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Stanislaw Lem - Transfer

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»Na, das mit Arder.«<br />

»Waaas?«<br />

»Klar. Hätt ich mich noch vor unserem Start geweigert, so würde Gimma doch...«<br />

»Na, weißt du! Wie konntest du denn wissen, dass ihm ausgerechnet das Radio ausfallen wird?<br />

Und wenn es etwas anderes gewesen wäre?«<br />

»Wenn. Wenn. Aber da gab es kein Wenn. Es war das Radio.«<br />

»Warte mal. Und das hast du in dir sechs Jahre lang herumgetragen, ohne einen Ton zu piepsen?«<br />

»Was sollte ich schon reden? Ich dachte mir, dass es vollkommen klar wäre - nicht?«<br />

»Heiterer und schwarzer Himmel! Was redest du da, Mensch! Besinne dich doch. Hättest du es<br />

gesagt, hätte sich jeder an die Stirn getippt. Und war es vielleicht auch deine Schuld, als sich bei<br />

Enuesson das Bündel entfokalisierte? Wie?«<br />

»Nein. Er... nun, Herdstörungen kommen schon vor.«<br />

»Weiß ich. Ich weiß alles. So viel wie du. Keine Angst, Hal, ich kriege aber keine Ruhe, bis du<br />

mir nicht sagst...«<br />

»Was denn schon wieder?«<br />

»Dass das alles bei dir nur Hirngespinste sind. Es ist doch barer Unsinn. Selbst Arder würde dir<br />

das sagen, wenn er könnte.«<br />

»Schönen Dank auch.«<br />

»Hal, wenn ich dir jetzt eine knalle...«<br />

»Pass nur auf. Ich bin schwerer.«<br />

»Ich bin aber wütender, verstehst du? Dussel!«<br />

»Olaf, schrei doch nicht so. Wir sind hier nicht allein.«<br />

»Schon gut. Gut. War es aber Unsinn - ja oder nein?«<br />

»Nein.«<br />

Olaf sog die Luft ein, bis seine Nasenflügel weiß wurden.<br />

»Und warum nicht?« fragte er fast freundlich.<br />

»Weil... weil ich die knauserige Hand von Gimma schon früher bemerkt hatte. Meine Pflicht war<br />

es, das zu berücksichtigen und Gimma gleich unter Druck zu setzen. Und nicht erst, als ich mit<br />

Arders Todesanzeige wiederkam. Ich war zu weich. Deshalb.«<br />

»Na schön. Gut. Du warst zu weich... So? Nein! Ich... Hal! Ich kann nicht mehr. Ich fahre hier<br />

weg.«<br />

Er sprang vom Stuhl auf. Ich auch.<br />

»Ja, bist du denn verrückt geworden?« schrie ich. »Weg willst du? Sieh einer an. Und nur deshalb,<br />

weil...«<br />

»Jawohl, ja. Soll ich mir vielleicht deine Hirngespinste anhören? Ich denke nicht daran. Arder hat<br />

doch nicht geantwortet - stimmt's?«<br />

»Hör auf.«<br />

»Hat er geantwortet?«<br />

»Nein.«<br />

»Könnte er einen Energieausfall gehabt haben?«<br />

Ich schwieg.<br />

»Könnte er tausend verschiedene andere Havarien gehabt haben? Und vielleicht geriet er in einen<br />

Echostreifen? Vielleicht ging sein Signal aus, als er die Kosmische in den Turbulenzen verlor?<br />

Vielleicht wurden seine Sender entmagnetisiert über dem Fleck da und dann...«<br />

»Genug.«<br />

»Du willst mir nicht recht geben? Du solltest dich schämen.«<br />

»Ich habe ja nichts gesagt.«<br />

»Na eben. Also, konnte ihm irgend etwas von den Dingen passieren, die ich jetzt nannte?«<br />

»Schon...«<br />

»Ja, warum versteifst du dich dann, dass es nur ausgerechnet das Radio, das Radio und nichts<br />

anderes als das Radio war?« »Vielleicht hast du recht...«, sagte ich. Ich fühlte mich schrecklich<br />

müde, und alles schien mir auf einmal egal zu sein. »Vielleicht hast du recht«, wiederholte ich.<br />

»Das Radio... war einfach das wahrscheinlichste, weißt du... Nein. Sag nun nichts mehr. Wir

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