DMG-informiert 2/2020 // Thema: Heimat. Gemeinde.
Berichte aus der weltweiten Mission
Berichte aus der weltweiten Mission
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Berichte aus der<br />
weltweiten Mission<br />
<strong>informiert</strong><br />
Ausgabe 2 | <strong>2020</strong><br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong>.de<br />
<strong>Heimat</strong>.<br />
GEMEINDE.<br />
INTERVIEW<br />
MIT MONIKA MENCH<br />
BISH. PERSONALVORSTAND<br />
Seiten 4–6<br />
WO GEHÖRE ICH HIN?<br />
VON AGNES<br />
KURZE AUSLANDSEINSÄTZE<br />
Seite 20<br />
ALLES WIRD GUT!<br />
EHEPAAR BÜSCHLEN<br />
LOMBARDEI/ITALIEN<br />
Seite 24
EDITORIAL<br />
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
Keiner, liebe Leser, hat geahnt, welche Brisanz<br />
dieses <strong>Thema</strong> entwickelt, als wir es 2019<br />
festgelegt haben – bis im März überraschend Kirchen<br />
und Freikirchen schlossen. Christen mussten<br />
umdenken. Was macht <strong>Gemeinde</strong> eigentlich aus? Sie<br />
ist mehr als nur der Ort des Gottesdienstes, mehr als<br />
nur das Haus und unsere Events …<br />
Wie leben wir Christen Gemeinschaft, wenn<br />
<strong>Gemeinde</strong>häuser geschlossen sind und Begegnung<br />
fast unmöglich ist? Was macht uns aus? Geht <strong>Heimat</strong><br />
ohne Haus? Welche Formen des Miteinanders gibt<br />
es noch? Wie leben wir Nächstenliebe, wie sagen<br />
wir von Jesus weiter, wenn wir uns nicht treffen? So<br />
ähnlich könnte sich der Alltag verfolgter Christen in<br />
Algerien und im Iran anfühlen.<br />
<strong>Gemeinde</strong> lebt trotzdem! Ich staune, welchen<br />
Ideenreichtum Gottes große Familie zeigt: Christen<br />
kaufen für Senioren ein; Studentengruppen sammeln<br />
sich im Web; Pastoren predigen ins Telefon;<br />
Pfleger stehen Kranken bei; Lehrer geben per E-Mail<br />
Nachhilfe; Kindermitarbeiter verteilen Linklisten mit<br />
Angeboten für Kinder; Freunde beten per Whats-<br />
App; Briefe und Pakete gehen um die Welt. Missionare<br />
kennen diese begrenzte Art der Gemeinschaft<br />
mit ihrer <strong>Heimat</strong>gemeinde immer schon – und sie<br />
genießen sie trotzdem.<br />
<strong>Gemeinde</strong> ist <strong>Heimat</strong>. Wenn wir einander nicht<br />
vergessen! Zeit haben am Telefon. Konkret helfen.<br />
Glauben tun wir immer miteinander. Ich möchte unsere<br />
Gemeinschaft als Christen ganz<br />
neu wertschätzen. Denn sie bedeutet:<br />
<strong>Heimat</strong>. <strong>Gemeinde</strong>.<br />
VERANSTALTUNGEN: „WENN GOTT WILL ...“<br />
Telefon-Andacht<br />
„Bibel fürs Ohr!“<br />
Bis auf weiteres –<br />
so lange keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden:<br />
Jeden Sonntag um 10 Uhr<br />
Einfach anrufen, zuhören und mitbeten unter:<br />
Tel. 07265 6649-123<br />
Gebetssonntage<br />
auf dem Buchenauerhof<br />
21.06.<strong>2020</strong>: Asien 16.08.<strong>2020</strong>: Afrika<br />
Erlebnistag verschoben!<br />
17. Mai <strong>2020</strong> --> 25. April 2021<br />
Achtung!<br />
JuMi // Jugend-Missionsevent<br />
25.–26. Juli <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong> – Los!“<br />
Herbstmissionsfest<br />
27. September <strong>2020</strong> // <strong>Thema</strong> „<strong>Heimat</strong>. Liebe.“<br />
Theo Volland<br />
Chefredakteur<br />
Bewirb dich<br />
in der <strong>DMG</strong>-Zentrale<br />
Buchenauerhof<br />
74889 Sinsheim<br />
EXTRAS<br />
INTERVIEW MONIKA MENCH.... S.4–6<br />
NACHRUF HOMUTH...................S.14<br />
BIBELARBEIT....................... S.15–18<br />
CORONA-PROJEKTE...................S.30<br />
BERICHTE<br />
GEMEINDEN.......................... S.7–13<br />
AFRIKA............................... S.14+19<br />
AMERIKA............................ S.20–21<br />
EUROPA.............................. S.22–26<br />
WELTWEIT AKTIV................ S.27–28<br />
HEIMATZENTRUM................ S.28–29<br />
2 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
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SOMMER-<br />
EINSÄTZE<br />
Wolgast // 20.–28.06.<strong>2020</strong><br />
Sellin (Rügen) // 05.–13.07.<strong>2020</strong><br />
AKTUELL ...<br />
… will sich der Rotstift als wichtigstes Werkzeug in<br />
unserer Veranstaltungsabteilung profilieren. Was lange<br />
geplant war, muss leider gestrichen werden. Trotzdem<br />
bestimmt nicht der Name eines Virus, sondern der Name<br />
Jesus Christus unseren Alltag: In seinem Namen arbeiten<br />
und planen wir weiter und nutzen zurzeit andere Wege,<br />
um mit Ihnen, liebe Leser und Unterstützer, in Verbindung<br />
zu bleiben. Statt Rotstift zücken wir lieber den Hoffnungs-<br />
Marker und probieren neue Wege aus:<br />
Viele <strong>Gemeinde</strong>n bieten Webdienste und Streaming<br />
für ihre Gottesdienste an. Sie möchten Missions-Impulse<br />
in den Online-Gottesdienst Ihrer <strong>Gemeinde</strong> einbauen?<br />
Sprechen Sie uns an – oder direkt die Missionare, die Sie<br />
kennen. Eine kurze Video- oder Audiobotschaft macht<br />
Mut – denn Gottes weltweite Arbeit geht weiter!<br />
Für alle, die sich im Internet weniger zu Hause fühlen,<br />
gibt es sonntags um 10 Uhr die Telefonandacht „Bibel fürs<br />
Ohr!“ mit unserem Direktor Günther Beck. Wählen Sie sich<br />
über die Telefonnummer 07265 6649-123 ein. Unter der<br />
gleichen Nummer führen wir auch unsere Gebetssonntage<br />
fort. Wir bleiben im Gebet mit Ihnen und den Missionaren<br />
verbunden. Vielen Dank, wenn Sie dabei sind!<br />
Bevor Sie eine der hier abgedruckten Veranstaltungen<br />
besuchen, schauen Sie bitte kurz in unsere Internetseite<br />
(www.<strong>DMG</strong>int.de), ob sie tatsächlich stattfindet. Gerne<br />
geben wir auch telefonisch Auskunft.<br />
Obwohl manche Artikel dieser Zeitschrift über Pläne<br />
berichten, die nun doch geändert werden mussten, haben<br />
wir entschieden, nicht bei jedem Artikel Anmerkungen zu<br />
machen. Der grundsätzliche Inhalt bleibt; genauso wie die<br />
Verbindung zu Ihnen als: „<strong>Heimat</strong> – <strong>Gemeinde</strong>.“<br />
Uns berührt die Aussage des Jakobusbriefs (Kap. 4,15):<br />
„Ihr sollt sagen: Wenn der Herr es will, werden wir leben<br />
und dieses oder jenes tun.“ In diesem Sinn ganz bewusst:<br />
Wenn Gott will und wir leben, werden wir Sie bald<br />
wieder live begrüßen – in Ihren <strong>Gemeinde</strong>n oder auf dem<br />
Buchenauerhof.<br />
Gottes Segen,<br />
Ihr Team der Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
3
INTERVIEW<br />
MIT MONIKA MENCH<br />
„ICH WOLLTE AUCH<br />
GERNE WIEDER GEHEN!“<br />
Was Philippus, der Afrikaner und 300 neue Missionare<br />
mit Frankreich zu tun haben ...<br />
Monika Mench ist seit 1993<br />
mit der <strong>DMG</strong> auf Weltreise:<br />
Zuerst in Afrika, die letzten Jahre als<br />
Mentorin für neue Missionare und<br />
Personalvorstand im <strong>Heimat</strong>zentrum.<br />
Jetzt macht sie sich wieder auf in die<br />
Außenmission, nach Frankreich:<br />
Liebe Monika, wo kommst du her?<br />
Ich bin mit meiner jüngeren<br />
Schwester in einem behüteten Umfeld<br />
in Teningen bei Freiburg aufgewachsen.<br />
Entscheidenden Einfluss auf<br />
mein Leben hatten die Kinder- und<br />
Jugendstunden der landeskirchlichen<br />
AB-Gemeinschaft, aber auch Freizeiten,<br />
an denen wir in den Ferien<br />
teilnahmen. Hier lernte ich Christen<br />
kennen, die fröhlich und konsequent<br />
mit Jesus lebten. Sie wussten um<br />
die Vergebung ihrer Schuld, hatten<br />
Frieden im Herzen und setzten sich<br />
leidenschaftlich dafür ein, Gottes<br />
Liebe an andere weiterzugeben. Das<br />
hat mich mit angesteckt.<br />
Wie begann dein Weg zur Mission?<br />
Zunächst führte Gott mich nach<br />
Bad Liebenzell. Nach meiner drei-<br />
jährigen Ausbildung zur <strong>Gemeinde</strong>diakonin<br />
dort begann ich einen Dienst<br />
unter Kindern, Jugendlichen und<br />
Frauen in der Stadtmission Mosbach<br />
und Umgebung.<br />
Und wie hast du deine Berufung<br />
erlebt?<br />
Berichte von Missionaren fand ich<br />
immer schon spannend. Aber selbst<br />
einmal als Missionarin im Ausland zu<br />
arbeiten? Alle Sicherheiten aufgeben<br />
und finanziell abhängig zu sein,<br />
konnte ich mir gar nicht vorstellen.<br />
Während einer Freizeit in Griechenland<br />
packte mich die Bibelarbeit von<br />
Gerd Sigrist (ehemals Geschäftsführer<br />
der <strong>DMG</strong>) über Apostelgeschichte 8:<br />
Gott rief Philippus aus einer<br />
blühenden Arbeit in Samaria heraus<br />
und schickte ihn in die Wüste, wo er<br />
einem Äthiopier begegnete und ihm<br />
Jesaja 53 erklärte. Philippus hätte in<br />
Samaria alle Hände voll zu tun gehabt<br />
mit den vielen Menschen, die neu<br />
zum Glauben gekommen waren.<br />
Auch ich stand in einer wachsenden<br />
Arbeit in Mosbach. Junge und ältere<br />
Leute kamen frisch in die Gemein-<br />
de, sie wollten Bibel lesen und mehr<br />
erfahren, wie sie mit Jesus ihren<br />
Alltag leben konnten. Meine Kollegin<br />
und ich verbrachten Stunden damit,<br />
einzelne oder kleine Gruppen zu<br />
begleiten. Konnte ich diese blühende<br />
Arbeit einfach so verlassen?<br />
Philippus wurde von Gott herausgerufen,<br />
ohne zu wissen, was für eine<br />
Aufgabe ihn erwartete. Und er ging!<br />
Am Ende ging es für dich nach<br />
Afrika …?<br />
Mit den damaligen Kandidatensekretären<br />
Brigitte Mack und Robert<br />
Hablützel erstellten wir ein Profil<br />
meiner Fähigkeiten, Erfahrungen und<br />
Wünsche. Schnell kristallisierte sich<br />
heraus, dass <strong>Gemeinde</strong>bau, Jüngerschaft<br />
und ein französischsprachiges<br />
Umfeld zu mir passen. Robert fragte<br />
internationale Partnerorganisationen<br />
an. Es öffnete sich eine Tür im Benin,<br />
Westafrika. So einfach und unspektakulär!<br />
Nach der anfänglichen Begeisterung<br />
über die neue Aufgabe, schlich<br />
sich Zweifel ein: Sollte ich tatsächlich<br />
nach Afrika? Wie käme ich mit Ungeziefer,<br />
Hitze und der fremden Kultur<br />
4 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Monika Mench<br />
P10932
zurecht? Es dauerte Monate, ehe Gott<br />
mir sehr eindrücklich versicherte, dass<br />
Benin doch das richtige Land war.<br />
Wie bist du zu diesem Schluss<br />
gekommen?<br />
Während meines Sprachaufenthaltes<br />
in Frankreich predigte der Pastor<br />
im Gottesdienst wieder über Apostelgeschichte<br />
8. Dieses Mal lag der<br />
Schwerpunkt auf dem afrikanischen<br />
Finanzbeamten, der zum Glauben<br />
fand, weil Philippus auf Gottes<br />
Stimme gehört hatte. Ich erkannte,<br />
dass Gott mich wie Philippus gerufen<br />
hatte, um Afrikanern zu dienen.<br />
Einleben im Benin: Wie hast du<br />
Kulturstress und Freude an der<br />
neuen Kultur erlebt?<br />
Meine Ängste bezüglich Ungeziefer<br />
und Hitze waren unbegründet, ich<br />
kam wunderbar zurecht. Schwieriger<br />
waren die kulturellen Unterschiede:<br />
Ich empfand am Anfang manches sehr<br />
chaotisch, afrikanische Teamkollegen<br />
als unpünktlich und nicht unbedingt<br />
verlässlich. Doch je intensiver meine<br />
Beziehungen zu den Leuten wurden,<br />
umso mehr wuchs auch mein Verständnis<br />
für ihre Haltung und ihre<br />
Werte, die sie mit ihrem Verhalten<br />
zum Ausdruck brachten. Ich lernte<br />
schätzen, dass Beziehungen Priorität<br />
haben. Dass der Augenblick gefeiert<br />
wird, selbst wenn dadurch eine<br />
Veranstaltung länger als 60 Minuten<br />
dauert. Dass wir aufeinander angewiesen<br />
sind und man sich in besonderen<br />
Situationen aufeinander verlassen<br />
kann. Gott weitete meinen Horizont<br />
und ich gewann viele Freunde.<br />
Dein krassestes Erlebnis mit Jesus<br />
damals?<br />
Ich unterrichtete an einer kleinen<br />
Bibelschule. Mir fiel auf, wie unmotiviert<br />
die Ehefrauen im Unterricht<br />
saßen, sie waren völlig überfordert.<br />
Im Gespräch mit dem einheimischen<br />
Schulleiter entwickelten wir die Idee,<br />
die Frauen zwei Nachmittage die<br />
Woche extra zu unterrichten – zu für<br />
sie relevanten, praktischen Themen.<br />
Sie waren begeistert. Anfangs jedoch<br />
auch überrascht, weil ich den Unterricht<br />
unterm Mangobaum abhielt –<br />
wo sie sich sonst auch außerhalb des<br />
Unterrichts trafen. Alle lernten Lesen<br />
und Schreiben. Wir besprachen,<br />
wie einzigartig die Frau in Gottes<br />
Augen ist – ein Gedanke, der ihnen<br />
fremd war. Und was es bedeutet, als<br />
Pastorenfrau in einer <strong>Gemeinde</strong> ihren<br />
Mann zu unterstützen und welche<br />
Aufgaben sie wahrnehmen konnten.<br />
Gemeinsam bereiteten wir Kinderstunden<br />
vor. Die Frauen lernten<br />
auch Handarbeiten. Sie konnten ihre<br />
Erzeugnisse auf dem Markt verkaufen<br />
und sich selbst eine kleine Einnahmequelle<br />
verschaffen. Diese Arbeit hat<br />
Spaß gemacht.<br />
Wie haben sich die Frauen<br />
entwickelt?<br />
Nach einem Jahr war eine gewaltige<br />
Veränderung in ihrem Leben zu beobachten.<br />
Sie fühlten sich als von Gott<br />
geliebte und begabte Geschöpfe!<br />
Auch die Ehemänner waren beeindruckt<br />
von der Veränderung. Nun<br />
konnten sie in Ehe und <strong>Gemeinde</strong> an<br />
einem Strang ziehen. Erstaunlicherweise<br />
nahmen die Frauen auch am<br />
Vormittagsunterricht mit den Männern<br />
viel interessierter teil.<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
5
Eine schnitt bei den Abschlussprüfungen<br />
besser ab als alle Männer.<br />
Warum bist du nach sieben Jahren<br />
Afrika zurückgekehrt?<br />
Während meines zweiten <strong>Heimat</strong>aufenthaltes<br />
fragte man mich, ob ich<br />
die Aufgabe als Kandidatensekretärin<br />
(heute: Mentorin für neue Missionare)<br />
übernehmen würde. Das kam so<br />
überraschend, dass ich sofort absagte!<br />
Ich wollte auf jeden Fall zurück in<br />
den Benin. Trotzdem bewegte ich die<br />
Sache im Gebet. Wieder war es eine<br />
Kurzpredigt über Apostelgeschichte<br />
8, durch die Gott mein Leben lenkte:<br />
Nach dem Gespräch zwischen<br />
Philippus und dem afrikanischen Regierungsbeamten<br />
und dessen Taufe,<br />
wird Philippus vom Geist des Herrn<br />
ergriffen und an einen anderen Ort<br />
versetzt. Der Äthiopier „zog seine<br />
Straße fröhlich“, heißt es in der Bibel.<br />
Ohne Philippus!<br />
So machte Gott mir deutlich, dass<br />
meine Freunde im Benin auch ohne<br />
mich voller Freude ihre Reise mit Jesus<br />
fortsetzen. Jesus war ihr Begleiter,<br />
ich wurde dort nicht mehr benötigt.<br />
Trotzdem fiel der Abschied vom Benin<br />
nach sieben wertvollen Jahren nicht<br />
leicht.<br />
Was waren deine Aufgaben in der<br />
<strong>Heimat</strong>zentrale?<br />
In den vergangenen 17 Jahren<br />
durfte ich knapp 300 neue Missionare<br />
auf ihrem Weg beraten und<br />
begleiten: von der Orientierung in<br />
Sachen berufliche und theologische<br />
Ausbildung über das Finden passender<br />
Einsatzmöglichkeiten weltweit,<br />
bis hin zu Informationen über medizinische<br />
oder schulische Versorgung<br />
vor Ort. Es war ein Privileg, so viele<br />
missionsinteressierte Christen aus<br />
ganz unterschiedlichem Hintergrund<br />
kennenzulernen, ihre Geschichten mit<br />
Höhen und Tiefen zu hören, sich mit<br />
ihnen zu freuen, wenn ihre Versorgung<br />
gesichert war und sich Türen für<br />
ein geeignetes Projekt öffneten. Oder<br />
mit ihnen zu weinen, wenn ein Visum<br />
nicht erteilt wurde oder es Schwierigkeiten<br />
in Teams gab, die eine Zusammenarbeit<br />
unmöglich machten.<br />
Wie kam es, dass du in die Leitung<br />
und den Vorstand der <strong>DMG</strong> berufen<br />
wurdest?<br />
Als Mentorin für neue Missionare<br />
hatte ich intensive Kontakte in<br />
alle Bereiche unseres <strong>Heimat</strong>büros<br />
auf dem Buchenauerhof. Über die<br />
Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler<br />
Missionen und Partnerwerke war ich<br />
gut vernetzt und stand im Austausch<br />
mit anderen Personalverantwortlichen<br />
über Entwicklungen in der<br />
Mission, den Bedarf an Missionaren<br />
und wie sie Missionare auf den Dienst<br />
vorbereiten. Offensichtlich erkannten<br />
die Verantwortlichen der <strong>DMG</strong>,<br />
dass mein Einblick in diese Bereiche,<br />
meine Art, Menschen zu führen, und<br />
meine Persönlichkeit eine wertvolle<br />
Ergänzung für die Leitung bilden.<br />
So wurde ich 2009 in den Vorstand<br />
gewählt.<br />
Wo müssen wir uns als <strong>DMG</strong> weiterentwickeln?<br />
Unsere Welt verändert sich ständig.<br />
Wir müssen dynamisch bleiben, uns<br />
auf neue Gegebenheiten flexibel einstellen<br />
und die Zukunft aktiv gestalten.<br />
Wir benötigen bahnbrechende<br />
Ideen, wie christliche Mitarbeiter in<br />
Ländern tätig sein können, die für<br />
traditionelle Missionare nicht zugänglich<br />
sind. Den Bedürfnissen der<br />
jungen Generation müssen wir kreativ<br />
begegnen, zum Beispiel durch kurze<br />
Teameinsätze.<br />
Du wechselst gerade in eine neue<br />
Aufgabe, wie kam es dazu?<br />
Die Begeisterung über Gottes Wirken<br />
weltweit hat mich nie losgelassen!<br />
So viele Missionare durfte ich ins<br />
Ausland vermitteln – und oft dachte<br />
ich dabei: „Ich würde auch selbst<br />
gerne wieder gehen!“ Nach 17 Jahren<br />
in der Personalverantwortung denke<br />
ich, dass es höchste Zeit ist, wieder<br />
eigene Erfahrungen zu machen und<br />
nicht nur aus der Erinnerung heraus<br />
zu beraten. Außerdem wollte ich wieder<br />
mehr Zeit haben für Menschen,<br />
die Jesus noch nicht kennen, um mit<br />
ihnen gemeinsam Gottes wunderbaren<br />
Plan für ihr Leben zu entdecken.<br />
Was erwartet dich in Frankreich?<br />
Ich werde zunächst für ein Jahr ein<br />
neues <strong>Gemeinde</strong>gründungsteam im<br />
Großraum Paris unterstützen. In einer<br />
Stadt mit knapp 35.000 Einwohnern<br />
leben Menschen wie du und ich, die<br />
sich nach Freundschaft, Wertschätzung<br />
und Anerkennung sehnen. Die<br />
meisten sind Muslime, die den Gott<br />
der Liebe noch nicht kennen, der sich<br />
in Jesus Christus offenbart hat. Meine<br />
englische Kollegin Rachel und ich<br />
wollen unser Leben mit den Menschen<br />
dort teilen, Freundschaften<br />
knüpfen und sie mit Jesus bekannt<br />
machen. Der Umzug nach Frankreich<br />
ist für September geplant.<br />
Was willst du den <strong>DMG</strong>-Mitarbeitern<br />
mitgeben? Was den Missionaren?<br />
Lasst uns gemeinsam auf dem Fundament<br />
des Wortes Gottes vorangehen,<br />
unsere Abhängigkeit von Gott<br />
im Gebet zum Ausdruck bringen und<br />
uns ihm mit allem, was wir sind und<br />
haben, zur Verfügung stellen. Wir sind<br />
als Lernende unterwegs und werden<br />
beschenkt durch Impulse von unseren<br />
Glaubensgeschwistern weltweit. Gott<br />
will sein Vorhaben mit uns verwirklichen.<br />
Es ist ein großer, aber kein<br />
unmöglicher Auftrag, weil er selbst<br />
ihn zu Ende führen wird. Davon war<br />
der Apostel Paulus überzeugt:<br />
„Ich bin ganz sicher, dass Gott das<br />
gute Werk, das er in euch angefangen<br />
hat, auch weiterführen und an dem<br />
Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt,<br />
vollenden wird.“ (Philipper<br />
1,6).<br />
Wir danken dir herzlich, liebe<br />
Monika, für die vielen Jahre guter<br />
Gemeinschaft im Glauben und<br />
wunderbarer Zusammenarbeit.<br />
Wir als <strong>DMG</strong> wünschen dir Gottes<br />
Segen, Bewahrung und viel Freude<br />
in deinem neuen Dienst in Frankreich.<br />
Dass du erleben darfst, wie<br />
viele Menschen aus aller Welt zum<br />
Glauben finden.<br />
Das Interview führte Theo Volland<br />
6 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Monika Mench<br />
P10932
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
ROSBACH<br />
Was <strong>Heimat</strong>gemeinden<br />
sagen<br />
MISSIONSTAGE –<br />
EIN ANSPORN FÜRS<br />
EIGENE LEBEN!<br />
Auf den nächsten Seiten lassen<br />
wir bewusst einige <strong>Heimat</strong>gemeinden<br />
unserer Missionare<br />
zu Wort kommen: Was ihnen<br />
als <strong>Gemeinde</strong> ihre Missionare<br />
bedeuten; wie sie ihnen <strong>Heimat</strong><br />
sein wollen; was ein Missionsfest<br />
in einer <strong>Gemeinde</strong> bringt;<br />
und über das Miteinander mit<br />
uns als <strong>DMG</strong>. Ein schönes<br />
Potpourri, das zeigt: <strong>Gemeinde</strong><br />
und Mission gehören zusammen.<br />
„Wir lernen die Missionare und ihre Arbeit<br />
kennen, können persönlich nachfragen und<br />
einzelne Aspekte intensiv beleuchten.“<br />
STIMMEN<br />
AUS ROSBACH<br />
Das Telefon klingelt. Die sympathische<br />
Stimme am anderen<br />
Ende gehört zu Eckart Breitenmoser,<br />
unserem „Missionar der Woche“. Es<br />
ist Ende Februar und wir treffen letzte<br />
Vorbereitungen für unsere Missionstage<br />
mit dem <strong>DMG</strong>-Team. Zwei<br />
<strong>Gemeinde</strong>n in Rosbach stecken dabei<br />
jedes Jahr die Köpfe zusammen: die<br />
evangelische Kirchengemeinde und<br />
die Evangeliums-Christengemeinde<br />
(ECG).<br />
„Missionar der Woche“ nennen wir<br />
den Missionar, der als Erster anreist<br />
und unsere <strong>Gemeinde</strong>n von Dienstag<br />
bis Freitag besucht. <strong>Gemeinde</strong>gruppen<br />
und Schulklassen freuen<br />
sich auf spannende Berichte aus der<br />
weltweiten Arbeit. So erreicht das<br />
<strong>Thema</strong> Mission ganz unterschiedliche<br />
Altersgruppen. Am Telefon klärt sich<br />
schnell, dass Eckart schon Schulstunden<br />
gestaltet hat und seinen eigenen<br />
Laptop und Beamer mitbringt. Das ist<br />
hilfreich, so vermeiden wir technische<br />
Hürden.<br />
Zum Wochenende reisen vier<br />
weitere Missionare an. Freitag geht’s<br />
los mit einem Jugendabend. Samstags<br />
verteilt sich das Team auf Hauskreise<br />
mit jeweils einem Missionar. Eine tolle<br />
Möglichkeit, in kleinen, gemütlichen<br />
Gruppen über Mission zu sprechen.<br />
Wir lernen die Missionare und ihre<br />
Arbeit kennen, können persönlich<br />
nachfragen und einzelne Aspekte<br />
intensiv beleuchten.<br />
Den großen Sonntags-Gottesdienst<br />
mit Predigt aus dem <strong>DMG</strong>-Team<br />
erweitern wir durch ein gemeinsames<br />
Mittagessen. Nachmittags folgen ein<br />
Kindermissionsfest und Seminar-<br />
Angebote der Missionare. Jeder kann<br />
wählen, welches <strong>Thema</strong> er vertiefen<br />
möchte. Das Kaffeetrinken ist eine<br />
tolle Chance, nochmal persönlich ins<br />
Gespräch zu kommen.<br />
Unsere Missionstage haben eine<br />
lange Tradition. Der äußere Rahmen<br />
verändert sich, aber der Kern der Sache<br />
bleibt: Wir erfahren, was Gott in<br />
unserer Welt tut! Er gebraucht dazu<br />
unsere Geschwister in der Mission<br />
– das ermutigt im Glauben. Einige<br />
Missionare und Projekte begleiten<br />
wir finanziell und im Gebet schon seit<br />
vielen Jahren.<br />
Mission ist uns wichtig – als<br />
gemeinsame Sache von „<strong>Heimat</strong>“-<br />
<strong>Gemeinde</strong> und Missionaren. Wir<br />
dürfen mithelfen, Menschen in vielen<br />
Teilen der Welt mit Gottes Botschaft<br />
zu erreichen. Deshalb freuen wir uns<br />
schon auf unsere Missionstage!<br />
„Das Missionswochenende<br />
macht mir das <strong>Thema</strong> Mission<br />
neu bewusst: Hier lerne ich<br />
Missionare persönlich kennen.<br />
Daraus haben sich Freundschaften<br />
entwickelt, die schon<br />
Jahre bestehen.“<br />
(Dieter)<br />
„Ich freue mich auf die Begegnungen.<br />
Was Gott in anderen<br />
Ländern tut, ermutigt mich!“<br />
(Karin)<br />
„Das Missionsfest zeigt mir,<br />
wie bunt und groß Gottes weltweite<br />
Familie ist.“ (Stefanie)<br />
„Mir wurde neu bewusst,<br />
dass Mission vor allem aus<br />
Beziehungen besteht. Egal ob<br />
bei uns oder in anderen<br />
Teilen der Welt.“<br />
(Oliver)<br />
„Missionstage sind ein Blick<br />
über den Tellerrand, total<br />
spannend: Die Entwicklung<br />
bei Missionaren zu erleben, die<br />
öfters zu uns kommen.“ (Ralf)<br />
„Die Erfahrungen der Missionare<br />
spornen mich an, auch<br />
selbst missionarischer zu<br />
leben.“<br />
(Frauke)<br />
Marco Leitloff // Ralf Gerhards<br />
Ev. Kirchengemeinde Rosbach und Evangeliums-Christengemeinde (ECG) Rosbach<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
7
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
REGENSBURG<br />
Missionar Hans Ziefle<br />
predigt in Regensburg<br />
MISSION<br />
IST KEIN SELBSTLÄUFER<br />
„Der KairosKurs in der <strong>DMG</strong>-Zentrale hat unseren Blick auf Mission<br />
erneuert, frische Begeisterung geweckt und Veränderungen angestoßen.“<br />
Als ich vor vielen Jahren in einer Jungschargruppe<br />
zum Glauben an Jesus fand, war meine <strong>Gemeinde</strong><br />
noch ganz jung. Sie ist durch ein Missionswerk aus dem<br />
Raum Stuttgart entstanden, deshalb ist Mission immer<br />
schon Teil unserer <strong>Gemeinde</strong>. Jedes Jahr gab es ein Missionsfest<br />
mit der <strong>DMG</strong>. Ein Team aus der <strong>Heimat</strong>zentrale<br />
Buchenauerhof kam zu uns nach Regensburg, eine liebgewordene<br />
Gewohnheit.<br />
So lernte ich Missionare kennen und hielt, damals noch<br />
per Brief, Kontakt mit einigen von ihnen. Schließlich wurde<br />
meine <strong>Gemeinde</strong> auch sendende <strong>Gemeinde</strong>, denn junge<br />
Familien erkannten ihren eigenen Ruf in die Mission: Martin<br />
und Hanna Seidl-Schulz, Hans und Carmen Ziefle und<br />
auch mein Mann und ich waren dabei.<br />
Mit den Jahren schlief alles ein wenig ein. Wie in einer<br />
Ehe, wenn man nicht ganz bewusst an der Beziehung<br />
arbeitet. Die Schmetterlinge im Bauch verschwanden,<br />
die Aufgaben und Verantwortlichkeiten waren aufgeteilt,<br />
Begeisterung fehlte. Für Ehepaare gibt es in solch<br />
einer verfahrenen Situation eigens Seminare, damit sie<br />
ihre Beziehung wieder erneuern können. Und für uns als<br />
<strong>Gemeinde</strong>?<br />
Auch da gibt es Hilfe. Ein Seminar, durch das Christen<br />
lernen, die Beziehung von <strong>Gemeinde</strong> zum Missionar,<br />
zur Missionsgemeinschaft und nicht zuletzt zum Herzen<br />
Gottes, das für alle Völker schlägt, zu erneuern. Inzwischen<br />
waren drei von uns beim KairosKurs auf dem Buchenauerhof.<br />
Wir haben dieses Seminar mit einem unserer Missionare<br />
besucht. Es hat unseren Blick auf Mission erneuert,<br />
frische Begeisterung geweckt und Veränderungen angestoßen.<br />
Inzwischen sind wir als Missionsunterstützungsteam in<br />
der <strong>Gemeinde</strong>leitung vertreten und können unser zentrales<br />
<strong>Thema</strong> in die Entscheidungen der gesamten <strong>Gemeinde</strong><br />
mit einbringen. Eine <strong>Gemeinde</strong>freizeit ist geplant, bei der<br />
unsere Missionare Hans und Carmen Ziefle mit uns die<br />
Fragen betrachten: „Wer bin ich?“ und „Wo will Gott uns<br />
haben: als Person, Familie, <strong>Gemeinde</strong>, in dieser Welt?“<br />
Mission bleibt Beziehungsarbeit, wie in einer Ehe, aber wir<br />
haben wieder neu den Mut dazu bekommen.<br />
Nächster KairosKurs bei der <strong>DMG</strong>: 08.–13.09.<strong>2020</strong><br />
8 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Uschi Adam<br />
Freie christliche <strong>Gemeinde</strong> Regensburg
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
STUTTGART<br />
LASST UNS<br />
DAS SEIL HALTEN!<br />
Bevor William Carey 1793 nach<br />
Indien reiste, sagte er seiner<br />
<strong>Gemeinde</strong>: „Ich werde gehen, aber<br />
ihr müsst das Seil halten!“ Was<br />
bedeutet es für uns als sendende<br />
<strong>Gemeinde</strong>, das Seil zu halten? Als City<br />
Chapel Stuttgart mit mehr als 600<br />
Mitgliedern nehmen wir die Aufgabe<br />
Mission weltweit ernst. Neben der<br />
Beziehung zu unseren Mitarbeitern<br />
im Ausland ist uns die Verbindung zu<br />
den Missionswerken echt wichtig.<br />
Aktuell haben wir 19 Missionare und<br />
eine Person, die sich vorbereitet.<br />
In unserer gemeindeeigenen Missionszeitschrift,<br />
die zweimal im Jahr<br />
erscheint, berichten sie zu verschiedenen<br />
Themen.<br />
Unsere Missionare zu versorgen,<br />
ist für uns Berufung und freudige<br />
Pflicht (vgl. 3. Joh. 5–8). 15 Prozent<br />
des Gesamtbudgets gehen in die<br />
Missionskasse. Jeder bekommt seinen<br />
festen Betrag. Leider ist es uns nicht<br />
möglich, die volle Finanzierung zu<br />
übernehmen, aber wir fragen immer<br />
wieder nach, wie es Missionaren vom<br />
Spendeneingang her geht, um zu<br />
helfen, wo Not ist.<br />
Jedes Jahr schicken wir Teams<br />
zu Einsätzen in die Länder unserer<br />
Missionare. Im September wollen wir<br />
mit einer Gruppe nach Kenia. Ziel ist,<br />
unsere Missionare zu ermutigen und<br />
mitzuhelfen bei der Verkündigung des<br />
Evangeliums und in Sozialprojekten,<br />
im Kinder- und Jugendbereich, Familien<br />
zu stärken und praktisch vor Ort<br />
tätig zu werden.<br />
Jeder Missionar hat eine Ankerperson<br />
in der <strong>Gemeinde</strong>, die sich um<br />
ihn kümmert. Die wird von einem<br />
Hauskreis unterstützt. Gemeinsam<br />
sind sie dem Missionar nahe und<br />
unterstützen ihn durch Gebet, Ermutigung,<br />
Ersatzteile, Bücher, Päckchen<br />
etc. Wir danken der <strong>DMG</strong>, dass sie<br />
der Sendung durch die <strong>Gemeinde</strong> so<br />
viel Bedeutung zukommen lässt. Wie<br />
es der ehemalige Direktor der <strong>DMG</strong>,<br />
Dr. Detlef Blöcher, schrieb:<br />
Weltmission entspringt unmittelbar<br />
dem Wesen und Willen Gottes. Der<br />
lebendige Gott führt sie aber nicht<br />
allein aus. Er hat damit seine <strong>Gemeinde</strong><br />
beauftragt. Sie ist das von Gott<br />
gewählte Instrument der Weltmission<br />
(Eph. 3,9f.; 1. Petr. 2,9). Gott ergreift<br />
die Initiative und beruft Mitarbeiter und<br />
diese Berufung wird von einer <strong>Gemeinde</strong><br />
durch die Aussendung des Missionars<br />
bestätigt. Darum heißen Missionare auf<br />
Griechisch „Apostel“, d.h. Gesandte.<br />
Aussendung von Familie Waidelich im Juli 2014<br />
Wir sind als <strong>Gemeinde</strong> für diese<br />
Wertschätzung dankbar, das entspricht<br />
unserem Selbstverständnis.<br />
Unsere Leute sind für Jesus unterwegs;<br />
aber auch im Auftrag der City<br />
Chapel. Dieses geistliche Mandat<br />
wollen wir nicht abgeben. Unsere<br />
<strong>Gemeinde</strong> ist der Ort, woher die Missionare<br />
kommen. Wir wollen geistlich<br />
und praktisch Verantwortung übernehmen,<br />
wie es uns möglich ist. Missionswerke<br />
haben ihren berechtigten<br />
Platz, denn als <strong>Gemeinde</strong> stoßen wir<br />
vielfach an Grenzen. Aber wir wollen<br />
dabei und mitgenommen sein. Alleine<br />
können wir es nicht!<br />
Meine Frau und ich sind stolz, einer<br />
<strong>Gemeinde</strong> anzugehören, die sich<br />
freut, Missionare zu senden UND zu<br />
versorgen. Es ist uns wichtig, dass wir<br />
uns um unsere Leute nach Geist, Seele<br />
und Leib kümmern. Paulus schreibt<br />
über Mitarbeiter in anderen Ländern:<br />
„… haltet solche Menschen unter<br />
euch in Ehren!“ (Phil. 2,25 ff.).<br />
Im Namen der City Chapel Stuttgart<br />
ein herzliches Danke an die <strong>DMG</strong>.<br />
Wir freuen uns, dass wir mit euch<br />
gemeinsam unterwegs sind und an<br />
Gottes Mission zusammenarbeiten<br />
dürfen.<br />
Harald und Beate Hämmerling<br />
City Chapel Stuttgart<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
9
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
BREMEN<br />
REUTLINGEN<br />
WIE WIR MISSIONAREN<br />
HEIMAT BIETEN KÖNNEN<br />
DIE HANDTASCHE AUS<br />
PAPUA-NEUGUINEA<br />
„Die Wohnung ist praktisch,<br />
wohnlich und mit viel Liebe<br />
eingerichtet“<br />
In den vergangenen Jahren durften wir als Hohentorsgemeinde<br />
in Bremen <strong>Heimat</strong> sein für einige Missionare<br />
verschiedener Missionsgesellschaften. 1991 zum Beispiel<br />
haben wir Horst und Sigrid Rosiak von der <strong>DMG</strong> von unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> nach Ecuador ausgesandt. Im Frühjahr 2001<br />
konnten wir als Ehepaar Familie Rosiak in Ecuador besuchen.<br />
Wir erhielten einen tiefen Einblick in ihre Arbeit.<br />
Die Reise machte uns auch deutlich, was unsere Missionare<br />
benötigen, wenn sie in den <strong>Heimat</strong>dienst kommen.<br />
Nämlich HEIMAT! Einen Ort, wo sie wirklich zu Hause sein<br />
können. In unserem <strong>Gemeinde</strong>haus gibt es seit Jahren eine<br />
Missionarswohnung. Diese Wohnung darf auch <strong>Heimat</strong><br />
sein für Horst und Sigrid, wenn sie in Deutschland sind. So<br />
haben sie ganz real bei uns ihr Zuhause gefunden.<br />
Die Wohnung ist praktisch, wohnlich und mit viel Liebe<br />
eingerichtet. Das hat uns Gott aufs Herz gelegt. Sie ist ein<br />
Treffpunkt für die ganze Familie Rosiak. Hier können sie<br />
zur Ruhe kommen und Kraft schöpfen für ihre Arbeit bei<br />
der Andenstimme in Quito. Wir freuen uns sehr, dass wir<br />
dadurch ein lebendiger Teil von Gottes weltweiter Mission<br />
sein können.<br />
Die Wohnung liegt ganz oben unterm Dach und erfordert<br />
durch die vielen Treppen auch ein Fitnessprogramm<br />
für jeden, der dort einkehrt. Durch die räumliche Nähe im<br />
<strong>Gemeinde</strong>haus sind die Missionare mittendrin im Geschehen<br />
und können zeitnah an Veranstaltungen unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> teilnehmen und uns mit ihren Erfahrungen bereichern.<br />
Wir freuen uns sehr, dass wir <strong>Heimat</strong> für unsere<br />
Missionare sein dürfen!<br />
„Einmal kam sogar eine<br />
Missionarin zu uns nach Hause und<br />
veranstaltete mit uns die typische<br />
Tee-Zeremonie aus Thailand.“<br />
Als kleines Mädchen beim Kindermissionsfest in<br />
Buchenau (Dautphetal) hielt ich plötzlich eine knallbunte,<br />
gewebte Handtasche im Arm. Ich erinnere mich<br />
noch gut an diesen Moment, als die nette <strong>DMG</strong>-Missionarin<br />
mir die Tasche aus Papua-Neuguinea schenkte, weil<br />
ich ein Spiel gewonnen hatte. Die Tasche begleitete mich<br />
jahrelang als junges Mädchen und erinnerte mich immer<br />
daran, was die Missionarin Spannendes erzählt hatte.<br />
Interessante Bilder, neue Rhythmen, exotisches Essen,<br />
Erlebnisse von Kindern aus anderen Kulturen und vieles<br />
mehr habe ich bei den Missionsfesten der <strong>DMG</strong> mitgenommen.<br />
Ich fand es wahnsinnig spannend, dass jedes<br />
Jahr in unser kleines Dorf Missionare kamen und aus ihrer<br />
Arbeit in anderen Ländern berichteten. Einmal kam sogar<br />
eine Missionarin zu uns nach Hause und veranstaltete mit<br />
uns die typische Tee-Zeremonie aus Thailand.<br />
Durch die Missionsfeste erwachte in mir bereits als Kind<br />
ein Interesse an anderen Kulturen und Ländern. Durch die<br />
Besuche der Missionare wuchs mein Wunsch, selbst ins<br />
Ausland zu reisen, ein Jahr Gott zu schenken, und dabei in<br />
eine andere Kultur einzutauchen. Kein Wunder, dass ich<br />
nach dem Abitur mit Co-Workers International ein Jahr in<br />
Chile war. Dieses Jahr war in jeder Hinsicht eine Bereicherung,<br />
ich danke Gott für so eine Chance! Er hat mich durch<br />
die Begegnung mit Missionaren auf den Einsatz vorbereitet.<br />
Seine Wege sind kreativ und vielfältig! Mal schauen,<br />
was Gott mit mir nach meinem Referendariat vorhat …<br />
10<br />
Renate und Hans-Jürgen Kunde<br />
Evang. Hohentorsgemeinde Bremen<br />
Deborah Mann<br />
ICF Reutlingen
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
SCHMALFELD<br />
PARTNERSCHAFT<br />
STATT PATENSCHAFT<br />
„Missionare haben uns beim Erreichen der Menschen vor<br />
unserer Haustür und mit geistlichem Input geprägt.“<br />
Unsere Kirchengemeinde in Schmalfeld, im Herzen<br />
Schleswig-Holsteins, feiert bald 50. Geburtstag.<br />
Unser <strong>Gemeinde</strong>leben setzt sich aus vielen Puzzleteilen<br />
zusammen. Von Anfang an gab es ein großes Puzzlestück,<br />
mit dem Gott uns besonders gesegnet hat: die Partnerschaft<br />
mit Missionaren und mit der <strong>DMG</strong>.<br />
Ich betone das Wort Partnerschaft, weil wir die Beziehung<br />
zwischen den Missionaren, der <strong>DMG</strong> und uns immer<br />
schon wirklich partnerschaftlich leben. Wir haben für die<br />
Missionare gebetet, Veranstaltungen mit der <strong>DMG</strong> bei uns<br />
durchgeführt, miteinander und voneinander gelernt. Die<br />
Missionare haben uns beim Erreichen der Menschen vor<br />
unserer Haustür und großen Events wie unserer Mitarbeiterfreizeit<br />
mit geistlichem Input geprägt. Natürlich gehört<br />
auch die finanzielle Unterstützung dazu: Neben Kollekten<br />
haben wir eine feste Summe für Mission im Haushaltsplan.<br />
Wir wollen keine Patenschaft für den Missionar, keine<br />
Einbahnstraße der Beziehung, sondern wirklich Partnerschaft:<br />
Die Missionare und die <strong>DMG</strong> helfen uns, über den<br />
Tellerrand zu schauen. Gottes <strong>Gemeinde</strong> ist größer als unsere<br />
vor Ort. Zu zwei Missionarsfamilien leben wir schon<br />
25 Jahre diese Partnerschaft. Wir suchen immer bewusst<br />
Themen, die uns gemeinsam unter den Nägeln brennen.<br />
Die Missionarin berichtet uns nicht nur über ihre Seelsorgearbeit<br />
in Kenia. Sie schult uns, eine stärkeorientierte<br />
Seelsorge vor Ort zu entwickeln.<br />
Neben dem inspirierenden Erfahrungsaustausch suchen<br />
wir echte Begegnung. Nicht Missionar trifft <strong>Gemeinde</strong>mitarbeiter,<br />
sondern Mensch trifft Mensch. Geliebtes Kind<br />
Gottes trifft geliebtes Kind Gottes. Da begegnen wir uns<br />
nicht nur über unsere Erfolge und Leistungen, sondern<br />
auch über Schwächen und Enttäuschungen. Weder die<br />
Missionare noch wir sind Superapostel. Unser jährliches<br />
Missionsfest ist keine Leistungsschau der Missionare,<br />
sondern ein Wochenende, an dem wir gemeinsam beten,<br />
lernen, feiern und uns unterstützen.<br />
Was könnte sich neu entwickeln? Vielleicht brauchen wir<br />
in Zukunft mehr gemeinsames Beten, Denken und Planen<br />
über die geistlichen Herausforderungen im 3. Jahrtausend.<br />
Die Welt wird globaler, wir brauchen mehr Orte, an denen<br />
wir zusammenkommen; nicht nur in <strong>Heimat</strong>gemeinden,<br />
auch auf dem Missionsfeld und dem Buchenauerhof.<br />
Pastor Bernd Seidler<br />
Ev.-luth. Gnadenkirche Schmalfeld<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
11
GIEẞEN<br />
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
TITTMONING<br />
„<br />
Als FeG Gießen ist es uns<br />
ein Herzensanliegen,<br />
dass Menschen zum Glauben<br />
an Jesus Christus finden.<br />
Weltmission ist Teil unserer<br />
DNA. Wir sind dankbar,<br />
dass wir mit der <strong>DMG</strong> einen<br />
professionellen, menschlich<br />
zugewandten und vertrauenswürdigen<br />
Partner haben, der<br />
unsere Missionare im Einsatzland<br />
begleitet.“<br />
Carsten Ziegert<br />
Diakon für Mission<br />
FeG Gießen<br />
Beim Missionstag in Tittmoning<br />
WIE EIN MISSIONSTAG<br />
GEMEINDE BELEBT<br />
„Damit wir unsere Missionare nicht aus den Augen verlieren,<br />
hat unsere <strong>Gemeinde</strong> einen Missionsbeauftragten.“<br />
Im September hatten wir eine Premiere:<br />
Bei unserem Missionstag in<br />
Tittmoning waren sechs Missionare<br />
von vier Kontinenten alle auf einmal<br />
anwesend. Wir lernten das Lied „Gott<br />
wird Mensch“ in der Sprache der Tarahumaras<br />
aus Mexiko. Wir hatten eine<br />
Liveschaltung nach Lopburi in Thailand,<br />
um unsere Christine Seifert zu<br />
sprechen. Jeder Missionar stellte sich<br />
kurz vor und berichtete. Es folgte eine<br />
mitreißende Predigt in der Landessprache<br />
Bayrisch über Lukas 14 von<br />
Martin Seidl-Schulz, der Erfahrungen<br />
aus Afrika und der Flüchtlingshilfe in<br />
Deutschland einbrachte. Ein rundum<br />
bewegender Gottesdienst, der tiefe<br />
Einblicke in die Arbeit gewährte und<br />
Gottes mächtiges Handeln weltweit<br />
aufzeigte.<br />
Beim gemeinsamen Mittagessen<br />
kamen wir mit den Missionaren<br />
tiefer ins Gespräch. Am Nachmittag<br />
erlebten wir Workshops, wie man<br />
Freunden von Jesus weitersagt, über<br />
Flüchtlingsarbeit, Mission in anderen<br />
Ländern. Und eine Gebetszeit für verfolgte<br />
Christen im Keller der <strong>Gemeinde</strong>räume,<br />
der wie eine Gefängniszelle<br />
gestaltet war, um die beklemmende<br />
Situation der Glaubensgeschwister in<br />
Not widerzuspiegeln.<br />
Als <strong>Gemeinde</strong> wurden wir in jedes<br />
Missionsland, jede Stadt und jedes<br />
Dorf mitgenommen und bekamen<br />
Informationen zu den Nöten vor Ort.<br />
Und wie Jesus die Menschen dort<br />
segnet. Nach jedem Vortrag haben<br />
wir dem Herrn gedankt und konkret<br />
gebetet. Es war ein Tag mit guter<br />
Gemeinschaft, wir waren neu belebt<br />
und begeistert für Mission. Gerne<br />
wollen wir als <strong>Gemeinde</strong> wieder so<br />
ein Fest feiern. Wir machen Ihnen<br />
Mut, ebenfalls einen Missionstag in<br />
Ihrer <strong>Gemeinde</strong> zu veranstalten.<br />
Damit wir jetzt, im Alltag, unsere<br />
Missionare nicht aus den Augen verlieren,<br />
haben wir als <strong>Gemeinde</strong> einen<br />
Missionsbeauftragten. Wir hören im<br />
Gottesdienst regelmäßig Berichte<br />
von unseren Mitarbeitern in anderen<br />
Ländern und über verfolgte Christen.<br />
Unser Missionsbeauftragter bezieht<br />
junge Christen bewusst in seine Aufgabe<br />
mit ein, damit sie ein Herz für<br />
Mission bekommen.<br />
12 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Daniel Königseder / Klaus Seifert<br />
Evangelische Freikirche Tittmoning
HEIMAT. GEMEINDE.<br />
DARMSTADT-ARHEILGEN<br />
SIE FÜHLTEN SICH<br />
EIN WENIG ABGEHÄNGT<br />
Ratlos schauen August und ich<br />
uns an diesem kalten Morgen<br />
an. Wir hatten uns gerade von Kröcki<br />
und Re verabschiedet (so nennen<br />
wir unsere Missionare Thomas und<br />
Rebecca Kröckertskothen liebevoll).<br />
Verabschiedet? Wir haben das Gefühl,<br />
sie eher irgendwie „ausgesetzt“<br />
zu haben. Das hat geschmerzt …<br />
Beim Abschied standen die Beiden<br />
zitternd und blass im Türrahmen.<br />
Hinter ihnen eine ungeheizte Wohnung<br />
voller Kartons. Wir alle hatten<br />
wenig geschlafen. Am Vortag waren<br />
wir von Darmstadt nach Perugia in<br />
Italien gestartet. Ein Wintersturm hatte<br />
die gemeinsame Fahrt zum Abenteuer<br />
gemacht. Am Ziel hatten wir<br />
die zwei Transporter und unser Auto<br />
ausgeladen. Auf eine gemeinsame<br />
Pizza folgte für alle eine kurze Nacht.<br />
Nun sitzen wir wieder im Transporter,<br />
bereit für die Rückfahrt. Wir sind Gott<br />
dankbar, als wir wieder in Darmstadt<br />
ankommen. Für uns geht es in den<br />
Alltag zurück.<br />
Das war im Februar 2004. Wir<br />
hatten unsere Kröckis einige Tage<br />
zuvor in einem Sendungsgottesdienst<br />
feierlich verabschiedet. Für sie<br />
beginnt danach das Sprachstudium.<br />
Aus ihren Rundbriefen erfahren wir<br />
von Fortschritten, die sie machen. Mit<br />
ihnen freuen wir uns über Menschen,<br />
mit denen sie sich befreunden. Sie<br />
bitten uns um Gebet, weil sie Italien<br />
noch nicht so gut kennen. Also beten<br />
wir. E-Mails gehen hin und her. Wir<br />
beten für ihre Zeit mit Gott, ihre Ehe,<br />
ihre <strong>Gemeinde</strong> in Italien und andere<br />
Dinge. Wir kümmern uns um sie, so<br />
wie wir uns auch um die anderen Missionare<br />
kümmern, mit denen unsere<br />
<strong>Gemeinde</strong> verbunden ist.<br />
Alle zwei Jahre kommen sie in den<br />
<strong>Heimat</strong>dienst. Die Freude ist immer<br />
groß, unsere Arme weit offen. Umso<br />
erstaunter sind wir, dass sie berichten,<br />
sie hätten gerne intensiveren<br />
Kontakt zu uns als sendender <strong>Gemeinde</strong><br />
gehabt. Sie fühlen sich ein<br />
wenig abgehängt. „Was haben wir<br />
falsch gemacht?“, fragen wir uns.<br />
Wir hatten extra vor der Aussendung<br />
einen Kooperationsvertrag<br />
aufgesetzt und uns bemüht, diesen<br />
einzuhalten. Wir haben öfter nach<br />
Gebetsanliegen gefragt und uns immer<br />
mal wieder gemeldet. Wir wollten<br />
sie weder aussetzen, noch vergessen.<br />
Das hatten wir auch nicht.<br />
Aber: Wir haben sie nicht Teil der<br />
<strong>Gemeinde</strong> sein lassen.<br />
Wir haben vergessen,<br />
ihnen von uns zu<br />
berichten. Sie haben<br />
nicht automatisch<br />
mitbekommen, wenn<br />
ein Kind zur Welt<br />
kam, jemand heiratete<br />
oder gestorben ist. Und wir haben<br />
nicht gemerkt, wie sich die <strong>Gemeinde</strong><br />
über die Jahre von ihnen entfernt hat.<br />
Neue <strong>Gemeinde</strong>glieder kennen sie<br />
vielleicht gar nicht.<br />
So bitten wir eine liebevolle Person,<br />
sich um die Beziehungspflege zu<br />
kümmern. Sie wird die <strong>Gemeinde</strong>leitung<br />
warnen, wenn zu viel Distanz<br />
entsteht. Schon bald sind wir froh<br />
über diese neue Kontaktebene.<br />
Einige Monate später stehen dunkle<br />
Wolken über Italien, es gibt Spannungen<br />
in ihrem Team. Durch unsere<br />
guten Beziehungen erkennen wir<br />
die Brisanz der Lage. Zusammen mit<br />
der <strong>DMG</strong> müssen wir eingreifen, um<br />
unsere Italienmissionare zu schützen.<br />
Was wir nicht ahnen: Gott bereitet<br />
damit den Weg an einen neuen Ort<br />
für sie vor.<br />
Dort, in Sansepolcro, sind Thomas<br />
und Re mittlerweile angekommen.<br />
Und wir mit ihnen. Irgendwie. Vielleicht<br />
durch die vielen wunderschönen,<br />
professionellen Fotos, die Kröcki<br />
von dem 15.000-Einwohner-Städtchen<br />
macht. Und weil es ab und zu<br />
– und doch zu selten – einige von uns<br />
zu ihnen in die Toskana zieht. Möglicherweise<br />
auch, weil Re einfach die<br />
Gabe hat, so liebevoll zu kommunizieren.<br />
Und bestimmt,<br />
weil Gott mit uns<br />
allen ist.<br />
„In ihren<br />
Rundbriefen bitten<br />
sie uns um Gebet.<br />
Anmerkung<br />
der Redaktion:<br />
Ehepaar Kröckertskothen<br />
ist Anfang<br />
März in die Toskana zurückgekehrt, weil<br />
sie im Sinn von 1. Korinther 9,20 ff.<br />
den Italienern in der Krise Italiener sein<br />
wollen. Sie helfen, soweit das möglich<br />
ist, ihren Freunden und<br />
Bekannten seelsorgerlich<br />
und praktisch und sind<br />
dankbar für Gebet um<br />
Kraft und Schutz.<br />
Also beten wir.“<br />
Egbert Terlinde<br />
Ev. Stadtmission Darmstadt-Arheilgen<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
13
Im Gedenken an ...<br />
AFRIKA<br />
MOSAMBIK<br />
Dörthe Homuth (geb. Keller)<br />
* 2. Juni 1941 † 1. April <strong>2020</strong><br />
So erinnern wir uns an Dörthe: Hilfsbereit<br />
und von ansteckender Fröhlichkeit, eine<br />
Ermutigerin für ungezählte Menschen. Eine Fröhlichkeit,<br />
und Gabe der Ermutigung, die sie sich<br />
immer wieder schenken ließ.<br />
Im März 1977 schrieb sie: „Danke auch für alle<br />
Fürbitte. Letzte Woche Freitag und Samstag war<br />
ich so sehr angefochten, dass ich so viel allein bin.<br />
Es ist doch jetzt seit Ende Dezember, wo Claus<br />
immer unterwegs ist. Ihr könnt Euch gar nicht<br />
vorstellen, welche Gedanken mir durch den Kopf<br />
gingen. Oh, es war schlimm ... ich konnte kaum<br />
beten … Plötzlich las ich einen Absatz, der mich<br />
traf. Er sprach genau das an, was mir zur Anfechtung<br />
wurde. Ich merkte, wie der Teufel am Werk<br />
war und bat Gott um Vergebung. Es überkam<br />
mich eine unbeschreibliche Freude, ich hätte<br />
singen können ...“<br />
Dörthe ist uns ein Vorbild praktisch gelebten<br />
Glaubens geworden.<br />
Seit 1976 gehören Homuths zur <strong>DMG</strong>-Familie<br />
und wir sind Gott bleibend dankbar, dass er Dörthe<br />
und Claus zu uns geführt hat und sie für ihren<br />
vielfältigen Dienst, vor allem unter persischen<br />
Studenten, begabte. Wir sind im Gebet mit der<br />
trauernden Familie verbunden.<br />
Dörthe hinterlässt ihren Mann Claus und Sohn<br />
Bernd mit Familie.<br />
Von Günther Beck<br />
Missionsdirektor<br />
MEINE HAUSKREISE,<br />
IHR SEID SPITZE!<br />
„Mir tut es gut, E-Mails zu<br />
bekommen mit neuen Nachrichten<br />
meiner Freunde.“<br />
Jeder Mensch lebt von Kontakten. Gott hat uns bewusst<br />
so erschaffen, dass wir Gemeinschaft benötigen.<br />
Das wird mir immer besonders bewusst, wenn ich hier<br />
an unserer theologischen Ausbildungsstätte INTENA in<br />
Mosambik an meine Hauskreise in der <strong>Heimat</strong> denke, die<br />
mich nach Afrika entsandt haben.<br />
Im Einsatzland sind wir Missionare meist von vielen<br />
Menschen umgeben. Wir sind nicht einsam. Aber die<br />
Denkweise der Leute ist so anders als zu Hause. Mir tut es<br />
gut, E-Mails zu bekommen mit neuen Nachrichten meiner<br />
Hauskreisteilnehmer. Es ist nicht immer einfach (selbst mit<br />
all der modernen Technik nicht), in Verbindung zu bleiben:<br />
Stromausfall, Unwetter und kaputte Leitungen sorgen für<br />
Unterbrechung. Umso mehr freue ich mich, dass immer<br />
wieder jemand von euch ein Lebenszeichen von sich gibt!<br />
Inzwischen kann ich auch selbst billig übers Internet<br />
Videoanrufe starten. Beispielsweise die letzten Tage, als<br />
zwei meiner Hauskreisteilnehmer Geburtstag hatten. Ein<br />
Anruf schafft Verbindung. Natürlich kann ich nicht von<br />
Luft alleine leben. Eure regelmäßigen finanziellen Zuwendungen<br />
ermöglichen erst meinen Dienst im Einsatzland.<br />
Es ist ermutigend, wie die Hauskreisteilnehmer sich durch<br />
Kontakte, Spenden und vor allem Gebet an meiner Arbeit<br />
in der Mission beteiligen.<br />
Wir hören gemeinsam auf die Berufung durch Gott. So<br />
kommen unsere geschwisterliche Gemeinschaft und dass<br />
wir gemeinsam Teil des Leibes Christi sind tragend zum<br />
Ausdruck. Jesus Christus ist unser Bindeglied. Er bewirkt<br />
unsere Gemeinschaft. Danke euch Hauskreislern!<br />
14 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Angelika Maader<br />
P10410
THEMA<br />
<strong>Heimat</strong>.<br />
GEMEINDE.<br />
Es gab viele Veränderungen in meinem Leben,<br />
aber eines ist immer gleich geblieben: meine <strong>Heimat</strong>gemeinde. Ich bin<br />
schon mehr als zwanzigmal umgezogen, habe in drei Ländern auf zwei<br />
Kontinenten gelebt und seit ich erwachsen bin nie mehr als drei Jahre am<br />
Stück am selben Ort. Das hatte familiäre Gründe, war aber auch Teil meines<br />
Lebens als Missionar. Mein Gefühl von <strong>Heimat</strong> ist sicher ein anderes,<br />
als bei den meisten Deutschen. Wie es dazu kam?<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Heiko Erndwein<br />
Personalbetreuer Facheinsätze<br />
weiterlesen<br />
15
<strong>Heimat</strong>.<br />
GEMEINDE.<br />
Ich stamme aus einer Scheidungsfamilie.<br />
<strong>Heimat</strong> war etwas, das<br />
ich als 16-Jähriger dringend benötigte.<br />
Bei einer Freizeit von Wort des<br />
Lebens am Starnberger See fragte<br />
mein Zimmerkollege, was für eine Art<br />
Christ ich sei: „Einer, der nur in die<br />
Kirche geht? Oder einer, der wirklich<br />
zu Jesus gehört?“ Seine Worte packten<br />
mich. Ich kapierte, dass mir Jesus<br />
fehlte und schenkte ihm noch am<br />
selben Abend mein Leben. Am Ende<br />
der Freizeit gaben mir Mitarbeiter den<br />
weisen Rat mit auf den Weg: „Such<br />
dir ein geistliches Zuhause!“<br />
Ich fand es schließlich in meinem<br />
Jugendkreis in Blankenloch bei Karlsruhe.<br />
Gemeinsam waren wir „Entschieden<br />
für Christus“ (EC). Ein Ort,<br />
an dem ich als junger Christ geistlich<br />
auftanken und wachsen konnte. Wir<br />
waren miteinander unterwegs, lasen<br />
die Bibel, beteten,<br />
besuchten<br />
Veranstaltungen,<br />
feierten Feste,<br />
trafen uns<br />
zum Essen,<br />
halfen und<br />
unterstützen<br />
uns; fast wie es die Bibel in Apostelgeschichte<br />
2 beschreibt. Für mich<br />
fühlte es sich an wie Familie.<br />
„Jedesmal,<br />
wenn ich im Gebet<br />
an euch denke, danke ich<br />
meinem Gott für euch alle.“<br />
Paulus in Philipper 1,3<br />
GEMEINDE WIRD FAMILIE<br />
Über den Jugendkreis wurde ich<br />
dann auch in die <strong>Gemeinde</strong> adoptiert,<br />
das war toll. Beziehungen wuchsen.<br />
Später kamen meine Frau und unsere<br />
Kinder dazu. Die <strong>Gemeinde</strong> wurde<br />
uns zur Ersatzfamilie. Sie übernahm<br />
Rollen, die sonst die Familie ausfüllt.<br />
Das wurde für uns als Missionare<br />
umso wichtiger.<br />
Lustig war, dass unsere Kinder<br />
kaum einen Unterschied zwischen<br />
„richtiger“ Familie und <strong>Gemeinde</strong>familie<br />
machen konnten. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong> leute waren für sie wie<br />
Tanten und Onkels (einer sogar<br />
Patenonkel). Es ging so weit, dass<br />
einer unserer Jungs die Großmutter<br />
seiner Spielkameraden auf der Straße<br />
freudig mit „Oma!“ begrüßte. <strong>Gemeinde</strong><br />
lebt von solchen familiären<br />
Beziehungen.<br />
Mir gefällt ein biblisches Bild sehr<br />
gut, mit dem der Apostel Paulus <strong>Gemeinde</strong><br />
beschreibt (1. Kor. 12,12–31;<br />
Eph. 4,16; Kol. 1,18): Für ihn ist sie<br />
ein Körper, etwas Lebendiges, ein Organismus.<br />
Wie<br />
der Körper viele<br />
Gliedmaßen und<br />
Organe hat, die<br />
voneinander<br />
abhängig sind,<br />
sich gegenseitig<br />
ergänzen, unterstützen<br />
und<br />
befähigen, so auch die <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Das Haupt ist Jesus selbst (Kol. 1,18);<br />
die <strong>Gemeinde</strong> ist Hand, Fuß, Mund<br />
und so weiter. Durch sie handelt und<br />
wirkt Jesus Christus in der Welt.<br />
Ziel ist, dass immer wieder neu<br />
Menschen eine <strong>Heimat</strong> in der <strong>Gemeinde</strong><br />
und in Jesus finden. Zu seiner<br />
Ehre. Ein echtes Zuhause. Einen<br />
Vorgeschmack auf unsere himmlische<br />
<strong>Heimat</strong>, von der Paulus in Philipper<br />
3,20 und Johannes am Ende der<br />
Offenbarung schreiben. <strong>Gemeinde</strong><br />
ist ein im Idealfall wunderschönes<br />
Zuhause bei Jesus – schon hier in<br />
dieser Welt.<br />
Pastor Rick Warren beschreibt<br />
in seinem Buch „Kirche mit Vision“,<br />
dass <strong>Gemeinde</strong> immer aktiv neue<br />
Leute suchen muss: „Solange es noch<br />
eine Person auf der Erde gibt, die<br />
Gott nicht kennt, hat <strong>Gemeinde</strong> ein<br />
Mandat auf Wachstum.“ Sie hat den<br />
Auftrag, immer dort, wo sie ist, Menschen<br />
mit Jesus bekannt zu machen<br />
und ihnen ein Zuhause zu sein. Diesen<br />
Auftrag hat sie auch weltweit.<br />
GEMEINDE BERUFT UND SENDET<br />
Wie kann eine örtliche <strong>Gemeinde</strong><br />
von Europa aus ihren weltweiten<br />
Auftrag umsetzen? Wie können wir<br />
Menschen in anderen Ländern und<br />
Kulturen, ja auf anderen Kontinenten<br />
<strong>Heimat</strong> geben? Ist das überhaupt<br />
möglich?<br />
In der syrischen Großstadt Antiochia<br />
befand sich eine der ersten<br />
christlichen <strong>Gemeinde</strong>n (Apg.<br />
11,19–26). Ihr Leitungsgremium<br />
bestand aus fünf Mitarbeitern, die in<br />
der Bibel als „Propheten und Lehrer“<br />
bezeichnet werden (Apg. 13,1). Sie<br />
hatten vielleicht gerade eine Leitungskreissitzung,<br />
wie sie ihren Gottesdienst<br />
ansprechender gestalten oder<br />
16 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong>
ihre <strong>Gemeinde</strong>glieder noch mehr im<br />
Glauben stärken könnten. Allerdings<br />
machte Gott ihnen während ihres<br />
Treffens etwas anderes deutlich: Sie<br />
sollten ihre besten Mitarbeiter ziehen<br />
lassen!<br />
Was? Das geht doch nicht? Es gibt<br />
doch so viel zu tun hier! Dass ihnen<br />
dieser Schritt nicht leicht fiel, lässt<br />
der Bibeltext erahnen. Aber sehen<br />
Sie es positiv: Gott wollte nicht, dass<br />
alle Mitarbeiter gehen, nur zwei. Der<br />
größere Teil des Teams durfte seinen<br />
Auftrag in der <strong>Gemeinde</strong> fortführen.<br />
Wie wäre das heute? Würde das in<br />
Ihrer <strong>Gemeinde</strong> auch funktionieren?<br />
Wären Sie bereit, engagierte Mitarbeiter<br />
zu berufen und ziehen zu<br />
lassen?<br />
Die Aussendung der beiden hatte<br />
Folgen: Die <strong>Gemeinde</strong> von Antiochia<br />
wurde ein wichtiges Zentrum der<br />
Mission. Sie mischte sich bei missiologischen<br />
Weichenstellungen ein, die<br />
bis heute Bestand haben (Apg. 15),<br />
außerdem wurde sie zur <strong>Heimat</strong>basis<br />
eines der bedeutendsten Missionare<br />
der Christenheit, des Apostels Paulus<br />
(Apg. 13–18). Ihre Offenheit für<br />
Gottes Wirken und ihr Blick auf die<br />
Verlorenen weltweit waren keine zusätzliche<br />
Belastung für diese <strong>Gemeinde</strong><br />
– sie wurden ihr zum Segen.<br />
<strong>Gemeinde</strong> will <strong>Heimat</strong> sein. Sie hat<br />
aber auch den klaren Auftrag von Jesus<br />
zur Mission. Wie war das mit den<br />
beiden Missionaren aus Antiochia?<br />
Kamen sie selbst auf die Idee loszuziehen?<br />
Nein. Beim Beten legte der<br />
Heilige Geist ihnen ans Herz, Paulus<br />
und Barnabas zu senden. <strong>Gemeinde</strong><br />
muss berufen, befähigen und senden.<br />
Meine <strong>Heimat</strong>gemeinde hat mich oft<br />
ausgesandt: zu meinem Zivildienst in<br />
ein christliches Werk, ins Theologiestudium<br />
und später in die Mission,<br />
nach Ecuador.<br />
GEMEINDE HAT DEN AUFTRAG<br />
Oft wird Mission nur als einer von<br />
vielen Arbeitsbereichen in der <strong>Gemeinde</strong><br />
eingeordnet; neben Lobpreis,<br />
Seniorenarbeit und Besuchsdiensten.<br />
Aber das ist so nicht richtig. Haben<br />
Sie mal die Wurzeln ihrer <strong>Gemeinde</strong><br />
unter die Lupe genommen? Ohne<br />
Mission gäbe es Ihre <strong>Gemeinde</strong> nicht.<br />
Irgendjemand hat sich auf den Weg<br />
gemacht; deshalb haben Sie heute<br />
eine geistliche <strong>Heimat</strong>!<br />
Ich denke an eine Quichua-Familie<br />
im Andenhochland<br />
Ecuadors:<br />
Die Tochter war<br />
schwer krank<br />
und hat in der<br />
Klinik begriffen,<br />
dass sie noch<br />
nicht auf die<br />
himmlische<br />
<strong>Heimat</strong> vorbereitet<br />
war. Sie nahm Jesus an. Weil<br />
meine <strong>Heimat</strong>gemeinde in Deutschland<br />
mich losgelassen und gesandt<br />
hatte, fanden diese junge Frau und<br />
später ihre Geschwister ihre geistliche<br />
<strong>Heimat</strong> bei Jesus – und in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> in Cotacachi. Als ich in<br />
Deutschland davon berichtete, war<br />
„Oft wird Mission nur als<br />
einer von vielen Arbeitsbereichen<br />
in der <strong>Gemeinde</strong><br />
eingeordnet ... Aber das ist<br />
so nicht richtig.“<br />
die Freude groß. Weil <strong>Heimat</strong> sich<br />
fortpflanzt – weltweit.<br />
Wichtig ist auch, dass die <strong>Gemeinde</strong><br />
für den Missionar <strong>Heimat</strong> bleibt.<br />
Meine <strong>Gemeinde</strong> hat während unseres<br />
zwölfjährigen Einsatzes in Ecuador<br />
viel für uns getan: Sie riefen uns an,<br />
schrieben und erkundigten sich nach<br />
unserem Wohlergehen. Ein Pastor,<br />
der zeitweise in meiner <strong>Gemeinde</strong><br />
arbeitete, staunte: „Unglaublich, wie<br />
präsent ihr hier seid.“<br />
Neal Pirolo, der das Buch „Berufen<br />
zum Senden“ geschrieben hat, nennt<br />
sechs Möglichkeiten, wie eine <strong>Gemeinde</strong><br />
ihrem Missionar zur <strong>Heimat</strong><br />
werden kann: moralisch, logistisch,<br />
finanziell, durch Gebet, Kontaktpflege<br />
und bei der Rückkehr. Alle vier Jahre,<br />
wenn wir in den <strong>Heimat</strong>aufenthalt kamen,<br />
suchten liebe Menschen unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong> uns eine Wohnung. Andere<br />
brachten unsere<br />
eingelagerten<br />
Kisten<br />
und Möbel<br />
und bauten<br />
alles wieder<br />
auf. Als die<br />
ältere Dame<br />
starb, bei<br />
der unsere<br />
Sachen eingelagert waren, suchte<br />
unsere <strong>Gemeinde</strong> einen neuen Lagerraum<br />
und transportierte eigenständig<br />
alles dorthin. Andere kümmerten sich<br />
um Ämtergänge und die Schulanmeldung<br />
unserer Kinder. Es war für alles<br />
gesorgt, ein gutes Gefühl.<br />
weiterlesen<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
17
THEMA |<br />
<strong>Heimat</strong>. GEMEINDE.<br />
GEMEINDE BLEIBT DIE BASIS<br />
Wir als Missions- und Hilfswerk <strong>DMG</strong><br />
haben in der Vergangenheit möglicherweise<br />
den sendenden <strong>Gemeinde</strong>n zu<br />
viele ihrer Aufgaben abgenommen.<br />
Wir unterstützen <strong>Gemeinde</strong>n gerne als<br />
Dienstleister, damit Sie Ihre Missionare<br />
senden können. Aber die Verantwortung<br />
sollte bei der <strong>Gemeinde</strong> bleiben – weil<br />
sie die <strong>Heimat</strong> ihrer Missionare ist. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong> hat den Auftrag von Jesus,<br />
zu senden! Gerne kümmern wir uns um<br />
Logistik, kanalisieren Spenden, klären<br />
Anstellungsfragen, besorgen Versicherungen,<br />
Flüge und vieles mehr. Aber wir<br />
möchten die <strong>Heimat</strong>gemeinden unserer<br />
Missionare stärker als Partner in diese<br />
ganzen Prozesse einbeziehen. Beispielsweise<br />
in die seelsorgerliche Betreuung<br />
und menschlich-geistliche Begleitung<br />
ihres <strong>Gemeinde</strong>glieds, damit Beziehungen<br />
erhalten bleiben und der Missionar<br />
eine <strong>Heimat</strong> hat. Und bei wichtigen Entscheidungen<br />
zu Strategie, persönlichen<br />
Weichenstellungen oder Konflikten im<br />
Missionsteam. <strong>Gemeinde</strong> sollte wie die<br />
Familie des Missionars sein: Eine Familie<br />
fragt immer nach ihrem Kind.<br />
Vielleicht fragen Sie sich, wie das praktisch<br />
geht? Unsere Welt ist zusammengewachsen,<br />
heute ist viel übers Internet<br />
möglich. Reisen sind erschwinglich.<br />
Warum nicht mal als Leitungskreis ins<br />
Missionsland fliegen? Oder ein Einsatz<br />
der <strong>Gemeinde</strong> beim Missionar? Übernehmen<br />
Sie Verantwortung. Wir beraten Sie<br />
gerne, wie das möglich ist.<br />
Unsere <strong>Heimat</strong>gemeinde in Blankenloch<br />
ist wertvoll für uns als Familie.<br />
Sie ist der Ort, an den wir immer gerne<br />
zurückkehren und wo wir uns nach wie<br />
vor zu Hause fühlen. Eine echte <strong>Heimat</strong>.<br />
Nicht der Ort! Es sind die Menschen, die<br />
uns das gute Gefühl geben, bei ihnen zu<br />
Hause zu sein.<br />
WEITERMACHEN<br />
Doppelblatt zum Heraustrennen für Ihren Hauskreis,<br />
zur Predigt vorbereitung oder für den Austausch.<br />
„Herr, wir bitten für unsere <strong>Gemeinde</strong>:<br />
Lass sie strahlen wie ein Feuer in der Nacht.<br />
Dass sie vielen zum Zufluchtsort werde<br />
und zum Spiegel deiner göttlichen Macht.<br />
Dass Verlorene in ihr <strong>Heimat</strong> finden,<br />
und Verzagte neu Zuversicht …“<br />
Diesen Song von Arne Kopfermann (Wir bitten; Feiert Jesus 5, 218) wollen wir beim<br />
Herbstmissionsfest am 27. September <strong>2020</strong> mit Ihnen singen.<br />
Einsteigen:<br />
Was macht meine <strong>Gemeinde</strong> zur <strong>Heimat</strong> für mich?<br />
Was fehlt noch dazu?<br />
Weiterdenken:<br />
Welchen Raum bekommt das <strong>Thema</strong> Mission in unserer<br />
<strong>Gemeinde</strong>?<br />
Wie geschieht Berufung in unserer <strong>Gemeinde</strong>? Gibt es ein<br />
Gremium wie in Apg. 13,1–3 beschrieben?<br />
Wie könnte die Leitungskreissitzung in Antiochia abgelaufen<br />
sein? Spielen Sie die Szene als Spontantheater nach. Sprechen<br />
Sie danach darüber:<br />
Wie fühlten Sie sich als Paulus und Barnabas? Welche<br />
Gefühle löst es bei Ihnen als übriges Leitungsteam der<br />
<strong>Gemeinde</strong> aus?<br />
Was müsste geschehen, damit die <strong>Gemeinde</strong> bereit wird,<br />
gute Mitarbeiter zu einem Auslandsdienst zu ermutigen?<br />
Wie übernehmen wir als <strong>Gemeinde</strong> Verantwortung für einen<br />
Missionar? Ist das ausbaufähig?<br />
Praktisch werden:<br />
Könnte es sein, dass Gott mich selbst in eine neue Aufgabe<br />
im In- oder Ausland beruft? Wenn ja, wie würde meine <strong>Gemeinde</strong><br />
wohl reagieren? Mit wem in der <strong>Gemeinde</strong> müsste<br />
ich darüber sprechen?<br />
Wie könnte unsere <strong>Gemeinde</strong> von einem Missionar profitieren.<br />
(Wenn Sie keinen kennen, sprechen Sie mit uns. Wir<br />
vermitteln gern einen Mitarbeiter, der gut zu Ihnen passt).<br />
Heiko Erndwein ist Jahrgang 1978,<br />
verheiratet mit Simone, sie haben<br />
vier Söhne. Er hat Theologie in<br />
Bad Liebenzell studiert und einen<br />
Master of Arts, Intercultural Leadership.<br />
Zwölf Jahre arbeiteten sie mit<br />
Quichua-Indianern in Ecuador. Seit<br />
2019 gehört er zum Team unserer<br />
<strong>Heimat</strong>zentrale in Sinsheim.<br />
18 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Liedvorschla Liedvorschlȧ ...<br />
ge<br />
Lieder finden: www.liederdatenbank.de<br />
oder www.evangeliums.net/lieder<br />
Wir bitten..............................................................Feiert Jesus 5: 218<br />
Ein Schiff, das sich <strong>Gemeinde</strong> nennt ..........Ev. Gesangbuch: 589<br />
Build Your Kingdom Here .................................Feiert Jesus 5: 205<br />
In deinem Haus bin ich gern, Vater .............................. Loben: 147<br />
Herr, in deinem Namen treffen wir uns hier................... FJ 3: 180
AFRIKA<br />
SÜDSUDAN<br />
DIE LWUOS<br />
AM GAZELLENFLUSS<br />
„Abends zeigten wir den Jesus-Film und andere<br />
evangelistische Filme. In Kuargena hatten wir 2.000 Zuschauer!“<br />
Ende Februar kehrten wir nach<br />
80 intensiven Tagen gesund und<br />
motiviert aus dem Südsudan nach Eisenach<br />
zurück. Wir staunen, was Gott<br />
bewirkt hat. Im Dezember waren wir<br />
über Juba nach Wau geflogen, in die<br />
Hauptstadt von Western Bahr Algazal,<br />
einem der zehn Bundesstaaten des<br />
Südsudan. Sein Name leitet sich vom<br />
Gazellenfluss ab. In der Umgebung<br />
lebt das Volk der Lwuos, bei dem<br />
wir von 2013 bis 2016 tätig waren.<br />
Damals hatten wir das Land schweren<br />
Herzens verlassen müssen.<br />
Nun wollten wir die von uns gegründeten<br />
<strong>Gemeinde</strong>n stärken, die<br />
Christen schulen und ihnen wichtige<br />
Grundlagen der Bibel vermitteln.<br />
Dazu hielten wir Bibelunterricht, zu<br />
dem wir <strong>Gemeinde</strong>leiter der Umgebung<br />
einluden. Wir hatten 45 Teilnehmer,<br />
meist junge Männer. Eine Woche<br />
später veranstalteten wir eine achttägige<br />
Konferenz in Kuargena, drei<br />
Stunde von Wau entfernt. 60 Männer<br />
und Frauen kamen zusammen. Es war<br />
eine wertvolle Zeit.<br />
Der Unterricht war intensiv, immer<br />
sechs Stunden am Tag. Wir konnten<br />
unseren südsudanesischen Freunden<br />
wertvolle Grundlagen der Bibel ans<br />
Herz legen, hielten Vorträge auf Arabisch<br />
und wurden von unserem Mitarbeiter<br />
Charles ins Lwuo übersetzt.<br />
Abends zeigten wir den Jesus-Film<br />
und andere evangelistische Filme. In<br />
Kuargena hatten wir 2.000 Zuschauer!<br />
Nach dem Film evangelisierten<br />
wir. Viele sind aufgestanden und<br />
haben das Übergabegebet mitgesprochen,<br />
was allerdings normal ist in<br />
ihrer Kultur. Die <strong>Gemeinde</strong>n werden<br />
sie weiter begleiten. Dann zeigt sich,<br />
bei wem die Herzensentscheidung für<br />
Jesus Christus echt war.<br />
Es hat Freude bereitet, viele der<br />
<strong>Gemeinde</strong>n zu besuchen, die wir vor<br />
Jahren gegründet haben. Die Gemeinschaft<br />
mit den Christen. Es ist gut,<br />
dass es das Neue Testament bereits<br />
in Lwuo-Sprache gibt und junge Leute<br />
es gerne lesen. Wir verschenkten jeder<br />
<strong>Gemeinde</strong> noch zwei Solar-Audio-<br />
Bibeln, damit auch Analphabeten die<br />
Frohe Botschaft hören können. Ein<br />
großer Segen für die Menschen.<br />
Gestaunt haben wir, dass unsere<br />
alten Radiosendungen von 2014 die<br />
ganzen Jahre bis heute immer wieder<br />
übers Landesradio ausgestrahlt werden.<br />
Dieser offizielle Nachrichtensender<br />
wird von Tausenden gehört. Sein<br />
Leiter erklärte uns, er habe unsere<br />
Programme nicht absetzen können,<br />
weil sie höchste Einschaltquoten hatten.<br />
Ständig sei er von Leuten danach<br />
gefragt worden. Das hat uns sehr<br />
ermutigt. Ich habe für sechs Monate<br />
neue Sendungen in sudanesischem<br />
Arabisch aufgenommen; ein Bibelstudium<br />
über den Römerbrief. Bitte<br />
beten Sie, dass es vielen zum Segen<br />
wird.<br />
Wir danken Gott für seinen Schutz<br />
bei den Reisen. Eine <strong>Gemeinde</strong>, die<br />
wir besuchen wollten, erreicht man<br />
nur entweder mit dem Motorrad<br />
– eine fünfstündige, anstrengende<br />
Fahrt. Oder zwei Stunden mit dem<br />
Auto, durch ein Gebiet, das für Raubüberfälle<br />
berüchtigt ist. Unser Begleiter<br />
Charles lächelte: „Im Vertrauen<br />
auf Gott wagen wir die Autofahrt.“<br />
Sie verlief ohne Zwischenfälle. Die<br />
Christen in dem Dorf waren total<br />
überrascht, weil seit sechs Monaten<br />
kein Auto mehr diesen Weg gefahren<br />
war. Gott hat uns bewahrt – auch auf<br />
dem Rückweg!<br />
Die drei Monate waren eine wunderbare<br />
Zeit. Wir sind dankbar für<br />
alles, was mit Gottes Hilfe geschehen<br />
konnte. Vielen Dank für alle Ihre<br />
Gebete!<br />
Gamil und Doaa Beshay<br />
P10908<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
19
Agnes mit<br />
Vorschulkindern<br />
AMERIKA<br />
CHILE<br />
HEIMAT?<br />
WO GEHÖRE ICH HIN?<br />
„Mir war noch nie vorher so bewusst, (...)<br />
wie ausdauernd viele Kirchen den Missionsbefehl ignorieren.“<br />
<strong>Heimat</strong> ist laut Duden ein „Land, Landesteil oder Ort,<br />
in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder<br />
sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt“. Oder um<br />
es kurz zu fassen nach Wikipedia: „Die Beziehung zwischen<br />
Mensch und Raum.“ Für mich war <strong>Heimat</strong> bis letztes<br />
Jahr mein 1.000-Seelen-Dorf im Westerwald, umgeben<br />
von Wiesen, Wäldern und Bauernhöfen. <strong>Heimat</strong> war, wo<br />
ein Großteil meiner Familie und Freunde wohnt und ich<br />
jeden Weg im Schlaf finde. Beim Begriff <strong>Heimat</strong> haben<br />
wir doch alle ein Bild im Kopf, sei es real oder nur eine<br />
Sehnsucht. Aber was, wenn wir dieses Bild aufgeben oder<br />
verändern müssen? Wenn wir unsere <strong>Heimat</strong> verlassen<br />
und neue Erfahrungen machen?<br />
Auf dem Vorbereitungsseminar der <strong>DMG</strong> erklärten sie<br />
uns, dass wir im Ausland nicht nur viel über die andere Kultur<br />
lernen, sondern auch über unsere eigene. Ich konnte<br />
mir das nicht wirklich vorstellen, bis ich am Ende der Welt<br />
in Chile aus dem Flugzeug stieg. Plötzlich lernte ich jede<br />
Menge über meine <strong>Heimat</strong>: Ich schätze heute an Deutschland,<br />
dass jeder weiß, was ich meine, wenn ich nach Backpapier<br />
frage und man mich im Laden nicht in die Abteilung<br />
mit den Bastelwaren schickt. Und wer denkt, deutsche<br />
Behörden seien unerträglich, dem rate ich dringend, mal in<br />
Chile einen Ausweis zu beantragen …<br />
Ohne dass ich wollte, musste ich mich in Chile intensiv<br />
mit meinem <strong>Heimat</strong>land befassen, einfach weil jeder<br />
danach fragte: „Wie ist das Klima bei euch?“ „Was isst<br />
man bei euch zu Hause?“ „Ist Deutschland immer noch in<br />
zwei Länder geteilt?“ Schließlich fand ich mich in hilflosen<br />
Versuchen wieder, das deutsche Kirchensystem zu<br />
erklären. Oder den Grund, warum so viele Deutsche nicht<br />
stolz darauf sind, deutsch zu sein. Mal ganz abgesehen<br />
von den Diskussionen mit meinen Mitfreiwilligen aus dem<br />
Süden Deutschlands, ob es nun Wellholz oder Nudelholz,<br />
Portemonnaie oder Geldbeutel heißt.<br />
Irgendwann wurden wir nach Gebetsanliegen für<br />
Deutschland gefragt. Mir war noch nie vorher so bewusst,<br />
wie dringend Deutschland Jesus Christus braucht. Und wie<br />
ausdauernd viele Kirchen den Missionsbefehl ignorieren.<br />
Darüber hatte ich schlichtweg nie nachgedacht. In Chile<br />
musste ich das einsehen, das hat meinem Glauben gutgetan.<br />
Wieder zurück in meiner „<strong>Heimat</strong>“, weiß ich auf jeden<br />
Fall, worauf ich mich einlasse. Dachte ich zumindest, bis<br />
ich wegen der Corona-Krise verfrüht nach Hause fliegen<br />
musste – in eine deutlich veränderte <strong>Heimat</strong> …<br />
War ich in Chile heimatlos, so weit weg von zu Hause?<br />
Manchmal hat es sich so angefühlt. Ein entscheidender<br />
Moment war, als mein Gastvater fragte, ob ich an Weihnachten<br />
Heimweh gehabt hätte. Das hatte ich definitiv. Er<br />
lächelte: „Aber HIER ist jetzt dein Zuhause.“ Damit hatte er<br />
absolut recht. Heute ist für mich <strong>Heimat</strong>, wo mein Herz ist:<br />
Ich liebe die chilenische Unpünktlichkeit und die Selbstverständlichkeit,<br />
mit der sie dort alles teilen. Ich liebe<br />
die herzlichen Begrüßungen und dass jeder spontan zu<br />
Besuch kommen kann – und auch um elf Uhr nachts noch<br />
keine Anstalten macht zu gehen.<br />
Ich habe mich nach einem Kurzurlaub in Patagonien<br />
tatsächlich gefreut, wieder nach Hause zu kommen – also<br />
nach „Chile-Hause“. Mit dem Rückflug nach Deutschland<br />
ließ ich ein Stück <strong>Heimat</strong> in Chile zurück. Vielleicht muss<br />
man manchmal losziehen und heimatlos werden, um <strong>Heimat</strong><br />
zu finden.<br />
20 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Agnes<br />
P29900 (kurze Auslandseinsätze)
ECUADOR<br />
„LIES DIE BIBEL,<br />
BET JEDEN TAG ...“<br />
Medizinische<br />
Arbeit im Krankenhaus<br />
in Shell<br />
„Glücklicherweise hatten mir Eltern und <strong>Gemeinde</strong> beigebracht,<br />
Gottes Nähe in der Bibel zu suchen.“<br />
Wer das Abitur bestanden hat, hält sich im Allgemeinen<br />
für sehr selbstständig. Wenn man danach<br />
einen 10.000-Kilometer-Schritt in ein anderes Land<br />
unternimmt, in meinem Fall nach Ecuador, merkt man erst,<br />
wie behütet man die ganze Zeit war. Vorher wohnte ich<br />
unterm Dach meiner Eltern und hatte ein festes soziales<br />
Umfeld. All das fiel plötzlich weg. Auf einmal stand ich<br />
auch ohne <strong>Gemeinde</strong> da und musste mich komplett neu<br />
zurechtfinden.<br />
In Ecuador war ich alleine für meinen Glauben verantwortlich.<br />
Ich war nicht mehr wie selbstverständlich in eine<br />
<strong>Gemeinde</strong> integriert und ohne meine Familie, die sich<br />
abends immer zum Bibellesen und Beten mit mir zusammengesetzt<br />
hatte. Ohne die tiefen Gespräche mit Freunden<br />
und Jugendtreffen, die meinen Glauben stärkten. Nun<br />
musste ich selbst schauen, woher mein Input kam.<br />
Glücklicherweise hatten mir Eltern und <strong>Gemeinde</strong> beigebracht,<br />
Gottes Nähe in der Bibel zu suchen. Mir ist das<br />
schöne alte Lied von Anton Schulte eingefallen: „Lies die<br />
Bibel, bet jeden Tag!“ Bibel und Gebet waren das Einzige,<br />
was blieb. Sie haben mir durch manchen Sturm hindurchgeholfen.<br />
Ich konnte mich auf Gottes Wort und Wahrheit<br />
stützen, wenn es sonst nichts Festes gab.<br />
Im Lauf der Zeit lernte ich die Belegschaft des Krankenhauses<br />
in Shell, an dem ich mitarbeitete, kennen. Ich fand<br />
neue Gemeinschaft in der ecuadorianischen <strong>Gemeinde</strong><br />
und kam mit jungen Christen in Kontakt. Trotzdem blieben<br />
mir das Lesen in Gottes Wort und Beten wichtig. Besonders<br />
im März, als die <strong>DMG</strong> uns Freiwillige vorzeitig aus<br />
unseren Einsätzen nach Deutschland zurückbeordert hat.<br />
Ein schwerer Schritt, der unseren Glauben mächtig herausgefordert<br />
hat. Es war wunderschön, wie lieb mich meine<br />
Familie und <strong>Gemeinde</strong> in Deutschland aufgefangen hat.<br />
Schon in Ecuador hab ich gespürt, wie sie für mich beteten.<br />
Meine <strong>Heimat</strong>gemeinde, Familie und Freunde standen<br />
spürbar hinter mir. Das war die vielleicht wertvollste<br />
Erfahrung meines Einsatzes. Natürlich war ich physisch<br />
gesehen alleine dort – aber geistlich niemals! Es gibt die<br />
feste Gebetskette an Menschen, die mich unterstützen.<br />
Die auch heute an mich denken. Das macht dankbar. Ich<br />
habe schätzen gelernt, was mir meine Eltern und <strong>Gemeinde</strong><br />
in Deutschland mitgegeben haben.<br />
Christiane<br />
P29900 (kurze Auslandseinsätze)<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
21
EUROPA<br />
DEUTSCHLAND<br />
HINDUS<br />
IN UNSERER<br />
NACHBARSCHAFT<br />
Schrill dröhnt die Messingglocke,<br />
als sie von einem Inder mit kräftigem<br />
Schlag in Schwingung versetzt<br />
wird. Er verbeugt sich tief vor einer<br />
reich verzierten Statue. Andächtig<br />
umrundet er die Hindugöttin. Jetzt<br />
kniet er nieder und berührt den Boden<br />
mit der Stirn. Die Glocke ertönt<br />
wieder – und er grüßt das nächste<br />
Standbild: Ganesh, einen Götzen mit<br />
Elefantenkopf.<br />
Ich befinde mich im hinteren Teil<br />
des Hindu-Tempels; nicht in Asien,<br />
sondern in Hamburg. Auch drei<br />
kleine Mädchen umkreisen heute die<br />
Statuen. Ein älterer Mann sitzt neben<br />
mir. Ich bete im Stillen für Jung und<br />
Alt. Immer mehr Hinduisten finden<br />
in Europa <strong>Heimat</strong>, sie bringen ihre<br />
Kultur und ihren Glauben mit. In unseren<br />
Städten entstehen Tempel. Uns<br />
Christen fällt es oft schwer, dieser<br />
ganz anderen Welt zu begegnen. Ich<br />
mache Ihnen Mut: Lassen Sie sich<br />
nicht abschrecken vom Exotisch-<br />
Unbekannten. Gehen Sie auf Hindus<br />
zu, um sie kennenzulernen! Mehr als<br />
140.000 Angehörige dieser Religion<br />
leben in unserem Land, manche wahrscheinlich<br />
auch in Ihrer Nähe.<br />
Sehen Sie in den Menschen mehr<br />
als nur den „…ismus“, die Religion! Investieren<br />
Sie in das, was Beziehungen<br />
ausmacht: Vertrauen, Respekt und<br />
Annahme. Wenn wir so auf unsere<br />
neuen Nachbarn zugehen, wächst<br />
Vertrauen. Blühen Freundschaften<br />
auf. Entstehen Möglichkeiten, von<br />
Jesus Christus zu erzählen, der unseren<br />
Alltag prägt. Die „Enden der Erde“<br />
sind unsere Nachbarn. Für Begegnungen<br />
brauchen Sie kein Studium,<br />
kein Visum, keine Fremdsprache<br />
oder Superkräfte. Was wir wirklich<br />
brauchen sind offene Augen und ein<br />
liebevolles, lernbereites Herz. Hier<br />
fünf Prinzipien, die mir helfen, Asiaten<br />
zu begegnen:<br />
1. LIEBE<br />
Liebe ist kein Mittel zum Zweck, sie<br />
ist der Zweck (Matth. 22,39). Echte,<br />
authentische Freundschaften entstehen<br />
aus Liebe, die sich Zeit nimmt für<br />
Unternehmungen, Feste, Besuche.<br />
Gerade in Krisen sind Zeichen echter<br />
Freundschaft ein Schlüssel zum Herzen<br />
der Menschen.<br />
2. ZUHÖREN<br />
Viele Hindus glauben, dass man in<br />
eine Religion hineingeboren wird. Sie<br />
denken, „christlich“ sei alles Westliche<br />
und sprechen gern über Religion. Wir<br />
können ihnen zuhören. Fragen Sie<br />
nach Bräuchen und Details und erklären<br />
Sie dann christliche Feste und<br />
ihre Bedeutung. Wenn Sie eingeladen<br />
werden, nehmen Sie die Einladung an!<br />
Eine Gelegenheit, die ganze Familie<br />
kennenzulernen.<br />
3. JESUS<br />
Vermitteln Sie Wertschätzung<br />
dafür, wie Hindus ehrlich nach Wahrheit<br />
suchen! Sie brauchen Jesus. Wir<br />
können ihnen begegnen, indem wir<br />
gemeinsam mit ihnen suchen. Erzählen<br />
Sie ihren Freunden, was Sie mit<br />
Jesus erleben.<br />
4. GEBET<br />
Hindus glauben an die Macht des<br />
Gebets. Beten Sie zu Jesus Christus<br />
für die Anliegen Ihrer Freunde<br />
(möglichst mit deren Namen). Auch<br />
für uns selbst sollten wir beten, dass<br />
unsere Liebe zu Hindus wächst und<br />
sich an der Liebe misst, die Jesus für<br />
sie empfindet.<br />
5. GEDULD<br />
Freundschaft braucht Zeit. Ein<br />
Hindu möchte sehen, welchen Unterschied<br />
Jesus im Alltag macht, das<br />
lässt sich nur schwer in fünf Minuten<br />
erklären. Wir dürfen uns Zeit nehmen,<br />
Gottes Geist berührt die Herzen und<br />
er hat keine Eile dabei.<br />
„Führe mich vom Irrtum zur Wahrheit,<br />
von der Dunkelheit ins Licht,<br />
vom Tod in die Unsterblichkeit.“ Millionen<br />
Hindus sprechen dieses Gebet<br />
jeden Tag – morgens und abends. Es<br />
zeigt ihren tiefen Hunger. Ein Gebet<br />
an den höchsten Gott. Werden sie ihn<br />
finden? Wer bringt ihnen die Antwort?<br />
22 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong>
DEUTSCHLAND<br />
„ICH GLAUB’ JETZT<br />
AN GOTT!“<br />
Gebetsleiaden für die<br />
HINDUISTISCHE WELT<br />
15 TAGE GEBET<br />
07.-21. Nov. <strong>2020</strong><br />
Christen lernen die hinduissche<br />
Welt kennen, um für sie zu beten.<br />
Beten Sie mit Christen auf der ganzen Welt für unsere ca. 1 Milliarde Hindu Nachbarn!<br />
JETZT GEBETSHEFT<br />
VORBESTELLEN!<br />
Eine Milliarde Hindus feiern im Oktober/November<br />
Diwali, das „Fest<br />
der Lichter“. Beten Sie mit, dass diese<br />
Menschen Jesus Christus als Licht der<br />
Welt erkennen! Gerne können Sie bei<br />
der <strong>DMG</strong> den unter Mithilfe unseres<br />
Mitarbeiters Thomas Hieber erstellten<br />
Gebetsleitfaden für sich, Ihre <strong>Gemeinde</strong><br />
und Gebetskreise bestellen.<br />
Telefon/WhatsApp: 07265 959-100<br />
E-Mail: Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de<br />
Für eine Spende zur Deckung der<br />
Kosten sind wir dankbar: P50257<br />
Das Mädchen strahlt mich an, als sie diesen einmalig<br />
schönen Satz sagt. Sie stammt aus einer nichtreligiösen,<br />
sozial schwachen Großfamilie und besucht begeistert<br />
unsere Kindertreffs auf dem Spielplatz. Obwohl sie ein<br />
Zuhause und viele Geschwister hat, sehnt sie sich nach<br />
Liebe, Wertschätzung und Anerkennung. Wie die meisten<br />
Kinder, die wir durch unsere Spielplatzarbeit hier in<br />
Anklam kennenlernen.<br />
Sie tragen eine tiefe Sehnsucht nach <strong>Heimat</strong> in sich.<br />
Dabei ist ganz egal, ob sie aus Deutschland oder anderen<br />
Ländern stammen. Wie gut, dass Jesus sagt: „Ich bin<br />
der gute Hirte. Der gute Hirte opfert sein Leben für die<br />
Schafe“ (Joh. 10,11). Jesus bietet Kindern eine <strong>Heimat</strong> in<br />
seiner Herde an und dafür hat er alles gegeben. Wir beten,<br />
dass Kinder in Anklam und Umgebung lernen, wie sie ihr<br />
Zuhause in Jesus finden. Weil viele von ihnen dies in ihrer<br />
eigenen Familie nicht haben.<br />
Wir freuen uns schon über kleine Schritte. Denn Kirche<br />
und Glaube sind den Menschen oft fremd hier und manchmal<br />
auch unheimlich. Etwas, mit dem sie zunächst nichts<br />
zu tun haben wollen. Es gilt, erstmal Vertrauen aufzubauen.<br />
Wenn ein Kind, das in so einem Umfeld aufgewachsen<br />
ist, zu dir sagt: „Ich glaub jetzt auch an Gott“, ist schon eine<br />
Menge passiert.<br />
Bitte beten Sie für die Kinder und Eltern in Anklam,<br />
dass viele ihre <strong>Heimat</strong> in Jesus finden. Und für noch mehr<br />
Christen, die mit in unsere von Gott entfremdete Region<br />
ziehen, um uns darin zu unterstützen, Menschen von Gottes<br />
Liebe weiterzusagen.<br />
NEU: KIDS-TEAM YOUTUBE-KANAL<br />
Das kids-team der <strong>DMG</strong> hat einen Videokanal für<br />
Kinder im Internet gestartet. Welchen Schatz hat<br />
Rudi versteckt und was hat eine Schatzkiste mit dir<br />
zu tun? Entdeckt es gemeinsam mit Jürgen und Rudi.<br />
Einfach auf YouTube nach kids-team suchen oder<br />
über unsere Internetseite: www.kids-team.de<br />
Thomas und Mirjam Hieber<br />
Christian und Debora Vogel<br />
P10234 P49525 kids-team Vorpommern 23
EUROPA<br />
ITALIEN/LOMBARDEI<br />
Almut und Erwin<br />
beim Facebook-<br />
Gottesdienst<br />
Viele beschriften<br />
ihre Häuser<br />
„ANDRÀ TUTTO BENE!<br />
ALLES WIRD GUT!“<br />
„Wir sind dankbar für die vielen Anrufe, E-Mails und Nachfragen von<br />
Freunden aus Deutschland und der Schweiz und dass Sie für uns beten.“<br />
Die Nachrichten überstürzen sich. Der erste Ansteckungsherd<br />
von Covid-19 liegt nur 80 Kilometer von<br />
uns entfernt. Dann greift die Ansteckungswelle um sich.<br />
Unsere Provinz Brescia in der Lombardei ist mittlerweile<br />
am zweitstärksten betroffen. Jeden Tag werden neue Verordnungen<br />
erlassen. Inzwischen sind bei uns nicht einmal<br />
mehr Spaziergänge erlaubt.<br />
Unsere Nachbarin, die im Krankenhaus gegenüber<br />
arbeitet, erzählte, dass das Haus jetzt nur noch für<br />
Corona-Patienten eingerichtet ist. Es schmerzt, dass so<br />
viele Menschen alleine sterben! Ohne dass Angehörige bei<br />
ihnen sein dürfen. Ein Sterbender sagte dem Arzt: „Herr<br />
Doktor, sagen Sie meiner Frau bitte, dass ich sie liebe.“<br />
Familien können nicht Abschied nehmen von den Toten,<br />
weil keine Beerdigungen stattfinden dürfen. Der Mitarbeiter<br />
eines Beerdigungsinstituts klagte, dass sie Tote holen<br />
und direkt auf den Friedhof oder ins Krematorium bringen.<br />
Wie schrecklich!<br />
Auch in unserem Bekanntenkreis verlieren Menschen<br />
Angehörige. Wir beten, dass Gott sich in den Situationen<br />
absoluter Einsamkeit Menschen auf übernatürliche Weise<br />
zeigt und sie Frieden und Rettung erleben.<br />
Wir leben mitten in dieser Tragödie. Äußerlich geht es<br />
uns gut, dafür sind wir dankbar. Wir dürfen die frische Luft<br />
in unserem kleinen Garten genießen. Unsere Tage sind<br />
ausgefüllt. Wir rufen Freunde über Videotelefon an. Es ist<br />
wichtig, dass wir uns trotzdem noch „sehen“. Die Predigt<br />
läuft über Facebook. Gebetsabende und andere Gruppen<br />
„treffen“ sich über Skype und Zoom. Wir verbringen<br />
viel Zeit damit, Menschen zu helfen, die mit den neuen<br />
Kommunikationsmitteln nicht so vertraut sind. Damit sie<br />
sich eingebunden fühlen. Wie gut ist es, dass man auch am<br />
Telefon miteinander beten kann.<br />
Bitte beten Sie für die Kinder, denen wir sonst Hausaufgabenhilfe<br />
geben. Die Schulen sind seit Wochen geschlossen.<br />
Manche Eltern bieten ihren Kindern keine Struktur.<br />
Wie sollen sie am Online-Unterricht teilnehmen, wenn<br />
die Eltern sie morgens nicht rechtzeitig wecken, weil sie<br />
zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind? Die Kinder übers<br />
Telefon zu unterstützen, ist da wirklich schwer.<br />
Wie schnell sich unser Land komplett verändert hat.<br />
Ein Ausnahmezustand, wie ihn Italien noch nie erlebt hat<br />
– und auch viele andere Länder in Europa und der Welt.<br />
In Sozialen Netzen kreisen Nachrichten, Empfehlungen,<br />
Kritiken und humorvolle Posts. Doch was hält uns wirklich?<br />
Überall in der Stadt sehen wir Spruchbänder und<br />
Zeichnungen von Kindern mit dem Slogan: „Andrà tutto<br />
bene“ (alles wird gut). Doch das geschieht nur, wenn Jesus<br />
eingreift. Er hat uns versprochen, jeden Tag bei uns zu<br />
sein. Gerade jetzt!<br />
Wir sind so dankbar für die vielen Anrufe, E-Mails<br />
und Nachfragen von Freunden aus Deutschland und der<br />
Schweiz. Es ist schön, dass Sie in der <strong>Heimat</strong> für uns beten<br />
und sich um uns sorgen und uns spüren lassen, dass Sie<br />
für uns da sind. Wenn man so „eingesperrt“ ist, wie wir seit<br />
Wochen, ist das ein gewaltiges Geschenk.<br />
24 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Almut und Erwin Büschlen<br />
P10076
KROATIEN<br />
FREUNDE SIND EIN<br />
GESCHENK GOTTES<br />
„Vor genau 20 Jahren, am 02.02.2000, sind wir mittags gegen 2<br />
in Zagreb, Kroatien, angekommen :)“<br />
Kurz vor unserer ersten Ausreise damals haben wir<br />
ein echtes Wunder erlebt: Die Christliche <strong>Gemeinde</strong><br />
Dornbirn im Vorarlberg hatte über drei Ecken gehört, dass<br />
wir als neue Missionare eine <strong>Heimat</strong>gemeinde suchen. Zunächst<br />
ohne uns zu kennen, haben sie uns als ihre Missionare<br />
adoptiert und dann nach Kroatien ausgesandt. Was<br />
für eine Ermutigung. Schon beim ersten Besuch fühlten<br />
wir uns bei ihnen durch die herzliche Aufnahme daheim.<br />
Seither kommt zu jedem Geburtstag eine wunderschöne<br />
Karte. Freundschaften sind entstanden, die während jedes<br />
<strong>Heimat</strong>aufenthalts aufgefrischt werden. Und sie helfen<br />
uns praktisch, immer wieder.<br />
Vor acht Monaten sind wir von Zagreb nach Umag ins<br />
wunderschöne Istrien gezogen. Noch heute kommen mir<br />
Tränen, wenn ich an diesen Umzug denke. Wie unsere<br />
<strong>Gemeinde</strong> aus Dornbirn aktiv geworden ist. Sie schickten<br />
eine Delegation, die uns eine Woche lang geholfen<br />
hat, das neue Heim zu renovieren und zu richten. Dieter,<br />
Ingeborg und Wolfi kamen vollbepackt mit Werkzeug und<br />
Material bei uns an und legten los. Sie hatten so viel mehr<br />
Ahnung als wir für all die praktischen Arbeiten.<br />
Gemeinschaft als Glaubensgeschwister so hautnah zu<br />
erleben, hat uns glücklich gemacht. Wir wohnen in einem<br />
Urlaubsgebiet und hatten wunderschönes Wetter. Statt<br />
Baden und Besichtigungen haben sie unermüdlich gearbeitet.<br />
Wie gut tat die Gemeinschaft mit ihnen, ihre Fröhlichkeit<br />
und Anteilnahme. Unsere <strong>Gemeinde</strong> in Dornbirn betet<br />
für uns und nimmt Anteil an unserem Ergehen. Wenn wir<br />
in Not sind, können wir auf ihre Hilfe zählen.<br />
Danke, ihr lieben Dornbirner, dass wir zu euch gehören<br />
dürfen! Danke für alle Liebe! Gott vergelt’s euch! Und ein<br />
herzliches Danke meinem Bruder sowie allen anderen<br />
Freunden aus Nah und Fern, die ebenfalls ihren Urlaub auf<br />
unserer Baustelle verbracht haben. Danke für die vielen<br />
Zeichen der Liebe über all die Jahre.<br />
Nie werde ich den Anruf im August 2000 vergessen, als<br />
es zu Komplikationen in meiner Schwangerschaft gekommen<br />
war. Die Zustände vor Ort machten mir Angst und<br />
ich verstand noch kaum Kroatisch. Am Apparat waren<br />
Olaf vom Hauskreis in Tauberbischofsheim, der uns mit<br />
ausgesandt hatte, und ein Freund, der Arzt ist. Sie boten<br />
uns damals an, mich von der österreichischen Grenze ins<br />
Krankenhaus bei ihnen zu bringen. Wieviel bedeutete mir<br />
dieses Mitsorgen. Der Transport war dann zwar nicht mehr<br />
möglich; aber am Ende verlief trotzdem alles gut.<br />
Wir möchten eure Nachahmer sein, wenn andere Hilfe<br />
benötigen. Ihr seid wunderbare Geschenke Gottes für uns<br />
als Missionare!<br />
Angelika und<br />
Frank in der<br />
CG Dornbirn<br />
Besucher der Dornbirner<br />
<strong>Gemeinde</strong> beim Herbstmissionsfest<br />
Angelika und Frank Bosch<br />
P10070<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
25
EUROPA<br />
PORTUGAL<br />
WAS IST DER LOHN?<br />
„Stefan dachte:<br />
‚Schöne Geschichte.‘ Müde legte er den Laptop zur Seite.<br />
‚Warum ist mir nicht nach Feiern zumute?‘“<br />
Thomas und Stefan waren Schulkameraden und<br />
Freunde. Geschichten von Jesus begeisterten Stefan.<br />
Er entschied als Teenager, dass er Pastor werden und Gott<br />
ganz dienen wollte. Leider schlug Thomas im Lauf der<br />
Jahre eine andere Richtung ein. Er hatte in der <strong>Gemeinde</strong><br />
Gitarre gespielt und war ein guter Sänger. Er gründete eine<br />
Band. Die wurde erfolgreich, so hatte er keine Zeit mehr<br />
für die Jugendgruppe. Stefans und Thomas’ Wege trennten<br />
sich, als Thomas mit 16 die Schule schmiss und mit seiner<br />
Band Karriere machte.<br />
Hin und wieder kaufte sich Stefan eine Musik-CD von<br />
Thomas’ Band, doch ihre Schlagzeilen wegen Alkohol und<br />
Drogen machten ihn traurig. Stefan wollte nichts damit zu<br />
tun haben, er widmete sich ganz der Theologie. Als Pastor<br />
heiratete er Jutta, eine Jugendreferentin. Sie fanden ihren<br />
Platz in einer <strong>Gemeinde</strong>, die unter Stefans unermüdlichem<br />
Einsatz aufblühte.<br />
Bibelkreis, Gebetsstunde, Hauskreise, Religionsunterricht,<br />
Ehekurse, Freizeiten und andere Veranstaltungen<br />
forderten Stefans ganze Kraft. Manchmal hörte er Juttas<br />
Klagen, dass er zu wenig Zeit für die Familie habe. „Das ist<br />
der Preis, wenn wir Gott dienen“, beruhigte er sein Gewissen.<br />
Mit 40 war Stefan körperlich, seelisch und geistlich<br />
müde. Erwartungsvoll fuhr er zu einer Tagung für <strong>Gemeinde</strong>erneuerung.<br />
Auf der Rückfahrt im Zug kam sich Stefan noch leerer<br />
vor. Er musste die Predigt für Sonntag vorbereiten<br />
und wollte gerade seinen Laptop öffnen, als ihn jemand<br />
ansprach: „Hallo Stefan, was für eine Überraschung!“ Er<br />
traute seinen Augen nicht: „Bist du das, Thomas?“ Der<br />
ausgemergelte Körper und die tiefliegenden Augen waren<br />
eindeutige Spuren von Thomas’ ausschweifendem Lebensstil.<br />
Doch diese Augen strahlten! Stefan wurde neugierig.<br />
Thomas sprudelte nur so heraus mit seiner Geschichte.<br />
Er hatte Karriere als Musiker gemacht, doch Drogenexzesse<br />
ließen ihn verzweifeln. Nach dem vergeblichen<br />
Versuch, sich mit einer Überdosis das Leben zu nehmen,<br />
kam er in Entzug. Dort lag eine Bibel aus. Die Geschichte<br />
des Verlorenen Sohns aus Lukas 15 kam Thomas wie seine<br />
eigene vor. Er wollte zu Jesus zurückkehren. In der Klinik<br />
schrieb er einen Brief an seine Mutter und bat sie um<br />
Vergebung. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause, wo die<br />
Mutter ihn erwartete.<br />
Thomas musste aussteigen. „Komm mich besuchen,<br />
dann feiern wir, was Gott in meinem Leben getan hat“,<br />
lächelte er zum Abschied. „Mal sehen, wann ich Zeit dazu<br />
habe“, erwiderte Stefan in Gedanken. Als Thomas aus<br />
dem Zug war, dankte Stefan Gott für diese Inspiration zu<br />
seiner Predigt. Er öffnete das Bibelprogramm auf seinem<br />
Laptop und las Lukas 15 über den verlorenen Sohn: „Denn<br />
mein Sohn war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war<br />
verloren und ist wiedergefunden worden. Dann begannen<br />
sie zu feiern.“<br />
Stefan dachte: „Schöne Geschichte.“ Müde legte er den<br />
Laptop zur Seite. „Warum ist mir nicht nach Feiern zumute?<br />
Sollte ich mich nicht mit Thomas freuen?“ Er schloss<br />
die Augen: „Herr, was ist los?“ Plötzlich hatte er das Gefühl,<br />
dass Gott zu ihm sprach. Das hatte Stefan lange nicht<br />
mehr gespürt.<br />
Sein Dienst für Jesus war ein mühsames Schuften. Er<br />
versuchte, sein Bestes zu geben. Was war der Lohn? Nur<br />
Müdigkeit? Viele Freunde hatte er nicht mehr, weil er „der<br />
<strong>Gemeinde</strong> den ersten Platz“ gab. Wo war seine Freude<br />
geblieben? Thomas dagegen schien glücklich! Dem ging es<br />
besser. Hatte Thomas nicht schon immer im Rampenlicht<br />
gestanden? Von allen verehrt. Und er, Stefan? Keiner interessierte<br />
sich für ihn. Thomas hatte den Glauben über den<br />
26 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Amrei Wehmeyer<br />
P10817
WELTWEIT AKTIV<br />
DREI GESCHENKE<br />
UND DIE DANKBARKEIT<br />
Amrei Wehmeyer baut in Portugal ein Seelsorgezentrum<br />
auf, in dem <strong>Gemeinde</strong>mitarbeiter und<br />
Missionare Hilfe und einen Ort der Ruhe finden<br />
Haufen geworfen und seine musikalische Gabe<br />
verschwendet. Nun wollte er, dass Stefan sich<br />
mit ihm freute?<br />
„‚Kind‘, sagte der Vater zu ihm, ‚du bist doch<br />
immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört<br />
auch dir‘“, las er in der Bibel weiter. Plötzlich<br />
dämmerte es Stefan: Es ging Jesus gar nicht nur<br />
um Thomas, es ging ihm um ihn, Stefan! Jesus<br />
sah ihn nicht als Diener, sondern als geliebtes<br />
Kind. Er suchte seine Gemeinschaft. Nicht<br />
zuerst Stefans Dienst, sondern seine Liebe! Bei<br />
Jesus musste er sich Liebe nicht verdienen. Stefan<br />
musste lernen, sich einfach lieben zu lassen.<br />
Ihm kamen Tränen.<br />
Plötzlich konnte er nicht mehr anders, als<br />
sich mit Thomas zu freuen. Nicht nur Thomas –<br />
auch er, Stefan, war tot und verloren gewesen.<br />
Gottes Liebe hatte sie beide wiedergefunden<br />
und zurückgeführt ins wahre Leben, in Gottes<br />
Gemeinschaft. Jetzt konnte er von Herzen mit<br />
Thomas feiern.<br />
In meiner Seelsorgearbeit komme ich mir<br />
selbst manchmal wie eine verlorene Tochter<br />
vor, wie die Männer meiner Geschichte oben.<br />
Wie oft bin ich dem himmlischen Vater schon<br />
davongelaufen? Wenn ich das erkenne, will ich<br />
schnell zurück, weil er mit offenen Armen auf<br />
mich wartet. Oder wir Christen verrennen uns in<br />
unseren Dienst für Jesus und merken nicht, dass<br />
wir dabei nicht mehr mit ihm unterwegs sind.<br />
Da ist Buße erforderlich. Weil ich versucht habe,<br />
mir seine Liebe zu verdienen. Was für einen<br />
wunderbaren Vater im Himmel haben wir! Seine<br />
Liebe gibt es geschenkt! Bei Jesus dürfen wir<br />
immer wieder neu anfangen.<br />
HEUTE | IN DEUTSCHLAND<br />
Wir sind weltweit zu Schulungen unterwegs. Auch hier<br />
in Deutschland besuchen wir <strong>Gemeinde</strong>n, unterrichten an<br />
Bibelschulen und begleiten Mitarbeiter. Da macht plötzlich<br />
unser Auto schlapp. Lohnt es sich, den alten Wagen noch<br />
zu reparieren? Wir bekommen den Rat, lieber ein anderes<br />
Fahrzeug zu suchen. Ein befreundeter Mechaniker hilft<br />
uns, es klappt! Als Dank überlassen wir ihm unser Altes. Er<br />
investiert ein wenig Zeit, bekommt es wieder zum Laufen<br />
… und schenkt es einer kurdischen Familie, die sich riesig<br />
über das Auto freut! So etwas haben sie noch nie erlebt.<br />
Der kurdische Autobesitzer möchte uns unbedingt kennenlernen<br />
und besucht uns bei unserem Bibelunterricht<br />
für Migranten.<br />
DAMALS | IN WESTAFRIKA<br />
Wir denken als Familie gern an unsere Zeit in Afrika<br />
zurück. Wir sind über die Jahre unzähligen Menschen<br />
begegnet und wussten uns am richtigen Einsatzort.<br />
Manchmal waren es keine großen Taten, sondern kleine<br />
Gesten, die hängen blieben. Wie bei dem alten Mann an<br />
der Moschee. Immer, wenn ich vorbeikam, saß er dort. Ich<br />
grüßte freundlich, jedes Mal. Dann kam der Bürgerkrieg<br />
und unterbrach unsere kleinen Begegnungen. Eines Tages<br />
kam der alte Mann mit einer Schubkarre zu uns. Zwei<br />
Hühner lagen darin: Ein großes Geschenk. Einfach nur aus<br />
Dankbarkeit für gute Nachbarschaft. Dafür, dass wir ihn<br />
immer freundlich behandelt hatten.<br />
SEIT 30 JAHREN | IM TEAM MIT IHNEN!<br />
Wir dürfen aktiv sein in Deutschland, Afrika und weltweit.<br />
Unser Herz schlägt für Mission und Schulung, seit<br />
Jahrzehnten. Treue Freunde unterstützen uns im Gebet<br />
und mit großzügigen Spenden. Hätten wir ohne Ihren<br />
Rückhalt anderen Menschen helfen können? Niemals!<br />
Wir konnten unsere Zeit, Kraft und Erfahrung nur deshalb<br />
großzügig weitergeben, weil Sie – unser Team – sich großzügig<br />
für Gott und uns eingesetzt haben. Vielen herzlichen<br />
Dank!<br />
Übrigens: Ob Auto, Hühner oder Spenden – das größte<br />
Geschenk bleibt, was Jesus Christus für uns getan hat.<br />
Alles, was wir tun, ist ein Ausdruck von Dankbarkeit an ihn.<br />
Er hat sein Leben für uns investiert. Sollten wir da etwas<br />
zurückbehalten?<br />
Stefan und Dorothea Henger<br />
P10227<br />
27
WELTWEIT AKTIV<br />
PAKISTAN<br />
HEIMATZENTRUM<br />
VERANSTALTUNGSPLANUNG<br />
BÜGELN, BETEN,<br />
BÜCHER SORTIEREN<br />
„Im Februar lud uns eine Partnerorganisation<br />
nach Pakistan ein,<br />
die christliche Fernsehsendungen<br />
produzieren wollte.“<br />
Wir sind weltweit unterwegs, um Christen für die<br />
Medienproduktion zu schulen – in Ländern, wo<br />
die Frohe Botschaft noch weitgehend unbekannt ist. Unser<br />
Ziel ist, dass die Christen dort selbst in ihrer Sprache und<br />
Kultur das Evangelium weitergeben können – und das<br />
modern, durch ansprechende Videoclips und Filme, die auf<br />
verschiedensten Kanälen verbreitet werden können.<br />
Im Februar lud uns eine Partnerorganisation in den Norden<br />
Pakistans ein. Sie hatten gerade begonnen, christliche<br />
Sendungen zu produzieren. Vier Absolventen unserer<br />
Kurse aus dem Süden des Landes sollten die Produktionen<br />
dort übernehmen. Die jungen Filmemacher benötigten<br />
uns vorübergehend noch als Mentoren. Paulus konnte sie<br />
vier Wochen begleiten und in die Selbständigkeit führen,<br />
außerdem hat er vier Assistenten eingearbeitet. Seine Tage<br />
waren gefüllt und er hatte Spaß an der Arbeit.<br />
Alles lief wunderbar. Ich selbst hielt morgens tägliche<br />
Bibeleinheiten für die jungen Leute. Doch den restlichen<br />
Tag über blieb wenig für mich zu tun. Nach etwas Langeweile<br />
und Gebet kam der Durchbruch: Ich entdeckte die<br />
<strong>Gemeinde</strong>, zu der die bekannten Schwestern der Christusträger-Gemeinschaft<br />
gehen (sie leiten eine Lepraklinik und<br />
ein Kinderheim in der Stadt). Ihnen bot ich meine Hilfe an.<br />
Eine holländische Diplomatenfrau hörte das und hatte<br />
eine Idee: Gemeinsam sortierten wir die Bibliothek der<br />
<strong>Gemeinde</strong> und organisierten sie neu. Ein paar Tage später<br />
fragten mich die Christusträger-Schwestern: „Hast du<br />
immer noch Zeit? Wir hätten da einen Riesenhaufen Bügelwäsche<br />
… da hast du vielleicht keine Lust drauf. Unser<br />
Hausmädchen hat uns überraschend verlassen und es<br />
bleibt so viel liegen.“ Meine Antwort: „Ich liebe Bügeln!“<br />
Die weiteren Tage waren gefüllt mit sinnvollen Aufgaben,<br />
die christliche Mitarbeiter vor Ort entlasteten. Unser<br />
Dienst sieht nicht immer so aus, wie wir uns das vorstellen.<br />
Bügeln und Beten – in Pakistan? Anderen helfen, damit sie<br />
ihre Arbeit tun können? Eine Bibliothek auf Vordermann<br />
bringen, damit Diplomaten und Missionare in einem mehrheitlich<br />
muslimischen Land gute christliche Bücher finden?<br />
Wir beten und Gott lenkt. Wie wunderbar, seiner weltweiten<br />
Familie zu dienen!<br />
MIT VOLLGAS<br />
IN DIE MISSION<br />
D<br />
irekt vom Motorengeheul der Rennstrecke<br />
hat Gott mich im November<br />
zur <strong>DMG</strong> berufen. Ich arbeitete in der<br />
Marketingabteilung eines Rennmotorenherstellers:<br />
Auftritte bei Rennveranstaltungen<br />
planen, auf der Rennstrecke Fotos schießen,<br />
Konzepte für die Vermarktung entwickeln,<br />
die Internetseite und Soziale Medien<br />
aufbauen. Ein Job, der mir Spaß bereitete<br />
und mich gut auf die Öffentlichkeitsarbeit<br />
der <strong>DMG</strong> vorbereitet hat. Ich wollte Jesus<br />
meine ganze Zeit geben, nicht nur die Freizeit,<br />
also musste ich weiterziehen: Selbst<br />
in die Mission ins Ausland zu fliegen, war<br />
(noch) nicht dran. Aber als Mitarbeiterin der<br />
<strong>Heimat</strong>zentrale mitwirken und für Mission<br />
motivieren – dafür schlägt mein Herz!<br />
Zum Glauben gekommen bin ich mit 21,<br />
während meines Studiums „International<br />
Business Eastern Europe“. Damals war mein<br />
Freundeskreis auseinandergebrochen und<br />
ich auf der Suche nach seelischem Halt. Ein<br />
Jugendleiter überzeugte mich, dass Gottes<br />
Wort mir helfen kann, also bestellte ich mir<br />
übers Internet eine Bibel. Sie kam, ich ging<br />
in mein Zimmer und fing an zu lesen. Von<br />
einen Augenblick zum andern veränderte<br />
Gott meine Denkweise – ich wurde ein<br />
neuer Mensch.<br />
Trotzdem drehten sich meine Gebete nur<br />
um mich selbst: um mein Studium, meine<br />
Familie, meinen Segen. Eines Tages kam ein<br />
Pastor in unsere <strong>Gemeinde</strong> und ermutigte<br />
uns, nach dem zu streben, wonach Gott sich<br />
sehnt. Also nicht mehr hinter den eigenen,<br />
sondern hinter Gottes Wünschen her zu<br />
sein. Wollte Gott mich zur Erfüllung seines<br />
großen Auftrags Mission gebrauchen? Ich<br />
fing an, für unerreichte Völker zu beten, für<br />
meine Kommilitonen, Freunde und Nachbarn.<br />
28<br />
Gabi und Paulus Hieber<br />
P10915<br />
NEU: Nicole Knorr<br />
P51096
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>DMG</strong> interpersonal e.V.<br />
Buchenauerhof 2 • 74889 Sinsheim • Deutschland<br />
Tel.: 07265 959-0 • WhatsApp: 07265 959-100<br />
Fax: 07265 959-109 • Kontakt@<strong>DMG</strong>int.de • www.<strong>DMG</strong>int.de<br />
Bei Adressänderungen: Tel. 07265 959-128, Adressen@<strong>DMG</strong>int.de<br />
Direktor:<br />
Chefredakteur:<br />
Layout:<br />
Günther Beck<br />
Theo Volland (Redaktion@<strong>DMG</strong>int.de)<br />
David Spieth<br />
Erscheinung: Fünfmal jährlich<br />
Titelfoto: Aussendung von Familie Waidelich, Stuttgart, 2014<br />
„Ich bat Gott, dass ich in den<br />
Kaukasus reisen und von<br />
Jesus weitersagen könne.<br />
Aufgeregt saß ich nach zwei<br />
Jahren im Flugzeug.“<br />
PXXXXX<br />
Dieses Symbol nennt<br />
die Projektnummer des<br />
jeweiligen Missionars,<br />
so können Sie gezielt<br />
für die Arbeit einzelner<br />
Missionare spenden.<br />
Herzlichen Dank.<br />
Spendenkonten:<br />
Volksbank Kraichgau, <strong>DMG</strong><br />
IBAN: DE02 6729 2200 0000 2692 04<br />
BIC: GENODE61WIE<br />
Schweiz: Swiss Post, SMG<br />
Vermerk: <strong>DMG</strong><br />
IBAN: CH92 0900 0000 8004 2881 3<br />
BIC: POFICHBEXXX<br />
Die Arbeit der <strong>DMG</strong> ist als steuerbegünstigt anerkannt. Spenden werden<br />
im Rahmen der Satzung entsprechend der Zweckbestimmung für missionarische<br />
oder mildtätige Zwecke eingesetzt. Stehen für ein Projekt ausreichend<br />
Mittel zur Verfügung, wird die Spende für einen ähnlichen satzungsgemäßen<br />
Zweck verwendet.<br />
Ein halbes Jahr später nahm ich an einer<br />
Missionsschule für die Völker im sogenannten<br />
10/40-Fenster teil, der Weltgegend zwischen<br />
dem 10. und 40. Breitengrad. Besonders berührten<br />
mich unerreichte Volksgruppen in Nord- und<br />
Zentralasien. Ich bat Gott, dass ich in den Kaukasus<br />
reisen und von Jesus weitersagen könne.<br />
Nach zwei Jahren und kurzen Einsätzen in Israel,<br />
Palästina und im Jesiden-Flüchtlingslager im<br />
Irak erhörte Gott 2019 mein Gebet: Aufgeregt<br />
saß ich im Flugzeug Richtung Osten. Kurz zuvor<br />
hatte ich mich bei der <strong>DMG</strong> beworben.<br />
Auch hier im <strong>Heimat</strong>büro erlebe ich hautnah<br />
mit, was Gott in der Welt tut. Als Mitarbeiterin<br />
der Öffentlichkeitsarbeit plane ich Missionstage<br />
und -wochenenden in <strong>Gemeinde</strong>n, Auftritte<br />
bei Messen, Konferenzen und Kongressen. Ich<br />
pflege unseren Instagram-Account für junge<br />
Christen mit spannenden Neuigkeiten aus aller<br />
Welt. Und ganz neu: Ich helfe mit, dass junge<br />
Menschen durch ImPuls-Reisen der <strong>DMG</strong> ähnliche<br />
Erfahrungen sammeln dürfen, wie ich das<br />
selbst erlebt habe.<br />
Auch privat ermutige ich junge Christen, sich<br />
für Unerreichte einzusetzen: selbst zu gehen, für<br />
Missionare und Völker zu beten und zu spenden.<br />
Ich helfe bei Missionsschulungen und Gebetsabenden.<br />
Berufen, hier in der <strong>Heimat</strong> zu sein?<br />
So fühlt sich das momentan an. Wo ich in zehn<br />
Jahren sein werde? Das weiß nur Gott. Finden<br />
auch Sie Ihre Berufung in seiner weltweiten<br />
Mission!<br />
<strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 2 | <strong>2020</strong><br />
Bitte geben Sie im Überweisungsträger die Projektnummer und den Namen<br />
eines Missionars, „<strong>DMG</strong>“ oder „Wo am nötigsten“ an. Herzlichen Dank!<br />
Datum Datum Unterschrift(en)<br />
IBAN IBAN<br />
06 06<br />
Angaben Kontoinhaber: zum Kontoinhaber: Name, Vorname/Firma, Name, Vorname/Firma, Ort Ort (max. 27 Stellen, keine Straßen- oder Postfachangaben<br />
PLZ Freundesnummer Straße Spenders: (falls bekannt) (max. 27 Stellen) PLZ und Straße des Spenders (für Spendenbestätigung)<br />
Spenden-/Mitgliedsnummer Projektnummer oder Name des Stichwort Spenders bzw. - (max. Name 27 Stellen) des Missionars<br />
ggf. Stichwort<br />
Betrag: Euro, Euro, Cent Cent<br />
G E N O D E 6 1 W I E<br />
Danke!<br />
BIC BIC des des Kreditinstituts (8 oder 11 Stellen)<br />
SPENDE<br />
SPENDE<br />
D E 0 2 6 7 2 9 2 2 0 0 0 0 0 0 2 6 9 2 0 4<br />
IBAN IBAN<br />
D M G 7 4 8 8 9 S i n s h e i m<br />
Angaben zum zum Zahlungsempfänger: Name, Name, Vorname/Firma (max. 27 Stellen, bei maschineller Beschriftung max. 35 Stellen)<br />
Name Name und und Sitz Sitz des des Überweisenden Kreditinstituts BIC BIC<br />
Staaten in in Euro. Euro.<br />
SEPA-Überweisung/Zahlschein<br />
Für Für Überweisungen<br />
in in Deutschland und und<br />
in in andere EU-/EWR-<br />
-
Die Berichte dieser Zeitschrift finden Sie<br />
auch online als Podcast zum Anhören.<br />
HOFFNUNG<br />
IST ANSTECKEND<br />
PROJEKT:<br />
CORONAHILFE WELTWEIT<br />
300 Langzeitmissionare der <strong>DMG</strong> verbreiten Hoffnung<br />
und helfen ganzheitlich. Ihre Spende unterstützt<br />
zum Beispiel: Hungerhilfe unter Flüchtlingen<br />
in Südamerika und im Nahen Osten. Krankenhäuser<br />
in Nepal, Pakistan, Niger und Benin. Bibelschulen, die<br />
auf Online-Unterricht umstellen müssen. Und in allem<br />
erleben unsere Mitarbeiter eine neue Offenheit für<br />
Fragen nach Gott. www.<strong>DMG</strong>int.de/Coronahilfe<br />
P50261 Coronahilfe weltweit<br />
PROJEKT:<br />
CORONA-SONDERKOSTEN<br />
Durch die Krise sind uns als <strong>DMG</strong> unerwartete<br />
Kosten entstanden: Flugkosten für die staatlich<br />
angeordnete Rückholung unserer 35 Mitarbeiter im<br />
kurzen Auslandseinsatz. Im <strong>Heimat</strong>büro musste spontan<br />
in Technik investiert werden, damit mehr Mitarbeiter<br />
zu Hause arbeiten können. Erwartete Einnahmen<br />
durch Gäste- und Seminarbetrieb fallen aus. Wir danken<br />
Ihnen, wenn Sie uns auch dabei helfen. Bei vielen<br />
Mitarbeitern fallen anrechenbare Aufgaben weg, weshalb<br />
wir für die in Deutschland auf „Kurzarbeit“ gehen.<br />
Ihre Aufmerksamkeit Mitmenschen gegenüber, Worte<br />
der Ermutigung und ihr Gebet werden immer noch zu<br />
100 % gebraucht. Mit Ihrer Hilfe wollen wir weiterhin<br />
mindestens 90 % der Gehälter zahlen.<br />
P08 Corona-Sonderkosten<br />
„WIE GEHT ES DEN<br />
MISSIONAREN?“<br />
So schön, wie oft wir diese Frage von <strong>Gemeinde</strong>n,<br />
Angehörigen und Freunden hören: Wir sind uns<br />
der körperlich-seelischen Belastungen und Gefahren<br />
bewusst, die ein Einsatz heute bedeutet. Als <strong>DMG</strong> tun<br />
wir alles, um unsere Missionare zu unterstützen. Wir<br />
stehen ständig in Kontakt und prüfen die Gefahren<br />
für jeden einzelnen. Bitte beten Sie um ihre Bewahrung<br />
und dass Jesus durch sie ansteckende Hoffnung<br />
verbreitet …<br />
„ICH VERTRAUE JESUS!“<br />
Mitte März haben wir unsere Freiwilligen und<br />
Kurzzeitmitarbeiter vorzeitig aus den Einsätzen<br />
zurückbeordert. Ein Wunder, die 35 Leute in so<br />
kurzer Zeit und der chaotischen Weltsituation sicher<br />
in Deutschland zu wissen. Was empfinden die jungen<br />
Leute, wenn sie an die Rückkehr denken?<br />
„Wir müssen nach Deutschland zurück?!<br />
Schockstarre. Panik. Mein neues Zuhause<br />
verlassen? ‚Lass uns erstmal Lobpreis<br />
machen‘, sagte Almuth. Ja! Was sonst könnten<br />
wir tun?“<br />
Johanna und Almuth waren in Israel<br />
„Ich habe sieben erfüllte Monate voll prägender<br />
Erfahrungen und neuer Freunde erlebt, auf die ich<br />
dankbar zurückschaue. Ich genoss die letzten<br />
Tage in der Gastfamilie. Zur Abschiedsfeier<br />
kamen 50 Leute – sehr emotional, tansanisch<br />
fröhlich. So fand ich Frieden.“<br />
Josia war<br />
in Tansania<br />
„Gottes Plan ist perfekt: Zeitgleich mit dem<br />
Abbruch hat sich für mich die Tür für eine<br />
Ausbildungsstelle geöffnet; darüber freue<br />
ich mich sehr.“<br />
Sarah Lena war in Italien<br />
„Überfordert und traurig war ich, dann trösteten<br />
mich die Gasteltern und chilenische<br />
Freunde. Gott war in dem ganzen Chaos<br />
dabei und hat die Kontrolle behalten.“<br />
Lydia war in Chile<br />
„Überwältigt von Gefühlen, fiel ich meiner Mama in<br />
die Arme. Schmerz und Frust wichen Freude,<br />
Liebe und Geborgenheit. Zu Hause! Traurig,<br />
glücklich, verwirrt, ohne Plan und mit den<br />
Gedanken woanders. Ich vertraue Jesus.“<br />
Joela war in Israel