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DMG-informiert 2/2020 // Thema: Heimat. Gemeinde.

Berichte aus der weltweiten Mission

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Berichte aus der<br />

weltweiten Mission<br />

<strong>informiert</strong><br />

Ausgabe 2 | <strong>2020</strong><br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong>.de<br />

<strong>Heimat</strong>.<br />

GEMEINDE.<br />

INTERVIEW<br />

MIT MONIKA MENCH<br />

BISH. PERSONALVORSTAND<br />

Seiten 4–6<br />

WO GEHÖRE ICH HIN?<br />

VON AGNES<br />

KURZE AUSLANDSEINSÄTZE<br />

Seite 20<br />

ALLES WIRD GUT!<br />

EHEPAAR BÜSCHLEN<br />

LOMBARDEI/ITALIEN<br />

Seite 24


EDITORIAL<br />

HEIMAT. GEMEINDE.<br />

Keiner, liebe Leser, hat geahnt, welche Brisanz<br />

dieses <strong>Thema</strong> entwickelt, als wir es 2019<br />

festgelegt haben – bis im März überraschend Kirchen<br />

und Freikirchen schlossen. Christen mussten<br />

umdenken. Was macht <strong>Gemeinde</strong> eigentlich aus? Sie<br />

ist mehr als nur der Ort des Gottesdienstes, mehr als<br />

nur das Haus und unsere Events …<br />

Wie leben wir Christen Gemeinschaft, wenn<br />

<strong>Gemeinde</strong>häuser geschlossen sind und Begegnung<br />

fast unmöglich ist? Was macht uns aus? Geht <strong>Heimat</strong><br />

ohne Haus? Welche Formen des Miteinanders gibt<br />

es noch? Wie leben wir Nächstenliebe, wie sagen<br />

wir von Jesus weiter, wenn wir uns nicht treffen? So<br />

ähnlich könnte sich der Alltag verfolgter Christen in<br />

Algerien und im Iran anfühlen.<br />

<strong>Gemeinde</strong> lebt trotzdem! Ich staune, welchen<br />

Ideenreichtum Gottes große Familie zeigt: Christen<br />

kaufen für Senioren ein; Studentengruppen sammeln<br />

sich im Web; Pastoren predigen ins Telefon;<br />

Pfleger stehen Kranken bei; Lehrer geben per E-Mail<br />

Nachhilfe; Kindermitarbeiter verteilen Linklisten mit<br />

Angeboten für Kinder; Freunde beten per Whats-<br />

App; Briefe und Pakete gehen um die Welt. Missionare<br />

kennen diese begrenzte Art der Gemeinschaft<br />

mit ihrer <strong>Heimat</strong>gemeinde immer schon – und sie<br />

genießen sie trotzdem.<br />

<strong>Gemeinde</strong> ist <strong>Heimat</strong>. Wenn wir einander nicht<br />

vergessen! Zeit haben am Telefon. Konkret helfen.<br />

Glauben tun wir immer miteinander. Ich möchte unsere<br />

Gemeinschaft als Christen ganz<br />

neu wertschätzen. Denn sie bedeutet:<br />

<strong>Heimat</strong>. <strong>Gemeinde</strong>.<br />

VERANSTALTUNGEN: „WENN GOTT WILL ...“<br />

Telefon-Andacht<br />

„Bibel fürs Ohr!“<br />

Bis auf weiteres –<br />

so lange keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden:<br />

Jeden Sonntag um 10 Uhr<br />

Einfach anrufen, zuhören und mitbeten unter:<br />

Tel. 07265 6649-123<br />

Gebetssonntage<br />

auf dem Buchenauerhof<br />

21.06.<strong>2020</strong>: Asien 16.08.<strong>2020</strong>: Afrika<br />

Erlebnistag verschoben!<br />

17. Mai <strong>2020</strong> --> 25. April 2021<br />

Achtung!<br />

JuMi // Jugend-Missionsevent<br />

25.–26. Juli <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong> – Los!“<br />

Herbstmissionsfest<br />

27. September <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong>. Liebe.“<br />

Theo Volland<br />

Chefredakteur<br />

Bewirb dich<br />

in der <strong>DMG</strong>-Zentrale<br />

Buchenauerhof<br />

74889 Sinsheim<br />

EXTRAS<br />

INTERVIEW MONIKA MENCH.... S.4–6<br />

NACHRUF HOMUTH...................S.14<br />

BIBELARBEIT....................... S.15–18<br />

CORONA-PROJEKTE...................S.30<br />

BERICHTE<br />

GEMEINDEN.......................... S.7–13<br />

AFRIKA............................... S.14+19<br />

AMERIKA............................ S.20–21<br />

EUROPA.............................. S.22–26<br />

WELTWEIT AKTIV................ S.27–28<br />

HEIMATZENTRUM................ S.28–29<br />

2 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

LEITER HAUSBETRIEBSTECHNIK (M/W)<br />

Koordination und Betreuung von Instandhaltungs-,<br />

Wartungs- und Reparaturarbeiten in unserer<br />

<strong>Heimat</strong>zentrale, Bereichsleitung und Anleitung<br />

von Mitarbeitern.<br />

MITARBEITER FÜR PR UND<br />

VERÖFFENTLICHUNGEN (M/W)<br />

Als Redakteur Veröffentlichungen erstellen, bisherige<br />

Kanäle der Veröffentlichung bedienen und neue<br />

finden. Konzepte für neue Publikationen entwickeln.<br />

Begeistert für Jesus? Bewirb dich!<br />

Detaillierte Informationen:<br />

www.<strong>DMG</strong>int.de/Stellenangebot


SEMINAR<br />

FREIZEIT<br />

ANIME UND<br />

OKKULTISMUS<br />

Freitag bis Samstag<br />

19.−20.06.<strong>2020</strong><br />

Evtl. als Online-Webinar<br />

AUSZEIT MIT INHALT<br />

Montag bis Freitag<br />

31.08.−04.09.<strong>2020</strong><br />

Erholung und Durchatmen, dazu Bibel und Wahlseminare.<br />

Eine besondere Woche mit <strong>DMG</strong>-Direktor<br />

Pfr. Günther Beck und weiteren Referenten in Haus<br />

Friede, 91443 Scheinfeld. Preis: ab 280 €.<br />

Anmeldung: bruderkreis@t-online.de,<br />

Tel. 09162 560, www.auszeit-mit-inhalt.de<br />

NEU: IMPULS-REISEN DER <strong>DMG</strong> UND IHRER PARTNER<br />

Comicfilme sind nicht immer<br />

harmlos. Lernen Sie mit uns Kulturkreise<br />

kennen, in denen Anime<br />

populär sind. Wie erkennen<br />

wir Okkultes? Wie schützen wir<br />

uns und andere? Die Referenten,<br />

Dr. Martin u. Andrea Heißwolf,<br />

lebten 26 Jahre in Japan.<br />

Ab 110 € oder als Tagesgast.<br />

Infos und Anmeldung unter:<br />

www.<strong>DMG</strong>int.de/Seminare<br />

Bestellen Sie unser ausführliches<br />

Seminarheft per Anruf oder<br />

WhatsApp: 07265 959-100 oder<br />

per E-Mail: Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de<br />

IMPULS-REISE<br />

„MISSION 2 UMAG“<br />

IN KROATIEN<br />

Freitag bis Dienstag //<br />

23.08.−01.09.<strong>2020</strong><br />

Du möchtest Kindern die gute<br />

Nachricht von Jesus bringen? Hilf<br />

unserem kids-team, ein Ferienprogramm<br />

zu gestalten. Bring dich<br />

mit dem ein, was dir Spaß macht,<br />

entdecke deine Begabung. Du bist<br />

gefragt! Ab 16 Jahre. Mehr Infos<br />

und Anmeldung: www.kidsteam.de<br />

Wachse im Glauben, setz deine Talente<br />

ein, und unterstütze die Christen vor<br />

Ort! Ein Team unseres Partnerwerks<br />

ECM möchte in der Küstenstadt Umag<br />

Menschen mit Jesus bekannt machen.<br />

Für Christen, 16–30 Jahre. Mehr Infos<br />

auf www.ecmi.org/mission2umag<br />

Anmeldung: ImPulsReisen@<strong>DMG</strong>int.de<br />

SOMMER-<br />

EINSÄTZE<br />

Wolgast // 20.–28.06.<strong>2020</strong><br />

Sellin (Rügen) // 05.–13.07.<strong>2020</strong><br />

AKTUELL ...<br />

… will sich der Rotstift als wichtigstes Werkzeug in<br />

unserer Veranstaltungsabteilung profilieren. Was lange<br />

geplant war, muss leider gestrichen werden. Trotzdem<br />

bestimmt nicht der Name eines Virus, sondern der Name<br />

Jesus Christus unseren Alltag: In seinem Namen arbeiten<br />

und planen wir weiter und nutzen zurzeit andere Wege,<br />

um mit Ihnen, liebe Leser und Unterstützer, in Verbindung<br />

zu bleiben. Statt Rotstift zücken wir lieber den Hoffnungs-<br />

Marker und probieren neue Wege aus:<br />

Viele <strong>Gemeinde</strong>n bieten Webdienste und Streaming<br />

für ihre Gottesdienste an. Sie möchten Missions-Impulse<br />

in den Online-Gottesdienst Ihrer <strong>Gemeinde</strong> einbauen?<br />

Sprechen Sie uns an – oder direkt die Missionare, die Sie<br />

kennen. Eine kurze Video- oder Audiobotschaft macht<br />

Mut – denn Gottes weltweite Arbeit geht weiter!<br />

Für alle, die sich im Internet weniger zu Hause fühlen,<br />

gibt es sonntags um 10 Uhr die Telefonandacht „Bibel fürs<br />

Ohr!“ mit unserem Direktor Günther Beck. Wählen Sie sich<br />

über die Telefonnummer 07265 6649-123 ein. Unter der<br />

gleichen Nummer führen wir auch unsere Gebetssonntage<br />

fort. Wir bleiben im Gebet mit Ihnen und den Missionaren<br />

verbunden. Vielen Dank, wenn Sie dabei sind!<br />

Bevor Sie eine der hier abgedruckten Veranstaltungen<br />

besuchen, schauen Sie bitte kurz in unsere Internetseite<br />

(www.<strong>DMG</strong>int.de), ob sie tatsächlich stattfindet. Gerne<br />

geben wir auch telefonisch Auskunft.<br />

Obwohl manche Artikel dieser Zeitschrift über Pläne<br />

berichten, die nun doch geändert werden mussten, haben<br />

wir entschieden, nicht bei jedem Artikel Anmerkungen zu<br />

machen. Der grundsätzliche Inhalt bleibt; genauso wie die<br />

Verbindung zu Ihnen als: „<strong>Heimat</strong> – <strong>Gemeinde</strong>.“<br />

Uns berührt die Aussage des Jakobusbriefs (Kap. 4,15):<br />

„Ihr sollt sagen: Wenn der Herr es will, werden wir leben<br />

und dieses oder jenes tun.“ In diesem Sinn ganz bewusst:<br />

Wenn Gott will und wir leben, werden wir Sie bald<br />

wieder live begrüßen – in Ihren <strong>Gemeinde</strong>n oder auf dem<br />

Buchenauerhof.<br />

Gottes Segen,<br />

Ihr Team der Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

3


INTERVIEW<br />

MIT MONIKA MENCH<br />

„ICH WOLLTE AUCH<br />

GERNE WIEDER GEHEN!“<br />

Was Philippus, der Afrikaner und 300 neue Missionare<br />

mit Frankreich zu tun haben ...<br />

Monika Mench ist seit 1993<br />

mit der <strong>DMG</strong> auf Weltreise:<br />

Zuerst in Afrika, die letzten Jahre als<br />

Mentorin für neue Missionare und<br />

Personalvorstand im <strong>Heimat</strong>zentrum.<br />

Jetzt macht sie sich wieder auf in die<br />

Außenmission, nach Frankreich:<br />

Liebe Monika, wo kommst du her?<br />

Ich bin mit meiner jüngeren<br />

Schwester in einem behüteten Umfeld<br />

in Teningen bei Freiburg aufgewachsen.<br />

Entscheidenden Einfluss auf<br />

mein Leben hatten die Kinder- und<br />

Jugendstunden der landeskirchlichen<br />

AB-Gemeinschaft, aber auch Freizeiten,<br />

an denen wir in den Ferien<br />

teilnahmen. Hier lernte ich Christen<br />

kennen, die fröhlich und konsequent<br />

mit Jesus lebten. Sie wussten um<br />

die Vergebung ihrer Schuld, hatten<br />

Frieden im Herzen und setzten sich<br />

leidenschaftlich dafür ein, Gottes<br />

Liebe an andere weiterzugeben. Das<br />

hat mich mit angesteckt.<br />

Wie begann dein Weg zur Mission?<br />

Zunächst führte Gott mich nach<br />

Bad Liebenzell. Nach meiner drei-<br />

jährigen Ausbildung zur <strong>Gemeinde</strong>diakonin<br />

dort begann ich einen Dienst<br />

unter Kindern, Jugendlichen und<br />

Frauen in der Stadtmission Mosbach<br />

und Umgebung.<br />

Und wie hast du deine Berufung<br />

erlebt?<br />

Berichte von Missionaren fand ich<br />

immer schon spannend. Aber selbst<br />

einmal als Missionarin im Ausland zu<br />

arbeiten? Alle Sicherheiten aufgeben<br />

und finanziell abhängig zu sein,<br />

konnte ich mir gar nicht vorstellen.<br />

Während einer Freizeit in Griechenland<br />

packte mich die Bibelarbeit von<br />

Gerd Sigrist (ehemals Geschäftsführer<br />

der <strong>DMG</strong>) über Apostelgeschichte 8:<br />

Gott rief Philippus aus einer<br />

blühenden Arbeit in Samaria heraus<br />

und schickte ihn in die Wüste, wo er<br />

einem Äthiopier begegnete und ihm<br />

Jesaja 53 erklärte. Philippus hätte in<br />

Samaria alle Hände voll zu tun gehabt<br />

mit den vielen Menschen, die neu<br />

zum Glauben gekommen waren.<br />

Auch ich stand in einer wachsenden<br />

Arbeit in Mosbach. Junge und ältere<br />

Leute kamen frisch in die Gemein-<br />

de, sie wollten Bibel lesen und mehr<br />

erfahren, wie sie mit Jesus ihren<br />

Alltag leben konnten. Meine Kollegin<br />

und ich verbrachten Stunden damit,<br />

einzelne oder kleine Gruppen zu<br />

begleiten. Konnte ich diese blühende<br />

Arbeit einfach so verlassen?<br />

Philippus wurde von Gott herausgerufen,<br />

ohne zu wissen, was für eine<br />

Aufgabe ihn erwartete. Und er ging!<br />

Am Ende ging es für dich nach<br />

Afrika …?<br />

Mit den damaligen Kandidatensekretären<br />

Brigitte Mack und Robert<br />

Hablützel erstellten wir ein Profil<br />

meiner Fähigkeiten, Erfahrungen und<br />

Wünsche. Schnell kristallisierte sich<br />

heraus, dass <strong>Gemeinde</strong>bau, Jüngerschaft<br />

und ein französischsprachiges<br />

Umfeld zu mir passen. Robert fragte<br />

internationale Partnerorganisationen<br />

an. Es öffnete sich eine Tür im Benin,<br />

Westafrika. So einfach und unspektakulär!<br />

Nach der anfänglichen Begeisterung<br />

über die neue Aufgabe, schlich<br />

sich Zweifel ein: Sollte ich tatsächlich<br />

nach Afrika? Wie käme ich mit Ungeziefer,<br />

Hitze und der fremden Kultur<br />

4 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Monika Mench<br />

P10932


zurecht? Es dauerte Monate, ehe Gott<br />

mir sehr eindrücklich versicherte, dass<br />

Benin doch das richtige Land war.<br />

Wie bist du zu diesem Schluss<br />

gekommen?<br />

Während meines Sprachaufenthaltes<br />

in Frankreich predigte der Pastor<br />

im Gottesdienst wieder über Apostelgeschichte<br />

8. Dieses Mal lag der<br />

Schwerpunkt auf dem afrikanischen<br />

Finanzbeamten, der zum Glauben<br />

fand, weil Philippus auf Gottes<br />

Stimme gehört hatte. Ich erkannte,<br />

dass Gott mich wie Philippus gerufen<br />

hatte, um Afrikanern zu dienen.<br />

Einleben im Benin: Wie hast du<br />

Kulturstress und Freude an der<br />

neuen Kultur erlebt?<br />

Meine Ängste bezüglich Ungeziefer<br />

und Hitze waren unbegründet, ich<br />

kam wunderbar zurecht. Schwieriger<br />

waren die kulturellen Unterschiede:<br />

Ich empfand am Anfang manches sehr<br />

chaotisch, afrikanische Teamkollegen<br />

als unpünktlich und nicht unbedingt<br />

verlässlich. Doch je intensiver meine<br />

Beziehungen zu den Leuten wurden,<br />

umso mehr wuchs auch mein Verständnis<br />

für ihre Haltung und ihre<br />

Werte, die sie mit ihrem Verhalten<br />

zum Ausdruck brachten. Ich lernte<br />

schätzen, dass Beziehungen Priorität<br />

haben. Dass der Augenblick gefeiert<br />

wird, selbst wenn dadurch eine<br />

Veranstaltung länger als 60 Minuten<br />

dauert. Dass wir aufeinander angewiesen<br />

sind und man sich in besonderen<br />

Situationen aufeinander verlassen<br />

kann. Gott weitete meinen Horizont<br />

und ich gewann viele Freunde.<br />

Dein krassestes Erlebnis mit Jesus<br />

damals?<br />

Ich unterrichtete an einer kleinen<br />

Bibelschule. Mir fiel auf, wie unmotiviert<br />

die Ehefrauen im Unterricht<br />

saßen, sie waren völlig überfordert.<br />

Im Gespräch mit dem einheimischen<br />

Schulleiter entwickelten wir die Idee,<br />

die Frauen zwei Nachmittage die<br />

Woche extra zu unterrichten – zu für<br />

sie relevanten, praktischen Themen.<br />

Sie waren begeistert. Anfangs jedoch<br />

auch überrascht, weil ich den Unterricht<br />

unterm Mangobaum abhielt –<br />

wo sie sich sonst auch außerhalb des<br />

Unterrichts trafen. Alle lernten Lesen<br />

und Schreiben. Wir besprachen,<br />

wie einzigartig die Frau in Gottes<br />

Augen ist – ein Gedanke, der ihnen<br />

fremd war. Und was es bedeutet, als<br />

Pastorenfrau in einer <strong>Gemeinde</strong> ihren<br />

Mann zu unterstützen und welche<br />

Aufgaben sie wahrnehmen konnten.<br />

Gemeinsam bereiteten wir Kinderstunden<br />

vor. Die Frauen lernten<br />

auch Handarbeiten. Sie konnten ihre<br />

Erzeugnisse auf dem Markt verkaufen<br />

und sich selbst eine kleine Einnahmequelle<br />

verschaffen. Diese Arbeit hat<br />

Spaß gemacht.<br />

Wie haben sich die Frauen<br />

entwickelt?<br />

Nach einem Jahr war eine gewaltige<br />

Veränderung in ihrem Leben zu beobachten.<br />

Sie fühlten sich als von Gott<br />

geliebte und begabte Geschöpfe!<br />

Auch die Ehemänner waren beeindruckt<br />

von der Veränderung. Nun<br />

konnten sie in Ehe und <strong>Gemeinde</strong> an<br />

einem Strang ziehen. Erstaunlicherweise<br />

nahmen die Frauen auch am<br />

Vormittagsunterricht mit den Männern<br />

viel interessierter teil.<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

5


Eine schnitt bei den Abschlussprüfungen<br />

besser ab als alle Männer.<br />

Warum bist du nach sieben Jahren<br />

Afrika zurückgekehrt?<br />

Während meines zweiten <strong>Heimat</strong>aufenthaltes<br />

fragte man mich, ob ich<br />

die Aufgabe als Kandidatensekretärin<br />

(heute: Mentorin für neue Missionare)<br />

übernehmen würde. Das kam so<br />

überraschend, dass ich sofort absagte!<br />

Ich wollte auf jeden Fall zurück in<br />

den Benin. Trotzdem bewegte ich die<br />

Sache im Gebet. Wieder war es eine<br />

Kurzpredigt über Apostelgeschichte<br />

8, durch die Gott mein Leben lenkte:<br />

Nach dem Gespräch zwischen<br />

Philippus und dem afrikanischen Regierungsbeamten<br />

und dessen Taufe,<br />

wird Philippus vom Geist des Herrn<br />

ergriffen und an einen anderen Ort<br />

versetzt. Der Äthiopier „zog seine<br />

Straße fröhlich“, heißt es in der Bibel.<br />

Ohne Philippus!<br />

So machte Gott mir deutlich, dass<br />

meine Freunde im Benin auch ohne<br />

mich voller Freude ihre Reise mit Jesus<br />

fortsetzen. Jesus war ihr Begleiter,<br />

ich wurde dort nicht mehr benötigt.<br />

Trotzdem fiel der Abschied vom Benin<br />

nach sieben wertvollen Jahren nicht<br />

leicht.<br />

Was waren deine Aufgaben in der<br />

<strong>Heimat</strong>zentrale?<br />

In den vergangenen 17 Jahren<br />

durfte ich knapp 300 neue Missionare<br />

auf ihrem Weg beraten und<br />

begleiten: von der Orientierung in<br />

Sachen berufliche und theologische<br />

Ausbildung über das Finden passender<br />

Einsatzmöglichkeiten weltweit,<br />

bis hin zu Informationen über medizinische<br />

oder schulische Versorgung<br />

vor Ort. Es war ein Privileg, so viele<br />

missionsinteressierte Christen aus<br />

ganz unterschiedlichem Hintergrund<br />

kennenzulernen, ihre Geschichten mit<br />

Höhen und Tiefen zu hören, sich mit<br />

ihnen zu freuen, wenn ihre Versorgung<br />

gesichert war und sich Türen für<br />

ein geeignetes Projekt öffneten. Oder<br />

mit ihnen zu weinen, wenn ein Visum<br />

nicht erteilt wurde oder es Schwierigkeiten<br />

in Teams gab, die eine Zusammenarbeit<br />

unmöglich machten.<br />

Wie kam es, dass du in die Leitung<br />

und den Vorstand der <strong>DMG</strong> berufen<br />

wurdest?<br />

Als Mentorin für neue Missionare<br />

hatte ich intensive Kontakte in<br />

alle Bereiche unseres <strong>Heimat</strong>büros<br />

auf dem Buchenauerhof. Über die<br />

Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler<br />

Missionen und Partnerwerke war ich<br />

gut vernetzt und stand im Austausch<br />

mit anderen Personalverantwortlichen<br />

über Entwicklungen in der<br />

Mission, den Bedarf an Missionaren<br />

und wie sie Missionare auf den Dienst<br />

vorbereiten. Offensichtlich erkannten<br />

die Verantwortlichen der <strong>DMG</strong>,<br />

dass mein Einblick in diese Bereiche,<br />

meine Art, Menschen zu führen, und<br />

meine Persönlichkeit eine wertvolle<br />

Ergänzung für die Leitung bilden.<br />

So wurde ich 2009 in den Vorstand<br />

gewählt.<br />

Wo müssen wir uns als <strong>DMG</strong> weiterentwickeln?<br />

Unsere Welt verändert sich ständig.<br />

Wir müssen dynamisch bleiben, uns<br />

auf neue Gegebenheiten flexibel einstellen<br />

und die Zukunft aktiv gestalten.<br />

Wir benötigen bahnbrechende<br />

Ideen, wie christliche Mitarbeiter in<br />

Ländern tätig sein können, die für<br />

traditionelle Missionare nicht zugänglich<br />

sind. Den Bedürfnissen der<br />

jungen Generation müssen wir kreativ<br />

begegnen, zum Beispiel durch kurze<br />

Teameinsätze.<br />

Du wechselst gerade in eine neue<br />

Aufgabe, wie kam es dazu?<br />

Die Begeisterung über Gottes Wirken<br />

weltweit hat mich nie losgelassen!<br />

So viele Missionare durfte ich ins<br />

Ausland vermitteln – und oft dachte<br />

ich dabei: „Ich würde auch selbst<br />

gerne wieder gehen!“ Nach 17 Jahren<br />

in der Personalverantwortung denke<br />

ich, dass es höchste Zeit ist, wieder<br />

eigene Erfahrungen zu machen und<br />

nicht nur aus der Erinnerung heraus<br />

zu beraten. Außerdem wollte ich wieder<br />

mehr Zeit haben für Menschen,<br />

die Jesus noch nicht kennen, um mit<br />

ihnen gemeinsam Gottes wunderbaren<br />

Plan für ihr Leben zu entdecken.<br />

Was erwartet dich in Frankreich?<br />

Ich werde zunächst für ein Jahr ein<br />

neues <strong>Gemeinde</strong>gründungsteam im<br />

Großraum Paris unterstützen. In einer<br />

Stadt mit knapp 35.000 Einwohnern<br />

leben Menschen wie du und ich, die<br />

sich nach Freundschaft, Wertschätzung<br />

und Anerkennung sehnen. Die<br />

meisten sind Muslime, die den Gott<br />

der Liebe noch nicht kennen, der sich<br />

in Jesus Christus offenbart hat. Meine<br />

englische Kollegin Rachel und ich<br />

wollen unser Leben mit den Menschen<br />

dort teilen, Freundschaften<br />

knüpfen und sie mit Jesus bekannt<br />

machen. Der Umzug nach Frankreich<br />

ist für September geplant.<br />

Was willst du den <strong>DMG</strong>-Mitarbeitern<br />

mitgeben? Was den Missionaren?<br />

Lasst uns gemeinsam auf dem Fundament<br />

des Wortes Gottes vorangehen,<br />

unsere Abhängigkeit von Gott<br />

im Gebet zum Ausdruck bringen und<br />

uns ihm mit allem, was wir sind und<br />

haben, zur Verfügung stellen. Wir sind<br />

als Lernende unterwegs und werden<br />

beschenkt durch Impulse von unseren<br />

Glaubensgeschwistern weltweit. Gott<br />

will sein Vorhaben mit uns verwirklichen.<br />

Es ist ein großer, aber kein<br />

unmöglicher Auftrag, weil er selbst<br />

ihn zu Ende führen wird. Davon war<br />

der Apostel Paulus überzeugt:<br />

„Ich bin ganz sicher, dass Gott das<br />

gute Werk, das er in euch angefangen<br />

hat, auch weiterführen und an dem<br />

Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt,<br />

vollenden wird.“ (Philipper<br />

1,6).<br />

Wir danken dir herzlich, liebe<br />

Monika, für die vielen Jahre guter<br />

Gemeinschaft im Glauben und<br />

wunderbarer Zusammenarbeit.<br />

Wir als <strong>DMG</strong> wünschen dir Gottes<br />

Segen, Bewahrung und viel Freude<br />

in deinem neuen Dienst in Frankreich.<br />

Dass du erleben darfst, wie<br />

viele Menschen aus aller Welt zum<br />

Glauben finden.<br />

Das Interview führte Theo Volland<br />

6 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Monika Mench<br />

P10932


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

ROSBACH<br />

Was <strong>Heimat</strong>gemeinden<br />

sagen<br />

MISSIONSTAGE –<br />

EIN ANSPORN FÜRS<br />

EIGENE LEBEN!<br />

Auf den nächsten Seiten lassen<br />

wir bewusst einige <strong>Heimat</strong>gemeinden<br />

unserer Missionare<br />

zu Wort kommen: Was ihnen<br />

als <strong>Gemeinde</strong> ihre Missionare<br />

bedeuten; wie sie ihnen <strong>Heimat</strong><br />

sein wollen; was ein Missionsfest<br />

in einer <strong>Gemeinde</strong> bringt;<br />

und über das Miteinander mit<br />

uns als <strong>DMG</strong>. Ein schönes<br />

Potpourri, das zeigt: <strong>Gemeinde</strong><br />

und Mission gehören zusammen.<br />

„Wir lernen die Missionare und ihre Arbeit<br />

kennen, können persönlich nachfragen und<br />

einzelne Aspekte intensiv beleuchten.“<br />

STIMMEN<br />

AUS ROSBACH<br />

Das Telefon klingelt. Die sympathische<br />

Stimme am anderen<br />

Ende gehört zu Eckart Breitenmoser,<br />

unserem „Missionar der Woche“. Es<br />

ist Ende Februar und wir treffen letzte<br />

Vorbereitungen für unsere Missionstage<br />

mit dem <strong>DMG</strong>-Team. Zwei<br />

<strong>Gemeinde</strong>n in Rosbach stecken dabei<br />

jedes Jahr die Köpfe zusammen: die<br />

evangelische Kirchengemeinde und<br />

die Evangeliums-Christengemeinde<br />

(ECG).<br />

„Missionar der Woche“ nennen wir<br />

den Missionar, der als Erster anreist<br />

und unsere <strong>Gemeinde</strong>n von Dienstag<br />

bis Freitag besucht. <strong>Gemeinde</strong>gruppen<br />

und Schulklassen freuen<br />

sich auf spannende Berichte aus der<br />

weltweiten Arbeit. So erreicht das<br />

<strong>Thema</strong> Mission ganz unterschiedliche<br />

Altersgruppen. Am Telefon klärt sich<br />

schnell, dass Eckart schon Schulstunden<br />

gestaltet hat und seinen eigenen<br />

Laptop und Beamer mitbringt. Das ist<br />

hilfreich, so vermeiden wir technische<br />

Hürden.<br />

Zum Wochenende reisen vier<br />

weitere Missionare an. Freitag geht’s<br />

los mit einem Jugendabend. Samstags<br />

verteilt sich das Team auf Hauskreise<br />

mit jeweils einem Missionar. Eine tolle<br />

Möglichkeit, in kleinen, gemütlichen<br />

Gruppen über Mission zu sprechen.<br />

Wir lernen die Missionare und ihre<br />

Arbeit kennen, können persönlich<br />

nachfragen und einzelne Aspekte<br />

intensiv beleuchten.<br />

Den großen Sonntags-Gottesdienst<br />

mit Predigt aus dem <strong>DMG</strong>-Team<br />

erweitern wir durch ein gemeinsames<br />

Mittagessen. Nachmittags folgen ein<br />

Kindermissionsfest und Seminar-<br />

Angebote der Missionare. Jeder kann<br />

wählen, welches <strong>Thema</strong> er vertiefen<br />

möchte. Das Kaffeetrinken ist eine<br />

tolle Chance, nochmal persönlich ins<br />

Gespräch zu kommen.<br />

Unsere Missionstage haben eine<br />

lange Tradition. Der äußere Rahmen<br />

verändert sich, aber der Kern der Sache<br />

bleibt: Wir erfahren, was Gott in<br />

unserer Welt tut! Er gebraucht dazu<br />

unsere Geschwister in der Mission<br />

– das ermutigt im Glauben. Einige<br />

Missionare und Projekte begleiten<br />

wir finanziell und im Gebet schon seit<br />

vielen Jahren.<br />

Mission ist uns wichtig – als<br />

gemeinsame Sache von „<strong>Heimat</strong>“-<br />

<strong>Gemeinde</strong> und Missionaren. Wir<br />

dürfen mithelfen, Menschen in vielen<br />

Teilen der Welt mit Gottes Botschaft<br />

zu erreichen. Deshalb freuen wir uns<br />

schon auf unsere Missionstage!<br />

„Das Missionswochenende<br />

macht mir das <strong>Thema</strong> Mission<br />

neu bewusst: Hier lerne ich<br />

Missionare persönlich kennen.<br />

Daraus haben sich Freundschaften<br />

entwickelt, die schon<br />

Jahre bestehen.“<br />

(Dieter)<br />

„Ich freue mich auf die Begegnungen.<br />

Was Gott in anderen<br />

Ländern tut, ermutigt mich!“<br />

(Karin)<br />

„Das Missionsfest zeigt mir,<br />

wie bunt und groß Gottes weltweite<br />

Familie ist.“ (Stefanie)<br />

„Mir wurde neu bewusst,<br />

dass Mission vor allem aus<br />

Beziehungen besteht. Egal ob<br />

bei uns oder in anderen<br />

Teilen der Welt.“<br />

(Oliver)<br />

„Missionstage sind ein Blick<br />

über den Tellerrand, total<br />

spannend: Die Entwicklung<br />

bei Missionaren zu erleben, die<br />

öfters zu uns kommen.“ (Ralf)<br />

„Die Erfahrungen der Missionare<br />

spornen mich an, auch<br />

selbst missionarischer zu<br />

leben.“<br />

(Frauke)<br />

Marco Leitloff // Ralf Gerhards<br />

Ev. Kirchengemeinde Rosbach und Evangeliums-Christengemeinde (ECG) Rosbach<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

7


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

REGENSBURG<br />

Missionar Hans Ziefle<br />

predigt in Regensburg<br />

MISSION<br />

IST KEIN SELBSTLÄUFER<br />

„Der KairosKurs in der <strong>DMG</strong>-Zentrale hat unseren Blick auf Mission<br />

erneuert, frische Begeisterung geweckt und Veränderungen angestoßen.“<br />

Als ich vor vielen Jahren in einer Jungschargruppe<br />

zum Glauben an Jesus fand, war meine <strong>Gemeinde</strong><br />

noch ganz jung. Sie ist durch ein Missionswerk aus dem<br />

Raum Stuttgart entstanden, deshalb ist Mission immer<br />

schon Teil unserer <strong>Gemeinde</strong>. Jedes Jahr gab es ein Missionsfest<br />

mit der <strong>DMG</strong>. Ein Team aus der <strong>Heimat</strong>zentrale<br />

Buchenauerhof kam zu uns nach Regensburg, eine liebgewordene<br />

Gewohnheit.<br />

So lernte ich Missionare kennen und hielt, damals noch<br />

per Brief, Kontakt mit einigen von ihnen. Schließlich wurde<br />

meine <strong>Gemeinde</strong> auch sendende <strong>Gemeinde</strong>, denn junge<br />

Familien erkannten ihren eigenen Ruf in die Mission: Martin<br />

und Hanna Seidl-Schulz, Hans und Carmen Ziefle und<br />

auch mein Mann und ich waren dabei.<br />

Mit den Jahren schlief alles ein wenig ein. Wie in einer<br />

Ehe, wenn man nicht ganz bewusst an der Beziehung<br />

arbeitet. Die Schmetterlinge im Bauch verschwanden,<br />

die Aufgaben und Verantwortlichkeiten waren aufgeteilt,<br />

Begeisterung fehlte. Für Ehepaare gibt es in solch<br />

einer verfahrenen Situation eigens Seminare, damit sie<br />

ihre Beziehung wieder erneuern können. Und für uns als<br />

<strong>Gemeinde</strong>?<br />

Auch da gibt es Hilfe. Ein Seminar, durch das Christen<br />

lernen, die Beziehung von <strong>Gemeinde</strong> zum Missionar,<br />

zur Missionsgemeinschaft und nicht zuletzt zum Herzen<br />

Gottes, das für alle Völker schlägt, zu erneuern. Inzwischen<br />

waren drei von uns beim KairosKurs auf dem Buchenauerhof.<br />

Wir haben dieses Seminar mit einem unserer Missionare<br />

besucht. Es hat unseren Blick auf Mission erneuert,<br />

frische Begeisterung geweckt und Veränderungen angestoßen.<br />

Inzwischen sind wir als Missionsunterstützungsteam in<br />

der <strong>Gemeinde</strong>leitung vertreten und können unser zentrales<br />

<strong>Thema</strong> in die Entscheidungen der gesamten <strong>Gemeinde</strong><br />

mit einbringen. Eine <strong>Gemeinde</strong>freizeit ist geplant, bei der<br />

unsere Missionare Hans und Carmen Ziefle mit uns die<br />

Fragen betrachten: „Wer bin ich?“ und „Wo will Gott uns<br />

haben: als Person, Familie, <strong>Gemeinde</strong>, in dieser Welt?“<br />

Mission bleibt Beziehungsarbeit, wie in einer Ehe, aber wir<br />

haben wieder neu den Mut dazu bekommen.<br />

Nächster KairosKurs bei der <strong>DMG</strong>: 08.–13.09.<strong>2020</strong><br />

8 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Uschi Adam<br />

Freie christliche <strong>Gemeinde</strong> Regensburg


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

STUTTGART<br />

LASST UNS<br />

DAS SEIL HALTEN!<br />

Bevor William Carey 1793 nach<br />

Indien reiste, sagte er seiner<br />

<strong>Gemeinde</strong>: „Ich werde gehen, aber<br />

ihr müsst das Seil halten!“ Was<br />

bedeutet es für uns als sendende<br />

<strong>Gemeinde</strong>, das Seil zu halten? Als City<br />

Chapel Stuttgart mit mehr als 600<br />

Mitgliedern nehmen wir die Aufgabe<br />

Mission weltweit ernst. Neben der<br />

Beziehung zu unseren Mitarbeitern<br />

im Ausland ist uns die Verbindung zu<br />

den Missionswerken echt wichtig.<br />

Aktuell haben wir 19 Missionare und<br />

eine Person, die sich vorbereitet.<br />

In unserer gemeindeeigenen Missionszeitschrift,<br />

die zweimal im Jahr<br />

erscheint, berichten sie zu verschiedenen<br />

Themen.<br />

Unsere Missionare zu versorgen,<br />

ist für uns Berufung und freudige<br />

Pflicht (vgl. 3. Joh. 5–8). 15 Prozent<br />

des Gesamtbudgets gehen in die<br />

Missionskasse. Jeder bekommt seinen<br />

festen Betrag. Leider ist es uns nicht<br />

möglich, die volle Finanzierung zu<br />

übernehmen, aber wir fragen immer<br />

wieder nach, wie es Missionaren vom<br />

Spendeneingang her geht, um zu<br />

helfen, wo Not ist.<br />

Jedes Jahr schicken wir Teams<br />

zu Einsätzen in die Länder unserer<br />

Missionare. Im September wollen wir<br />

mit einer Gruppe nach Kenia. Ziel ist,<br />

unsere Missionare zu ermutigen und<br />

mitzuhelfen bei der Verkündigung des<br />

Evangeliums und in Sozialprojekten,<br />

im Kinder- und Jugendbereich, Familien<br />

zu stärken und praktisch vor Ort<br />

tätig zu werden.<br />

Jeder Missionar hat eine Ankerperson<br />

in der <strong>Gemeinde</strong>, die sich um<br />

ihn kümmert. Die wird von einem<br />

Hauskreis unterstützt. Gemeinsam<br />

sind sie dem Missionar nahe und<br />

unterstützen ihn durch Gebet, Ermutigung,<br />

Ersatzteile, Bücher, Päckchen<br />

etc. Wir danken der <strong>DMG</strong>, dass sie<br />

der Sendung durch die <strong>Gemeinde</strong> so<br />

viel Bedeutung zukommen lässt. Wie<br />

es der ehemalige Direktor der <strong>DMG</strong>,<br />

Dr. Detlef Blöcher, schrieb:<br />

Weltmission entspringt unmittelbar<br />

dem Wesen und Willen Gottes. Der<br />

lebendige Gott führt sie aber nicht<br />

allein aus. Er hat damit seine <strong>Gemeinde</strong><br />

beauftragt. Sie ist das von Gott<br />

gewählte Instrument der Weltmission<br />

(Eph. 3,9f.; 1. Petr. 2,9). Gott ergreift<br />

die Initiative und beruft Mitarbeiter und<br />

diese Berufung wird von einer <strong>Gemeinde</strong><br />

durch die Aussendung des Missionars<br />

bestätigt. Darum heißen Missionare auf<br />

Griechisch „Apostel“, d.h. Gesandte.<br />

Aussendung von Familie Waidelich im Juli 2014<br />

Wir sind als <strong>Gemeinde</strong> für diese<br />

Wertschätzung dankbar, das entspricht<br />

unserem Selbstverständnis.<br />

Unsere Leute sind für Jesus unterwegs;<br />

aber auch im Auftrag der City<br />

Chapel. Dieses geistliche Mandat<br />

wollen wir nicht abgeben. Unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong> ist der Ort, woher die Missionare<br />

kommen. Wir wollen geistlich<br />

und praktisch Verantwortung übernehmen,<br />

wie es uns möglich ist. Missionswerke<br />

haben ihren berechtigten<br />

Platz, denn als <strong>Gemeinde</strong> stoßen wir<br />

vielfach an Grenzen. Aber wir wollen<br />

dabei und mitgenommen sein. Alleine<br />

können wir es nicht!<br />

Meine Frau und ich sind stolz, einer<br />

<strong>Gemeinde</strong> anzugehören, die sich<br />

freut, Missionare zu senden UND zu<br />

versorgen. Es ist uns wichtig, dass wir<br />

uns um unsere Leute nach Geist, Seele<br />

und Leib kümmern. Paulus schreibt<br />

über Mitarbeiter in anderen Ländern:<br />

„… haltet solche Menschen unter<br />

euch in Ehren!“ (Phil. 2,25 ff.).<br />

Im Namen der City Chapel Stuttgart<br />

ein herzliches Danke an die <strong>DMG</strong>.<br />

Wir freuen uns, dass wir mit euch<br />

gemeinsam unterwegs sind und an<br />

Gottes Mission zusammenarbeiten<br />

dürfen.<br />

Harald und Beate Hämmerling<br />

City Chapel Stuttgart<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

9


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

BREMEN<br />

REUTLINGEN<br />

WIE WIR MISSIONAREN<br />

HEIMAT BIETEN KÖNNEN<br />

DIE HANDTASCHE AUS<br />

PAPUA-NEUGUINEA<br />

„Die Wohnung ist praktisch,<br />

wohnlich und mit viel Liebe<br />

eingerichtet“<br />

In den vergangenen Jahren durften wir als Hohentorsgemeinde<br />

in Bremen <strong>Heimat</strong> sein für einige Missionare<br />

verschiedener Missionsgesellschaften. 1991 zum Beispiel<br />

haben wir Horst und Sigrid Rosiak von der <strong>DMG</strong> von unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> nach Ecuador ausgesandt. Im Frühjahr 2001<br />

konnten wir als Ehepaar Familie Rosiak in Ecuador besuchen.<br />

Wir erhielten einen tiefen Einblick in ihre Arbeit.<br />

Die Reise machte uns auch deutlich, was unsere Missionare<br />

benötigen, wenn sie in den <strong>Heimat</strong>dienst kommen.<br />

Nämlich HEIMAT! Einen Ort, wo sie wirklich zu Hause sein<br />

können. In unserem <strong>Gemeinde</strong>haus gibt es seit Jahren eine<br />

Missionarswohnung. Diese Wohnung darf auch <strong>Heimat</strong><br />

sein für Horst und Sigrid, wenn sie in Deutschland sind. So<br />

haben sie ganz real bei uns ihr Zuhause gefunden.<br />

Die Wohnung ist praktisch, wohnlich und mit viel Liebe<br />

eingerichtet. Das hat uns Gott aufs Herz gelegt. Sie ist ein<br />

Treffpunkt für die ganze Familie Rosiak. Hier können sie<br />

zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen für ihre Arbeit bei<br />

der Andenstimme in Quito. Wir freuen uns sehr, dass wir<br />

dadurch ein lebendiger Teil von Gottes weltweiter Mission<br />

sein können.<br />

Die Wohnung liegt ganz oben unterm Dach und erfordert<br />

durch die vielen Treppen auch ein Fitnessprogramm<br />

für jeden, der dort einkehrt. Durch die räumliche Nähe im<br />

<strong>Gemeinde</strong>haus sind die Missionare mittendrin im Geschehen<br />

und können zeitnah an Veranstaltungen unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> teilnehmen und uns mit ihren Erfahrungen bereichern.<br />

Wir freuen uns sehr, dass wir <strong>Heimat</strong> für unsere<br />

Missionare sein dürfen!<br />

„Einmal kam sogar eine<br />

Missionarin zu uns nach Hause und<br />

veranstaltete mit uns die typische<br />

Tee-Zeremonie aus Thailand.“<br />

Als kleines Mädchen beim Kindermissionsfest in<br />

Buchenau (Dautphetal) hielt ich plötzlich eine knallbunte,<br />

gewebte Handtasche im Arm. Ich erinnere mich<br />

noch gut an diesen Moment, als die nette <strong>DMG</strong>-Missionarin<br />

mir die Tasche aus Papua-Neuguinea schenkte, weil<br />

ich ein Spiel gewonnen hatte. Die Tasche begleitete mich<br />

jahrelang als junges Mädchen und erinnerte mich immer<br />

daran, was die Missionarin Spannendes erzählt hatte.<br />

Interessante Bilder, neue Rhythmen, exotisches Essen,<br />

Erlebnisse von Kindern aus anderen Kulturen und vieles<br />

mehr habe ich bei den Missionsfesten der <strong>DMG</strong> mitgenommen.<br />

Ich fand es wahnsinnig spannend, dass jedes<br />

Jahr in unser kleines Dorf Missionare kamen und aus ihrer<br />

Arbeit in anderen Ländern berichteten. Einmal kam sogar<br />

eine Missionarin zu uns nach Hause und veranstaltete mit<br />

uns die typische Tee-Zeremonie aus Thailand.<br />

Durch die Missionsfeste erwachte in mir bereits als Kind<br />

ein Interesse an anderen Kulturen und Ländern. Durch die<br />

Besuche der Missionare wuchs mein Wunsch, selbst ins<br />

Ausland zu reisen, ein Jahr Gott zu schenken, und dabei in<br />

eine andere Kultur einzutauchen. Kein Wunder, dass ich<br />

nach dem Abitur mit Co-Workers International ein Jahr in<br />

Chile war. Dieses Jahr war in jeder Hinsicht eine Bereicherung,<br />

ich danke Gott für so eine Chance! Er hat mich durch<br />

die Begegnung mit Missionaren auf den Einsatz vorbereitet.<br />

Seine Wege sind kreativ und vielfältig! Mal schauen,<br />

was Gott mit mir nach meinem Referendariat vorhat …<br />

10<br />

Renate und Hans-Jürgen Kunde<br />

Evang. Hohentorsgemeinde Bremen<br />

Deborah Mann<br />

ICF Reutlingen


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

SCHMALFELD<br />

PARTNERSCHAFT<br />

STATT PATENSCHAFT<br />

„Missionare haben uns beim Erreichen der Menschen vor<br />

unserer Haustür und mit geistlichem Input geprägt.“<br />

Unsere Kirchengemeinde in Schmalfeld, im Herzen<br />

Schleswig-Holsteins, feiert bald 50. Geburtstag.<br />

Unser <strong>Gemeinde</strong>leben setzt sich aus vielen Puzzleteilen<br />

zusammen. Von Anfang an gab es ein großes Puzzlestück,<br />

mit dem Gott uns besonders gesegnet hat: die Partnerschaft<br />

mit Missionaren und mit der <strong>DMG</strong>.<br />

Ich betone das Wort Partnerschaft, weil wir die Beziehung<br />

zwischen den Missionaren, der <strong>DMG</strong> und uns immer<br />

schon wirklich partnerschaftlich leben. Wir haben für die<br />

Missionare gebetet, Veranstaltungen mit der <strong>DMG</strong> bei uns<br />

durchgeführt, miteinander und voneinander gelernt. Die<br />

Missionare haben uns beim Erreichen der Menschen vor<br />

unserer Haustür und großen Events wie unserer Mitarbeiterfreizeit<br />

mit geistlichem Input geprägt. Natürlich gehört<br />

auch die finanzielle Unterstützung dazu: Neben Kollekten<br />

haben wir eine feste Summe für Mission im Haushaltsplan.<br />

Wir wollen keine Patenschaft für den Missionar, keine<br />

Einbahnstraße der Beziehung, sondern wirklich Partnerschaft:<br />

Die Missionare und die <strong>DMG</strong> helfen uns, über den<br />

Tellerrand zu schauen. Gottes <strong>Gemeinde</strong> ist größer als unsere<br />

vor Ort. Zu zwei Missionarsfamilien leben wir schon<br />

25 Jahre diese Partnerschaft. Wir suchen immer bewusst<br />

Themen, die uns gemeinsam unter den Nägeln brennen.<br />

Die Missionarin berichtet uns nicht nur über ihre Seelsorgearbeit<br />

in Kenia. Sie schult uns, eine stärkeorientierte<br />

Seelsorge vor Ort zu entwickeln.<br />

Neben dem inspirierenden Erfahrungsaustausch suchen<br />

wir echte Begegnung. Nicht Missionar trifft <strong>Gemeinde</strong>mitarbeiter,<br />

sondern Mensch trifft Mensch. Geliebtes Kind<br />

Gottes trifft geliebtes Kind Gottes. Da begegnen wir uns<br />

nicht nur über unsere Erfolge und Leistungen, sondern<br />

auch über Schwächen und Enttäuschungen. Weder die<br />

Missionare noch wir sind Superapostel. Unser jährliches<br />

Missionsfest ist keine Leistungsschau der Missionare,<br />

sondern ein Wochenende, an dem wir gemeinsam beten,<br />

lernen, feiern und uns unterstützen.<br />

Was könnte sich neu entwickeln? Vielleicht brauchen wir<br />

in Zukunft mehr gemeinsames Beten, Denken und Planen<br />

über die geistlichen Herausforderungen im 3. Jahrtausend.<br />

Die Welt wird globaler, wir brauchen mehr Orte, an denen<br />

wir zusammenkommen; nicht nur in <strong>Heimat</strong>gemeinden,<br />

auch auf dem Missionsfeld und dem Buchenauerhof.<br />

Pastor Bernd Seidler<br />

Ev.-luth. Gnadenkirche Schmalfeld<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

11


GIEẞEN<br />

HEIMAT. GEMEINDE.<br />

TITTMONING<br />

„<br />

Als FeG Gießen ist es uns<br />

ein Herzensanliegen,<br />

dass Menschen zum Glauben<br />

an Jesus Christus finden.<br />

Weltmission ist Teil unserer<br />

DNA. Wir sind dankbar,<br />

dass wir mit der <strong>DMG</strong> einen<br />

professionellen, menschlich<br />

zugewandten und vertrauenswürdigen<br />

Partner haben, der<br />

unsere Missionare im Einsatzland<br />

begleitet.“<br />

Carsten Ziegert<br />

Diakon für Mission<br />

FeG Gießen<br />

Beim Missionstag in Tittmoning<br />

WIE EIN MISSIONSTAG<br />

GEMEINDE BELEBT<br />

„Damit wir unsere Missionare nicht aus den Augen verlieren,<br />

hat unsere <strong>Gemeinde</strong> einen Missionsbeauftragten.“<br />

Im September hatten wir eine Premiere:<br />

Bei unserem Missionstag in<br />

Tittmoning waren sechs Missionare<br />

von vier Kontinenten alle auf einmal<br />

anwesend. Wir lernten das Lied „Gott<br />

wird Mensch“ in der Sprache der Tarahumaras<br />

aus Mexiko. Wir hatten eine<br />

Liveschaltung nach Lopburi in Thailand,<br />

um unsere Christine Seifert zu<br />

sprechen. Jeder Missionar stellte sich<br />

kurz vor und berichtete. Es folgte eine<br />

mitreißende Predigt in der Landessprache<br />

Bayrisch über Lukas 14 von<br />

Martin Seidl-Schulz, der Erfahrungen<br />

aus Afrika und der Flüchtlingshilfe in<br />

Deutschland einbrachte. Ein rundum<br />

bewegender Gottesdienst, der tiefe<br />

Einblicke in die Arbeit gewährte und<br />

Gottes mächtiges Handeln weltweit<br />

aufzeigte.<br />

Beim gemeinsamen Mittagessen<br />

kamen wir mit den Missionaren<br />

tiefer ins Gespräch. Am Nachmittag<br />

erlebten wir Workshops, wie man<br />

Freunden von Jesus weitersagt, über<br />

Flüchtlingsarbeit, Mission in anderen<br />

Ländern. Und eine Gebetszeit für verfolgte<br />

Christen im Keller der <strong>Gemeinde</strong>räume,<br />

der wie eine Gefängniszelle<br />

gestaltet war, um die beklemmende<br />

Situation der Glaubensgeschwister in<br />

Not widerzuspiegeln.<br />

Als <strong>Gemeinde</strong> wurden wir in jedes<br />

Missionsland, jede Stadt und jedes<br />

Dorf mitgenommen und bekamen<br />

Informationen zu den Nöten vor Ort.<br />

Und wie Jesus die Menschen dort<br />

segnet. Nach jedem Vortrag haben<br />

wir dem Herrn gedankt und konkret<br />

gebetet. Es war ein Tag mit guter<br />

Gemeinschaft, wir waren neu belebt<br />

und begeistert für Mission. Gerne<br />

wollen wir als <strong>Gemeinde</strong> wieder so<br />

ein Fest feiern. Wir machen Ihnen<br />

Mut, ebenfalls einen Missionstag in<br />

Ihrer <strong>Gemeinde</strong> zu veranstalten.<br />

Damit wir jetzt, im Alltag, unsere<br />

Missionare nicht aus den Augen verlieren,<br />

haben wir als <strong>Gemeinde</strong> einen<br />

Missionsbeauftragten. Wir hören im<br />

Gottesdienst regelmäßig Berichte<br />

von unseren Mitarbeitern in anderen<br />

Ländern und über verfolgte Christen.<br />

Unser Missionsbeauftragter bezieht<br />

junge Christen bewusst in seine Aufgabe<br />

mit ein, damit sie ein Herz für<br />

Mission bekommen.<br />

12 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Daniel Königseder / Klaus Seifert<br />

Evangelische Freikirche Tittmoning


HEIMAT. GEMEINDE.<br />

DARMSTADT-ARHEILGEN<br />

SIE FÜHLTEN SICH<br />

EIN WENIG ABGEHÄNGT<br />

Ratlos schauen August und ich<br />

uns an diesem kalten Morgen<br />

an. Wir hatten uns gerade von Kröcki<br />

und Re verabschiedet (so nennen<br />

wir unsere Missionare Thomas und<br />

Rebecca Kröckertskothen liebevoll).<br />

Verabschiedet? Wir haben das Gefühl,<br />

sie eher irgendwie „ausgesetzt“<br />

zu haben. Das hat geschmerzt …<br />

Beim Abschied standen die Beiden<br />

zitternd und blass im Türrahmen.<br />

Hinter ihnen eine ungeheizte Wohnung<br />

voller Kartons. Wir alle hatten<br />

wenig geschlafen. Am Vortag waren<br />

wir von Darmstadt nach Perugia in<br />

Italien gestartet. Ein Wintersturm hatte<br />

die gemeinsame Fahrt zum Abenteuer<br />

gemacht. Am Ziel hatten wir<br />

die zwei Transporter und unser Auto<br />

ausgeladen. Auf eine gemeinsame<br />

Pizza folgte für alle eine kurze Nacht.<br />

Nun sitzen wir wieder im Transporter,<br />

bereit für die Rückfahrt. Wir sind Gott<br />

dankbar, als wir wieder in Darmstadt<br />

ankommen. Für uns geht es in den<br />

Alltag zurück.<br />

Das war im Februar 2004. Wir<br />

hatten unsere Kröckis einige Tage<br />

zuvor in einem Sendungsgottesdienst<br />

feierlich verabschiedet. Für sie<br />

beginnt danach das Sprachstudium.<br />

Aus ihren Rundbriefen erfahren wir<br />

von Fortschritten, die sie machen. Mit<br />

ihnen freuen wir uns über Menschen,<br />

mit denen sie sich befreunden. Sie<br />

bitten uns um Gebet, weil sie Italien<br />

noch nicht so gut kennen. Also beten<br />

wir. E-Mails gehen hin und her. Wir<br />

beten für ihre Zeit mit Gott, ihre Ehe,<br />

ihre <strong>Gemeinde</strong> in Italien und andere<br />

Dinge. Wir kümmern uns um sie, so<br />

wie wir uns auch um die anderen Missionare<br />

kümmern, mit denen unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong> verbunden ist.<br />

Alle zwei Jahre kommen sie in den<br />

<strong>Heimat</strong>dienst. Die Freude ist immer<br />

groß, unsere Arme weit offen. Umso<br />

erstaunter sind wir, dass sie berichten,<br />

sie hätten gerne intensiveren<br />

Kontakt zu uns als sendender <strong>Gemeinde</strong><br />

gehabt. Sie fühlen sich ein<br />

wenig abgehängt. „Was haben wir<br />

falsch gemacht?“, fragen wir uns.<br />

Wir hatten extra vor der Aussendung<br />

einen Kooperationsvertrag<br />

aufgesetzt und uns bemüht, diesen<br />

einzuhalten. Wir haben öfter nach<br />

Gebetsanliegen gefragt und uns immer<br />

mal wieder gemeldet. Wir wollten<br />

sie weder aussetzen, noch vergessen.<br />

Das hatten wir auch nicht.<br />

Aber: Wir haben sie nicht Teil der<br />

<strong>Gemeinde</strong> sein lassen.<br />

Wir haben vergessen,<br />

ihnen von uns zu<br />

berichten. Sie haben<br />

nicht automatisch<br />

mitbekommen, wenn<br />

ein Kind zur Welt<br />

kam, jemand heiratete<br />

oder gestorben ist. Und wir haben<br />

nicht gemerkt, wie sich die <strong>Gemeinde</strong><br />

über die Jahre von ihnen entfernt hat.<br />

Neue <strong>Gemeinde</strong>glieder kennen sie<br />

vielleicht gar nicht.<br />

So bitten wir eine liebevolle Person,<br />

sich um die Beziehungspflege zu<br />

kümmern. Sie wird die <strong>Gemeinde</strong>leitung<br />

warnen, wenn zu viel Distanz<br />

entsteht. Schon bald sind wir froh<br />

über diese neue Kontaktebene.<br />

Einige Monate später stehen dunkle<br />

Wolken über Italien, es gibt Spannungen<br />

in ihrem Team. Durch unsere<br />

guten Beziehungen erkennen wir<br />

die Brisanz der Lage. Zusammen mit<br />

der <strong>DMG</strong> müssen wir eingreifen, um<br />

unsere Italienmissionare zu schützen.<br />

Was wir nicht ahnen: Gott bereitet<br />

damit den Weg an einen neuen Ort<br />

für sie vor.<br />

Dort, in Sansepolcro, sind Thomas<br />

und Re mittlerweile angekommen.<br />

Und wir mit ihnen. Irgendwie. Vielleicht<br />

durch die vielen wunderschönen,<br />

professionellen Fotos, die Kröcki<br />

von dem 15.000-Einwohner-Städtchen<br />

macht. Und weil es ab und zu<br />

– und doch zu selten – einige von uns<br />

zu ihnen in die Toskana zieht. Möglicherweise<br />

auch, weil Re einfach die<br />

Gabe hat, so liebevoll zu kommunizieren.<br />

Und bestimmt,<br />

weil Gott mit uns<br />

allen ist.<br />

„In ihren<br />

Rundbriefen bitten<br />

sie uns um Gebet.<br />

Anmerkung<br />

der Redaktion:<br />

Ehepaar Kröckertskothen<br />

ist Anfang<br />

März in die Toskana zurückgekehrt, weil<br />

sie im Sinn von 1. Korinther 9,20 ff.<br />

den Italienern in der Krise Italiener sein<br />

wollen. Sie helfen, soweit das möglich<br />

ist, ihren Freunden und<br />

Bekannten seelsorgerlich<br />

und praktisch und sind<br />

dankbar für Gebet um<br />

Kraft und Schutz.<br />

Also beten wir.“<br />

Egbert Terlinde<br />

Ev. Stadtmission Darmstadt-Arheilgen<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

13


Im Gedenken an ...<br />

AFRIKA<br />

MOSAMBIK<br />

Dörthe Homuth (geb. Keller)<br />

* 2. Juni 1941 † 1. April <strong>2020</strong><br />

So erinnern wir uns an Dörthe: Hilfsbereit<br />

und von ansteckender Fröhlichkeit, eine<br />

Ermutigerin für ungezählte Menschen. Eine Fröhlichkeit,<br />

und Gabe der Ermutigung, die sie sich<br />

immer wieder schenken ließ.<br />

Im März 1977 schrieb sie: „Danke auch für alle<br />

Fürbitte. Letzte Woche Freitag und Samstag war<br />

ich so sehr angefochten, dass ich so viel allein bin.<br />

Es ist doch jetzt seit Ende Dezember, wo Claus<br />

immer unterwegs ist. Ihr könnt Euch gar nicht<br />

vorstellen, welche Gedanken mir durch den Kopf<br />

gingen. Oh, es war schlimm ... ich konnte kaum<br />

beten … Plötzlich las ich einen Absatz, der mich<br />

traf. Er sprach genau das an, was mir zur Anfechtung<br />

wurde. Ich merkte, wie der Teufel am Werk<br />

war und bat Gott um Vergebung. Es überkam<br />

mich eine unbeschreibliche Freude, ich hätte<br />

singen können ...“<br />

Dörthe ist uns ein Vorbild praktisch gelebten<br />

Glaubens geworden.<br />

Seit 1976 gehören Homuths zur <strong>DMG</strong>-Familie<br />

und wir sind Gott bleibend dankbar, dass er Dörthe<br />

und Claus zu uns geführt hat und sie für ihren<br />

vielfältigen Dienst, vor allem unter persischen<br />

Studenten, begabte. Wir sind im Gebet mit der<br />

trauernden Familie verbunden.<br />

Dörthe hinterlässt ihren Mann Claus und Sohn<br />

Bernd mit Familie.<br />

Von Günther Beck<br />

Missionsdirektor<br />

MEINE HAUSKREISE,<br />

IHR SEID SPITZE!<br />

„Mir tut es gut, E-Mails zu<br />

bekommen mit neuen Nachrichten<br />

meiner Freunde.“<br />

Jeder Mensch lebt von Kontakten. Gott hat uns bewusst<br />

so erschaffen, dass wir Gemeinschaft benötigen.<br />

Das wird mir immer besonders bewusst, wenn ich hier<br />

an unserer theologischen Ausbildungsstätte INTENA in<br />

Mosambik an meine Hauskreise in der <strong>Heimat</strong> denke, die<br />

mich nach Afrika entsandt haben.<br />

Im Einsatzland sind wir Missionare meist von vielen<br />

Menschen umgeben. Wir sind nicht einsam. Aber die<br />

Denkweise der Leute ist so anders als zu Hause. Mir tut es<br />

gut, E-Mails zu bekommen mit neuen Nachrichten meiner<br />

Hauskreisteilnehmer. Es ist nicht immer einfach (selbst mit<br />

all der modernen Technik nicht), in Verbindung zu bleiben:<br />

Stromausfall, Unwetter und kaputte Leitungen sorgen für<br />

Unterbrechung. Umso mehr freue ich mich, dass immer<br />

wieder jemand von euch ein Lebenszeichen von sich gibt!<br />

Inzwischen kann ich auch selbst billig übers Internet<br />

Videoanrufe starten. Beispielsweise die letzten Tage, als<br />

zwei meiner Hauskreisteilnehmer Geburtstag hatten. Ein<br />

Anruf schafft Verbindung. Natürlich kann ich nicht von<br />

Luft alleine leben. Eure regelmäßigen finanziellen Zuwendungen<br />

ermöglichen erst meinen Dienst im Einsatzland.<br />

Es ist ermutigend, wie die Hauskreisteilnehmer sich durch<br />

Kontakte, Spenden und vor allem Gebet an meiner Arbeit<br />

in der Mission beteiligen.<br />

Wir hören gemeinsam auf die Berufung durch Gott. So<br />

kommen unsere geschwisterliche Gemeinschaft und dass<br />

wir gemeinsam Teil des Leibes Christi sind tragend zum<br />

Ausdruck. Jesus Christus ist unser Bindeglied. Er bewirkt<br />

unsere Gemeinschaft. Danke euch Hauskreislern!<br />

14 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Angelika Maader<br />

P10410


THEMA<br />

<strong>Heimat</strong>.<br />

GEMEINDE.<br />

Es gab viele Veränderungen in meinem Leben,<br />

aber eines ist immer gleich geblieben: meine <strong>Heimat</strong>gemeinde. Ich bin<br />

schon mehr als zwanzigmal umgezogen, habe in drei Ländern auf zwei<br />

Kontinenten gelebt und seit ich erwachsen bin nie mehr als drei Jahre am<br />

Stück am selben Ort. Das hatte familiäre Gründe, war aber auch Teil meines<br />

Lebens als Missionar. Mein Gefühl von <strong>Heimat</strong> ist sicher ein anderes,<br />

als bei den meisten Deutschen. Wie es dazu kam?<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Heiko Erndwein<br />

Personalbetreuer Facheinsätze<br />

weiterlesen<br />

15


<strong>Heimat</strong>.<br />

GEMEINDE.<br />

Ich stamme aus einer Scheidungsfamilie.<br />

<strong>Heimat</strong> war etwas, das<br />

ich als 16-Jähriger dringend benötigte.<br />

Bei einer Freizeit von Wort des<br />

Lebens am Starnberger See fragte<br />

mein Zimmerkollege, was für eine Art<br />

Christ ich sei: „Einer, der nur in die<br />

Kirche geht? Oder einer, der wirklich<br />

zu Jesus gehört?“ Seine Worte packten<br />

mich. Ich kapierte, dass mir Jesus<br />

fehlte und schenkte ihm noch am<br />

selben Abend mein Leben. Am Ende<br />

der Freizeit gaben mir Mitarbeiter den<br />

weisen Rat mit auf den Weg: „Such<br />

dir ein geistliches Zuhause!“<br />

Ich fand es schließlich in meinem<br />

Jugendkreis in Blankenloch bei Karlsruhe.<br />

Gemeinsam waren wir „Entschieden<br />

für Christus“ (EC). Ein Ort,<br />

an dem ich als junger Christ geistlich<br />

auftanken und wachsen konnte. Wir<br />

waren miteinander unterwegs, lasen<br />

die Bibel, beteten,<br />

besuchten<br />

Veranstaltungen,<br />

feierten Feste,<br />

trafen uns<br />

zum Essen,<br />

halfen und<br />

unterstützen<br />

uns; fast wie es die Bibel in Apostelgeschichte<br />

2 beschreibt. Für mich<br />

fühlte es sich an wie Familie.<br />

„Jedesmal,<br />

wenn ich im Gebet<br />

an euch denke, danke ich<br />

meinem Gott für euch alle.“<br />

Paulus in Philipper 1,3<br />

GEMEINDE WIRD FAMILIE<br />

Über den Jugendkreis wurde ich<br />

dann auch in die <strong>Gemeinde</strong> adoptiert,<br />

das war toll. Beziehungen wuchsen.<br />

Später kamen meine Frau und unsere<br />

Kinder dazu. Die <strong>Gemeinde</strong> wurde<br />

uns zur Ersatzfamilie. Sie übernahm<br />

Rollen, die sonst die Familie ausfüllt.<br />

Das wurde für uns als Missionare<br />

umso wichtiger.<br />

Lustig war, dass unsere Kinder<br />

kaum einen Unterschied zwischen<br />

„richtiger“ Familie und <strong>Gemeinde</strong>familie<br />

machen konnten. Die<br />

<strong>Gemeinde</strong> leute waren für sie wie<br />

Tanten und Onkels (einer sogar<br />

Patenonkel). Es ging so weit, dass<br />

einer unserer Jungs die Großmutter<br />

seiner Spielkameraden auf der Straße<br />

freudig mit „Oma!“ begrüßte. <strong>Gemeinde</strong><br />

lebt von solchen familiären<br />

Beziehungen.<br />

Mir gefällt ein biblisches Bild sehr<br />

gut, mit dem der Apostel Paulus <strong>Gemeinde</strong><br />

beschreibt (1. Kor. 12,12–31;<br />

Eph. 4,16; Kol. 1,18): Für ihn ist sie<br />

ein Körper, etwas Lebendiges, ein Organismus.<br />

Wie<br />

der Körper viele<br />

Gliedmaßen und<br />

Organe hat, die<br />

voneinander<br />

abhängig sind,<br />

sich gegenseitig<br />

ergänzen, unterstützen<br />

und<br />

befähigen, so auch die <strong>Gemeinde</strong>.<br />

Das Haupt ist Jesus selbst (Kol. 1,18);<br />

die <strong>Gemeinde</strong> ist Hand, Fuß, Mund<br />

und so weiter. Durch sie handelt und<br />

wirkt Jesus Christus in der Welt.<br />

Ziel ist, dass immer wieder neu<br />

Menschen eine <strong>Heimat</strong> in der <strong>Gemeinde</strong><br />

und in Jesus finden. Zu seiner<br />

Ehre. Ein echtes Zuhause. Einen<br />

Vorgeschmack auf unsere himmlische<br />

<strong>Heimat</strong>, von der Paulus in Philipper<br />

3,20 und Johannes am Ende der<br />

Offenbarung schreiben. <strong>Gemeinde</strong><br />

ist ein im Idealfall wunderschönes<br />

Zuhause bei Jesus – schon hier in<br />

dieser Welt.<br />

Pastor Rick Warren beschreibt<br />

in seinem Buch „Kirche mit Vision“,<br />

dass <strong>Gemeinde</strong> immer aktiv neue<br />

Leute suchen muss: „Solange es noch<br />

eine Person auf der Erde gibt, die<br />

Gott nicht kennt, hat <strong>Gemeinde</strong> ein<br />

Mandat auf Wachstum.“ Sie hat den<br />

Auftrag, immer dort, wo sie ist, Menschen<br />

mit Jesus bekannt zu machen<br />

und ihnen ein Zuhause zu sein. Diesen<br />

Auftrag hat sie auch weltweit.<br />

GEMEINDE BERUFT UND SENDET<br />

Wie kann eine örtliche <strong>Gemeinde</strong><br />

von Europa aus ihren weltweiten<br />

Auftrag umsetzen? Wie können wir<br />

Menschen in anderen Ländern und<br />

Kulturen, ja auf anderen Kontinenten<br />

<strong>Heimat</strong> geben? Ist das überhaupt<br />

möglich?<br />

In der syrischen Großstadt Antiochia<br />

befand sich eine der ersten<br />

christlichen <strong>Gemeinde</strong>n (Apg.<br />

11,19–26). Ihr Leitungsgremium<br />

bestand aus fünf Mitarbeitern, die in<br />

der Bibel als „Propheten und Lehrer“<br />

bezeichnet werden (Apg. 13,1). Sie<br />

hatten vielleicht gerade eine Leitungskreissitzung,<br />

wie sie ihren Gottesdienst<br />

ansprechender gestalten oder<br />

16 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong>


ihre <strong>Gemeinde</strong>glieder noch mehr im<br />

Glauben stärken könnten. Allerdings<br />

machte Gott ihnen während ihres<br />

Treffens etwas anderes deutlich: Sie<br />

sollten ihre besten Mitarbeiter ziehen<br />

lassen!<br />

Was? Das geht doch nicht? Es gibt<br />

doch so viel zu tun hier! Dass ihnen<br />

dieser Schritt nicht leicht fiel, lässt<br />

der Bibeltext erahnen. Aber sehen<br />

Sie es positiv: Gott wollte nicht, dass<br />

alle Mitarbeiter gehen, nur zwei. Der<br />

größere Teil des Teams durfte seinen<br />

Auftrag in der <strong>Gemeinde</strong> fortführen.<br />

Wie wäre das heute? Würde das in<br />

Ihrer <strong>Gemeinde</strong> auch funktionieren?<br />

Wären Sie bereit, engagierte Mitarbeiter<br />

zu berufen und ziehen zu<br />

lassen?<br />

Die Aussendung der beiden hatte<br />

Folgen: Die <strong>Gemeinde</strong> von Antiochia<br />

wurde ein wichtiges Zentrum der<br />

Mission. Sie mischte sich bei missiologischen<br />

Weichenstellungen ein, die<br />

bis heute Bestand haben (Apg. 15),<br />

außerdem wurde sie zur <strong>Heimat</strong>basis<br />

eines der bedeutendsten Missionare<br />

der Christenheit, des Apostels Paulus<br />

(Apg. 13–18). Ihre Offenheit für<br />

Gottes Wirken und ihr Blick auf die<br />

Verlorenen weltweit waren keine zusätzliche<br />

Belastung für diese <strong>Gemeinde</strong><br />

– sie wurden ihr zum Segen.<br />

<strong>Gemeinde</strong> will <strong>Heimat</strong> sein. Sie hat<br />

aber auch den klaren Auftrag von Jesus<br />

zur Mission. Wie war das mit den<br />

beiden Missionaren aus Antiochia?<br />

Kamen sie selbst auf die Idee loszuziehen?<br />

Nein. Beim Beten legte der<br />

Heilige Geist ihnen ans Herz, Paulus<br />

und Barnabas zu senden. <strong>Gemeinde</strong><br />

muss berufen, befähigen und senden.<br />

Meine <strong>Heimat</strong>gemeinde hat mich oft<br />

ausgesandt: zu meinem Zivildienst in<br />

ein christliches Werk, ins Theologiestudium<br />

und später in die Mission,<br />

nach Ecuador.<br />

GEMEINDE HAT DEN AUFTRAG<br />

Oft wird Mission nur als einer von<br />

vielen Arbeitsbereichen in der <strong>Gemeinde</strong><br />

eingeordnet; neben Lobpreis,<br />

Seniorenarbeit und Besuchsdiensten.<br />

Aber das ist so nicht richtig. Haben<br />

Sie mal die Wurzeln ihrer <strong>Gemeinde</strong><br />

unter die Lupe genommen? Ohne<br />

Mission gäbe es Ihre <strong>Gemeinde</strong> nicht.<br />

Irgendjemand hat sich auf den Weg<br />

gemacht; deshalb haben Sie heute<br />

eine geistliche <strong>Heimat</strong>!<br />

Ich denke an eine Quichua-Familie<br />

im Andenhochland<br />

Ecuadors:<br />

Die Tochter war<br />

schwer krank<br />

und hat in der<br />

Klinik begriffen,<br />

dass sie noch<br />

nicht auf die<br />

himmlische<br />

<strong>Heimat</strong> vorbereitet<br />

war. Sie nahm Jesus an. Weil<br />

meine <strong>Heimat</strong>gemeinde in Deutschland<br />

mich losgelassen und gesandt<br />

hatte, fanden diese junge Frau und<br />

später ihre Geschwister ihre geistliche<br />

<strong>Heimat</strong> bei Jesus – und in unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> in Cotacachi. Als ich in<br />

Deutschland davon berichtete, war<br />

„Oft wird Mission nur als<br />

einer von vielen Arbeitsbereichen<br />

in der <strong>Gemeinde</strong><br />

eingeordnet ... Aber das ist<br />

so nicht richtig.“<br />

die Freude groß. Weil <strong>Heimat</strong> sich<br />

fortpflanzt – weltweit.<br />

Wichtig ist auch, dass die <strong>Gemeinde</strong><br />

für den Missionar <strong>Heimat</strong> bleibt.<br />

Meine <strong>Gemeinde</strong> hat während unseres<br />

zwölfjährigen Einsatzes in Ecuador<br />

viel für uns getan: Sie riefen uns an,<br />

schrieben und erkundigten sich nach<br />

unserem Wohlergehen. Ein Pastor,<br />

der zeitweise in meiner <strong>Gemeinde</strong><br />

arbeitete, staunte: „Unglaublich, wie<br />

präsent ihr hier seid.“<br />

Neal Pirolo, der das Buch „Berufen<br />

zum Senden“ geschrieben hat, nennt<br />

sechs Möglichkeiten, wie eine <strong>Gemeinde</strong><br />

ihrem Missionar zur <strong>Heimat</strong><br />

werden kann: moralisch, logistisch,<br />

finanziell, durch Gebet, Kontaktpflege<br />

und bei der Rückkehr. Alle vier Jahre,<br />

wenn wir in den <strong>Heimat</strong>aufenthalt kamen,<br />

suchten liebe Menschen unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> uns eine Wohnung. Andere<br />

brachten unsere<br />

eingelagerten<br />

Kisten<br />

und Möbel<br />

und bauten<br />

alles wieder<br />

auf. Als die<br />

ältere Dame<br />

starb, bei<br />

der unsere<br />

Sachen eingelagert waren, suchte<br />

unsere <strong>Gemeinde</strong> einen neuen Lagerraum<br />

und transportierte eigenständig<br />

alles dorthin. Andere kümmerten sich<br />

um Ämtergänge und die Schulanmeldung<br />

unserer Kinder. Es war für alles<br />

gesorgt, ein gutes Gefühl.<br />

weiterlesen<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

17


THEMA |<br />

<strong>Heimat</strong>. GEMEINDE.<br />

GEMEINDE BLEIBT DIE BASIS<br />

Wir als Missions- und Hilfswerk <strong>DMG</strong><br />

haben in der Vergangenheit möglicherweise<br />

den sendenden <strong>Gemeinde</strong>n zu<br />

viele ihrer Aufgaben abgenommen.<br />

Wir unterstützen <strong>Gemeinde</strong>n gerne als<br />

Dienstleister, damit Sie Ihre Missionare<br />

senden können. Aber die Verantwortung<br />

sollte bei der <strong>Gemeinde</strong> bleiben – weil<br />

sie die <strong>Heimat</strong> ihrer Missionare ist. Die<br />

<strong>Gemeinde</strong> hat den Auftrag von Jesus,<br />

zu senden! Gerne kümmern wir uns um<br />

Logistik, kanalisieren Spenden, klären<br />

Anstellungsfragen, besorgen Versicherungen,<br />

Flüge und vieles mehr. Aber wir<br />

möchten die <strong>Heimat</strong>gemeinden unserer<br />

Missionare stärker als Partner in diese<br />

ganzen Prozesse einbeziehen. Beispielsweise<br />

in die seelsorgerliche Betreuung<br />

und menschlich-geistliche Begleitung<br />

ihres <strong>Gemeinde</strong>glieds, damit Beziehungen<br />

erhalten bleiben und der Missionar<br />

eine <strong>Heimat</strong> hat. Und bei wichtigen Entscheidungen<br />

zu Strategie, persönlichen<br />

Weichenstellungen oder Konflikten im<br />

Missionsteam. <strong>Gemeinde</strong> sollte wie die<br />

Familie des Missionars sein: Eine Familie<br />

fragt immer nach ihrem Kind.<br />

Vielleicht fragen Sie sich, wie das praktisch<br />

geht? Unsere Welt ist zusammengewachsen,<br />

heute ist viel übers Internet<br />

möglich. Reisen sind erschwinglich.<br />

Warum nicht mal als Leitungskreis ins<br />

Missionsland fliegen? Oder ein Einsatz<br />

der <strong>Gemeinde</strong> beim Missionar? Übernehmen<br />

Sie Verantwortung. Wir beraten Sie<br />

gerne, wie das möglich ist.<br />

Unsere <strong>Heimat</strong>gemeinde in Blankenloch<br />

ist wertvoll für uns als Familie.<br />

Sie ist der Ort, an den wir immer gerne<br />

zurückkehren und wo wir uns nach wie<br />

vor zu Hause fühlen. Eine echte <strong>Heimat</strong>.<br />

Nicht der Ort! Es sind die Menschen, die<br />

uns das gute Gefühl geben, bei ihnen zu<br />

Hause zu sein.<br />

WEITERMACHEN<br />

Doppelblatt zum Heraustrennen für Ihren Hauskreis,<br />

zur Predigt vorbereitung oder für den Austausch.<br />

„Herr, wir bitten für unsere <strong>Gemeinde</strong>:<br />

Lass sie strahlen wie ein Feuer in der Nacht.<br />

Dass sie vielen zum Zufluchtsort werde<br />

und zum Spiegel deiner göttlichen Macht.<br />

Dass Verlorene in ihr <strong>Heimat</strong> finden,<br />

und Verzagte neu Zuversicht …“<br />

Diesen Song von Arne Kopfermann (Wir bitten; Feiert Jesus 5, 218) wollen wir beim<br />

Herbstmissionsfest am 27. September <strong>2020</strong> mit Ihnen singen.<br />

Einsteigen:<br />

Was macht meine <strong>Gemeinde</strong> zur <strong>Heimat</strong> für mich?<br />

Was fehlt noch dazu?<br />

Weiterdenken:<br />

Welchen Raum bekommt das <strong>Thema</strong> Mission in unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong>?<br />

Wie geschieht Berufung in unserer <strong>Gemeinde</strong>? Gibt es ein<br />

Gremium wie in Apg. 13,1–3 beschrieben?<br />

Wie könnte die Leitungskreissitzung in Antiochia abgelaufen<br />

sein? Spielen Sie die Szene als Spontantheater nach. Sprechen<br />

Sie danach darüber:<br />

Wie fühlten Sie sich als Paulus und Barnabas? Welche<br />

Gefühle löst es bei Ihnen als übriges Leitungsteam der<br />

<strong>Gemeinde</strong> aus?<br />

Was müsste geschehen, damit die <strong>Gemeinde</strong> bereit wird,<br />

gute Mitarbeiter zu einem Auslandsdienst zu ermutigen?<br />

Wie übernehmen wir als <strong>Gemeinde</strong> Verantwortung für einen<br />

Missionar? Ist das ausbaufähig?<br />

Praktisch werden:<br />

Könnte es sein, dass Gott mich selbst in eine neue Aufgabe<br />

im In- oder Ausland beruft? Wenn ja, wie würde meine <strong>Gemeinde</strong><br />

wohl reagieren? Mit wem in der <strong>Gemeinde</strong> müsste<br />

ich darüber sprechen?<br />

Wie könnte unsere <strong>Gemeinde</strong> von einem Missionar profitieren.<br />

(Wenn Sie keinen kennen, sprechen Sie mit uns. Wir<br />

vermitteln gern einen Mitarbeiter, der gut zu Ihnen passt).<br />

Heiko Erndwein ist Jahrgang 1978,<br />

verheiratet mit Simone, sie haben<br />

vier Söhne. Er hat Theologie in<br />

Bad Liebenzell studiert und einen<br />

Master of Arts, Intercultural Leadership.<br />

Zwölf Jahre arbeiteten sie mit<br />

Quichua-Indianern in Ecuador. Seit<br />

2019 gehört er zum Team unserer<br />

<strong>Heimat</strong>zentrale in Sinsheim.<br />

18 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Liedvorschla Liedvorschlȧ ...<br />

ge<br />

Lieder finden: www.liederdatenbank.de<br />

oder www.evangeliums.net/lieder<br />

Wir bitten..............................................................Feiert Jesus 5: 218<br />

Ein Schiff, das sich <strong>Gemeinde</strong> nennt ..........Ev. Gesangbuch: 589<br />

Build Your Kingdom Here .................................Feiert Jesus 5: 205<br />

In deinem Haus bin ich gern, Vater .............................. Loben: 147<br />

Herr, in deinem Namen treffen wir uns hier................... FJ 3: 180


AFRIKA<br />

SÜDSUDAN<br />

DIE LWUOS<br />

AM GAZELLENFLUSS<br />

„Abends zeigten wir den Jesus-Film und andere<br />

evangelistische Filme. In Kuargena hatten wir 2.000 Zuschauer!“<br />

Ende Februar kehrten wir nach<br />

80 intensiven Tagen gesund und<br />

motiviert aus dem Südsudan nach Eisenach<br />

zurück. Wir staunen, was Gott<br />

bewirkt hat. Im Dezember waren wir<br />

über Juba nach Wau geflogen, in die<br />

Hauptstadt von Western Bahr Algazal,<br />

einem der zehn Bundesstaaten des<br />

Südsudan. Sein Name leitet sich vom<br />

Gazellenfluss ab. In der Umgebung<br />

lebt das Volk der Lwuos, bei dem<br />

wir von 2013 bis 2016 tätig waren.<br />

Damals hatten wir das Land schweren<br />

Herzens verlassen müssen.<br />

Nun wollten wir die von uns gegründeten<br />

<strong>Gemeinde</strong>n stärken, die<br />

Christen schulen und ihnen wichtige<br />

Grundlagen der Bibel vermitteln.<br />

Dazu hielten wir Bibelunterricht, zu<br />

dem wir <strong>Gemeinde</strong>leiter der Umgebung<br />

einluden. Wir hatten 45 Teilnehmer,<br />

meist junge Männer. Eine Woche<br />

später veranstalteten wir eine achttägige<br />

Konferenz in Kuargena, drei<br />

Stunde von Wau entfernt. 60 Männer<br />

und Frauen kamen zusammen. Es war<br />

eine wertvolle Zeit.<br />

Der Unterricht war intensiv, immer<br />

sechs Stunden am Tag. Wir konnten<br />

unseren südsudanesischen Freunden<br />

wertvolle Grundlagen der Bibel ans<br />

Herz legen, hielten Vorträge auf Arabisch<br />

und wurden von unserem Mitarbeiter<br />

Charles ins Lwuo übersetzt.<br />

Abends zeigten wir den Jesus-Film<br />

und andere evangelistische Filme. In<br />

Kuargena hatten wir 2.000 Zuschauer!<br />

Nach dem Film evangelisierten<br />

wir. Viele sind aufgestanden und<br />

haben das Übergabegebet mitgesprochen,<br />

was allerdings normal ist in<br />

ihrer Kultur. Die <strong>Gemeinde</strong>n werden<br />

sie weiter begleiten. Dann zeigt sich,<br />

bei wem die Herzensentscheidung für<br />

Jesus Christus echt war.<br />

Es hat Freude bereitet, viele der<br />

<strong>Gemeinde</strong>n zu besuchen, die wir vor<br />

Jahren gegründet haben. Die Gemeinschaft<br />

mit den Christen. Es ist gut,<br />

dass es das Neue Testament bereits<br />

in Lwuo-Sprache gibt und junge Leute<br />

es gerne lesen. Wir verschenkten jeder<br />

<strong>Gemeinde</strong> noch zwei Solar-Audio-<br />

Bibeln, damit auch Analphabeten die<br />

Frohe Botschaft hören können. Ein<br />

großer Segen für die Menschen.<br />

Gestaunt haben wir, dass unsere<br />

alten Radiosendungen von 2014 die<br />

ganzen Jahre bis heute immer wieder<br />

übers Landesradio ausgestrahlt werden.<br />

Dieser offizielle Nachrichtensender<br />

wird von Tausenden gehört. Sein<br />

Leiter erklärte uns, er habe unsere<br />

Programme nicht absetzen können,<br />

weil sie höchste Einschaltquoten hatten.<br />

Ständig sei er von Leuten danach<br />

gefragt worden. Das hat uns sehr<br />

ermutigt. Ich habe für sechs Monate<br />

neue Sendungen in sudanesischem<br />

Arabisch aufgenommen; ein Bibelstudium<br />

über den Römerbrief. Bitte<br />

beten Sie, dass es vielen zum Segen<br />

wird.<br />

Wir danken Gott für seinen Schutz<br />

bei den Reisen. Eine <strong>Gemeinde</strong>, die<br />

wir besuchen wollten, erreicht man<br />

nur entweder mit dem Motorrad<br />

– eine fünfstündige, anstrengende<br />

Fahrt. Oder zwei Stunden mit dem<br />

Auto, durch ein Gebiet, das für Raubüberfälle<br />

berüchtigt ist. Unser Begleiter<br />

Charles lächelte: „Im Vertrauen<br />

auf Gott wagen wir die Autofahrt.“<br />

Sie verlief ohne Zwischenfälle. Die<br />

Christen in dem Dorf waren total<br />

überrascht, weil seit sechs Monaten<br />

kein Auto mehr diesen Weg gefahren<br />

war. Gott hat uns bewahrt – auch auf<br />

dem Rückweg!<br />

Die drei Monate waren eine wunderbare<br />

Zeit. Wir sind dankbar für<br />

alles, was mit Gottes Hilfe geschehen<br />

konnte. Vielen Dank für alle Ihre<br />

Gebete!<br />

Gamil und Doaa Beshay<br />

P10908<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

19


Agnes mit<br />

Vorschulkindern<br />

AMERIKA<br />

CHILE<br />

HEIMAT?<br />

WO GEHÖRE ICH HIN?<br />

„Mir war noch nie vorher so bewusst, (...)<br />

wie ausdauernd viele Kirchen den Missionsbefehl ignorieren.“<br />

<strong>Heimat</strong> ist laut Duden ein „Land, Landesteil oder Ort,<br />

in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder<br />

sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt“. Oder um<br />

es kurz zu fassen nach Wikipedia: „Die Beziehung zwischen<br />

Mensch und Raum.“ Für mich war <strong>Heimat</strong> bis letztes<br />

Jahr mein 1.000-Seelen-Dorf im Westerwald, umgeben<br />

von Wiesen, Wäldern und Bauernhöfen. <strong>Heimat</strong> war, wo<br />

ein Großteil meiner Familie und Freunde wohnt und ich<br />

jeden Weg im Schlaf finde. Beim Begriff <strong>Heimat</strong> haben<br />

wir doch alle ein Bild im Kopf, sei es real oder nur eine<br />

Sehnsucht. Aber was, wenn wir dieses Bild aufgeben oder<br />

verändern müssen? Wenn wir unsere <strong>Heimat</strong> verlassen<br />

und neue Erfahrungen machen?<br />

Auf dem Vorbereitungsseminar der <strong>DMG</strong> erklärten sie<br />

uns, dass wir im Ausland nicht nur viel über die andere Kultur<br />

lernen, sondern auch über unsere eigene. Ich konnte<br />

mir das nicht wirklich vorstellen, bis ich am Ende der Welt<br />

in Chile aus dem Flugzeug stieg. Plötzlich lernte ich jede<br />

Menge über meine <strong>Heimat</strong>: Ich schätze heute an Deutschland,<br />

dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich nach Backpapier<br />

frage und man mich im Laden nicht in die Abteilung<br />

mit den Bastelwaren schickt. Und wer denkt, deutsche<br />

Behörden seien unerträglich, dem rate ich dringend, mal in<br />

Chile einen Ausweis zu beantragen …<br />

Ohne dass ich wollte, musste ich mich in Chile intensiv<br />

mit meinem <strong>Heimat</strong>land befassen, einfach weil jeder<br />

danach fragte: „Wie ist das Klima bei euch?“ „Was isst<br />

man bei euch zu Hause?“ „Ist Deutschland immer noch in<br />

zwei Länder geteilt?“ Schließlich fand ich mich in hilflosen<br />

Versuchen wieder, das deutsche Kirchensystem zu<br />

erklären. Oder den Grund, warum so viele Deutsche nicht<br />

stolz darauf sind, deutsch zu sein. Mal ganz abgesehen<br />

von den Diskussionen mit meinen Mitfreiwilligen aus dem<br />

Süden Deutschlands, ob es nun Wellholz oder Nudelholz,<br />

Portemonnaie oder Geldbeutel heißt.<br />

Irgendwann wurden wir nach Gebetsanliegen für<br />

Deutschland gefragt. Mir war noch nie vorher so bewusst,<br />

wie dringend Deutschland Jesus Christus braucht. Und wie<br />

ausdauernd viele Kirchen den Missionsbefehl ignorieren.<br />

Darüber hatte ich schlichtweg nie nachgedacht. In Chile<br />

musste ich das einsehen, das hat meinem Glauben gutgetan.<br />

Wieder zurück in meiner „<strong>Heimat</strong>“, weiß ich auf jeden<br />

Fall, worauf ich mich einlasse. Dachte ich zumindest, bis<br />

ich wegen der Corona-Krise verfrüht nach Hause fliegen<br />

musste – in eine deutlich veränderte <strong>Heimat</strong> …<br />

War ich in Chile heimatlos, so weit weg von zu Hause?<br />

Manchmal hat es sich so angefühlt. Ein entscheidender<br />

Moment war, als mein Gastvater fragte, ob ich an Weihnachten<br />

Heimweh gehabt hätte. Das hatte ich definitiv. Er<br />

lächelte: „Aber HIER ist jetzt dein Zuhause.“ Damit hatte er<br />

absolut recht. Heute ist für mich <strong>Heimat</strong>, wo mein Herz ist:<br />

Ich liebe die chilenische Unpünktlichkeit und die Selbstverständlichkeit,<br />

mit der sie dort alles teilen. Ich liebe<br />

die herzlichen Begrüßungen und dass jeder spontan zu<br />

Besuch kommen kann – und auch um elf Uhr nachts noch<br />

keine Anstalten macht zu gehen.<br />

Ich habe mich nach einem Kurzurlaub in Patagonien<br />

tatsächlich gefreut, wieder nach Hause zu kommen – also<br />

nach „Chile-Hause“. Mit dem Rückflug nach Deutschland<br />

ließ ich ein Stück <strong>Heimat</strong> in Chile zurück. Vielleicht muss<br />

man manchmal losziehen und heimatlos werden, um <strong>Heimat</strong><br />

zu finden.<br />

20 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Agnes<br />

P29900 (kurze Auslandseinsätze)


ECUADOR<br />

„LIES DIE BIBEL,<br />

BET JEDEN TAG ...“<br />

Medizinische<br />

Arbeit im Krankenhaus<br />

in Shell<br />

„Glücklicherweise hatten mir Eltern und <strong>Gemeinde</strong> beigebracht,<br />

Gottes Nähe in der Bibel zu suchen.“<br />

Wer das Abitur bestanden hat, hält sich im Allgemeinen<br />

für sehr selbstständig. Wenn man danach<br />

einen 10.000-Kilometer-Schritt in ein anderes Land<br />

unternimmt, in meinem Fall nach Ecuador, merkt man erst,<br />

wie behütet man die ganze Zeit war. Vorher wohnte ich<br />

unterm Dach meiner Eltern und hatte ein festes soziales<br />

Umfeld. All das fiel plötzlich weg. Auf einmal stand ich<br />

auch ohne <strong>Gemeinde</strong> da und musste mich komplett neu<br />

zurechtfinden.<br />

In Ecuador war ich alleine für meinen Glauben verantwortlich.<br />

Ich war nicht mehr wie selbstverständlich in eine<br />

<strong>Gemeinde</strong> integriert und ohne meine Familie, die sich<br />

abends immer zum Bibellesen und Beten mit mir zusammengesetzt<br />

hatte. Ohne die tiefen Gespräche mit Freunden<br />

und Jugendtreffen, die meinen Glauben stärkten. Nun<br />

musste ich selbst schauen, woher mein Input kam.<br />

Glücklicherweise hatten mir Eltern und <strong>Gemeinde</strong> beigebracht,<br />

Gottes Nähe in der Bibel zu suchen. Mir ist das<br />

schöne alte Lied von Anton Schulte eingefallen: „Lies die<br />

Bibel, bet jeden Tag!“ Bibel und Gebet waren das Einzige,<br />

was blieb. Sie haben mir durch manchen Sturm hindurchgeholfen.<br />

Ich konnte mich auf Gottes Wort und Wahrheit<br />

stützen, wenn es sonst nichts Festes gab.<br />

Im Lauf der Zeit lernte ich die Belegschaft des Krankenhauses<br />

in Shell, an dem ich mitarbeitete, kennen. Ich fand<br />

neue Gemeinschaft in der ecuadorianischen <strong>Gemeinde</strong><br />

und kam mit jungen Christen in Kontakt. Trotzdem blieben<br />

mir das Lesen in Gottes Wort und Beten wichtig. Besonders<br />

im März, als die <strong>DMG</strong> uns Freiwillige vorzeitig aus<br />

unseren Einsätzen nach Deutschland zurückbeordert hat.<br />

Ein schwerer Schritt, der unseren Glauben mächtig herausgefordert<br />

hat. Es war wunderschön, wie lieb mich meine<br />

Familie und <strong>Gemeinde</strong> in Deutschland aufgefangen hat.<br />

Schon in Ecuador hab ich gespürt, wie sie für mich beteten.<br />

Meine <strong>Heimat</strong>gemeinde, Familie und Freunde standen<br />

spürbar hinter mir. Das war die vielleicht wertvollste<br />

Erfahrung meines Einsatzes. Natürlich war ich physisch<br />

gesehen alleine dort – aber geistlich niemals! Es gibt die<br />

feste Gebetskette an Menschen, die mich unterstützen.<br />

Die auch heute an mich denken. Das macht dankbar. Ich<br />

habe schätzen gelernt, was mir meine Eltern und <strong>Gemeinde</strong><br />

in Deutschland mitgegeben haben.<br />

Christiane<br />

P29900 (kurze Auslandseinsätze)<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

21


EUROPA<br />

DEUTSCHLAND<br />

HINDUS<br />

IN UNSERER<br />

NACHBARSCHAFT<br />

Schrill dröhnt die Messingglocke,<br />

als sie von einem Inder mit kräftigem<br />

Schlag in Schwingung versetzt<br />

wird. Er verbeugt sich tief vor einer<br />

reich verzierten Statue. Andächtig<br />

umrundet er die Hindugöttin. Jetzt<br />

kniet er nieder und berührt den Boden<br />

mit der Stirn. Die Glocke ertönt<br />

wieder – und er grüßt das nächste<br />

Standbild: Ganesh, einen Götzen mit<br />

Elefantenkopf.<br />

Ich befinde mich im hinteren Teil<br />

des Hindu-Tempels; nicht in Asien,<br />

sondern in Hamburg. Auch drei<br />

kleine Mädchen umkreisen heute die<br />

Statuen. Ein älterer Mann sitzt neben<br />

mir. Ich bete im Stillen für Jung und<br />

Alt. Immer mehr Hinduisten finden<br />

in Europa <strong>Heimat</strong>, sie bringen ihre<br />

Kultur und ihren Glauben mit. In unseren<br />

Städten entstehen Tempel. Uns<br />

Christen fällt es oft schwer, dieser<br />

ganz anderen Welt zu begegnen. Ich<br />

mache Ihnen Mut: Lassen Sie sich<br />

nicht abschrecken vom Exotisch-<br />

Unbekannten. Gehen Sie auf Hindus<br />

zu, um sie kennenzulernen! Mehr als<br />

140.000 Angehörige dieser Religion<br />

leben in unserem Land, manche wahrscheinlich<br />

auch in Ihrer Nähe.<br />

Sehen Sie in den Menschen mehr<br />

als nur den „…ismus“, die Religion! Investieren<br />

Sie in das, was Beziehungen<br />

ausmacht: Vertrauen, Respekt und<br />

Annahme. Wenn wir so auf unsere<br />

neuen Nachbarn zugehen, wächst<br />

Vertrauen. Blühen Freundschaften<br />

auf. Entstehen Möglichkeiten, von<br />

Jesus Christus zu erzählen, der unseren<br />

Alltag prägt. Die „Enden der Erde“<br />

sind unsere Nachbarn. Für Begegnungen<br />

brauchen Sie kein Studium,<br />

kein Visum, keine Fremdsprache<br />

oder Superkräfte. Was wir wirklich<br />

brauchen sind offene Augen und ein<br />

liebevolles, lernbereites Herz. Hier<br />

fünf Prinzipien, die mir helfen, Asiaten<br />

zu begegnen:<br />

1. LIEBE<br />

Liebe ist kein Mittel zum Zweck, sie<br />

ist der Zweck (Matth. 22,39). Echte,<br />

authentische Freundschaften entstehen<br />

aus Liebe, die sich Zeit nimmt für<br />

Unternehmungen, Feste, Besuche.<br />

Gerade in Krisen sind Zeichen echter<br />

Freundschaft ein Schlüssel zum Herzen<br />

der Menschen.<br />

2. ZUHÖREN<br />

Viele Hindus glauben, dass man in<br />

eine Religion hineingeboren wird. Sie<br />

denken, „christlich“ sei alles Westliche<br />

und sprechen gern über Religion. Wir<br />

können ihnen zuhören. Fragen Sie<br />

nach Bräuchen und Details und erklären<br />

Sie dann christliche Feste und<br />

ihre Bedeutung. Wenn Sie eingeladen<br />

werden, nehmen Sie die Einladung an!<br />

Eine Gelegenheit, die ganze Familie<br />

kennenzulernen.<br />

3. JESUS<br />

Vermitteln Sie Wertschätzung<br />

dafür, wie Hindus ehrlich nach Wahrheit<br />

suchen! Sie brauchen Jesus. Wir<br />

können ihnen begegnen, indem wir<br />

gemeinsam mit ihnen suchen. Erzählen<br />

Sie ihren Freunden, was Sie mit<br />

Jesus erleben.<br />

4. GEBET<br />

Hindus glauben an die Macht des<br />

Gebets. Beten Sie zu Jesus Christus<br />

für die Anliegen Ihrer Freunde<br />

(möglichst mit deren Namen). Auch<br />

für uns selbst sollten wir beten, dass<br />

unsere Liebe zu Hindus wächst und<br />

sich an der Liebe misst, die Jesus für<br />

sie empfindet.<br />

5. GEDULD<br />

Freundschaft braucht Zeit. Ein<br />

Hindu möchte sehen, welchen Unterschied<br />

Jesus im Alltag macht, das<br />

lässt sich nur schwer in fünf Minuten<br />

erklären. Wir dürfen uns Zeit nehmen,<br />

Gottes Geist berührt die Herzen und<br />

er hat keine Eile dabei.<br />

„Führe mich vom Irrtum zur Wahrheit,<br />

von der Dunkelheit ins Licht,<br />

vom Tod in die Unsterblichkeit.“ Millionen<br />

Hindus sprechen dieses Gebet<br />

jeden Tag – morgens und abends. Es<br />

zeigt ihren tiefen Hunger. Ein Gebet<br />

an den höchsten Gott. Werden sie ihn<br />

finden? Wer bringt ihnen die Antwort?<br />

22 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong>


DEUTSCHLAND<br />

„ICH GLAUB’ JETZT<br />

AN GOTT!“<br />

Gebetsleiaden für die<br />

HINDUISTISCHE WELT<br />

15 TAGE GEBET<br />

07.-21. Nov. <strong>2020</strong><br />

Christen lernen die hinduissche<br />

Welt kennen, um für sie zu beten.<br />

Beten Sie mit Christen auf der ganzen Welt für unsere ca. 1 Milliarde Hindu Nachbarn!<br />

JETZT GEBETSHEFT<br />

VORBESTELLEN!<br />

Eine Milliarde Hindus feiern im Oktober/November<br />

Diwali, das „Fest<br />

der Lichter“. Beten Sie mit, dass diese<br />

Menschen Jesus Christus als Licht der<br />

Welt erkennen! Gerne können Sie bei<br />

der <strong>DMG</strong> den unter Mithilfe unseres<br />

Mitarbeiters Thomas Hieber erstellten<br />

Gebetsleitfaden für sich, Ihre <strong>Gemeinde</strong><br />

und Gebetskreise bestellen.<br />

Telefon/WhatsApp: 07265 959-100<br />

E-Mail: Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de<br />

Für eine Spende zur Deckung der<br />

Kosten sind wir dankbar: P50257<br />

Das Mädchen strahlt mich an, als sie diesen einmalig<br />

schönen Satz sagt. Sie stammt aus einer nichtreligiösen,<br />

sozial schwachen Großfamilie und besucht begeistert<br />

unsere Kindertreffs auf dem Spielplatz. Obwohl sie ein<br />

Zuhause und viele Geschwister hat, sehnt sie sich nach<br />

Liebe, Wertschätzung und Anerkennung. Wie die meisten<br />

Kinder, die wir durch unsere Spielplatzarbeit hier in<br />

Anklam kennenlernen.<br />

Sie tragen eine tiefe Sehnsucht nach <strong>Heimat</strong> in sich.<br />

Dabei ist ganz egal, ob sie aus Deutschland oder anderen<br />

Ländern stammen. Wie gut, dass Jesus sagt: „Ich bin<br />

der gute Hirte. Der gute Hirte opfert sein Leben für die<br />

Schafe“ (Joh. 10,11). Jesus bietet Kindern eine <strong>Heimat</strong> in<br />

seiner Herde an und dafür hat er alles gegeben. Wir beten,<br />

dass Kinder in Anklam und Umgebung lernen, wie sie ihr<br />

Zuhause in Jesus finden. Weil viele von ihnen dies in ihrer<br />

eigenen Familie nicht haben.<br />

Wir freuen uns schon über kleine Schritte. Denn Kirche<br />

und Glaube sind den Menschen oft fremd hier und manchmal<br />

auch unheimlich. Etwas, mit dem sie zunächst nichts<br />

zu tun haben wollen. Es gilt, erstmal Vertrauen aufzubauen.<br />

Wenn ein Kind, das in so einem Umfeld aufgewachsen<br />

ist, zu dir sagt: „Ich glaub jetzt auch an Gott“, ist schon eine<br />

Menge passiert.<br />

Bitte beten Sie für die Kinder und Eltern in Anklam,<br />

dass viele ihre <strong>Heimat</strong> in Jesus finden. Und für noch mehr<br />

Christen, die mit in unsere von Gott entfremdete Region<br />

ziehen, um uns darin zu unterstützen, Menschen von Gottes<br />

Liebe weiterzusagen.<br />

NEU: KIDS-TEAM YOUTUBE-KANAL<br />

Das kids-team der <strong>DMG</strong> hat einen Videokanal für<br />

Kinder im Internet gestartet. Welchen Schatz hat<br />

Rudi versteckt und was hat eine Schatzkiste mit dir<br />

zu tun? Entdeckt es gemeinsam mit Jürgen und Rudi.<br />

Einfach auf YouTube nach kids-team suchen oder<br />

über unsere Internetseite: www.kids-team.de<br />

Thomas und Mirjam Hieber<br />

Christian und Debora Vogel<br />

P10234 P49525 kids-team Vorpommern 23


EUROPA<br />

ITALIEN/LOMBARDEI<br />

Almut und Erwin<br />

beim Facebook-<br />

Gottesdienst<br />

Viele beschriften<br />

ihre Häuser<br />

„ANDRÀ TUTTO BENE!<br />

ALLES WIRD GUT!“<br />

„Wir sind dankbar für die vielen Anrufe, E-Mails und Nachfragen von<br />

Freunden aus Deutschland und der Schweiz und dass Sie für uns beten.“<br />

Die Nachrichten überstürzen sich. Der erste Ansteckungsherd<br />

von Covid-19 liegt nur 80 Kilometer von<br />

uns entfernt. Dann greift die Ansteckungswelle um sich.<br />

Unsere Provinz Brescia in der Lombardei ist mittlerweile<br />

am zweitstärksten betroffen. Jeden Tag werden neue Verordnungen<br />

erlassen. Inzwischen sind bei uns nicht einmal<br />

mehr Spaziergänge erlaubt.<br />

Unsere Nachbarin, die im Krankenhaus gegenüber<br />

arbeitet, erzählte, dass das Haus jetzt nur noch für<br />

Corona-Patienten eingerichtet ist. Es schmerzt, dass so<br />

viele Menschen alleine sterben! Ohne dass Angehörige bei<br />

ihnen sein dürfen. Ein Sterbender sagte dem Arzt: „Herr<br />

Doktor, sagen Sie meiner Frau bitte, dass ich sie liebe.“<br />

Familien können nicht Abschied nehmen von den Toten,<br />

weil keine Beerdigungen stattfinden dürfen. Der Mitarbeiter<br />

eines Beerdigungsinstituts klagte, dass sie Tote holen<br />

und direkt auf den Friedhof oder ins Krematorium bringen.<br />

Wie schrecklich!<br />

Auch in unserem Bekanntenkreis verlieren Menschen<br />

Angehörige. Wir beten, dass Gott sich in den Situationen<br />

absoluter Einsamkeit Menschen auf übernatürliche Weise<br />

zeigt und sie Frieden und Rettung erleben.<br />

Wir leben mitten in dieser Tragödie. Äußerlich geht es<br />

uns gut, dafür sind wir dankbar. Wir dürfen die frische Luft<br />

in unserem kleinen Garten genießen. Unsere Tage sind<br />

ausgefüllt. Wir rufen Freunde über Videotelefon an. Es ist<br />

wichtig, dass wir uns trotzdem noch „sehen“. Die Predigt<br />

läuft über Facebook. Gebetsabende und andere Gruppen<br />

„treffen“ sich über Skype und Zoom. Wir verbringen<br />

viel Zeit damit, Menschen zu helfen, die mit den neuen<br />

Kommunikationsmitteln nicht so vertraut sind. Damit sie<br />

sich eingebunden fühlen. Wie gut ist es, dass man auch am<br />

Telefon miteinander beten kann.<br />

Bitte beten Sie für die Kinder, denen wir sonst Hausaufgabenhilfe<br />

geben. Die Schulen sind seit Wochen geschlossen.<br />

Manche Eltern bieten ihren Kindern keine Struktur.<br />

Wie sollen sie am Online-Unterricht teilnehmen, wenn<br />

die Eltern sie morgens nicht rechtzeitig wecken, weil sie<br />

zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind? Die Kinder übers<br />

Telefon zu unterstützen, ist da wirklich schwer.<br />

Wie schnell sich unser Land komplett verändert hat.<br />

Ein Ausnahmezustand, wie ihn Italien noch nie erlebt hat<br />

– und auch viele andere Länder in Europa und der Welt.<br />

In Sozialen Netzen kreisen Nachrichten, Empfehlungen,<br />

Kritiken und humorvolle Posts. Doch was hält uns wirklich?<br />

Überall in der Stadt sehen wir Spruchbänder und<br />

Zeichnungen von Kindern mit dem Slogan: „Andrà tutto<br />

bene“ (alles wird gut). Doch das geschieht nur, wenn Jesus<br />

eingreift. Er hat uns versprochen, jeden Tag bei uns zu<br />

sein. Gerade jetzt!<br />

Wir sind so dankbar für die vielen Anrufe, E-Mails<br />

und Nachfragen von Freunden aus Deutschland und der<br />

Schweiz. Es ist schön, dass Sie in der <strong>Heimat</strong> für uns beten<br />

und sich um uns sorgen und uns spüren lassen, dass Sie<br />

für uns da sind. Wenn man so „eingesperrt“ ist, wie wir seit<br />

Wochen, ist das ein gewaltiges Geschenk.<br />

24 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Almut und Erwin Büschlen<br />

P10076


KROATIEN<br />

FREUNDE SIND EIN<br />

GESCHENK GOTTES<br />

„Vor genau 20 Jahren, am 02.02.2000, sind wir mittags gegen 2<br />

in Zagreb, Kroatien, angekommen :)“<br />

Kurz vor unserer ersten Ausreise damals haben wir<br />

ein echtes Wunder erlebt: Die Christliche <strong>Gemeinde</strong><br />

Dornbirn im Vorarlberg hatte über drei Ecken gehört, dass<br />

wir als neue Missionare eine <strong>Heimat</strong>gemeinde suchen. Zunächst<br />

ohne uns zu kennen, haben sie uns als ihre Missionare<br />

adoptiert und dann nach Kroatien ausgesandt. Was<br />

für eine Ermutigung. Schon beim ersten Besuch fühlten<br />

wir uns bei ihnen durch die herzliche Aufnahme daheim.<br />

Seither kommt zu jedem Geburtstag eine wunderschöne<br />

Karte. Freundschaften sind entstanden, die während jedes<br />

<strong>Heimat</strong>aufenthalts aufgefrischt werden. Und sie helfen<br />

uns praktisch, immer wieder.<br />

Vor acht Monaten sind wir von Zagreb nach Umag ins<br />

wunderschöne Istrien gezogen. Noch heute kommen mir<br />

Tränen, wenn ich an diesen Umzug denke. Wie unsere<br />

<strong>Gemeinde</strong> aus Dornbirn aktiv geworden ist. Sie schickten<br />

eine Delegation, die uns eine Woche lang geholfen<br />

hat, das neue Heim zu renovieren und zu richten. Dieter,<br />

Ingeborg und Wolfi kamen vollbepackt mit Werkzeug und<br />

Material bei uns an und legten los. Sie hatten so viel mehr<br />

Ahnung als wir für all die praktischen Arbeiten.<br />

Gemeinschaft als Glaubensgeschwister so hautnah zu<br />

erleben, hat uns glücklich gemacht. Wir wohnen in einem<br />

Urlaubsgebiet und hatten wunderschönes Wetter. Statt<br />

Baden und Besichtigungen haben sie unermüdlich gearbeitet.<br />

Wie gut tat die Gemeinschaft mit ihnen, ihre Fröhlichkeit<br />

und Anteilnahme. Unsere <strong>Gemeinde</strong> in Dornbirn betet<br />

für uns und nimmt Anteil an unserem Ergehen. Wenn wir<br />

in Not sind, können wir auf ihre Hilfe zählen.<br />

Danke, ihr lieben Dornbirner, dass wir zu euch gehören<br />

dürfen! Danke für alle Liebe! Gott vergelt’s euch! Und ein<br />

herzliches Danke meinem Bruder sowie allen anderen<br />

Freunden aus Nah und Fern, die ebenfalls ihren Urlaub auf<br />

unserer Baustelle verbracht haben. Danke für die vielen<br />

Zeichen der Liebe über all die Jahre.<br />

Nie werde ich den Anruf im August 2000 vergessen, als<br />

es zu Komplikationen in meiner Schwangerschaft gekommen<br />

war. Die Zustände vor Ort machten mir Angst und<br />

ich verstand noch kaum Kroatisch. Am Apparat waren<br />

Olaf vom Hauskreis in Tauberbischofsheim, der uns mit<br />

ausgesandt hatte, und ein Freund, der Arzt ist. Sie boten<br />

uns damals an, mich von der österreichischen Grenze ins<br />

Krankenhaus bei ihnen zu bringen. Wieviel bedeutete mir<br />

dieses Mitsorgen. Der Transport war dann zwar nicht mehr<br />

möglich; aber am Ende verlief trotzdem alles gut.<br />

Wir möchten eure Nachahmer sein, wenn andere Hilfe<br />

benötigen. Ihr seid wunderbare Geschenke Gottes für uns<br />

als Missionare!<br />

Angelika und<br />

Frank in der<br />

CG Dornbirn<br />

Besucher der Dornbirner<br />

<strong>Gemeinde</strong> beim Herbstmissionsfest<br />

Angelika und Frank Bosch<br />

P10070<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

25


EUROPA<br />

PORTUGAL<br />

WAS IST DER LOHN?<br />

„Stefan dachte:<br />

‚Schöne Geschichte.‘ Müde legte er den Laptop zur Seite.<br />

‚Warum ist mir nicht nach Feiern zumute?‘“<br />

Thomas und Stefan waren Schulkameraden und<br />

Freunde. Geschichten von Jesus begeisterten Stefan.<br />

Er entschied als Teenager, dass er Pastor werden und Gott<br />

ganz dienen wollte. Leider schlug Thomas im Lauf der<br />

Jahre eine andere Richtung ein. Er hatte in der <strong>Gemeinde</strong><br />

Gitarre gespielt und war ein guter Sänger. Er gründete eine<br />

Band. Die wurde erfolgreich, so hatte er keine Zeit mehr<br />

für die Jugendgruppe. Stefans und Thomas’ Wege trennten<br />

sich, als Thomas mit 16 die Schule schmiss und mit seiner<br />

Band Karriere machte.<br />

Hin und wieder kaufte sich Stefan eine Musik-CD von<br />

Thomas’ Band, doch ihre Schlagzeilen wegen Alkohol und<br />

Drogen machten ihn traurig. Stefan wollte nichts damit zu<br />

tun haben, er widmete sich ganz der Theologie. Als Pastor<br />

heiratete er Jutta, eine Jugendreferentin. Sie fanden ihren<br />

Platz in einer <strong>Gemeinde</strong>, die unter Stefans unermüdlichem<br />

Einsatz aufblühte.<br />

Bibelkreis, Gebetsstunde, Hauskreise, Religionsunterricht,<br />

Ehekurse, Freizeiten und andere Veranstaltungen<br />

forderten Stefans ganze Kraft. Manchmal hörte er Juttas<br />

Klagen, dass er zu wenig Zeit für die Familie habe. „Das ist<br />

der Preis, wenn wir Gott dienen“, beruhigte er sein Gewissen.<br />

Mit 40 war Stefan körperlich, seelisch und geistlich<br />

müde. Erwartungsvoll fuhr er zu einer Tagung für <strong>Gemeinde</strong>erneuerung.<br />

Auf der Rückfahrt im Zug kam sich Stefan noch leerer<br />

vor. Er musste die Predigt für Sonntag vorbereiten<br />

und wollte gerade seinen Laptop öffnen, als ihn jemand<br />

ansprach: „Hallo Stefan, was für eine Überraschung!“ Er<br />

traute seinen Augen nicht: „Bist du das, Thomas?“ Der<br />

ausgemergelte Körper und die tiefliegenden Augen waren<br />

eindeutige Spuren von Thomas’ ausschweifendem Lebensstil.<br />

Doch diese Augen strahlten! Stefan wurde neugierig.<br />

Thomas sprudelte nur so heraus mit seiner Geschichte.<br />

Er hatte Karriere als Musiker gemacht, doch Drogenexzesse<br />

ließen ihn verzweifeln. Nach dem vergeblichen<br />

Versuch, sich mit einer Überdosis das Leben zu nehmen,<br />

kam er in Entzug. Dort lag eine Bibel aus. Die Geschichte<br />

des Verlorenen Sohns aus Lukas 15 kam Thomas wie seine<br />

eigene vor. Er wollte zu Jesus zurückkehren. In der Klinik<br />

schrieb er einen Brief an seine Mutter und bat sie um<br />

Vergebung. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause, wo die<br />

Mutter ihn erwartete.<br />

Thomas musste aussteigen. „Komm mich besuchen,<br />

dann feiern wir, was Gott in meinem Leben getan hat“,<br />

lächelte er zum Abschied. „Mal sehen, wann ich Zeit dazu<br />

habe“, erwiderte Stefan in Gedanken. Als Thomas aus<br />

dem Zug war, dankte Stefan Gott für diese Inspiration zu<br />

seiner Predigt. Er öffnete das Bibelprogramm auf seinem<br />

Laptop und las Lukas 15 über den verlorenen Sohn: „Denn<br />

mein Sohn war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war<br />

verloren und ist wiedergefunden worden. Dann begannen<br />

sie zu feiern.“<br />

Stefan dachte: „Schöne Geschichte.“ Müde legte er den<br />

Laptop zur Seite. „Warum ist mir nicht nach Feiern zumute?<br />

Sollte ich mich nicht mit Thomas freuen?“ Er schloss<br />

die Augen: „Herr, was ist los?“ Plötzlich hatte er das Gefühl,<br />

dass Gott zu ihm sprach. Das hatte Stefan lange nicht<br />

mehr gespürt.<br />

Sein Dienst für Jesus war ein mühsames Schuften. Er<br />

versuchte, sein Bestes zu geben. Was war der Lohn? Nur<br />

Müdigkeit? Viele Freunde hatte er nicht mehr, weil er „der<br />

<strong>Gemeinde</strong> den ersten Platz“ gab. Wo war seine Freude<br />

geblieben? Thomas dagegen schien glücklich! Dem ging es<br />

besser. Hatte Thomas nicht schon immer im Rampenlicht<br />

gestanden? Von allen verehrt. Und er, Stefan? Keiner interessierte<br />

sich für ihn. Thomas hatte den Glauben über den<br />

26 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Amrei Wehmeyer<br />

P10817


WELTWEIT AKTIV<br />

DREI GESCHENKE<br />

UND DIE DANKBARKEIT<br />

Amrei Wehmeyer baut in Portugal ein Seelsorgezentrum<br />

auf, in dem <strong>Gemeinde</strong>mitarbeiter und<br />

Missionare Hilfe und einen Ort der Ruhe finden<br />

Haufen geworfen und seine musikalische Gabe<br />

verschwendet. Nun wollte er, dass Stefan sich<br />

mit ihm freute?<br />

„‚Kind‘, sagte der Vater zu ihm, ‚du bist doch<br />

immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört<br />

auch dir‘“, las er in der Bibel weiter. Plötzlich<br />

dämmerte es Stefan: Es ging Jesus gar nicht nur<br />

um Thomas, es ging ihm um ihn, Stefan! Jesus<br />

sah ihn nicht als Diener, sondern als geliebtes<br />

Kind. Er suchte seine Gemeinschaft. Nicht<br />

zuerst Stefans Dienst, sondern seine Liebe! Bei<br />

Jesus musste er sich Liebe nicht verdienen. Stefan<br />

musste lernen, sich einfach lieben zu lassen.<br />

Ihm kamen Tränen.<br />

Plötzlich konnte er nicht mehr anders, als<br />

sich mit Thomas zu freuen. Nicht nur Thomas –<br />

auch er, Stefan, war tot und verloren gewesen.<br />

Gottes Liebe hatte sie beide wiedergefunden<br />

und zurückgeführt ins wahre Leben, in Gottes<br />

Gemeinschaft. Jetzt konnte er von Herzen mit<br />

Thomas feiern.<br />

In meiner Seelsorgearbeit komme ich mir<br />

selbst manchmal wie eine verlorene Tochter<br />

vor, wie die Männer meiner Geschichte oben.<br />

Wie oft bin ich dem himmlischen Vater schon<br />

davongelaufen? Wenn ich das erkenne, will ich<br />

schnell zurück, weil er mit offenen Armen auf<br />

mich wartet. Oder wir Christen verrennen uns in<br />

unseren Dienst für Jesus und merken nicht, dass<br />

wir dabei nicht mehr mit ihm unterwegs sind.<br />

Da ist Buße erforderlich. Weil ich versucht habe,<br />

mir seine Liebe zu verdienen. Was für einen<br />

wunderbaren Vater im Himmel haben wir! Seine<br />

Liebe gibt es geschenkt! Bei Jesus dürfen wir<br />

immer wieder neu anfangen.<br />

HEUTE | IN DEUTSCHLAND<br />

Wir sind weltweit zu Schulungen unterwegs. Auch hier<br />

in Deutschland besuchen wir <strong>Gemeinde</strong>n, unterrichten an<br />

Bibelschulen und begleiten Mitarbeiter. Da macht plötzlich<br />

unser Auto schlapp. Lohnt es sich, den alten Wagen noch<br />

zu reparieren? Wir bekommen den Rat, lieber ein anderes<br />

Fahrzeug zu suchen. Ein befreundeter Mechaniker hilft<br />

uns, es klappt! Als Dank überlassen wir ihm unser Altes. Er<br />

investiert ein wenig Zeit, bekommt es wieder zum Laufen<br />

… und schenkt es einer kurdischen Familie, die sich riesig<br />

über das Auto freut! So etwas haben sie noch nie erlebt.<br />

Der kurdische Autobesitzer möchte uns unbedingt kennenlernen<br />

und besucht uns bei unserem Bibelunterricht<br />

für Migranten.<br />

DAMALS | IN WESTAFRIKA<br />

Wir denken als Familie gern an unsere Zeit in Afrika<br />

zurück. Wir sind über die Jahre unzähligen Menschen<br />

begegnet und wussten uns am richtigen Einsatzort.<br />

Manchmal waren es keine großen Taten, sondern kleine<br />

Gesten, die hängen blieben. Wie bei dem alten Mann an<br />

der Moschee. Immer, wenn ich vorbeikam, saß er dort. Ich<br />

grüßte freundlich, jedes Mal. Dann kam der Bürgerkrieg<br />

und unterbrach unsere kleinen Begegnungen. Eines Tages<br />

kam der alte Mann mit einer Schubkarre zu uns. Zwei<br />

Hühner lagen darin: Ein großes Geschenk. Einfach nur aus<br />

Dankbarkeit für gute Nachbarschaft. Dafür, dass wir ihn<br />

immer freundlich behandelt hatten.<br />

SEIT 30 JAHREN | IM TEAM MIT IHNEN!<br />

Wir dürfen aktiv sein in Deutschland, Afrika und weltweit.<br />

Unser Herz schlägt für Mission und Schulung, seit<br />

Jahrzehnten. Treue Freunde unterstützen uns im Gebet<br />

und mit großzügigen Spenden. Hätten wir ohne Ihren<br />

Rückhalt anderen Menschen helfen können? Niemals!<br />

Wir konnten unsere Zeit, Kraft und Erfahrung nur deshalb<br />

großzügig weitergeben, weil Sie – unser Team – sich großzügig<br />

für Gott und uns eingesetzt haben. Vielen herzlichen<br />

Dank!<br />

Übrigens: Ob Auto, Hühner oder Spenden – das größte<br />

Geschenk bleibt, was Jesus Christus für uns getan hat.<br />

Alles, was wir tun, ist ein Ausdruck von Dankbarkeit an ihn.<br />

Er hat sein Leben für uns investiert. Sollten wir da etwas<br />

zurückbehalten?<br />

Stefan und Dorothea Henger<br />

P10227<br />

27


WELTWEIT AKTIV<br />

PAKISTAN<br />

HEIMATZENTRUM<br />

VERANSTALTUNGSPLANUNG<br />

BÜGELN, BETEN,<br />

BÜCHER SORTIEREN<br />

„Im Februar lud uns eine Partnerorganisation<br />

nach Pakistan ein,<br />

die christliche Fernsehsendungen<br />

produzieren wollte.“<br />

Wir sind weltweit unterwegs, um Christen für die<br />

Medienproduktion zu schulen – in Ländern, wo<br />

die Frohe Botschaft noch weitgehend unbekannt ist. Unser<br />

Ziel ist, dass die Christen dort selbst in ihrer Sprache und<br />

Kultur das Evangelium weitergeben können – und das<br />

modern, durch ansprechende Videoclips und Filme, die auf<br />

verschiedensten Kanälen verbreitet werden können.<br />

Im Februar lud uns eine Partnerorganisation in den Norden<br />

Pakistans ein. Sie hatten gerade begonnen, christliche<br />

Sendungen zu produzieren. Vier Absolventen unserer<br />

Kurse aus dem Süden des Landes sollten die Produktionen<br />

dort übernehmen. Die jungen Filmemacher benötigten<br />

uns vorübergehend noch als Mentoren. Paulus konnte sie<br />

vier Wochen begleiten und in die Selbständigkeit führen,<br />

außerdem hat er vier Assistenten eingearbeitet. Seine Tage<br />

waren gefüllt und er hatte Spaß an der Arbeit.<br />

Alles lief wunderbar. Ich selbst hielt morgens tägliche<br />

Bibeleinheiten für die jungen Leute. Doch den restlichen<br />

Tag über blieb wenig für mich zu tun. Nach etwas Langeweile<br />

und Gebet kam der Durchbruch: Ich entdeckte die<br />

<strong>Gemeinde</strong>, zu der die bekannten Schwestern der Christusträger-Gemeinschaft<br />

gehen (sie leiten eine Lepraklinik und<br />

ein Kinderheim in der Stadt). Ihnen bot ich meine Hilfe an.<br />

Eine holländische Diplomatenfrau hörte das und hatte<br />

eine Idee: Gemeinsam sortierten wir die Bibliothek der<br />

<strong>Gemeinde</strong> und organisierten sie neu. Ein paar Tage später<br />

fragten mich die Christusträger-Schwestern: „Hast du<br />

immer noch Zeit? Wir hätten da einen Riesenhaufen Bügelwäsche<br />

… da hast du vielleicht keine Lust drauf. Unser<br />

Hausmädchen hat uns überraschend verlassen und es<br />

bleibt so viel liegen.“ Meine Antwort: „Ich liebe Bügeln!“<br />

Die weiteren Tage waren gefüllt mit sinnvollen Aufgaben,<br />

die christliche Mitarbeiter vor Ort entlasteten. Unser<br />

Dienst sieht nicht immer so aus, wie wir uns das vorstellen.<br />

Bügeln und Beten – in Pakistan? Anderen helfen, damit sie<br />

ihre Arbeit tun können? Eine Bibliothek auf Vordermann<br />

bringen, damit Diplomaten und Missionare in einem mehrheitlich<br />

muslimischen Land gute christliche Bücher finden?<br />

Wir beten und Gott lenkt. Wie wunderbar, seiner weltweiten<br />

Familie zu dienen!<br />

MIT VOLLGAS<br />

IN DIE MISSION<br />

D<br />

irekt vom Motorengeheul der Rennstrecke<br />

hat Gott mich im November<br />

zur <strong>DMG</strong> berufen. Ich arbeitete in der<br />

Marketingabteilung eines Rennmotorenherstellers:<br />

Auftritte bei Rennveranstaltungen<br />

planen, auf der Rennstrecke Fotos schießen,<br />

Konzepte für die Vermarktung entwickeln,<br />

die Internetseite und Soziale Medien<br />

aufbauen. Ein Job, der mir Spaß bereitete<br />

und mich gut auf die Öffentlichkeitsarbeit<br />

der <strong>DMG</strong> vorbereitet hat. Ich wollte Jesus<br />

meine ganze Zeit geben, nicht nur die Freizeit,<br />

also musste ich weiterziehen: Selbst<br />

in die Mission ins Ausland zu fliegen, war<br />

(noch) nicht dran. Aber als Mitarbeiterin der<br />

<strong>Heimat</strong>zentrale mitwirken und für Mission<br />

motivieren – dafür schlägt mein Herz!<br />

Zum Glauben gekommen bin ich mit 21,<br />

während meines Studiums „International<br />

Business Eastern Europe“. Damals war mein<br />

Freundeskreis auseinandergebrochen und<br />

ich auf der Suche nach seelischem Halt. Ein<br />

Jugendleiter überzeugte mich, dass Gottes<br />

Wort mir helfen kann, also bestellte ich mir<br />

übers Internet eine Bibel. Sie kam, ich ging<br />

in mein Zimmer und fing an zu lesen. Von<br />

einen Augenblick zum andern veränderte<br />

Gott meine Denkweise – ich wurde ein<br />

neuer Mensch.<br />

Trotzdem drehten sich meine Gebete nur<br />

um mich selbst: um mein Studium, meine<br />

Familie, meinen Segen. Eines Tages kam ein<br />

Pastor in unsere <strong>Gemeinde</strong> und ermutigte<br />

uns, nach dem zu streben, wonach Gott sich<br />

sehnt. Also nicht mehr hinter den eigenen,<br />

sondern hinter Gottes Wünschen her zu<br />

sein. Wollte Gott mich zur Erfüllung seines<br />

großen Auftrags Mission gebrauchen? Ich<br />

fing an, für unerreichte Völker zu beten, für<br />

meine Kommilitonen, Freunde und Nachbarn.<br />

28<br />

Gabi und Paulus Hieber<br />

P10915<br />

NEU: Nicole Knorr<br />

P51096


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>DMG</strong> interpersonal e.V.<br />

Buchenauerhof 2 • 74889 Sinsheim • Deutschland<br />

Tel.: 07265 959-0 • WhatsApp: 07265 959-100<br />

Fax: 07265 959-109 • Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de • www.<strong>DMG</strong>int.de<br />

Bei Adressänderungen: Tel. 07265 959-128, Adressen@<strong>DMG</strong>int.de<br />

Direktor:<br />

Chefredakteur:<br />

Layout:<br />

Günther Beck<br />

Theo Volland (Redaktion@<strong>DMG</strong>int.de)<br />

David Spieth<br />

Erscheinung: Fünfmal jährlich<br />

Titelfoto: Aussendung von Familie Waidelich, Stuttgart, 2014<br />

„Ich bat Gott, dass ich in den<br />

Kaukasus reisen und von<br />

Jesus weitersagen könne.<br />

Aufgeregt saß ich nach zwei<br />

Jahren im Flugzeug.“<br />

PXXXXX<br />

Dieses Symbol nennt<br />

die Projektnummer des<br />

jeweiligen Missionars,<br />

so können Sie gezielt<br />

für die Arbeit einzelner<br />

Missionare spenden.<br />

Herzlichen Dank.<br />

Spendenkonten:<br />

Volksbank Kraichgau, <strong>DMG</strong><br />

IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04<br />

BIC: GENODE61WIE<br />

Schweiz: Swiss Post, SMG<br />

Vermerk: <strong>DMG</strong><br />

IBAN: CH92 0900 0000 8004 2881 3<br />

BIC: POFICHBEXXX<br />

Die Arbeit der <strong>DMG</strong> ist als steuerbegünstigt anerkannt. Spenden werden<br />

im Rahmen der Satzung entsprechend der Zweckbestimmung für missionarische<br />

oder mildtätige Zwecke eingesetzt. Stehen für ein Projekt ausreichend<br />

Mittel zur Verfügung, wird die Spende für einen ähnlichen satzungsgemäßen<br />

Zweck verwendet.<br />

Ein halbes Jahr später nahm ich an einer<br />

Missionsschule für die Völker im sogenannten<br />

10/40-Fenster teil, der Weltgegend zwischen<br />

dem 10. und 40. Breitengrad. Besonders berührten<br />

mich unerreichte Volksgruppen in Nord- und<br />

Zentralasien. Ich bat Gott, dass ich in den Kaukasus<br />

reisen und von Jesus weitersagen könne.<br />

Nach zwei Jahren und kurzen Einsätzen in Israel,<br />

Palästina und im Jesiden-Flüchtlingslager im<br />

Irak erhörte Gott 2019 mein Gebet: Aufgeregt<br />

saß ich im Flugzeug Richtung Osten. Kurz zuvor<br />

hatte ich mich bei der <strong>DMG</strong> beworben.<br />

Auch hier im <strong>Heimat</strong>büro erlebe ich hautnah<br />

mit, was Gott in der Welt tut. Als Mitarbeiterin<br />

der Öffentlichkeitsarbeit plane ich Missionstage<br />

und -wochenenden in <strong>Gemeinde</strong>n, Auftritte<br />

bei Messen, Konferenzen und Kongressen. Ich<br />

pflege unseren Instagram-Account für junge<br />

Christen mit spannenden Neuigkeiten aus aller<br />

Welt. Und ganz neu: Ich helfe mit, dass junge<br />

Menschen durch ImPuls-Reisen der <strong>DMG</strong> ähnliche<br />

Erfahrungen sammeln dürfen, wie ich das<br />

selbst erlebt habe.<br />

Auch privat ermutige ich junge Christen, sich<br />

für Unerreichte einzusetzen: selbst zu gehen, für<br />

Missionare und Völker zu beten und zu spenden.<br />

Ich helfe bei Missionsschulungen und Gebetsabenden.<br />

Berufen, hier in der <strong>Heimat</strong> zu sein?<br />

So fühlt sich das momentan an. Wo ich in zehn<br />

Jahren sein werde? Das weiß nur Gott. Finden<br />

auch Sie Ihre Berufung in seiner weltweiten<br />

Mission!<br />

<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />

Bitte geben Sie im Überweisungsträger die Projektnummer und den Namen<br />

eines Missionars, „<strong>DMG</strong>“ oder „Wo am nötigsten“ an. Herzlichen Dank!<br />

Datum Datum Unterschrift(en)<br />

IBAN IBAN<br />

06 06<br />

Angaben Kontoinhaber: zum Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Name, Vorname/Firma, Ort Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- oder Postfachangaben<br />

PLZ Freundesnummer Straße Spenders: (falls bekannt) (max. 27 Stellen) PLZ und Straße des Spenders (für Spendenbestätigung)<br />

Spenden-/Mitgliedsnummer Projektnummer oder Name des Stichwort Spenders bzw. - (max. Name 27 Stellen) des Missionars<br />

ggf. Stichwort<br />

Betrag: Euro, Euro, Cent Cent<br />

G E N O D E 6 1 W I E<br />

Danke!<br />

BIC BIC des des Kreditinstituts (8 oder 11 Stellen)<br />

SPENDE<br />

SPENDE<br />

D E 0 2 6 7 2 9 2 2 0 0 0 0 0 0 2 6 9 2 0 4<br />

IBAN IBAN<br />

D M G 7 4 8 8 9 S i n s h e i m<br />

Angaben zum zum Zahlungsempfänger: Name, Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. 35 Stellen)<br />

Name Name und und Sitz Sitz des des Überweisenden Kreditinstituts BIC BIC<br />

Staaten in in Euro. Euro.<br />

SEPA-Überweisung/Zahlschein<br />

Für Für Überweisungen<br />

in in Deutschland und und<br />

in in andere EU-/EWR-<br />

-


Die Berichte dieser Zeitschrift finden Sie<br />

auch online als Podcast zum Anhören.<br />

HOFFNUNG<br />

IST ANSTECKEND<br />

PROJEKT:<br />

CORONAHILFE WELTWEIT<br />

300 Langzeitmissionare der <strong>DMG</strong> verbreiten Hoffnung<br />

und helfen ganzheitlich. Ihre Spende unterstützt<br />

zum Beispiel: Hungerhilfe unter Flüchtlingen<br />

in Südamerika und im Nahen Osten. Krankenhäuser<br />

in Nepal, Pakistan, Niger und Benin. Bibelschulen, die<br />

auf Online-Unterricht umstellen müssen. Und in allem<br />

erleben unsere Mitarbeiter eine neue Offenheit für<br />

Fragen nach Gott. www.<strong>DMG</strong>int.de/Coronahilfe<br />

P50261 Coronahilfe weltweit<br />

PROJEKT:<br />

CORONA-SONDERKOSTEN<br />

Durch die Krise sind uns als <strong>DMG</strong> unerwartete<br />

Kosten entstanden: Flugkosten für die staatlich<br />

angeordnete Rückholung unserer 35 Mitarbeiter im<br />

kurzen Auslandseinsatz. Im <strong>Heimat</strong>büro musste spontan<br />

in Technik investiert werden, damit mehr Mitarbeiter<br />

zu Hause arbeiten können. Erwartete Einnahmen<br />

durch Gäste- und Seminarbetrieb fallen aus. Wir danken<br />

Ihnen, wenn Sie uns auch dabei helfen. Bei vielen<br />

Mitarbeitern fallen anrechenbare Aufgaben weg, weshalb<br />

wir für die in Deutschland auf „Kurzarbeit“ gehen.<br />

Ihre Aufmerksamkeit Mitmenschen gegenüber, Worte<br />

der Ermutigung und ihr Gebet werden immer noch zu<br />

100 % gebraucht. Mit Ihrer Hilfe wollen wir weiterhin<br />

mindestens 90 % der Gehälter zahlen.<br />

P08 Corona-Sonderkosten<br />

„WIE GEHT ES DEN<br />

MISSIONAREN?“<br />

So schön, wie oft wir diese Frage von <strong>Gemeinde</strong>n,<br />

Angehörigen und Freunden hören: Wir sind uns<br />

der körperlich-seelischen Belastungen und Gefahren<br />

bewusst, die ein Einsatz heute bedeutet. Als <strong>DMG</strong> tun<br />

wir alles, um unsere Missionare zu unterstützen. Wir<br />

stehen ständig in Kontakt und prüfen die Gefahren<br />

für jeden einzelnen. Bitte beten Sie um ihre Bewahrung<br />

und dass Jesus durch sie ansteckende Hoffnung<br />

verbreitet …<br />

„ICH VERTRAUE JESUS!“<br />

Mitte März haben wir unsere Freiwilligen und<br />

Kurzzeitmitarbeiter vorzeitig aus den Einsätzen<br />

zurückbeordert. Ein Wunder, die 35 Leute in so<br />

kurzer Zeit und der chaotischen Weltsituation sicher<br />

in Deutschland zu wissen. Was empfinden die jungen<br />

Leute, wenn sie an die Rückkehr denken?<br />

„Wir müssen nach Deutschland zurück?!<br />

Schockstarre. Panik. Mein neues Zuhause<br />

verlassen? ‚Lass uns erstmal Lobpreis<br />

machen‘, sagte Almuth. Ja! Was sonst könnten<br />

wir tun?“<br />

Johanna und Almuth waren in Israel<br />

„Ich habe sieben erfüllte Monate voll prägender<br />

Erfahrungen und neuer Freunde erlebt, auf die ich<br />

dankbar zurückschaue. Ich genoss die letzten<br />

Tage in der Gastfamilie. Zur Abschiedsfeier<br />

kamen 50 Leute – sehr emotional, tansanisch<br />

fröhlich. So fand ich Frieden.“<br />

Josia war<br />

in Tansania<br />

„Gottes Plan ist perfekt: Zeitgleich mit dem<br />

Abbruch hat sich für mich die Tür für eine<br />

Ausbildungsstelle geöffnet; darüber freue<br />

ich mich sehr.“<br />

Sarah Lena war in Italien<br />

„Überfordert und traurig war ich, dann trösteten<br />

mich die Gasteltern und chilenische<br />

Freunde. Gott war in dem ganzen Chaos<br />

dabei und hat die Kontrolle behalten.“<br />

Lydia war in Chile<br />

„Überwältigt von Gefühlen, fiel ich meiner Mama in<br />

die Arme. Schmerz und Frust wichen Freude,<br />

Liebe und Geborgenheit. Zu Hause! Traurig,<br />

glücklich, verwirrt, ohne Plan und mit den<br />

Gedanken woanders. Ich vertraue Jesus.“<br />

Joela war in Israel

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