aber, wir hatten nun einen finanziellen und zeitlich gros-<br />
sen Aufwand betrieben. Was und wie weiter, wenn wir keine guten Fotos machen<br />
können?<br />
Ich war sehr erleichtert, dass die Fotos unseren Vorstellungen entsprachen. Nach-<br />
dem ein erfolgreicher Anfang gemacht worden war, fiel es uns nicht mehr sehr<br />
schwer weiterzufahren. Es war aber schwierig, in unserem dicht gedrängten Termin-<br />
plan Zeit für die <strong>IDPA</strong> zu finden. Weitere Schwierigkeiten gab es auch beim Finden<br />
von gewissen Informationen.<br />
Die Teamarbeit funktionierte im Grossen und Ganzen sehr gut. Es gab immer wieder<br />
kleinere Differenzen. Es war aber nie ein grosses Problem, diese auszudiskutieren<br />
und eine gemeinsame Lösung zu finden.<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
9.2 Aussage von Adrian Baumgartner<br />
Die Projektarbeit war in jeder Hinsicht sehr lehrreich. Es war für mich eine neue Er-<br />
fahrung, im Team eine Vorstellung gemeinsam zu verwirklichen, eine Projektstruktur<br />
zu erstellen und diese zu befolgen. Bei der Themenwahl habe ich gemerkt, dass<br />
Brainstorming und Mind Maps sehr nützliche Instrumente sind, um die Qual der Wahl<br />
einzugrenzen und einen Entscheid zu fällen. Die Wichtigkeit und Formulierung der<br />
Zielsetzung habe ich anfänglich unterschätzt. So erkannte ich spätestens bei der De-<br />
finition von Armut und Reichtum, dass eine Grenze ein Gebiet zweiteilt. Ich bin aber<br />
überzeugt, dass es uns gelungen ist, indem wir die Seite der Armut besonders be-<br />
leuchtet haben, auch die Seite des Reichtums aufzuzeigen.<br />
Die Zusammenarbeit mit Daniel empfand ich als sehr angenehm. Sicherlich gab es<br />
teilweise kleinere Unstimmigkeiten und Momente, wo uns die Motivation fehlte.<br />
Über die eingeplante Zeitreserve war ich sehr froh. Hier möchte ich noch erwähnen,<br />
dass die Führung des Arbeitsjournals eine wichtige Planungshilfe ist, aber auch viel<br />
Disziplin abverlangt. Die <strong>Fertig</strong>stellung der <strong>IDPA</strong> stand unter Zeitdruck, wo ich die<br />
Hilfe meiner Familie für die Korrektur gerne annahm. Teilweise geriet unsere Zeitpla-<br />
nung aus den Fugen, weil Recherchierarbeiten sehr aufwändig waren.<br />
Am Thema Grenzen zwischen Armut und Reichtum war ich zu jedem Zeitpunkt sehr<br />
interessiert. Auch wenn uns die Arbeit einiges an Zeit und Aufwand gekostet hat, wie<br />
unser Ausflug nach Paris und das Fotoalbum, so möchte ich die gewonnenen Erfah-<br />
rungen nicht missen. Schliesslich bin ich stolz darauf, die Hürden geschafft zu haben<br />
und ein Produkt in den Händen zu halten, an dem ich mich freue.<br />
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Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
10 Quellenangabe<br />
10.1 Literatur<br />
Geschichtsbuch 3 Kapitel 7. Cornelsen Verlag. 1. Auflage<br />
10.2 Internetadressen<br />
Berlin 1995<br />
Zeithistorische www.zeithistorische-<br />
forschungen.de/site/40208473/default.aspx<br />
Forschungen (12. September 2006)<br />
France diplomatie www.diplomatie.gouv.fr/de/ (12. September 2006)<br />
Zwezda www.alenos.piranho.de/regionen/volgograd.htm<br />
(12. August 2006)<br />
Freitag www.freitag.de/2006/11/06110801.php<br />
(12. August 2006)<br />
BPB www.migration-<br />
info.de/migration_und_bevoelkerung/artikel/<br />
030606.htm (26. Oktober 2006)<br />
UNESCO www.unesco.ch/newsletter/newsletter_9_03d.<strong>pdf</strong><br />
(27. Oktober 2006)<br />
City Sam www.paris.citysam.de/paris-info.htm (28. Oktober 2006)<br />
<strong>IDPA</strong> 2006 Adrian Baumgartner und Daniel Schneider 24/30
Grenzen zwischen Armut und Reichtum in Paris 14.05.2007<br />
Finanznachrichten www.finanznachrichten.de/nachrichten-2006-08/artikel-<br />
6920338.asp (04. November 2006)<br />
Wikipedia www.de.wikipedia.org/wiki/Paris (15. September 2006)<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Frankreich (30. Sept. 2006)<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Reichtum (15. Oktober 2006)<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Armut (28. Oktober 2006)<br />
www.de.wikipedia.org/wiki/Geschichte (17. September)<br />
Stern www.shornews.stern.de/shownews.cfm?id=592010&<br />
CFID=37463320&CFTOKEN=64320789<br />
(04. November 2006)<br />
ASSEDIC www.info.assedic.fr/unijuridis/travail/<strong>pdf</strong>/Ntc267.<strong>pdf</strong><br />
(05. November 2006)<br />
Weltspiegel www.br-online.de/politik/ausland/themen/09620/<br />
10.3 Fotos<br />
daserste.htm (04. November 2006)<br />
Bild Seite 7 Daniel Schneider Stalingrad in Paris 2006<br />
Bild oben Seite 8 Adrian Baumgartner Gare de Lyon 2006<br />
Bild unten Seite 8 Adrian Baumgartner Belleville-Pyrenées 2006<br />
Bild Seite 9 Daniel Schneider Metrostation Bastille 2006<br />
Bild Seite 17 Daniel Schneider Belleville-Pyrenées 2006<br />
Bild Seite 26 Adrian Baumgartner Eifeltum und Seine 2006<br />
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11 Anhang<br />
Text von Michael Schneider<br />
"Quartiers populaires" (ärmere Wohngegenden mit hohem Ausländeranteil, aber kei-<br />
ne Banlieues wie diejenigen, in denen letztes Jahr die Ausschreitungen waren)<br />
Lohnend erscheinen mir v. a. drei Stadtteile:<br />
Belleville (Metro Ménilmontant, dann einfach die Rue Oberkampf Richtung Osten<br />
oder den Boulevard de Belleville Richtung Norden, irgendwann mal den Hang hoch<br />
abbiegen Richtung Parc de Belleville). Heute vor allem von Asiaten sowie von Nord-<br />
afrikanern (Araber, Berber, sephardische Juden) bewohntes Einwandererviertel. Ent-<br />
sprechend viele Spezialitäten-Restaurants und Läden mit Artikeln aus den<br />
entsprechenden Ländern. Traditionell ein Arbeiterviertel, was man zum Teil daran<br />
sieht, dass die Kommunistische Partei hier noch heute ihre Plakate aushängt (evt.<br />
auch was zum Fotografieren?) 1870 fiel hier die letzte Barrikade der Pariser Kom-<br />
mune, Edith Piaf wurde in einem Haus im Quartier geboren. An einigen Wochenta-<br />
gen (Ich glaube, am Dienstag) ist auf dem Boulevard de Belleville ein Markt, der<br />
mehr an einen arabischen Basar als an die hier üblichen Gemüsemärkte erinnert.<br />
Man bekommt quasi alles. Oben auf dem Hügel liegt mit dem Parc de Belleville ein<br />
meiner Ansicht nach typisches Beispiel bürokratischer Versuche zur „Stadtverschö-<br />
nerung“. Eigentlich ganz schön, aber in die Mitte haben sie einen Betonklotz gesetzt,<br />
der wohl eine Art „Quartierzentrum“ sein sollte. Überhaupt wirkt ausgerechnet der<br />
Park und die Umgebung drum herum sehr viel weniger lebendig als der Rest des<br />
Quartiers. Ich meine, mich an viele leerstehende Ladenlokale und Restaurants, die<br />
den Betrieb eingestellt haben, zu erinnern. Wenn man vom Park aus die andere Sei-<br />
te den Hügel runter in Richtung Metrostation Pyrénéees geht, kommt man durch ein<br />
Gebiet mit eher tristen Wohnblöcken im Plattenbau-Stil (sieht ziemlich Banlieue-<br />
mässig aus). Le Sentier (Metro Strasbourg St Denis, interessant ist sowohl das Ge-<br />
biet im Norden, wenn man von der Porte St Denis durch die Rue du Fauborg<br />
St. Denis geht, als auch das Gebiet im Süden, wenn man die Rue St Denis Richtung<br />
Seine-Inseln nimmt).<br />
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Traditionell das Gebiet der Textilateliers, die es z.T. auch heute noch gibt. Leider<br />
sieht man davon fast nur die Schilder. Zur Zeit der deutschen Besatzung kamen nicht<br />
wenige Widerstandskämpfer aus dem Sentier (v.a. Textilarbeiter aus osteuropäi-<br />
schen Ländern waren in der Gruppe Franc-Tireurs et Partisans de la Main d’Oeuvre<br />
Immigréee FTP-MOI aktiv).<br />
An der Rue du Faubourg St. Denis wiederum viele kleine Läden (mit Spezialitäten<br />
v.a. aus den Antillen und aus Nordafrika). Zwischen Rue du Faubourg St. Denis und<br />
Rue du Faubourg St Martin liegt die Passage Brady, eine gedeckte Galerie, welche<br />
vielleicht ein Fotomotiv bietet. Neben vielen srilankischen Lebensmittelgeschäften<br />
erinnere mich dort nämlich an einen kleinen Billig-Coiffeursalon, wo man sich als<br />
Mann für 6 Euro die Haare schneiden lassen kann (Frauen zahlen nur wenig mehr)<br />
Die Preise sind gross am Schaufester angeschrieben, vielleicht wäre das was für ein<br />
Bild.<br />
In der Rue St Denis das Rotlichtvierteil mit vielen tristen Sexshops und Pornokinos,<br />
vor jedem zweiten oder dritten Haus stehen ziemlich bedaurnswert aussehende älte-<br />
re Prostituierte. Unsicher habe ich mich dort aber trotz Milieu nie gefühlt.<br />
Als Kontrast zur Passage Brady sind vielleicht weitere, ziemlich noble gedeckte Ga-<br />
lerien interessant, die allesamt im Gebiet zwischen der Metrostation Strasbourg<br />
St Denis und dem Jardin du Palais Royal/Nationalbibliothek liegen. Ziemlich ein-<br />
drucksvolle Architektur mit Stuck und filigranen Stahlkonstruktionen für die Glasdä-<br />
cher. In diesen Passagen sind heute v.a. Kunsthändler und Rahmenbauer. Daneben<br />
findet man dort aber noch immer viele Geschäfte für Schaufensterpuppen und ähnli-<br />
ches Zubehör für Textilateliers, was zeigt, dass die Branche noch immer da ist.<br />
Weiter im Norden liegt St Denis mit dem Stade de France. Ich selbst war zwar noch<br />
nie da, könnte sich aber für Eure Arbeit lohnen. Einerseits ist das auch ein Platten-<br />
bau-Gebiet, andererseits sind Touristen dort wohl nicht völlig fremd, weil das Stadion<br />
auch eine Attraktion ist.<br />
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Boulevard de Rochechouart und Umgebung (Metro Barbès-Rochechouart, dann<br />
nach Westen Richtung Place de Clichy). Als Fotomotiv am spannendsten finde ich<br />
hier das Billigwarenhaus TATI (Hausnummer 4 am Boulevard de Rochechouart), das<br />
unter anderem bekannt ist als Brautmodengeschäft für Leute mit wenig Geld. Unter<br />
anderem habe ich dort einmal Brautkleider für um die 200 Fr. angeschrieben gese-<br />
hen.<br />
Luxuriöses in Paris<br />
Für Luxuriöse Mode- und Schmuckgeschäfte ist das Gebiet zwischen dem Jardin<br />
des Tuileries und der Opéra soweit ich das sehe am ergiebigsten, besonders zwei<br />
Strassen. Nicht mehr empfehlen würde ich die Rue de Rivoli, einst die Prachtstrasse<br />
von Paris, heute aber vor allem Touristen-Nepp.<br />
Place Vendôme und Rue de la Paix (z.B. von der Metrostation Opéra nach Süden<br />
zur Place Vendôme. Viele Juweliere und Designer, u. a. hat Cartier an der Place<br />
Vendôme ein Riesen-Geschäft. Am Platz ist auch das Nobelhotel Ritz, von welchem<br />
Prinzessin Diana vor ihrem tödlichen Unfall losfuhr. An der Rue de La Paix liegen in<br />
den Schaufestern u. a. Rolex mit Preisanschriften von über 20 000 Fr. pro Stück aus,<br />
Designermode daneben hat es viele Büros von Fluggesellschaften aus arabischen<br />
Öl-Emiraten. Rue Royale (Von der Place de la Concorde nach Norden in Richtung<br />
Madeleine). Viele Läden für Silberbesteck und ähnliches zu fast unerschwinglichen<br />
Preisen.<br />
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12 Eidesstattliche Erklärung<br />
Hiermit erklären wir, Daniel Schneider und Adrian Baumgartner, die vorliegende<br />
<strong>IDPA</strong> selbstständig und unter Angabe aller Quellen verfasst haben.<br />
Adrian Baumgartner Daniel Schneider<br />
Thun, 6. November 2006<br />
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