28.04.2020 Aufrufe

CONNECT Magazin 19-04

Kurz vor Weihnachten, am 13. Dezember, wurde die vierte CONNECT-Ausgabe des Jahres veröffentlicht. Das neueste Magazin der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) beschäftigt sich diesmal mit dem Thema Aus- und Weiterbildung im Kontext der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit. Die Rechnung geht auf – vor allem deutsche Konzerne zeigten bereits vor Jahrzehnten stolz ihre Ausbildungsstätten in China vor, die sich kaum von den Lehrwerkstätten in Erlangen, Stuttgart oder Wolfsburg unterschieden. Und wer in China ausbildet, v.a. nach dem dualen System, der hatte Erfolg, wie das Beispiel von Kern-Liebers, dem Zulieferer für die Automobil- und Textilindustrie aus Schramberg in Baden-Württemberg in diesem Heft zeigt. Mit der zunehmenden Aktivität chinesischer Unternehmen in Deutschland rückt steigt auch hier der Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Dies gilt v.a. für Unternehmen, die in Deutschland auf Forschung und Entwicklung setzen. Das Interview mit ZHANG Chengyu, Geschäftsführer des XCMG European Research Center in Krefeld zeigt auch, welche Bedeutung der wissenschaftliche Austausch zwischen dem Unternehmen und deutschen Bildungseinrichtungen sowie die Zusammenarbeit internationaler F&E-Team für die weitere Entwicklung des Unternehmens hat. Neben diesen Titelthemen informiert das neue CONNECT-Magazin wie gewohnt über aktuelle Entwicklungen und Trends der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit. Außerdem wird zurückgeblickt auf den CHKD Jahresempfang 2019, der am 28. November in Berlin stattgefunden hat und die diesjährigen Preisträger des „CHKD Invest Award“ vorgestellt. Nicht fehlen darf natürlich auch der Ausblick auf den China Day 2020, der am 31. März 2020, ebenfalls in Berlin, stattfindet.

Kurz vor Weihnachten, am 13. Dezember, wurde die vierte CONNECT-Ausgabe des Jahres veröffentlicht. Das neueste Magazin der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) beschäftigt sich diesmal mit dem Thema Aus- und Weiterbildung im Kontext der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit.

Die Rechnung geht auf – vor allem deutsche Konzerne zeigten bereits vor Jahrzehnten stolz ihre Ausbildungsstätten in China vor, die sich kaum von den Lehrwerkstätten in Erlangen, Stuttgart oder Wolfsburg unterschieden. Und wer in China ausbildet, v.a. nach dem dualen System, der hatte Erfolg, wie das Beispiel von Kern-Liebers, dem Zulieferer für die Automobil- und Textilindustrie aus Schramberg in Baden-Württemberg in diesem Heft zeigt. Mit der zunehmenden Aktivität chinesischer Unternehmen in Deutschland rückt steigt auch hier der Bedarf an qualifizierten Fachkräften. Dies gilt v.a. für Unternehmen, die in Deutschland auf Forschung und Entwicklung setzen. Das Interview mit ZHANG Chengyu, Geschäftsführer des XCMG European Research Center in Krefeld zeigt auch, welche Bedeutung der wissenschaftliche Austausch zwischen dem Unternehmen und deutschen Bildungseinrichtungen sowie die Zusammenarbeit internationaler F&E-Team für die weitere Entwicklung des Unternehmens hat.

Neben diesen Titelthemen informiert das neue CONNECT-Magazin wie gewohnt über aktuelle Entwicklungen und Trends der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit. Außerdem wird zurückgeblickt auf den CHKD Jahresempfang 2019, der am 28. November in Berlin stattgefunden hat und die diesjährigen Preisträger des „CHKD Invest Award“ vorgestellt. Nicht fehlen darf natürlich auch der Ausblick auf den China Day 2020, der am 31. März 2020, ebenfalls in Berlin, stattfindet.

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20<strong>19</strong> / Ausgabe <strong>04</strong><br />

<strong>CONNECT</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

AUSBILDUNG IM PARTNERLAND –<br />

DIE RECHNUNG GEHT AUF<br />

WIE CHINA UND DEUTSCHLAND MEHR UND QUALIFIZIERTERE FACHKRÄFTE GEWINNEN<br />

Ausbildung verbindet<br />

Interviews & Best Practices aus<br />

China und Deutschland<br />

Vernetztes Lernen<br />

Wo Deutschland von China<br />

lernen kann<br />

CHKD Invest Award 20<strong>19</strong><br />

Alle Preisträger & Impressionen<br />

vom CHKD Jahresempfang


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Die Techniker bietet Ihren internationalen<br />

Fachkräften einen exklusiven Welcome-Service.<br />

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Editorial 1<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst<br />

ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen<br />

und du ernährst ihn für sein Leben.“<br />

Chinesisches Sprichwort<br />

stolz zeigten deutsche Konzerne bereits vor drei Jahrzehnten ihre Ausbildungsstätten in China vor, die sich kaum<br />

von den Lehrwerkstätten in Erlangen, Stuttgart oder Wolfsburg unterschieden. Es zeigte sich: Wer ausbildet hat<br />

in China Erfolg. Durch die gute Ausbildung stieg in China auch die Wirtschaftsleistung steil an. Um es mit einem<br />

chinesischen Sprichwort zu sagen: Die Menschen können sich durch gute Qualifikation nicht nur besser selbst<br />

versorgen, sondern auch immer mehr Waren aus Europa einkaufen. Dieser Transfer beruflicher Bildung nach China<br />

war ein Schwerpunkt der Ära vom damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Rahmen einer Chinareise <strong>19</strong>98<br />

einige richtungsweisende Vereinbarungen mit China schloss. Infolgedessen wurde das duale berufliche System<br />

Deutschlands zum Exportschlager in China.<br />

Das Beispiel Kern-Liebers in der Titelstrecke dieses Heftes zeigt, wie deutsche Unternehmen erfolgreich die duale<br />

Ausbildung nach China bringen. Das Unternehmen hat bereits im Jahr 2001 mit der Ausbildung von Werkzeugmachern<br />

und Industriemechanikern begonnen und bis heute 400 Menschen in seinen Ausbildungszentren ausgebildet.<br />

Chinesische Unternehmen hingegen stehen in Deutschland in dieser Hinsicht noch am Anfang ihrer Entwicklung.<br />

Ein Trend ist die Fokussierung auf Forschung und Entwicklung. In diesem Bereich bauen chinesische Unternehmen<br />

zunehmend Kapazitäten in Deutschland auf, wodurch sich ein wachsender Bedarf bei der Personalsuche und der<br />

Mitarbeiterentwicklung ergibt. Im Interview mit ZHANG Chengyu, Geschäftsführer des XCMG European Research<br />

Center in Krefeld zeigt sich insbesondere, welche Bedeutung der wissenschaftliche Austausch zwischen dem<br />

Unternehmen und deutschen Bildungseinrichtungen sowie die Zusammenarbeit internationaler F&E-Team für<br />

die weitere Entwicklung des Unternehmens hat.<br />

Eines eint die Unternehmen aus beiden Ländern in jedem Fall: Die Herausforderungen, die Digitalisierung, künstliche<br />

Intelligenz und weitere Zukunftsthemen mit sich bringen. Die Dynamik neuer Technologien verändert auch die Art<br />

und Weise, wie Mitarbeiter zukünftig aus- und weitergebildet werden. Für Unternehmen ist es wichtig, diese Veränderungen<br />

zu erkennen und neue, flexible Lösungsansätze für die Aus- und Weiterbildung zu entwickeln. Schaut man<br />

sich die aktuelle Entwicklung an, so ist es nicht aus der Luft gegriffen, wenn man Chinas Unternehmen hier als eher<br />

für diesen Wandel gewappnet sieht als Unternehmen aus Deutschland.<br />

Sicherlich sind es aber letztlich auch bilaterale Kooperationen, ein gemeinsames Lernen für die Zukunft, das beide<br />

Länder bei der beruflichen Bildung vorantreibt. Denn beide Bildungskonzepte sind wichtig und ergänzen sich gut.<br />

Daher bauen deutsche Unternehmen verstärkt berufliche Bildungsmechanismen in China auf und chinesische Unternehmen<br />

forschen in Deutschland. Es zeichnet sich ab, dass es nicht die Frage ist, ob Deutschland oder China bessere<br />

berufliche Qualifikation schaffen kann. Vielmehr gilt es, die unterschiedlichen bildungspolitischen Stärken beider<br />

Länder für das eigene Unternehmen zu nutzen.<br />

Foto: XiXinXing/shutterstock<br />

Neben diesen Titelthemen informieren wir Sie wie gewohnt über aktuelle Entwicklungen und Trends der chinesisch-deutschen<br />

Wirtschaftszusammenarbeit. Außerdem blicken wir zurück auf den CHKD Jahresempfang 20<strong>19</strong>,<br />

der am 28. November in Berlin stattgefunden hat und stellen die diesjährigen Preisträger des „CHKD Invest<br />

Award“ vor. Nicht fehlen darf natürlich auch der Ausblick auf den China Day 2020 Ende März.<br />

Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre!<br />

Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />

www.chk-de.org


2 Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

Gute Qualifikation – Grundlage<br />

für den Unternehmenserfolg<br />

<strong>04</strong><br />

Kurzmeldungen<br />

Alles rund um Ansiedlungen, Kooperationen<br />

und Investitionen<br />

12<br />

Interview<br />

<strong>04</strong> 12<br />

…<br />

… mit Richard Zhang,<br />

Kern-Liebers China<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

Community<br />

32<br />

Community<br />

32<br />

Das Märchenschloss<br />

Neuschwanstein<br />

<strong>04</strong> Geely/Velocopter<br />

<strong>04</strong> EHang/Vodafone<br />

05 CATL<br />

06 Merck<br />

06 IHK Mittlerer Niederrhein<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 China International Import Expo (CIIE)<br />

20<strong>19</strong><br />

Titelstory<br />

08 Gute Qualifikation – Grundlage für den<br />

Unternehmenserfolg<br />

12 Interview Richard Zhang,<br />

Kern-Liebers China<br />

14 Interview ZHANG Chengyu,<br />

XCMG European Research Center<br />

16 China-Kompetenz entsteht vor Ort<br />

17 Interview Prof. HU Chunchun,<br />

Tongji Universität Shanghai<br />

18 Vernetztes Lernen<br />

<strong>19</strong> Digitalisierung erfordert<br />

bessere Bildungskonzepte<br />

20 Akteure, Institutionen und Kontakte<br />

der beruflichen Bildung in China und<br />

Deutschland<br />

30 Kultur:<br />

Trunken an Nüchternheit – Wein und<br />

Tee in der chinesischen Kunst<br />

31 Sporttipp:<br />

Internationale Vierschanzen-Tournee<br />

32 Reisetipp:<br />

Das Märchenschloss Neuschwanstein<br />

33 Gesundheit-Q&As - Experten der TK<br />

stehen Rede und Antwort<br />

34 Ein Tag im Leben von Michael Bentlage,<br />

Hauck & Aufhäuser<br />

36 Gastkommentar<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

29 Impressum<br />

Weitere Informationen<br />

www.chk-de.org<br />

Services<br />

WeChat-Kanal<br />

22 Zahlen - Daten - Fakten<br />

24 Aktuelle Entwicklungen im Arbeitsrecht<br />

25 Aktuelle Änderungen im deutschen<br />

Datenschutzrecht<br />

26 Rückblick: CHKD Jahresempfang 20<strong>19</strong><br />

28 Vorschau: China Day 2020<br />

Ausgabedatum: 13.12.20<strong>19</strong><br />

www.chk-de.org


4 Kurzmeldungen<br />

Geely investiert in Flugtaxi-Pionier<br />

Volocopter<br />

Die Unternehmen wollen ein Joint Venture<br />

eingehen, um Urban Air Mobility nach<br />

China zu bringen.<br />

A<br />

nfang September gab Volocopter aus<br />

München, Pionier der Urban Air Mobility,<br />

die Unterzeichnung des ersten<br />

Closings seiner Series C Finanzierungsrunde<br />

bekannt, die von der Zhejiang Geely Holding<br />

Group (Geely Holding) aus Hangzhou angeführt<br />

wird. Volocopter entwickelt elektrisch<br />

angetriebene senkrecht startende Flugtaxis,<br />

um Passagiere sicher, leise und direkt an ihr<br />

Ziel zu fliegen. Neben den aktuellen Investoren<br />

wie Daimler, wird Geely Holding ein weiterer<br />

Minderheiteninvestor. Rund 50 Millionen Euro<br />

aus der Finanzierungsrunde sollen für die Serien-<br />

Ein VoloCity Volocopter hebt ab.<br />

reife des VoloCity Flugtaxis eingesetzt werden.<br />

Die neuen Gelder werden für die Weiterentwicklung<br />

des VoloCity Volocopters zum kommerziellen<br />

Markteintritt in den nächsten drei<br />

Jahren genutzt.<br />

Mit der Investition unterstreicht Geely Holding<br />

das strategische Kooperationspotential mit<br />

Volocopter. Gemeinsam wollen die Unternehmen<br />

ein Joint Venture eingehen, um Urban Air<br />

Mobility in den wichtigen chinesischen Markt<br />

zu bringen. LI Shufu, Geely Holding Chairman,<br />

sagt: „Geely transformiert sich gerade vom<br />

Automobilhersteller hin zu einer Mobilitätstechnologie<br />

Gruppe, die Zukunftstechnologien<br />

entwickelt und in diese investiert. Unsere neueste<br />

Kooperation mit Daimler, die Zusammenarbeit<br />

bei den Themen intelligente, Premium<br />

Ride-Hailing-Services, und das geplante Joint<br />

Venture mit Volocopter unterstützen unsere<br />

Zuversicht in Volocopter Flugtaxis als ambitionierten<br />

nächsten Schritt in unseren Expansions<br />

themen Elektrifizierung und neue Mobilitätsdienstleistungen.”<br />

Quelle: Volocopter<br />

EHang Flugtaxis fliegen künftig im 5G-Netz von Vodafone<br />

Bis 2050 könnten weltweit fast 100.000<br />

Passagier-Drohnen im Einsatz sein. Das sagt<br />

eine aktuelle Studie der Roland Berger Unternehmensberatung.<br />

Weitere Studien gehen von<br />

einer noch höheren Zahl aus. Die zunehmende<br />

Urbanisierung sowie die wachsende Zahl und<br />

Länge der Staus auf den Straßen und Autobahnen<br />

erhöhen den Bedarf und die Nachfrage<br />

nach Flugtaxen in Deutschland und Europa.<br />

Vodafone CEO Ametsreiter und EHang CEO Hu beim Kooperationsstart.<br />

Das weltweit tätige Technologie-Unternehmen<br />

für autonome Fluggeräte EHang<br />

und der Telekommunikationskonzern<br />

Vodafone arbeiten künftig als exklusive Partner<br />

zusammen. Gemeinsam bereiten die Unternehmen<br />

kommerzielle Drohnen und Flugtaxis für<br />

den Einsatz in Deutschland und Europa vor. Bei<br />

der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags<br />

in Düsseldorf verkündeten die Partner, dass alle<br />

EHang-Drohnen, die künftig in Europa fliegen,<br />

mit einer Vodafone-SIM-Karte ausgestattet<br />

werden. Künftig sollen so bemannte Drohnenflüge<br />

und Transport-Drohnen auch in Deutschland<br />

Realität werden.<br />

„Flugtaxis machen uns in Zukunft noch mobiler.<br />

Sie werden Autos, Roller und Bahnen ergänzen.<br />

Über Staus können wir dann einfach hinweg<br />

fliegen“, so Vodafone CEO Hannes Ametsreiter.<br />

„Jede Drohne braucht Mobilfunk. Schnelle Netze<br />

regeln die Vorfahrt im Luftverkehr. Sie werden<br />

das Verkehrsleitsystem für Flugtaxis und<br />

die Drohnenpost. Und sie machen Drohnen<br />

identifizierbar. Ähnlich wie Nummernschilder<br />

unserer Autos“, so Ametsreiter. HU Huazhi,<br />

Gründer und CEO von EHang erklärt: „5G ist<br />

eine zentrale Infrastruktur für den kommerziellen<br />

Einsatz von Drohnen. Nur mit 5G können<br />

autonom fliegende Lufttaxis künftig zentimeter<br />

genau starten und landen.“<br />

Quelle: Vodafone<br />

5G-Kooperation von Vodafone und EHang gestartet.<br />

www.chk-de.org


5<br />

Baustart für<br />

CATL-Batteriewerk<br />

am „Erfurter Kreuz“<br />

A<br />

nderthalb Jahre wartete der chinesische<br />

Batteriehersteller Contemporary<br />

Amperex Technology Co. Ltd., kurz<br />

CATL, auf die Genehmigung und den Zuschlag,<br />

um eine Fabrik am „Erfurter Kreuz“ bei Arnstadt<br />

zu bauen. Nun ist es soweit. Mit dem<br />

ersten Spatenstich hat Thüringens Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee am 18. Oktober<br />

gemeinsam mit dem Europachef des Unternehmens,<br />

Matthias Zentgraf, die Bauarbeiten<br />

zur Errichtung des neuen Batteriezellenwerks<br />

gestartet. Bis Anfang 2022 wird hier mit der<br />

„Contemporary Amperex Technology Thuringia<br />

GmbH“ die erste Produktionsstätte von CATL<br />

außerhalb Chinas entstehen.<br />

Fotos: Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft<br />

Insgesamt investiert das Unternehmen mittelfristig<br />

1,8 Milliarden Euro in seinen Standort<br />

und schafft bis zu 2.000 Arbeitsplätze. „Das<br />

Vorhaben ist in vielerlei Hinsicht eine Investition<br />

der Superlative“, sagte Tiefensee. „Für<br />

Thüringen ist die Ansiedlung von CATL eine der<br />

bedeutendsten Industrieinvestitionen der letzten<br />

Jahrzehnte.“ Der Schwerpunkt des Werks<br />

mit einer Kapazität von zunächst 14, später bis<br />

zu 24 Gigawattstunden liegt auf der automatisierten<br />

Produktion von Lithium-Ionen-Batterien<br />

für Kraftfahrzeuge. Zudem wird das Unternehmen<br />

in erheblichem Umfang auch in Forschung<br />

und Entwicklung, Qualitätskontrolle und hochwertige<br />

Dienstleistungen investieren.<br />

CATL will voraussichtlich bereits Ende kommenden<br />

Jahres seine Produktion aufnehmen. Dazu<br />

hat das Unternehmen am „Erfurter Kreuz“ kurzfristig<br />

einen Gebäudekomplex von der insolventen<br />

SolarWorld Industries GmbH erworben.<br />

Die Landesregierung verspreche sich von der<br />

Investition eine Signalwirkung für die Ansiedlung<br />

weiterer Firmen und Forschungseinrichtungen<br />

aus dem Bereich der Batterietechnologien,<br />

sagte Tiefensee weiter. „Thüringen kann<br />

den Schwung dieser Ansiedlung nutzen, um zu<br />

einem führenden Industrie- und Forschungsstandort<br />

für moderne Speichertechnologien in<br />

Deutschland und Europa zu werden.“<br />

Spatenstich für CATL-Batteriewerk mit dem Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (3. v.r.)<br />

und dem CATL-Europachef Matthias Zentgraf (3. v.l.)<br />

Kooperation mit Bosch bei Batteriezellen<br />

Mit Bosch hat CATL zudem Anfang September<br />

eine langfristige strategische Kooperation vereinbart.<br />

Die Partner werden gemeinsam leistungsstarke<br />

Batteriezellen spezifizieren. CATL<br />

wird diese dann gemäß Bosch-Anforderungen<br />

konzipieren, entwickeln und produzieren. Zum<br />

Einsatz kommen die Zellen in der von Bosch<br />

entwickelten 48-Volt-Batterie. Mit der Vereinbarung<br />

sichert sich Bosch zugleich die langfristige<br />

Versorgung mit Batteriezellen.<br />

„Wir müssen Batteriezellen verstehen, sie aber<br />

nicht selber fertigen“, sagt Dr. Stefan Hartung,<br />

Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des<br />

Unternehmensbereichs Mobility Solutions. „Mit<br />

CATL haben wir dafür einen etablierten Zellspezialisten<br />

für Lithium-Ionen-Akkumulatoren<br />

als Partner gewonnen. Zusammen mit unserem<br />

System-Know-how und der Kompetenz im<br />

Batteriemanagement werden wir unsere starke<br />

Position im Markt für 48-Volt-Batterien ausbauen.“<br />

Im Jahr 2025 werden nach Einschätzung von<br />

Bosch rund um den Globus bereits fast 20 Prozent<br />

der jährlich verkauften Neuwagen ein 48-<br />

Volt-System mit der entsprechenden Batterie<br />

an Bord haben. Besonders in Europa und China<br />

steigt der Bedarf an 48-Volt-Systemen.<br />

Quelle: Freistaat Thüringen Ministerium für Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Digitale Gesellschaft; Robert Bosch GmbH<br />

www.chk-de.org


6 Kurzmeldungen<br />

Merck will Startups<br />

in China unterstützen<br />

Mitte Oktober hat das Darmstädter Chemie-<br />

und Pharmaunternehmen Merck<br />

einen Seed-Fonds ins Leben gerufen,<br />

der sich gezielt an die Finanzierung von Startup-Unternehmen<br />

in China richtet. Das Unternehmen<br />

eröffnete außerdem seinen Innovation<br />

Hub in Shanghai und gab Pläne zur Eröffnung<br />

eines weiteren Innovation Hub in Guangzhou<br />

bekannt, die im November erfolgen soll.<br />

„Mit unserem 100 Millionen RMB umfassenden<br />

Seed-Fonds bekräftigen wir unser Bekenntnis<br />

zu Investitionen in den chinesischen Markt“,<br />

sagte Stefan Oschmann, Vorsitzender der<br />

Geschäftsleitung von Merck, im Rahmen der<br />

Eröffnungsfeier in Shanghai. „Unsere Innovation<br />

Hubs in China werden unsere Innovationsentwicklung<br />

landesweit beschleunigen.<br />

Gemeinsam mit lokalen Partnern wollen wir Innovationen<br />

voranbringen – in China, für China<br />

und darüber hinaus.“<br />

Quelle: Merck<br />

Merck-CEO Stefan Oschmann bei der Eröffnung<br />

des Innovation Hub in Shanghai<br />

Im Oktober hat die Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK) Mittlerer Niederrhein eine<br />

Absichtserklärung unterzeichnet, mit der<br />

Kooperationen insbesondere im Bereich der<br />

be ruflichen IHK-Weiterbildung mit der VR China<br />

angestrebt werden. „China ist einer der wichtigsten<br />

Wirtschaftspartner Deutschlands“, sagt<br />

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz.<br />

„Mit dem Präsidenten SHEN Qi der Handelskammer<br />

FengCheng des Fengxian Districts,<br />

Shanghai, und dem Präsidenten LI Guohui des<br />

Verbandes der Privaten Wirtschaft Fengxian in<br />

Shanghai, dem wirtschaft lichen Zentrum Chinas,<br />

Unternehmensticker<br />

Investorenlösung für Schiess GmbH<br />

Das insolvente Unternehmen Schiess in<br />

Aschersleben hat einen neuen Investor<br />

aus China gefunden. Der Kaufvertrag<br />

wurde Ende September unterzeichnet.<br />

Die Mitarbeiter sollen übernommen und<br />

aufgestockt werden.<br />

Quelle: indat.info<br />

Tönnies Holding und Dekon Group<br />

starten Joint-Venture in China<br />

Die Unternehmen unterzeichneten eine<br />

Absichtserklärung über ein Joint-Venture<br />

eines Schlacht- und Zerlegezentrums in der<br />

Provinz Sichuan. Die Gesamtinvestitionen<br />

belaufen sich auf 500 Millionen Euro.<br />

Quelle: Tönnies<br />

Huawei und KOMSA unterzeichnen<br />

Kooperationsvertrag<br />

Huawei unterstützt KOSMA, einen führenden<br />

Distributor und Dienstleister der<br />

Informations- und Telekommunikationsbranche,<br />

beim Aufbau einer Netzwerk<br />

Management Plattform in Deutschland.<br />

Quelle: Huawei<br />

Vertragsunterzeichnung zur<br />

Kooperation bei beruflicher<br />

IHK-Weiterbildung<br />

Absichtserklärung zur Kooperation in der Weiterbildung<br />

haben wir hochwertige Kooperations- und<br />

wichtige Ansprechpartner für Wirtschaftskontakte.“<br />

Ziel der Vereinbarung ist es, mit und für<br />

chinesische Unternehmen hochwertige Weiterbildungs<br />

produkte anzu bieten, das Interesse<br />

auf chinesischer Seite zu stärken, in der Region<br />

zu investieren, Geschäfts kontakte mit ansässigen<br />

Unternehmen zu knüpfen, neue chinesische<br />

Unternehmen anzu siedeln und dadurch<br />

Arbeitsplätze zu schaffen und Fachkräfte<br />

zu gewinnen.<br />

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein<br />

Goodix übernimmt VAS-Sparte von<br />

NXP Semiconductors<br />

Durch die angekündigte Übernahme fügt<br />

Goodix intelligente Verstärkerlösungen<br />

sowie Sprach-/Audio-Hardware- und Software<br />

produkte von NXP für führende<br />

Smartphone-Hersteller und IoT-Anwendungen,<br />

zu seinem Produktportfolio hinzu.<br />

Dadurch möchte das Unternehmen seine<br />

Position auf dem Mobil- und IoT-Markt<br />

weiter stärken.<br />

Quelle: biometricupdate<br />

WE Solutions übernimmt Ideenion<br />

Der Hersteller von Automobil-Metallkomponenten<br />

mittels 3D-Druck und<br />

Anbieter von Ladesäulen kauft das deutsche<br />

Design- und Entwicklungsstudio<br />

mit Sitz im oberbayerischen Gaimersheim<br />

für rund 36 Millionen Euro.<br />

Quelle: www.investmentplattformchina.de<br />

Bosch beteiligt sich an Trunk<br />

Robert Bosch Venture Capital GmbH<br />

(RBVC) investiert in das Pekinger Startup<br />

Trunk, das Schlüsseltechnologien für<br />

autonom fahrende Nutzfahrzeuge liefert.<br />

Quelle: Robert Bosch GmbH<br />

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7<br />

Begrüßung für die CIIE-Besucher<br />

am Flughafen in Shanghai<br />

Erneut großes Interesse an China International Import Expo 20<strong>19</strong> in Shanghai<br />

Deutschland mit 215 Unternehmen größter europäischer Aussteller<br />

Foto: EQRoy/Shutterstock<br />

Die zweite Ausgabe der China International<br />

Import Expo (CIIE) fand in diesem<br />

Jahr vom 5. bis 10. November im National<br />

Exhibition and Convention Center in<br />

Shanghai statt. Laut dem chinesischen Vize-<br />

Premier HU Chunhua nahmen 3.893 Unternehmen<br />

aus 155 Ländern und Regionen teil. Unter<br />

ihnen waren auch 215 Unternehmen aus<br />

Deutschland, darunter namhafte Großkonzerne<br />

wie BMW, Volkswagen, SAP, DB Schenker<br />

u.v.m. Damit war die Bundesrepublik der größ-<br />

te Aussteller aus Europa und hinter den USA<br />

und Südkorea der drittgrößte insgesamt.<br />

In seiner Eröffnungsrede kündigte Chinas Staats -<br />

präsident XI Jinping weitere Erleichterungen<br />

beim Zugang zum chinesischen Markt für ausländische<br />

Unternehmen und eine weitere Kürzung<br />

der Negativliste an. China werde sein Geschäftsumfeld<br />

weiter verbessern, um es noch marktorientierter,<br />

rechtsbasierter und internationalisierter<br />

zu machen, so Xi in seiner Keynote-Rede.<br />

Neben den zahlreichen Unternehmen, die auf<br />

der im Vergleich zum letzten Jahr nochmal vergrößerten<br />

Ausstellungsfläche von 360.000<br />

Quadratmetern ihre Produkte und Dienstleistungen<br />

präsentieren, nahmen erneut mehrere<br />

Staats- und Regierungschefs aus unterschiedlichen<br />

Regionen der Welt an den Eröffnungsfeierlichkeiten<br />

teil.<br />

Quelle: Homepage CIIE<br />

„Die Transaktion ist geglückt. Dank BDO waren wir gut vorbereitet.“<br />

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2018<br />

BDO ist der Markenname für das BDO Netzwerk und für jede der BDO Mitgliedsfirmen.<br />

BDO 是 BDO 网 络 以 及 BDO 成 员 所 的 共 同 品 牌 。© 20<strong>19</strong> BDO.


8 Titel<br />

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9<br />

Foto: Pajor Pawel/Shutterstock<br />

Gute Qualifikation –<br />

Grundlage für den<br />

Unternehmenserfolg<br />

Der Erfolg eines Unternehmens wird von seinen<br />

Mitarbeitern, von deren guter, zukunftsgerichteter<br />

Qualifikation geschaffen.<br />

China und Deutschland haben dabei eine Gemeinsamkeit:<br />

Gut qualifizierte Bewerber sind rar und schwer zu finden.<br />

Deutschlands Industrie errang in den vergangenen Jahrzehnten weltweit eine Spitzenstellung.<br />

Grundlage dafür ist das System der dualen Ausbildung, das den Facharbeiter<br />

qualifiziert. Eine solide berufliche Ausbildung schafft eine gute Grundlage.<br />

Doch die Anforderungen im Beruf ändern sich immer schneller. Digitalisierung, Vernetzung<br />

oder die Veränderung von Produkten erfordern laufende Weiterbildung, eine lebenslange<br />

Qualifizierung. Während sich die duale Ausbildung in China hoher Beliebtheit<br />

erfreut, setzen chinesische Unternehmen in Deutschland vermehrt auf den Austausch bei<br />

Forschung und Entwicklung.<br />

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10 Titel<br />

Teilnehmer des Ausbildungszentrums von Kern-Liebers in Taicang<br />

In China gibt es ein größtenteils schulisches<br />

Ausbildungssystem, berichtet Joyce Lu, die<br />

Ausbildungsleiterin des Maschinen- und<br />

Anlagenbauers Krones in Taicang in der Nähe<br />

von Shanghai. In der Schule lernen die Schüler<br />

aber bereits Wesentliches für ihren späteren<br />

Beruf, und zwar in Werkräumen, wie wir sie<br />

aus unseren deutschen Berufsschulen kennen,<br />

so Lu weiter. Führt der berufliche Weg dann<br />

Richtung Handwerk, erwerben die Lehrlinge ihr<br />

praktisches Wissen in einem Betrieb durch<br />

eine Art Grundausbildung. Bei Krones in<br />

Taicang ist jedoch auch eine Ausbildung nach<br />

dem deutschen dualen System möglich. Die<br />

Berufsanfänger können zwischen Elektroniker<br />

und Mechatroniker wählen und einen Abschluss<br />

nach deutschen Standards absolvieren.<br />

Viele deutsche Unternehmen sind stolz auf ihre<br />

gut ausgestatteten Ausbildungszentren in China<br />

und zeigen sie gerne bei Rundgängen vor. Das<br />

Aus- und Weiterbildungszentrum von Voith in<br />

Kunshan ist die größte Ausbildungseinrichtung<br />

des Unternehmens außerhalb Deutschlands.<br />

Das Investitionsvolumen des Voith China Training<br />

Centers belief sich im Jahr 2014 auf ca.<br />

8,5 Millionen Euro, wovon etwa 1,8 Millionen<br />

Euro die Stadt Kunshan übernommen hat. In der<br />

Praxis, so zeigt dieses Beispiel, ist es weniger<br />

so, wie es manchmal in den Medien dargestellt<br />

wird, dass lediglich hohe Beträge öffentlicher<br />

Gelder nach China fließen, sondern deutsche<br />

Unternehmen vielmehr gute finanzielle, aber<br />

auch fachliche Unterstützung von chinesischer<br />

Seite bekommen, um ihr Personal für die<br />

Zukunft zu qualifizieren.<br />

Seit Beginn der Reformpolitik konnte China<br />

vom deutschen beruflichen Bildungssystem viel<br />

lernen. Unternehmen wie Volkswagen, Bosch<br />

oder Kern-Liebers bauten als Vorreiter schon<br />

vor Jahrzehnten in ihren chinesischen Produktionswerken<br />

Ausbildungsstätten auf, die ähnlich<br />

wie in Deutschland arbeiten. Diese Investitionen<br />

in die Zukunft lohnten sich auch für<br />

diese Unternehmen. Wer in China auf Qualifikation<br />

setzte, der hatte in der Regel Erfolg. Industriekonzerne,<br />

die China lediglich als verlängerte<br />

Werkbank verstanden, können dagegen kaum<br />

im zukünftigen Wettbewerb bestehen.<br />

Kern-Liebers, der Hersteller technischer Federn<br />

und Metallteile für die Automobil- und<br />

Textil industrie, gilt als Erfolgsbeispiel. Jährlich<br />

bildet das Unternehmen in China mehr als 40<br />

Menschen aus. Seit 2001 durchliefen sogar bereits<br />

400 chinesische Azubis die Ausbildung zum<br />

Werkzeugmacher oder Industriemechaniker. Vor<br />

allem das gute Image deutscher Familienunternehmen<br />

ist für viele junge Menschen in China<br />

ausschlaggebend, um sich für eine Ausbildung<br />

nach deutschen Standards zu entscheiden. Herkunft<br />

und Tradition des Unternehmens kommen<br />

in China gut an, so Richard Zhang, CEO von Kern-<br />

Liebers in China. Die jungen Menschen „sehen,<br />

dass unser Unternehmen ein langfristiges Interesse<br />

am chinesischen Markt hat und Menschen<br />

fördert. Wir bieten unseren Mitarbeitern gute<br />

Arbeitsbedingungen und gute Entwicklungsmöglichkeiten.“<br />

Berufliche Bildung als Schwerpunkt der<br />

bilateralen Zusammenarbeit<br />

Berufliche Bildung ist daher auch ein Schwerpunkt<br />

der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit. Die<br />

Federführung bei der Berufsbildungskooperation<br />

mit China liegt im Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF). Das BMBF<br />

unterhält bilaterale Kooperationsabkommen in<br />

der beruflichen Bildung, die sich über regel-<br />

Foto: Kern-Liebers<br />

www.chk-de.org


11<br />

mäßig tagende Arbeitsgruppen austauschen.<br />

Dadurch wird nicht nur den bildungspolitischen<br />

Zielen Rechnung getragen, sondern auch den<br />

wirtschaftlichen, gesellschafts- und außenpolitischen<br />

Aspekten. Als Dienstleister bedient sich das<br />

BMBF Organisationen wie iMOVE (International<br />

Marketing of Vocational Education) oder dem<br />

BiBB (Bundesinstitut für Berufsbildung).<br />

Die Ausbildungsgänge richten sich nach dem<br />

Bedarf der Unternehmen, welche diese über die<br />

Institutionen vor Ort einbringen. In verschiedenen<br />

chinesischen Städten gibt es zahlreiche<br />

informelle Treffpunkte, Qualitätszirkel oder Seminarreihen,<br />

in denen sich Mitarbeiter der Unternehmen<br />

austauschen und auch gemeinsame<br />

Ausbildungsprogramme ins Leben rufen können.<br />

Gemeinsam können Unternehmen Ausbildungs -<br />

konzepte besser, schneller und günstiger realisieren.<br />

Erfolgreiche Beispiele gibt es bereits. In Taicang<br />

betreibt Kern-Liebers gemeinsam mit Mubea<br />

und Unterstützung der Behörden vor Ort das<br />

Deutsche Ausbildungszentrum für Werkzeugmechaniker<br />

Taicang (DAWT). „Uns eint der Bedarf<br />

nach gut ausgebildeten Fachkräften“, so Richard<br />

Zhang. Mit der Zusammenarbeit könne man Synergien<br />

nutzen, v. a. um „mehr erfahrene Lehrkräfte<br />

auszubilden und Kosten zu verteilen“.<br />

Anfragen zur beruflichen Bildung werden meist<br />

an die Auslandshandelskammern (AHK) gerichtet.<br />

Die AHK Shanghai bildet im Auftrag von Unternehmen<br />

und mit Unterstützung der Kammern in<br />

Deutschland nach deutschen Standards aus und<br />

vergibt Zertifizierungen an chinesische Berufsschulen.<br />

Seit vergangenem Jahr befindet sich bei<br />

der AHK Shanghai ein iMOVE-Büro, das passende<br />

deutsche Anbieter für Vorhaben in der beruflichen<br />

Aus- und Weiterbildung auch nach China vermittelt.<br />

Die berufliche Ausbildung erfolgt jedoch hauptsächlich<br />

durch chinesische Lehrer und Trainer. Im<br />

Rahmen eines umfangreichen Programms zwischen<br />

Deutschland und China im Bereich der Berufsbildung<br />

(ABT-S) wird das deutsche Modell der<br />

grundständigen, integralen und praxisorientierten<br />

Berufsschullehrerausbildung durch das Institut<br />

für Berufsbildung an der Tongji Universität aufgebaut<br />

und umgesetzt. Dass die bilaterale Zusammenarbeit<br />

umfassend vertieft wird, zeigt auch die<br />

Vereinbarung zwischen der Kultusministerkonferenz<br />

und dem chinesischen Bildungsministerium<br />

für einen Austausch über strukturelle und inhaltliche<br />

Entwicklungsperspektiven beruflicher Bildung<br />

und gemein same Projekte und Handlungsansätze<br />

im Juli 2018.<br />

Die Schwerpunkte der Zusammenarbeit liegen in<br />

der Entwicklung und Umsetzung von Ausbildungskonzepten<br />

zum Erwerb beruflicher Handlungskompetenz.<br />

Außerdem fokussiert sich die Vereinbarung<br />

darauf, wie neue Technologien in der<br />

beruflichen Bildung berücksichtigt und umgesetzt<br />

werden und die Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

und von Informationstechnik zur Gestaltung<br />

von Lehr-/Lernprozessen genutzt werden<br />

können. Geplant sind außerdem Qualifikationsund<br />

Fortbildungsmaßnahmen für Lehrkräfte<br />

der beruflichen Schulen und Colleges in Deutschland<br />

und in China. Beide Seiten wollen die Zusammenarbeit<br />

auf Schulebene ausbauen und ausweiten<br />

sowie den Schüleraustausch zwischen<br />

beiden Ländern intensivieren.<br />

Chinesische Unternehmen suchen in Deutschland<br />

nach F&E-Fachkräften<br />

Umgekehrt haben chinesische Konzerne, die in<br />

Deutschland investierten, ein großes Interesse<br />

an bestens qualifiziertem Personal. Viele der großen<br />

chinesischen Konzerne starten jedoch zumeist<br />

nicht mit einer Produktion, sondern mit<br />

Forschungszentren. Wie Geely und Great Wall<br />

im hessischen Raunheim oder gleich ein halbes<br />

Dutzend chinesische Autokonzerne im Großraum<br />

München, die zurzeit hunderte Fachkräfte<br />

suchen. Doch mit der Digitalisierung wird auch<br />

die Produktion in Deutschland für chinesische<br />

Industriebetriebe interessant, wofür im kleineren<br />

Umfang auch bereits Ausbildungsplätze<br />

eingerichtet wurden. Die Aus- und Weiterbildung<br />

richtet sich nach dem Bedarf und nach<br />

den zukünftigen Qualifikations anforderungen.<br />

Deutschland hat dafür das solide duale Ausbildungssystem,<br />

China das flexible Lernen im Betrieb.<br />

Die deutschen und die chinesischen Bildungssysteme<br />

können sich so gegenseitig befruchten.<br />

Das zeigt auch der chinesische Baumaschinenkonzern<br />

XCMG, der im Jahr 2013 ein For -<br />

schungszentrum in Krefeld gründete und seitdem<br />

insgesamt 50 Millionen US-Dollar investierte.<br />

Mit dem XCMG European Research Center hat<br />

das Unternehmen „eine Plattform für den Austausch<br />

zwischen Ingenieuren und technischem<br />

Personal aus China und Deutschland“ geschaffen,<br />

so ZHANG Chengyu, Geschäftsführer des Forschungsinstituts.<br />

„Bevor XCMG in Krefeld investierte,<br />

war die Region chinesischen Unternehmen<br />

und Fachkräften weitestgehend unbekannt.<br />

Jetzt werden immer mehr Ingenieure aus verschiedenen<br />

Ländern Teil des XCMG European<br />

Research Center“, ergänzt Zhang und betont damit<br />

auch die Bedeutung der Investition für die Region.<br />

Fotos: Kern-Liebers<br />

Auszubildende und Ausbilder in der<br />

Werkstatt von Kern-Liebers China<br />

www.chk-de.org


12 Interview<br />

Interview<br />

RICHARD ZHANG<br />

3. Das zeigt, dass Kern-Liebers gut in China<br />

vertreten ist. Sind Sie dort eher als deutsches<br />

oder chinesischen Unternehmen etabliert?<br />

Dazwischen. Wir wollen weder eine reine deutsche<br />

Firma noch eine reine chinesische Firma<br />

sein. Wir haben unsere deutsche Tradition, was<br />

wichtig und der Grund dafür ist, warum wir technologisch<br />

stark und wirtschaftlich erfolgreich<br />

sind. Auf der anderen Seite ist die chinesische<br />

Kultur, das chinesische Umfeld und insbesondere<br />

das rechtliche Umfeld definitiv chinesisch. Wir<br />

sind demnach ein chinesisch-deutsches Unternehmen.<br />

Hier in China sorgen regelmäßig Expats<br />

aus Deutschland dafür, dass deutsches Denken<br />

und Argumente eingebracht werden.<br />

4. Sie sind von Anfang an dabei. Was war der<br />

Grund für Kern-Liebers auf berufliche Bildung<br />

in China zu setzen?<br />

Richard Zhang ist CEO von Kern-Liebers in China, das als erstes deutsches<br />

Unternehmen in Taicang, der heutigen Hochburg deutscher Unternehmen<br />

in China, investierte. Im Jahr <strong>19</strong>95 stieg Richard Zhang als General<br />

Manager in das Unternehmen ein und baute es von sieben bis heute über<br />

1.200 Mitarbeiter aus. Er ist zudem Vorstandsmitglied der AHK Shanghai,<br />

mit deren Unterstützung Kern-Liebers 2001 das Taicang German Technician<br />

Training Center errichtete, das erste duale Ausbildungszentrum in Taicang,<br />

dessen Vorsitzender Richard Zhang ebenfalls ist.<br />

1. Lieber Herr Zhang, China ist der weltweit<br />

größte Markt für technische Federn und für<br />

Textilmaschinen mit einem enormen Wettbewerb.<br />

Welchen Stellenwert hat dabei die Qualifikation<br />

Ihrer Mitarbeiter?<br />

Es kommt darauf an, wie man den Markt<br />

versteht. Für unser Unternehmen ist immer der<br />

Spezial- und Hochtechnologiemarkt im Fokus.<br />

Diese Art von Markt ist besonders, da er besondere<br />

Fähigkeiten und Technologien erfordert.<br />

Das bedeutet der Anspruch an die Qualifikation<br />

der Mitarbeiter ist stets hoch. Deswegen haben<br />

wir seit 2001 unser eigenes Ausbildungszentrum<br />

in China, wo wir fast zu 100 Prozent nach dem<br />

dualen System Werkzeugmacher und Industriemechaniker<br />

ausbilden.<br />

2. Chinas Industrie ist im Umbruch. Das zeigt<br />

sich besonders stark in der Automobilindustrie<br />

aber auch in der Textilindustrie. Wie können<br />

Sie Ihre Kunden bei diesem Wandel unterstützen?<br />

Welche Rolle spielt dabei die Qualifikation?<br />

Wie schon erwähnt, wir leben von unserer Technologie.<br />

Die Anforderung ist immer, dass wir gute<br />

Ingenieure und Techniker brauchen, nicht nur im<br />

Büro, sondern auch in der Werkstatt. Neben unserem<br />

Trainingszentrum haben wir im Jahr 2017<br />

begonnen, mit der DHBW (Duale Hochschule<br />

Baden-Württemberg) zusammenzuarbeiten und<br />

den Bachelor-Abschluss für unsere Mitarbeiter<br />

sowie für Ingenieure nach dem dualen System<br />

eingerichtet. Zusätzlich kooperieren wir mit der<br />

Steinbeis Hochschule bei MBA/EMBA-Kursen und<br />

haben mit Unterstützung der AHK Shanghai die<br />

„Meisterschule“ eingerichtet. Ende letzten Jahres<br />

haben wir schließlich die Kern-Liebers-Akademie<br />

gegründet, die alle Ebenen der Ausbildung<br />

umfasst. Die Akademie richtet sich hauptsächlich<br />

an chinesisches Personal, aber mit deutschem<br />

Lehrmaterial und deutschem Lehrplan.<br />

Vor mittlerweile <strong>19</strong> Jahren, im Jahr 2000, haben<br />

wir versucht, in China qualifizierte Werkzeugmacher<br />

auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Aber<br />

das Problem war, dass wir entweder erfahrene<br />

Leute mit guten handwerklichen Fähigkeiten,<br />

jedoch ohne die nötigen Sprachkenntnisse, um<br />

die Maschinen zu bedienen, gefunden haben.<br />

Oder es bewarben sich junge Leute, die zwar gut<br />

Englisch sprechen konnten, aber nicht über<br />

ausreichend gute handwerkliche Fähigkeiten<br />

verfügten. Dies haben wir damals unserer<br />

Zentrale gemeldet. Trotz großer anfänglicher<br />

Skepsis meinerseits, wurde auf Initiative unseres<br />

damaligen Präsidenten Dr. Steim beschlossen,<br />

gemeinsam mit anderen Unternehmen in Ausbildung<br />

in China zu investieren.<br />

5. Und das mit großem Erfolg, Ihr Unternehmen<br />

gilt als einer der Vorreiter der dualen Ausbildung<br />

in China.<br />

Es war natürlich eine große Investition damals,<br />

für die viele personelle und maschinelle Ressourcen<br />

benötigt wurden. Ich bin ehrlich, zunächst<br />

hielt ich es für eine schwierige Aufgabe und Zeitverschwendung.<br />

Aber lassen Sie mich sagen,<br />

nach fünf Jahren waren die Vorteile nicht mehr<br />

von der Hand zu weisen. Denn seitdem haben wir<br />

durchgehend gut ausgebildete Fachkräfte. Sie<br />

sind nach deutschen Standards ausgebildet, was<br />

www.chk-de.org


13<br />

bedeutet, sie kennen die „deutsche Gründlichkeit“,<br />

die in China sehr geschätzt wird. Schon<br />

nach kurzer Zeit hatten wir 20 Absolventen. Später<br />

verbesserten sich auch die Abläufe und<br />

Strukturen. So sind mittlerweile z. B. Absolventen<br />

von früher heute selbst Ausbilder. Man kann also<br />

mit Fug und Recht behaupten, es läuft sehr gut.<br />

6. Wie gewinnen Sie qualifizierte und hochmotivierte<br />

Fachkräfte?<br />

Zunächst, wir sind ein deutsches Unternehmen<br />

und zugleich ein Familienunternehmen mit einer<br />

130jährigen Geschichte. Das kommt in China gut<br />

an und stärkt das Image bei potenziellen Mitarbeitern.<br />

Sie sehen, dass unser Unternehmen ein<br />

langfristiges Interesse am chinesischen Markt<br />

hat und Menschen fördert. Wir bieten Schulungen<br />

an und Möglichkeiten zur beruflichen<br />

Weiter entwicklung. Gleichzeitig legen wir großen<br />

Wert auf das Betriebsumfeld, ein Beispiel ist die<br />

Klimatisierung im gesamten Werkstattbereich.<br />

So bieten wir unseren Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen<br />

und gute Entwicklungs möglichkeiten.<br />

Wir denken, dass dies manchmal sogar<br />

noch wichtiger ist als die Bezahlung.<br />

7. Qualifizieren für ein chinesisch-deutsches<br />

Unternehmen bedeutet auch ein gemeinsames<br />

Team zusammenzuschweißen, eine gemeinsame<br />

Unternehmenskultur zu entwickeln. Wie<br />

funktioniert dies bei Kern-Liebers?<br />

Wie ich schon sagte, versuchen wir immer, ein<br />

Unternehmen zwischen Deutschen und Chinesen<br />

aufzubauen. Wir haben immer ein anderes Denken<br />

und unterschiedliche Teams im Unternehmen.<br />

Wir können Dinge offen ansprechen und nicht<br />

nur auf technischer, sondern auch auf politischer<br />

Ebene unterschiedliche Meinungen austauschen.<br />

Nur so gelingt uns die Verständigung untereinander.<br />

Unter dem Strich ist das sehr gut für alle Beteiligten<br />

und macht uns als Arbeitgeber attraktiv.<br />

8. In Deutschland gibt es traditionell eine hohe<br />

Loyalität zwischen dem Ausbildungsbetrieb<br />

und den Auszubildenden. Wie sehen Sie die<br />

Situation in China? Würden Sie sagen, dass es<br />

in China mehr Fluktuation gibt?<br />

Aus unserer eigenen Erfahrung nein. Dennoch,<br />

wir müssen akzeptieren, dass ein Teil der Auszubildenden<br />

nicht bleibt, sei es aus privaten oder<br />

beruflichen Gründen. Bei uns ist die Fluktuationsrate<br />

vergleichsweise niedrig, in der Regel liegt<br />

sie bei vier bis fünf Prozent. Der größte Teil der<br />

Mitarbeiter bleibt im Unternehmen, weil sie hier<br />

ausgebildet wurden und die Unternehmenskultur<br />

und die Zukunft des Unternehmens kennen.<br />

9. Das ist beeindruckend, da die Fluktuation in<br />

China allgemein sehr hoch ist.<br />

Ja, andererseits wünschen wir uns auch eine<br />

gewisse Fluktuation. Ohne diese bekommen wir<br />

keine „frische Luft“, wie wir es nennen. Manchmal<br />

braucht ein Unternehmen auch Neueinsteiger<br />

und frische Ideen, um anderes Denken<br />

und Wissen in die Firma einfließen zu lassen.<br />

Das ist gut so.<br />

10. Kern-Liebers ist als Zulieferer in China gut<br />

bekannt. Wie wird dort vor Ort entwickelt, an<br />

was geforscht?<br />

Im Kern sind wir ein produzierendes Unternehmen,<br />

das mechanische Teile herstellt. Doch wir<br />

betreiben Grundlagenforschung in Deutschland<br />

und in letzter Zeit bauen wir auch Forschungskapazitäten<br />

in China auf, vor allem im Bereich<br />

der Elektromobilität. Hier ist China führend.<br />

Wenn wir immer auf die Forschungsergebnisse<br />

aus Deutschland warten müssten, würde es zu<br />

lange dauern. Deshalb haben wir ein eigenes<br />

Forschungszentrum eingerichtet, in dem wir<br />

neue Technologien entwickeln, für die wir<br />

nationale und internationale Patente beantragen.<br />

Letztlich stellen wir hier auch eine Verbindung zu<br />

unserer Akademie her. Für uns kann dies einen<br />

großen Mehrwert schaffen, um sowohl Technologien<br />

als auch Menschen voranzubringen.<br />

11. Wie qualifizieren Sie die Mitarbeiter für die<br />

Zukunftsaufgaben in China?<br />

Uns ist bewusst, dass wir uns durch die Digitalisierung<br />

immer mehr Herausforderungen stellen<br />

müssen. Genau deshalb haben wir das Forschungsinstitut<br />

ins Leben gerufen. Und auch in<br />

unseren Ausbildungszentren setzen wir uns<br />

schon mit dem Thema auseinander. Der Vorteil<br />

für uns ist, dass wir vom Start weg die Auszubildenden<br />

in der Digitalisierung schulen können,<br />

was durch die digitale Affinität junger Leute<br />

erleichtert wird. Das bringt uns Beispiele, wie die<br />

Digitalisierung die Werkstätten verändert. Wir<br />

bilden unsere Mitarbeiter z. B. im Bereich<br />

3D-Druck weiter und auch in Zukunft werden wir<br />

jede Chance nutzen, um uns auf die Herausforderungen<br />

der Zukunft vorzubereiten.<br />

12. Der Standort Taicang ist ein Zentrum für<br />

deutsche Unternehmen. Wie verläuft dort<br />

die Zusammenarbeit mit Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen<br />

und anderen Forschungseinrichtungen<br />

oder Unternehmen?<br />

Wir arbeiten vor allem mit unserem eigenen Ausbildungszentrum<br />

zusammen. Wir kooperieren<br />

aber auch mit der örtlichen Universität und der<br />

Universität in Shanghai. Außerdem arbeiten wir<br />

mit dem KIT (Karlsruher Institut für Technologie)<br />

in Suzhou zusammen und hatten von Zeit zu Zeit<br />

auch einen Kontakt zum Fraunhofer Institut. Auf<br />

jeden Fall können wir als Unternehmen nicht alle<br />

Forschung selbst durchführen, insbesondere auf<br />

dem Gebiet der Grundlagenforschung wie der<br />

Materialentwicklung und anderen müssen wir<br />

uns auf die Forschungsinstitute verlassen.<br />

Lieber Herr Zhang, wir danken Ihnen vielmals<br />

für das Gespräch!<br />

Milestones<br />

RICHARD ZHANG<br />

• Studium an der Jiaotong Universität,<br />

Shanghai<br />

• <strong>19</strong>95 General Manager Kern-Liebers<br />

(Taicang) Co. Ltd.<br />

• 2011 CEO Kern-Liebers China Group<br />

• Mitglied im Vorstand der AHK<br />

Shanghai<br />

• Vorsitzender der Taicang European<br />

Investment Enterprises Association<br />

(Taicang Roundtable, TRT)<br />

• Vorsitzender der Taicang Engineering<br />

Association<br />

www.chk-de.org


14 Interview<br />

„Wir möchten kreativen<br />

Menschen mehr<br />

Möglichkeiten bieten.“<br />

Interview mit<br />

ZHANG<br />

Chengyu,<br />

Geschäftsführer,<br />

XCMG European Research Center<br />

1. Lieber Herr Zhang, im Jahr 2013 hat XCMG<br />

ein Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

in Deutschland errichtet. Was waren die<br />

Gründe dafür?<br />

Das strategische Ziel von XCMG ist es, zu den<br />

Top-3-Baumaschinenherstellern weltweit zu gehören.<br />

Dafür setzen wir auf Internationalisierung<br />

und technologische Innovationen. Die Einrichtung<br />

eines F&E-Zentrums in Deutschland ist eine wichtige<br />

Maßnahme, um unsere Ziele zu erreichen. In<br />

der Maschinen- und Anlagenbauindustrie hat<br />

Deutschland weltweit führende innovative Ressourcen.<br />

Mit dem Research Center können wir<br />

noch besser und effizienter von diesen Ressourcen<br />

profitieren, das Verständnis des europäischen<br />

Markts vertiefen, den technologischen Durchbruch<br />

bei High-End-Engineering-Maschinen beschleunigen<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit von XCMG-<br />

Produkten auf dem High-End-Markt stärken.<br />

2. Wie trägt XCMG durch den Aufbau eines<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrums in<br />

Krefeld zum Talentaustausch zwischen<br />

China und Deutschland bei?<br />

Mit der Gründung des XCMG European Research<br />

Center im Jahr 2013 haben wir eine Plattform<br />

für den Austausch zwischen Ingenieuren und<br />

technischem Personal aus China und Deutschland<br />

sowie auf politischer Ebene geschaffen. Wir<br />

unterstützen eine Reihe von technischen und<br />

wirtschaftlichen Austauschprogrammen, bei<br />

denen wir mit Partnern aus der Politik, Hochschulen<br />

und Industrie zusammenarbeiten. Bevor<br />

XCMG in Krefeld investierte, war die Region<br />

chinesischen Unternehmen und Fachkräften<br />

weitestgehend unbekannt. Jetzt werden immer<br />

mehr Ingenieure aus verschiedenen Ländern Teil<br />

des XCMG European Research Center oder<br />

unserer europäischen Firmenzentrale XCMG<br />

Europe GmbH. Wir organisieren und unterstützen<br />

Veranstaltungen, bieten Praktikumsplätze<br />

für Absolventen aus China, um die<br />

Entwicklung von Talenten zu fördern. Dieser<br />

Austausch wirkt sich positiv auf die Förderung<br />

der internationalen technischen Zusammenarbeit<br />

und die Gewinnung internationaler Talente aus.<br />

3. XCMG bringt nicht nur seine Maschinen,<br />

sondern auch seine Erfahrung nach Europa.<br />

Der Konzern kauft dabei weniger große<br />

Marken, sondern baut sein Geschäft hierzulande<br />

selbst auf. Wie gewinnen sie dafür<br />

qualifizierte und hochmotivierte Fachkräfte?<br />

Unsere Strategie, die wir seit der Eröffnungsfeier<br />

des Research Center verfolgen, lautet<br />

„Investition, Innovation, Integration“. Für die<br />

Umsetzung der Strategie benötigen wir qualifizierte<br />

Fachkräfte. Diese zu finden und an unser<br />

Unternehmen zu binden ist unser Ziel. Wir<br />

möchten sie mit unserer Vision und unseren<br />

Ideen überzeugen. Viele neue Projekte und<br />

deren herausfordernde Zielsetzungen ziehen<br />

ebenfalls viele Ingenieure an, die ihre Talente<br />

unter Beweis stellen wollen.<br />

Wir haben in Krefeld 50 Millionen US-Dollar<br />

investiert, um eine erstklassige Forschungsund<br />

Entwicklungsplattform mit hochwertigen<br />

Bürobedingungen und erstklassigen Labors für<br />

diejenigen zu schaffen, die hier innovative<br />

Arbeit leisten möchten. Solche Bedingungen<br />

sind notwendig. Darüber hinaus fördern wir<br />

kontinuierlich den Austausch und die Zusammenarbeit<br />

von internationalen Talentteams und<br />

die Weiterbildung von Mitarbeitern.<br />

4. Wie sieht das im Konkreten aus?<br />

Junge Ingenieure haben bei uns durch die Teilnahme<br />

an verschiedenen Projekten, die gute<br />

Kommunikation mit dem Team und das offene<br />

Lernumfeld ein schnelles Wachstum und viel<br />

Industrieerfahrung erlangt. Erfahrene Ingenieure<br />

und Experten, von der Leitung eines Projekts bis<br />

zum Aufbau eines eigenen Teams, entwickeln<br />

sich schließlich zu einer Abteilung. Auf dieser<br />

Plattform setzen wir uns für Unternehmertum<br />

ein, das talentierten und kreativen Menschen<br />

mehr Möglichkeiten bietet.<br />

Milestones<br />

ZHANG CHENGYU<br />

• 2000-20<strong>04</strong> Bachelor of Mechanical<br />

Engineering, Chang’an Universität,<br />

Xi’an<br />

• 2013-2016 Doppel-MBA an den<br />

Universitäten Mannheim und Tongji<br />

(Shanghai)<br />

• 20<strong>04</strong>-2011 Leiter der technischen<br />

Abteilung, Xuzhou Heavy-Duty Machinery<br />

Limited Company<br />

• 2011-2013 Projektmanager &<br />

Mitglied des Managementteams,<br />

Fluitronics GmbH<br />

• 2013-2016 General Manager, XCMG<br />

European Research Center GmbH<br />

• 2016-20<strong>19</strong> stellv. Direktor, XCMG<br />

Research Institute Jiangsu; stellv.<br />

Direktor, Advanced Construction<br />

Machinery Innovation Center Jiangsu<br />

• seit Juli 20<strong>19</strong> General Manager,<br />

XCMG European Research Center<br />

GmbH<br />

www.chk-de.org


15<br />

5. Qualifizieren für ein chinesisch-deutsches<br />

Unternehmen bedeutet auch ein gemeinsames<br />

Team zusammenzuschweißen, eine<br />

gemeinsame Unternehmenskultur zu entwickeln.<br />

Wie funktioniert dies bei XCMG?<br />

Die kulturellen Unterschiede zwischen China<br />

und Europa sind nicht von der Hand zu weisen.<br />

Das Problem ist, dass wir erst die Unterschiede<br />

in der Kultur kennen müssen, dann kommt die<br />

interkulturelle Integration. In dieser Hinsicht<br />

respektieren und schätzen wir voll und ganz die<br />

deutsche Ingenieurskultur, von der wir viel<br />

lernen können. In den letzten fünf Jahren haben<br />

wir eine Vielzahl an interkulturellen Weiterbildungsprogrammen<br />

organisiert, die sich sowohl<br />

an chinesische als auch an deutsche Ingenieure<br />

richten. Seit 2014 führen wir außerdem jedes<br />

Jahr ein F&E-Ingenieur-Kooperationsprojekt<br />

durch, wodurch wir Integration und Zusammenarbeit<br />

chinesischer und deutscher Ingenieure<br />

nachhaltig stärken. All unsere F&E-Projekte<br />

werden heute von chinesischen und deutschen<br />

Ingenieuren gemeinsam durchgeführt, beide<br />

Seiten ergänzen sich.<br />

6. XCMG in Krefeld ist bereits als deutsch-chinesische<br />

Begegnungsstätte in Fachkreisen<br />

über die Region hinaus bekannt. Wie wird<br />

dort entwickelt, an was geforscht?<br />

Im XCMG European Research Center forschen wir<br />

an Hydraulik, Steuerungstechnologie und Getriebetechnologie<br />

für Baumaschinen mit dem Ziel, eine<br />

bessere Produktperformance, höhere Effizienz bei<br />

geringerem Energieverbrauchs zu erreichen. Und<br />

das für den europäischen Markt. Wir führen auch<br />

Optimierungen und Verbesserungen von Produkten<br />

durch und konzentrieren uns auf die Bereitstellung<br />

kostengünstiger Produkte unter Einhaltung<br />

der europäischen Marktstandards.<br />

wir die Anforderungen der Mitarbeiterschulung<br />

verstehen und erfüllen. Wir werden unsere<br />

Schulungen und interkulturellen Trainings zu<br />

Themen wie Arbeitssicherheit, Projektmanagement<br />

u.a. weiter durchführen und dafür renommierte<br />

europäische Experten und Institutionen<br />

als Partner einladen, auch in den Bereichen<br />

europäische Standards und Advanced Design<br />

Software. Darüber hinaus veranstalten wir regelmäßig<br />

einen internen technischen Austausch<br />

sowie Seminare. Die Themen dafür werden von<br />

den Experten oder Projektteams aus den jeweiligen<br />

Bereichen eingebracht. Klar ist natürlich<br />

auch, dass die praktische Durchführung von<br />

F&E-Projekten die beste Mitarbeiterschulung<br />

ist. Insofern werden wir weiter forschen mit Fokus<br />

auf zukunftsweisende Technologien.<br />

8. Als globales Unternehmen mit Sitz in<br />

Krefeld ist XCMG bereits gut in die Region<br />

integriert. Wie verläuft die Zusammenarbeit<br />

mit Hochschulen, Wissenschaftseinrichtungen<br />

und anderen Forschungseinrichtungen?<br />

Wir arbeiten mit einigen lokalen Universitäten,<br />

Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und<br />

Ingenieurbüros zusammen und werden diese<br />

Zusammenarbeit fortsetzen und ausbauen. Die<br />

derzeitige Art der Zusammenarbeit erfolgt im<br />

Wesentlichen im Rahmen von F&E-Projekten.<br />

Darüber hinaus bieten wir Studenten die Möglichkeit,<br />

Abschlussarbeiten zu mit unserer Forschungsarbeit<br />

verwandten Themen zu schreiben.<br />

Insgesamt wurden bei XCMG bisher fast 30 Abschlussarbeiten<br />

betreut. Wir hoffen, in Zukunft<br />

weitere langfristige strategische Partnerschaften<br />

mit Berufsverbänden eingehen sowie eine engere<br />

Zusammenarbeit mit Universitäten und lokalen<br />

Ausbildungsdienstleistern aufbauen zu können.<br />

XCMG EUROPE GMBH<br />

Die XCMG Europe GmbH, eine hundertprozentige<br />

deutsche Tochtergesellschaft<br />

von XCMG, ist die europäische<br />

Firmenzentrale des Unternehmens.<br />

Als Management-Holding und Dienstleister<br />

ist sie verantwortlich für alle<br />

strategischen Investitionen und Innovationen<br />

von XCMG in Europa.<br />

XCMG EUROPEAN<br />

RESEARCH CENTER<br />

GMBH<br />

Die XCMG European Research Center<br />

GmbH wurde im April 2013 gegründet<br />

und ist das erste Forschungszentrum<br />

der XCMG Gruppe außerhalb Chinas.<br />

In Krefeld werden neue Antriebssysteme<br />

für die XCMG Baumaschinen in enger<br />

Zusammenarbeit mit chinesischen<br />

Partnern erforscht und entwickelt. Der<br />

Schwerpunkt liegt dabei in hydraulischen<br />

Systemen, die die Leistung des<br />

Dieselmotors effizient in kraftvolle und<br />

gut steuerbare Arbeitsbewegungen der<br />

Maschine umsetzen. Ausgehend von<br />

der Analyse des Betriebsverhaltens der<br />

Maschine werden alternative Lösungsansätze<br />

entwickelt, in Prototypen umgesetzt<br />

und getestet.<br />

Lieber Herr Zhang, auch Ihnen herzlichen<br />

Dank für das Interview.<br />

ZHANG Chengyu (4. v.l.) bei einem Rundgang durch das XCMG-Gebäude in Krefeld<br />

7. Wie qualifizieren Sie die Mitarbeiter für<br />

Zukunftsaufgaben?<br />

Wenn wir offen denken, aktiv am fachlichen<br />

Austausch bei internationalen Konferenzen teilnehmen,<br />

die Zusammenarbeit mit externen<br />

Berufsverbänden stärken und den Zusammenhang<br />

zwischen zukünftigen Entwicklungstrends<br />

und unserem eigenen Geschäft erkennen, können<br />

www.chk-de.org


16 Titel<br />

Verständnis für Land und Leute einer anderen Kultur entsteht nur vor Ort.<br />

Gemeinsames Lernen verbindet.<br />

China-Kompetenz entsteht vor Ort<br />

L<br />

ässt sich China-Kompetenz lernen? „Hüten<br />

Sie sich davor, reine Sinologen für Ihr<br />

Chinageschäft einzustellen. Die können ihr<br />

Chinageschäft ganz schön stören. Es gibt nicht<br />

den Chinesen, die Menschen hier sind mindestens<br />

so unterschiedlich, wie in Europa. Wichtiger<br />

ist Menschenkenntnis, ohne die sind sie hier<br />

verloren,“ sagte der Leiter der Chinaniederlassung<br />

von PricewaterhouseCoopers (PwC) vor<br />

einigen Jahren. Das Bild hat sich sicherlich verbessert,<br />

das moderne China wird auch im Westen<br />

besser bekannt. Immer mehr Technische<br />

Universitäten und Fachhochschulen bauen<br />

deutsch-chinesische Hochschulkooperationen<br />

auf. Zahlreiche Studenten aus Europa studieren<br />

bereits in China, wobei praktische Fächer dominieren<br />

und Sinologie oft nur zum Lernen der<br />

Sprache genutzt wird. Immer mehr deutsche<br />

Schulen und Berufsschulen bieten Chinakurse<br />

an und haben Austauschprogramme mit China.<br />

Bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />

mit China sollten in Deutschland mehr praktische<br />

und zeitgenössische Themen in den Lehrplan<br />

aufgenommen und gemeinsame Programme mit<br />

chinesischen Hochschulen geschaffen werden.<br />

Dies ist im Sinne der Studenten, die mehr über<br />

China wissen möchten und die bei ihrer Studienortwahl<br />

Universitäten mit praktischen Themen<br />

bevorzugen. Dass das mehr denn je notwendig<br />

ist, zeigt, dass die Zahl deutscher Studenten, die<br />

in China studieren, seit einigen Jahren stagniert.<br />

Dabei wird der Bedarf an Chinakennern immer<br />

dringlicher. „Der Umgang mit diesem selbstbewussten<br />

China verlangt nach differenziertem<br />

Wissen über ein Land, dessen Bild in Deutschland<br />

heutzutage oft noch von überholten<br />

Vorstellungen und Klischees geprägt ist“, so das<br />

Fazit der Studie „CHINA KENNEN, CHINA<br />

KÖNNEN - Ausgangspunkte für den Ausbau von<br />

China-Kompetenz in Deutschland“ des Mercator<br />

Institute for China Studies, die im Mai 2018 veröffentlicht<br />

wurde und eine Bestandsaufnahme<br />

der China-Kompetenz in Deutschland ist. Zur<br />

China-Kompetenz sollten neben Sprachkenntnissen<br />

und interkulturellen Fähigkeiten auch ein<br />

Grundverständnis von Chinas Wirtschaft,<br />

Politik, moderner Geschichte und Gesellschaft<br />

sowie berufsspezifisches Wissen gehören, so<br />

eine Definition des Bundesministeriums für<br />

Bildung und Forschung (BMBF).<br />

In den Betrieben ist es ähnlich, wie an den<br />

Hochschulen. Um ein Land zu verstehen, ist das<br />

Wissen um die Geschichte, Politik und Kultur<br />

eine Voraussetzung und China hat dabei jede<br />

Menge spannender Facetten. Das Land versteht<br />

man jedoch nur, wenn man es wie Prof. HU<br />

Chunchun, Vizedirektor des Deutschland-For-<br />

schungszentrums an der Tongji Universität in<br />

Shanghai hält. Man muss ins pulsierende Alltagsleben<br />

eintauchen und mit vielen unterschiedlichen<br />

Einheimischen tagtäglich zu tun haben.<br />

Dies betrifft auch die Sprache. Auch wenn nicht<br />

jeder deutsche Mitarbeiter in China die doch<br />

recht schwere Sprache in aller Gänze erlernen<br />

kann, sollten von Anfang an Grundlagen erlernt<br />

werden, sollte man sich laufend, auch nebenbei,<br />

etwas von der Sprache beibringen lassen. Manche<br />

Mitarbeiter deutscher Konzerne in China<br />

haben jedoch fast ausschließlich mit anderen<br />

Deutschen zu tun. In vielen Städten Chinas gibt<br />

es große deutsche Gemeinden, man bleibt unter<br />

sich. Andere leben seit vielen Jahren in China,<br />

sind weitgehend in das Land integriert, kennen<br />

es in seinen unzähligen Facetten. Oft ist im<br />

Geschäftsalltag zu erkennen: Wer das wahre<br />

China gut kennt, seine Menschen und das Land<br />

mag, hat Erfolg. Wer fremd bleibt, wer blind<br />

gegen die für ihn undurchschaubaren Bedingungen<br />

kämpft, kaum alltäglichen Kontakt zu<br />

den Menschen hat, scheitert. Wer geschäftlich<br />

nach China geht, sollte daher nicht nur fachlich<br />

dazu gerüstet sein, sondern menschlich offen<br />

für diese faszinierende Herausforderung sein.<br />

Foto (links): Bo<strong>19</strong>82/shutterstock; Foto (rechts): ESB Professional/shutterstock<br />

www.chk-de.org


17<br />

Foto: Prof. HU Chunchun<br />

Interview mit<br />

Prof. HU<br />

Chunchun<br />

1. Lieber Prof. Hu, die Tongji-Universität gilt<br />

in China als die Schwerpunkt-Universität für<br />

die Beziehungen zu Deutschland. Welche Erfahrungen<br />

hat die Tongji mit Studenten aus<br />

Deutschland, was ist dabei schwierig,<br />

welche Erfolge gibt es?<br />

Studenten aus deutschsprachigen Ländern studieren<br />

hier hauptsächlich praktische Studiengänge,<br />

wie Wirtschaftswissenschaften, Architektur,<br />

Stadtplanung oder Ingenieurwesen. Sie sind<br />

zwar sehr neugierig auf China, sind jedoch<br />

beispielsweise im Umgang mit chinesischen<br />

Studenten eher zurückhaltend. Da sind Süd europäer<br />

oder afrikanische Studenten offener und tauchen<br />

schneller ins chinesische Alltags leben ein.<br />

2. Tragen die offiziellen Kontakte viel zur<br />

Schaffung eines stimmigen China-Bildes bei?<br />

Wir haben für den Bildungsaustausch ein neues<br />

Dialog-Format. Dabei geht es nicht nur um wirtschaftlichen<br />

und technologischen Austausch,<br />

sondern auch um kulturellen Austausch. Unser Ziel<br />

ist es, mehr und bessere Informationen in die<br />

jeweils andere Richtung fließen zu lassen. Wir bemühen<br />

uns darum, ein realistisches Chinabild zu<br />

vermitteln, vom Klischee wegzukommen. Dafür<br />

ist es gut, praktische Erfahrungen in China zu<br />

machen, zu sehen wie es sich in China lebt.<br />

3. In der Praxis ist zu sehen, dass chinesische<br />

Studenten gut über Europa Bescheid wissen,<br />

umgekehrt jedoch in Europa oft noch ein altes<br />

Chinabild vorherrscht. Woran kann dies liegen?<br />

China hatte in den vergangenen Jahrzehnten<br />

viel vom Westen gelernt, der Lernbedarf ist immer<br />

noch hoch. Doch mit der enormen wirtschaftlichen<br />

Entwicklung wird auch deutlich,<br />

dass China eine große kulturelle Macht ist. Das<br />

hat im Westen noch nicht jeder realisiert und so<br />

herrscht im Westen oft noch ein überkommenes<br />

Chinabild vor. Chinesen kennen umgekehrt das<br />

zeitgenössische Europa sehr gut, doch bei ihnen<br />

fehlt oft etwas abstraktes Denkvermögen, um<br />

die Dinge einzuordnen. Letztendlich dürfte das<br />

wechselseitige Bild gleich unscharf sein.<br />

4. Wie könnte sich die Sinologie weiterentwickeln,<br />

um ein realistisches Chinabild zu<br />

vermitteln?<br />

Die Sinologie bleibt in Deutschland etwas hinter<br />

meinen Erwartungen zurück. Was ist überhaupt<br />

Sinologie? Was gehört dazu? Auch aktuelle<br />

Wirtschaftsthemen, Politik, Gesellschaft? Da<br />

sind beispielsweise die Amerikaner weiter. Dies<br />

könnte daran liegen, dass viele Chinesen in<br />

Amerikas Wissenschaftsbetrieb arbeiten und<br />

ein direktes, zeitgemäßes Chinabild einbringen.<br />

5. Was bedeutet China-Kompetenz für Sie?<br />

Welche Eigenschaften sollten Personen mitbringen,<br />

die insbesondere im Wirtschaftsleben<br />

mit China zu tun haben?<br />

Mit dem Begriff setzen wir uns an der Tongji seit<br />

einigen Jahren auseinander - in Form von Seminaren<br />

und Vorlesungen für deutschsprachige Studenten<br />

sowie internationalen wissenschaftlichen Konferenzen.<br />

Es gibt natürlich eine fachliche Diskussion,<br />

aber intuitiv und auf das Wesentliche konzentriert<br />

heißt China-Kompetenz für mich: Der Willen<br />

und die Fähigkeiten, den Horizont auf China zu<br />

erweitern und mit China einschließlich des China-<br />

Wissens angemessen umzugehen, und das alles<br />

mit einer „verstehenden Sympathie“, von der<br />

schon Friedrich Nietzsche gesprochen hat. Für<br />

Wirtschaftsleute würde es in erster Linie bedeuten,<br />

China im Modernisierungsprozess mit all seinen<br />

Vor- wie Nachteilen zu beobachten und begleiten,<br />

um daraus Chancen für die eigenen Unternehmen<br />

zu maximieren bzw. Risiken zu minimieren.<br />

6. Die Tongji-Universität ist nicht nur Chinas<br />

Zentrum der deutsch-chinesischen Beziehungen.<br />

Sie ist bei höchstem akademischem Niveau<br />

äußerst praxisorientiert, wirbt mit ihren<br />

intensiven Industriekontakten. Wie nutzen<br />

die Konzerne dies für ihre Personalsuche?<br />

Wir bieten viele Exkursionen zu chinesischen und<br />

internationalen Unternehmen, zu öffentlichen<br />

Insti tutionen oder Behörden an. Die kommen<br />

gut an, man sieht dabei das pulsierende Leben, die<br />

Realität. Daraus kann sich dann beispielsweise ein<br />

studienbegleitendes Praktikum ergeben. Viele<br />

möchten dann in China bleiben und finden über<br />

diese Kontakte eine Stelle. Umgekehrt kommen<br />

viele Experten aus Unternehmen zu unserer Hochschule.<br />

Das Chinesisch-Deutsche Hochschulkolleg<br />

hat mehr als zwei Dutzend Stiftungslehrstühle,<br />

meist von deutschen Konzernen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Prof. Hu!<br />

Zur Person<br />

PROF. HU CHUNCHUN<br />

Prof. HU Chunchun wurde <strong>19</strong>72 in<br />

Anhui geboren. <strong>19</strong>97 erhielt er seinen<br />

Master-Abschluss an der Peking Universität<br />

mit dem Schwerpunkt deutsche<br />

Sprache und Literatur. Im Jahr 2003<br />

promovierte er an der Freien Universität<br />

Berlin. Hu lehrt als assoziierter<br />

Professor im Fach Germanistik an der<br />

Tongji Universität Shanghai. Seine<br />

Forschungsinteressen liegen in der<br />

deutschen Literatur und Kultur, öffentlichen<br />

Diplomatie und der kulturellen<br />

Kommunikation zwischen China und<br />

Deutschland. Von 2007 bis 2013 war<br />

Herr Hu Leiter des Konfuzius Instituts in<br />

Hannover. Gegenwärtig fungiert er als<br />

Vizedirektor des German Studies Center<br />

der Tongji Universität und des Center<br />

for Sino-German People-to-People<br />

Exchange. Außerdem ist er als Vize -<br />

präsident des Aufsichtsrates weiterhin<br />

mit dem Konfuzius Institut in Hannover<br />

verbunden.<br />

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18 Titel<br />

Vernetztes Lernen<br />

„Beim Thema Digitalisierung kann Deutschland von China lernen,“ so fasst das GOVET (German Office for International Cooperation in Vocational<br />

Education and Training) seine Programme in China zur beruflichen Aus- und Weiterbildung vor den Herausforderungen der wachsenden<br />

Digitalisierung zusammen. Seit dem Jahr 2000 sei China von der betrieblichen Ausbildung weggegangen und setzt nun auf die Zusammenarbeit<br />

zwischen Produktion, Lehre und Forschung nach anglo-sächsischem Vorbild, berichtet CHEN Xiaoming, Direktor des Bildungszentrums für<br />

Maschinenbau Beijing einer GOVET-Expertendelegation. Die Gespräche in den Unternehmen zeigten, dass chinesische Firmen andere Lösungsansätze<br />

haben als in Deutschland. Sie setzen eher auf pragmatische innerbetriebliche Lösungen. So werden Neuerungen im Bereich<br />

Digitalisierung mit „Training-on-the-job“-Maßnahmen aufgefangen und den Fachkräften in den Produktionsabläufen vermittelt. Nur mit starren<br />

Ausbildungsprogrammen können durch die gewaltige Dynamik der technischen Entwicklung in China kaum neue und genügend passende<br />

Fachkräfte qualifiziert werden.<br />

Für westliche Experten ist die Offenheit der Systeme<br />

erstaunlich, verwunderlich, dass in China<br />

ein Dialog im Ausbildungssektor zu Standards<br />

kaum stattfindet. Vielmehr funktioniere eine<br />

staatliche Förderung über die Vorbildfunktion,<br />

über ein Ranking der Unternehmen und Schulen,<br />

bei dem die führenden Vertreter mit Projektmitteln<br />

belohnt werden. So entsteht ein großes, sehr<br />

differenziertes Kursangebot zur innerbetrieblichen<br />

Weiterbildung, das sich laufend erneuert.<br />

Staatliche und kommunale Institutionen fördern<br />

dabei einen regen Informationsaustausch.<br />

Das „Talent Exchange Center“ beispielsweise<br />

untersteht dem chinesischen Ministry of Industry<br />

and Information Technology (MIIT) und<br />

kümmert sich vornehmlich darum, Bildung<br />

im Bereich IT und Exzellenz für klein- und mittelständische<br />

Unternehmen zu fördern, die in<br />

der sogenannten „intelligenten Fertigung“ tätig<br />

sind. Das „Talent Exchange Center“ arbeitete<br />

bereits mit 1.000 namhaften Unternehmen zusammen.<br />

Diese Unternehmen würden sich eng<br />

an den Bedürfnissen der Industrie orientieren.<br />

In der „intelligenten Fertigung“ sei es wichtig,<br />

anstelle von Quantität auf Qualität beim Training<br />

von Fachkräften zu setzen, erklärt der stellvertretende<br />

Direktor des Centers, CHEN Xin.<br />

Damit wendet sich China nicht völlig vom deutschen<br />

dualen System ab. Auch in Südchina hat<br />

die AHK ein Ausbildungszentrum nach deutschem<br />

Standard. Doch ist das System der vorgegebenen<br />

Ausbildungsberufe recht starr und kann<br />

der enormen Dynamik in Südchina oft nicht folgen.<br />

Bis eine Ausbildungsordnung in technischen<br />

Berufen modifiziert ist, sind einige technologische<br />

Entwicklungen manchmal schon wieder<br />

obsolet.<br />

Es geht um Lernen für die Zukunft, um fundierte<br />

Aus bildung und lebenslanges Lernen. Dafür kooperieren<br />

Unternehmen in Demonstrationsanlagen,<br />

welche der Qualifikation für die Arbeit in<br />

vernetzten Fabriken dienen. Nach dem Vorbild<br />

in Hannover richtete die Deutsche Messe<br />

die Robotation Academy im südchinesischen<br />

Foshan ein, in dem deutsche und chinesische<br />

Konzerne ihre Technologien für die vollautomatische,<br />

vernetzte Fertigung in einer Demonstrationsanlage<br />

zeigen und Mitarbeiter von Unternehmen<br />

schulen, welche diese Technik in ihre<br />

Werke einbauen möchten.<br />

Foto: Metamorworks/shutterstock<br />

www.chk-de.org


<strong>19</strong><br />

Direkt daneben liegt die Foshan Sino-German<br />

Industrial Services Zone, in der unter anderem<br />

der Roboterbauer KUKA ein neues Werk errichtet.<br />

In Südchina sind noch recht wenig Unternehmen<br />

aus Deutschland vertreten. Doch dort<br />

wächst wie sonst nirgends auf der Welt die traditionelle<br />

Industrie mit IT und Internet zusammen.<br />

Die Millionenstädte der Provinz Guangdong<br />

konkurrieren bei der Ansiedlung neuer<br />

Unternehmen hart untereinander und versuchen<br />

den Firmen beste Fachkräfte vermitteln zu<br />

können.<br />

Dabei hat besonders Südchina bei der Nutzung<br />

von Zukunftstechniken einen Vorsprung, von dem<br />

auch Deutschland lernen kann. E-MetropoLIS<br />

ist ein vom Bundesministerium für Verkehr und<br />

digitale Infrastruktur (BMVI) bis 2021 gefördertes<br />

Projekt an der HafenCity Universität<br />

Hamburg zur Erforschung nachhaltiger Elektromobilität<br />

in Shenzhen. Ein Schwerpunkt soll<br />

hierbei auf den Aufbau und Betrieb von privater,<br />

aber öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur<br />

gelegt werden, da die Konzepte im Vergleich<br />

zu Deutschland bereits weiter gehender umgesetzt<br />

sind. Das Projekt beschäftigt sich auch<br />

mit der Frage, welche Konzepte und Erfahrungen<br />

hinsichtlich der aus Ressourcensicht kritischen<br />

Aspekte der Elektromobilität gemacht<br />

werden konnten. Hieraus sollen auch Empfehlungen<br />

für deutsche Kommunen, Bund und Länder<br />

sowie die Beratung zur Weiterentwicklung<br />

von gesetzlichen Anforderungen abgeleitet<br />

werden. Einen Ausbildungsgang Elek tromobilität<br />

gibt es noch nicht, doch gibt es dazu in<br />

Südchina viel Erfahrung, von der Deutschland<br />

lernen kann.<br />

Jack Ma bei einem Event im Rahmen der „Africa Netpreneur Prize Initaitive“, mit der die Jack Ma Foundation die nächste Generation von Unternehmern in Afrika fördert.<br />

Fotos (oben): www.netpreneur.africa; Foto (unten): Alibaba Group<br />

Digitalisierung erfordert<br />

bessere Bildungskonzepte<br />

Heutzutage würde er niemals einen Job<br />

bei Alibaba bekommen, da er keine<br />

strahlendenden Abschlüsse habe, ist<br />

Jack Ma überzeugt. Im heutigen digitalen Zeitalter,<br />

das rasant wächst und sich weiterentwickelt,<br />

seien akademische Checklisten und rein<br />

formelle Abschüsse jedoch nicht mehr zeitgemäß,<br />

berichtet der Alibaba-Gründer. „Im Industriezeitalter<br />

musste man sich schneller erinnern,<br />

man muss sich mehr erinnern, man muss schneller<br />

rechnen. Das sind die Dinge, die Maschinen jetzt<br />

viel besser können“, erklärt Ma. Das Bildungssystem<br />

könne mit dieser Geschwindigkeit kaum<br />

noch mithalten; dies bereitet Ma Sorgen.<br />

Der 55jährige Workaholic trat jetzt als Vorstandsvorsitzender<br />

von Alibaba zurück, um<br />

sich zukünftig hauptsächlich Bildungsprojekten<br />

widmen zu können. Jack Ma ist Gründer der Jack<br />

Ma Foundation, einer philanthropischen Organisation,<br />

die sich für die Verbesserung von Bildung,<br />

Umwelt und öffentlicher Gesundheit einsetzt.<br />

Jack Ma<br />

Gründer & ehem. CEO Alibaba<br />

Gründer Jack Ma Foundation<br />

Ma möchte im philanthropischen Bildungssektor<br />

seinen zukünftigen Arbeitsschwerpunkt setzen.<br />

Ziel dabei sei es, die nächste Generation besser<br />

auf den digitalen Wandel vorzubereiten und in<br />

selbstständigem Denken zu fördern. „Wir müssen<br />

unseren Kindern beibringen, innovativ, konstruk-<br />

tiv und kreativ zu sein, damit sie in der Zeit der KI<br />

überleben können. Ich möchte noch mehr tun“,<br />

sagte Ma in einem Interview mit CNBC.<br />

Das gegenwärtige Bildungssystem stärke immer<br />

noch den alten, industriell geprägten Bildungsstil,<br />

in dem Kinder passiv das Wissen im<br />

Klassenzimmer erhalten. In der Realität erhalten<br />

viele Kinder ihr Wissen über das Internet,<br />

während maschinelles Lernen und künstliche<br />

Intelligenz (KI) die Informationen schneller und<br />

besser verarbeiten, auswendig lernen und berechnen<br />

können als Menschen. Um in der KI-<br />

Zeit zu überleben, muss viel mehr getan werden,<br />

um die Ausbildung zu verbessern und die<br />

Art und Weise zu ändern, in der Inhalte vermittelt<br />

werden. Kinder sollen dadurch unabhängige,<br />

kritische Denker werden, die innovativ und<br />

kreativ sind, fordert Ma.<br />

Jack Ma kündigte an, dass er das nächste Jahr<br />

damit verbringen werde, über diese Fragen<br />

nachzudenken und unterschiedliche Länder und<br />

Schulen zu besuchen und die verschiedenen<br />

Modelle zu studieren.<br />

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20 Titel<br />

Berufliche Bildung in<br />

China und Deutschland<br />

Akteure, Institutionen, Kontakte<br />

Industrie- und<br />

Handelskammern<br />

Die Industrie- und Handelskammern sind die<br />

ersten Anlaufstellen für Unternehmen, die sich<br />

für Aus- und Weiterbildung interessieren. Sie helfen<br />

bei der Beratung und Findung von Ausbildungsplätzen<br />

und bieten Weiterbildungsberatung<br />

für Unternehmen und Bildungsinteressierte an.<br />

Ausbildung:<br />

https://www.ihk.de/ausbildung<br />

Weiterbildung:<br />

https://www.ihk.de/weiterbildung<br />

Deutschland<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB)<br />

Das BiBB ist ein anerkanntes Kompetenzzentrum<br />

zur Erforschung und Weiterentwicklung<br />

der beruflichen Aus- und Weiterbildung.<br />

Das Institut fördert Innovationen in der nationalen<br />

wie internationalen Berufsbildung und<br />

entwickelt neue, praxisorientierte Lösungsvorschläge<br />

für die berufliche Aus- und Weiterbildung.<br />

Es untersteht der Rechtsaufsicht des<br />

BMBF und wird vom Bund finanziert.<br />

Internet:<br />

https://www.bibb.de/<br />

Bundesministerium für<br />

Bildung und Forschung (BMBF)<br />

Mit zahlreichen Initiativen setzt sich das BMBF<br />

dafür ein, die berufliche Bildung dauerhaft zu<br />

stärken und noch attraktiver zu machen. Mit<br />

dem Förderschwerpunkt InnovatWB unterstützt<br />

das Ministerium außerdem die Entwicklung<br />

konzeptioneller Ansätze und Strategien für<br />

die Gestaltung eines zeitgemäßen beruflichen<br />

Weiterbildungssystems.<br />

Berufliche Bildung:<br />

https://www.bmbf.de/de/beruflichebildung-69.html<br />

Weiterbildung:<br />

https://www.bmbf.de/de/weiterbildung-71.html<br />

Kontakt:<br />

bmbf@bmbf.bund.de<br />

Kontakt:<br />

zentrale@bibb.de<br />

+49 (0)228 107-0<br />

German Office for International<br />

Cooperation in Vacational Education<br />

and Training (GOVET)<br />

Das GOVET wurde von der Bundesregierung<br />

gegründet und dient nationalen und internationalen<br />

Akteuren der Berufsbildungszusammenarbeit<br />

als zentraler Ansprechpartner. Es beantwortet<br />

u. a. Anfragen aus dem Ausland zur<br />

deutschen Berufsbildung und unterstützt ausländische<br />

Akteure bei der Suche nach Kooperations-<br />

und Beratungsmöglichkeiten.<br />

Internet:<br />

https://www.bibb.de/govet/de/index.php<br />

Kontakt:<br />

govet@govet.international<br />

+49 (0)228 107-1818<br />

Brüder Grimm Privatinstitut GmbH<br />

(Berlin, Beijing)<br />

Das CHIN Azubi-Programm für chinesische<br />

Teilnehmer führt deutsche Unternehmen und<br />

Bildungsträger mit chinesischen Azubis zusammen.<br />

Aktuelle Partner sind u. a. das Volkswagen<br />

Bildungsinstitut (technische Berufe) und der<br />

Verband DEHOGA (Berufe Hotel/Gastronomie).<br />

Es besteht großes Interesse an der Ausweitung<br />

des Partner-Netzwerks, sowohl in Deutschland<br />

(Unternehmen, duale Bildungsträger, Verbände)<br />

als auch in China (deutsche Firmen in China mit<br />

Fachkräftebedarf, chinesische Berufs-Colleges<br />

Zhongzhuan/Dazhuan).<br />

Internet:<br />

www.grimminstitut.de<br />

Kontakt:<br />

Tilman Lesche<br />

leo@grimminstitut.de<br />

+86 (0)10 65906886<br />

Deutsche Institutionen<br />

in China<br />

iMOVE<br />

iMOVE ist die Exportinitiative des deutschen<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung<br />

(BMBF). Als Arbeitsbereich im BiBB fördert<br />

www.chk-de.org


21<br />

iMOVE die internationale Zusammenarbeit und<br />

die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen in<br />

der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Mit<br />

der Marke "Training – Made in Germany" wirbt<br />

iMOVE im Ausland für deutsche Kompetenz in<br />

der Berufsbildung. Das iMOVE-Büro in China<br />

unterstützt außerdem chinesische Interessenten<br />

beim Kontaktaufbau und bei der Kooperation<br />

mit deutschen Bildungsanbietern sowie bei<br />

der Vermittlung von Angebot und Nachfrage<br />

hinsichtlich deutscher Berufsbildungsleistungen.<br />

Internet:<br />

https://china.ahk.de/de/services/aus-undweiterbildung/imove/<br />

• Deutsches Ausbildungszentrum für<br />

Werkzeugmechaniker Taicang (DAWT) in<br />

Taicang<br />

• Häring Ausbildungszentrum in Taicang<br />

• Jinan Institute of Technology<br />

• Leuco Ausbildungszentrum für Feinmechaniker<br />

in Taicang<br />

• Tianjin Sino-German University of Applied<br />

Sciences<br />

• Wuxi College of Science and Technology<br />

(WCST) in Wuxi<br />

Internet:<br />

https://china.ahk.de/de/services/aus-undweiterbildung/<br />

Central Institute for Vocational and<br />

Technical Education (CIVTE)<br />

Das CIVTE ist eine im Jahr <strong>19</strong>90 gegründete Einrichtung,<br />

die für das Ministerium für Bildung<br />

(MOE) im Bereich der beruflichen Bildung forscht.<br />

Im Fokus stehen die Weiterentwicklung der beruflichen<br />

und technischen Bildung, das Dienstleistungs-<br />

und Beratungsangebot für das Ministerium,<br />

die Bereitstellung und Veröffentlichung<br />

von nationalen und internationalen Berufsbildungsinformationen<br />

und der Austausch und<br />

die Zusammenarbeit mit internationalen Forschungsinstitutionen.<br />

Das CIVTE vertritt China<br />

zudem im internationalen UNESCO-Programm<br />

für technische und berufliche Bildung.<br />

Kontakt:<br />

ZHANG Ye, iMOVE Office China<br />

zhang.ye@sh.china.ahk.de<br />

+86 21 3858-5057<br />

AHK Greater China<br />

Die AHK Greater China bietet in Zusammenarbeit<br />

mit deutschen und chinesischen Unternehmen,<br />

Partnercolleges und -schulen eine breite<br />

Palette an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

in China an, die an das deutsche duale Prinzip<br />

angelehnt sind. Die AHK ist dabei Partner für die<br />

Qualitätssicherung, das Prüfungswesen sowie<br />

die Zertifizierung und unterstützt bei der Einführung<br />

neuer Berufe und Fortbildungen. In Hongkong<br />

bietet die AHK auch eine kaufmännische<br />

Ausbildung an, die speziell auf Auszubildende<br />

aus Deutschland ausgerichtet ist.<br />

Liste bekannter deutscher<br />

Ausbildungszentren in China:<br />

• Ausbildungszentrum Schaeffler Gruppe<br />

• Changzhou Institute of Mechatronic<br />

Technology<br />

• Chien Shiung Ausbildungszentrum (CSI) und<br />

Vocational Training School in Taicang<br />

• Chinesisch-Deutsche Robotation Academy<br />

in Foshan<br />

Kontakt:<br />

Ostchina<br />

Britta Buschfeld<br />

+86 (0)21 3858-5220<br />

buschfeld.britta@sh.china.ahk.de<br />

Hongkong<br />

Sabine Florian<br />

+852 2526-5481<br />

info@hongkong.ahk.de<br />

China<br />

China Association of Workers<br />

Education and Vocational Training<br />

(CAWEVT)<br />

Die CAWEVT ist eine national tätige Vereinigung<br />

von Abteilungen und Einzelpersonen aus Unternehmen<br />

oder Verwaltungseinheiten, die sich auf<br />

freiwilliger Basis mit der Ausbildung von Mitarbeitern,<br />

der Berufsbildung und der Bewertung<br />

von beruflichen Fähigkeiten befassen. Die gemeinnützige<br />

Organisation arbeitet mit Unternehmen<br />

und Politik in verschiedenen Arbeitsbereichen<br />

zusammen. Die CAWEVT untersteht der<br />

Aufsicht des Ministeriums für Humanressourcen<br />

und soziale Sicherheit (MOHRSS) sowie<br />

des Ministeriums für Zivile Angelegenheiten<br />

(MCA).<br />

Internet:<br />

https://www.zhongguozhixie.com.cn/ (Chinesisch)<br />

Internet:<br />

http://www.civte.edu.cn/yjs/ (Chinesisch)<br />

Chinesisch-Deutsche<br />

Kooperationen<br />

Chinesisch-Deutsches<br />

Hochschulkolleg (CDHK)<br />

Das von der Tongji Universität in Shanghai in<br />

Kooperation mit dem Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienst (DAAD) gegründete Chinesisch-Deutsche<br />

Hochschulkolleg (CDHK) ist<br />

Anlaufstelle für Unternehmen und Studierende.<br />

Das CDHK bietet Stifterunternehmen Zugang<br />

zum chinesischen Arbeitsmarkt.<br />

Internet:<br />

http://cdhk.tongji.edu.cn/<br />

Kontakt:<br />

+86 (0)21 6598 <strong>04</strong>66<br />

www.chk-de.org


22 Zahlen · Daten · Fakten<br />

China-Kompetenz<br />

immer wichtiger<br />

China-Kompetenz wird immer wichtiger.<br />

Doch leider geht der Anteil der Chinesisch<br />

lernenden Schüler in Deutschland zurück.<br />

Die Programme für den Chinesisch-Unterricht<br />

sind in den einzelnen Bundesländern<br />

sehr unterschiedlich. Um junge Menschen<br />

bereits frühzeitig an China und seine<br />

Sprache heranzuführen, genügt es nicht,<br />

nur Kurse anzubieten. Das Thema China<br />

könnte auch in den Lehrplänen anderer<br />

Fächer, bei Wirtschaft oder Geschichte,<br />

eine größere Rolle spielen.<br />

Japanologie<br />

Sinologie<br />

Koreanistik<br />

Entwicklung der Studienanfänger in<br />

Sinologie, Koreanistik und Japanologie (2007-2017)<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

WS<br />

07/08<br />

WS<br />

08/09<br />

WS<br />

09/10<br />

WS<br />

10/11<br />

WS<br />

11/12<br />

WS<br />

12/13<br />

WS<br />

13/14<br />

WS<br />

14/15<br />

WS<br />

15/16<br />

WS<br />

16/17<br />

Quelle: CHINA KENNEN, CHINA KÖNNEN Ausgangspunkte für den Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland, Merics 2018<br />

Chinesisch als Unterichtsfach an<br />

Schulen (2016/2017, nur Sekundarstufe)<br />

In den Stadtstaaten ist der Anteil der Chinesisch-Lernenden am höchsten<br />

Legende:<br />

83<br />

2<br />

Anzahl der Schüler<br />

Anzahl der Schulen<br />

Anteil der Schüler<br />

1 bis 5 aus 10.000<br />

6 bis 10 aus 10.000<br />

mehr als 10 aus 10.000<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

110<br />

1<br />

417<br />

6<br />

Nordrhein-Westphalen<br />

1.874<br />

24<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Hessen<br />

Schleswig Holstein<br />

75<br />

3<br />

Niedersachsen<br />

143<br />

8<br />

220<br />

4<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Sachsen<br />

Anhalt<br />

Thüringen<br />

80<br />

1<br />

103<br />

2<br />

Sachsen<br />

Berlin<br />

769<br />

11<br />

Brandenburg<br />

23<br />

1<br />

83<br />

2<br />

Saarland<br />

Baden-Würtemberg<br />

482<br />

12<br />

Bayern<br />

793<br />

11<br />

Quelle: CHINA KENNEN, CHINA KÖNNEN Ausgangspunkte für den Ausbau von China-Kompetenz in Deutschland, Merics 2018<br />

www.chk-de.org


23<br />

Bildungsniveau<br />

in China steigt<br />

Chinas Bildungssystem verbesserte sich in den vergangenen Jahren nachhaltig.<br />

Immer mehr junge Menschen streben immer höhere Abschlüsse an.<br />

Besonders zu erwähnen ist, dass die Zahl junger Frauen an den Hochschulen<br />

oft die Anzahl ihrer männlichen Kommilitonen übersteigt.<br />

Entwicklung der Hochschulstudenten in China und Verteilung nach Geschlecht<br />

(Bruttoeinschulungsrate, in Prozent)<br />

2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018<br />

Gesamt 22,44 24,2 25,65 28,73 32,43 42,43 46,<strong>04</strong> 48,02 49,07 50,6<br />

Frauen 22,88 24,96 26,78 30,26 34,56 45,76 50,18 52,74 53,98 55,88<br />

Männer 22,<strong>04</strong> 23,49 24,6 27,32 30,5 39,43 42,34 43,81 44,72 45,95<br />

Quelle: Unesco Institute for Statistics (http://uis.unesco.org/en/country/cn)<br />

Offizielles Schulalter nach<br />

Bildungsniveau<br />

Bevölkerung im schulpflichtigen<br />

Alter nach Bildungsniveau<br />

Vorschule 52.218.882<br />

Grundschule 101.646.558<br />

Sekundarschule 99.477.073<br />

Hochschule 88.796.896<br />

Vorschule<br />

3–5<br />

Grundschule<br />

6–11<br />

Sekundarschule<br />

12–17<br />

Hochschule<br />

18–22<br />

Quelle: Unesco Institute for Statistics (http://uis.unesco.org/en/country/cn)<br />

Chinas Studenten<br />

in Deutschland<br />

Deutschland ist das beliebteste nicht englischsprachige Land der Welt für Auslandsstudenten.<br />

Studenten aus China stellen dabei mit großem Abstand die größte Gruppe.<br />

Viele Studenten arbeiten neben dem Studium, machen Praktika und erfahren so<br />

den beruflichen Alltag. Über 80 Prozent kehren dann nach dem Studium nach China<br />

zurück, übernehmen dort Führungspositionen oder gründen ein Start-up.<br />

Im Jahr 2018 in Deutschland<br />

eingeschriebene Auslandsstudenten<br />

Gesamt 282.000<br />

Russland 10.800<br />

Indien 17.300<br />

China 37.000<br />

Quelle: Wissenschaft weltoffen 20<strong>19</strong>, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)<br />

www.chk-de.org


24 Services<br />

Neues aus dem<br />

Beraternetzwerk<br />

Aktuelle Entwicklungen<br />

im Arbeitsrecht<br />

Urlaubsrecht<br />

Laut EuGH ist § 7 BUrlG dahingehend auszulegen,<br />

dass der Urlaubsanspruch des Arbeitnehmers<br />

nach § 7 Abs. 3 BUrlG nur dann am<br />

Ende des Kalenderjahres verfällt, wenn der Arbeitgeber<br />

den Arbeitnehmer zuvor in die Lage<br />

versetzt hat, seinen Urlaubsanspruch tatsächlich<br />

wahrzunehmen und der Arbeitnehmer den<br />

Urlaub dennoch nicht genommen hat. Dem hat<br />

sich auch das BAG mit Urteilen vom <strong>19</strong>. Februar<br />

20<strong>19</strong> (9 AZR 321/16; 9 AZR 541/15; 9 AZR<br />

423/16) angeschlossen. Der Arbeitgeber muss<br />

seinen Mitarbeitern klar und rechtzeitig mitteilen,<br />

dass der Urlaub, wenn er nicht genommen<br />

wird, am Ende des Bezugs-bzw. Übertragungszeitraums<br />

verfällt.<br />

Erforderlich ist ein individueller Hinweis an jeden<br />

Arbeitnehmer unter Angabe der noch verbleibenden<br />

Urlaubstage. Die gute Nachricht<br />

für Arbeitgeber: In Zwangsurlaub müssen sie<br />

Arbeitnehmer nicht schicken. Sind sie der Hinweispflicht<br />

nachgekommen, liegt es am Arbeitnehmer,<br />

den Urlaub zu nehmen. Unterlässt er<br />

dies, kann der Urlaub verfallen.<br />

Arbeitszeiterfassung<br />

Mit Urteil vom 14. Mai 20<strong>19</strong> (Az.: C-55/18) entschied<br />

der EuGH, dass Unternehmen ein verlässliches<br />

System einführen müssen, um die tägliche<br />

Arbeitszeit von Arbeitnehmern zu erfassen.<br />

Bisher gibt es im deutschen Arbeitszeitrecht<br />

keine Vorschrift, die die Unternehmen zur Arbeitszeiterfassung<br />

verpflichtet. Allerdings müssen<br />

Arbeitgeber Überstunden ihrer Arbeitnehmer<br />

erfassen, also diejenigen Stunden, die über<br />

die Regelarbeitszeit von acht Stunden am Tag<br />

hinausgehen. Eine weitergehende Erfassungspflicht<br />

besteht dagegen grundsätzlich nur in<br />

Ausnahmefällen.<br />

Nach den Anforderungen des EuGH müssen<br />

die Systeme objektiv, verlässlich und für den<br />

Arbeitgeber und den Arbeitnehmer zugänglich<br />

sein. Ferner sollen die Systeme so manipulationssicher<br />

sein wie möglich, da sie gerade der<br />

sicheren und exakten Dokumentation dienen<br />

sollen. Zudem müssen Arbeitgeber die Zeiterfassung<br />

der Arbeitnehmer auf Richtigkeit<br />

überprüfen.<br />

Das wird Auswirkungen auf die Überstundenpraxis<br />

haben. War es bisher für Arbeitnehmer<br />

schwierig, die Veranlassung von Überstunden<br />

durch den Arbeitgeber zu beweisen, wird mit<br />

der Kontrollpflicht der Arbeitgeber eine Kenntnis<br />

der Arbeitgeber von Überstunden und eine<br />

leichtere Beweisbarkeit für Arbeitnehmer einhergehen.<br />

Wie ein Zeiterfassungssystem aussehen<br />

muss, muss der deutsche Gesetzgeber nun<br />

festlegen.<br />

Brückenteilzeit<br />

Arbeitnehmer haben seit 20<strong>19</strong> die Möglichkeit,<br />

in Brückenteilzeit (befristete Teilzeit) zu gehen.<br />

Das gilt für Arbeitnehmer in Betrieben, in denen<br />

regelmäßig mehr als 45 Arbeitnehmer beschäftigt<br />

werden, wenn ihr Arbeitsverhältnis sechs<br />

Monate bestand. Der Zeitraum der Arbeitszeitverringerung<br />

muss zwischen einem und fünf<br />

Jahren betragen.<br />

Anders als bei der befristeten Teilzeit nach dem<br />

Elternzeitgesetz oder dem Pflegezeitgesetz<br />

kann die neue Brückenteilzeit anlass- und begründungslos<br />

geltend gemacht werden. Das<br />

Gesetz sieht darüber hinaus keinen Mindestoder<br />

Maximalumfang der Verringerung der<br />

Arbeitszeit vor. Der Arbeitgeber kann das Verlangen<br />

auf Brückenteilzeit nur aus betrieblichen<br />

Gründen ablehnen. Ferner gilt für Arbeitgeber<br />

mit bis zu 200 Beschäftigten eine gestaffelte<br />

Zumutbarkeitsgrenze: Der Arbeitgeber kann<br />

den Antrag auf Brückenteilzeit ablehnen, wenn<br />

sich zu Beginn der begehrten Teilzeitphase bereits<br />

einer pro angefangenen 15 Mitarbeitern in<br />

Brückenteilzeit befindet. Bei dieser Quote werden<br />

jedoch nur solche Mitarbeiter berücksichtigt,<br />

die die zeitlich befristete Brückenteilzeit in<br />

Anspruch nehmen. Mitarbeiter in unbefristeter<br />

Teilzeit und in befristeter Teilzeit aufgrund anderer<br />

Gesetze (z. B. Elternteilzeit, Familienpflegeteilzeit)<br />

bleiben unberücksichtigt.<br />

Nach der Rückkehr zur Vollzeit gilt zunächst<br />

eine Wartezeit von einem Jahr, bevor der Arbeitnehmer<br />

erneut Brückenteilzeit in Anspruch<br />

nehmen kann. Darüber hinaus ist der Arbeitnehmer<br />

an die verringerte Arbeitszeit gebunden.<br />

Er kann keine weitere Verringerung oder<br />

eine Verlängerung seiner Arbeitszeit nach dem<br />

Teilzeitbefristungsgesetz verlangen. Eine weitere<br />

Verringerung der Arbeitszeit nach dem BEEG<br />

oder Pflegezeitgesetz bleibt jedoch möglich.<br />

Foto: Ulf Wittrock/shutterstock<br />

www.chk-de.org


25<br />

Foto:SWKStock/shutterstock<br />

Sachgrundlose Befristung<br />

Das BVerfG hatte 2018 über die Beschränkung<br />

der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen<br />

durch § 14 Abs. 2 S. 2 TzBfG zu<br />

entscheiden (BVerfG, Beschluss vom 06. Juni<br />

2018 – 1 BvL 7/14 und 1 BvR 1375/14). Es stellte<br />

klar, dass ein grundsätzliches Verbot der sachgrundlosen<br />

Wiederbeschäftigung besteht. Damit<br />

erteilte das BVerfG der Auslegung des BAG,<br />

wonach eine sachgrundlose Befristung zulässig<br />

sei, wenn die Vorbeschäftigung mehr als drei<br />

Jahre zurückliegt, insgesamt eine Absage.<br />

Laut BVerfG kann der Anwendungsbereich<br />

nur dann eingeschränkt werden, wenn die Gefahr<br />

einer Kettenbefristung in Ausnutzung der<br />

strukturellen Unterlegenheit von Beschäftigten<br />

nicht besteht und das Verbot zur Sicherung<br />

der Dauerbeschäftigung als Regelfall nicht<br />

erforderlich ist. Das sich aus § 14 Abs. 2 S. 2<br />

TzBfG ergebende Verbot der sachgrundlosen<br />

Befristung kann insbesondere unzumutbar<br />

sein, „wenn eine Vorbeschäftigung sehr lange<br />

zurückliegt, ganz anders geartet war oder von<br />

sehr kurzer Dauer gewesen ist“. So hat das BAG<br />

kürzlich entschieden, dass das Verbot der sachgrundlosen<br />

Befristung nach einer Vorbeschäftigung<br />

regelmäßig nicht zur Anwendung gelangt,<br />

wenn ein Arbeitnehmer 22 Jahre nach der Beendigung<br />

seines Arbeitsverhältnisses erneut bei<br />

demselben Arbeitgeber eingestellt wird.<br />

Dr. Ralph S. Panzer, Laura Schildberg und<br />

Dr. WANG Ximeng, Bird & Bird LLP<br />

Aktuelle Änderungen im<br />

deutschen Datenschutzrecht<br />

Seit dem 25. Mai 2018 gilt in allen EU-Mitgliedsstaaten<br />

die Datenschutzgrundverordnung.<br />

Nach der damit einhergehenden Reform des<br />

deutschen Datenschutzrechts ist nun im Juni<br />

20<strong>19</strong> das zweite Datenschutzanpassungsgesetz<br />

im Bundestag verabschiedet worden. Insgesamt<br />

werden Änderungen in 154 Fachgesetzen<br />

vorgenommen. Diese sind oftmals redaktioneller<br />

und begrifflicher Natur. Eine wichtige inhaltliche<br />

Änderung ist aber die Erhöhung der<br />

maßgeblichen Personenzahl für einen Datenschutzbeauftragten<br />

im Unternehmen von zehn<br />

auf zwanzig Mitarbeiter. Mit dieser neuen Regelung<br />

sollen kleine und mittelständische Unternehmen<br />

entlastet werden. Die Hauptaufgabe<br />

des Beauftragten ist es, die Einhaltung der<br />

Pflichten der DSGVO innerhalb des Unternehmens<br />

zu überwachen. Die Änderung betrifft die<br />

Mehrzahl der deutschen Unternehmen und ist<br />

außerdem für Niederlassungen chinesischer<br />

Unternehmen relevant, wenn diese weniger als<br />

20 Mitarbeiter haben. In der Vergangenheit<br />

wurden bereits zahlreiche Bußgelder für datenschutzrechtliches<br />

Fehlverhalten verhängt. Die<br />

Datenschutzgrundverordnung sieht insgesamt<br />

einen Bußgeldrahmen von bis zu 10 Millionen<br />

Euro oder 2 Prozent des gesamten welt weit<br />

erzielten Jahresumsatzes für weniger gewichtige<br />

Verstöße und bis zu 20 Millionen Euro oder<br />

4 Prozent des Jahresumsatzes bei besonders<br />

gravierenden Verstößen vor. Die deutschen<br />

Datenschutzbehörden haben zudem am 16. Oktober<br />

20<strong>19</strong> ein neues Modell zur Berechnung<br />

von Bußgeldern bei Verstößen gegen die DSGVO<br />

veröffentlicht. Damit werden die deutschen<br />

Bußgelder in der Praxis in Zukunft deutlich<br />

höher ausfallen. Zuletzt gab es eine öffentlichkeitswirksame<br />

Mitteilung über ein Bußgeld in<br />

Höhe von 200.000 Euro gegen Delivery Hero<br />

und ein weiteres unbekanntes Unternehmen in<br />

voraussichtlich zweistelliger Millionenhöhe.<br />

Weiterhin liegt es im Ermessen der zuständigen<br />

Behörde, den Schweregrad eines Verstoßes<br />

einzuordnen. Zwar können mit dem neuen<br />

Gesetz die Kosten für einen Datenschutzbeauftragten<br />

gespart werden, die hohen Bußgelder<br />

drohen aber trotzdem. Die Einhaltung der<br />

Datenschutz bestimmungen ist auch für Niederlassungen<br />

chinesischer Unternehmen in Deutschland<br />

unerlässlich und die neuen Regelungen<br />

sollten Anlass dazu geben, die Datenschutzregelung<br />

im eigenen Unternehmen kritisch zu<br />

hinterfragen.<br />

Thomas Weidlich und Dr. SHEN Yuan,<br />

Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />

www.chk-de.org


26 Veranstaltungen und Termine<br />

CHKD Jahresempfang 20<strong>19</strong> &<br />

Preisverleihung „CHKD Invest Award“<br />

Z<br />

um zweiten Mal nach der Premiere im<br />

Jahr 2017 fand am Donnerstag, den<br />

28. November, im exklusiven Ambiente<br />

des Allianz Forums am Pariser Platz in Berlin<br />

direkt neben dem Brandenburger Tor der diesjährige<br />

Jahresempfang der CHKD statt. An dem<br />

exklusiven Gala-Dinner nahmen bei dem Anlass<br />

entsprechend festlicher Stimmung 150 geladene<br />

Gäste teil, darunter das gesamte Präsidium,<br />

Vorstand und Mitglieder der CHKD, sowie Vertreter<br />

aus der deutschen Wirtschaft, Politik,<br />

Gesellschaft und Medien. Als Ehrengast und<br />

Redner nahm der Botschafter der VR China in<br />

Deutschland, Herr WU Ken, an der Veranstaltung<br />

teil.<br />

Weitere Redner waren Claudia Donzelmann,<br />

Global Head of Regulatory Public Affairs der<br />

Allianz SE, Dr. Robert Hermann, Geschäftsführer<br />

von Germany Trade & Invest und der<br />

CHKD-Präsident ZHENG Donglin. In seiner<br />

Begrüßungsrede unterstrich Herr Zheng die<br />

Bedeutung der chinesisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Seit fünf Jahren sei das<br />

Handelsvolumen konstant gewachsen. Wichtige<br />

Elemente dieses Erfolgs seien „vielfältige<br />

Investitionen und der Ausbau von Forschungs-,<br />

Design- und Innovationszentren.“ Mit der Veranstaltung<br />

und Verleihung des „CHKD Invest<br />

Award“ möchte die CHKD „diese Vielfalt einem<br />

breiten Publikum aufzeigen, erfolgreiche Erfahrungen<br />

teilen und Best Practices vorstellen“, so<br />

CHKD-Präsident Zheng weiter.<br />

Vor dem Hintergrund des aktuellen mehr und<br />

mehr chinakritischen Umfelds in Deutschland<br />

brachte Botschafter Wu in seinem Grußwort im<br />

Anschluss neben der Kritik an diesen Tendenzen<br />

auch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass<br />

Deutschland wieder ein faires Wirtschaftssystem<br />

aufbaut, dass Investitionen aus dem<br />

Ausland fördert und nicht hindert. Mit vielen<br />

positiven Beispielen aus den deutsch-chinesischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen und dem positiven<br />

Image der vielen chinesischen Investitionen,<br />

die auch durch die Arbeit der CHKD gefördert<br />

wurden, spannte Botschafter Wu den Bogen<br />

zum Höhepunkt der Veranstaltung: der Preisverleihung<br />

des „CHKD Invest Award“, der ebenfalls<br />

unterstreichen soll, wie vorbildlich die<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Länder<br />

funktionieren kann.<br />

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung wurden<br />

die Preisträger des „CHKD Invest Award“ 20<strong>19</strong><br />

und den Unterkategorien vorgestellt. Abgerundet<br />

wurde die Veranstaltung von einem Drei-<br />

Gänge-Menü sowie abwechslungsreicher musikalischer<br />

Begleitung.<br />

Fotos: CHKD<br />

www.chk-de.org


27<br />

Preisträger „CHKD Invest Award” 20<strong>19</strong><br />

Preisträger „CHKD Invest Award“ 20<strong>19</strong><br />

Preisträger (Hauptkategorie)<br />

XCMG Europe GmbH<br />

Scheckübergabe des „Fonds für gesellschaftliche<br />

Verantwortung chinesischer Unternehmen<br />

in Deutschland“<br />

BVV Bahntechnik GmbH<br />

BVV ist einer der innovativsten und traditionsreichsten<br />

Anbieter für Produkte der<br />

Bahntechnik, spezialisiert auf Räder, Radsätze<br />

und Wellen. Die Partnerschaft mit<br />

einer chinesischen Investorengruppe unter<br />

Führung der Full Hill Enterprises Limited<br />

kurbelte die Geschäfte des Bochumer Verein<br />

Verkehrstechnik (BVV) in seinen Heimatmärkten<br />

an und belebte auch das internationale<br />

Geschäft.<br />

Die XCMG Europe GmbH ist die europäische<br />

Firmenzentrale des Unternehmens XCMG. Das<br />

Unternehmen ist der führende Baumaschinenhersteller<br />

Chinas und beschäftigt derzeit bereits<br />

1.600 Mitarbeiter in Europa. In Krefeld hat das<br />

Unternehmen „auf der grünen Wiese“ neben der<br />

Firmenzentrale auch ein eigenes Forschungszentrum<br />

gegründet und bis heute 50 Millionen<br />

US-Dollar in den Standort Krefeld investiert<br />

(mehr Infos siehe S. 14/15).<br />

Preisträger „Newcomer Award“<br />

verliehen an Unternehmen mit neuen Investitionen<br />

in Deutschland<br />

Fotos: CHKD<br />

Fonds für gesellschaftliche Verantwortung<br />

chinesischer Unternehmen<br />

Als besondere Premiere des Abends wurden zum<br />

Abschluss der Veranstaltung die Aktivitäten<br />

des von der CHKD neugegründeten „Fonds für<br />

gesellschaftliche Verantwortung chinesischer<br />

Unternehmen in Deutschland“ und dessen erstes<br />

gefördertes Projekt vorgestellt. Mit der zunehmenden<br />

Aktivität chinesischer Unternehmen<br />

in Deutschland wächst auch das Bewusstsein<br />

hinsichtlich der Verpflichtung von Unternehmen<br />

in diesem Bereich. Stellvertretend für die<br />

ersten sechs Stifter-Unternehmen stellte Herr<br />

ZHANG Hui, Vizepräsident der CHKD und Vice<br />

President von NIO Europe, die ersten Aktivitäten<br />

des Fonds vor und überreichte einen Scheck<br />

über 5.000 Euro an den Verein brotZeit e.V.,<br />

der bedürftigen Kindern vor der Schule ein<br />

Frühstück bietet.<br />

Hauck & Aufhäuser<br />

Privatbankiers AG (H&A)<br />

Mit dem Einstieg von Fosun bei Hauck &<br />

Aufhäuser im Jahr 2016 wurde ein Novum<br />

in Deutschland geschaffen: H&A wurde zur<br />

ersten deutschen Bank, die von einem chinesischen<br />

Unternehmen im Mehrheitsbesitz<br />

erworben wurde. In der Folge entwickelte<br />

sich die Zusammenarbeit – entgegen den allgemeinen<br />

Trends in der Bankenbranche – zu<br />

einem Glücksfall für H&A mit einer kontinuierlichen<br />

Steigerung des Umsatzes in den<br />

letzten drei Jahren (mehr Infos siehe S. 34/35).<br />

• China Mobile International (Germany) GmbH<br />

• Contemporary Amperex Technology Thuringia<br />

GmbH / CATL<br />

• j-fiber Hengtong GmbH<br />

Preisträger „Innovation Award“<br />

verliehen an Unternehmen mit Fokus auf Forschung<br />

und Entwicklung<br />

• Changzhou QFAT Composites Technology Co.,<br />

Ltd. / COTESA GmbH<br />

• Hilite Germany GmbH<br />

• Meta Motoren- und Energietechnik GmbH<br />

Preisträger „Friendship Award“<br />

verliehen an deutsche Partner mit besonderem<br />

Engagement bei der Förderung der chinesischdeutschen<br />

Wirtschaftsbeziehungen<br />

• Invest in Bavaria (Ansiedlungsagentur des<br />

Freistaats Bayern)


28 Veranstaltungen und Termine Ende März 2020<br />

CHINA DAY 2020<br />

Das „Who-is-who“ der chinesischen<br />

Wirtschaft in Deutschland, namhafte<br />

deutsche Unternehmen mit Chinabezug,<br />

ausgewiesene Experten und hochrangige Redner.<br />

Dazu Vertreter aus der chinesischen und<br />

deutschen Politik, den Medien und über 300<br />

geladene Gäste – das ist der China Day, die Leitplattform<br />

in Berlin für aktuelle china-relevante<br />

Wirtschaftsthemen.<br />

Der China Day hat in den letzten Jahren stetig<br />

an Bedeutung gewonnen. Steigende Besucherzahlen,<br />

aber auch das Programm inklusive<br />

der Top-Level-Teilnehmer sind ein Indikator<br />

für den Erfolg. Im Jahr 20<strong>19</strong> begann die Veranstaltung<br />

mit einer Premiere. Herr WU Ken,<br />

der neue Botschafter der VR China in Deutschland<br />

hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt<br />

nach Amtsaufnahme. Das anschließende Programm<br />

mit Vertretern namhafter Unter nehmen<br />

wie Huawei, CATL, Haier, China Mobile, NIO,<br />

SAP, Bayer u. v. m. unterstreicht die Relevanz<br />

dieser Veranstaltung. Das macht den China<br />

Day zur führenden Plattform für einen Austausch<br />

aus erster Hand im Kreise von Experten,<br />

Entscheidungsträgern, Investoren und Medien.<br />

Im kommenden Jahr findet die fünfte Ausgabe<br />

des China Day in Berlin statt, der erneut von der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

(CHKD) und ihren Kooperationspartnern organisiert<br />

wird. Die Veranstaltung dient Vertretern<br />

aus Wirtschaft und Politik beider Länder als<br />

Plattform, um Kommunikation und Austausch<br />

zu fördern. Aktuelle Themen und Probleme werden<br />

dabei thematisiert und in interessanten,<br />

aufschlussreichen und hochbesetzten Podiumsdiskussionen<br />

diskutiert. Ziel der Veranstaltung<br />

ist es, Chancen der bilateralen Wirtschaftszusammenarbeit<br />

herauszuarbeiten, zu fördern,<br />

sowie Herausforderungen und Hürden zu überwinden.<br />

Das größte Netzwerk chinesischer<br />

Unternehmen in Deutschland<br />

Nur beim China Day ist die Anwesen heit der<br />

wichtigsten chinesischen Unter nehmen, die in<br />

Deutschland ansässig sind, garantiert – das<br />

ist ein Alleinstellungsmerkmal und macht den<br />

China Day zur führenden Veranstaltung in Berlin.<br />

Vor der Konferenz findet exklusiv die Mitgliederversammlung<br />

der CHKD statt, zu der das<br />

Präsidium, der Vorstand und weitere Mitglieder<br />

der Kammer einmal im Jahr zusammenkommen.<br />

Mit über 300 Mitgliedern bildet die CHKD das<br />

größte Netzwerk chinesischer Unternehmen in<br />

Deutschland.<br />

Fotos: ESMT Berlin<br />

www.chk-de.org


29<br />

>> Impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e.V.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 20917522<br />

Fax: +49 30 20917340<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD)<br />

CHEN Xiaowei<br />

Telefon: +49 30 20917522<br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

xiaowei.chen@chk-de.org<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

CHEN Xiaowei<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen Initialen<br />

gezeichneten Beiträge geben die Meinung des<br />

Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland e.V. wieder.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

Präsidium, Vorstand und Mitglieder der CHKD-Mitgliederversammlung vor dem China Day 20<strong>19</strong><br />

ANZEIGENVERWALTUNG<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG<br />

Steinstraße 4<br />

40212 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 95 23-230<br />

endries@eggert-group.de<br />

http://www.eggert-group.de<br />

Fotos: CHKD<br />

Botschafter WU Ken auf dem China Day 20<strong>19</strong> Panel-Teilnehmerin auf dem China Day 20<strong>19</strong><br />

Gültig sind die Mediadaten 20<strong>19</strong>.<br />

KONZEPT UND GESTALTUNG<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

China-Day-Sponsor werden<br />

Auch 2020 haben interessierte Unternehmen<br />

durch variable Sponsorship-Pakete die<br />

Möglichkeit, aktiv an der Veranstaltung mitzuwirken.<br />

Sprechen Sie uns gerne an!<br />

Weitere Informationen:<br />

Herr Jannik Dennier<br />

030-20917522<br />

jannik.dennier@chk-de.org<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e.K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: FabrikaSimf/shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

www.chk-de.org


30 Community<br />

Trunken an<br />

Nüchternheit<br />

Wein und Tee in der<br />

chinesischen Kunst<br />

Ein Diener bringt TAO Yuanming einen Krug Wein,<br />

China, 17. Jahrhundert<br />

Die Kabinettausstellung im Museum für Ostasiatische<br />

Kunst in Köln zeigt Keramiken und Lacke sowie<br />

Malerei und Kalligrafie, die von der Wertschätzung<br />

des Teetrinkens in China zeugen. Daneben<br />

stand der Genuss von Wein aus vergorenem Getreide seit<br />

dem späten Neolithikum hoch im Kurs. Doch während der<br />

Wein berauschte, rief der Genuss vieler Schalen Tees<br />

ebenso exaltierte Stimmungen und Inspirationen hervor,<br />

er machte „trunken an Nüchternheit“.<br />

Das Museum präsentiert vom 13. November 20<strong>19</strong> bis zum<br />

3. Mai 2020 Opfergefäße für Wein aus Bronze und Keramik,<br />

die im Ahnenkult Verwendung fanden. Wein wurde<br />

auch privat und an den Höfen getrunken. Man schätzte<br />

besonders die berauschenden Qualitäten und betrachtete<br />

Alkohol als ein Mittel um soziale Barrieren zu überwinden.<br />

Die stimulierende Wirkung von Wein, aber auch die<br />

kreative Inspiration, die das Teetrinken erzeugt, wurden<br />

in der chinesischen Dichtung immer wieder gepriesen.<br />

Besondere Berühmtheit erlangten dabei Dichter wie TAO<br />

Yuanming (365/372-427) mit seinem zwanzigteiligen Zyklus<br />

vom Wein (Yinjiu) oder die Tee-Gedichte aus dem<br />

Teekanne mit applizierten<br />

„Schneeballblüten“, Porzellan, China,<br />

Yongzheng-Periode der Qing-Dynastie,<br />

1723–35<br />

Museum für<br />

Ostasiatische Kunst<br />

Universitätsstraße 100<br />

50674 Köln<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Dienstag bis Sonntag<br />

11 bis 17 Uhr<br />

1. Donnerstag im Monat<br />

11 bis 22 Uhr<br />

(ausgenommen Feiertage)<br />

goldenen Zeitalter der Hohen Tang-Dynastie (713-765).<br />

Bis heute kalligrafieren chinesische Künstler die berühmten<br />

Gedichte mit schwungvollem Pinsel.<br />

Die exquisite chinesische Keramik, wie die hochgeschätzten<br />

braun bis schwarz glasierten Teeschalen aus den Öfen<br />

der Provinz Fujian und der pulverisierte, schaumig geschlagene<br />

grüne Tee entwickelten sich in den Chan-<br />

(J. Zen-) buddhistischen Klöstern und in den Kreisen<br />

der Literatenelite der Song-Dynastie (10. – 13. Jh.). Die<br />

japanischen Mönche, die zum Studium des Chan- (J. Zen)<br />

Buddhismus nach China pilgerten, brachten die Kunst des<br />

Teetrinkens nach Japan, wo sie im 16. Jh. von dem Teemeister<br />

Sen no Rikyû vollendet wurde. Der Ursprung der<br />

japanischen Teezeremonie liegt somit in China!<br />

In kaum einer Darstellung chinesischer Mußebeschäftigungen<br />

fehlt der Genuss beider Getränke. Auch im modernen<br />

China sind Wein und Tee wieder en vogue: neben<br />

dem Wein aus gekelterten Trauben, berauscht man sich<br />

auch an sündhaft teuren Tees, wie Pu-erh oder Weißem<br />

Tee.<br />

Foto (oben): Rheinisches Bildarchiv, Sabrina Walz; Foto (unten) Rheinisches Bildarchiv, Marion Mennicken<br />

www.chk-de.org


31<br />

Grand-Slam-Hattrick bei<br />

der Vierschanzentournee?<br />

Foto (groß): Brigitte Waltl-Jensen, OK Vierschanzentournee; Foto (klein, oben): Dominik Berchtold, OK Vierschanzentournee;<br />

Foto (klein, unten): Ingo Jensen, OK Vierschanzentournee<br />

Zuletzt gewannen Stoch und Kobayashi<br />

alle vier Springen<br />

Gibt es eine normale Vierschanzentournee, oder<br />

geht der Grand-Slam-Hype in diesem Winter weiter?<br />

Diese Frage beschäftigt die Skisprung-Fans<br />

vor dem Start der 68. Vierschanzentournee, die vom 28.<br />

Dezember bis zum 6. Januar in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen,<br />

Innsbruck und Bischofshofen stattfindet.<br />

Zuletzt schafften sowohl der Pole Kamil Stoch (2017/18)<br />

als auch im Vorjahr der Japaner Ryoyu Kobayashi jeweils<br />

die Sensation und gewannen alle Wettkämpfe innerhalb<br />

einer Tournee. Das zwar zuvor in der 67-jährigen Geschichte<br />

nur Sven Hannawald (2001/2002) gelungen.<br />

„Wir sind schon gespannt, mit welcher Besonderheit die<br />

68. Tournee aufwarten wird. Eines ist klar: Die über<br />

100.000 Zuschauer in den Stadien vor Ort und die Zigmillionen<br />

an den Fernsehbildschirmen dürfen sich wieder auf<br />

ein Spektakel der besonderen Art freuen“, erklärt Johann<br />

Pichler, der Präsident der Vierschanzentournee vom Skiclub<br />

Bischofshofen.<br />

Tickets gibt es online<br />

unter :<br />

tickets.vierschanzentournee.com<br />

Vorläufer der Vierschanzentournee ist das seit <strong>19</strong>21/22 im<br />

heutigen Garmisch-Partenkirchen durchgeführte Neujahrsspringen<br />

– der erste Sieger sprang dabei 76 Meter<br />

weit. Die Idee zu einem Springen auf vier verschiedenen<br />

Schanzen an mehreren kurz hintereinander liegenden<br />

Tagen wurde im Jahr <strong>19</strong>49 von Mitgliedern der Skiclubs<br />

Partenkirchen und Innsbruck entwickelt. Mit dem Neujahrsskispringen<br />

in Garmisch-Partenkirchen <strong>19</strong>53 begann<br />

schließlich die „Tournee“: Vor 20.000 begeisterten Zuschauern<br />

nahmen sechs Nationen (Deutschland, Österreich,<br />

Schweden, Norwegen, Schweiz und Slowenien) am<br />

Tournee-Auftakt teil. Mit nur wenigen Ausnahmen wurde<br />

in der Vergangenheit bis heute die Tournee in der Reihenfolge<br />

Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck<br />

und Bischofshofen durchgeführt.<br />

Heute gilt die Tournee neben den Olympischen Spielen,<br />

den Nordischen Skiweltmeisterschaften und dem Skisprung-Weltcup<br />

als der prestigeträchtigste Wettbewerb<br />

des Skispringens.<br />

www.chk-de.org


32 Community<br />

Das Märchenschloss<br />

Neuschwanstein im Winter<br />

Auf einem zerklüfteten Felsen mit atemberaubendem Bergpanorama<br />

thront das weltbekannte Schloss Neuschwanstein.<br />

Wie aus einer anderen Welt erscheint das Märchenschloss<br />

in der weißen Winterlandschaft. Auch im Winter ist Schloss<br />

Neuschwanstein ein beliebtes Ausflugsziel und zeigt sich<br />

weißgepudert womöglich von seiner schönsten Seite.<br />

K<br />

önig Ludwig II. ließ ab 1868 das Märchenschloss<br />

„im echten Styl der alten<br />

deutschen Ritterburgen“ errichten. Der<br />

monumentale Bau mit fünfstöckigem Palas, der<br />

einer romanischen Burg nachempfunden ist,<br />

war für den weltentrückten König ein Rückzugsort<br />

in die geliebten Berge.<br />

Das Schloss ist als eine Huldigung an das mittelalterliche<br />

Rittertum und an Richard Wagners<br />

Musikdramen zu verstehen. Ludwigs Verbundenheit<br />

mit den Figuren aus Wagners Opern,<br />

insbesondere Lohengrin und Tannhäuser, kann<br />

anhand des Bildprogramms in den prachtvollen<br />

Innenräumen nachempfunden werden.<br />

Neuschwanstein ist keine Kopie einer existierenden<br />

Burg sondern eine charaktervolle Neuschöpfung<br />

des Historismus. Grundgedanke des<br />

Historismus war es nicht etwa historische Stile zu<br />

kopieren, sondern unter Anwendung moderner<br />

technischer und kunsthandwerklicher Möglichkeiten<br />

erst zu vollenden.<br />

Sein Meisterwerk konnte König Ludwig II. nie<br />

in voller Pracht bewundern, denn er fand am<br />

13. Juni 1886 am Starnberger See seinen tragischen<br />

Tod. Zu diesem Zeitpunkt war seine neue<br />

Burg noch eine Baustelle. Nur sieben Wochen<br />

später wurde das Schloss, das einst nur einen<br />

Bewohner haben sollte, zur öffentlichen Besichtigung<br />

freigegeben. Neuschwanstein gehört<br />

zu den meistbesuchten Schlössern Europas und<br />

begrüßt jährlich rund 1,4 Millionen Besucher.<br />

Ausblick auf Hohenschwangau im Winter<br />

Öffnungszeiten<br />

16. Oktober bis März: 10 bis 16 Uhr | April bis 15. Oktober: 9 bis 18 Uhr<br />

täglich geöffnet außer am 1. Januar sowie am 24., 25. und 31. Dezember<br />

Neuschwanstein-Fassade im Winter<br />

Fotos: © Bayerische Schlösserverwaltung, Fotostudio Samer<br />

www.chk-de.org


33<br />

Gesundheit-Q&As<br />

Hier beantworten Experten der Techniker Krankenkasse Fragen zu Gesundheitsthemen von in<br />

Deutschland lebenden und arbeitenden Chinesen. In dieser Ausgabe der „Gesundheit-Q&As“<br />

geht es u. a. um die Themen Krankschreibung, Selbstbehalttarife und Zahnprophylaxe.<br />

Frau Li (44): Muss ich die Krankschreibung<br />

vom Arzt per Post an die TK schicken oder<br />

reicht auch eine digitale Version aus?<br />

TK: Wer vom Arzt eine Krankschreibung oder,<br />

korrekt ausgedrückt, eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

bekommen hat, sollte diese innerhalb<br />

von einer Woche per Post an seine<br />

Krankenkasse schicken. Das ist gesetzlich vorgeschrieben.<br />

Sollte man diese Frist versäumen,<br />

wirkt sich das negativ auf den Bezug von<br />

Krankengeld aus. Dabei ist zu beachten, dass<br />

die Bescheinigung „Zur Vorlage bei der Krankenkasse“<br />

verschickt wird, denn es gibt auch<br />

eine „Zur Vorlage beim Arbeitgeber“ und eine<br />

„Ausfertigung für Versicherte“.<br />

TK-Versicherte können ihre Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung<br />

bequem über die TK-App digital<br />

an die TK senden. Für die Nutzung der TK-App<br />

ist die einmalige Registrierung für „Meine TK“<br />

notwendig.<br />

Herr Cheng (37): Wenn ich ein ganzes Kalenderjahr<br />

nicht krank war, wird mein Beitrag<br />

für das kommende Jahr reduziert oder bekomme<br />

ich einen Bonus von der TK?<br />

Umgekehrt beteiligen Sie sich bis zu einer<br />

bestimmten Höhe - dem sogenannten Selbstbehalt<br />

- an den anfallenden Gesundheitskosten,<br />

wenn Sie doch einmal krank werden. Die<br />

volle Prämie erhalten Sie, wenn Sie keine oder<br />

nur bestimmte TK-Leistungen in Anspruch<br />

nehmen. Vorsorgeuntersuchungen werden zum<br />

Beispiel nicht auf Ihren Selbstbehalt angerechnet.<br />

Herr Wang (25): Darf ich als Privatversicherter<br />

zur TK wechseln? Wenn ja, wie<br />

gehe ich vor?<br />

TK: Eine Rückkehr von der privaten zur gesetzlichen<br />

Krankenversicherung ist nur möglich,<br />

wenn Sie wieder versicherungspflichtig werden.<br />

Zum Beispiel, wenn Sie als Arbeitnehmer mehr<br />

als 450 Euro, aber maximal 5.062,50 Euro<br />

Arbeitsentgelt pro Monat verdienen. Das gilt<br />

allerdings nicht, wenn Sie sich in der Vergangenheit<br />

von der Versicherungspflicht haben<br />

befreien lassen. Diese Entscheidung können<br />

Sie nicht mehr rückgängig machen.<br />

Auch wenn Sie 55 Jahre oder älter sind, ist eine<br />

Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung<br />

meist ausgeschlossen.<br />

chung (Zahnprophylaxe). Die Abrechnung erfolgt<br />

direkt über Ihre TK-Gesundheitskarte.<br />

Zwischen den Untersuchungen müssen jeweils<br />

mindestens vier Monate liegen.<br />

Vergessen Sie nicht den Stempel im Zahnbonusheft,<br />

denn damit sichern Sie sich im<br />

Bedarfsfall einen höheren Zuschuss für Zahnersatz.<br />

Nehmen Sie am TK-Bonusprogramm teil, dann<br />

können Sie die Zahnvorsorgeuntersuchung<br />

dort als Maßnahme geltend machen. Über das<br />

Bonusprogramm haben Sie dann sogar die<br />

Möglichkeit, weitere Zahngesundheitsmaßnahmen<br />

zu finanzieren, wie z. B. die individuelle<br />

Zahnreinigung.<br />

Foto: Tribalium/shutterstock<br />

TK: Die Techniker Krankenkasse bietet ihren<br />

Versicherten die Möglichkeit besonderer Wahltarife<br />

mit Selbstbehalt. Das heißt, Eigenverantwortung<br />

zahlt sich aus - als Teilnehmer an<br />

einem TK-Selbstbehalttarif profitieren Sie von<br />

einer jährlichen Prämie, wenn Sie keine oder<br />

nur wenige Leistungen in Anspruch nehmen.<br />

Frau Wang (52): Übernimmt die TK jährlich<br />

eine Zahnprophylaxe? Wenn ja, in welchem<br />

Umfang?<br />

TK: Ja, sogar einmal pro Kalenderhalbjahr zahlen<br />

wir die zahnärztliche Vorsorgeuntersu-<br />

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34 Community<br />

Der Erfolg spricht für sich. Nachdem H&A das Jahr 2016<br />

noch mit einem negativen Ertragssteuerergebnis beendet<br />

hatte, konnte man in den folgenden beiden Jahren deutlich<br />

zulegen. „Das Jahr 2018 war operativ besser als 2017 und<br />

20<strong>19</strong> wird wiederum operativ besser sein als 2018“, fasst<br />

Michael Bentlage die erfolgreiche Entwicklung zusammen.<br />

Die Steigerung der Bruttoerträge um 50 Prozent im Vergleich<br />

zu 2016 seien „überragend“, vor allem hinsichtlich<br />

dessen, dass die Wettbewerber in dieser Zeit „weitestgehend<br />

geschrumpft sind“, so Bentlage weiter. Für diese Erfolge<br />

wurde H&A in diesem Jahr mit dem „CHKD Invest Award“<br />

ausgezeichnet (siehe S. 26/27 in diesem Heft).<br />

Wachstumsgedanke und „Mindchange“ durch<br />

Übernahme<br />

Ein Tag im Leben von<br />

Michael Bentlage<br />

Den einzigen Bezug zur Volksrepublik China hatte<br />

Michael Bentlage bis vor kurzem durch die Erzählungen<br />

und Dia-Vorführungen seines Schwiegervaters aus den<br />

90er Jahren. Und auch sonst hatte man bei der traditionsreichen<br />

deutschen Privatbank Hauck & Aufhäuser<br />

(H&A) zunächst „keinen oder sehr wenig Kontakt mit<br />

Chinesen“, berichtet der heutige H&A-Vorstandsvorsitzende<br />

Bentlage. Dies änderte sich im Jahr 2016, als der<br />

chinesische Konzern Fosun als Investor einstieg und<br />

die Bank mit Sitz in Frankfurt auf Erfolgskurs brachte.<br />

Seitdem reist Michael Bentlage regelmäßig nach China<br />

oder empfängt die chinesischen Partner in Deutschland.<br />

Dabei geht es darum, neue Geschäftsfelder zu<br />

finden, Synergien zu nutzen und auch abseits des Geschäftlichen<br />

einen kontinuierlichen und regelmäßigen<br />

Austausch zu pflegen.<br />

Die Geschichte von H&A geht über 200 Jahre zurück. Im<br />

Jahr 2016 wurde ein neues Kapitel geschrieben, als der chinesische<br />

Konzern Fosun die Bank übernahm und damit ein<br />

Novum in Deutschland schaffte: H&A wurde zur ersten<br />

deutschen Bank, die von einem chinesischen Unternehmen<br />

im Mehrheitsbesitz erworben wurde. „Keiner konnte sich<br />

zum damaligen Zeitpunkt vorstellen, welche Entwicklung<br />

die Bank nehmen würde. Rückblickend war das eine sehr<br />

gute Entscheidung“, sagt Michael Bentlage über die Anfangszeit.<br />

»Das motiviert<br />

natürlich, wenn<br />

Sie als Vorstand<br />

in der Lage sind,<br />

frei zu entscheiden.«<br />

Michael Bentlage<br />

Als den „größten Mehrwert, den Fosun gebracht hat“ und<br />

als „Triggerpoint“ bezeichnet Bentlage den neuen Wachstumsgedanken,<br />

der durch die Übernahme Einzug in das<br />

deutsche Bankhaus erhielt. Während im Jahr 2015 noch ein<br />

Kosteneffizienzprogramm aufgelegt wurde und Tochtergesellschaften<br />

geschlossen und abgestoßen wurden, wurde<br />

nach der Übernahme nun nicht mehr darüber diskutiert, „wo<br />

wir Kosten sparen, sondern darüber, welche neuen Produkte<br />

können wir auflegen, welche Initiativen können wir starten<br />

für höheres, besseres, organisches Wachstum“, berichtet<br />

Michael Bentlage und spricht in diesem Zusammenhang von<br />

einem „Mindchange im Management“.<br />

Dies sei „ein großer Mehrwert“ der neuen Gesellschafterstruktur,<br />

gepaart mit einem Managementstil auf Seiten<br />

von Fosun, der dem Management in Deutschland große<br />

Freiheiten bei der Unternehmensführung gibt. „Das motiviert<br />

natürlich, wenn Sie als Vorstand in der Lage sind, frei<br />

zu entscheiden, als wenn Sie ausschließlich nur ausführendes<br />

Organ sind“, sagt Bentlage und führt als Gegenbeispiel<br />

deutsche Bankenhäuser an, die nach ihrer Übernahme durch<br />

angelsächsische Investoren „deutlich stringenter geführt<br />

wurden, als das bei uns der Fall war“.<br />

Gleichzeitig rückt der Fokus auch auf neue Geschäftsfelder<br />

und Märkte sowie Synergien, die sich durch die neue Partnerschaft<br />

ergeben. So wurden zwei Tochtergesellschaften in<br />

China gegründet, die das herkömmliche Geschäft unterstützen<br />

und der regionalen Ausweitung des bestehenden Geschäftes<br />

dienen sollen. Es wurde eine Gesellschaft in Irland<br />

erworben und das Thema Cross-border-M&A in das Portfolio<br />

aufgenommen. Hier berät und unterstützt H&A mit<br />

einem Teil ihrer 700 Mitarbeiter nun u.a. chinesische Unternehmen<br />

bei der Suche und Ansprache deutscher Unternehmen.<br />

Des Weiteren ergeben sich für H&A durch die<br />

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Zusammenarbeit mit Fosun neue Geschäftschancen und<br />

Synergien durch das Netzwerk des Konzerns, wie z. B. eine<br />

Zusammenarbeit mit der größten portugiesischen Versicherung,<br />

die ebenfalls von Fosun übernommen wurde.<br />

Interkulturelle Herausforderungen nicht im Vordergrund<br />

Als Michael Bentlage zum ersten Mal nach China kam, so<br />

erinnert er sich heute, war Shanghai für ihn wie eine amerikanische<br />

Stadt, nur moderner. Mit den Bildern und Erzählungen<br />

eines Chinas der 90er Jahre im Kopf, war es für ihn<br />

sehr beeindruckend, vom Flughafen Pudong in die Stadt zu<br />

fahren und den Unterschied mit eigenen Augen zu sehen.<br />

Interkulturelle Herausforderungen durch die veränderte<br />

Situation mit chinesischem Gesellschafter spielen für Hauck<br />

& Aufhäuser laut Bentlage jedoch nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Wie für die gesamte Branche sind es vielmehr die Themen<br />

Digitalisierung, Finanzaufsicht und Niedrigzinsumfeld,<br />

die aktuell die „überragenden drei Herausforderungen“ sind,<br />

mit denen man sich auseinandersetzt.<br />

Zwar gebe es hier und da Sprachbarrieren oder kulturell bedingte<br />

Verständigungsprobleme, insgesamt sei in dieser<br />

Hinsicht aber „nicht viel Negatives zu berichten“, was<br />

hauptsächlich daran liege, dass es sich bei Fosun um einen<br />

internationalen Konzern handelt, der bereits Erfahrungen<br />

mit Investitionen in mehreren europäischen Ländern hat<br />

und damit bereits einen hohen Grad an Internationalität<br />

vorweisen kann. So sprechen die Jüngeren aus dem Konzern<br />

alle fließend Englisch. Und auch für die Kommunikation mit<br />

der obersten Managementebene bei Fosun seien mittlerweile<br />

teilweise sogar keine Übersetzer mehr nötig, berichtet<br />

Herr Bentlage, für den dadurch „viele Dinge auf dem richtigen<br />

Weg“ sind.<br />

Gemeinsame Aktivitäten auch abseits des Geschäfts<br />

Den chinesischen Kollegen empfiehlt Michael Bentlage,<br />

wenn sie nach Deutschland kommen, gerne die Kulturlandschaft<br />

Rheingau, inklusive einer Bootsfahrt ab Rüdesheim<br />

vorbei an zahlreichen Schlössern, das Schloss Neuschwanstein<br />

in Bayern oder die Metropolen Berlin, München und<br />

Hamburg als Reiseziele. Hinzu kommen gemeinsame Aktivitäten<br />

abseits des Geschäfts. So organisierte man beispielsweise<br />

während der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 spontan<br />

mit dem Fosun-Chairman GUO Guanchang einen<br />

gemeinsamen Abend in einer Frankfurter Bar, bei dem Fußball<br />

geschaut und mit Bier angestoßen wurde. Hier „sind die<br />

Kollegen von Fosun sehr unkompliziert“, erzählt Bentlage.<br />

Gleichermaßen gehören die gemeinsamen Essen mit den<br />

Fosun-Kollegen zum festen Programm einer jeden Chinareise,<br />

wobei auf besondere kulinarische Experimente<br />

verzichtet wird. „Die chinesischen Kollegen von Fosun bemühen<br />

sich, uns in Restaurants zu bringen, deren Auswahl<br />

für ‚westliche Zungen‘ keine Herausforderung darstellt.“ Die<br />

chinesische Küche beschreibt Michael Bentlage als „gesund,<br />

abwechslungsreich und schmackhaft.“<br />

Egal ob geschäftlich oder kulinarisch. Zu Beginn war es für<br />

Michael Bentlage „Neuland, was wir hier betreten“, während<br />

heute all das „fast schon Normalität“ geworden ist.<br />

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36 Gastkommentar<br />

Berufliche Bildung in Deutschland und China<br />

– Herausforderungen für die Zukunft<br />

In entwickelten Wirtschaften mit einer hohen Bedeutung<br />

des produzierenden Sektors und üblicherweise<br />

einem stetig ansteigenden Anteil von Dienstleistungen<br />

spielt berufliche Bildung eine extrem wichtige Rolle.<br />

Ihre Absolventen, also die Facharbeiter und Meister,<br />

die Techniker, Kaufleute, Handwerker und professionelle<br />

Dienstleister bilden das Scharnier zwischen<br />

primär intellektuell geprägten Tätigkeiten und solchen,<br />

die ausführenden Charakter haben.<br />

Die Systeme der beruflichen Bildung in Deutschland<br />

und China unterscheiden sich signifikant voneinander.<br />

Während die duale Ausbildung in Deutschland<br />

auf Unternehmen als wesentliche Träger der Ausbildung<br />

setzt, hierfür staatlich kontrollierte Curricula als<br />

Standard vorgibt und die Azubis für ihre Tätigkeit entlohnt<br />

werden, findet die berufliche Bildung in China vorwiegend<br />

in gesonderten Berufsschulen, den Zhongzhuan<br />

und Dazhuan, statt, eine direkte Einbindung in Unternehmensabläufe<br />

findet selten statt und die Berufe sind kaum<br />

standardisiert.<br />

Aus Sicht der Auszubildenden nehmen diese also in<br />

Deutschland gleichzeitig eine qualifizierte Ausbildung<br />

und eine Berufstätigkeit in einem Unternehmen auf, das<br />

sie in aller Regel nach Abschluss der Ausbildung auch<br />

übernimmt. Dies erhöht die Attraktivität einer Ausbildung,<br />

für die sich in Deutschland auch viele Schüler mit<br />

Hochschulzugangsberechtigung entscheiden. In China<br />

existiert dagegen eine Mentalität, in der Eltern bewusst<br />

oder unbewusst fast ausnahmslos dem konfuzianischen<br />

Bildungsideal folgen, dem in heutiger Zeit ein Hochschulstudium<br />

entspricht. Das Bildungssystem fördert diese<br />

Sichtweise noch, indem es auf jeder Bildungsstufe den<br />

Besten immer den Weg zum möglichen Studium weist<br />

und allen anderen diesen Weg weitestgehend versperrt.<br />

Damit fühlen sich Teilnehmer der beruflichen Bildung<br />

tendenziell als Bildungsverlierer und so gut wie nie wird<br />

ein Schüler mit hohen Gaokao-Werten den Weg in eine<br />

Ausbildung finden.<br />

Tilman Lesche<br />

ist Gründer und Geschäftsführer<br />

der Brüder Grimm<br />

Privatinstitut GmbH (Potsdam<br />

und Beijing). Seit 23 Jahren ist<br />

er beruflich in und mit China<br />

beschäftigt.<br />

Quelle: Tilman Lesche<br />

In Deutschland gilt eine Ausbildung als gesellschaftlich<br />

anerkannter Weg mit häufig guten Jobchancen. Auch erhalten<br />

Auszubildende die Möglichkeit, über ihren Ausbildungserfolg<br />

noch den Weg an eine Hochschule nehmen<br />

zu können. Die chinesische Regierung hat die große Bedeutung<br />

der beruflichen Bildung für die zukünftige wirtschaftliche<br />

Entwicklung erkannt und fördert sie massiv<br />

durch Ausbau von entsprechenden Schulen. Es wird aber<br />

noch viele Jahre benötigen, um ein Umdenken hinsichtlich<br />

der Wertigkeit beruflicher Bildung in den Köpfen von<br />

Eltern und Schülern zu erreichen.<br />

China hat sich in der Vergangenheit intensiv mit dem<br />

deutschen dualen Bildungssystem beschäftigt und auf<br />

staatlicher wie privatwirtschaftlicher Ebene hat es vielfältige<br />

Kooperationen gegeben, um ein ähnliches System<br />

in China zu etablieren. Fast alle diese Kooperationen haben<br />

in China mit einer Hauptschwierigkeit zu kämpfen:<br />

Warum sollte ein Unternehmen den Aufwand der Ausbildung<br />

betreiben und womöglich sogar den Azubis eine Vergütung<br />

zahlen, wenn diese nach Beendigung der Ausbildung<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem anderen<br />

Unternehmen abwandern? Es ist ein Spezifikum der deutschen<br />

Situation, dass sich zwischen Ausbildungsbetrieb<br />

und Azubi in aller Regel ein so enges Verhältnis entwickelt,<br />

dass es den Betrieben gelingt, den Großteil der Absolventen<br />

– häufig mehr als 90 Prozent - im Betrieb zu halten.<br />

Eine große Chance läge in einer intensiveren bilateralen<br />

Kooperation gerade in Zusammenarbeit mit dem in China<br />

weiterhin wichtigen staatlichen Unternehmenssektor, der<br />

stärker standardisierte firmeninterne Ausbildungen entwickeln<br />

und auch in seiner Einstellungspolitik Zeichen für<br />

die erhöhte Bedeutung von Fachkräften setzen könnte.<br />

Hiermit ließe sich ein Mentalitätswandel anstoßen.<br />

Beide Länder benötigen für eine zukunftsfähige Wirtschaft<br />

eine hohe Zahl von Absolventen beruflicher Bildung,<br />

die eine erfolgreiche Karriere auf diesem Bildungsweg<br />

aufbauen können. Während Deutschland hierbei vor<br />

allem mit dem quantitativen Problem des u.a. durch den<br />

demographischen Wandel verursachten Mangels an Kandidaten<br />

für eine berufliche Ausbildung zu kämpfen hat,<br />

verfügt China über viele junge Menschen, die für eine<br />

berufliche Ausbildung zur Verfügung stehen. Für diese die<br />

Attraktivität der Ausbildung und vor allem der nachfolgenden<br />

Beschäftigung zu erhöhen, stellt für China die<br />

größte Herausforderung dar.<br />

www.chk-de.org


Bavarian Ministry of<br />

Economic Affairs,<br />

Regional Development<br />

and Energy<br />

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